142. Arcibiskup pražský líèe zkázu mravù své doby podává své dobré zdání, aby vùèi hrozícímu nebezpeèí od nepøítele Turka obecným mandátem vyzván byl všechen lid k pokání a modlitbám.

1566, 3. bøezna. MS. souè. v archivu arcibiskupství Pražského.

(Der Erzbischof stellt unter Anführung zahlreicher Bibelstellen die drohende Türkengefahr als Strafe Gottes für die in der Christenheit herrschenden Sünden und Laster dar und ermahnt zur Busse. Die nachfolgenden Stellen seines Memorials enthalten eine Schilderung des damaligen Sittenverfalles und den Entwurf zu einem Generalmandat sowie ein allgemeines Gebet zur Abwendung der Feindesgefahr.)

... Man hasset die Abgötterei mit dem Munde und ist doch das jetzig Leben der Menschen nichts anders denn Abgötterei; denn man liebet und ehret mehr den Leib denn Gott, dienet mehr dem Bauche denn Gott, Wollust gehet allenthalben in Schwank; darinn ist Gottesvergessen; heidnischer leben die Heiden selbst nicht. Der Name Gottes, der unter uns geheiligt sein soll, ist nie lästerlicher geschändet, gespottet und verachtet worden bei Jung und Alt, Vlann und Frauen, Gotteslästerungen hält die muthwillige, blinde Welt für keine Sünde mehr, Tag und Zeit, zu Gottes Ehr und Dienst bestimmt, braucht man zu weltlicher Üppigkeit, Sünde und Laster.

... Wie der Gehorsam Gottes also auch der Obrigkeit und Eltern ist verachtet und verworfen. Der Unterthan ist wider den Herrn, das Kind wider den Vater. Hass, Zorn, Neid, heimliche Todtschläge, Hader und Zank, Unnachbarschaft, Feindschaft findet man in allen Gassen. Die Liebe Gottes und des Nächsten ist verloschen; Hurerei, Unzucht, Blutschande, Ehebruch, Jungfrauenund Knabenschänden ist nie gemeiner gewest; Diebstal, Übersetzungen, Vervortheilungen und Kirchenraub, Schinden und Drücken der Armen und Unterthanen, Hoffart in Kleidung, übrig und epicurisch Schwelgen, Saufen und Fressen, dadurch Gott und den Armen das Ihre gestohlen wird, sieht man an allen Orten, falsch schwören und zeugen, lügen und betrügen scheuet sich Niemand. Also ist keine Schand mehr, schnöd und unzüchtig reden, böse Begierden und Lüsten werden nicht gewehret; wer mit List, Betrug, Vortheil, Praktiken den andern um das Seine bringen kann, der hat Freude daran, und was in Summa der Sünden mehr sind wider den Glauben und Liebe Gottes und des Nächsten; dawider hilft kein Gebot noch Ordnung Gottes, der Kirchen und Obrigkeit.

... Aus diesem jetzt angezeigtem und eingeführtem kurzem Begriff möchte man, das Volk zu einem Ernst zu bewegen, das am meisten dienstlich wäre, heraus ziehen und in eine ordentliche Form eines Generalmandates mit kanzleiischem Stylo bringen, wie dann zuvor auch Mandata im gleichem Fall ausgangen sein; darinnen sollt auch gemeldet werden vom Mittags Glockenläuten, gemeinen Gebet und wie man diese Fasten für über in der Wochen dreimal die Procession sammt der Letania und ihren zugeordneten Kollekten und Gebeten wider die Heiden in der Metropolitan- Kirchen allhie halten würdet, also soll allen Geistlichen überall auferlegt werden, dass sie es auch anderswo halten, nach Ostern aber an Mittwochen und Freitagen zwier in der Wochen; auf den Kanzeln die Prediger müssen das Volk mit Ernst dazu vermahnen, die Not, so vorhanden, exagerieren und beschweren, wie sie dann an ihr selbst so gross, dass sie nicht grösser sein kann, das Volk zur Busse reitzen und zu stetem Gebet weisen, die Predigen allwege mit einem Gebet (wie hernach gesetzt werden soll) oder dergleichen beschliessen. An denen Orten, da in der Wochen sonst nicht gepredigt wird, möchte man nach der Procession ein solch Gebet neben der offenen Beicht dem Volke fürsprechen und weil der weltlichen Obrigkeit Befehl und Anordnung ein gross Ansehen und jetziger Zeit mehr ausrichtet, so müsste in Mandaten den Obrigkeiten und Amtleuten der Städte, Märkte, Dörfer auch geschafft werden, dass sie ob diesem allen Hand hielten und darauf sehen, dass es also gehalten würde.

Dazu wird auch nicht wenig helfen und sonst auch grossen Nutzen schaffen eine aufgerichte Polizei und Ordnung, dadurch die Fresserei und Vollsaufen abgeschafft werde, denn St. Augustin vergleicht solche Menschen, die allzeit in Vollbrötigkeit leben, einer stinkenden Lacke, die nimmer trocken wird, darinnen nichts anders denn Nattern, Kröten und alles Unziefer sich gebiert, also auch ein Schwelger, Fresser und Saufer, der ohne Unterlass den Kropf und Bauch voll hat, gebiert kein Tugend, sondern nur Sünd und Laster, geilet in Sünden nicht anders als ein Mastschwein im Koth.

Es sind jetzt alle Stände aus Gelenk des Rechtes gewichen, geistlich und weltlich, was der Bischof, Prälat, Herr, Edelmann und Bürger an und beim König oder Fürsten sieht, das will er wie ein Aff auch an ihm haben; daher folget bei allen niedern Ständen ungebührlich Kleidungen, dass derselben halben der Bürger vom Herrn nicht unterschieden mag werden; daher folget das lange unermesslich Tischen, unzählige Speisen, zu dem kommt das Vollsaufen, aus dem alle Sünde. Da wäre Zeit, und ist lang Zeit gewest, dass man leges sumptuarias ordnete, wie die alten, und dürfte meines Erachtens die Obrigkeit auf den Landtag nicht warten, sondern möchte es selbst anschaffen und würde solches sonder Zweifel keinem Verständigem unangenehm sein, und sage fürwahr, da in diesen Landen das einzige Laster der Völlerei abgeschafft, dass viel Gutes nachher folgen würde und viel Sünden vermieden blieben.

Man sollte auch bald bei den Ständen und Städten herum sehen lassen, wie das sechste Gebot Gottes gehalten wurde, und die Übertreter mit Gerechtigkeit strafen; wo nicht, so ist vor Augen, dass Gott selbst strafen will, also, dass wir die Hände in kurzem auf den Köpfen zusammenschlagen werden.

Nicht minder sollte auch zu allen andern Unordnungen, und Leichtfertigkeiten gebührlich gesehen werden.

Folget hernach ein Gebet wider den Türken.

O allmächtiger, ewiger, barmherziger, gütiger Gott, Herr himmlischer Vater, lass zu dem Thron Deiner Allmächtigkeit kommen unser inniges Gebet, das wir mit reuigem Herzen, mit Klageri und Seufzen thuen. Wende Deine Augen der väterlichen Barmherzigkeit wieder auf uns Arme, Elende, Deine Kinder, gedenk unserer Sünden nicht, denn uns ist vom Herzen leid, dass wir Dich jemals erzürnt haben. Die Strafe haben wir wol verdient mit unserer sündlichen Ungerechtigkeit, sprechen und erkennen uns ungerecht und strafwürdig, geben Dir allein die Ehre, Preis und Gerechtigkeit. Bei uns ist eitel Sünde und Laster und nichts, dadurch wir Deine Gnade erwerben möchten, denn allein die Verdienste Deines einzigen lieben Sohnes, unseres Heilandes Jesu Christi, die uns Verlorenen vorhin geschenkt und aus Gnaden gegeben sind; auf dieselben rufen wir Deine unergründete Barmherzigkeit an und bitten Dich, erbarme Dich unser und wende Deinen Zorn von uns, vergib uns unsere Sünde, verleihe Gnad Dich anzurufen im Geist und in der Wahrheit, Dir zu dienen in Gerechtigkeit und bussfertigem Leben. O Herr, siehe es kommen die Heiden, der Feind Deines Namens, der Türke, gewaltiglich in Dein Erb, sie verunreinen Deinen heiligen Tempel und verwüsten das christliche Jerusalem. Dieser Feind hoffet in seine Gewalt und in die Fülle seines erschrecklichen Kriegsvolkes, wir aber hoffen und vertrauen allein auf Dich, o Herr, unser Gott; er drohet uns fast und will mit dem Schwert und Tyrannei Deine Christenheit, welche durch das theure Blut Deines lieben Sohnes erkauft und Dir zum Eigenthum gemacht ist, vertilgen und ausrotten und Deinen heiligen Namen niederwerfen. Wache auf, o gütiger Vater, mit Deiner allmächtigen Gewalt; in uns haben wir so viel Macht nicht, dass wir vor diesem Feind bleiben und dieser Geiährlichkeit entrinnen möchten. So wollest Du Herr selbst unser Schutz und Schirm sein und sehen auf des Feindes Gewalt, wie Du gesehen hast auf das Heer Pharaonis, da er Dein Israel verfolget und Du ihn gewaltiglich mit dem tiefen Meere bedeckest und mit seinem Gewalt vertilgest, also dämpfe dem Türken auch seinen hochmüthischen Gewalt und mache ihn zu Schanden, dass alle Welt erkenne, dass Du der rechte unser Gott bist und kein anderer. Streite Du, o gewaltiger Gott, selbst für uns und hilf uns Unwürdigen und Unverdienten nach Deiner grossen Gewalt und Barmherzigkeit, dass Dein Name in der gemein Welt bekannt, gelobt und gepreist werde unter dem Frieden und Einigkeit Deiner hochbedrängten Christenheit. Das verleihe, o Herr, durch Deinen viel geliebten Sohn unsern Herrn Jesum Christum, der mit Dir herrschet in Ewigkeit. Amen. Pater noster etc.




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