200. Erzherzog Ferdinand erstattet seinem Vater dem König Ferdinand ein Gutachten über mehrere wegen ihrer Theilnahme an dem Aufstande zur Verantwortung gezogene Personen.

dd. PRAG, 28. Okt. 1548, - Kopie des k. k. Statthalterei-Archivs in Prag. Hofberichte.

Allergenedigister liebster Herr und Vater. Als ich auf Eur kün. Mt. Befelich des Datum Wien am ailften Tag vergangenes Monats Augusti gewesen, die Personen, so in jungst verloffenen Kriegsempörung wider Eur kün. Mt. dem gewesenen Churfursten und andern Euer Mt. Widerwertigen gedient, nachdem sie sich unverhörten Sachen des iren entsetzt zu werden beschwert, hieher auf Eur Mt. Schloss Prag auf den vier und zweinzigisten Tag verschienes Monats Septembris ir Unschuld darzuthun erfordert, darauf sein sie zum Thail personlich und aiiis Thails durch ire Anwald erschienen und ir jeder sein Entschuldigung in Schrift eingelegt, wie ich dan Eur Mt. dieselben hiemit ferrer sambt nachfolgendem meinem darauf, doch auf Eur Mt. genedigiste Verpesserung, Willen und Wolgefallen gestelten Gutbedunken gehorsamblich übersenden thu.

Soviel nun erstlich Caspern von Minckwicz Entschuldigung, darin sie ausserhalb aines Clagers kein Beweisung zu thun schuldig zu sein vermählen, es werde inen dan rechtlich auferlegt, betritt, weil daraus vermerkt wirdet und auch sunst offenbar und am Tag ist, das er Casper Minckwicz uber und wider der Rom. kais. Mt. und Eur kün. Mt. ausgangen Mandat, darinnen Ir kais. und Eur kün. Mt. alle die, so dem gewesnen Churfursten und seinen Anhengern als Echtem mit Lehens und andern Pflichten verwant gewesen, derselben irer Pflichten absolviren und ledig zelen und inen dieselben nit mer zu laisten gepieten thun, sich zu gemelten gewesnen Churfursten in Dienst, nemlichen in die Besazung Weissenfeis, danumals Eur Mt. sich mit Herzog Maurizen Churfursten verglichen und in ainer Hulf gestanden, noch waiter gebrauchen lassen, wie er dan auch darinnen gefangen worden, derhalben er meines Erachtens etwas zu viel hierin gehandelt haben möcht, also das seine offenbare Handlung weiter keines Anclagers noch Beweisung bedürftig, so achtet ich demnach, gemelter Caspar von Minckwicz solte andern zu ainem Exempel und Ebenbild ungestraft nit hingeen und wer mein gehorsamb Gutachten Eur Mt. hetten obernants Caspern von Minckwicz Straf und Peen auf fünfhundert Gulden gestelt, furnemlich weil Eur Mt. die Adels Personen im Voitland, als die Planiczer, Metschl und ander soviel ein merers wider Eur Mt. gehandelt und den Jochimstal und andere Eur Mt. und derselben Underthanen, Flecken und Güter mit der That an-grieffen und einnemben helfen, bei ainer gnedigen Geltstraf beleiben lassen. Zu dem das auch gemelte Gebruder von Minckwicz nit eines sondern grossen Vermugens sein und er Caspar sonst ausserhalb des wie oberzelt. wider Eur Mt., wie ich bericht, personlich nit gedient haben solt und das Eur Mt. derselben Landfogt in Nider Laussniz Graf Albrecht Schlicken solches alles gemeltem Casparn Minckwicz nach lengs zu erzelen und die funf hundert Gulden, die Eur Mt. ime auf mein und anderer Furbitt zu ainer gnedigen Straf zu geben auferlegt, von ime zu empfahen befeien und auferlegt hetten.

Was den Bartlmen von Minckwicz eingelegte Schrift und Entschuldigung betrifft, die-weil er selbst bekent, dass er dem Landgrafen zu Hessen gedient und sich also uber hochernenter kais. und Eur kün. Mt. ausgangenen Generalmandat und Achterklerung als Eur Mt. Lehensman, dieweil er in oder nach Verkaufung seines Antails am Gut Drenaw Eur Mt. die Lehenspflicht nicht aufgesagt, noch abgekundet, sondern den Anfall desselben noch erwarten und haben wollen, im Feld bei gemeltem Landgrafen von Hessen personlich gebrauchen lassen, wer mein gehorsamb Gutbedunken Eur Mt. hetten gegen ime, mit gleicher Straf der fünfhundert Gülten verfaren lassen. Und Wiewol er vermeldet, und zu einem Behelf nimbt, als solt die kais. Mt. allen des Landgrafen Hofgesind vermug Irer kais. Mt. Capitulation verzigen haben, davon werden Eur kais. Mt. gnedigist Wissen tragen und im Faal, do es besehenen, sich gegen ime zu erzeigen wissen, wiewol ich acht, das sich soliche Capitulation auf die dritt Person nit ziehen thu, sondern vorbehalten sein wirdet.

Betreffend aber den dritten Bruder Doctor Erasmen von Minckwicz, wiewol derselb in seiner Entschuldigung furgibt, als solt er nit gewust haben, das solich des gewesenen Churfursten und Landgrafen furgenomber Zug wider die Rom. kais. Mt. und Eur kün. Mt. gewesen sein solt, so ist er doch darinnen ubelbegrundt, dan er einmal, wie wissentlich, ermelts gewesenen Churfursten furnembster Rat ainer, darzu ein Gesandter auf den Reichstag zu Regenspurg und sunst ungezweifelt bei allen andern Handlungen gewesen, dieselben berathschlagen, auch on Zweifel als ain Rat nit allein die Aufkundung der Lehenspflicht, so der gewesten Churfurst und Landgraf zu Hessen für sich und ire Mithelfer der Rom. kais. Mt. und allen denselben, so Irer kais. Mt. hulflich und furdersam gewesen, gethan, verfassen helfen, sondern sich auch das ungehorsamb beheimisch Kriegsvolk bei dem Joachimstal wider die kais. Mt. und Eur kün. Mt. dem gewesenen Churfursten zuzuziehen zu bewegen als ain Gesandter gebrauchen lassen. Zu dem ist er er auch bei dem gewesnen Churfursten uber und wider der Rom. kais. Mt. und Eur kün. Mt. Mandat und Declaration, darumben er, wie gemelt, gut Wissen getragen, als er der Churfurst Eur Mt. Markgrafthumb Nider Lausicz als sein des Doctors Vaterland angegriffen, in Diensten belieben, also das er dardurch meines Erachtens wider Eur Mt. als seinen Lehens und Erbherrn nit wenig gehandelt und verbrochen und ob er auch wol seinem Anzeigen nach seinen Antheil am Gut Drenaw zuvor auch verkauft solt haben: so ist doch solches nur auf ainen Schein, wie ich bericht beschehen. Zu dem, so hat er auch gleichermassen, wie sein Bruder Barthelme von Minckwicz sein Lehenspflicht bei dem Landfogt, wie es sonst im Markgrafthumb gebreuchig, nit ausgekundt; derhalben mein gehorsamb Gutbedunken war, Eur Mt. hetten ime dannacht in Ansehung der Furpitt, so seinenthalben zu Augspurg an Eur kün. Mt. beschehen solten sein, zu Straf zwai Tausent Gulden auferlegen lassen.

Sovil dan Leopolden Kokrczicz anlanget, wo derselb also seine Güter im Markgrafthumb Nider Lausicz seinem Anzaigen nach verkauft und die Lehenspflicht Eur Mt. Statthalter aufgesagt und also aus Zulassung und Vergönnung etlicher seiner Freund auf irem Siz ainem in Land als ain freie Person gesessen auch in des gewesenen Churfursten Leger allein von wegen Aufbringung einer Summa Gelds zu Abzalung seiner Schulden gewesen, davon dan der Landfogt in Mder Lausicz an Zweifel ein Wissen tragen wirdet, so het er meines Erachtens wider Eur Mt. in nichte gehandelt noch etwas verwirkt. Derhalben meingehorsamb Gutbedunken wer, Eur Mt. hetten obernenten Landfogt auferlegt und befolen sich solches aigentlich zu erkundigen und wo dem also und er in seinem Anzeigen begrundt, ine folgends der Straf zu erlassen und ledig zu zelen, wo nit, das er ine alsdan in Verstrickung nemb, also wan Eur Mt. ine dieser Sachen halben erfordern, das er an die Ort, dahin ime verkundt, sich widerumb zu stellen und Eur Mt. vernern Beschaid zu gewarten schuldig sein.

Belangend Georgen von Buckhensdorf, nachdem er sich entschuldigt, als er der kais. Mt., der er hievor auch gedient solt haben, diensthalben als ain ainziger Landsknecht zu ziehen wellen, das er von des gewesenen Churfursten Räten genötigt und gedrungen worden, keinen andern als iren Herrn Herzog Hansen zu dienen, wolt Eur Mt. ich in Gehorsam raten, das sie dem Landvogt in Nider Lausicz befolen hetten, ime von Buckhensdorf aufzulegen, das er sein Entschuldigung mit seinem cörperlichen Aid beweise und sich des purgire, das er kainer andern als der Mainung, wie sein Entschuldigung vermag, von Haus ausgezogen und zu andern Diensten gedrungen worden sei und wo dasselbe beschehen, so möcht er alsdan der Straf erlassen werden. Im Fall aber das er sich dasselb zu thuen waigern, alsdan mit Verstrickung gleichsfals wie oben vom Kokrczicz gemelt, gegen ime verfaren werden und nachdem solches auch Hansen von Glaubicz als einem noch jungen und unerfarnen Gesellen widerfaren, macht gleichsfals gegen ime mit Aidspflicht oder Verstricknus gehandelt werden.

Sovil dan Veitten und Michaeln von Schliben und irem verstorbenen Bruder betrifft, woferr dem also, wie sie anzeigen, welches sich dan der Landvogt erkundigen und erfragen wird mügen, so sollen sie demnach ires von irem Brüdern anerstorbenen Guts furnemlich, weil sie sich baid in derselben Empörung gegen Eur Mt. iren Pflichten gemess verhalten und ir Bruder numeer todt, meines Erachtens billichen nit entsetzt noch darumb gestraft werden. Im Fall aber das die Sach in Erkundigung änderst befunden, so werden sich alsdan Eur Mt. gegen inen mit gebürlicher Straf auch zu erzeigen wissen.

Gleicher Weis mag es auch mit Georgen Hansen und Heinrichen Gebrüdern von der Sal, dieweil sie sich mit deren von Schrieben Entschuldigung vergleichen, furgenummen und durch den Landvogt Erkundigung gehalten werden.

Betreffend Andressen Khüen zum Khrossen, wiewol derselbe bekent, das er in jüngster Künigsentpörung Weifen von Schönbergs, als des gewesten Churfursten Rats aines Diener gewesen, so hab er sich doch auch nur aus Unverstand als ein junger lediger Gesell an alles Gefehr zu ime in Dienst gegeben. Dieweil er dan jeziger Zeit, wie die Commissari selbst auch angezeiget, nichts aignes, sonder erst nach seiner Muter Absterben und nit ehe bei sechsthalbhundert Gulden Wert zu gewarten hat, so kan ich demnach nit erachten, das Eur Mt. an im viel bekumben werden mügen, sonder mein gehorsam Gutbedunken wer, Eur Mt. hetten ine in Ansehung, das er in der Niderlag neben andern auch gefangen, hart verwundt und geschätzt worden, hierin Gnad und Barmherzigkeit nach derselben gnedigisten Gefallen mitgethailt und ist darauf mein gehorsamb Gutbedunken, Eur Mt. hetten dem Landvogt in Nider Lausicz mit dem ehisten von derselben Hof aus befeien und auferlegen lassen, die Sachen jeder Person in Sunderheit auf den zweinzigisten Tag jetzt künftiges Monats Novembris, darauf ich sie dan wie Eur Mt. aus beigelegter Copei vernemben werden, verabschiedet hab, zu Luben Eur Mt. guedigisten Entschluss nach furzuhalten und inen die obbemelt Straf aufzulegen. Im Fall aber das etlich aus inen solidi auferlegt Straf Gelt nit entrichten noch soliches unverhörter weiter Sachen für ain Gnad achten und annemben wolten, so wer mein gehorsam Gutbedunken, Eur Mt. hetten denselben auf ir Begereu, wiewol es kain Noturft, weil ain jede offenbare That keiner Beweisung bedarf und Eur Mt. auch soliches zu thuen nit schuldig, aber doch zu einem Uberfluss und damit sie von Eur Mt. nit sagen oder ausbraiten durften, das sie unverhörter Sachen und ausser Rechtens des iren entsetzt wern worden, das Recht furschlagen und sie dort in Nider Lausicz mit Recht furnemen lassen und was inen als das Recht geb, das sie dasselb also an ferrere Genad zu volziehen schuldig und verpunden sein sollen, doch das der Landvogt mitlerweil von wegen forderlicher Eerörterung des Rechten derselben Hab und Güter als zu der dritten Hand sequesterweis einziehe und dieselbe bis zu Austrag der Sachen verwaltungsweis innehalte, also weme dieselben rechtlich zuerkant, das er demselben solche abtrete, einräume und von der Abnuzung gute Raitung thuen solle. Dan durch diesen Weg wirdet geacht, das dieselben strafmessigen Personen ehe die Geldstraf als das Recht annemben werden und nachdem vornewente zwen Bruder von Minckwicz, Bartlme und Erasmus iren Antheil am Gut Drenaw unter dem Schein, wie gemelt, den andern ireu Brüdern verkauft und inen das Geld darumben noch ausstendig, so wirdet meines Erachtens ain Noturft sein, das Eur Mt. dem Landvogt in Nider Laussnicz auch auferlegen, darob zu sein, damit soliche Schuld, inmassen mit den Gutern besehenen solt, bis zu Austrag der Sachen hinter ine auch eingeleget werde und wes sich nun Eur Mt. hierinnen, weil ich solches alles zu Eur Mt. vernern guedigisten Erwegen und Willen stelle, entschliessen, des werden Sie mich gnedigist zu berichten und weitere Fertigung darinnen zu thuen auch Ordnung und Befelich zu geben wissen. So übersende ich Eur Mt. auch hiermit wiederumb die Taxation und Schätzung obgemelter Personen Guter, dieselb der Noturft nach gnedigist zu gebrauchen haben und wiewol ich nun solicher obbemelter Personen Geldstraf gern auf ein höhers gebracht, so erstreckt sich doch zum Thail ir Verwurkung, zum Thail auch das Vermugen nit so hoch, als Eur Mt. villeicht zuvor bericht sein möchten worden, es sei dan Sach, das noch merer Personen in gemelten Markgrafthumb Nider Lausicz weren, die wider Eur Mt. gedient hetten, darumben ich aber nichts weiss, mir auch ausserhalb der obbemelten Personen nit mer angezaigt worden. Das hab ich Eur Mt. auf derselben Befelich und mein voriges Zuschreiben in Gehorsam anzuzaigen nit underlassen wollen. Und thue mich etc.

Geben Prag den 28. Octobris anno etc 48.




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