111. König Ferdinand ersucht den Kurfürsten Moritz von Sachsen um Beistand gegen die ungehorsamen böhmischen Stände.

dd. LEITMERITZ, 11. Juni 1547. - Konc. im Arch. des k. k. Minist, d. Inneren in Wien. Böhmen IV. M. 3.

Ferdinand etc. Wir haben deiner Lieb zwei Schreiben, eins vom siebenden im Feldlager vor Wittenberg und das ander vom achten den Tage dieses lauffenden Monats Juni von Torgau ausgangen empfangen und ihres Inhalts nach der leng vernommen und erstlich nit gern gehört, dass sich die Sachen zwischen unsenn Öhem und Fürsten Herzog Fridrichen zur Braunschweig also zugetragen. Wir haben aber auch der Sachen sollichen Bericht, dass die Feind nach dem an Seiner Lieb erlangtem Sieg von dem kais. Kriegsvolk also bestraft worden, das wir uns gentzlich versehen, sie werden nit lang bei einander bleiben, sonder sich bald trennen müssen. So wirdet auch ohne allen Zweifel die Röm. Kais. Mt. unser lieber Bruder und Herr bei allem dem, das zu Bestrafung sollicher Ungehorsamen und Rebellen und zur Ufrichtung und Erhaltung eins gmeinen Frides dienstlich und nützlich sein mag, an ihrer Lieb und Kais. Mt. gnädigen und väterlichen Fursehung und Befurderung nicht erwinden lassen. So wollen wir auch ihr Lieb und Kais. Mt. derhalb brüderlichs gehorsambs Fleiss durch unser Schreiben förderlich gern ermanen und bitten. So viel aber belanget unser Schreiben von wegen der Rüstung und Zubereitung deiner Lieb Hilf zu Ross und Fuss uns zuzeschicken, ausgangen, haben wir nit umbgehen mögen, seither durch ein ander unser Schreiben (so wir Deiner Lieb bei einen eignen Curier durch die Post überschickt) derselben Deiner Lieb erste Hilff in der zwischen unser ufgerichte Erbeinung bestimpt zu erfordern und zum allerfurderlichsten in den Anzug zebringen, und versehen uns, sollich unser Schreiben seie nunmehr Deiner Lieb uberantwurt und von ihro darüber alle noturftige und gebürende Verordnung gethan worden, also dass uns die begerte Hilf zu förderlichsten alher zukomen werde. Wir übersenden aber nicht desto weniger deiner Lieb desselbigen unsers Schreiben Copy hiebei verwart, auf den Fall, da es ihro noch nit zukommen wäre, sich Gestalt und Gelegenheit aller Sachen und unsrer billiche notwendigen Forderung daraus freuntlich zuberichten und demnach ihr erste Hilf (wie darin begriffen) zum allerfürderlichisten abzufertigen und alher zu uns zeschicken wissen, in Betrachtung, was uns und Deiner Lieb selbst zur Erhaltung unsrer beiderseits Underthanen schuldigen Gehorsambs und Ufrichtung langwieriger Ruhe und Sicherheit an der Beförderung und Eil solicher Hilf gelegen. Dann ob sich schon Dein Lieb nach hochgedachter kais. Mt. Abzug in irem Land einicher Unrueb oder Beschwerung zne besorgen hette, so ist doch nur umb soviel desto notwendiger und deiner Liebe Sachen nntzer, dass sie uns die begerten Hilf ohne alles Verziehen zuschicke, damit wir durch dieselben mit und neben anderm unserm habenden Kriegsvolk gebürende Gehorsamb und Einigkeit in dieser unser Krön machen und dann Deiner Lieb und den ihrigen im Fall der Notturft wiederumb stattliche Hilf beweisen mögen; wie wir dann (wo änderst Deiner Lieb erste Hilf bald ankommen wirdet) unsere Sachen der Enden mit Hilf des Allmechtigen gar bald verrichten wollen und darzu allerhand gute Mittel und Weg schon vor Hand haben. Darumb ersuchen wir Dein Lieb nochmaln ganz freuntlichs und gnädigs Fleiss begerende, sie wolle ohne alles lenger Verziehen die mehr berürt ihr erste Hilf richtig machen und uns dieselben (so eilend es nur sein kann und mag) alher zuschicken, so getrauen wir vermittelt gütlicher Gnaden unser Sachen in gar wenig Tagen wol zu verrichten und darnach uf einem fürderlichen fridlichen Landtag alles das, so wir und unsrer Krön Behem Verordnete mit Deiner Lieb und derselben Landschaft Verordneten beschlossen und ufgericht, dahin zebringen, dass es von allen Ständen jetzo wieder gehorsamlich ratificiert und derhalb ein söllich gute und richtige Volnziehung verordnet werde, die Deiner Lieb und derselben Land und Leuten trostlich und allen derselben Widerwärtigen bedenklich und entsitzlich seie; dardurch auch Deiner Lieb in ihren Obliegen nit allein stattlich geholfen, sondern auch noch wol die vorsteende Gefahr und Unruhe verhindert mög werden; also dass söllich Faar und Unruhe vor Forcht in das Werk nit ausbrechen wird dürfen.

Dem allem nach wollen wir uns zu Deiner Lieb unzweifenlich und endlich versehen, Sie werde unverhindert aller in berürten ihrn Schreiben angezognen Ungleegenheiten uns mit forderlicher eilenden Zueschickung mehr gedachter ihrer ersten Hilf nit lassen. So sein wir auch daent-gegen ganz freintlich und gnädiglich entschlossen, Dein Lieb in ihrn fürfallenden Obligen nit zuverlassen, sondern ungespart alles unsers Vermögens freundlich und gnädiglich zu ihro zusetzen, wie dan Dein Lieb bisher von uns beschechen sein im Werk befunden und daneben auch vernünftiglich zeermessen hat, wo wir mit Deiner Lieb obberüerten Erforderung Hilf gesaumpt werden solten, zu was Unruh, Weiterung und Nachtheil söllichs nit allein uns sonder auch Deiner Lieb selbs gegen ihren Underthonen leichtsam gereichen möcht; welches aber mit eilender Zuschickung der begerten Hilf (ob Gott will) leicht furkommen und viel treffenlicher Uncosten, so sunst nachmals mit allerlei Verderbung der armen ufgewendt werden müsste, erspart werden mag.

Das alles haben wir Deiner Lieb uf obberüert ihre Schreiben unsere Notturfft nach gar gnädiger und freundlicher Meinung für Antwurt mit verhalten mögen. Dero wir freuntlichen und gnädigen Willen zu erzeigen vorder wol geneigt sein.

Datum 11. Juni anno etc. 47.




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