88. Befehl des Kurfürsten Johann Friedrich an die Obersten seines Volkes in Böhmen (Heinrich Reuss von Planen, Wilhelm Thumbschim und Georg von der Plaunitz), wohin sie ihren Zug anstellen und was sie sonst verrichten sollen.

MEISSEN, 19. April 1547. - Cop. des grossh. Ges.-Arch. in Weimar. Reg I. Fol. 60-76 Nr. 1-4.

Von Gots Gnaden Johann Friederich, Herzog zu Sachsen, Churfurst und Burggrafe zu Magdeburg. Unsern Gruss zuvor. Edlen lieben Räthe und Getreuen! Wir haben euer Schreiben am Datum Wisnitz beim Cadan Sontags Quasimodogeniti heut frue alhier zu Meissen empfangen, und seines Inhalts vernommen, dass ihr nun den Abschied mit Ehrn Caspar Pflügen und den andern Ständen der Cron Behaim gemacht, dass sie uns zuziehen und helfen wollen, dass hören wir ganz gerne, und ihr habt uns zu Gefallen gethan, dass ihr euch uf gestern Montags uf Sant Annaberg mit euerm Volk verfugt habt. Und wiewol wir uns unzweifenlich vorsehen, ihr werdet den Verlas der Behem Zuzugs und Hulf halben also gemacht haben, dass nunmals bei ihnen kein Mangel sein wirdet, so haben wir doch zu Furderunge der Ding und umbs besten Willen nicht underlassen, unsern Rath Doctor Erasmus von Minckwitz mit einer Werbung zu ihnen zu schicken und anhalten zu lassen, dass sie sich mit dem Zuzug nicht seumen noch ufhalten, wie ihr dann ihnen durch euer Schreiben anzeigen wollet, welchen Weg ihr ziehet, und dass sie euch folgen, auch mit der Zufuhr der Profianden euch Furderunge thun. Und dieweil sich die Stadt Kemnicz als getreue Leuthe nun uf das dritte Herzog Moritzen Uffordern nicht ergeben, wir sie auch der Entsetzunge vertrost, so wollen wir es dofur halten, es werde von Herzog Moritzen mit einer Gewalt noch uneingenommen sein. Dorumb so wollet euer Kuntschaft, eher von S. Annaberg ziehet, machen. Ist nun Kemnitz noch in unser Gewalt, wie wir hoffen, so begehren wir, ihr wollet zu und um Kemnitz verziehen und uns euer Ankunft doselbst zu erkennen geben, wollen wir uns mit euch vorgleichen, ob ihr do dannen zu uns anher oder wir zu euch nach Gelegenheit, wie der Feind seinen Kopf domit wir die Behaim soviel dest eher und sicherer zu uns bringen mugen, rucken und ziehen wollen. Were es aber Sach, dass der Feind Kemnicz einbekommen, oder sich dorumb gelagert hette, wie uns doch derhalben noch kein Kuntschaft zukommen, und ihr kontet sicher der Ende herein nicht ziehen, alsdann euern Weg uf Freiberg zu nehmen, doch uns zuvorn durch euer Schreiben Berichten, welchen Weg ihr ziehet, domit wir euch haben dorauf wie underschiedlichen angezeigt unser Gemuth ferrer anzuzeigen. Und insonderheit wollet euere Kuntschaft nach der Feinde Lager machen, wo der Kaiser sei, dann wie uns Kuntschaften einkommen und wir solchs weiter aus etzlichen niedergeworfenen Briefen vernommen, so können wir doraus nicht anders verstehen, dann dass Herzog Moritz mit seinem Volk und etzlichen des Kaisers Volk allein in unsern Landen die Einnehmunge thue und dass der Kaiser noch draussen sein solle. Domit nun solchs eigentlich erfahren werde, so wollet euer Kuntschaft mit Fleiss nach dem Voitland machen, wie wir auch gethan haben, und was ihr werdet erfahren, uns durch euer Schreiben vormelden. Doran thuet ihr unsere gefellige Meinunge und woltens euch, den wir mit Gnaden gneigt sein, nit bergen.

Datum Meissen Dinstags nach Quasimodogeniti anno etc xlvii.

Wie wir dies Schreiben an euch haben wollen abfertigen, ist uns von euch ein andere Schrift am Datum Commethau des vorschienen Sontags zukommen, und dieweil wir euch in diesem Schreiben angezeigt, wie ihr es mit euerm Zug underschiedlich sollet halten, deme wollet geleben und nachgehen. Als ihr uns aber von der behemischen Botschaft, die zu uns geschickt werden, Vermeidung gethan, wollen wir euch nicht bergen, wie wir dann dir Planiczer uf dein Schreiben, so uns am negsten Sontag einkommen, auch angezeigt, dass dieselbe Botschaft bei uns bis uf dato nicht ankommen, derwegen wir Fursorg und die Gedanken tragen, weil Caspar von Schonberg zur Neuensorge die Tage von der Neuensorg mit 150 Pferden ausgestreift, dass villeicht dieselbe behemische Botschaft ihme in die Hände kommen, welchs wir nicht gerne wolten. Begehren demnach ihr wollet euch mit Fleiss erkunden, domit wir mugen wissen, wie es dorum ein Glegenheit hat, damit man sie wiederumb, do es die Meinung hett, zur Hand und zu uns bringen muge.

Wie wir diesen Zettel auch haben schliessen wollen, seine! etzliche des Feindes Brief, so er an die in Leipzig gschrieben, niedergeworfen worden, dorin bescheidet Herzog Moritz die Knecht mit etzlichem Feldgeschütz zu sich, und dass man Leipzig mit vier Fänlein besetzt lassen solle, derwegen, wie doraus wol abzunehmen, dass der Feind uf uns zu ziehen gedenkt.

Begehren demnach, ihr wollet euch mit euerm Zug soviel desto eher furdern zu uns zu eilen und euch nicht zu seumen, domit wir wiederumb beisammen sein; doch wollet uns heint in der Nacht oder Morgen mit dem fruhesten zuerkennen geben, welchen Weg ihr von Sanct Annenberg ziehet.

Weil wir auch nicht gewusst, ob ihr heut uf Kemnitz ziehet oder nicht, so haben wir die Schrift zwifachen und einen Boten uf Kemnitz und den andern ufn Annaberg reiten lassen, ob man euer an einem Ort feiet, dass ihr gleichwol am andern Ort unser Schreiben bekommet, euch darnach habt zu richten.

Datum ut supra.

Dem edlen unsern Reihen und lieben getreuen Hainrichen Reussen von Plauen, Herrn zu Graiz uud Crannichfeldt, Wilhelm Thumbshirn, unserm obersten, und Georgen Edlen von der Plauniz.




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