10. Bericht des von der Planitz (an?) über das, was er in Böhmen und die dortigen Rüstungen beobachtet und was auf dem Landtage verhandelt worden sei.

dd. PRAG, 13. September 1546. - Cop. des grossh. Gesammtarch. in Weimar. Reg. J. Fol. 503. Nr. 3.

Was ich itzund zu Präge ungeferlich erfaren habe, folgen artikelsweise hernach.

Als ich am Tage Nativitatis Maria umb 11 Uhr zu Mittag zu Präge bin ankommen, gleich in der Stunde ist Iorge von Karlewitz und Doctor Kommerstadt, welche etzliche Tage allo bei kais. Mt. gewesen und do wiederumb abe und nach Dresden gereist, was sie aber gehandelt und ausgericht, ist nicht zu erfaren gewest. Aber Heinrich von Gerstorf der sechs Wochen und etzliche Tage zu Präge gelegen, ist den Tag do blieben und folgendes Donnerstags auch nach Dresden geritten, bin mit gemeltem von Gerstorf allerlei zu Hede worden, sonderlich gefragt, was sollen wir uns Churf. zu euch Herzog Morizsche vorsehen. Darauf er geantwort: Ich weiss nicht anders, dann alles guts. Darauf sagt ich: Ich bin auch der Hoffnung, wann es die Not erhiesche, Seine f. G. wurden meinen gn. Herrn den Churfursten und Landgrafen sambt Land und Leuten der Blutver-wantnus nach und aus vielen andern Ursachen nicht verlassen. Darauf zeigt er an: das habe ich keinen Zweifel.

Habe weiter gefragt, wie stehen kun. Mt. und Herzog Moritz mit einander? Darauf er geantwort, es ist noch alle Wege recht gestanden, aber heut habe ich dennichst vermerkt, als wolle ein Missvertrauen einfallen. Die Ursachen seind aber nicht herauszubringen gewest. So habe ich auch soviel aus seinen Worten vormerkt, dass ichs gewisslich darfur halt, er werde Hauptman im Jochimsthal; dann es stunde alleine uf dem, wenn Herzog Moritz sein gnedigen Willen wollt drein geben, ihme zu erleuben. So stehet er auch mit Graf Albrecht Schlick umb erbliche Kaufshandlung umb das Gut Wintritz; halt genzlich darfur, es werde zum Fortgang gereichen, dann es stehet uf zweien Freunden, der ein ider einen geben soll; was die vergleichen und billich achten, dobei sollen sie es von beiden Teilen bleiben lassen; do sie sich aber nicht vergleichen konnten, sollt es uf einem Obman meditiglieli zu versprechen stehen.

An der Mitwoch vergangen haben die kun. Mt. die Hauptleute von allen Kreisen in der Krön Behmen, der 13 seint, gegen Präge zu kommen erfordert. Wie sie dann ankommen seint aufm Dornstag Frühe umb 7 Uhr, seint berürte Hauptleute von Ihr. Mt. in derselbigen Gemach beschieden worden, haben die kun. Mt. eine lange Handelung mit ihnen gehabt, bis nach elf Uhre; was es aber angetroffen, hab ich nicht erfahren mugen, es ist aber die gemeine Vermutung gewesen, dass sie mit ihren Kreisen zu Ross und Fuss von der Musterung, welche heut Montags geschieht, vonstunden in Anzug begeben sollen, aber der mehrer Theil der Hauptleute haben solchs nicht willigen nach eingehen wollen, denn es war wider den Landtag, der brechte mit, dass sie nach beschehener Musterung, do es die Notturft erhiesche, dem Lande zu gut weiter solle aufgemanet werden, dann uf diese Musterung wurde keiner sein Reiter und Fussvolk mit Zehrung wie geburlich abfertigen. Zu dem so hörten sie von keinem Feinde, der noch zur Zeit dem Lande einigen Schaden zufügen wollt, so wussten sie sich auch vermuge des Landtags uber die Landgrenze in keinen Weg zu füren nach zu gebrauchen lassen. Darauf sollen sie hart und fest gestanden sein, und sollen die kun. Mt. hierüber ganz vedriesslich und unwillig gewesen sein. Es haben aber Ihre Mt. uf Freitag Frühe die Hauptleute wieder beschieden. So bin ich umb acht Uhr hinweggereist, kann nicht wissen, was weiter wird beschlossen sein. Zu Präge und auch ufm Wege heraus habe ich von viel Herrn und Edeln verstanden, desgleichen von Städten, als wollten sie sich uber die Landgrenze nicht vermugen lassen, man gebe ihnen denn treffliche grosse Ursachen, aber gleichwol bedunkt mich, man gehe damit umb, dass man will das Kloster Dobrilug wiederumb mit Gewalt einnehmen. Ich besorge, dohin mochten sie zu bereden sein, weil es zu der Krön Behmen gehört, und stunde wol darauf, dass sie alsdann weiter zu vermugen weren, wie Ihr wol zu bedenken habt. Darumb will dennochst die Notturft erheischen, dass der Gelegenheit gute und fleissige Aufachtung gegeben werde, dann ich halt es genzlich darfur, man wird sich der Gelegenheit etwas unterstehen. Es seint aber etzliche Herrn auch zum Theil vom Adel, die treulich helfen und rathen, dass es nach kun. Mt. Willen und Gefallen ginge, vornemlich der Kanzler, der von Plauen, Her Rathusla (sie) Felix von Hassenstein uf Litzschko, Herr Jan Popel, Wolf von Wrtze Zawirz [Wřesowic], Hauptmann uf Prager Schloss, Cristof von Gendorf und andere ihre Anhengen mehr, die treiben das Redlein weidlich, aber der gemeine Mann von Herrn, Ritterschaft auch Städten, denen ist sehr entgegen und wider.

Ich halt genzlich darfur, dass eine elende Musterung fast in allen Kreisen werden wirdet, dann es fehlt und mangelt an Knechten, Harnischen, Pferden und Gelde, und an allem, was zum Kriege gehört, und ist wol muglich, dass nach unter ihnen selbst ein Lermen wird.

Auch soll ich euch nicht vorhalten dass ich zweene Vertrauete uf dem Musterplatz, einen zu Saitz, den andern zu Pilsen uf heut habe, sich zu erkundigen und zu besichtigen, wie der Ende das Vermugen ist, auch ob sie wollten in Anzug begeben und was weiter furgehalten wird. Solchs vorhoff ich in zweien Tagen zu erfahren, und soll euch alsdann eilends unverhalten bleiben.

Herr Sebastian von der Weitmulen ist zu einem obersten Hauptman bestetigt und angenommen.

Es ist zu Präge ein gross Frohlocken gewest, es zugen die Fürsten wiederumb mit Schaden und Spott abe, darfur hab ichs nie achten können, halt es auch noch nicht darvor, wie ichs dann in Schriften befinde, dass es Gott lob anders gelegen ist.

Wie ich gestern anher gen Schlackewerda kommen, bin ich bericht worden, was sich am nechsten Freitag auf der Musterung im Jochimsthal begeben und zugetragen, dass die Buchsen-schntzen demGendorff umbringet haben und das Burgundisch Fendlein nicht leiden wollen, sonder ihr Fendlein mit dem Crucifix und sollen sich mit fast verdriesslichen Worten vernehmen lassen, sie wussten von keinem Feinde und hörten auch Niemands, der ihnen etwas thun wollt, aber dergestalt gebtia sie Ursache, dass sie Feinde bekommen müssen. Do auch ihnen der Gendorff einiche bose Wort gegeben, so mocht es übel uber ihnen sein hinaus gegangen, dann dies hat er gesagt: Ich Türmerke wol, euer Gemüt stehet mehr hinaus gen Meissen, dann gen Betonen. Do haben sie gesagt nicht unbillich: wir seint daherein, haben das unser doher bracht, und nicht aus Behmen. Es soll sich auch Gendorff zuvorn hören lassen, man wollt etzlich frembd Volk in Thal legen. Darauf hat der gemeine Häuf gesaget, sie bedürfen und wollen kein frembd Volk haben. Darauf ihnen der Gendorff zugesagt, sie sollen damit nicht beschwert werden. Hat er wollen von ihnen kommen, hat er Müssen gute Wort geben.

Es lest aber der von Hassenstein und der Gendorff uber dem Schloss bei Schweizers Fundgrub gewaltige Schanzgräben aufwerfen, auch Schanzkorbe umb das Schloss machen und bringet hin und wieder leihensweise Geschütz und Pulver zu wege. Ich halt es aber alles vor nichts, wenn es zu einem kleinen Ernst käme, so würds man bald sehen, wie es gehen wurde.

Wie mir diejenigen, so darbei gewesen seint, vor wahr anzeigen, so sollen nicht uber 3 Tausend wehrhaftige Mann gewesen sein; ich glaub, wann ein Tausend Landsknecht unter sie kernen, sie weren alle geschlagen. Vor dreien Jahren seint eigentlich ob 8 Tausend wehrhaftiger Mann im Thal gewesen, kann mich nicht gnugsam verwundern, wohin sie alle vorlaufen seint. Als ich höre, so seint von Handwerksleuten gar wenig Gesellen gewesen, alleine die Meister, so werden die Arbeiter uf den Zechen sehr abgelegt, können sich auch nicht erhalten. Wie ihrs dann ane Zweifel anedies wol werdet sein bericht worden, bas, dan ich euch uf diese Eil davon schreiben kann, ganz freundlich und dienstlich bittende, Ihr wollt diese Schrift von Stundan Herr Hans von Doltzik, und den andern Befehlhabern gen Zwickau zu schicken, dann sie mir auch derhalben geschrieben und dass es allenthalben in geheim und vertreulich gehalten, dann Ihr kunnt bedenken, was mir drauf stet, wann mans in Erfahrung kam.

Wo nicht ein Änderung drein fiele, so muss ich uf nechsten Freitag wieder gen Prag reisen. Und hab euch solchs alles in besten nicht verhalten wollen.

Datum Schlackewerda Montag nach Nativitatis Maria im 46. Jahr. P. S.

Es ist auch die Vermutung uf der Bahn gewesen, als sollte kun. Mt. kais. Mt. Kriegsvolk zu Ross und Fuss mit den Behmen haben Sterken wollen; aber ich glaube nicht, dass sich die Behmen werden vormugen lassen, sie wurden dennoch anders Sinns. Ich kann nicht anders verstehen, denn der gross Theil ist noch fest, Gott gebe weiter mit Gnaden.




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