159. Bericht von der Krönung Ferdinands und seiner Gemahlin zu Prag.

Abgedruckt in den "Verhandlungen der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen." 1824.

Am Sonntag den 24. Tag des Monats Februarii anno XXVII ist König Ferdinandus, als Erzherzog zu Österreich in rothen Posslein, roth Cremosin santmetem Chormantel und Erzherzogen Hütlein mit guldem Kreuz und bede Mäntel und Hütlein mit Hermlein gefüttert, ungefehrlich des Morgens zu sieben Hören, sambt dreien geistlichen Fürsten, nemlich den Bischöfen von Olmütz, Breslau und Trient und zweien weltlichen Fürsten Casimir und Georgen Gebrüdern, Markgrafen zu Brandenburg, auch noch sechs andern geistlichen Prälaten, viel Grafen, Herrn und Edlen, Ehrenholden und Trummeten ganz prächtlich in Sant Wenzels Kirchen zu Prag auf dem Schloss eingangen in einer Procession wie hernach folget: Erstlich alle Canonici zu Prag, nach denselben alle Äbte und Probst, darnach die Bischof; folgends sind getragen die Kleinot und Opfer: nemblich haben drei von der Ritterschaft als Erbschenken und Truchsessen, einer ein klein vergüldt Fesslein mit Wein und die ander zwen zwei vergülte Brod getragen zum Opfer secundum ordmem Melchisedech. Auf dieselben Opfer hat Herr Apell Vitzthum von wegen gemeiner Ritterschaft das Schwert getragen und Herr Disslaw von der Leip, oberster Landrichter, den Zepter, Herr Adam von Neuenhaus Kanzler den Majestät Apel; die Krön ist durch Herrn Leben obersten Burggrafen getragen und zwen Herrn von Rosenberg sein zu beiden Seiten neben ihm gangen und haben die Krön angriffen und tragen helfen. Auf die Kleinoter, die also nach einander wie obstehet getragen sind, ist kön. Mt. gangen, darnach des Babst und des Königs von Engeland Botschaft, nemlich Babst zur rechten und Königs von Engeland zur linken Seiten. Auf diese zwen sind gangen die zwen Markgrafen und die hungerisch Botschaft, auf dieselben ein überaus lange Procession von Grafen, Herrn und Ritterschaft, welche viel guldene Stücke und zoblene Futter nach dem besten getragen, auch mit grossen Ketten und Kleinoten köstlich geziert gewest.

So nun kön. Mt. aus ihrem Zimmer im Schloss in die Kirchen vor den Fronaltar, der sammt dem ganzen Chor mit gülden Stücken und köstlicher Tapezerei überhangen gewest, kummen, ist Ihr kön. Mt. niederkniet, sind die Herrn so die Kleinot getragen, auch die Geistlichen und ganze Herrschaft um Ihr kön. Mt. gestanden und der Bischof von Olmütz hat benedicirt: Ihr kön. Mt. ist wieder aufstanden und in ein Stuhl, der ungefährlich 5 Schritt von Altar mitten in Chor gestanden und mit gülden Stücken fast köstlich geziert gewesen, geführt worden. Die vier obgemelten Herrn sind mit den Kleinoten vor dem Stuhl gestanden und haben die gar höflich vor kön. Mt. eine gute Zeit gehalten und Herr Lebe hat in böhemischer Sprach zu dreien Malen nach einander überlaut ausgerufen vor allen Ständen mit diesen Worten: Wollet ihr diesen Ferdinandum etc. zum König haben? Darauf hat Jedermann geschrien: Ja, wir wollen ihn haben. Auf solchs haben alle Trummeter aufgeblasen; Doctor Ritius, Tumprobst zu Trient, ist auf einen Predigstuhl, der mit gülden Stücken umzogen, gestanden in einem schwarzen sammeten Rock und hat eine schöne lateinische Sermon gethan mit dem Eingang: Wo die Sunn nicht hinscheinet, da sei das Erdrich unfruchtbar; also auch welches Volk von Gott nicht versehen sei mit einem guten König, da werde zu der Ehre Gottes und Seelen Seligkeit nicht regiert etc. Hat diesen König hoch gepreiset auf ein Stund lang.

Nach derselben Sermon ist das Amt durch den Bischof von Olmütz angefangen mit Cantorey, Orgeln, Busaunen, Zinken und Trummeten aufs köstlichst. Nach dem Gloria in excelsis ist kön. Mt. für den Altar getreten und hat sich mit dem Antlitz zu der Erden geneigt, eine gute Weil also liegend blieben, haben Bischof, Äbte und Probst die Letanei ob kön. Mt. gesungen, fólgends wieder aufgestanden und hat der Bischof von Olmütz Ihr Mt. Haupt, Hände und Zwischenschultern, wie sich einem König gebührt, gesalbet.

Nach der Salbung ist kön. Mt. in einen andern Tabernakel, der auch zunächst bei dem Altar auf der linken Hand mit köstlichen gulden Tüchern gemacht, eingangen und in demselben bis nach Endung der Epistel blieben, das erzherzogisch Habit abgethan und an desselben Statt anthan erstlich ein weisse Alben mit güldem Stück verpremt, Manipel, Stole und ein ganz gülden Chormantel nach dem allerschönsten und in solchem Habit ist kön. Mt. aus demselben Tabernakel für den Altar geleitet worden, sich fast geneigt; sind etlich Oration ob seiner kön. Mt. dieweil sein kön. Mt. kniet hat, gelesen worden. Darnach ist sein kön. Mt. aufgestanden, hat geopfert zwei vergulte Brod und ein verguld Fesslin mit Wein, auch hundert Ducaten und die obgemelten königlichen Kleinot sind ihrer kön. Mt. folgend durch den Bischof von Olmütz am Altar gegeben worden:

Zum ersten das Schwert in die Hand und des Schwerts Scheide umb den Leib gegurtet, also hat sein kön. Mt. das Schwert zu dreien Malen auf einander mit beden Händen geschwungen und eingesteckt. Darauf hat der Bischof seiner kön. Mt. die königliche Cron, gar ein schön alt Werk von fast grossen Edelsteinen auf das Haubt gesetzt. Darnach den Zepter in die rechte und den Apfel in die linke Hand gegeben. Alsobald darnach haben alle Trumeter aufgeblasen und der Chor das Te Deum laudamus gesungen mit grossen Freuden. Und der König ist also mit Cron, Zepter und Apfel wiederum in den Majestatstuhl geführt und seiner Mt. das Schwert furgetragen und vor seiner Mt. gehalten worden: also haben die Bischöfe seiner Mt. ein Evangelibuch für den königlichen Stuhl bracht, hat sein kön. Mt. die Cron von Haubt nehmen lassen und das Evangelium Johannis selbst gelesen und darnach durch den Bischof von Olmütz gesungen und als man mit der Mess bis zu der Communication kommen, ist kön. Mt. wiederum für den Altar gegangen, andächtiglich niederkniet und hat das heilig Sacrament empfangen, darnach wieder in den Stuhl gangen.

Nach Endung der Mess hat Herr Lebe öffentlich im Chor, der mit rothen Tüchern überlegt und hohen Staffeln eine über die andern, darauf die Herrschaft und die Adel in merklicher Anzahl und Zierlichkeit gestanden und mit köstlichen Tüchern von Gold und andern verhangen gewest, ausgerufen: Alle die diesem Konig getreu und gehorsam sein wollen, die sollen zu der Cron schweren. Also ist er, auch alle andere Herrn und die von der Ritterschaft des Königreichs Behen und der angehörigen Lande je einer nach dem andern hinzu gangen und haben ihr jetzlicher mit zweien Fingern mit gehörlicher Reverenz an die Cron gerürt, dieweil sie der König auf dem Haubt hat.

Da nun solichs vollbracht hat Herr Apel Vitztum seiner kön. Mt. das Schwert in Stuhl geantwortet, darmit sein kön. Mt. Fürsten, Herren, die von Adel und wer gewollet hat, zu Ritter geschlagen. Die zwen Markgrafen haben sich am ersten schlagen lassen; kön. Mt. hat auch ihr zwölf Edelknaben, so in schwarz sammeten Röcken die prinenden Tortschen unter der ganzen Mess im Chor gehalten haben, all zu Ritter geschlagen.

Darnach ist sein kön. Mt. unter der Cron, Zepter und Apfel, auch in obgemelten andern königlichen Habiten eben in der Ordnung wie im Eingang, so wiederum aus der Kirchen in das Schloss über den grossen Saal in die grossen Stuben, darin man die Landtafel zu besetzen pflegt gangen und ihr das Schwert furtragen, auch trumeten und posaunen lassen. In derselben Stuben ist ein fast schöne zierliche Credenz aufgericht, seiner kön. Mt. und ihrer Gemahl Tafel bereit gewesen, auch den Botschaften, geistlichen und weltlichen Fürsten, auch sonderlich denjenigen, so die Kleinot getragen, jedem in Sunderheit von Amts wegen ein eigen Tafel gedeckt worden; und die Konigin, so die Klag auf ebgemelten Tag hingelegt, ist in einem gulden Stück mit edeln Gestein und Perlen geheft, auch sonst mit kostlichen Kleinoden geschmückt samt ihren und viel behemischen Frauen zuvor auch in dieselben Stuben gangen, hat seiner kön. Mt. Gluck gewünscht und dann mit seiner kön. Mt. zu Tisch gesessen. In dem haben die behemischen Erbamtleut das Essen bracht, die Trumeten all aufgeblasen und ist also ein köstlich Panket gehalten, kön. Mt. von den Behemen in all Weg höflich und fleissig gedient worden. Ihr kön. Mt. hat Cron, Zepter und Apfel vor ihr auf der Tafel gehabt und ist ihrer kön. Mt. fur und fur mit Posaunen, Zinken und andern Instrumenten gedient worden.

Darnach am Montag den 25. obgemelts Monats Februarii ist kön. Mt. Gemahel samt ihrem Frauenzimmer in aschenfarben damaskaten Röcken mit silberen Stuck verpremt und den link Ermel von gewunden silbrin und grau damaskaten Strichen verteilt und sameten Paneten mit Perlen auf zierlichst geschmückt, auch mit viel behemischen und andern Frauenzimmer, ein grosse Zahl in gülden und silberen Stucken zum höchsten geziert gewest; kön. Mt. zu der rechter Hand in einem gülden Stuck, mit guten Zobeln gefüttert und die Königin in einem silberen Stuck auch mit guten Zobeln gefüttert, darunter ein roth gulden Stuck mit köstlichen Perlen geschmückt, angehabt. Markgraf Casimir hat ihr kön. Mt. geführt und Markgraf Georg den Schwanz des Rocks nachgetragen. Es sind auch die Botschaften samt Bischof, Prälaten, Grafen, Herrn und Edlen und sunderlich die Herrn, so die drei Kleinot, Cron, Zepter und Apfel, ausserhalb des Schwerts, das kön. Mt. allein und nicht der Königin furgetragen ist, in der Procession gegangen, in aller Mass, wie mit kön. Mt. vorgeschehen ist, sundern allein die kaiserlich Botschaft, so allererst nach des Königs Crönung kommen, ist zuvorderst neben der bäbstlichen und englischen Botschaften oben angangen.

Als nun kön. Mt. in die Kirchen kummen, ist sie im Chor samt dem König für den Altar niederkniet, darnach der König in seiner Mt. Stuhl getreten und die Königin so lang bis man etlich Oration ob ihr gelesen, kniend vor dem Altar blieben, folgends auch in einen Stuhl, der mitten im Chor auf zierlichst mit gulden Stucken behengt, geführt worden, darinne sie ein Weil gekniet; alsbald ist ein Äbtissin, so ein Cron auf ihrem Haubt getragen, zu dem Stuhl kummen und die Kunigin wiederum für den Altar geführt worden und sich auf die Knie und mit dem Angesicht nahend zu der Erden gelassen, dabei die gemelt Äbtissin und ihr kön. Mt. Hofmeisterin gestanden, und als sich das Lesen und die Salbung, so ihr der Bischof von Olmütz an ihre Hände und auf den Hals gethan, geendet hat, sie in Mass wie der König Wein, Brod und Gold geopfert, ist sie darnach vom Altar in einen zierlichen Tabernakel galeitet, daselbst durch ihr Hofmeisterin und die obgemelte Äbtissin ihrs Haupts und Haars, so sie erstlich in eine guidone und perlin Hauben gebunden, und daruf ein roth Panet mit Perlin gesticket gehabt, emblösst, schlechts in offem fliegenden Haar wiederum zum Altar gefürt und nach etlichen Worten, die der Bischof abermals ob ihr gelesen, hat Herr Lebe in behemischer Sprach ein lange Rede gethan, im Geredte und Wesen die Meinung, ob sie die Beheim obgemelte Königin zu einer Königin haben wollten, darauf sie mit lauten Worten geantwortet: Ja, wir wollen sie haben.

Auf solichs ist ihr kön. Mt. die königlich Krön durch obgenannten Bischof von Olmütz aufgesetzt, auch Zepter und Apfel in ihr Hand gegeben und darnach aufposaunet und trummetet, Te Deum laudamus gesungen und die Königin unter der Krön mit Zepter und Apfel wiederum in ihren Stuhl geführt worden.

Und als das Amt verbracht, ist sie in aller Mass, wie sie in die Kirchen kummen, mit der Procession barhaupt unter der Krön mit Zepter und Apfel wieder aus der Kirche in das Schloss über den grossen Saal in die Stuben, darin kön. Mt. des Tags darvor zu Tisch gesessen, mit allen obgemelten Frauenzimmer, Botschaften, Fürsten, Herrn und Ritterschaft gangen, alda sie mit ihrem Herrn und Gemahel und die andern alle in ihrer Ordnung, wie bei des Königs Krönung besehenen. zu Tisch gesessen und das Panket mit grossem Triumph und Frohlockung geendet.

Und darnach am Dinstag den 26. des obgemelten Monats ist durch kön. Mt. auf dem grossen Saale im Schloss zu Prag zu Abends bei den Lichten ein fast senöner, ernstlicher und zierlich Turnier gehalten, darin sein kön. Mt. selb dreizehend in braun und weissen atlassen Wappenröcken und die Pferd mit solchen Decken bekleidet gewest und hat auf ihr Mt. Seiten gehabt: Markgraf Casimir, Markgraf Georgen, Graf Berchtolden von Hennenberg, Graf Melassen den Jungen von Salm, Herrn Andre Ungnad, der von Thurn, der von Zinzendorf. Auf der andern Parthei seiner kön. Mt.: oberster Stallmeister Thun (Don) Petr de Corduba selb XIII., in roth und gelben atlass Wappenröcken und Decken: sind all Spanier und Niederländer gewesen.

Und nachdem der gemelt Saal an itlichen Orte am Eingang ein grosse Stuben, haben kön. Mt. in der einen und Thum Petr in der andern, itlicher mit den seinen gehalten. Und in demselben Saale sind lange Staffeln oder Bank, je eine über die ander, der ob dreissig gewest, darauf die Königin sammt ihrem auch behemischen und allem andern Frauenzimmer in so grosser Köstlichkeit, dergleichen keine mehr gesehen, gestanden. Derselbig Saal hat auch ringsum Schranken gehabt, darhinter die Herrn und andere Zuseher gestanden, auch mit Tapezerei zum hübschten behängt gewest.

Also sein kön. Mt., auch Thum Peter, erstlich aus den Stuben gegen einander auf den Saale gezogen und haben ein gut Treffen gethan, darnach zu den Schwertern griffen und wol an einander genützt. Nachfolgend je zwen und zwen mit einander getroffen, vornen hoch und hinten nieder Sättel gehabt, an einander weidlich herab gestochen, wieder auf die Pferd kummen und wie obstehet. Und als solichs vollbracht, seind je 13 und 13 zusammen gerückt und all 26 ein ernstlich Treffen gethan; darunter ihr viel herabgestochen, die man wieder aufgesetzt. Darnach haben sie all zu den Schwerten griffen und auf ein halbe Stund wol an einander genützt, also dass je zwen, je drei ob einem gewest, auch je einer bass dann der ander genützt worden. Und kön. Mt. hat sich in solchem vor andern so wohl gehalten, daran die Beheim gross Verwundern und Wolgefallen gehabt und gesagt: dieweil Prag gestanden, sei dergleichen Turnier nie gesehen worden. Sind folgends mit ein und dreissig Trummetern, die all aufgeblasen, ein itzlich Parthei mit offene Visieren in ihrer Ordnung für das Frauenzimmer und wieder in ihr Stuben gezogen, sich abgethan, herwieder kummen, angefangen zu tanzen. Den ersten Tanz kön. Mt. mit der Königin und den andern mit der vom Neuenhaus Canzlerin gethan.

Und hat die Königin drei und zweintzig Jungfrauen in ihrem Frauenzimmer, die all haben angehabt schwarz sammete Röck mit weiten Ermein, die Ermel auch die Leib mit gewunden Strichen von gulden Stück vertheilt und sunst allenthalb mit gulden Stucken verpremt.

Also ist vollendet oder geschehen die Cronung kön. Majestät.




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