123. Der Ritter Caspar Winzer, (der mit Gregor von Losenstein von den Herzögen Wilhelm und Ludwig von Bayern zu dem neuerwählten Könige von Böhmen, Ferdinand, gesandt wurde) an Herzog Wilhelm von Bayern: berichtet über die Verrichtung ihrer Sendung, über die böhmische Botschaft, über die kalte Aufnahme der Botschaft des von einem Theile der Ungarn zum König erwählten Joh. Zapolya und über den angehenden Reichstag zu Presburg.
dd. Wien, 8. Dezember 1526. Original im k. geh. Staatsarchiv in München. 50/3 fol. 160.
Durchleuchtiger hochgeborner Fürst etc. Gnediger Fürst und Herr! Als Herr Gregori vom Lossenstein und ich hie zu Wien sein ankumben, haben wir uns kuniglicher Würde von Beheim von Euer beder f. G. wegen lassen ansagen, darauf wir anders Tags erfordert sein und auf unser beder Credenz von Eur f. G. wegen gehört. Gleich von Stund an hat k. Würde uns heissen abtreten und sich bedacht und darauf wieder uns lassen berufen für ihre k. Würde und durch ihren Kanzler Herrn Linhart von Harrach ein Antwurt lassen geben, wie hernach mit kurz folgt:
Erstlich auf die Verantwurtung, so Eur bedt f. G. tun, als wie Eur f. G. kuniglicher Würde zu gut haben nach dem Kunigreich zu Beheim gestellt mit Anzeigung, wie unser beder Instruction vermag, erzählt der Kanzler den Artikel nach lengs. Sagt darauf, es war frembt zu hören, dieweil meniglich wist, dass k. W. auch ihr Gemahel rechter Erb zu diesem Land und Kunigreich war, dass ihren k. W. soliche Handlung zu gut war geschehen. Liess also dabei beleiben.
Item auf die andern Artikel Eur f. G. Erbietens halb sagt er der Kanzler, nehm k. Mt. zu Dank an, wollt auch als viel sein Vermögen war, gegen dem Türken Weg und Rath suchen, damit ihme dem Türken möchte Widerstand besehenen.
Und zum letzten Artikel die Nachperschaft mit der Krön Ungern betreffend gab der Kanzler die Antwurt: Es wäre von k. Mt. bisher in seiner Regierung nie änderst gehört, dann dass er als ein frumber Fürst geregiert hätt, niembt wider Recht oder zu Nachtheil.
Die zwen Artikel, der erst und der letzt, wollt mir nit gefallen, dann mich bedeuzt an seiner Red, dass k. Würde Räth etwas darob sich entpörten, deshalb kundt ich nit lassen und redt selber mit meiner Gesellen einem, ob doch k. Mt. Befelh dermassen stim. Der sagt mir, es war ihme dem Kanzler nit also befolhen gewesen und ob der mit dem von Trient darvon geredt hat oder nit, weiss ich nit, dann dass der von Trient nach mir schickt und sagt, k. Würde hätten ihme befolhen, Herrn Gregori und mir zu sagen, hie zu bleiben auf weitern Bescheid. Also schickt der Kunig heraus und liess uns bedt laden zu Ir Mt. und ihrem Gemahel und dass wir dornach mit ihr k. W. an das Jajt sollen reiten, dass wir also auf ihr k. W. Bereich gethan haben. Und als Ir k. W. nach Esen an das Jaidt geritten ist, hat Ir k. W. mit mir aus und ein wol 3 Stund allein geredt, wie ich Eur f. G. selber berichten werde, wills Gott. Aber im Beschluss hat sein k. W. Herrn Gregorn und mir befolhen Eur f. G. sein ganz getreue Freundschaft zu sagen, sein k. W. verarge Eur f. G. gar nichts, dass Eur f. G. nach dem Kunigreich gestellt haben, es habs sich Eurn f. G. ganz wol gezimbt und Eur f. G. sollen sich versehen, dass niembt Eur beder f. G. gegen Ir k. W. möge ferbur...(?) und sein Erbieten, sollen nit Wort sein, sunder die Werk dorbei, darauf sollen und mögen sich Eur beder f. G. verlassen. Was weiter mir begegent, ist von Ir Mt., auch von den Beheimen, will ich ab Gott will, Eur f. G. selber berichten.
G. f. und Herre. Ich bin etlich Tag nach dem von Lossenstein da blieben, damit ich vernehmen möcht, was überall gehandelt würde, wie ich Euern f. G. hiemit mit der Kurz in Unterthänigkeit anzeig, bis ich selber zu Euern f. G. kumb.
Item die Beheim sein her kumben mit iiijc Pferden als Botschaft und sein gewesen von Herrn: der Herr von der Leipp, obrister Hofrichter, der von Neuhaus, Canzler, der von Schwihau, der von Schwanberg, der von der Weitmul und Herr Albrecht Schlick; von Edelleuten: der Landschreiber Herr Jan Terko, Herr Apel Viztumb, der Plaukner, der Hisserl und sechs von Städten.
Item K. Mi. haben ihnen den Botschaften ihre Landherrn entgegen geschickt, also dass allweg einer mit der Gesandten einem nach eines jeden Stacz (sic) geritten ist, den nächsten Tag darnach hat man sie ruhen lassen und in ihre Herbergen geschenkt 12 Wägen mit Wein, 32 Ochsen 18 Lagel Reiffei und 50 Fuder Habern, item für 11c st. Fisch.
Den andern Tag sein die Botschaft von Beheim gehört und hat der von der Leipp, Hofrichter, das Wort than beheimisch und einer in Latein tulmetscht. Ist fast dieser Pass gewesen, dass sie auf die Credenz Ir Mt. von der ganzen Cron Beheim aller Stand zu dieser freien Wahl von Gott viel Glücks wünschen mit sambt andern Landen der Cron anhängig, sind genennt, nemlich Merhern, Schlesy, Obern und Niedern Lausitz. Verhoffen sich, ir K. Mt. werden sich dermassen gegen in genädiglich halten, wie sie sein Mt. mit ganzem unterthänigem Willen zu ihrem Kunig gern haben, mit mehr hoflichen Worten. Weiter so hätten sie die verornten Botschaften Befelh, ir Mt. etlich Artikel zu überantwurten, setzten sie ir Mt. heim, auf welchen Tag ir Mt. die hören wollten. Was also ein kurze Werbung. K. Alt. Hessen Herrn Gregori und mich neben den Markgrafen setzen in der Verhör.
Den dritten Tag seind die Botschaften wieder gen Hof geritten und mit ir Mt. in Beisein etlicher Räth gehandelt und ist auch die Meinung, dass sie die Botschaften K. Mt. bitten, nachdem viel Fürsten umb die Cron Beheim gestellt haben, dass ir Mt. mit denselben keinen Unbillen noch Unfreundschaft gedenk zu haben, dann inen der ganzen Cron solichs ganz unleidlich war. So seien auch unter ihnen etlich, die andern Fürsten sein anhängig gewesen, dass ir kun. Mt. gegen denselben kein Ungnad tragen well etc. Das hat k. Mt. in zugesagt.
Zum andern so bitten sie die Gesandten ir k. Mt., haben auch des von der ganzen Cron Befelh, dass Ir Mt. sie mit Herr Salamanko nit beladt, also haben sie in auch genennt noch weniger gedenk ine in Beheim zu feiern noch zu schicken. Darauf haben sie dieselben Artikel geantwurt und versehen sie die Botschaften, sie werden nach dato dis Briefs in iii oder iiij Tag zu dem längsten fertig und sie die Beheim warn ein Landtag ausschreiben und daselbs zu erkennen geben, was sie aus haben gericht und ferrer von der Krönung reden, auf was Zeit k. W. hinein gen Prag soll kumben.
Item der Wayda als noch kronter Kunig hat sein Botschaft hie, ist XIIII Tag hie gelegen und erst diesen Tag gehört in Beisein der Beheim. Haben ir Werbung in ungrisch gethan und ein lateinischen Tulmeczen gehabt und ist fast ir Werbung da hin gelendt, wie hernach folgt.
Erstlich Messen sie ihren Tulmeczen reden, dass ihr Kunig zu Ungern, Dalmatien und Croatien hätte sie abgefertigt zu K. Mt. von Beheim als zu ihren Freund unti Nachbar, sein Mt. war auch hoch erfreut, dass Gott ihren beiden Kunigen so viel Genad geben hätt, dass sie beid auf ein Zeit zu Kunig erwählt wären worden und ihr der Ungern Kunig verhofft sich, es wäre ein Zeichen von Gott, dass sie beid viel guts wider die Türken möchten ausrichten und war ihrs Kunigs Bitt an die beheimisch K. Mt., dass die wollte in der lezten Not der Ungern der Christenheit zu gut Rath und Hilf bedenken, damit den Türken ein Widerstand möchte besehenen etc. mit wenig längern Worten. Darauf liess K. Würde von Beheim den Bischof von Trient reden: K. Würde hätte ihr Werbung von ihrs Herrn wegen vernummen, nennet ihn keinen Kunig, mochten also ihr Werburg in Geschrift stellen, wollten ihn ihr Mt. Antwurt geben. K. Alt. thät ihnen gar kein Reverenz.
Der Grossgraf und die Kunigin haben ein Rakus gen Presburg ausgeschrieben, darauf die grössten Herrn vom Kunigreich, zuvor die Ambtleut der Cron kumben sind, aber doch über lm Pferd nit. Und der Rakus geht heut dato an, darauf unser Kunig den von Laibach und etlich Landherrn geschickt hat, auch den von Schwihau und Herrn Apel Fiztumb. Soll die Meinung sein, dass dieselben Herrn auch ein Kunig wollen wählen, wiewol ich sorg, der Weyda wer den Winter Kunig bleiben; er hat all Strassen auf Prespurg verleget, kann Niembt dahin, dann was vorr da ist. Der Weyda hat auch ein Rakus gen Grau geschrieben. Man sagt hie, der Turk war sein Botschaft da haben und die Venediger. Graf Christof von Krabat ist uber das, als man wahrhaftig sagt, dass er K. Mt. Diener sei gewesen, zu dem Weyda gefallen. Der hat ihm viel Schlösser und Guter geben, auch ein reichs Weib, die soll ihme viel Guts zu haben bracht.
Wie K. Mt. die Beheim in der Kirchen und nachmals ob Tisch gehalten und was für Pronk gewesen ist, will ich, ob Gott will, E. f. G. selber sagen.
Markgraf Casimirus dient fast, ist darumb her gefordert, dass er auf den Räkus gen Ungern sollt zogen sein, wo ein einhelliger worden war. Wird wieder heim ziehen in kurzen Tagen.
Die von Merhern haben sich erblich an K. Mt. und an ihren Gemahel ergeben; kummen Morgen her mit iijc Pferden.
Den Beheimen wird geschenkt jedem Herrn iiij Scheurn allweg eine umb 1c gl. und jedem ein Stück kermansin Samat. Den von der Kitterschaft jedem iii Scheurn und ein Stück schwarz Samant; den von Städten jedem ii Scheuren und jedem ein Damast.
In Summa es ist ein fast grosser Pump hie und kein Mangel, dann an Geld, da sucht man wahrlich an seltsamen Enden. Man begert an die Landleut, dass ste auf ihren Kost sollen gen Beheim ziehen, so welle K. Mt. sie wieder derselben Zerung inner ein Jahr bezahlen. Es ist nit jederman willig.
Auf Montag nach dato dies Briefs will ich hie weg, hab also verzogen und wellen sehen, was gehandelt werde.
Was die Beheim von aller Handlung reden, will sich nit alls schreiben lassen, aber ich wills Euern f. G. nit verhalten, so ich kumb.
Gnedige Fürsten und Herrn. Ob jetz von einer Kriegsordnung zu Eslig geredt wurde, bitt ich Euer f. G. in aller Unterthenigkeit, wollen mein etwo auch zu gebrauchen gedacht sein, in Ansehung dass ich, ob Gott will, Euern f. G. treulich dienen will. Das alles hab ich in Eil Euern f. G. nit verhalten wollen, der ich mich in aller Gehorsam befelhen thue.
Dato Wien an unser Frauen Tag Conceptionis anno etc. XXVI.
E. f. G.
untertheniger |
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Caspar Winczer, |
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Ritter. |
(An Herzog Wilhelm von Bayern nach Esling.)