94. Weissenfelder an die Herzöge von Bayern: berichtet über eine Besprechung mit dem französischen Gesandten wegen der böhmischen Königswahl und über die Stellung der verschiedenen Parteien zu dieser Frage; räth, wie sich die Herzöge gegenüber ihrem Anhange verhalten und erklären sollen, drängt zur schleunigen Abfertigung der Botschaft und meint, die Herzöge sollten mit dem Papst wegen einer Geldanleihe verhandeln.

dd. Prag, 11. Oct. 1526. Original im k. geh. Staatsarchiv in München 50/3 fol. 44.

(NB. Die durchschossenen Stellen sind im Original chiffrirt.)

Gnediger Fürst und Herr. Mir zweifelt nit, E. f. G. haben aus des Wolf Stecho Bericht, so er neben meinem Schreiben gethan, allen Bericht empfangen und soll mir E. f. G. endlich glauben, dass ich noch nit änderst kann finden noch erfahren, dann die Sach stehe heut noch pas und gewisser dann gestern, unangesehen, dass sich des Erzherzogen Leut ober die Mass mit Lugen und Verheissen fast üben.

So hat Kunig von Frankreich einen allhie, der sein Sachen solicitirt; der arbeit fast, ob die Sach möcht aufgeschoben werden, bis des Kunigs von Frankreich Botschaft allher käm. Dergleichen thuet auch des Kunigs von Polan Solicitator.

Nu ist heut ir jedweder in Sunderheit bei mir gewesen, haben sich etlichermassen vertreulich gegen mir erzeigt und nach gehabten Unterreden mir lauter zu verstehn geben, wann ein deutscher Fürst zu der Cron kommen soll, so wollten sie die E. f. G. lieber dann jemands andern vergunnen, des ich meines Bedunkens mit geburlicher Antwort besehenen lassen und aus fürfallenden Geschäften mit Kunigs von Polan Solicitator auf das mal lenger nit handlen mögen. Aber des Kunigs von Frankreich Solicitator hat mir so viel Ursach geben, dass ich, wie wol nit unbedächtlich, mit ime bin vertraut worden und hat mir in mein Hand gelobt, so die Sach in keinen Anstand, darnach er arbeit, gebretcht mocht werden und also seinen Kunig von Frankreich Mangels halben des Botschaft ausrichten mocht, dass er mit allem Fleiss wol arbeiten und sich bemuhen, dass E. f. G. zum Kunigreich kummen soll, doch dass sich E. G. nachmals gegen dem Kunig von Frankreich auch wol hielten, dass ich ime das zugesagt und zweifel gar nit, er werde demselben nachkommen. Hat auch ein guten und grossen Anhang und mich vertrost, ob Erzherzog etwas wieder E. G. furnehmen wollt, sollt Kunig von Frankreich E. f. G. mit Geld und sunst nit verlassen.

Wiewol Markgraf Joachim auch mit Kunig von Frankreich in einem Verstand sei, auch sein Land an in stoss, so sei er doch zu karg und seinen Unterthanen zu hert, dass sie nit Lust zu im haben. Darumb woll er endlich auf E. G. und dieselben zu furdern handlen, dann E.G. möchten Kunig von Frankreich von Beheim auch irem Fürstenthumb wol dienen mit viel mer Anzeigung, davon ich Zeit halben nit schreiben kann. Ich will aber meines Verhoffens nichts versäumen, noch mich zu weit, wie E. G. verstehn mog, emplossen.

Nu wär aber Not, dass E. f. G. Botschaft allhie war, wie E. f. G. vormals gnugsammlich verstanden haben. Darumb eilen und eilen E. f. G., dass sie furderlich und eilends bei Tag und Nacht allher kommen und auf Glattau reiten, doch schicken mir E. f. G. einen Boten eilends vorher, dass ich inen Bescheid unter Augen geben mog. Ich glaub, wären sie jetz allhie, es mocht zu einer guten Handlung kommen; dann dass man jetz verzugig handlet, beschicht E. G. zu gut, ob die Botschaft kam.

Die Widerpartei unï Pickharden haben ein Verstand mit einander gemacht und wollen schlechts, dass mann furderlich handlen soll. Und so sie nu vielleicht verstehn, wo es zu einer freien Wahl kam, dass ir Partei zu klein und ir Furnehmen nit durchzudrucken sein mocht, legen sie sich durch der Österreichischen Praktiken und sonderlich des Maretschis, der sunst als ich bericht wird, E. f. G. zu Schimpf und Verkleinerung auch seltsam Red treibt, auf die Bahn, als war das Kunigreich der Erzherzogin erblich angefallen, vermeinend in dem Schein mehr Leut an sich zu bringen. Darumb ersteht man itzt die Privilegien. Ich wird aber vertrost, es find sich in denselben nit änderst, dann es steh zu einer freien Wahl. Und so es zu derselben kem, verhoff ich genzlich, es soll E. G. halben gar ein starke und grosse Hoffnung sein Dieweil sich aber die Pickharden und Widerpartei etwas rauch stellen, haben


[Hier blieb die Chiffer H-o unaufgelöst Nach der Auflösung in einem anderen Briefe bedeutet dieselbe: Lew von Rožmital] Pernstein, Schwihau und ander mehr mir sollichs anzeigt und dass sie sich dargegen auch schicken wollen in Hoffnung, E. f. G. werde sie auf das Schreiben und darin beschehen Erbieten, wie das an viel Herren beschehen und Doctor Eck die Copei gestellt hat, nit verlassen. Haben mir auch dabei angezeigt, dass sie E. f. G. deshalb schreiben wollen, damit sich E. f. G. mit iren Landsessen und sunst bereit machten, ob inen durch ire Widerwertigen ichts beschwerlichs wolt zugefügt werden, dass sie E. f. G. nit verliessen, sonder statlich Hilf täten, wie E. f. G. ab beiliegenden irem Brief, den ich auf ir Bitt E. f. G. zu schicken angenommen, verstehen werden.

Nu zweifelt mir gar nit, ob ich gleich E. f. G. das Anzeigen nit tat, E. f. G. wurden inen dann noch wiederumb furderlich und trostlich Antwort geben, auch inen die Hilf mit nichte verzehen noch abschlagen, dann je so haben inen E. f. G. in viel Briefen, wie Doctor Ecken Copei anzeigt und ich E. f. G. hiemit auch ein Copei zuschick, zugeschrieben, ob sie jemands von iren Freiheiten dringen wollten, E. f. G. Leib und Gut zu inen setzen. Nu ist es jetzt eben der Fall und beschicht dannoch E. f. G. zu gut. Darumb wollen E. f. G. die Sach nit gar verderben und aus denen die E. f. G. jezt anhengig sind, widerwertig machen. So geben inen E. f. G. ein freie unvertunkelte Antwort und Schreiben zu, dass E. f. G. in Rüstung sein und sie mit statlicher, guter Hilf, wie sich dann nach Gelegenheit ires Widerstands geburen und die Notturft erfordern wirdet, nit verlassen wollen. Und erzeigen sich E. f. G. nur truzlich und frei, dann sie machen unter ihnen auch ein trefflichen Anschlag und Ordnung irer Widerwertigen zu erweren und wo es die Notturft erfordern wurd, ir Leib und Gut auch zu E. f. G. zu setzen. Die treffenlicher Partei hangt an E. f. G. und versteh mich, es mocht der Hilf gleich so bald nit Not sein, sonder dass sie es thäten und E. f. G. ersuchen, ob sie ein Kleinmütigkeit befinden oder zu erlernen, was Beständigkeit und Trosts sie bei E. f. G. finden. Sollten in dann E. f. G. nit trostlich Hilf zuschreiben oder ein geschraufte und vertunkelte Antwort geben, so wurde gewisslich der Erzherzog darauf E. G. nu schon übel zufrieden hinziehen diejenigen, so jetzt E. f. G. Partei sind, sich mit ihm vergleichen und auf E. G., als zu besorgen, verhasster werden, dann die andern und E. G. daraus zu andern Handlungen nit wenig Verkleinung und Verhinderung erfolgen. Das und anders mehr wissen E. f. G. wol zu bedenken und sich zu entschliessen. Doch so stellen E. f. G. die Antwort in keinen Verzug noch auf E. f. G. Rät Zukunft, sonder schickens furderlich herein, damit E. f. G. den Glauben, damit E. G. jetzt bei inen sind, auch sie in guten Willen behalten.

So E. f. G. die Rät abfertigen, ist von Nöten, dass inen entlicher Befelh gegeben werd von E. f. G. wegen zu handlen und zu beschliessen auf das Schreiben, so ich den Stenden der Cron Beheim von E. f. G. wegen uberantwort und E. f. G. vormals davon Copei zugeschickt hab, auch hiemit wiederumb eine ubersend und sind nemlich das die meisten Artikel, sie bei iren Privilegien und alten Gebrauchen beleiben zu lassen, dazu einen jeden bei seinem Glauben ze lassen, item des Königreichs Schulden zu bezalen, die mochten sich, als ich bericht wird und erfaren kann, auf 11cm Gulden laufen; ob es aber gleich noch Ein mehrers war, so find man dem gut Rat und kumbt alles mit einem Oberschuss herwieder.

Item dass der, so Kunig erweit wurd, mit seinem Hofhalten und Anwesen allhie oder an gelegen Orten des Kunigreichs sein soll.

Item so einer treffenlichen Hilf wider die Türken von Noten sein wurd, mit wieviel Tausend E. f. G. ihnen Beistand thun mochten und wollten. Bei dem Artikel mocht einer Einung halben gehandelt werden.

Item es mocht begert werden, dieweil sich der Erzherzog erboten, seine Erbland der Cron einzuleiben, mocht vielleicht begert worden, dass E. f. G. Ir Fürstenthumb auch dabei beleiben Hessen. Darauf mögen E. f. G. gedacht sein und den Räten ir Meinung nachschreiben. Man find im meines Achtens gut weg. Nur halten E. f. G. die Rät nit auf, es war viel wert, dass sie jetzt allhie weren und geben in E. f. G. also ein endlichen Gewalt und Befelh, sunst wurden sie gar nichts handeln mögen und wer nur ein Gespöt.

E. f. G. glauben mir warlich, war ir länger ausbelieben oder hätt nit dermassen mit dem Schreiben gehandelt, so war der Erzherzog Kunig.

Was ich schreib, muss ich alles mit grosser Eil thain, dann die Zeit ist mir immerdar zu kurz.

Schwihau schreibt E. f. G. hiebei mit sambt einer Copei den Pernstein betreffend, dem wollen E. G. nachkommen und mir die Brief bei der Post aufs ehest vor Zukunft der Rät zuschicken.

Der Prager tröst ich mich wol, Herzog Hans von Sachsen und Herzog Jörg von Sachsen stellen auch nach der Braut. Ich hoff aber, es soll nit viel wirken. Ich hab die Sach in ein guten Gang gebracht, E. G. seien selbs nit säumig noch kleinmutig.

Der Stecho und Tichtel säumen sich mit allem Fleiss auch nicht; ist gut, dass sie allhie sind.

E. f. G. wellen bedacht sein, ob mit dem Babst umb Geld zu handlen wer.

Datum Prag Pfinztags nach Dionisli anno XXVI.

Ich besorg, der Bot werd des beheimischen Briefs halben noch heut aufgehalten werden, E. f. G. thue ich mich unterthenig befelhen.

E. f. G.

 

v.

 

Weyssenfelder.


(An die Herzoge Wilhelm oder Ludwig von Bayern.)

Praesentata den 14. Tag Oct. anno 26. gen Ingolstadt.




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