90. Weissenfelder an Herzog Ludwig von Bayern: so viel er wahrgenommen, haben die bayrischen Fürsten die meiste Hoffnung zur böhm. Krone; würde man aber einen Einheimischen wählen, so könnte es nur Lew von Rožmital sein; die Fürsten mögen unverzüglich eine Botschaft mit genügenden Vollmachten nach Prag schicken und keine Unkosten scheuen; der Herr von Neuhaus sei noch nicht gewonnen.

dd. Prag, 10. Oct. 1526. Original im k. geh. Staatsarchiv in München 50/3 fol. 36.

(NB. Die durchschossenen Stellen sind im Original chiffrirt.)

Genediger Fürst und Herr. Angestern hab ich E. f. G. ein langen Brief geschrieben und wahrlich mit grosser Unmus und Eil, dann was ich und ander gestern gearbeit, weiss Stacho E. f. G. wol anzuzeigen. Aber wie dem so kann ich noch nit änderst finden, dann die Sach steh von den Gnaden Gottes recht und schickt sich teglich pas, ist heut, soviel ich selbs von etlichen trefflichen verstanden, daran nit wenig gelegen viel pesser dann nechten. Und in Summa, soll man änderst den Leuten glauben und wie nicht allein bei den hochweisen, sonder auch im gemeinen Haufen das Geschrei geht, so ist E. f. G. und derselben Bruder neher bei dem Kunigreich und haben zu Empfahung der Cron mehr Hoffnung dann Niemand ander. Ich verhoff auch genzlich, es sei dann gar kein Trauen oder Glauben in Leuten, es soll weder Kunig von Polan, der Erzherzog, Herzog Hans von Sachsen, Churfürst Markgraf Joochim, noch ander Euern fürstlichen Genaden nit vorgehen. Soll aber jemands ander furziehen, so must Herr Leb sein, wiewol ich verhoff, es sei auch durch schicklich Weg zufurkommen, wie Euer fürstlich Gnad hieneben mögen Bericht empfahen.

Nu ist die Sach jetz am meisten daran, dass E. f. G. furderlich und eilend die Botschaft herein orden und will E. f. G. etwas ausrichten, so lassen sich E. f. G. nicht allein nit abwenden, die Botschaft zu schicken, sonder auch in keinen Verzug bereden, noch den Landtag daran verhindern, dann man mocht viel Landtag halten und das nit erlangen, so jetz zu erlangen ist. Und ob man gleich des Unkosten halben, der darauf laufen mecht, E. f. G. die Sach beschweren wollt, so erschrecken E. G. nichts, dann es sind gut Weg vorhanden, dass der Unkosten mit mehrerm Nutz herwieder pracht. Und obgleich kein Pfening herwieder kern, so wer es doch des Unkosten wol wert, aus Ursachen, die E. f. G. bedenken mögen, wollen änderst E. f. G. ander Sachen durchdrucken, oder in irem Fürstenthumb sicher sein. Damit aber E. f. G. auf einen oder den andern, so in Botschaft herein geschickt werden sollen, nit lang verwarten oder weigerten, sonder kurz und eilend dardurch gingen, hab ich gedacht, sofer E. f. G. nit pesser in Eil wissten aufzubringen, das E. G. den von Degenberg, E. G. Marschalch und den Christof Rainer herein geschickt hetten; den mochten E. G, etlich Pferd zugeben und so sie ein 20 oder 24 Pfund hetten, wer oberigs genug, ob sie auch nit all ein Kleidung fürten, ist nit viel daran gelegen; dann die Zeit ist mehr darin zu bedenken, dann die Kleidung. Doch soll ir jeder ein Ehrkleid mitfuren. Wollen mich dann E. f. G. auch in die Credenz setzen und die Sach reden lassen, so lass mich E. f. G. schlechts als einen andern Rat und mit dem Namen Hans Weissenfelder, on Meld auch meines Stands, schreiben; dann als ich verstehe, sind die Gierten bei inen nit sonders angenehm. Der vom Neuhaus ist noch ungläubig, aber Stecho wird E. f. G. seinen halben wissen zu berichten. Die Stecho sind bisher fleissig gewesen und wollen noch all nit feiren, so viel uns möglich ist, E. f. G. sein nur selbst nit nachlessig.

Die österreichischen sind meiner Werbung übel zufrieden. Graf Hans ist bei mir gewesen, hat mir gesagt, er hab mit mir zu reden; gedenk mir wol, es sei der Sachen halben. Sollen jetz wieder zusammen kummen. Will sein Meinung auch hören und darauf halten wie mich gutbedunkt.

Wie die Sachen allenthalben weiter stet und sich die Leut halten, kann Stecho E. f. G. wol berichten. Befilh mich E. f. G.

Datum in Eil Mitwoch nach Dionisii anno XXVI.

E. f. G.

 

untertheniger

 

Weyssenfelder.


Dem Stecho hab ich der Post halben Bereich geben.

(An Herzog Ludwig von Bayern zu eigenen Händen.)




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