87. Weissenfelder an die Herzöge von Bayern: berichtet über die Bemühungen der Österreich. Gesandten, um die böhm. Stände für den Erzherzog zu gewinnen; die allgemeine Stimmung sei dem letzteren nicht günstig und was er erlangt, müsse er durch grosse Gaben erkaufen; er mache seine Sache auch, noch schwieriger durch den Hinweis auf das Erbrecht seiner Frau; trotzdem aber habe er einen grossen Anhang, namentlich den Kanzler (von Neuhaus), Rosenberg, die Schlicke, Pfluge und andere; die Fürsten mögen nur eiligst ihre Botschaft schicken.

dd. Prag, 9. Okt. 1526. Original im k. geh. Staatsarchiv in München. 50/3 fol. 50.

Genedig Fürsten und Herren! An gestern Montag, ehe dann der Herr von Swihau und ich alher kommen sind, haben des Erzherzogen Räte ir Werbung than und mit viel hübschen Reden, wie das in sollichen Sachen gebrauchig und sonderlich bei den Leuten Gewohnheit ist, sich erboten, so sie den Erzherzog Kunig machen, woll er seine fünf Erbland Österreich, Steir, Karrenten, Crain und das Land ob der Enns erblich zu der Cron Beheim kommen und dabei beleiben lassen, wol auch deshalb von seinem Brüdern dem Kaiser notturftig Verschreibung und Confirmation ausbringen, darzu mit irein Rath Handlung fürnehmen, dass des Kunigreichs Schulden bezahlt und ander Beschwerden abgewendt werden. Er woll auch einen jeden bei seinem Glauben und alten hergebrachten Gewohnheiten etc. beleihen lassen. Hat auch dabei anzeigen lassen, als sollt das Kunigreich seiner Gemahel erblich heimgefallen sein. Des man sunder Beschwerd tregt und sind die Stend der Cron deshalb bewegt worden, nach iren Privilegien, so zum Carlstein, zwo Meil von hinnen, liegen, zu schicken, sich darin zu ersehen, damit sie sich dest statlicher wissen einer Antwort zu entschliessen. Und wiewol Herr Jan Marätschi, der neben Herr Jörgen von Pueham, Herr Simon Ludwigen von Polhaim, Herrn Hansen von Starhemberg und Rabenhaupt ein Mitgesanter ist, für ander durch gross Zusagen und Verheissung etlich Tag ernstlich und stark ein guten Anhang zu irem Fürnehmen gemacht, so vernimb ich doch, dass ir viel ab irer Werbung sind verlustig worden, nemblich aus den zweien furnemlichen Ursachen, dass die österreichischen das Kunigreich als obs der Fürstin erblich heimgefallen, begern; zum andern, das Maretschi neben den grossen Verheissungen, die er sundern Personen gethan, jedermann in gemein vertrost, als woll der Erzherzog des Kunigreichs Schulden von seinem selbs gut bezahlen; dieweil sie aber in der Werbung dasselbig nit, sunder ein andere Meinung angezeigt, vermeinen sie, er verheiss mehr, dann er oder der Erzherzog halten wöll und verhofft, es soll E. f. G. nit undienstlich sein, dann eigentlich verstehe ich wol, dass man in der Gemein kein Willen zu im hat und was er erlangt, muss nur durch gross Gab besehenen und erkauft werden. Aber gleichwol hat er ein starke Partei, als den Canzler, Rosenberg, Schlicken, Pflug und ander.

Nichtsminder ist E. f. G. durch deren, die E. f. G. guts gunnen, auch alhie solicitiren, Fleiss bei ir gar vielen in guten gedacht und bin noch der Hoffnung, so man sich recht in die Sach schickt, E. f. G. sollen der Sachen neher sein dann kein Austender; wird es aber ein Beheim, so stet es Niemand neher dann Herrn Leben, dem auch viel Leut das zueignen. In mochte aber vielleicht sein starke Gegenpartei daran verhindern, auch sonderlich bedacht werden, dass er keins so grossen Vermögen ist, als zu dem Thun not war. Aber wie dem allen so war meines Achtens dannoch einer für den andern zu gedulden.

E. f. G. wissen, mit was gemeinen Befelh ich von E. f. G. abgefertigt und wie wol das Schreiben, so an die Stend der Cron gestellt worden, so ich E. f. G. hiemit aufgebrochen wieder zusend, auf Herr Leb und Swihau Anzeigen gestellt, so ist doch durch denselben Rat nit geantwurt worden, sondern verendert, wie E. f. G. ab beiliegender meiner Handschrift vernehmen. Dermassen hab ichs auch mit einem muntlichen Anzeigen und Erbieten an heut dato in gemeiner Versamblung uberantwort, dann es hat kein lengern Verzug leiden mögen, sonder, hab ich des Erzherzogen Praktiken abstellen wellen, so hat es also sein müssen. Nu hab ich gleichwol bedacht, es mocht ein grosser Unkosten sein; aber wie dem, so acht ich, es sei nit so hoch zu bedenken als ein pösen Nachbern zu haben, wie E. f. G. desselbs weiter müssen und wissen zu bedenken. Zu sambt dem verstehe ich so viel wol, soll die Sach durch Gnad des Allmechtigen Fürgang gewinnen, dass es sich selbs wieder bezahlet, zusambt andern Nutz, so daraus erfolgen mocht.

Ich kann nit änderst gedenken, es geh darauf was woll, so mugen E. f. G. den Erzherzogen allda nit gedulden; darumb hab ich das nach Rat, wie ob angezeigt, auch des von Pernstein, im Namen Gottes also gewagt, damit die ander Handlung verhindert oder zum wenigisten in einen Verzug gebracht würd. Die Praktiken sind aus dermassen gross und fast übersetzt. Soll ich und die andern, so allhie bei mir sind, E. f. G. etwas zu gut handlen, so müssen wir den Weichprunn auch geben, wie wir dann jetzt in Übung sind, und hab durch sollich Weg noch ganz gute Hoffnung. So man mit mir handlen wurd, will ich keinen Fleiss unterlassen, die Sach zu verziehen, bis E. f. G. Reth kommen; mocht es aber je nit sein, so will ich auf die Bezahlung der Schuld, die sich wie JE. f. G. hievor angezeigt laufen mochten und auf die andern Artikel in der Schrift, so ich uberantwort, begriffen, beschliessen. Aber in allweg ist von Noten und so lieb E. f. G. die Sach, ist gross von Noten, dass E. f. G. aufs eilendest ein Botschaft herein fertigen und verreiten lassen und ist ein Stund zu lang, die damit verzogen würdet und sieht die obangezeigten sollichs für retlich an und dass E, f. G. ein drei ansechlich schicken, obgleich kein Graf darunter ist, liegt nit dran, allein dass es bald beschech. Und so die Reth anreiten, lass michs E. G. wissen, will ich ine den Stehi unter Augen gen Glatau und so es von Nöten wer, ein Gleit damit schicken. E. f. G. feiren hierin nit, es wer gut, dass sie jetzt allhie weren, darumb feiren E. f. G. nit darin, dann ich will allhie auch nichts unterlassen. Dann ich find die, so E. f. G. erkennen und angezeigt sind, auch ganz willig, geflissen und geneigt.

Als ich an diesem Brief geschrieben, hat mir Schwihau gesagt, dass E. f. G. schreiben und mein Reden ein gut Ansehen und Gehör gehabt, seien ir viel dardurch zu E. f. G. und von der andern Partei abzeweichen bewegt worden. Verhoff Morgen etlich mehr ansechlich E. f. G. anhengig zu machen. Doch wurdet es an Safran nit zugehen. Was E. f. G. Partei ist, verhofft noch alles wol, Gott wöll uns Gluck verleihen und zuvoran E. f. G. der Ehren vergunnen. E. f. G. sind nur nit zu kleinmütig und karg, lassen sich den Unkosten, so darüber gen mocht, ob er gleich gross ist, nit erschrecken. Man find noch gut Weg und Hilf, wie E. f. G. wissen zu bedenken.

Ich kann E. f. G. in dieser Eil nit mehr schreiben. E. f. G. versieht alle Meinung, dann furder E. f. G. die Sachen und lassen mich E. f. G. furderlich Bescheid wissen, was Gefallens E. f. G. ob diesen Anfang haben und wie ich mich weiter halten soll, damit ichs den Herrn auch kunn anzeigen.

Die Post ist übel versehen, der Brief, den wir heut acht Tag zu München alliier geschickt, ist erst am negsten Sonntag alliier kummen. Darumb thun E. f. G, ernstlicher und besser Fürsehung, dann die Sach ist eilend und viel daran gelegen.

Der Churfürst von Sachsen hat heut nach meiner Handlung auch ein Schreiben überantworten lassen, darin er sich der Gutthaten, die er der beheimischen Cron bewiesen, fast berümbt. Bit gleichwol nit austrucklich umb das Königreich, rät in aber zu versten, dass sie ihne oder seinen Sun nehmen sollen.

Der Kunig von Polen und Markgraf Jochim feiren bed nit. Ich besorg mich aber vor den beden nit viel.

Herr Albrecht von Siernberg hat ein Volk bei einander, wer gern an den Erzherzog. E. f. G. haben dann noch in geheim ir Kuntschaft, ob vielleicht Franz Kotz bei im wer und sich auch bewurb. Wann der von Schwihau und ich lenger weren aussen beliben, wer nit gut gewesen, dann die Sach ist am Zweck gewesen und hat Erzherzog das Ziel hoch gesteckt.

Wiewol man fast eilt, so wird man dannoch E. f. G. zu gut Fleiss furkehren, die Sach zu verziehen, bis auf E. f. G. Räth Zukunft.

E. f. G. wollen dies mein Schreiben gnediglich vernehmen, die Handlung und mich befolhen haben. Datum Prag am Tag Dionisii zu angehender Nacht, anno XXVI.

Ich hab die Brief bei eim laufenden Poten schicken müssen, sunst Niemand gehabt.

Des Erzherzogen Leut sind, als ich hör, meiner Handlung erschrocken.

 

E. f. G. v. Weyssenfelder.


(Ah die Herzoge Wilhelm und Ludwig von Bayern).

Praesentata den XII Tag Octobris anno 26 zu Schierling.




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