82. Die Herzoge Wilhelm und Ludwig von Bayern schreiben an die in Prag versammelten böhmischen Stände und werben um die böhmische Krone für einen von ihnen.
dd. München 2. Oct. 1526. Original im k. geh. Staatsarchiv in München. 50/3 fol. 30.
Von Gottes Genaden Wilhelm und Ludwig Gebrüder Pfalnzgrafen bei Rheine, Herzoge in Obern und Niedrn Bairn etc.
Unsern gönstlichen Gru ss zuvor, wolgebornen, edln, festen, fursichtigen, ehrsamen und weisen, besonder lieben! Wir haben vernommen, wie ir auf den kläglichen und erbärmlichen Zufall, so weiland unserm lieben Herren und Oheim, dem König zu Hungern und Beheim etc. von der Christenheit gemeinem Feinde dem Turken begegnet, ein gemeine Versamblung aller Stende der Cron Beheim zu Prag auf dem Schloss zu halten furgenommen, das wir ganz geren gehört. Dann dieweil wol zu besorgen, der Turk werde als an diesem Siege unersettigt unterstehen, sein tyrannisch Wüten ferrer furzegeben, sind wir der ungezweifelten Zuversicht, ir werdet diesem unmenschlichen Eindrang fürzekummen und was zu Abwendung desselben dienstlich sein mag, keinen Fleiss unterlassen, darzu wir als christenlich und des heiligen Reichs verwand Fürsten mit Darstreckung unserer Leiben und Vermugen getreulich zu helfen geneigt. Wollen uns auch dess hiemit als die nechst anstossenden Fürsten, deren Voreltern und wir mit der Cron Bekeim allzeit in gutem nachperlichen Willen und Verstand gewesen, gegen euch also erboten haben.
Und nachdem ir auf diesem Tag euren Privilegien und hergebrachten Gebrauch nach von Erwählung eines andern Königs handeln möchtet, so euch dann gefeilig were, einen teutschen und des heiligen römischen Reichs verwandten Fürsten zu einem König anzenehmen und wir die Gutwilligkeit und Neigung, das wir mit ganz gnediger Beger bitten, bei euch befunden, das ir unser einen, deren Voreltern auch römisch Kaiser und König gewest und die sich bishere friedlich und nachperlich gegen der Cron Beheim und derselben Verwandten gehalten, auch inen mit unserm Fürstenthumb dermassen gelegen, dass ein Land dem andern in Erhaltung Friedens und Rechtens, darzu wir sonderlich geneigt, auch in ander Wege viel und nützlich an einander erspriesslich sein mugen, zu eurem König anzunehmen und der Cron kummen zu lassen, seind wir nicht allein ganz willig und geneigt, die Herrn, Ritterschaft, Präger und ander Städte, auch all Inwohner des Königreichs sammentlich und ir jeden besonders bei iren Rechten, Freiheiten und guten alten hergebrachten Gebrauchen beleiben zelassen; sonder auch sie dabei schützen, schirmen und handhaben, auch uns sonst in ander Wege so dankperlich halten, erzeigen und beweisen, dardurch ir von allen Stenden desselben mit gnedigem und geneigtem Willen scheinperlich spuren und gewar werden sollet.
Und so wir Bericht
[Siehe den Entwurf des Schreibens an die böhm. Stände, dd. 26. Sept. 1526] empfiengen, dass ir zu unser einem, wellicher euch gefeilig were, Neigung trüget, wollten wir unsere treffenliche Rete verordnen, an unser Stat mit euch zu handeln, was dem Königreich zu Nutz und Gutem kommen, auch zu Aufnehmung und Reichung desselben erspriesslich sein mag. Ob auch einiche Beschwerde auf dem Königreich weren, oder demselben einicherlei Gerechtigkeiten angehörten, Wege fürzunehmen, wie dieselben zum besten abgewendt oder die Gerechtigkeit erlangt und all Ding in gut Wesen gebracht werden möchte. Darzu wir dann mit unsern gesipten Freunden und Bundverwandten, auch mit unserm erblichen Fürstenthumb alles unsers Vermugens verhelfen und gnediglich mit darstrecken und darzu sollichs gegen euch sammentlich in Gutem nimmer vergessen wollen.
Datum München den andern Tag des Monats Octobris anno etc. XXVIto.
W., Herzog in Bayrn (m. p.) |
Ludwig, Herzog in Bayrn (m. p.) |
Den etc. Herren, Ritterschaft, Adel und Botschaften von Städten der Cron zu Beheim auf itzigem Tage zu Prag versammelt.