60. Letzte Antwort des Königs Ferdinand I auf die ihm bei seiner Wahl von den schlesischen Fürsten und Ständen zur Bestätigung vorgelegten Artikel.

1526. Concept im Archiv des k. k. Ministeriums des Innern in Wien. (I. A. 1. Mähren.)

Dritte und letzte Antwort.

Kuniglicher Mt. zu Beheim und Hungern etc. Antwort auf der Fürsten und anderer zugethanen Botschaften der Lande beider Schlesien furgebracht Artikel und Begeren.

Erstlich, als sich bemelt Fürsten und Gesanten auf vier Artikel, so Irer kun. Mt. gesandten Botschaften auf dem Landtag zu Lubschitz schriftlich mitgegeben, lennden (sic) gibt kun. Mt. auf den ersien Artikel, belangend Bestattung derselben Lande Freiheiten, Gerechtigkeiten, Privilegien und gut alt Gewohnheiten zu Antwort, dass Ir kun. Mt. willig ist, inen solch Freiheiten, Gerechtigkeiten und gut löblich Gewohnheiten, wie die von Alter herkummen und Irer Mt. Vorfordern auch gethan haben, gnediglich zu confirmiren, bestatten und dabei handzuhaben.

Auf den andern Artikel, betreffend dass Ir Mt. auf niemands Ansuchen nichts schweren oder annemen wolle, das iren Freiheiten entgegen sei, darauf will Ir kun. Mt. gnediglich bedacht sein, damit wider solch Freiheiten, Privilegien und Gewohnheit durch Ir Mt. nichts gehandelt oder angenommen werde.

Auf den dritten Artikel belangend die Beschwärde der Wahl des Kunigs zu Beheim, dass die Herren und Inwoner derselben Cron inen die selbst allein zuziehen, will Ir kun. Mt. allen Fleiss fürkeren, das Königreich Beheim, auch Merhern und Schlesy dieses Strits der Wahl halben zu vergleichen. Wo aber Ir Mt. darin die Folg nicht erlangen möcht (des sich doch Ir Mt. nit versieht), alsdann dermassen Einsehung zu haben, damit jeder Partei, was Ir billich zusieht, erfolge, und will Ir Mt. inen desshalb auch gern brieflichen Schein laut hiebeigelegter Copei zusiellen.

Auf den vierten Artikel, berurend die vermeit Gerechtigkeit der Cron Hungern zu den Landen beider Schlesien und derselben Fürsten und Inwoner, ist kun. Mt. Antwort: Dieweil Ir kun. Mt. aus den Verträgen, erblichen Gerechtigkeiten und rechter ordentlicher Wahl Kunig in Hungern sei, hab sie ausserhalb Irer Mt. befelh Niemand zu erfordern und zu ermanen. Demnach wo sie von jemand aus Hungern angelangt wurden, sollen sie ausserhalb Irer Mt. Vorwissen niemand kein Antwort geben, sonder solichs an Ir Mt. gelangen lassen. Wo sie aber hierüber jemand mit Gewalt anzugreifen unterstehen, will Ir Mt. sie nit verlassen, sonder gnediglich schützen und schirmen.

Und als gedacht Fürsten und Gesandten in irer jetz übergegebnen Schrift etlich mehr Artikel furbringen, darunder nemblich der erst Zwispalt zwischen Geistlichen und Weltlichen berurt etc. ist kun. Mt. Antwort: Ir kun. Mt. hat bisher das, so dem allmechtigen Got zu Lob und christlicher Einigkeit dienstlich ist, mit allem Fleiss furzunemen bedacht, solichen Fleiss will Ir Mt. nochmals und sonderlich, so dieselben in das Land kumbt, furzuwenden nit unterlassen, des gnedigen Versehens, sie werden auch mitlerzeit ein gut ordentlich christlich und einig Wesen und Leben füren und halten, und mag Ir Mt. leiden, dass sich Geistlich und Weltlich mit einander versuchen zu vergleichen, doch Ire Mt. solch Vergleichung vor Beschluss derselben zuvor zu übersenden.

Auf den andern Artikel, ein eintrechtige Münz betreffend etc. will Ir Mt. die in das Land Beheim kumbt, derhalben Erkundigung haben; nicht destominder sollen sie ir Beschwerden eigentlich in Schrift stellen, damit Ir Mt. hierin dest grundlicher handlen muge.

Zum dritten, von wegen Sperrung der Hantierung zwischen Polen und Schlesien etc. sollen die Fürsten und Botschaften ir Beschwärd desshalb der kun. Mt. auch schriftlich zustellen und daneben ir Gutbedunken anzeigen, welichermass mit dem Kunig von Polen, damit die Hantierung iren freien Gang gewinne, zu handlen sei, will alsdann Ir Mt. derselben Botschaft, so sie bei kun. Würde zu Polen hat, hierin zu handlen Befelh geben, oder der kun. Würde selbst schreiben.

Auf den vierten Artikel, berurend die Handelsleut in Schlesien, damit denselben durch Österreich und andere Irer Mt. Lande gen Venedig frei aus und ein allenthalben zuziehen, und altem Herkumen nach zu hantieren vergunt und nit gesperrt werde etc. will sich Ir Mt. hierin erkunden und inen alsdann geburlich Antwort geben.

Auf den fünften Artikel meldend dero von Preslau Güter, so inen zu Ofen nach des Türken Abzug gweltiglich durch die Hungern entwert worden sein etc. Kun. Mt. soll solcher Schaden, dergleichen die Personen, dardurch denen von Preslau die Guter entwert und der Schad zugefügt, in Schrift gestellt und furgetragen werden, und ist darauf Ir kun. Mt. geneigt, inen hierin gnedige Hilf zu erzeigen. Doch dieweil die Sachen in Hungern, wie sie wissen, dieser Zeit sweben, mugen sie abnemen, dass sie hierin ein Zeit Geduld tragen müssen.

Auf den sechsten Artikel, berurend Aufrichtung und Erneuerung des Landfriedens beider Schlesien, solicher Landfried soll Irer Mt. zu gelegner Zeit furgebracht werden, will alsdan Ir Mt. darin, was zu Furdrung Friedens und Rechtens dienstlich (als die alweg darzu geneigt ist) gnediglich zu fordern gedacht sein.

Auf den siebenten Artikel von wegen Besieglung des Landfriedens durch die Ritterschaft im Schweidenitzer Fürstenthumb, auch derselben Dienstleistung und Irrungen zwischen Land und Stetten daselbst im Schweidenitzen und Glatzischen


[Eine Abschrift, die in dem Prager Statthaltereiarchiv von dieser Urkunde enthalten ist, gibt statt Glatzisch "Glogisch" an] Fürstenthumb belangend, will Ir kun. Mt., so dieselb in das Land kumbt, derhalben Erkundigung haben und diese Beschwer der Ritterschaft obbemelt irer Widerpartei furhalten und Fleiss furwenden, sie derhalb gutlich zu vergleichen. Wo aber das nit statthaben möcht, entlich zu entscheiden und niemands in Rucken oder unverhört was ausgehen noch bestetten lassen. Wo sich aber Ir kun. Mt. Ankunft in das Land Schlesien Verzüge, will alsdann Ir Mt. derselben Botschaft ins Land fertigen, obbemelte Irrung zwischen Land und Stetten beizulegen.

Auf den achten Artikel inhaltend, dass kun. Mt. in Handlungen, die Land Schlesien berurend, etlich derselben Land Gelegenheit Erfarene zu Räte aufnemen und gebrauchen soll, ist deshalb Ir kun. Mt. vormals gnediglichen bedacht und bewillt gewesen, laut ires Begerens etlich Räte aus der Schlesy zu nemen, weliches dann Ir Mt. nochmals zu thun willig und urpittig ist.

Zum neunten von wegen Schifreichmachung [Die Abschrift im Prager Statthaltereiarchiv hat "Öffnung"] des Fluss der Oder, sollen Irer Mt. die Besluss, so deshalben vormals aufgericht, zu bequemen Zeiten furgebracht werden, darauf will alsdann Ir Mt. weiter Handlung furnemen und was Ir Mt. darin dem Land zu gutem handlen mag, gnediglich bedacht sein.

Auf den zehenten Artikel, belangend des Bischofs zu Preslau sambt desselben Geistligkeit Vorhaltung der Zehend etc. will Ir kun. Mt. den Hauptleuten Bereich geben, hierin Einsehung zu thun, damit derselb Bischof und Geistligkeit unzt zu Irer Mt. Ankunft oder ferrer Fursehung wider die Pilligkeit nit beschwert, und zu irem geburlichen Zustand geholfen werde, und wo sich jemands zur Unpilligkeit dawider setzen, dass Irer Mt. durch die Hauptleut angezeiget werden.

Auf den eilften Artikel inhaltend Bezalung etlicher Schulden von Kunig Wladislaus und Kunig Ludwigen herrurend etc. ist kun. Mt. willig, was rechtmässiger Schulden und die Irer Mt. zubezalen zustehen, dieselben zu entrichten und zu erledigen.

Auf den zwelften und letzten Artikel, die vermeint Gerechtigkeit der Cron Hungern zu dem Fürstenthumb Schlesien berurend etc. lasts Ir kun. Mt. bei obvermelter Antwort beleiben und ruhen.




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