56. Antwort der am Fürstentag zu Leobschütz den 5. Dezember 1526 versammelten Fürsten und Stände von Ober- und Niederschlesien auf die Wahlwerbung König Ferdinands l und seiner Gemahlin Anna, unter welchen Bedingungen sie dieselben als Herrn und Frau annehmen und anerkennen.

Original im Archiv des k. k. Ministeriums des Innern I A 1. Mähren und Schlesien.

Nachdem die edlen, wolgepornen Herrn, Herr Wolfgang Freiherr zu Ragendorf und Mollenburg, Herr Hans von Auersberg, Herr uf Schönberg, Mitwoch nach Barbare nach Christi gepuert im funfzehenhundersten und sechsundzwainzigisten Jahren allhier zu Lubschitz in gemeiner Versammlung der Herrn Fürsten und aller Stende im Namen und von wegen des durchleuchtigisten, grossmechtigisten Fürsten und Herrn, Herrn Ferdinanden, erweiten Koniges zu Beheim, Prinz und Infant in Hispanien und Erzherzogs in Österreich etc. und der durchleutigisten, grossmechtigisten Fürstine und Frauen, Frauen Annen erweiten Konigine zu Beheim, Fürstine in Hispanien, Erzherzogine in Österreich, beide unser genedigisten Herrn und Frauen, uf beider irer Mt. zwiene Credenz und Glaubesbrief eine muntliche Werbung gethan und dabei schriftlich Copeien irer Instruction Überantwort, wie hienach von Worte zu Worte folget.

Ferdinand von Gottes Gnaden erwelter Konig in Beheim, Prinz und Infant in Hispanien, Erzherzog zu Österreich etc. und Anna von denselben Genaden, erweite Konigine zu Beheim, Fürstine in Hispanien und Erzherzogine zu Österreich etc.

Instruction, was die edlen und unsere lieben getreuen Hans Graf zu Hardeg, Glatz und in Macheland, Wolfgang Freiherr zu Rogendorf und Mollenburg und Hans von Auersperg, Herr zu Schönperg, unser Rethe, sambent ader merer Teil, bei den hochwirdigen, hochgepornen Fürsten, wolgepornen, ehrwürdigen, edlen, ersamen, weisen, unsern Oheimen, Freunden und lieben besondern und gemeinen Stenden Fürsten, Prelaten, Herrn, Ritterschaft und Stetten der Lande Schlesy, so viel der jezt auf nechst gehalten Fürstentag zu Lubschutz beieinander sein werden, in gmein handeln sollen.

Erstlich so sollen sie nach Uberantwortung unsers Credenzbriefs und Vormeldung unser Freundschaft, Grues und geneigten genedigen Willens gegen den Fürsten und Stenden eine Entschuldigung thun, auf diese ungeferliche Meinung. Wiewol die Fürsten und Stende verschiner Zeit nach weiland Kunig Ludwigs lobelicher Gedechtnus leidigen Ableibung ein gemein Furstentag in der Schlesy zu Breslau gehalten, so haben wir doch von solchem Fürstentag nicht gewust, sonst wir keins weges unterlassen, sonder unser Botschaften darauf verordenet und geschickt heiten. Dieweil es aber aus gemelter Ursacen nit geschehen, sei unser gutlich Begehren, die Fürsten und Stende wollen solchen Saumbsal nicht anders verstehen noch annemen, dann dasselb der Unwissenheit Schuld gewest sei. Als wir abir jezt erinnert werden, dass die Fürsten und Stende ein gemeinen Fürstentag widerumben vorgenommen, sein wir aus der sondern und genedigen Lieb und Neigung, so wir zu bemelten Fürsten und Stenden haben und tragen, verursacht worden, die obgenannten unser Räte zu inen zu schicken und inen diese Meinung anzubringen befolen: Nachdeme sich leider zugetragen, dass weiland obgedachter unser freundlicher lieber Schwager und Bruder Kunig Ludwig, Kunig zu Hungern und Beheim etc. loblicher Gedechtnus, die Schuld menschlicher Natur bezahlt und aus dieser Welt verschieden, dass demnach zu seiner Lieb Kunigreichen und Landen kein negster Erb vorhanden, dann wir Anna, als ein geborne Konigine und Erbtochter der Königreich zu Hungern und Beheim, nach weicherer unserer Erbgerechtigkeit Wir Ferdinand als irer Lieb Gemahl vor meniglich zu denselben Kunigreichen und Landen einen Zugang haben. Darzu nunmals (wie den Fürsten und Stenden an Zweifel unvorporgen) aus Willen und Schickung des Allmechtigen durch die Stende und Inwoner des Kunigreichs Beheim, welchem Königreich die Land Schlesy zugewandt und ein Glied desselben ist, auf unser erbliche Gerechtigkeit einhellich zu Kunig und Kunigine daselbst zu Beheim angenommen worden, dass auch nunmals das Land des Markgrafthums Mehrern uns uf solche unsere Erbgerechtigkeit zu Erbherrn und Erbfrauen auch angenommen haben; demnach ist unser beider gutlich und genedig Ansinnen und Begehren, das die lobelichen Fürsten und Stend der Land Schlesy in Bedenkung unserer oftgenannter Anna Erbgerechtigkeit auch solches rechtlichen Zuganges, den wir Ferdinand für unser Person als irer Lieb Gemahel aus vorzelten Ursachen zu den Landen Schlesy haben, auch in Erwegung, dass wir und unsere Vorfordern Fürsten zu Österreich uns je und allwege gegen vielgemelten Landen Schlesy, derselben Fürsten, Stenden und Inwonern, an Ruhm zu melden, für andern umbligund Fürsten und Herrn tauglich und statlich sein mugen, und derhalben uns beide inen zu iren rechten Erbherrn und Erbfrauen gefallen lassen, die annehmen und sich gegen uns beiden hierin dermassen halten und beweisen, als wir uns der Pilligkeit, Gerechtigkeit und aller Gelegenheit nach zu inen genzlich und genediglich vorsehen, getrosten und von inen nie gezweifelt haben. Das wollen wir gegen den Fürsten und Stenden sambent und sonderlich mit geneigtem und genedigem Willen erkennen in allem guten bedenken, darzu sie bei iren Freiheiten, Rechten, Gerechtigkeiten und löblichen Herkommen nicht allein der Pilligkeit nach, genediglich bleiben lassen, auch dieselben mit dem fugelichsten zu mehren und erweitern uns befleissen, auch dermassen regieren, handhaben, schüzen, schirmen, halten und erzeigen, dass sie unser beider geneigten und genedigen Willen gegen inen wirklich spuren und daran unsers Vorsehens woll zufrieden sein werden.

Ferrer sollen unsere Rethe bemelten Fürsten und Stenden von unsern wegen anzeigen, wie inen dann vielleicht vorhin auch wissend ist, dass sich der Woida aus Siebenburgen zu Stund an nach weiland Kunig Ludwigen Ableibung zu Schmälerung und Abpruch unserer beider Gerechtigkeit unterstanden, Kunig zu Hungern zu werden, wie uns Kundschaft zukommen sein, sich nunmals durch eine unordentliche Versammlung und etlicher seiner Partei, die er zu Stuhlweissenburg gehalten, daselbst zu Kunig in Hungern krönen hab lassen. Dieweil aber gedachter Woida sich in bemelter weiland unsers lieben Schwagers und Bruders Kunig Ludwigs Leben allwege widerspennig erzeiget, und sonderlich zu der Zeit, als sein Lieb gegen den Türken zu Feld gelegen und dem Türken Widerstand zu thun in Übung gewest, Woida als der vormuglichist und stattlichist des Kuniges Unterthan, nicht allein mit keiner stattlichen Huelf und Beistand, wie ime dann seinen Ehren und schuldigen Pflichten nach zu thun gepurt hat, erschienen, sonder auch zu derselben Zeit und in solcher Handlung sich etwas hoch vorweislich und vordechtlich und nicht dermassen, als er seinem Herrn und der Coron zn thun schuldig gewest, gehalten und nunmals durch solche seine unpilliche Handlung und Cronung uns, unser und unser freundlichen lieben Gemahl Gerechtigkeit zu entziehen unterstehet, gedenken wir die oftgemelt unser beider Gerechtigkeit, die wir zu der Coron Hungern haben, dadurch nicht zuvorlassen, sonder derselben mit Rath und Beistand unserer getreuen Land und Leut nachzustehen und bei solcher unserer Gerechtigkeit uns zu handhaben. So uns dann gar nicht zweifelt, die Fürsten und Stenden in Schlesy tragen ob solcher des Woida unpillicher Handlung kein Gefallen, sunder der Pilligkeit nach und in allerlei Bedenkung uns beiden der Ehren und desselbigen Kunigreichs viel lieber vergönnten.

Demnach uf solch unser genedig Vertrauen und Zuversicht, so wir zu den Fürsten und Stenden tragen und haben, langet unser gutlich Begehren an sie, die wollen die Sachen und Gelegenheit bei inen notturftiglich erwegen, bedenken und uns darinnen, was uns uf solche Handlung und zu Erlangung und Handhabung unserer beider Gerechtigkeit ferrer zu thuen sei, iren getreuen Rat und Gutbedunken mitteilen und desselben bei vielgemelten unsern gesanten Reihen und Botschaften verstendigen. Des wollen wir uns bei inen unabgeschlagen versehen und in allem gutem beschulden.

Unsere Reth sollen auch an die obbestimmten Fürsten und Stend mit allem Fleiss begeren, dass sie niemanden kein Volk wider uns annemen noch aus dem Lande füren lassen, dann wir vielleicht derselben selbst notturftig werden.

Und was bemelten Reihen und Gesanten von den Fürsten und Stenden auf obberurt ir Handlung und Werbung für Antwort gefallen wird, derselben schriftlich zu begehren.


Daran haben wir Fürsten und alle Stende in Obir und Niederschlesien, welche allhier diesmals versammelt, die folgend Antwort gegeben: Bedanken uns mit Fleiss und in Demut der geneigten und genedigen Zuentpietung beider irer königlichen Maiesteten, und sein erfreuet, dass ire Maiesteten in Gesund und Wolfart befunden, mit Pitt, dass die gemelten Rethe uns iren Maiesteten mit unsern ganz willigen und fleissigen Diensien in Demut befehlen wollen.

Und so ire Mt. zum förderlichsten anzeigen, dass sie uf ire Erbgerechtigkeit von den Stenden und Einwonern der Cron zu Beheim einhellig zu Kunig und Kunigine angenommen, dergleichen dem Markgrafthumb Mehrern, wie sich dasselbe erhalten, das lassen wir bei seinem Wert mit beigethaner Begehr, dass wir beide ire Maiesteten zu Erbkunige und Kunigine auch annemen und uns gefallen wollten lassen etc. Dieweil wir dann irer beider Kunigl. Maiesteten manchfaltige Tugent, christliche Regierung und loblich Herkommen mermalen haben rümen hören und uns trösten, dass seine Mt. uns auch dermassen friedelich und mit Gerechtigkeit vorstehen, regieren, schüzen und handhaben wird, so wollen wir uns beide ire Maiesteten zu Erbkunige und Kunigine zu Beheim aus guten freien Willen gefallen lassen, vor unsere Erbkunig und Kunigine annemen, halten und haben, doch mit diesen folgenden Unterschieden und Vorbehalten:

Erstlich, dass uns seine Kunigliche Mt. unsere Freiheiten, Privilegien, Vorträge, so wir mit iren Vorfarn, Kunigen und der Coron Beheim haben, aber sonst durch andere Weise zur Kronen kommen sein, unser Recht, Gerechtigkeiten und gute Gewonheit in gemein und in Sonderheit confirmire, bestetige, dabei genediglich handhabe und schüze. So ist auch unser fleissig und demuttig Pitt, wo imandes bei iren Mt. was suchen und begeren wurde, dass sich ire Mt. in ichtes vorpflichten, schweren ader glauben sollten, das unsern Privilegien, Freiheiten und Gerechtigkeiten entgegen were, dass uns Ire Mt. in. deine genediglich wollen bedenken und sich auch selbst nicht vorbinden lassen.

Zum andern haben wir nicht onpillich Beschwer, dass inen die Herrn und Einwoner zu Beheim wider unsere Gerechtigkeit, die Welung eins Kunigs unsers Vorsehens ganz unpillich alleine zuziehen: darumb bitten wir in Demut, ire Maiesteten wollen uns in deine Vorsorgen, damit unser Freiheit und Gerechtigkeit ergenzet, wir und unsere Nachkommen hinfort in deme allem keins Abbruchs oder Nachteils gewarten dorfen.

Zum dritten, weil die Coron von Hungern zu uns und diesen Landen ezliche Gerechtigkeit zu haben vormeinet, so pitten wir, dass uns ire Maiesteten in demselben genediglich vorsehen und versorgen wollten. Dann wo befunden, dass wir inen wess pflichtig, so haben ire Maiesteten zubeachten dass wir uns unsern Ehren nach hierinne vorhalten mussten.

Was abir anlanget, dass wir Iren Maiesteten irer Gerechtigkeit halben zu dem Kunigreich zu Humgern unsern Rath mitteilen solten, ist es an deme, dass wir umb die Art, Ordnung und Eigenschaft der Coron zu Hungern ganz wenig und unser zum Teile gar kein Wissen tragen. Derhalben wir Iren Maiesteten hirinne diesmals nichtes zutreglichs rathen mögen; zweifeln nicht, dieweil Iren Mten. desselbigen Reiches Hungern eine mehrliche Anzahl anhengig, welche der Ort und Eigenschaft der Coron und irer Einwoner gut Wissen haben, dass dieselbige und andere Irer Mt. zugethane in diesem Falle am allernuzlichsten und besten rathen mogen, mit Fleiss und ganz dienstlich pittende, Ire Mten. wollten uns hierinne entschuldigt nehmen.

Das Dienstvolk betreffend wollen wir Inhalts Irer Mten. Begehren aus Lande zu ziehen lassen (soviel uns muglich) gerne vorhalten, doch unbegeben des Landes Freiheit etc.

Beschliesslich ist unser aller fieissiges unterthenig Pitten, Ire Kun. Mten. wollen diese unsere Antwort zu genedigem Gefallen annehmen, uns in diesem unserm Anligen genediglich versorgen und unsere genedigiste Kunig und Kunigine sein.

(Mit fünf beigedrückten Siegeln.)




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