Diese nationalegoistische Politik beweisen auch folgende Tatsachen:
Nach der amtlichen Volkszählung von 1921 gab es im geschlossenen
Siedlungsgebiete 249.245 Èechen. Dabei ist zu beachten,
daß von 1918 bis 1921 bereits zehntausende Èechen
als Militär, Staatsbedienstete, aber auch durch die Bodenreform
Arbeitskräfte in das sudetendeutsche Siedlungsgebiet entsendet
wurden, so daß man im Jahre 1919, ohne zu übertreiben,
nach vorsichtigen Schätzungen mit einer Zahl von 150.000
Èechen im sudetendeutschen Gebiet rechnen kann.
Die Volkszählung vom Jahre 1930 weist im geschlossenen deutschen
Siedlungsgebiete bereits 361.447 Èechen aus. Seitdem wurden
allein bis zum heutigen Tage durch Gendarmerie, Staatspolizei
und sonstige Staatsbe amte weitere zehntausende Èechen
in das sudetendeutsche Gebiet verpflanzt, so daß sich heute
wenigstens 400.000 Èechen im sudetendeutschen Gebiete befinden,
das sind also nach vorsichtiger Schätzung 250.000 Èechen
mehr, als es im Jahre 1919 der Fall war.
Wenn da erklärt wird vom Koll. Smetánka, daß
noch mehr Èechen in das sudetendeutsche Gebiet geschickt
werden müßten, so müssen wir erklären: Sagen
Sie dann nicht der Welt, daß Sie nicht entnationalisieren.
Denn das, was sich hier vor unseren Augen abgespielt hat, ist
eine Entnationalisierungspolitik schlimmster Art. (Potlesk
poslancù sudetskonìmecké strany.) Und
ich sage Ihnen, der größte Teil dieser Zuwanderer ist
nicht ins sudetendeutsche Gebiet gekommen, um vielleicht dort
als arbeitslos aufzutreten, sondern dort angelangt hat er sofort
eine sichere Existenz erhalten, der so oft der sudetendeutsche
Arbeiter weichen mußte. Heute kann man sagen, daß
nach vorsichtigen Schätzungen durch diese Entnationalisierungsbestrebungen
seit 1919 100.000 Arbeitsplätze im geschlossenen deutschen
Siedlungsgebiete weggenommen oder den Sudetendeutschen vorenthalten
wurden. Rechnet man noch dazu, daß für zeitweilige
Beschäftigung bei öffentlichen Arbeiten èechische
Arbeitnehmer in das sudetendeutsche Gebiet gebracht wurden und
sudetendeutschen Arbeitnehmern die Verdienstmöglichkeit weggenommen
wurde, rechnet man weiters hinzu, daß die sudetendeutschen
Arbeitnehmer in den èechischen Mehrheitsgebieten ebenso
zurückgesetzt wurden, und rechnet man dazu, daß bei
den Zentralstellen und zentralamtlichen Organen die Deutschen
nahezu keine Berücksichtigung fanden, wie sie z. B. unter
den systemisierten Beamten ohne Lehrer kaum 3 %, unter dem Hilfspersonal
kaum 1 % der Ministerien ausmacht, so kann man sagen, daß
durch die nationalegoistische Politik an die 200.000 Existenzen
im sudetendeutschen Gebiete teilweise genommen, teilweise vorenthalten
wurden. Daher ist es unwiderlegbar, daß den entscheidenden
Anteil an der Arbeitslosigkeit im sudetendeutschen Gebiete nicht
die Wirtschaftskrise hat, sondern die chauvinistische, unsoziale,
inhumane Expansionspolitik, und der Leidtragende dabei ist das
Sudetendeutschtum, insbesondere aber der sudetendeutsche Arbeitnehmer.
(Výkøiky èsl. soc. demokratických
poslancù.) Ihr habt mit dazu beigetragen, Ihr sitzt
seit 1920 mit in der Regierung.
Hierzu kommt noch, daß mit Hilfe des Staatsverteidigungsgesetzes
die sudetendeutschen Betriebe bis zum Gasthaus und zur Autokonzession
als staatswichtig erklärt worden sind, und in rücksichtsloser
Anwendung der §§ 19 bis 21 des Staatsverteidigungsgesetzes
und des § 34 hat man sudetendeutsche Arbeitnehmer nicht nur
aus Gründen der Staatssicherheit, sondern vornehmlich aus
Gründen parteipolitischer und nationalpolitischer Natur um
ihre bisherige Existenz gebracht. Ja, wenn wir in den letzten
Tagen erfahren mußten, daß sogar sogenannte staatswichtige
Betriebe an die Angestellten und Arbeiter Weisungen herausgeben,
wonach die Pässe und Grenzscheine von den Unternehmern eingezogen
und nur nach Bedarf ausgefolgt werden, so, meine Herren, überlasse
ich Ihnen darüber das Urteil.
Auch auf dem Gebiete der sozia³en Fürsorge ist es nicht
viel anders. Die im Budgetausschuß von uns angeführten
Beispiele, insbesondere vom Kameraden Kundt, und eine weitere
Fülle von Fällen könnte ich noch anführen
und aufzeigen, was Schuld daran trägt, daß heute im
sudetendeutschen Gebiet die Arbeitslosigkeit 6 bis Bmal größer
ist als im èechischen. Doch haben Sie uns die Redezeit
so beschnitten, weil Sie wahrscheinlich diese Tatsachen fürchten.
(Hluk. - Rùzné výkøiky.
- Místopøedseda Taub zvoní.) Damit
ist der unwiderlegbare Beweis erbracht für die soziale Not
und das soziale Elend, das der Herr Fürsorgeminister selbst
kennen lernen konnte, als er vor einem Jahre im westböhmischen
Hungergebiet war, nicht in der Weise, wie es Fürsorgeminister
Neèas tat, daß einfach gesagt wird, daß
nur deshalb die Not und das Elend im sudetendeutschen Gebiet größer
ist, weil dort die Industrie zu Hause ist. Der Herr Fürsorgeminister
hatte vor ca. 1 Jahr Gelegenheit, sich zu informieren und zu erkundigen
und die Not und das Elend mit eigenen Augen anzusehen. Wir müssen
heute fragen, was ist geschehen? Wenn wir hören müssen,
daß auf eine Interpellation, die von meinem Kameraden Böhm
eingebracht wurde, im Ausschuß mitgeteilt wird, daß
die Kartoffeln für die Arbeitslosen dort gekauft werden,
wo sie billiger sind, so kommen wir zu dem Ergebnis, daß
hier das soziale Verständnis sehr zu wünschen übrig
läßt. Vom kapitalistischen Standpunkt aus betrachtet
mag es wohl richtig sein, aber vom rein menschlichen Standpunkt
ist es höchst unsozial. Denn der Herr Fürsorgeminister
muß wissen, wie kärglich unsere Gebirgsbauern leben,
welches Einkommen sie haben und es ist daher unverständlich
für uns, daß man von Seiten der Regierung nicht in
entsprechendem Maße die Notlage dieser unserer Gebirgsbauern
berücksichtigt.
Daher wird sich Not und Arbeitslosigkeit im sudetendeutschen Gebiet
solange verschlimmern, solange Sie diese Ihre Politik nicht ändern,
sondern glauben, dem verarmten Sudetendeutschtum noch immer neue
Lasten auferlegen zu können. (Rùzné výkøiky.
- Místopøedseda Taub zvoní.) Daran
ändern auch die Versprechungen vom 18. Feber selbst dann
nichts, wenn die eingebrachte Resolution Verwirklichung finden
sollte, da sie sich nur auf die Ausgaben für das Budget vom
Jahre 1938 beschränkt. Nur eine Abkehr vom herrschenden System
und damit eine gründliche Änderung der gesamten Staatspolitik
kann diese unsozialen Verhältnisse ändern. (Rùzné
výkøiky. - Místopøedseda Taub
zvoní.) Hiezu kommt noch, daß Ihr sozialpolitisches
System, mit dem Sie die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit zu mildern
versuchen, veraltet ist und einer Neugestaltung bedarf. Sie wagen
es nicht, das Genter System den neuen Notwendigkeiten anzupassen,
Sie sind nicht imstande, das Lohnwesen einer gesetzlichen Regelung
zuzuführen. (Rùzné výkøiky.
- Místopøedseda Taub zvoní.) Wenn
wir heute laut Statistik hören, daß 60 % der Arbeitnehmerschaft
einen Lohn haben, der sich unter dem von der Regierung festgesetzten
Existenzminimum befindet, so kann man wahrlich nicht von einem
geregelten Lohnwesen sprechen. Es wäre Ihre Aufgabe, dem
Arbeiter die Löhne gesetzlich zu regeln und zu sichern. (Rùzné
výkøiky. - Místopøedseda Taub
zvoní.), und zwar so, daß man für die Arbeitnehmer
ein Mindestlohngesetz schafft. Denn wenn es möglich war.
den Kapitalisten durch die Kartellierung ihr hohes Einkommen zu
sichern, so muß es auch möglich sein, dem Arbeiter
sein Einkommen sicherzustellen.
Sie wagen es auch nicht, den unsozialen Unternehmer dadurch an
der Ausbeutung der Arbeitnehmerschaft zu hindern, indem Sie eine
gesamtstaatliche Regelung des Kollektivvertragswesens herbeiführen.
Sie schützen auch nicht in gebührendem Maße die
alternden Arbeiter, die besonderen Berufskrankheiten ausgesetzten
Radium-Bergarbeiter. Vor 14 Tagen kam es vor, daß ein Bergarbeiter
in Joachimsthal sein Leben beendete; und nachher erst wurde festgestellt,
daß er an Lungenkrebs, also an einer Berufskrankheit, gestorben
ist. Bis heute ist kein Gesetz und keine Verordnung erlassen,
die diese Arbeiter in Joachimsthal in ihrer Gesundheit in irgendeiner
Form geschützt hätte. Ebenso ist für die alternden
Angestellten und Berufsinvaliden und kinderreichen Arbeitnehmer
nur in geringem Maße gesorgt. Insbesondere aber wenden Sie
die Sozialgesetzgebung und die vollkommen unzureichende Arbeitslosenfürsorge
nationalpolitisch und parteipolitisch einseitig an. Auch hier
hindert mich die Drosselung der Redezeit daran, konkrete Beweise
anzuführen, und die elenden Zustände im deutschen Gebiet
darzustellen. Die Zustände, wie ich sie vor einem und zwei
Jahren hier aufgezeigt habe, z. B. im Erzgebirge, sind heute noch
dieselben. (Výkøiky posl. Beuera.) Sie können
es nicht kennen, Sie reden nur, aber Sie kennen es nicht. (Rùzné
výkøiky. - Místopøedseda Taub
zvoní.) Aber gehen Sie nur in die Armenhäuser,
in Frühbuß, Hirschenstand und Sauersack. Die Zustände
in den Armenhäusern, die wir festgestellt haben, haben ihren
Lauf durch die ganze Welt genommen, und bis heute ist nichts unternommen
worden. Es sind dieselben elenden Zustände wie vor 2 Jahren.
(Rùzné výkøiky. - Místopøedseda
Taub zvoní.) Nicht viel anders ist es mit den öffentlichen
Krankenhäusern. Um nur ein Beispiel anzuführen: Das
Krankenhaus in Elbogen ist ein alter halbverfallener Bau, die
Kinderabteilung besteht aus drei Räumen, in jedem sind drei
Betten und in jedem Bett liegen drei Kinder. Nicht viel anders
ist es im Diphtheriezimmer. Dort liegen in einem Bett vier Kinder.
Nicht anders ist es im Scharlachzimmer. Dort liegen ebenfalls
drei bis vier Kinder wegen Platzmangels in einem Bett. Ebenso
ist es mit dem Isolierbau, er besteht aus einer Holzbaracke, die
etwas abseits im Gebüsch steht. Hier hausen Geschlechtskranke
und Tuberkulöse zusammen. Für alle Kranken ist eine
Badewanne zur Verfügung, die sich im Keller hinter einem
Bretterverschlag befindet. Alle Betten sind jahraus, jahrein ständig
belegt, auch Tragbahren, die als Liegestätten dienen, da
es daran für die Kranken fehlt. (Výkøiky:
Wem gehört das Krankenhaus?) Dem Bezirk. Das Krankenhaus
Elbogen hat 90 Betten aufzuweisen, es nimmt jährlich 2700
Patienten auf und führt jährlich 1000 Operationen durch.
Der Jahresdurchschnitt beträgt in Elbogen 30 Patienten auf
ein Bett, während der Jahresdurchschnitt in Böhmen für
alle Krankenhäuser 16 Patienten auf 1 Bett beträgt.
Das sind Zustände, die eines Kulturstaats unwürdig sind
und abgestellt werden müssen. - Sie können sich selbst
mit eigenen Augen überzeugen, es ssind keine leeren Phrasen.
Schaffen Sie Ordnung, oder wir sind gezwungen, andere Mittel und
Wege zu suchen und uns ans Ausland zu wenden. Es liegt nicht an
uns, sondern an Ihnen, Sie haben es in der Hand, hier Abhilfe
zu schaffen.
Wie wenig Verständnis von der Regierung für die Abstellung
derartiger Beschwerden und für eine entsprechende Abänderung
der sozialpolitischen Gesetzgebung und der derzeitigen Handhabung
der sozialen Fürsorge aufgebracht wird, beweist die Tatsache,
daß die von mir im Auftrage meiner Partei bei den zuständigen
Ministerien eingebrachte Denkschrift bis heute unberücksichtigt
blieb. Diese Denkschrift hat mit Ausnahme einiger Ergänzungen
auch heute noch Gültigkeit. Durch den erhöhten Staatsvoranschlag
und die neuen Steuergesetze verlangen Sie von der gesamten Bevölkerung
des Staates, daher auch vom sudetendeutschen Arbeitnehmer ohne
Rücksicht auf seine soziale Notlage, ungeheuere Opfer. Sie
tun aber nichts, um der sudetendeutschen Arbeitnehmerschaft diese
Opfer zu ermöglichen. Statt daß Sie ihnen Arbeit und
Brot geben, verkürzen Sie die Ernährungsfürsorge,
entziehen Sie ihnen mit Hilfe des Staatsverteidigungsgesetzes
die Arbeit, bevorzugen Sie die èechischen Arbeitnehmer
gegenüber den sudetendeutschen, sichern nicht einmal den
deutschen Arbeitnehmern den Arbeitsplatz, und den zu ihrer Lebensführung
unbedingt notwendigen Mindestlohn. Sie machen diese Politik vielleicht
in der Hoffnung, den sudetendeutschen Arbeiter und Angestellten
der Sudetendeutschen Partei zu entfremden. Aber wer so denkt,
denkt falsch. Denn Sie werden sich täuschen, Sie tragen dadurch
nur zur größeren Entschlossenheit bei, noch mehr als
bisher die sudetendeutsche Volksgemeinschaft Konrad Henleins zu
stärken, für das Recht der Sudetendeutschen und auch
für das Recht unserer sudetendeutschen Arbeitnehmer zu kämpfen.
Der sudetendeutsche Arbeitnehmer hat am eigenen Leibe verspürt,
wohin er mit all dem Klassenkampf und der Klassenhaßpolitik
gekommen ist. (Výk øiky komunistických
poslancù: Und was ist mit der Volksgemeinschaft?) Der
Arbeitnehmer weiß heute, daß sein Schicksal nur dann
gebessert werden kann (Výkøiky komunistických
poslancù. - Místopøedseda Taub zvoní.),
wenn das Gesamtschicksal der Sudetendeutschen gebessert wird.
(Výkøiky komunistických poslancù.
- Místopøedseda Taub zvoní.) Dagegen
entfremden Sie den deutschen Arbeitnehmer dem Staatsinteresse.
Denn ein Staat, der seinen Arbeitnehmern keine Liebe entgegenbringt,
kann auch keine Liebe von ihnen erwarten. Ihre National- und Sozialpolitik
hat bisher nur Verbitterung im Sudetendeutschtum hervorgerufen.
Wollen Sie Abhilfe schaffen, so erfüllen Sie als Übergangslösung
zur grund sätzlichen Lösung der sudetendeutschen Frage
folgende Forderungen: 1. Die gesetzliche Verankerung des Rechtes
auf Arbeit auf Grung unserer eingebrachten Volksschutzgesetze.
2. Schutz des Arbeitsplatzes, und zwar so, daß der sudetendeutsche
Arbeitsplatz dem sudetendeutschen Arbeiter gehören muß,
und 3. ausreichende, den Lebensbedingungen entsprechende, gesetzlich
verankerte Fürsorge für alle unschuldig ihrer Existenz
beraubten Arbeitnehmer.
Da es mir noch die Zeit gestattet, verweise ich darauf, daß
unsere Anträge bereits vor einem halben, beziehungsweise
3/4 Jahr von der Sudetendeutschen Partei eingebracht worden sind,
jedoch bis heute ohne Berücksichtigung geblieben sind. Wir
fordern die Beseitigung der Arbeitslosigkeit im sudetendeutschen
Lebensraum durch eine gerechte Verteilung der Güter im Staate,
(Výkøiky komunistických poslancù.
- Místopøedseda Taub zvoní.) durch
Förderung der Exportindustrie, Hebung des Binnenmarktes,
Durchführung von Investitionsarbeiten, Förderung des
Baugewerbes. (Hluk.) Wir fordern für jene, die noch
nicht in den Arbeitsprozeß eingegliedert worden sind (Hluk.
- Místopøedseda Taub zvoní.),
ausreichende Hilfe durch Novellierung des Genter Systems, Abänderung
des Anspruchsrechtes auf eine Unterstützung aus der staatlichen
Ernährungsaktion und Einbeziehung aller in diese Unterstützungsaktion,
welche ihren Lebensunterhalt aus einer Arbeit bestreiten müssen
und denen diese Arbeit nicht gegeben werden kann. Wir fordern
die Erhöhung der staatlichen Ernährungsaktion auf das
eines Kulturstaates entsprechende Maß. Wir fordern eine
entsprechende Erhöhung des Kapitels "Heilfürsorge",
damit diese den an sie gestellten Anforderungen gerecht werden
kann. (Výkøiky komunistických poslancù.
- Místopøedseda Taub zvoní.) Wir
fordern Hilfe für die Joachimsthaler Bergarbeiter und ausreichende
Hilfe für unsere unterernährte Jugend.
Meine Damen und Herren! Der Herr Gesundheitsminister hat erst
vor einigen Tagen festgestellt, daß von 7000 im nordwestböhmischen
Gebiete 81ÿ2 %, das sind 5680, Kinder unterernährt sind.
Die Sudetendeutsche Partei hat auf diese unhaltbaren Zustände
immer und immer aufmerksam gemacht, ohne daß bisher Abhilfe
geschaffen wurde. Nur ein Beispiel soll hier illustrieren, wie
es in Wirklichkeit aussieht. (Hluk. - Mistopøedseda
Taub zvoní.) Im Bezirke Falkenau waren vom 1. August
bis 24. November 199 Diphtheriefälle, davon starben in dieser
kurzen Zeit 21 sudetendeutsche Kinder. Wenn man nun hört,
daß heuer im Sommer 6000 Kindern die Ausreise in das Deutsche
Reich verboten worden ist und daß auf der andern Seite bei
uns Not und Elend herrscht, was sogar vom sozialdemokratischen
Minister festgestellt wird, so kann man sich nicht erklären,
wie man hierzulande überhaupt noch von Humanität und
Menschenwürde spricht. Jedenfalls haben die Sudetendeutschen
das kann man offen sagen - einen eigentümlichen Eindruck
erhalten, der, man möchte sagen, geradezu einer Provokation
gleichkommen mußte. Wenn man auf der einen Seite Not und
Elend sieht, auf der anderen Seite geholfen werden könnte
und nicht geholfen werden kann nur deshalb, weil wir durch die
Staatsgrenzen getrennt sind, dann hat das mit Menschlichkeit und
Humanität nichts mehr zu tun. (Hluk.)
Místopøedseda Taub (zvoní): Volám
pana øeèníka za tato slova k poøádku.
Posl. Wollner (pokraèuje): Wir fordern weiters
die Novellierung der §§ 19-21 des Staatsverteidigungsgesetzes,
Schutzma ßnahmen für die Verhütung von Betriebsstilllegungen
und Industrieverschleppungen, Wiedergutmachung der Benachteiligung
der Deutschen im Staatsdienst. (Hluk.) Wir fordern weiters
die Vergabe von öffentlichen Arbeiten und Staatsaufträgen
in den sudetendeutschen Gebieten an ortsansässige deutsche
Bewerber und die Einstellung deutscher Arbeiter. Wir fordern die
Erhöhung der Renten der im Auslande lebenden Invaliden, Witwen
und Waisen. Auch hier haben wir Anträge eingebracht, die
bis heute unberücksichtigt geblieben sind. Wenn man hört,
daß ein 75 % iger Kriegsinvalide, der im Auslande lebt,
mit 50 % Krisenzuschlag 240 Kè monatlich, also 20 Mark
und 70 Pfennige an Rente erhält und andererseits hört,
daß der reichsdeutsche Kriegsblinde allein 20 Mark für
seinen Hund als Futterkosten bekommt, dann kann man wohl sagen,
daß auch hier ein Wandel geschaffen werden muß. (Výkøiky
komunistických poslancù.)
Wir fordern weiters die Herabsetzung des Anfallsalters in der
Sozialversicherung auf 60 Jahre für Männer und 55 Jahre
für Frauen. Wir fordern die Novellierung des Unfallsversicherungsgesetzes,
die Verwirklichung der bereits im Jahre 1931 in Aussicht gestellten
Anrechnung der zweiten Hälfte der nicht versicherten Dienstzeit
vor dem Jahre 1909 in die Pensionsversicherung. Wir fordern vornehmlich
die Ausschreibung der Wahlen in die sozialen Institutionen und
die Einführung einer Renten-Krankenversicherung, da diese
nach ihrer Berentung in der Sozialversicherung infolge der niedrigen
Renten keine Möglichkeit haben, auch nur freiwillig eine
Krankenversicherung weiterhin eingehen zu können.
Das sind in kurzen Worten die Forderungen, die wir bereits vor
einem halben Jahre, bzw. vor drei Vierteljahren, gestellt haben.
Ist Ihr Wollen, eine ernstliche und dauerhafte Lösung des
sudetendeutschen Problems herbeizuführen, ehrlich gemeint,
so ändern Sie Ihr nationalegoistisches System auf der Grundlage:
Gleiches Recht für Alle. Wir wissen, daß wir heute
den Lauf der politischen Dinge in unserem Staate nicht bestimmen
können, daß wir dem politischen Willen des starken
Staatsvolkes der Èechen ausgeliefert sind. Aber ebenso
wissen wir, daß die Entwicklung heute zum großen Teile
mitbestimmt wird durch die Anwesenheit der Sudetendeutschen Partei.
Deshalb sagen wir Ihnen: Auch wir sind bereit, alles hinter uns
Liegende zu vergessen. Aber vergessen auch Sie und handeln Sie
einmal menschenwürdig und human. Zeigen Sie uns einen Weg,
auf dem wir gehen können, ohne unsere Ehre zu verletzen.
Dann kann ich Sie versichern, daß der Sudetendeutsche der
beste Bürger des Staates werden wird. (Potlesk poslancù
sudetskonìmecké strany.)