Ètvrtek 10. èervna 1937
Hohes Haus! Der vorliegende Entwurf, der bereits den Weg vom Abgeordnetenhaus
zum Senat zurückgelegt hatte und der im Senate abgeändert
wurde, und zwar dahingehend, daß jene Parteien, die im Parlamente
vertreten sind, bei einem eventuellen Durchfall bei den Gemeindewahlen
die Kosten dafür nicht bezahlen müssen, ist unserer
Meinung nach ein Entgegenkommen, das man den deutschen Regierungsparteien
zum 18. Feber dazu gewidmet hat. Man wird kaum glauben, daß
sonst eine der Parteien, meinetwegen eine Partei im èechischen
Lager, so besorgt wäre, bei den Gemeindewahlen durchfallen
zu müssen. Man meint also, daß die deutschen Regierungsparteien
dieses Zugeständnis bekommen müssen, damit, wenn sie
schon bei den Gemeindewahlen durchfallen - und das wird sehr häufig
geschehen, soweit wir im Land uns umschauen und die Dinge beurteilen,
es wird sehr häufig geschehen - sie wenigstens kostenlos
durchfallen. Also ein Zugeständnis von besonderer Bedeutung.
Ansonsten wäre zu sagen, daß man sich mehr als mit
dieser Art der Novellierung der Gemeindewahlordnung hätte
mit der Gemeindeverwaltung selbst beschäftigen müssen,
mit der Organisation innerhalb der Gemeinden nach gesünderen
Grundsätzen, und daß man, wenn man schon bei Wahlen
ist, endlich die Regierungskommissäre aus den Gemeinden hinausbefördert
und an ihre Stelle freigewählte Gemeindevertretungen setzt.
Wir haben eine Unzahl von sudetendeutschen Gemeinden, die seit
Jahr und Tag auf Wahlen warten, und dort sitzen Regierungskommissäre
und verwalten gegen den Willen des Volkes die Gemeinde, und wir
haben unendlich viele Gemeinden - die überwiegende Mehrheit
dieser Gemeinden ist in unserer sudetendeutschen Heimat - die
von Gemeindeverwaltungen verwaltet und von Gemeindevorstehern
und Bürgermeistern geführt werden, Gemeinden, die in
ihrer Zusammensetzung ganz anders aussehen, als etwa die Männer,
die die dortige Gemeindeverwaltung darstellen. Wir wissen, daß
hinter diesen Männern kein Vertrauen steht. Ein Teil nur
von ihnen ist noch gewählt, die anderen hatten das Glück,
ernannt zu werden, sonst wären manche von ihnen überhaupt
nie in die Lage gekommen, Gemeindevorsteher, Stadträte und
Bürgermeister werden zu können. Diese Wahlen sind mehr
als überfällig, und wir hoffen, daß das Wort gehalten
werden wird, daß wenigstens im Herbste die Neuwahlen durchgeführt
werden, und zwar nicht wieder als eine kleine Etappe auf Grund
der terminierten Demokratie, sondern allgemein Gemeindewahlen
im ganzen Staatsgebiet. Wenn man wieder solche Versuchswahlen
machen möchte, wie am 6. Dezember des v. J., so würde
unser Volk darüber hinaus wohl alle nachdenklichen Völker
und Volksgruppen im Staate und das ganze Ausland immer mehr daran
glauben, daß man die Demokratie nur noch als eine Feiertagsangelegenheit
betrachtet und daß man ansonsten die Dinge so macht wie
es einem gerade für
die gegebene Zeit paßt und wie es den heutigen Koalitionsverhältnissen
unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Anteilnahme
entspricht.
Wir haben am 6. Dezember vergangenen Jahres einige Wahlen durchgeführt
bekommen. Sie sind so ausgefallen, wie wir erwartet haben, nicht
so, wie es die Gegenseite erwartet hat und auch nicht so, wie
die deutschen Regierungsparteien es erwartet hatten. Diese hatten
sich zwar die besten Posten ausgesucht. All die Orte, wo sie meinten,
daß sie einigermaßen bei den Gemeindewahlen bestehen
könnten, hatten sie vorgeschlagen und das war ihnen auch
bewilligt worden. Wir sind ja überzeugt: wenn die deutschen
Regierungsparteien etwas gegen das völkische Sudetendeutschtum
vorschlagen, so wird es immer bewilligt. Trotzdem ist es ihnen
nicht gelungen, bei diesen Wahlen als Sieger herauszusteigen,
sondern sie haben wieder genau so große Verluste zu verzeichnen
gehabt, an vielen Orten noch darüber hinaus, wie am 19. Mai
des Jahres 1935. Wir haben in der überwältigenden Zahl
der Gemeinden die absolute Mehrheit bekommen und es war eine Selbstverständlichkeit,
daß wir dann auch in diesen Gemeinden überall die Gemeindevorsteher
und die Bürgermeister zu stellen hatten. Wir haben festzustellen
gehabt, daß nicht nur unsere Kameraden in der Gemeindestube
die Bürgermeister gewählt haben, sondern daß auch
die kleinen Parteien, die noch übrig geblieben sind in der
Gemeindestube, mit gewählt haben, besonders die Landgemeinden,
und doch müssen wir feststellen, daß es noch eine ganze
Anzahl von Bürgermeistern gibt, die am 6. Dezember v. J.
gewählt wurden und bis zum heutigen Tage noch nicht bestätigt
sind.
Einigen darunter wurde auch die Bestätigung verweigert. Ich
verweise auf den Bürgermeister von Altharzdorf bei Reichenberg.
Er war früher Mitglied des Bundes der Landwirte. Als Mitglied
des Bundes der Landwirte und Bürgermeister war er brauchbar,
war er tüchtig, war er loyal und für die Eigenschaft
eines Bürgermeisters nach einer freien Wahl in einer sudetendeutschen
Gemeinde geeignet. Nachdem er aber erk annt hatte, so wie zehntausende
anderer sudetendeutscher Bauern, daß er beim Bunde der Landwirte
nichts mehr verloren hat und damit in die sudetendeutsche Partei
eingetreten ist und da ihn die sudetendeutsche Partei, weil er
ein tüchtiger, allgemein anerkannter, persönlich unbescholtener
Mann ist, als Listenführer in die Gemeindestube kandidiert
und die überwiegende Mehrheit ihn zum Bürgermeister
gemacht hatte, wurde alles anders. Das sollte die andere Seite
doch etwas besser sich überlegen und sich hier nicht eine
solche Blöße geben, daß dieser Bürgermeister
jetzt auf einmal nicht bestätigt wird, weil er angeblich
nicht brauchbar sein könnte, weil er vielleicht nicht genug
loyal sein könnte. Hohes Haus, wenn er es bisher war: auf
dem Wege zu uns hat er sich bestimmt nicht geänd ert. Aber
eines könnte sein. Er war vielleicht früher schon unangenehm,
weil er nicht einen Rücken hatte, dem der wichtigste Bestandteil
fehlt, das Rückgrat, weil er ein Mann ist, der aufrecht durchs
Leben geht. Deswegen soll er scheinbar heute unbrauchbar sein.
Sie können aber versichert sein: Wenn sie uns wirklich einen
oder den anderen Bürgermeister nicht bestätigen, weil
der eine oder der andere Gendarm festgestellt hat, daß er
unbrauchbar sei, entgegen der Meinung der freien Gemeinde, die
ihn gewählt hat, wenn Sie der Meinung sein sollten, daß
Sie das so tun können, wie wird das erst sein, wenn Sie die
allgemeinen Wahlen durchgeführt haben werden! Ich erkläre
Ihnen heute schon: In der sudetendeutschen Heimat werden Sie 70
bis 80 % der Gemeindevorsteher und Bürgermeister in den Reihen
der SDP bekommen. Sie stärken bei uns nach wie vor auf diese
Weise nur den Gedanken, daß wir widerrechtlich behandelt
werden. Wenn wir uns überlegen, daß unsere Gemeinden
weitgehend verarmt sind - durch die allgemeine Not, die uns die
ganzen letzten Jahre heimgesucht hat, so schwer heimgesucht, daß
sie in eine arge Schuldenlast hineingekommen sind, nicht etwa
weil bei uns Prachtbauten aufgeführt wurden, weil Dinge gemacht
wurden, die man als Luxus ansprechen könnte, sondern weil
auf Grund der allgemeinen Elendslage diese Gemeinden in so arge
Mitleidenschaft gezogen wurden, daß sie nicht mehr imstande
waren, für die primitivsten Dinge der Erhaltung der Gemeinde
aufzukommen, wenn man bedenkt, daß dieses Elendsverhältnis
zum höchsten Prozentsatz in den sudetendeutschen Gemeinden
vorhanden ist, dann kommt es einem ganz unbegreiflich vor, daß
man im Wege über die Bezirksbehörden diese Gemeinden
noch zwingen will, finanzielle Mittel für die Verteidigung
des Staates selbst bereit zu stellen, so ist das doch zu viel.
Wir haben gegen die Verteidigung des Staates nichts einzuwenden.
Es ist das gute Recht jedes Staates, seine Verteidigung nach bestem
Wissen und Gewissen einzurichten. (Pøedsednictví
pøevzal místopøedseda dr Markoviè.)
Aber, daß man eine arme Gemeinde heranzieht, damit sie
ein paar Betonblocks bezahlt oder irgend einen Schranken vor einer
Brücke teuer bezahlt, daß man ihr dabei ein paar tausend
Kronen vorschreibt, während ihr Gemeindevoranschlag kaum
2000 bis 3000 Kronen beträgt, das finden wir unbegreiflich
und wir möchten meinen, daß das sehr oft nicht von
oben her etwa anbefohlen worden ist, etwa vom Innenministerium
im Einvernehmen mit dem Nationalverteidigungsministerium, sondern
daß das meist durch die Herren Bezirkshauptleute geschieht,
die sich auf diese Weise irgend einen Namen machen wollen, daß
sie besonders tüchtig sind bei der Wehrbereitschaft des betreffenden
Gebietes, das sie zu vertreten haben. Wir haben in unserem Adlergebirge,
wir haben im Bezirke Schatzlar, entlang des ganzen Grenzgebietes
von Nordböhmen und von Schlesien Gemeinden, die hart an der
Grenze leben. Es fließen oft Bäche und kleine Flüsse
entlang der Grenze. Dort sind die Menschen, solange überhaupt
hier gesiedelt wird, herüber und hinüber gegangen, haben
sich oft einen Steg angelegt. Jetzt aber sind dort überall
Schranken hingesetzt worden. Die Menschen dürfen nicht mehr
hinüber und herüber gehen, jeder sieht nur Schranken
und soll dabei an Freiheit, Frieden und Demokratie glauben. Meine
Herren, diese Zustände, wie wir sie heute draußen im
Grenzgebiet haben, sind unhaltbar. Wenn man dabei noch feststellen
muß, daß man diese Gemeinden, die über keine
Mittel verfügen, noch zwingen will, diese Dinge an vielen
Orten, die wir als überhaupt unbrauchbar für jeden Verteidigungszweck
ansehen, zu bezahlen, und teuer zu bezahlen, so geht uns das doch
über die Hutschnur.
Und gerade diese armen Menschen, die dort in dem Gebiete zuhause
sind, die werden vollkommen irre im Glauben an Gerechtigkeit,
an gute Einsicht und an entsprechende Erkenntnis bei den zuständigen
Behörden, die derartige Dinge verordnen und verfügen.
Wir haben im kommenden Herbst - so sagen Sie - Gemeindewahlen,
und in Ihrer Presse haben Sie auch wiederholt gesagt, daß
diese Wahlen am 26. September stattfinden sollen. Wir möchten
Sie schon dringendst ersuchen, daß Sie den Termin einhalten
und daß Sie aufhören, Gemeinden nach den und den Gesichtspunkten
auszusuchen, sondern daß Sie überall dort Wahlen ausschreiben,
wo sie fällig sind, also im ganzen Staatsgebiet, und da würden
mehr als 11.000 Gemeinden in Frage kommen. Ein weiteres dazu.
Bequemen Sie sich, meine Herren von der Mehrheit, dafür zu
sorgen, daß Sie die notwendigen Voraussetzungen schaffen,
daß auch die Wahlen in die sozialen Körperschaften,
in die wirtschaftlichen Organisationen des Bauerntums und in die
von Handel und Gewerbe durchgeführt werden können, sorgen
Sie dafür, daß diese Dinge in Ordnung kommen, damit
allenthalben jene Wahlen durchgeführt werden, die Jahre und
wieder Jahre hinausgeschoben werden, wie z. B. bei den Krankenkassen,
wo sich der Großvater nicht mehr erinnern kann, wie das
letztemal gewählt wurde, sorgen Sie dafür, daß
diese Wahlen kommen, damit man einigermaßen glauben kann,
daß Sie das Land und die einzelnen Institutionen demokratisch
verwaltet und geführt haben wollen.
Wenn wir im kommenden Herbst an die Wahlurne gehen, da werden
wir von der Sudetendeutschen Partei Ihnen neuerdings den Beweis
erbringen, daß hinter uns das Sudetendeutschtum nach wie
vor geschlossen steht, daß hinter uns das Sudetendeutschtum
nach wie vor geschlossen marschiert, daß der Wille, den
wir vertrten, der Wille des Sudetendeutschtums ist, bleibt und
in alle Zukunft sein wird. Sie müssen deshalb, wenn Sie mit
dem Sudetendeutschtum in ein Verhältnis kommen wollen und
den Partner dafür suchen, endlich aufhören, dort zu
suchen, wo fast niemand mehr vorhanden ist, sondern Sie müssen
sich an uns wenden, müssen mit uns darüber reden, wie
wir uns die Dinge im Staate denken. Und wir denken sie so, das
darf ich Ihnen zum Schlusse sagen: Ihr Palacký und Ihr
großer Bauernführer Švehla haben es gesagt
und wir bekennen uns geschlossen und konsequent dazu: "Ich
Herr in meiner Heimat und Du Herr in Deiner Heimat!"
So wollen wir den Frieden herstellen. (Potlesk poslancù
sudetsko-nìmecké strany.)