Die Lösung der sudetendeutschen Frage, auf die wir als sudetendeutsche
Bauern großes Gewicht legen, bedeutet nichts anderes als
die Vollstreckung des politischen Testaments des großen
Staatsmanns Antonín Švehla. Im nationalen Streit
erblicken wir ein nationales Unglück. Wir wollen den Frieden
im Dorfe, wir wollen den Frieden im Volk, wir wollen den Frieden
im Staate, wir wollen aber auch den Frieden in Europa. Mögen
die Säbel auch noch sehr in der Scheide rasseln, möge
es auch eine undankbare Aufgabe sein, in solchen Zeiten zur Besonnenheit
zu mahnen und an das Weltgewissen zu appellieren, wir haben den
Mut zu erklären: die Menschen wollen und brauchen den Frieden.
Schon im Vorjahr habe ich anläßlich der Aussprache
über den Staatsvoranschlag die Worte gebraucht: "Wir
werden jede Außenpolitik unterstützen, die freundschaftliche
Beziehungen zu allen Nachbarstaaten anstrebt, den politischen
und wirtschaftlichen Frieden verfolgt." Ich habe damals weiter
gesagt: "Wir wünschen, daß aus dem korrekten Verhältnis
zu Deutschland im Interesse der Gesundung der èechoslovakischen
Wirtschaft und des europäischen Friedens sich ein möglichst
freundschaftliches Verhältnis entwickeln möge."
Was Gustav Hacker in Forstbad gesagt hat, was er in Podersam gesprochen
hat, ist Gedankengut des im Bunde der Landwirte organisierten
Landvolkes. Der Bund der Landwirte hat bisher nach dem Grundsatze
gehandelt: wir alle sind Menschen, die von einem Lebenswillen
beseelt sind und keiner darf den Untergang des andern wünschen.
Wir haben uns bisher als Bund der Landwirte auf die Abwehr von
Angriffen beschränkt. Dennoch haben Haß und Verleumdung
den Weg unserer Arbeit schwerer und steiler gestaltet, was die
Rede des Klubobmanns der Sudetendeutschen Partei Abg. Kundt
am Mittwoch deutlich bewiesen hat. Der schmale Weg des erträglichen
Nebeneinanderlebens ist neuerlich ohne unser Verschulden verschüttet
worden, was die sudetendeutsche Öffentlichkeit zur Kenntnis
nehmen muß. (Výkøiky posl. Kundta.) Herr
Klubobmann, ganz entschieden lehne ich die unqualifizierbaren
Verdächtigungen und Angriffe gegen unseren Parteiobmann Gustav
Hacker ab, wie sie hier aus Ihrem Munde gefallen sind, die eines
Akademikers unwürdig sind. In diesem Zusammenhang haben Sie
auch den Namen Dr. Hetz ge nannt und nun will ich Sie an der Hand
eines Zeitungsartikels fragen, wer männlicher gehandelt hat,
Gustav Hacker, der ein Abgeordnetenmamandat ablehnte oder Dr.
Robert Hetz, der das Abgeordnetenmandat nicht bekam und dem Bund
der Landwirte den Rücken kehrte. Dr. Hetz schrieb als Kandidat
des Bundes der Landwirte im April 1935 an die Adresse der damaligen
Sudetendeutschen Heimatfront (ète): "Müller
und Hetz einen Schritt getan, den Hacker nicht ging. Da schlagen
jubelnd die anderen die Hände zusammen - endlich - und die
Presse stürzt sich auf dieses Fressen und sättigt sich.
Die Versammlungsredner haben zu tun. Wir aber wissen, nie dachten
wir daran, uns zu trennen. Nur wer es mit der weiteren Geschichte
des Sudetendeutschtums nicht gut meint, kann wünschen, daß
unsere Landvolkbewegung zerfällt. Wir harren weiter im Bund
der Landwirte aus," schreibt Dr. Hetz.
Das hat er als Abgeordnetenkandidat des Bundes der Landwirte geschrieben
und acht Wochen später hat er dem Bund der Landwirte den
Rücken gekehrt. Ebenso, Herr Klubobmann, muß ich die
Herabsetzung der Person des Ministers Spina zurückweisen,
die in den Worten "abgetakelter Politiker" zum Ausdruck
gekommen ist. Ich will nicht weiter auf die Frage der Beziehungen
zwischen Herrn Kundt und Minister Spina in der Vergangenheit
eingehen, ich will nur das eine hier sagen: Mir kam es so vor,
als geschähe bei der Rede des Abg. Kundt ein Vertrauensbruch,
weil man den traurigen Mut aufgebracht hat, als einstmaliger Beamte
des deutschpolitischen Arbeitsamtes interne Beratungen zum Gegenstand
von Verhandlungen im Abgeordnetenhaus zu machen. Im Jänner
1934 rief man Hacker zu: "Hosianah," im Jahre 1936 schrie
man: "Kreuziget ihn! Ausgestoßen aus der Volksgemeinschaft
wegen seines aufrechten Bekenntnisses zum bodenständigen
Landvolk als Träger des Volkstums."Erhaben über
alle politischen und Tagesstreitigkeiten betrachtet es der Bund
der Landwirte als seine geschichtliche Aufgabe: Auf dem Boden
unseres Staates für die Rechte und den Lebensraum des deutschen
Volkes und der deutschen Landwirtschaft zu kämpfen. (Potlesk.)
Hohes Haus! Ich betrachte es nicht als notwendig, auf die neuerlichen
Anwürfe des Vorredners einzugehen. Ich habe vielmehr die
Ehre, dem Haus als Klubobmann eine Erklärung unseres Klubs
zur Kenntnis zu bringen (ète):
Der parlamentarische Klub der Sudetendeutschen Partei möchte
die Aussprache über den Staatsvoranschlag nicht zum Abschluß
kommen lassen, ohne festzustellen, daß entgegen früheren
Jahren das Nationalitätenproblem und die mit diesem engverbundenen
wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in den sudetendeutschen
Siedlungsgebieten in den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion
gerückt wurden.
Wir sehen darin einen Erfolg unserer sachlichen und ehrlichen
Bemühungen, die trotz aller Widerstände und Voreingenommenheiten
inner- und außerhalb dieses Hauses - immer darauf gerichtet
waren und gerichtet bleiben, ein wirkliche, umfassende Lösung
auf der Grundlage einer tatsächlichen, auch in der Verfassung
verbürgten Gleichberechtigung der Völker im Interesse
von Staat und Sudetendeutschtum herbeizuführen. Denn in der
bloßen Teilnahme deutscher Parteien an der Regierung sowie
in den bisherigen noch unerfüllten Versprechungen und den
kleinen noch nicht einmal konkret in Aussicht gestellten Teillösungen
vermögen wir keine solche Lösung der Nationalitätenfrage
zu sehen. Daher halten wir ein gemeinsames Vorgehen mit den
übrigen deutschen Mitgliedern des èechoslovakischen
Parlamentes insolange für zwecklos, als diese sowie deren
Parteigliederungen und Preßorgane dazu beitragen, daß
zwischen den Verantwortungsträgern des innerstaatlichen Systems
und der Vertretung der überwiegenden Mehrheit des Sudetendeutschtums
eine künstliche Mauer errichtet wird, was wir nur als eine
kleinliche, verurteilungswerte, vor unserem Volke nicht mehr länger
zu verantwortende Parteipolitik ansehen können. Wir können
leider den Vorwurf der Parteipolitik auch nicht nach der èechischen
Seite zurückhalten, solange diese die Verständigung
zwischen den Völkern als eine Bevorzugung einzelner deutscher
Parteien betrachtet. Schließlich kann es auch noch keine
ernst zu nehmende Verhandlungsgrundlage zwischen uns und den drei
deutschen Parteien geben, als sie immer noch durch die Mitverantwortung
des derzeitigen innerstaatlichen Systems in der Öffentlichkeit
den Eindruck verstärken, als wäre das Sudetendeutschtum
in allen seinen grundsätzlichen Rechtsforderungen befriedigt.
Die gestrige Rede des Ministers Neèas und die dadurch
hervorgerufenen Auseinandersetzungen betrachten wir in diesem
Zusammenhange als typisches Beispiel für die Notwendigkeit
der unmittelbaren Aussprache. Wie hier schon erklärt wurde,
werden wir dazu im Senat ausführlich Stellung nehmen. Aufs
schärfste muß sich aber der Klub der Sudetendeutschen
Partei gegen die Anwürfe vor allem der kommunistischen Sprecher
während der Staatsvoranschlagsdebatte verwahren, die das
Sudetendeutschtum und die sudetendeutsche Partei der Vorbereitung
eines bewaffneten Aufstandes verdächtigen. Das Spiel der
kommunistischen Partei ist für jeden ernsten Menschen zu
durchsichtig, um über solche Verleumdungen des friedliebenden
Sudetendeutschtums noch ein weiteres Wort zu verlieren. Wir bedauern,
auch diesmal nicht für den Staatsvoranschlag stimmen zu können,
da er in nationalitätenrechtlicher Hinsicht gegenüber
den früheren Staatsvoranschlägen keine wesentliche Verbesserung
aufweist. (Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.)