Pátek 4. prosince 1936

Pøíloha k tìsnopisecké zprávì

o 71. schùzi poslanecké snìmovny Národního shromáždìní republiky Èeskoslovenské v Praze v pátek dne 4. prosince 1936.

1. Øeè posl. Fušèièe (viz str. 19 tìsnopisecké zprávy):




2. Øeè posl. R. Böhma (viz str. 27 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Bevor ich in meine eigentlichen Ausführungen eingehe, möchte ich hier erst eine Bemerkung voranschicken. Meine Klubkollegen haben heute nicht Gelegenheit, hier an dieser Aussprache teilzunehmen, sie sind mit den Vorbereitungen zu den Gemeindewahlen draußen beschäftigt. Dessen ungeachtet habe ich es für notwendig gefunden, zu einigen politischen und wirtschaftlichen Fragen im Rahmen der Aussprache über den Staatsvoranschlag Stellung zu nehmen und auch einige unqualifizierte Angriffe, die hier in diesem Hause gefallen sind, zurückzuweisen. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Košek.).

Eine politische Bewegung ist nur dann von dauernder Wirkung, wenn sie von einer großen, guten Idee und vor allem von der klaren Erkenntnis des Zieles getragen ist. Das klare Ziel des Bundes der Landwirte ist die Erhaltung des Volksganzen durch Stärkung des Landvolkes. Deshalb konnte zwar der Bund der Landwirte am 19. Mai 1935 geschlagen, aber nicht vernichtet werden. Die 150.000, die in dieser Zeit die Hand nicht hochgehoben haben, sind unsere stahlharte Kerntruppe, die Pioniere und Wegbereiter. Das sind jene Getreuen des Dorfes, die bäuerliches Wesen aus Schutt und Geröll retten werden. Es sind keine Komparsen, also keine schweigenden Menschen, die kein Ideal besitzen, es sind auch keine Subventionsmenschen, wie hier in diesem Hause vom Herrn Abg. Kundt, dem Klubobmanne der Sudetendeutschen Partei, gesagt wurde. Wir haben vom Bund der Landwirte früher als alle anderen eingesehen, daß wir in unserem Staate nicht die Macht besitzen, um die Verhältnisse mit Gewalt zu ändern. Der Herr Klubobmann Dr. Luschka hat in seinen Ausführungen sehr deutlich geschildert, wie sich die Vertreter des Sudetendeutschtums an den Völkerbund gewendet haben, wie sie den Staatsp räsidenten beschworen haben, wie sie von der Opposition zur Obstruktion übergegangen sind, wie sie draußen Protestversammlungen abgehalten haben, aber alles ohne jeden Erfolg. Wir haben uns deshalb nach siebenjähriger fruchtloser Opposition zur Mitarbeit entschlossen und die staatsbejahende Politik des Bundes der Landwirte war die einzig mögliche realpolitische Einstellung und wurde auch von jenen Kreisen übernommen, die unsere Haltung vor dem Oktober 1933 als Volksverrat verfehmt haben. Wir sind von dem Grundsatze ausgeganggen, daß aus der Anerkennung des Staates heraus ein Volk erst seine Forderungen stellen kann.

Wir anerkennen die republikanische Staatsverfassung und bekennen uns zu einer vernünftigen Demokratie. Aus nationalen und wirtschaftlichen Gründen ist die Demokratie für das Sudetendeutschtum eine Lebensfrage geworden. Wir lehnen die Diktatur und den Faszismus ab; denn Diktatur und Faszismus können hierzulande nur eine Gewaltherrschaft über uns Deutsche bedeuten. Wir lehnen aber auch das Streben nach alleiniger Macht innerhalb der eigenen Volksgruppe ab, das mit einem inneren Umwandlungsprozeß absolut nichts zu tun hat, wohl aaber geeignet ist, das niederzureißen, was wir in mühevoller 16jähriger Arbeit aufgebaut haben. Wenn Klubobmann Abg. Kundt am Mittwoch in seinen Auslassungen hier im Hause erklärte, daß in der letzten Zeit Gesetze zur Vorlage gekommen sind, die besonders dem Sudetendeutschtum schaden, so kann ich das nicht anders werten, als das Ergebnis eines unrichtigen politischen Weges. Ich will hier. nicht an die innerpolitischen Auswirkungen der Reden von Eger und Bärn, ich will nicht auf die Entgleisungen während des Staatsvoranschlages zurückkommen, ich will nur das eine sagen: Man gibt die Waffen in die Hand, mit denen man uns schlagen kann. Angesichts des Staatsgefüges, der vielgestaltigen tiefen Gliederung der Völker dieses Staates wird es weder auf èechischer, noch auf deutscher Seite eine Einheitspartei geben. Wir brauchen auch keine Einheitspartei, aber was wir brauchen, das ist die sudetendeutsche Einigkeit. Eine Einheitspartei hat nur dann einen Wert, wenn die Staatsgewalt hinter der Einheitspartei steht. Mehrere bestehende Parteien, meine Herren von der Sudetendeutschen Partei, schließen keineswegs ein gemeinsames Vorgehen in völkischen Fragen aus. (Výkøiky poslancù sudetskonìmecké strany.) Vor aller Öffentlichkeit muß ich daher von diesem Platze aus feststellen, daß Ihr Klubobmann, der Herr Abg. Kundt, neuerlich die Zusammenarbeit mit den übrigen deutschen Parteien in semer Rede am Mittwoch nachdrücklichst abgelehnt hat. (Výkøiky.) Diese Rede steht in einem starken Widerspruch zu den Ausführungen des Herrn Dr. Rosche hier im Hause, zu den Ausführungen des Herrn Kasper in Tetschen und des Herrn Dr. Jonak. Aber schließlich sind wir diese Widersprüche innerhalb dieser großen deutschen Gruppe gewöhnt.

Die Sudetendeutsche Partei lehnt jede dargebotene Gelegenheit für eine Zusammenarbeit ab. Ich erinnere bei dieser Gelegenheit an das Angebot Gustav Hackers am 19. Jänner 1936 in Komotau, den Bruderkampf einzustellen und die Gegensätze zu überbrücken. Hohn und Spott von Eurer Seite war die Antwort auf diesen gutgemeinten Vorschlag. (Výkøiky poslancù sudetskonìmecké strany.) Die "Reichenberger Zeitung" und die "Bohemia" haben damals geschrieben, die Sudetendeutsche Partei ist unversöhnlich, die Stellungnahme ist bedauerlich. Ich erinnere weiters an die gemeinschaftlichen Kundgebungen junger sudetendeutscher Politiker im April dieses Jahres, die vom sudetendeutschen Volke und der bürgerlichen nationalen Presse draußen begrüßt worden sind. Die Sudetendeutsche Partei kanzelte die deutsche Provinzpresse ab und verdächtigte junge saubere Menschen. Nicht Namen und Formen bedingen das Werk, sondern die Arbeit, und weil gerade anläßlich der Voranschlagsdebatte unsere Arbeit in den vergangenen Jahren so viel herabgewürdigt worden ist, so soll auch hier von dieser Arbeit ein Wort gesprochen werden.

Im praktischen Leben muß man sich auf das Mögliche einstellen, und das ist der geradlinige Kampf um die Schule, den Arbeitsplatz, den Boden und das Recht auf unsere Muttersprache. Das ist aber auch die Schaffung von Lebensmöglichkeiten für das Bauerntum als Grundlage des Volkes und des Staates. Und wie haben wir diese Grundsätze vertreten? (Výkøiky poslancù sudetskonìmecké strany.) Durch ununterbrochene Arbeit für die Erhaltung und Wiedergewinnung von deutschen Schulklassen und Schulen, durch die Erlangung hoher staatlicher Unterstützungen für unsere Schutzvereine, durch die Erhaltung und den Ausbau der deutschen Technik in Brünn und der deutschen landwirtschaftlichen Hochschule in Tetschen- Liebwerd, durch die Erhaltung der deutschen Sektion des Landesschulrates, der Pensionsanstalt, des Landeskulturrates, durch die Zuteilung von Grund und Boden an deutsche Bodenbewerber, durch Einschreiten gegen die Drosselung unserer Muttersprache. Denn wir betrachten die Sprache als Verständigungsmittel, als Brücke zwischen den Menschen, nicht als ein Werkzeug des Unfriedens. Das Deutschpolitische Arbeitsamt hat 1933 anläßlich der Hauptversammlung dem Bunde der Landwirte für seine Arbeit auf kulturellem Gebiete den Dank ausgesprochen. Von diesem Dank aber hat der ehemalige Geschäftsleiter, Abg. Kundt, nicht ein Wort hier im Hause erwähnt, trotzdem er davon wissen muß.

Der Bund der Landwirte hat aber mehr getan. Er hat sich schützend vor die Turnvereine und die Schutzvereine gestellt, als sie in Gefahr waren, und ich kann mich noch daran erinnern, wie in meiner Bauernstube zuhause Vertreter der nordböhmischen Turnvereine bei mir gewesen sind und mir die Obmannstelle der städtischen Turnvereine angeboten haben, um sie vor der Auflösung zu schützen. Ich habe unter keinen Umständen über so ein Angebot auch nur verhandelt, ich war hier in Prag, und ich weiß, wie Minister Spina auf den Innenminister eingewirkt hat, daß die geschlossenen Tore der Turnhallen wieder geöffnet werden. (Výkøiky poslancù sudetskonìmecké strany.)

Es ist keine Überhebung, wenn wir erklären, daß wir 1933 das gesellschaftliche und das kulturelle Leben des Sudetendeutschtums gerettet haben. (Výkøiky poslancù sudetskonìmecké strany.) Als Beweise haben wir Dankschreiben des Turnvereines und der Schutzverbände, ja wir haben auch Dankschreiben des Vorsitzenden der Sudetendeutschen Partei in der Hand. Das sind stumme Zeugen, aber historische Dokumente, die am besten beweisen, daß der Bund der Landwirte unter den schwierigsten Verhältnissen, unter schwierigeren als heute, seine völkische Pflicht erfüllt hat. Wenn es auch unangenehm in den Ohren der Einzelnen klingen mag, was ich hier feststelle, die Öffentlichkeit soll endlich einmal die Wahrheit erfahren und soll hören, was wir auf Ihre Angriffe sachlich und taktvoll zu erwidern haben. (Rùzné výkøiky. - Hluk.)

Die Verteidigung des Arbeitsplatzes! Hiezu hatte der Herr Abg. Birke die Liebenswürdigkeit, dem Kollegen Kunz zuzurufen: Ihr habt Euer Herz für die Arbeiter erst in der letzten Zeit entdeckt. Herr Kollege Birke, darauf habe ich nur das eine zu sagen: Die völkischen Arbeiter und Beamten von Aussig bis Warnsdorf haben sich an den Bund der Landwirte und seine Abgeordneten gewendet, wenn ihre Existenz in Gefahr war oder wenn sie irgendwie eine Anstellung benötigt haben. (Výkøiky.) Ich könnte Ihnen eine ganze Reihe solcher Zuschriften aus den Beamten- und Arbeiterkreisen hier vorlegen, jedoch reicht meine Redezeit nicht aus. Schon am 4. Mai 1934 habe ich an dieser Stelle hier erklärt: "Zu einer gesunden Agrarpolitik gehört auch die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit." Nun, meine Herren, im Jahre 1934 hat dieser Ausspruch gewiß noch etwas Aufsehen hervorgerufen. Es war aber schon damals meine felsenfeste Anschauung, daß eine gesunde Agrarpolitik ohne Lösung des Arbeitslosenproblems nicht durchgeführt werden kann. Der Bund der Landwirte hat sich deshalb, nicht, wie Sie uns vorwerfen, um kleinlicher Vorteile eines Standes willen auf Kosten anderer bemüht, sondern er mußte im harten Kampfe das noch bestehende Stück Selbstverwaltung erhalten. (Výkøiky.) Wenn Sie mir vorwerfen, einzelne Fälle beweisen nichts, dann sage ich Ihnen: Hätten Sie mit uns zus ammengearbeitet, dann wäre es möglich gewesen, diese Fälle zu generalisieren, dann hätten wir, anstatt uns vor diesem Forum zur Schande des Sudetendeutschtums zu streiten, fruchtbare Arbeit für das Sudetendeutschtum leisten können.

Der Bund der Landwirte, Sie mögen sagen, was Sie wollen, verfolgt keine Standespolitik, sondern ist Träger der Volkspolitik, und wer seinem Volke dienen will, hat keine Ursache, den Bund der Landwirte zu bekämpfen.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß der Bund der Landwirte das deutsche Volk in den vergangenen Jahren vor mancher Enttäuschung geschützt, vieles verhindert und manches erreicht hat. Es soll aber nicht verschwiegen werden, daß man auf èechischer Seite die aktive Mitarbeit der Deutschen zu wenig gewürdigt hat. Ja, ich muß sagen, daß eine deutschfeindliche Bürokratie, die unserem deutschen Aktivismus nicht gut gesinnt war, unsere Arbeit sabotiert, zu unserem Schaden, aber auch zum Schaden des Staates. (Výkøiky.) Nun, meine Herren, Sie haben uns da vorgeworfen: 16 Jahre Agrarpolitik, 180.000 Exekutionen! Und Sie wollen damit sagen, daß Koll. Hodina und ich, die wir im landwirtschaftlichen Ausschuß die wirtschaftlichen Interessen des Bauernstandes vertreten haben, nichts gearbeitet hätten. Ich will Ihnen nur eines sagen: Die politische Partei des Landvolkes, der Bund der Landwirte, hat in den Jahren 1919-1920, also zu einem Zeitpunkt, wo einzelne von Ihnen noch gar nicht wußten, wie Politik aussieht, die rote Welle aufgehalten. Wir haben die Zwangswirtschaft für unsere Landwirtschaft brechen helfen, wir haben die Eingriffe in das Privateigentum verhindert. Wir waren Berater bei der Vermögensabgabe und in allen Steuerangelegenheiten. Wir haben den Anschlag auf die Erhöhung der Grundsteuer - den Antrag stellte seinerzeit Herr Dr. Rosche - abgewehrt. Wir haben die Pauschalierung der Umsatzsteuer durchgesetzt. Wir haben die Beschränkung der Gemeinde- und Bezirksumlagen möglich gemacht. Wir haben den Exekutionsschutz ermöglicht. Wir sind auf alle Tagesnotwendigkeiten, Wasserleitungsbauten, Straßenbauten, Elektrifizierung des flachen Landes eingegangen. Wir mußten diese Fragen bearbeiten und haben es nicht notwendig, uns heute von Leuten bekämpfen zu lassen, die noch ni emals bewiesen haben, daß sie es besser machen können, und die uns vorwerfen, daß wir in der Vergangenheit unsere Hände müßig in den Schoß gelegt hätten. (Výkøiky.) Wenn wir nicht immer unsere wirtschaftlichen Forderungen zur Gänze durchsetzen konnten, so trägt die Schuld daran das fehlende Verständnis der nichtlandwirtschaftlichen Kreise. Wir waren die Initiatoren, die Mahner und Dränger in der landwirtschaftlichen Interessenvertretung. Über unsere Anregung ist im Feber 1926 der Schutzzoll überhaupt beschlossen worden und die "Hospodáøská politika" vom 20. Dezember 1929 schreibt bei Eintritt der Krise der Landwirtsch aft: "Die Vertretung der deutschen Landwirtschaft hat die Initiative für die landwirtschaftliche Hilfe ergriffen." Und der "Venkov" hat vor nicht allzulanger Zeit geschrieben: "Oftmals kamen vom Bund der Landwirte initiative Anträge, welche die èechische Agrarpartei unterstützt oder sich zu eigen gemacht hat."

Wenn Sie nun hinausgehen und der bäuerlichen Bevölkerung erzählen, daß diese wirtschaftlichen Fragen die èechische Agrarpartei auch ohne den Bund der Landwirte geregelt hätte, so wissen Sie eben nicht, wie die Verhältnisse sich in der Vergangenheit entwickelt haben. Meine Damen und Herren! Die Landwirtschaft hat ni emals die Augen vor der allgemeinen Not verschlossen, weil ihr Dasein mit dem Leben der übrigen Bevölkerungsschichten zusammenhängt. Unser Kampf war auch in der Vergangenheit gerichtet gegen die anonymen Kräfte des Finanzkapitals und der Schwerindustrie, des internationalen Handels, gegen die Auswüchse des Liberalismus. Unser Ringen um das Leben des bodenständigen Menschen ist der Kampf um Blut und Boden, ein Kampf um Gleichberechtigung. wenn der Bauer gesund bleiben soll. (Výkøiky: Getreidemonopol!) Es hat sich auch gezeigt, daß unsere wirtschaftliche Hilfe nicht aus der Stadt kommt. Unser höchstes Ziel ist es, die politische Mündigkeit und Freiheit der sudetendeutschen bäuerlichen bodenständigen Bevölkerung zu erhalten. An unserer Arbeit haftet kein Makel. Wir aber wissen, daß eine ländliche bäuerliche politische Organisation schon im alten Österreich bei denen verhaßt war, die auf Kosten der bäuerlichen Arbeit gut gelebt haben. Unsere heutige Achtung, die wir als Bauerntum in der ganzen Welt und namentlich in diesem Staate besitzen, unsere politische und gesellschaftliche Bedeutung, alles, was wir sind, haben wir uns selbst in politisch gefahrvollen Zeiten erkämpft. Wir brauchen uns für sie wahrhaft auch in dieser Zeit nicht zu schämen. Die Zeiten, wo der Bauer mit der Zipfelmütze dargestellt wurde, sind vorüber.

Nun sind das die Sünden des Bundes der Landwirte, die ein Gustav Hacker als unser neuer Parteiobmann deckt, und um deren Willen ist er bei Ihnen in Ungnade gefallen. Auch Gustav Hacker braucht sich dieser Sünden für alle Zukunft nicht zu schämen.

Der Bund der Landwirte anerkennt den guten Grundgedanken der Neuorganisierung des wirtschaftlichen Lebens durch das Getreidemonopol. Das Getreidemonopol richtet sich gegen die Hyänen der Wirtschaft, die Bauernschweiß und Bauernschinderei bisher in Geld umgesetzt haben. Es vertritt den Standpunkt, daß der Bauer nicht Freiwild der Spekulation sein darf, es bedeutet die Herauslösung des Arbeitsbauern aus der kapitalistischen Wirtschaft. Wir verlangen aber die Beseitigung aller Erschwernisse beim Getreidemonopol für den Bauern und Kleinbauern, insbesondere aber auch für den Kleinmüller.

Wir lassen nichts ungeschehen, daß die brennende Frage der Regelung der landwirtschaftlichen Schulden aus dem Stadium der Verhandlungen herauskommt. Eine befriedigende Lösung dieser Frage kann nur durch Schaffung eines Hilfsfonds, zu dem auch der Staat die entsprechenden Beiträge leistet, erfolgen.

In diesem Zusammenhange erhebe ich heute eine alte Forderung des Bundes der Landwirte, die Herabsetzung der Übertragungsund Erbschaftsgebühren und der Schenkungssteuer, weil dies eine Lebensfrage für unsere jungen Unternehmer ist, die bei den gegenwärtigen Gebühren und Steuern einfach die Wirtschaft nicht übernehmen können.

Der Zweck der planmäßigen Wirtschaft ist vor allem, durch disziplinierte Wirtschaft Ordnung herzustellen und eine ungesunde Ausdehnung der Anbauflächen einzusch ränken, die fabriksmäßige Erzeugung von Schweinefleisch durch Unberufene einzustellen. Unsere Forderung bei der planmäßigen Wirtschaft geht dahin, daß eine gleichmäßige Behandlung ohne Benachteiligung der deutschen Gebiete vor sich geht.

Viel spricht man in der gegenwärtigen Zeit von der Reorganisierung der Landeskulturräte, von der Schaffung der Landwirtschaftskammern. Wenn schon reformiert und reorganisiert wird, dann muß man auf der alten Tradition der Landeskulturräte aufbauen und darf keine lendenlahmen bürokratischen Ämter aufs neue schaffen.

Das Finanzministerium hat einen sehr schönen Erlaß über Steuernachlässe herausgegeben, wo der Steuerträger nicht in der Lage ist, die Steuern zu bezahlen oder wo seine Existenz in Gefahr ist. Dieser Erlaß, das sei hier festgestellt, wird von den Steuerämtern, von den Steueradministrationen keinesfalls beachtet und ich kann hier Beispiele anführen, wo, obzwar die Existenz in Gefahr ist, der Leiter der Steueradministration rücksichtslos die Exekution angeordnet hat, obzwar die Kommission die Abschreibung der Steuern bewilligt und befürwortet hat. Wir verlangen vor allem, daß die Abschreibungen auch den kleinen und mittleren Steuerträgern zugute kommen und nicht bloß den großen Millionenunternehmungen.

Feste Preise für landwirtschaftliche Produkte bilden die Grundlage für die Regelung der Getreidepreise. Der Getreidepreis ist durch das Getreidemonopol geregelt worden. Für die deutsche Landwirtschaft ist die Festsetzung von stabilen Viehpreisen und Mindestpreisen für Molkereiprodukte von großer Bedeutung. Ich will auf die Verhältnisse am Molkereiproduktenmarkt heute nicht näher eingehen, meine Redezeit langt nicht dazu. Ich will auch nicht bloß Kritik üben, sondern mit Vorschlägen kommen, wie man das Viehmonopol in die Wege leiten kann und wie man Ordnung auf dem Molkereiproduktenmarkte schaffen kann. Vor allem brauchen wir eine Regelung der Zwischenhandelsspannen von Vieh und Fleisch. Wir brauchen aber auch eine Ermäßigung der Schlachthofgebühren. die Herabsetzung der im Zusammenhang mit der Schlachtung des Viehs zu zahlenden Steuern und Gebühren. Eine Beschränkung des direkten Verkehrs zwischen Fleisch er und Erzeuger darf unter keinen Umständen bei der Schaffung eines Viehmonopols eintreten. Wie ist nun die Ordnung auf dem Molkereiproduktenmarkte zu schaffen? Vor allem fordere ich namens tausender deutscher Milcherzeuger und Molkereiprodukteerzeuger, namens vieler Molkereien die Konzessionierung des Milchhandels. Unbefugten muß der Milchhandel aus der Hand genommen werden. Weiters verlange ich die Festsetzung der Zwischenhandelsspanne. Die gesunkene Kaufkraft des Konsumenten, die hohen Erzeugungskosten machen es notwendig, daß die Zwischenhandelsspanne beim Milch- und Butterhandel auf das notwendigste eingeschränkt wird. Die Not der Zeit macht es aber auch notwendig, daß der Verkehr zwischen Erzeuger und Verbraucher möglichst abgekürzt wird. Eine Herabsetzung des im § 7 der Milchverordnung Nr. 75 festgesetzten Mindestfettgehaltes von 3ÿ6 auf 3.2 für Molkereien ist ein Gebot der Stunde, weiters die alte Forderung der Befreiung der Molkereien von der Umsatzsteuer. weil diese Umsatzsteuer einer doppelten Besteuerung gleichkommt, sowie die strenge Verfolgung der Milch- und Butterfälscher, die Herabsetzung der gegenwärtigen Margarineerzeugung und die Herabsetzung der Futtermittelpreise. Unsere Landwirtschaft draußen im Gebirge versteht es nicht. daß es gegenwärtig noch Volksvertreter gibt. die bei jeder Gelegenheit die Erhöhung des Margarinekontingentes fordern: unsere Gebirgslandwirtschaft, die heute 1 kg Butter billiger verkaufen muß, als 1 kg Stiefelschmiere kostet, nicht teuerer verkaufen kann, als 1 kg Margarine kostet. sie schüttelt den Kopf darüber, daß in diesen Zeiten das Margarinekontingent neuerlich erhöht werden mußte und daß 250.000 Kühe innerhalb eines halben Jahres in der Landw irtschaft weniger gehalten werden können infolge der übermäßigen Margarineerzeugung. Wir haben nicht darüber zu streiten, daß die Not der Zeit diese Erhöhung erfordert. Wir behaupten aber, daß die bessergestellten Kreise, die ein Einkommen von über 30.000 Kè haben. zu Gunsten der ärmeren Bevölkerung auf den Margarineverbrauch verzichten können, und dann langt auch das Jahreskontingent von 6.000 Waggons und wir brauchen nicht 8.000 Waggons erzeugen. Hier wäre es notwendig, daß der Gemeinschaftssinn zum Ausdruck käme, wenn nicht der arme Gebirgsbauer zugrunde gehen soll. Von nicht landwirtschaftlicher Seite ist aber oftmals der Fehler geschehen, daß man vergißt. was das Bauerntum für ein Volk ist. Ich will nicht viel Worte machen. Wir, die wir selbst aus diesem Stande hervorgegangen sind. fühlen uns schollenverbunden und wir verlassen den Acker nicht, auch wenn er die Familie nicht mehr ernährt. Was macht aber der andere? Er schließt die Tore, wenn der Rechenstift keinen Gewinn und keinen Profit gibt.

Der Kampf des Bauerntums, wie wir ihn auch in diesem Staate auf deutscher Seite um seine Erhaltung geführt haben, ist der Kampf des Volkes. Ein zusammengebrochenes Landvolk ist national unverläßlich. Wenn der Bauer hinter dem Pflug geht, wenn er seine Scholle bebaut, wenn er seine Scholle dem Volke erhält, schafft er mehr nationale Arbeit als diejenigen, die glauben, bei jeder Gelegenheit ihr Deutschtum betonen zu müssen. Unter Hinweis auf die Reden unseres Herrn Staatspräsidenten in Znaim und Reichenberg und bezugnehmend auf die mutigen Worte unseres Ministerpräsidenten Dr. Hodža gibt es für den Bund der Landwirte nur eine Antwort: das èechische Volk muß sich auf den Boden der Staatsnotwendigkeiten stellen und die erste Staatsnotwendigkeit ist und bleibt die Gleichberechtigung aller in diesem Staate wohnenden Nationen. Wir wollen als Sudetendeutsche nicht mehr als unsere kulturelle Freiheit, das Recht auf unsere Muttersprache, auf Boden und Arbeitsplatz, wir wollen der Heimat nicht entfremdet werden, dessen Ackerboden der Schweiß des deutschen Bauern düngte, dessen Städte deutsche Kulturdenkmäler tragen und dessen Wirtschaft durch deutschen Fleiß erstarkt ist. Es ist ein ewiges Gesetz, daß Völker nicht dauernd in Unfrieden leben können, wenn die Wohlfahrt der Völker und des Staates gedeihen soll.


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