Hohes Haus! Bevor ich in meine eigentlichen Ausführungen
eingehe, möchte ich hier erst eine Bemerkung voranschicken.
Meine Klubkollegen haben heute nicht Gelegenheit, hier an dieser
Aussprache teilzunehmen, sie sind mit den Vorbereitungen zu den
Gemeindewahlen draußen beschäftigt. Dessen ungeachtet
habe ich es für notwendig gefunden, zu einigen politischen
und wirtschaftlichen Fragen im Rahmen der Aussprache über
den Staatsvoranschlag Stellung zu nehmen und auch einige unqualifizierte
Angriffe, die hier in diesem Hause gefallen sind, zurückzuweisen.
(Pøedsednictví pøevzal místopøedseda
Košek.).
Eine politische Bewegung ist nur dann von dauernder Wirkung, wenn
sie von einer großen, guten Idee und vor allem von der klaren
Erkenntnis des Zieles getragen ist. Das klare Ziel des Bundes
der Landwirte ist die Erhaltung des Volksganzen durch Stärkung
des Landvolkes. Deshalb konnte zwar der Bund der Landwirte am
19. Mai 1935 geschlagen, aber nicht vernichtet werden. Die 150.000,
die in dieser Zeit die Hand nicht hochgehoben haben, sind unsere
stahlharte Kerntruppe, die Pioniere und Wegbereiter. Das sind
jene Getreuen des Dorfes, die bäuerliches Wesen aus Schutt
und Geröll retten werden. Es sind keine Komparsen, also keine
schweigenden Menschen, die kein Ideal besitzen, es sind auch keine
Subventionsmenschen, wie hier in diesem Hause vom Herrn Abg. Kundt,
dem Klubobmanne der Sudetendeutschen Partei, gesagt wurde. Wir
haben vom Bund der Landwirte früher als alle anderen eingesehen,
daß wir in unserem Staate nicht die Macht besitzen, um die
Verhältnisse mit Gewalt zu ändern. Der Herr Klubobmann
Dr. Luschka hat in seinen Ausführungen sehr deutlich
geschildert, wie sich die Vertreter des Sudetendeutschtums an
den Völkerbund gewendet haben, wie sie den Staatsp räsidenten
beschworen haben, wie sie von der Opposition zur Obstruktion übergegangen
sind, wie sie draußen Protestversammlungen abgehalten haben,
aber alles ohne jeden Erfolg. Wir haben uns deshalb nach siebenjähriger
fruchtloser Opposition zur Mitarbeit entschlossen und die staatsbejahende
Politik des Bundes der Landwirte war die einzig mögliche
realpolitische Einstellung und wurde auch von jenen Kreisen übernommen,
die unsere Haltung vor dem Oktober 1933 als Volksverrat verfehmt
haben. Wir sind von dem Grundsatze ausgeganggen, daß aus
der Anerkennung des Staates heraus ein Volk erst seine Forderungen
stellen kann.
Wir anerkennen die republikanische Staatsverfassung und bekennen
uns zu einer vernünftigen Demokratie. Aus nationalen und
wirtschaftlichen Gründen ist die Demokratie für das
Sudetendeutschtum eine Lebensfrage geworden. Wir lehnen die Diktatur
und den Faszismus ab; denn Diktatur und Faszismus können
hierzulande nur eine Gewaltherrschaft über uns Deutsche bedeuten.
Wir lehnen aber auch das Streben nach alleiniger Macht innerhalb
der eigenen Volksgruppe ab, das mit einem inneren Umwandlungsprozeß
absolut nichts zu tun hat, wohl aaber geeignet ist, das niederzureißen,
was wir in mühevoller 16jähriger Arbeit aufgebaut haben.
Wenn Klubobmann Abg. Kundt am Mittwoch in seinen Auslassungen
hier im Hause erklärte, daß in der letzten Zeit Gesetze
zur Vorlage gekommen sind, die besonders dem Sudetendeutschtum
schaden, so kann ich das nicht anders werten, als das Ergebnis
eines unrichtigen politischen Weges. Ich will hier. nicht an die
innerpolitischen Auswirkungen der Reden von Eger und Bärn,
ich will nicht auf die Entgleisungen während des Staatsvoranschlages
zurückkommen, ich will nur das eine sagen: Man gibt die Waffen
in die Hand, mit denen man uns schlagen kann. Angesichts des Staatsgefüges,
der vielgestaltigen tiefen Gliederung der Völker dieses Staates
wird es weder auf èechischer, noch auf deutscher Seite
eine Einheitspartei geben. Wir brauchen auch keine Einheitspartei,
aber was wir brauchen, das ist die sudetendeutsche Einigkeit.
Eine Einheitspartei hat nur dann einen Wert, wenn die Staatsgewalt
hinter der Einheitspartei steht. Mehrere bestehende Parteien,
meine Herren von der Sudetendeutschen Partei, schließen
keineswegs ein gemeinsames Vorgehen in völkischen Fragen
aus. (Výkøiky poslancù sudetskonìmecké
strany.) Vor aller Öffentlichkeit muß ich daher
von diesem Platze aus feststellen, daß Ihr Klubobmann, der
Herr Abg. Kundt, neuerlich die Zusammenarbeit mit den übrigen
deutschen Parteien in semer Rede am Mittwoch nachdrücklichst
abgelehnt hat. (Výkøiky.) Diese Rede steht
in einem starken Widerspruch zu den Ausführungen des Herrn
Dr. Rosche hier im Hause, zu den Ausführungen des
Herrn Kasper in Tetschen und des Herrn Dr. Jonak. Aber schließlich
sind wir diese Widersprüche innerhalb dieser großen
deutschen Gruppe gewöhnt.
Die Sudetendeutsche Partei lehnt jede dargebotene Gelegenheit
für eine Zusammenarbeit ab. Ich erinnere bei dieser Gelegenheit
an das Angebot Gustav Hackers am 19. Jänner 1936 in Komotau,
den Bruderkampf einzustellen und die Gegensätze zu überbrücken.
Hohn und Spott von Eurer Seite war die Antwort auf diesen gutgemeinten
Vorschlag. (Výkøiky poslancù sudetskonìmecké
strany.) Die "Reichenberger Zeitung" und die "Bohemia"
haben damals geschrieben, die Sudetendeutsche Partei ist unversöhnlich,
die Stellungnahme ist bedauerlich. Ich erinnere weiters an die
gemeinschaftlichen Kundgebungen junger sudetendeutscher Politiker
im April dieses Jahres, die vom sudetendeutschen Volke und der
bürgerlichen nationalen Presse draußen begrüßt
worden sind. Die Sudetendeutsche Partei kanzelte die deutsche
Provinzpresse ab und verdächtigte junge saubere Menschen.
Nicht Namen und Formen bedingen das Werk, sondern die Arbeit,
und weil gerade anläßlich der Voranschlagsdebatte unsere
Arbeit in den vergangenen Jahren so viel herabgewürdigt worden
ist, so soll auch hier von dieser Arbeit ein Wort gesprochen werden.
Im praktischen Leben muß man sich auf das Mögliche
einstellen, und das ist der geradlinige Kampf um die Schule, den
Arbeitsplatz, den Boden und das Recht auf unsere Muttersprache.
Das ist aber auch die Schaffung von Lebensmöglichkeiten für
das Bauerntum als Grundlage des Volkes und des Staates. Und wie
haben wir diese Grundsätze vertreten? (Výkøiky
poslancù sudetskonìmecké strany.) Durch
ununterbrochene Arbeit für die Erhaltung und Wiedergewinnung
von deutschen Schulklassen und Schulen, durch die Erlangung hoher
staatlicher Unterstützungen für unsere Schutzvereine,
durch die Erhaltung und den Ausbau der deutschen Technik in Brünn
und der deutschen landwirtschaftlichen Hochschule in Tetschen-
Liebwerd, durch die Erhaltung der deutschen Sektion des Landesschulrates,
der Pensionsanstalt, des Landeskulturrates, durch die Zuteilung
von Grund und Boden an deutsche Bodenbewerber, durch Einschreiten
gegen die Drosselung unserer Muttersprache. Denn wir betrachten
die Sprache als Verständigungsmittel, als Brücke zwischen
den Menschen, nicht als ein Werkzeug des Unfriedens. Das Deutschpolitische
Arbeitsamt hat 1933 anläßlich der Hauptversammlung
dem Bunde der Landwirte für seine Arbeit auf kulturellem
Gebiete den Dank ausgesprochen. Von diesem Dank aber hat der ehemalige
Geschäftsleiter, Abg. Kundt, nicht ein Wort hier im
Hause erwähnt, trotzdem er davon wissen muß.
Der Bund der Landwirte hat aber mehr getan. Er hat sich schützend
vor die Turnvereine und die Schutzvereine gestellt, als sie in
Gefahr waren, und ich kann mich noch daran erinnern, wie in meiner
Bauernstube zuhause Vertreter der nordböhmischen Turnvereine
bei mir gewesen sind und mir die Obmannstelle der städtischen
Turnvereine angeboten haben, um sie vor der Auflösung zu
schützen. Ich habe unter keinen Umständen über
so ein Angebot auch nur verhandelt, ich war hier in Prag, und
ich weiß, wie Minister Spina auf den Innenminister
eingewirkt hat, daß die geschlossenen Tore der Turnhallen
wieder geöffnet werden. (Výkøiky poslancù
sudetskonìmecké strany.)
Es ist keine Überhebung, wenn wir erklären, daß
wir 1933 das gesellschaftliche und das kulturelle Leben des Sudetendeutschtums
gerettet haben. (Výkøiky poslancù sudetskonìmecké
strany.) Als Beweise haben wir Dankschreiben des Turnvereines
und der Schutzverbände, ja wir haben auch Dankschreiben des
Vorsitzenden der Sudetendeutschen Partei in der Hand. Das sind
stumme Zeugen, aber historische Dokumente, die am besten beweisen,
daß der Bund der Landwirte unter den schwierigsten Verhältnissen,
unter schwierigeren als heute, seine völkische Pflicht erfüllt
hat. Wenn es auch unangenehm in den Ohren der Einzelnen klingen
mag, was ich hier feststelle, die Öffentlichkeit soll endlich
einmal die Wahrheit erfahren und soll hören, was wir auf
Ihre Angriffe sachlich und taktvoll zu erwidern haben. (Rùzné
výkøiky. - Hluk.)
Die Verteidigung des Arbeitsplatzes! Hiezu hatte der Herr Abg.
Birke die Liebenswürdigkeit, dem Kollegen Kunz
zuzurufen: Ihr habt Euer Herz für die Arbeiter erst in der
letzten Zeit entdeckt. Herr Kollege Birke, darauf habe
ich nur das eine zu sagen: Die völkischen Arbeiter und Beamten
von Aussig bis Warnsdorf haben sich an den Bund der Landwirte
und seine Abgeordneten gewendet, wenn ihre Existenz in Gefahr
war oder wenn sie irgendwie eine Anstellung benötigt haben.
(Výkøiky.) Ich könnte Ihnen eine ganze
Reihe solcher Zuschriften aus den Beamten- und Arbeiterkreisen
hier vorlegen, jedoch reicht meine Redezeit nicht aus. Schon am
4. Mai 1934 habe ich an dieser Stelle hier erklärt: "Zu
einer gesunden Agrarpolitik gehört auch die Bekämpfung
der Arbeitslosigkeit." Nun, meine Herren, im Jahre 1934 hat
dieser Ausspruch gewiß noch etwas Aufsehen hervorgerufen.
Es war aber schon damals meine felsenfeste Anschauung, daß
eine gesunde Agrarpolitik ohne Lösung des Arbeitslosenproblems
nicht durchgeführt werden kann. Der Bund der Landwirte hat
sich deshalb, nicht, wie Sie uns vorwerfen, um kleinlicher Vorteile
eines Standes willen auf Kosten anderer bemüht, sondern er
mußte im harten Kampfe das noch bestehende Stück Selbstverwaltung
erhalten. (Výkøiky.) Wenn Sie mir vorwerfen,
einzelne Fälle beweisen nichts, dann sage ich Ihnen: Hätten
Sie mit uns zus ammengearbeitet, dann wäre es möglich
gewesen, diese Fälle zu generalisieren, dann hätten
wir, anstatt uns vor diesem Forum zur Schande des Sudetendeutschtums
zu streiten, fruchtbare Arbeit für das Sudetendeutschtum
leisten können.
Der Bund der Landwirte, Sie mögen sagen, was Sie wollen,
verfolgt keine Standespolitik, sondern ist Träger der Volkspolitik,
und wer seinem Volke dienen will, hat keine Ursache, den Bund
der Landwirte zu bekämpfen.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß der Bund der
Landwirte das deutsche Volk in den vergangenen Jahren vor mancher
Enttäuschung geschützt, vieles verhindert und manches
erreicht hat. Es soll aber nicht verschwiegen werden, daß
man auf èechischer Seite die aktive Mitarbeit der Deutschen
zu wenig gewürdigt hat. Ja, ich muß sagen, daß
eine deutschfeindliche Bürokratie, die unserem deutschen
Aktivismus nicht gut gesinnt war, unsere Arbeit sabotiert, zu
unserem Schaden, aber auch zum Schaden des Staates. (Výkøiky.)
Nun, meine Herren, Sie haben uns da vorgeworfen: 16 Jahre
Agrarpolitik, 180.000 Exekutionen! Und Sie wollen damit sagen,
daß Koll. Hodina und ich, die wir im landwirtschaftlichen
Ausschuß die wirtschaftlichen Interessen des Bauernstandes
vertreten haben, nichts gearbeitet hätten. Ich will Ihnen
nur eines sagen: Die politische Partei des Landvolkes, der Bund
der Landwirte, hat in den Jahren 1919-1920, also zu einem Zeitpunkt,
wo einzelne von Ihnen noch gar nicht wußten, wie Politik
aussieht, die rote Welle aufgehalten. Wir haben die Zwangswirtschaft
für unsere Landwirtschaft brechen helfen, wir haben die Eingriffe
in das Privateigentum verhindert. Wir waren Berater bei der Vermögensabgabe
und in allen Steuerangelegenheiten. Wir haben den Anschlag auf
die Erhöhung der Grundsteuer - den Antrag stellte seinerzeit
Herr Dr. Rosche - abgewehrt. Wir haben die Pauschalierung
der Umsatzsteuer durchgesetzt. Wir haben die Beschränkung
der Gemeinde- und Bezirksumlagen möglich gemacht. Wir haben
den Exekutionsschutz ermöglicht. Wir sind auf alle Tagesnotwendigkeiten,
Wasserleitungsbauten, Straßenbauten, Elektrifizierung des
flachen Landes eingegangen. Wir mußten diese Fragen bearbeiten
und haben es nicht notwendig, uns heute von Leuten bekämpfen
zu lassen, die noch ni emals bewiesen haben, daß sie es
besser machen können, und die uns vorwerfen, daß wir
in der Vergangenheit unsere Hände müßig in den
Schoß gelegt hätten. (Výkøiky.) Wenn
wir nicht immer unsere wirtschaftlichen Forderungen zur Gänze
durchsetzen konnten, so trägt die Schuld daran das fehlende
Verständnis der nichtlandwirtschaftlichen Kreise. Wir waren
die Initiatoren, die Mahner und Dränger in der landwirtschaftlichen
Interessenvertretung. Über unsere Anregung ist im Feber 1926
der Schutzzoll überhaupt beschlossen worden und die "Hospodáøská
politika" vom 20. Dezember 1929 schreibt bei Eintritt der
Krise der Landwirtsch aft: "Die Vertretung der deutschen
Landwirtschaft hat die Initiative für die landwirtschaftliche
Hilfe ergriffen." Und der "Venkov" hat vor nicht
allzulanger Zeit geschrieben: "Oftmals kamen vom Bund der
Landwirte initiative Anträge, welche die èechische
Agrarpartei unterstützt oder sich zu eigen gemacht hat."
Wenn Sie nun hinausgehen und der bäuerlichen Bevölkerung
erzählen, daß diese wirtschaftlichen Fragen die èechische
Agrarpartei auch ohne den Bund der Landwirte geregelt hätte,
so wissen Sie eben nicht, wie die Verhältnisse sich in der
Vergangenheit entwickelt haben. Meine Damen und Herren! Die Landwirtschaft
hat ni emals die Augen vor der allgemeinen Not verschlossen, weil
ihr Dasein mit dem Leben der übrigen Bevölkerungsschichten
zusammenhängt. Unser Kampf war auch in der Vergangenheit
gerichtet gegen die anonymen Kräfte des Finanzkapitals und
der Schwerindustrie, des internationalen Handels, gegen die Auswüchse
des Liberalismus. Unser Ringen um das Leben des bodenständigen
Menschen ist der Kampf um Blut und Boden, ein Kampf um Gleichberechtigung.
wenn der Bauer gesund bleiben soll. (Výkøiky:
Getreidemonopol!) Es hat sich auch gezeigt, daß unsere
wirtschaftliche Hilfe nicht aus der Stadt kommt. Unser höchstes
Ziel ist es, die politische Mündigkeit und Freiheit der sudetendeutschen
bäuerlichen bodenständigen Bevölkerung zu erhalten.
An unserer Arbeit haftet kein Makel. Wir aber wissen, daß
eine ländliche bäuerliche politische Organisation schon
im alten Österreich bei denen verhaßt war, die auf
Kosten der bäuerlichen Arbeit gut gelebt haben. Unsere heutige
Achtung, die wir als Bauerntum in der ganzen Welt und namentlich
in diesem Staate besitzen, unsere politische und gesellschaftliche
Bedeutung, alles, was wir sind, haben wir uns selbst in politisch
gefahrvollen Zeiten erkämpft. Wir brauchen uns für sie
wahrhaft auch in dieser Zeit nicht zu schämen. Die Zeiten,
wo der Bauer mit der Zipfelmütze dargestellt wurde, sind
vorüber.
Nun sind das die Sünden des Bundes der Landwirte, die ein
Gustav Hacker als unser neuer Parteiobmann deckt, und um deren
Willen ist er bei Ihnen in Ungnade gefallen. Auch Gustav Hacker
braucht sich dieser Sünden für alle Zukunft nicht zu
schämen.
Der Bund der Landwirte anerkennt den guten Grundgedanken der Neuorganisierung
des wirtschaftlichen Lebens durch das Getreidemonopol. Das Getreidemonopol
richtet sich gegen die Hyänen der Wirtschaft, die Bauernschweiß
und Bauernschinderei bisher in Geld umgesetzt haben. Es vertritt
den Standpunkt, daß der Bauer nicht Freiwild der Spekulation
sein darf, es bedeutet die Herauslösung des Arbeitsbauern
aus der kapitalistischen Wirtschaft. Wir verlangen aber die Beseitigung
aller Erschwernisse beim Getreidemonopol für den Bauern und
Kleinbauern, insbesondere aber auch für den Kleinmüller.
Wir lassen nichts ungeschehen, daß die brennende Frage der
Regelung der landwirtschaftlichen Schulden aus dem Stadium der
Verhandlungen herauskommt. Eine befriedigende Lösung dieser
Frage kann nur durch Schaffung eines Hilfsfonds, zu dem auch der
Staat die entsprechenden Beiträge leistet, erfolgen.
In diesem Zusammenhange erhebe ich heute eine alte Forderung des
Bundes der Landwirte, die Herabsetzung der Übertragungsund
Erbschaftsgebühren und der Schenkungssteuer, weil dies eine
Lebensfrage für unsere jungen Unternehmer ist, die bei den
gegenwärtigen Gebühren und Steuern einfach die Wirtschaft
nicht übernehmen können.
Der Zweck der planmäßigen Wirtschaft ist vor allem,
durch disziplinierte Wirtschaft Ordnung herzustellen und eine
ungesunde Ausdehnung der Anbauflächen einzusch ränken,
die fabriksmäßige Erzeugung von Schweinefleisch durch
Unberufene einzustellen. Unsere Forderung bei der planmäßigen
Wirtschaft geht dahin, daß eine gleichmäßige
Behandlung ohne Benachteiligung der deutschen Gebiete vor sich
geht.
Viel spricht man in der gegenwärtigen Zeit von der Reorganisierung
der Landeskulturräte, von der Schaffung der Landwirtschaftskammern.
Wenn schon reformiert und reorganisiert wird, dann muß man
auf der alten Tradition der Landeskulturräte aufbauen und
darf keine lendenlahmen bürokratischen Ämter aufs neue
schaffen.
Das Finanzministerium hat einen sehr schönen Erlaß
über Steuernachlässe herausgegeben, wo der Steuerträger
nicht in der Lage ist, die Steuern zu bezahlen oder wo seine Existenz
in Gefahr ist. Dieser Erlaß, das sei hier festgestellt,
wird von den Steuerämtern, von den Steueradministrationen
keinesfalls beachtet und ich kann hier Beispiele anführen,
wo, obzwar die Existenz in Gefahr ist, der Leiter der Steueradministration
rücksichtslos die Exekution angeordnet hat, obzwar die Kommission
die Abschreibung der Steuern bewilligt und befürwortet hat.
Wir verlangen vor allem, daß die Abschreibungen auch den
kleinen und mittleren Steuerträgern zugute kommen und nicht
bloß den großen Millionenunternehmungen.
Feste Preise für landwirtschaftliche Produkte bilden die
Grundlage für die Regelung der Getreidepreise. Der Getreidepreis
ist durch das Getreidemonopol geregelt worden. Für die deutsche
Landwirtschaft ist die Festsetzung von stabilen Viehpreisen und
Mindestpreisen für Molkereiprodukte von großer Bedeutung.
Ich will auf die Verhältnisse am Molkereiproduktenmarkt heute
nicht näher eingehen, meine Redezeit langt nicht dazu. Ich
will auch nicht bloß Kritik üben, sondern mit Vorschlägen
kommen, wie man das Viehmonopol in die Wege leiten kann und wie
man Ordnung auf dem Molkereiproduktenmarkte schaffen kann. Vor
allem brauchen wir eine Regelung der Zwischenhandelsspannen von
Vieh und Fleisch. Wir brauchen aber auch eine Ermäßigung
der Schlachthofgebühren. die Herabsetzung der im Zusammenhang
mit der Schlachtung des Viehs zu zahlenden Steuern und Gebühren.
Eine Beschränkung des direkten Verkehrs zwischen Fleisch
er und Erzeuger darf unter keinen Umständen bei der Schaffung
eines Viehmonopols eintreten. Wie ist nun die Ordnung auf dem
Molkereiproduktenmarkte zu schaffen? Vor allem fordere ich namens
tausender deutscher Milcherzeuger und Molkereiprodukteerzeuger,
namens vieler Molkereien die Konzessionierung des Milchhandels.
Unbefugten muß der Milchhandel aus der Hand genommen werden.
Weiters verlange ich die Festsetzung der Zwischenhandelsspanne.
Die gesunkene Kaufkraft des Konsumenten, die hohen Erzeugungskosten
machen es notwendig, daß die Zwischenhandelsspanne beim
Milch- und Butterhandel auf das notwendigste eingeschränkt
wird. Die Not der Zeit macht es aber auch notwendig, daß
der Verkehr zwischen Erzeuger und Verbraucher möglichst abgekürzt
wird. Eine Herabsetzung des im § 7 der Milchverordnung Nr.
75 festgesetzten Mindestfettgehaltes von 3ÿ6 auf 3.2 für
Molkereien ist ein Gebot der Stunde, weiters die alte Forderung
der Befreiung der Molkereien von der Umsatzsteuer. weil diese
Umsatzsteuer einer doppelten Besteuerung gleichkommt, sowie die
strenge Verfolgung der Milch- und Butterfälscher, die Herabsetzung
der gegenwärtigen Margarineerzeugung und die Herabsetzung
der Futtermittelpreise. Unsere Landwirtschaft draußen im
Gebirge versteht es nicht. daß es gegenwärtig noch
Volksvertreter gibt. die bei jeder Gelegenheit die Erhöhung
des Margarinekontingentes fordern: unsere Gebirgslandwirtschaft,
die heute 1 kg Butter billiger verkaufen muß, als 1 kg Stiefelschmiere
kostet, nicht teuerer verkaufen kann, als 1 kg Margarine kostet.
sie schüttelt den Kopf darüber, daß in diesen
Zeiten das Margarinekontingent neuerlich erhöht werden mußte
und daß 250.000 Kühe innerhalb eines halben Jahres
in der Landw irtschaft weniger gehalten werden können infolge
der übermäßigen Margarineerzeugung. Wir haben
nicht darüber zu streiten, daß die Not der Zeit diese
Erhöhung erfordert. Wir behaupten aber, daß die bessergestellten
Kreise, die ein Einkommen von über 30.000 Kè haben.
zu Gunsten der ärmeren Bevölkerung auf den Margarineverbrauch
verzichten können, und dann langt auch das Jahreskontingent
von 6.000 Waggons und wir brauchen nicht 8.000 Waggons erzeugen.
Hier wäre es notwendig, daß der Gemeinschaftssinn zum
Ausdruck käme, wenn nicht der arme Gebirgsbauer zugrunde
gehen soll. Von nicht landwirtschaftlicher Seite ist aber oftmals
der Fehler geschehen, daß man vergißt. was das Bauerntum
für ein Volk ist. Ich will nicht viel Worte machen. Wir,
die wir selbst aus diesem Stande hervorgegangen sind. fühlen
uns schollenverbunden und wir verlassen den Acker nicht, auch
wenn er die Familie nicht mehr ernährt. Was macht aber der
andere? Er schließt die Tore, wenn der Rechenstift keinen
Gewinn und keinen Profit gibt.
Der Kampf des Bauerntums, wie wir ihn auch in diesem Staate auf
deutscher Seite um seine Erhaltung geführt haben, ist der
Kampf des Volkes. Ein zusammengebrochenes Landvolk ist national
unverläßlich. Wenn der Bauer hinter dem Pflug geht,
wenn er seine Scholle bebaut, wenn er seine Scholle dem Volke
erhält, schafft er mehr nationale Arbeit als diejenigen,
die glauben, bei jeder Gelegenheit ihr Deutschtum betonen zu müssen.
Unter Hinweis auf die Reden unseres Herrn Staatspräsidenten
in Znaim und Reichenberg und bezugnehmend auf die mutigen Worte
unseres Ministerpräsidenten Dr. Hodža gibt es
für den Bund der Landwirte nur eine Antwort: das èechische
Volk muß sich auf den Boden der Staatsnotwendigkeiten stellen
und die erste Staatsnotwendigkeit ist und bleibt die Gleichberechtigung
aller in diesem Staate wohnenden Nationen. Wir wollen als Sudetendeutsche
nicht mehr als unsere kulturelle Freiheit, das Recht auf unsere
Muttersprache, auf Boden und Arbeitsplatz, wir wollen der Heimat
nicht entfremdet werden, dessen Ackerboden der Schweiß des
deutschen Bauern düngte, dessen Städte deutsche Kulturdenkmäler
tragen und dessen Wirtschaft durch deutschen Fleiß erstarkt
ist. Es ist ein ewiges Gesetz, daß Völker nicht dauernd
in Unfrieden leben können, wenn die Wohlfahrt der Völker
und des Staates gedeihen soll.