Damit will ich nur aufgezeigt haben, daß die Sudetendeutsche
Partei auch bei dieser Vorlage wieder ihre Einflußlosigkeit
unter Beweis stellt. Es würde uns allerdings nicht wundern,
wenn die Sudetendeutsche Partei die Vorteile, die diese Vorlage
den Bergarbeitern bringt, als ihren Erfolg hinstellte. Bei dem,
was wir von dieser Partei auf diesem Gebiete schon erlebt haben,
ist das alles möglich. (Rùzné výkøiky.)
Místopøedseda Langr (zvoní): Prosím
o klid.
Prosím pana øeèníka, aby konèil.
Posl. Katz (pokraèuje): Sie haben immer Ihre
sogenannten Erfolge groß aufgezogen, die Sie angeblich erreicht
haben. Wenn Sie aber glauben, daß Sie damit die Bergarbeiter
täuschen, so werden Sie sich irren. Die Bergarbeiter, die
dadurch, daß sie bei der Sanierung der Bruderladen so große
Opfer auf sich nehmen, einen so herrlichen Beweis ihres sozialen
Empfindens und der Solidarität mit den alten invaliden Bergarbeitern
erbringen, werden weiter den Kampf darum führen, um die Härten
zu beseitigen, die dieser Entwurf für sie noch enthält.
Wir werden dabei an ihrer Seite stehen, so wie wir das immer getan
haben. Deshalb stimmen wir für diesen Gesetzentwurf, weil
er in dieser außerordentlich schweren Zeit als ein großer
sozialpolitischer Erfolg gewertet werden muß. (Potlesk.)
Hohes Haus! In der Fülle der Gesetzesvorlagen, mit denen
man in letzter Zeit förmlich das Haus überschwemmt hat,
ist auch ein Gesetzesantrag über die Sanierung der Bruderladen
zu finden. Wenn ich die Aufgabe habe, als Bergarbeiter dazu Stellung
zu nehmen, dann geschieht es von einem ganz anderen Gesichtspunkt
aus, als es meine Vorredner bis jetzt getan haben.
Schon im Jahre 1922 hat man bei Gesetzwerdung des Bruderladengesetzes
gewußt, daß in den Bruderladen eine Katastrophe eintreten
wird und bis heute hat man nicht den Mut gefunden, überhaupt
daran zu gehen, irgendwie die Bruderladen zu sanieren. Als Bergarbeiter
habe ich den Eindruck, daß die Regierung genau so handelt,
wie ein Chirurg, der den Patienten erst dann operiert, wenn er
bereits am Sterbebett liegt und dann die Feststellung macht, die
Operation ist wohl gelungen, der Patient ist aber unter seinem
Messer gestorben. - Heute, in der Zeit, wo der Kohlenmarkt total
zerschlagen ist, wo die Regierung jede Quelle aufsucht, um Geld
zu erhalten, um ihren Verpflichtungen nachzukommen, wo der Bergarbeiter
aus allen Wunden blutet und fast verhungert, muß man daran
gehen, das Defizit von mehr als 100 Millionen Kronen irgendwie
zu decken. Damit mache ich der Regierung den Vorwurf, daß
sie es unterlassen hat, in den letzten 10 Jahren daran zu gehen,
die Bruderladen irgendwie aktiv zu gestalten obwohl sie die Möglichkeit
hatte, im Verordnungswege Mittel und Wege zu finden, dem Übelstand
abzuhelfen.
Wenn auch die Sanierungsvorlage neuester Auflage bedeutend besser
gehalten ist, als die alte, so ist dies vor allem dem Druck der
breiten Masse der Arbeiterschaft zu danken und es ist nicht wahr,
wie mein Vorredner von der sozialdemokratischen Partei gesagt
hat, daß es vor allem die sozialdemokratische Partei ist,
die dahinter war, um die Sanierung der Bruderladen überhaupt
durchzuführen. Es geschah dies vielmehr unter dem Druck der
demonstrierenden Bergarbeiterschaft. (Posl. Zischka: Erzählen
Sie lieber, was die SdP gemacht hat!) Ich bin kein solcher
Demagoge wie Kollegen von der sozialdemokratischen Partei. Wenn
man aber daran geht, überhaupt über die Vorlage zu sprechen,
dann muß ich aber als Bergarbeiter, der die Not und das
Elend der Bergarbeiter kennt, der mehr als 13 Jahre mit den Arbeitern
zusammengearbeitet hat. Kritik üben an dem ganzen Bruderladensystem
und den Übelstand in den Bruderladen selbst aufdecken. Wenn
einmal ein Bergarbeiter ernstlich krank wird und zum Bruderladenarzt
geht, muß er wahrnehmen, daß er nach 7 Tagen bereits
zum Herrn Chefarzt geschickt wird, der ihn in einigen Tagen "gesund"
macht. Ein solcher Chefarzt, der unbedingt das Parteibuch der
sozialdemokratischen Partei bei sich tragen muß, macht den
Patienten im Handumdrehen gesund. Er ist nur deshalb angestellt,
um dem Bergarbeiter um das ihm zustehende Recht zu bringen. Dafür
bezieht er einen Jahresgehalt von 90.000 Kronen und neben diesen
90.000 Kronen hat er außerdem Diäten. (Rùzné
výkøiky.) Der Bergarbeiter hat nach den Bestimmungen
der Bruderladen Anspruch auf 52 Wochen Krankengeld. Diesen Anspruch
hat er aber nur dann, wenn nicht der Chefarzt daran geht, ihn
nach wenigen Wochen, sobald es den Anschein hat, daß die
Krankheit, die sich der Arbeiter in der Grube zugezogen hat, mehrere
Wochen dauern wird, als bergbauunfähig zu erklären,
ihm die provisorische Invalidenrente zuzusprechen, ihm nach einem
halben Jahr diese Invalidenrente zu entziehen. D. h.: Der Bergarbeiter,
der krank ist, muß wahrnehmen, daß er nach kurzem
Bezug der Krankenrente und der Invalidenrente arbeitslos erscheint
und überhaupt nicht die Möglichkeit hat, Arbeit zu finden,
weil ein Unternehmer doch einen kranken Arbeiter nicht beschäftigt,
da er genügend junges Material hat, das er ausbeuten kann.
Dieser Arbeiter ist dann gezwungen, die 10 Kronen Czechkarte in
Empfang zu nehmen, er hat kein Recht mehr weder auf Bruderladenunterstützung,
noch auf irgend eine andere Unterstützung.
Es hat sich bereits an tausenden Beispielen erwiesen, daß
der Bergarbeiter, der vom Chefarzt als gesund anerkannt wird,
in wenigen Wochen vielleicht neuerdings erkrankt und zwar derart,
daß er oft als unheilbar entlassen werden muß. Mir
ist eine ganze Reihe von Beispielen bekannt, wo ein Bergarbeiter
zum Chefarzt gegangen ist, der ihn gesund gemacht hat und wenige
Wochen darauf ist der betreffende in der Grube tot zusammengebrochen.
Es wäre notwendig, daß endlich einmal das Chefärztesystem
vernichtet wird; die Bergarbeiter verlangen, daß dem Chefärztesystem
ein Ende gemacht wird und daß man daran geht, die freie
Ärztewahl auszuschreiben. Denn der Bergarbeiter kann kein
Vertrauen zu Leuten haben, die ihn jahrelang so behandelt haben,
er will Ärzte haben, denen er sein Vertrauen schenken kann.
Es muß nicht immer ein sozialdemokratischer Genosse sein,
der Krankenkassenarzt und Chefarzt sein kann.
Ich überlasse es meinem Kameraden Knorre, über
das Gesetz selbst zu sprechen. Es muß aber noch weiter berücksichtigt
werden, daß die Vorlage vorsieht, daß die Amtsdauer
des Vorstandes von drei auf vier Jahre erhöht werden soll.
Ich stelle fest, daß die letzten Bruderladenwahlen im Jahre
1930 stattgefunden haben und daß man schon längst hätte
die Bruderladenwahlen ausschreiben sollen. Ich stelle weiters
fest, daß der alte Vorstand vom Jahre 1926 noch heute im
Amte sitzt, nur deshalb, weil man ja 1926 keinen Weg gefunden
hat, sich über die Mandatsverteilung zu einigen, und weil
man heute noch darauf warten muß, bis das Verwaltungsgericht
entschieden hat, ob die Konstituierung der Bruderladenwahl richtig
ist oder nicht. Da gilt es, den Bergarbeitern zu sagen: Heraus
mit der Bruderladenwahl und überhaupt mit der Krankenkassawahl!
(Výkøiky posl. Zischky.) Diese Forderung
tut Euch recht weh, Ihr Herren von der Sozialdemokratie. Es ist
aber auch weiter notwendig, nicht nur über die Bruderladen
zu sprechen, sondern auch über die primitivsten Bedürfnisse
der Bergarbeiter selbst. Der Bergarbeiter, der ganz anderen Gefahren
ausgesetzt ist, wie ein anderer Arbeiter, muß vor allem
verlangen, daß für ihn die Urlaubsfrage geregelt wird.
Der Bergarbeiter, der heute tagaus tagein in der Grube schinden,
schmachten und schuften muß, muß die Möglichkeit
haben, einige Tage Urlaub zu bekommen, und ich stelle die Forderung
auf, daß er unbedingt einen Anspruch auf zumindestens 14
Tage und nach den Jahren abgestuft, auf drei bis vier Wochen Urlaub
hat. Denn es geht nicht an, daß der Bergarbeiter, der nicht
mehr die Kraft hat, aus der Grube herauszufinden, weil er total
zusammengeschunden und abgerackert ist, in wenigen Jahren bereits
arbeitsunfähig ist und nicht die Mögli chkeit hat, sich
im Jahre wenigstens einige Wochen auszuruhen.
Auch über die Baggerarbeiter muß einmal gesprochen
werden. Der Baggerarbeiter, der in der Bruderlade versichert ist
und unter die Gerichtsbarkeit des Bruderladenschiedsgerichtes
fällt und also unbedingt als Bergarbeiter anzusehen ist,
gilt nicht als Bergarbeiter, er wird den Arbeitern gleichgestellt,
die in der Sozialversicherung versichert sind, d. h. er bekommt
nur den Urlaub, den Arbeiter bekommen, die in irgendeinem Fabriksbetrieb
oder in der Landwirtschaft tätig sind.
Es müssen auch einmal die Berufskrankheiten des Bergarbeiters
berührt werden. Man erkennt heute in der Versicherung des
Arbeiters jene Krankheiten, die den Bergarbeiter so hart treffen,
als Berufskrankheiten nicht an. Da muß ich vor allem auf
den Rheumatismus hinweisen, auf das sogenannte Augenflimmern,
das eine typische Krankheit des Bergarbeiters ist, weiters auf
den Lungenkrebs der Radiumarbeiter in Joachimsthal. Da müssen
von Seite der Regierung Mittel und Wege gefunden werden, um diesen
Bergarbeitern beizustehen und ihnen eine Unterstützung angedeihen
zu lassen.
Es muß auch einmal auf das Unfallversicherungswesen des
Bergarbeiters hingewiesen werden. Wenn ein Bergarbeiter einmal
gegen das Urteil der Unfallversicherungsanstalt ankämpfen
muß, weil die Unfallversicherungsanstalt dem Bergarbeiter
nicht den ihm gebührenden perz entuellen Teil zukommen läßt,
ist der Bergarbeiter gezwungen, den Bergsenat anzurufen. Der Bergarbeiter
muß nach Prag fahren und das Schiedsgericht macht die Feststellung,
daß er wohl berufrufs unfähig, nicht aber erwerbsunfähig
ist. Es ist meines Erachtens ein Unterschied, ob es ein Bergarbeiter
oder ein gewöhnlicher Arbeiter ist, denn es ist etwas anderes,
wenn der Bergarbeiter unten in der Grube die schwere, harte Arbeit
zu verri chten hat oder ein Arbeiter in irgendeinem anderen Betriebe.
Damit ist gesagt, daß das Schiedsgericht oft nicht richtig
urteilt. (Výkøiky. - Hluk.)
Pøedseda (zvoní): Prosím o
klid.
Posl. Nìmec (pokraèuje): Eine weitere
Forderung ist die, daß unbedingt eine Bergsenatsabteilung
des Schiedsgerichtes für die Unfallversicherung in die einzelnen
Reviere verlegt wird, da heute der Bergarbeiter gezwungen ist,
mit seinem letzten Blutkreuzer nach Prag zu fahren, um sich hier
irgendein Urteil zu holen. (Výkøiky poslancù
strany sudetskonìmecké a posl. Zischky.)
Pøedseda (zvoní): Prosím o
klid.
Posl. Nìmec (pokraèuje): Der Bergarbeiter
kann nicht einmal das Geld für die Bahnfahrt aufbringen und
er hat auch nicht die Gewähr, daß ihm die Versicherung
den Betrag, den er für diese Fahrt ausgegeben hat, zurückerstattet.
Aus diesen Gründen ist es unbedingt notwendig, daß
eine Abteilung des Bergsenates zumindest nach Brüx verlegt
wird.
An den wenigen Beispielen, die ich als aktiver Bergarbeiter aufgezeigt
habe, ist deutlich zu erkennen, daß die meisten der berechtigten
Wünsche der Bergarbeiter bisher nicht berücksichtigt
wurden. Es wird wohl anerkannt, daß durch die Vorlage der
Sanierung der Bruderladen etwas Großes geschaffen wurde,
aber wir wissen ganz genau, daß noch manche Gesetze kommen
werden und kommen müssen, um den Bergarbeiter in seinen primitivsten
Rechten zu unterstützen. Wir richten daher den Appell an
die Regierung, alles zu unternehmen, um zu verhindern, daß
die Bergarbeiter noch weitere Opfer bringen. Es ist wohl angezeigt,
die Bruderladen zu sanieren, aber es muß versucht werden,
daß das eine Prozent, das der Bergarbeiter von seinem Monatslohn
opfern muß, was für arme Familien dreierlei Brot bedeutet,
daß dieses eine Prozent von den Schultern der Bergarbeiter
abgewälzt werde.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Sanierung der Bruderladen
vorzunehmen, ohne von den Bergarbeitern Opfer zu verlangen. Ich
verweise nur auf die verwüsteten Gebiete im nordwestböhmischen
Kohlenrevier. In allen anderen Staaten werden die Unternehmer
gezwungen, das durch den Bergbau vernichtete Gebiet neuerdings
zu rekultivieren, um es der Landwirtschaft zugutekommen zu lassen,
nur im èechoslovakischen Staat findet sich niemand, der
die Bergwerksunternehmer dazu zwingt, den Boden wieder urbar zu
machen. Ich sehe eine weitere Möglichkeit, die Bruderladen
zu sanieren, darin, daß die Unternehmer gezwungen werden,
einen größeren als den 3 1/2%igen Beitrag zu leisten.
Wenn man der Volksgemeinschaft Vorwürfe macht, so meint man
damit natürlich, daß die Angestellten im Bergbau mit
daran schuld sind, daß die Bergarbeiter zu große Opfer
bringen müssen. Die Herren Weinmann und Petschek, die monatlich
Millionenbeträge einstecken, sowie alle jene, die nicht wissen,
ob man Braunkohle pflückt oder schürft, Menschen, die
keine Ahnung haben, welche Leiden der Bergarbeiter zu ertragen
hat, sollten vor allem dazu verpflichtet werden, die Lasten zur
Sanierung der Bruderladen in weiterem Maß zu übernehmen,
denn nicht die Bergarbeiter, die alltäglich und stündlich
großen Gefahren ausgesetzt sind, haben die Pflicht, die
Versicherungsanstalten gesund zu machen, sondern wie gesagt jene,
die jährlich Millionenbeträge einstecken. Ferner wäre
neben den Grubenbaronen auch der Staat heranzuziehen, der es versteht,
Millionenbeträge aus Frachten und sonstigen Steuern jährlich
einzustecken.
Ich glaube an den wenigen Beispielen gezeigt zu haben, daß
die Bergarbeiter es satt haben, weitere Opfer für eine Sanierung
zu bringen, und daß man daran gehen soll, alle Lasten von
den Schultern der Bergarbeiter zu nehmen. (Potlesk poslancù
sudetskonìmecké strany.)
Hohes Haus! Im Jahre 1922, vor 14 Jahren also, hat das Ministerium
für öffentliche Arbeiten eine Kommis sion zur Sanierung
der Bruderladen eingesetzt. Unzählige Plenarsitzungen, Sitzungen
der interessierten Fachorganisationen sind vorausgegangen, um
die so darniederliegenden Bruderladen zu sanieren, (Výkøiky
poslancù nìm. soc. dem. strany.) In den Jahren
1926 und 1929 waren Vorschläge zur Sanierung vorgelegt worden,
die immer daran scheiterten, weil die interessierten Gruppen für
diese Vorschläge keine Liebe hatten, sondern Widerstand leisteten.
(Pøedsednictví pøevzal místopøedseda
Taub.) Mittlerweile aber wurde die Lage der Bruderladen immer
unerträgli cher. Die Dringlichkeit der Neuordnung dieser
Bruderladen war durch fast zwei Jahrzehnte ein brennender Punkt.
(Výkøiky posl. Zischky.) Und es beweist (Výkøiky.
- Místopøedseda Taub zvoní) und
sagt deutlich, mit welchem System bei uns regiert wird, wenn solche
schwerwiegende sozialpolitische Angelegenheiten überhaupt
nicht einer Erledigung zugeführt werden können. (Výkøiky
a hluk.) Daß es dem Herrn Zischka unangenehm
ist, dadas glaube ich. Seit 1929 sitzt er in der Regierung und
hat nichts schaffen können. (Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.) Man verwendet einen Apparat von Bürokratie,
man macht Sitzungen über Sitzungen. Aber die Regierung hat
nie den Mut, energisch einzugreifen, sie hat nicht den Mut, solche
sozialpolitische Angelegenheiten zu erledigen, weil dazu vielleicht
Opfer notwendig sind und weil man nur um eines bemüht ist,
die Opfer möglichst auf eine andere Gruppe abzuwälzen.
Aber solche sozialpolitische Probleme lassen sich nicht durch
irgendwelche ängstliche Kompromisse lösen, sondern durch
einen zielbewußten, fachmännischen, energischen Eingriff,
der imstande ist, den Mut zu beweisen, und wenn notwendig, auch
unter Opfern brennende Fragen wie die der Bergarbeiter zu lösen.
Wir haben die Dringlichkeit der Novelle vom ersten Tage an unterstrich
en. Wir können aber nicht umhin festzustellen, daß
man 14 Jahre gebraucht hat, um die Novelle ins Haus zu bringen.
Wie man sie aber ins Haus bringt, peitscht man sie durch, man
terminiert ganz einfach den sozialpolitischen Ausschuß mit
drei Tagen, und eine Materie wie diese Gesetzesvorlage soll im
sozialpolitischen Ausschuß in drei Tagen erledigt werden.
Die Zeit ist zu kurz, um nur oberflächlich dazu Stellung
zu nehmen und ist überhaupt zu kurz, um diese Vorlage vielleicht
fachmännisch beurteilen zu lassen. Aber es ist ein System
und gerade nicht nur diese Novelle ermutigt uns nicht allzusehr,
daß wir so unbe dingt Wert auf das ewige Versicherungssystem
legen. Uns allen ist heute ganz klar, daß sowohl die Pensionsanstalt
der Privatbeamten wie auch die Zentralsozialversicherungsanstalt
der Arbeiter schon in der nächsten Zeit werden novelliert
werden müssen, wenn nicht auch in diesen beiden Anstalten
ein Chaos entstehen soll. Wir lehnen eine Anwartschaftsdeckung
auf eine Generation ab, weil ein solches Versicherungssystem unbedi
ngt erhöhte Beiträge und verminderte Leistungen fordern
müßte. Wir können aber gerade beim Bruderladengesetz
nicht voll und ganz das ewige Versicherungssystem gelten lassen,
denn erstens kann einmal der Zeitpunkt kommen, wo unsere Kohlenbestände
erschöpft sind und zweitens drängt die Modernisierung,
die menschenraubende Rationalisierung, die Auswertung aller Wasserkräfte,
und die Elektrifizierung den Kohlenverbrauch zurück. Wir
werden kaum mehr in die Lage kommen, die im Jahre 1929 beschäftigt
gewesenen 140.300 Arbeiter je wieder in die Gruben zu bringen.
Das gibt Anlaß zu den Bedenken, die wir gegen dieses Versicherungssystem
haben. Die "Soziale Revue", das Blatt des Ministeriums
für soziale Fürsorge, schreibt in Nr. 3 vom März
bezeichnenderweise Folgendes (ète): "Der Zuwachs
der Versicherten bei der Zentralsozialversicherungsanstalt beträgt
bei den Arbeitern 7.01%, bei den Beamten 1.34%, zusammen 8.35%.
Bei der Beamtenversicherungsanstalt ergibt sich ein Plus von 2.64%,
bei den Bruderladen aber beträgt der Zuwachs nur 0.09%."
Aus diesen staatlichen statistischen Zahlen werden Sie schon erkennen,
daß die Behauptung, daß nie mehr alle Arbeiter in
den Gruben werden eingebaut werden können, richtig ist.
Es sind selbstverständlich verschiedene Gründe, die
zum Niedergang der Bruderladen geführt haben. Vor allem aber
ist es das Mißverhältnis der Beitragszahler gegenüber
den Leistungsempfängern. Im Jahre 1934 wurden an Renten 203.4
Millionen Kè bezahlt, während an Beiträgen 101
Millionen Kè eingegangen sind. Schon daraus können
Sie ersehen, daß diese Bruderladen keinesfalls auf einer
gesunden Basis stehen. Wir müssen uns heute nur wundern,
daß das, was ja doch Jahre lang gesehen wurde, ganz einfach
ein Zustand geblieben ist, den man nach allen Möglichkeiten
zerredet hat, daß es aber praktisch erst heute zur Sani
erung kommt, wo die Lage bereits unerträglich geworden ist.
Die Sanierung durch den Staat war eine unbedingte Notwendigkeit
und heiligste Verpflichtung. Der Staat, der ja Nutznieß
er aus allen Kohlensteuern ist, die 7 Milliarden betraggen, hat
nun diese 90 Millionen zur Sanierung beigetragen. Wir hätten
gern gesehen, wenn auch das 1% des Sanierungsbeitrages der Arbeiter
vom Staate übernommen worden wäre. Dieses 1% beträgt
zirka 9 Millionen Kè. Es hätte wohl nichts ausmachen
dürfen, ob die Sanierung 90 oder 99 Millionen Kè kostet.
Wir haben wohl aus dem Munde des Abg. Herrn Koll. Brožík
und aus dem Munde des Prof. Dr. Schoenbaum gehört, daß
es die Fachorganisationen selber waren, die sich zu diesem Opfer
des 1%igen Sanierungsbeitrages bereit erklärt haben. Ich
stelle hier aber ausdrücklich fest, daß es der Bergarbeiter
durch seine Organisationen nur deshalb getan hat, weil er annimmt,
daß er in keiner Weise mehr durch die Sanierung belastet
wird.
Meine Herren, wir sind uns alle darüber klar, daß bei
den heutigen Lohnverhältnissen gerade der Bergarbeaiter durch
die Feierschichten auf ein Loh nniveau kommt, das kaum mehr zu
dem Notwendigsten reicht. Wenn wir die Kolonien in Ostrau durchgeh
en, so sehen wir, daß der Arbeiter dort heute nicht einmal
seine Kartoffel oder sein Kraut eindecken kann. So bedeutet dieser
einprozentige Zuschuß zur Sanierung ein ungeheueres Opfer
des Arbeiters. Und es zeigt sich wieder, daß es der Arbeiter
ist, der im Momente der Gefahr auch alles einsieht und bereit
ist mitzuhelfen. Wir haben aber nur das Bedenken, daß vielleicht
die Sanierung denn doch noch irgendwie auf den Rücken des
Arbeiters geladen wird. Der Bergarbeiter hat gewußt, daß
er, wenn er jetzt mit 1% zur Sanierung beiträgt, verlangen
muß, daß die Erhöhung der Kohlenpreise und all
das, was zur Sanierung beiträgt, sich nicht so auswirkt,
daß ihm wieder der Lohn gekürzt wird oder seine Lebenskosten
wieder erhöht werden. Deshalb und einzig und allein deshalb
ist der Bergarbeiter zu diesem Opfer bereit.
Wir hätten auch gern in der Vorlage gesehen, wenn den Bergarbeitern
die Militärdienstzeit einbezogen würde und man diese
Dienstzeit nicht in der Klasse A, also in der niedersten Klasse
eingerechnet hätte. Es ist bei unserer gesamten Gesetzgebung
überhaupt typisch, daß man den Mann, der dem Staate
dient, diesem, wenn er einrückt, Opfer bringt, der aus dem
Beruf heraugeriss en wird, wenn er vom Militär zurückkehrt,
mit Berufssorgen dastehen läßt. Nirgends in unserer
Gesetzgebung wird ihm für den Dienst am Staate und am Volke
ein Äquivalent geboten, und so ist es auch beim Bruderladengesetz.
Warum hat man ihn nicht in jene Klasse eingereiht, in der er war,
als er zum Militär eingezogen wurde?
Ein Passus ist noch in dieser Novelle und ich als gebürtiger
Ostrauer weiß ein Lied davon zu singen - das ist jener Passus,
wonach der Ausländer den Staatszuschuß nicht bekommt.
Ich versichere Sie, meine Herren, daß in Ostrau und in den
Kolonien eine Menge von Arbeitern nun 40 Jahre und vielleicht
noch länger lebt, Menschen, die sich um nichts gekümmert
haben, die erst, wenn sie einen Paß oder ein Armutszeugnis
gebraucht haben, erfahren haben, daß sie polnische Staatsbürger
sind. Ja, soll man jetzt die Leute dafür strafen, weil sie
vielleicht zwei bis drei Generationen in den Gruben arbeiten?
Hier wäre gerade eine Ausnahme zu machen, denn die Menschen
waren sich dessen gar nicht bewußt, daß sie Ausländer
waren. Das Niveau dieser Schichten ist leider so, daß man
sie wegen dieser Unkenntnis gar nicht verurteilen kann.
Nicht unerwähnt möchte ich den § 14 lassen. Hier
setzt man das Alter des Anspruchs auf die Waisenprovision für
die Kinder mit 17 Jahren fest. Warum geht man nicht mit den Bestrebungen
der Zeit? Auf der einen Seite versucht man für die Schulpflicht
das fünfzehnte Lebensjahr festzusetzen, und geben wir drei
Jahre Lehrzeit dazu, sind es 18 Jahre; oder es gibt Lehrposten,
wo die Lehrjungen vier Jahre lernen müssen. Überall
zeigt es sich, daß es notwendig ist, dieses Anfallsalter
auf mindestens 18 Jahre zu verlegen. Gerade bei diesem Punkt zeigt
es sich wie notwendig in unserer sozialen Gesetzgebung endlich
einmal ein Rahmengesetz gebraucht würde, ein Gesetz, das
alle diese sozialpolitischen Probleme einheitlich regelt. Beim
Privatbeamtengesetz haben Sie dieses Alter mit 18 Jahren festgesetzt,
bei den Bruderladen mit 17, anderswo wieder mit 16 Jahren, überall
zeigt es sich, wie mangelhaft und unvollkommen diese Gesetzgebung
bei uns ist. Wenn man schon neue Gesetze schafft, dann müßte
man doch schon dem Rechnung tragen, was vielleicht morgen oder
übermorgen Notwendigkeit wird.
Wir hätten auch gerne gesehen, daß die Krankheit, die
über einen Monat währt, eingerechnet wird in alle die
Dienstjahre, die der Bergarbeiter zur Erreichung seiner Provision
braucht. Gerade der Bergarbeiter, der in wenigen Jahren schon
verbraucht ist, der sich seine Gesundheit bei dem schweren Dienst
tief unter der Erde nicht erhalten kann, gerade er braucht verschiedene
Vorteile, die ihm zu geben wir verpflichtet sind.
Auch die Parität in den Schiedsgerichten ist eine ungenügene.
Aus dem einfachen Grunde, weil nun endlich die Sanierung erfolgt,
zu der der Staat 90 Millionen, die Unternehmer durch die 2 1/2%
der ausgezahlten Löhne mit ungefähr 25 Millionen und
die Kohlensteuer mit ungefähr 40 Millionen beiträgt.
All das sagt uns, daß wir der Novelle zustimmen müssen,
weil wir nun endlich einmal ein schweres Übel gutmachen können.
Ich möchte nur noch gerne von dieser Stelle aus sagen; es
hat uns gewundert, mit welcher Demagogie gerade die deutschen
Sozialdemokraten hier vorgehen; und zwar haben wir heute hier
durch den Mund des Herrn Abg. Katz gehört, daß
er der Volksgemeinschaft vorgeworfen hat, daß seit dem Jahre
1934 bis 1935 die Ausbeu tung eine größere geworden
ist. Diese Demagogie glaubt Euch doch niemand mehr drauß
en (Výkøiky: O ja!), denn der Arbeiter weiß,
wohin Ihr ihn gebracht habt. (Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.) Der Herr Koll. Zischka hat sich deshalb so
aufgeregt, weil er das erstemal einen sudetendeutschen Bergarbeiter
von der Tribüne hier gehört hat. (Výkøiky
posl. Beuera. - Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.) Es ist das erstemal, denn der Sozialdemokratie kann
es nie gelingen, außer einem Sekretär einen Bergarbeiter
auf die Beine zu bringen. (Potlesk.) Wir verwahren uns
gegen diese Demagogie, wir verwahren uns dagegen, wenn man uns
vorwirft, daß wir zur Lösung des sozialpolitischen
Problems nicht alles getan haben. Der Arbeiter weiß aber,
daß Sie, von der Sozialdemokratie, es waren, die unsere
schwere Arbeit - in Form von Anträgen - ganz einfach niedergestimmt
haben. (Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.)
Hohes Haus! Die vorliegende Novelle zum Preßgesetz gehört
unter die Ausnahmsgesetze. Wir haben an Preßgesetzen, an
Preßgesetznovellen und an Änderungen am alten Preßgesetz
im Laufe der Jahre schon sehr viel beschlossen und wir haben ein
Preßgesetz, dessen Preßfreiheit nicht mehr als Freiheit
anzusprechen ist. Es weiß kein
Redakteur, was er noch schreiben darf, und es weiß kein
Zensor, was freizugeben ist. Es herrscht auf dem Gebiete des Pressewesens
eine derartige Unsicherheit, daß überhaupt niemand
mehr das notwendige Gefühl dafür hat, was gesetzlich
möglich und was unmöglich ist, was sich in dem Rahmen
der sogenannten Preßfreiheit noch unterbringen läßt.
(Pøedsednictví pøevzal místopøedseda
dr Markoviè.) Die Verfassung unseres Staates sagt doch,
daß alle Macht vom Volke ausgeht und jedermann seiner freien
Meinung durch Wort, Schrift und Bild Ausdruck geben kann. Aber
wie weit sind wir von diesen anfänglichen schönen Ansichten,
die verfassungsmäßig verankert sind, abgekommen! Heute
schaut diese Preßfreiheit wie eine Presseknebelung allererster
Ordnung aus. Wenn wir uns in unserem Staate auf die Demokratie
berufen, so haben wir in der Presse das Spiegelbild des Beweises,
daß keine Demokratie vorhanden ist. Wenn wir uns beispielsweise
einmal die sudetendeutsche Presse hernehmen, haben wir fast keinen
Tag, an dem nicht die eine oder andere Zeitung mit einem weißen
Fleck erscheint. Was in der einen Zeitung beschlagnahmt wurde,
wird in der anderen freigelassen und der Leser, der meinetwegen
beide Zeitungen liest, wundert sich, wie das kommen kann, daß
es in einem Blatt staatsgefährlich leuchtet, während
es im andern Blatt gesetzlich unmöglich ist. Wenn wir uns
gerade in den letzten Tagen die zahlreichen Beschlagnahmen ansehen,
die wir in der gesamten sudetendeutschen Presse zu verzeichnen
hatten und uns dabei einige Gedanken machen, so haben wir wohl
alles Recht dazu.
Wir hatten vergangenen Sonntag und zwei Tage zuvor in Eger drauß
en unsere Haupttagung. Wir hatten diese Haupttagung deshalb, weil
man uns den eigentlichen Parteitag auf Grund der Demokratie von
hierzulande verboten hatte. Wir kamen in Eger zus ammen und hielten
ei nmal Bilanz darüber, was das Jahr über in unserem
Staat in der Innen- und Außenpolitik gemacht wurde. (Výkøiky
poslancù strany nìm. soc. demokratické.)
Wir haben Stellung genommen u. zw. in einer sehr anständigen
Form. Meine Herren von der deutschen Sozialdemokratie, da hätten
Sie noch etwas lernen können. (Potlesk poslancù
sudetskonìmecké strany.) Wir haben zu den einzelnen
Fragen, die hier aufgeworfen wurden, klar in grundsätzlichen
Vorträgen Stellung genommmmen, das kann uns auch der ärgste
Gegner nicht abstreiten. Wir haben uns sachlich und positiv zu
den Problemen, die im Staat brennend sind, eingestellt und Sie
können Gelegenheit nehmen, alle diese Vorträge nachzulesen.
Der Führer unserer Bewegung Konrad Henlein hat in einer grundsätzlichen
Rede zur innen- und außenpolitischen Lage Stellung gen ommen
und wir glauben wohl, daß es dem verantwortlichen Mann der
größten Volksbewegung, die jemals in diesem Staate
aufzuzeigen war, (Potlesk.) auch mit Recht zukommt, daß
er als Verantwortungsträger für die Politik der Sudetendeutschen
auch zu den Fragen Stellung nehmen kann, die uns brennen und bewegen.
(Bravo!)
Die Ausführungen waren nicht kritisch der Kritik wegen, die
Ausführungen Konrad Henleins waren ge tragen von dem Gedanken
der Verständigung zwischen den Hauptnationen dieses Staates.
Konrad Henlein hat ermahnt und gewarnat zugleich, eine Politik
fortzusetzen, wie sie hierzulande seit 16 Jahren betrieben wird.
Er hat auf die Wege hingewiesen, die gegangen werden müßten,
soll es zu einer Verständigung zwischen den Völkern
dieses Staates kommen. Er hat weiter auf die großen weltpolitischen
Bewegungen hingewiesen, die in Erscheinung treten und gesagt:
Wir möen uns umschauen und wir mögen jene Wege gehen,
die zur Verständigung aller friedfertigen Völker Europas
notwendig sind. Konrad Henlein hat in seiner Rede klargelegt,
daß es wahrhaftig niemand von ihm verlangen kann, daß
er etwa eines Vorteils wegen das deutsche Volk und damit Deutschland
haßt. (Sehr richtig!) Diese grundsätzli che
Rede, die sich positiv auf dem Boden der Gesetzmäßigkeit
dieses Staates bewegte, sowie alle die vorangegangenen Vorträge
meiner Kameraden wurden in der "Rundschau" beschlagnahmt.
Ich habe bereits Montag von dieser Stelle aus die beschlagnahmten
Abschnitte hier vorgetragen. Es hielt es die Parlamentszensur
für notwendig, sogar einen Teil davon nochmals zu zensurieren.
Man nennt das im allgemeinen Preßfreiheit.
Hohes Haus! Aber es war nicht genug daran, daß man die Sonderausgabe
der "Rundschau" beschlagnahmte, sondern man ging noch
etwas weiter, man hat sich den Kopf zerbrochen, wie man denn die
Sudetendeutsche Partei dafür bestrafen könnte, daß
sie ehrlich und offen das sagt, was sie meint. (Potlesk.) Da
kam man auf den Gedanken, am besten auf Grund der hierzulande
üblichen Preßfreiheit die "Rundschau" auf
6 Monate zu verbieten. (Pfuj!) Aber was wird das Volk sagen,
das sudetendeuts che, das zu 70 und mehr Prozent hinter dem Geist
steht, den Konrad Henlein vertritt und den seine "Rundschau"
schreibt, und was wird das Ausland sagen, was werden sie draußen
überall sagen, wo man bisher von offizieller Seite so gern
gesagt hat, daß hierzula nde alles in Butter und Honig.
ist! Die draußen werden sagen, nun wolle man auch das nicht
hören, was der Vertreter der größten Partei des
Staates auf dem Wege zur Verständigung zwischen den Völkern
zu sagen hat. (Potlesk.) Man hat die "Rundschau"
beschlagnahmt und auf 6 Monate verboten, weil man weiß,
daß die "Rundschau" Konrad Henleins Eigentum ist
und daß er von den Erträgnissen dieses Blattes lebt.
(Výkøiky.) Seien Sie überzeugt, meine
Herren von der Mehrheit, die dazu ihren Segen gegeben haben, Konrad
Henlein wird auch ohne diese Einnahme leben, die Partei wird schon
dafür sorgen, daß Konrad Henlein leben kann. (Potlesk
poslancù sudetskonìmecké strany.)
Aber eines kann ich Ihnen sagen: Wenn Sie der Meinung sein sollten,
durch das Verbot userer "Rundschau" könnten Sie
die Bewegung töten, dann sind Sie am Holzwege. (Potlesk.)
Wir sind vom ersten Tage, da wir sudetendeutsche verantwortliche
Politik der Verständigung machen, einen Weg gegangen, der
geradlinig ist. Wir haben weder nach rechts noch nach links geschaut.
Wir sind vorangegangen. Wir haben das Volk, die sudetendeutschen
Arbeiter den Sozialdemokraten entwunden. (Potlesk.) Die
sudetendeutschen Bauern haben wir dem Bund der Landwirte entwunden.
(Potlesk.) Wir haben die sudetendeutschen Gewerbetreibenden
dem Herrn Stenzl genommen, so daß er heute vollkommen allein
auf weiter Flur steht. (Výkøiky.) Wir haben
das Sudetendeutschtum in allen seinen schaffenden Ständen
ges ammelt. Wir führen es auf dem Wege, der der einzig Mögliche
ist, um den Sudetendeutschen das Leben sicherzustellen. Wenn man
aber mit solchen Methoden, wie Zeitungsverboten, meint, dem Sudetendeutschtum,
das nun einmal erwacht ist, etwa Feigheit beizubringen, werden
Sie sich irren. Wenn Sie meinen, durch das Gekläffe in diversen
Zeitungen das Sudetendeutschtum noch einmal uneinig zu machen,
werden Sie sich weiter irren! Lassen sich von mir sagen: Das Sudetendeutschtum
war 16 Jahre uneinig und ist dabei ins Elend gegangen. Das Sudetendeutschtum
ist einig geworden und hat alle alten Politiker und Parteien im
Sudetendeutschtum davon gejagt.
Hohes Haus! Wenn wir diese Preßgesetznovelle als Änderung
ansehen, so liegt sie auf dem Boden, auf dem wir die Preßfreiheit
untergraben sehen. Und lassen Sie sich gesagt sein: Ein Staat,
der das freie Wort nicht hören mag, ein Staat, der das freie
Wort fürchtet (Posl. Zischka: Wie Deutschland!), bei
dem muß es wahrhaft um die Demokratie, von der soviel gesprochen
wird, nicht sonderlich gut bestellt sein.
Wir von der Sudetendeutschen Partei haben uns positiv zum Staate
eingestellt, wir haben im Volke eine Gesinnung der Disziplin erzogen.
Wir haben das Volk in seiner graus amen Not von jenen Schritten
bewahrt, die das Volk leicht aus Verzweiflung gehen könnte.
Die Mehrheit dieses Hauses hätte alle Ursache, uns für
die Disziplin zu danken, die wir in der Heimat der Not geschaffen
haben. (Potlesk.) Anstatt dessen hat man uns dort, wo wir
wahrhaft warnen und ermahnen, wo der Führer unserer Partei
Worte sagt, deren Ernst und Bedeutung nicht zu unterschätzen
sind, bes chlagnahmt. Da beschlagnahmt man seine Worte und meint,
dadurch könnte man sich wegretten von einer brennenden, ja
von der brennendsten Frage, die es überhaupt gibt und die
lautet: Entweder gibt es eine Verständigung mit uns und dann
ein gesundes Leben für den Staat, oder aber Sie wollen diese
Verständigung nicht, dann werden Sie nur Krankheitszustände
schaffen, die sich immer weiter mehren, die sich weiter verwurzeln
werden, und das wird nur zum Unheil dieses Staates führen.
(Potlesk poslancù sudetskonìmecké strany.)