Hohes Haus! Wir lehnen die Vorlage mit aller Entschiedenheit ab.
Das hier beantragte Gesetz richtet sich in erster Reihe gegen
die hungernden Volksmassen, die um Brot und Arbeit kämpfen.
Dieses Gesetz richtet sich gegen die Geknechteten, die um ihre
politische Freiheit kämpfen. Dieses Gesetz richtet sich gegen
die national unterdrückten Völker in diesem Staate,
die um nationale Gleichberechtigung kämpfen. Man rede uns
nicht vor, daß dieses Gesetz zum Schutze der Demokratie
gegen Reaktion und Fascismus diene. Eine solche Behauptung ist
eine effektive Irreführung der Volksmassen. Im Gegenteil,
das vorliegende Gesetz dient den Reaktionären und den Fascisten
gegen die Freiheitsbewegung des werktätigen Volkes.
Unter den Volksmassen der Èechoslovakischen Republik vollzieht
sich eine mächtige Linksbewegung. Das große Beispiel
der Einheits- und Volksfront von Spanien und Frankreich hat auch
in der Èechoslovakei unter den werktätigen Massen
einen tiefen Widerhall gefunden. Auch in der Èechoslowakei
vollzieht sich eine mächtige Bewegung zur Vereinigung aller
Werktätigen in einer Einheitsfront und mächtigen Volksfront.
Das vorliegende Ermächtigungsgesetz soll vor allem ein Prügel
der Machthaber dieses Staates gegen die sich anbahnende Vereinigung
der Werktätigen des Volkes sein, und dieser Prügel wird
vor allem für die Reaktion zurechtgelegt. Kollege Šverma
zeigte, wie die Reaktion in den letzten Wochen neue Anstrengungen
machte, ihre Kräfte zu konzentrieren. Und dort, wo die Reaktion
am Werke ist, dort dürfen selbstverständlich auch die
Führer der Henlein- Partei nicht fehlen. Was sich gegenwärtig
in der Sudetendeutschen Partei abspielt, ist ein Vorspiel zum
engeren Bündnis der èechischen Reaktion mit der Henleinpartei.
Die Hitler- Expositur in der Èechoslovakischen Republik
geht skrupellos über die Interessen des werktätigen
sudetendeutschen Volkes hinweg. Die SdP. versucht die Hitlerinteressen
durch ein Bündnis mit der èechischen Reaktion besser
zu vertreten, in dem sie sich gemeinsam mit der èechischen
Reaktion gegen die Einheitsfront und Volksbewegung des werktätigen
Volkes in der Republik stellt und darüber hinaus mehr Einfluß
auch auf die Innenund Außenpolitik des Staates zu gewinnen
sucht. Für die Werktätigen der Èechoslovakischen
Republik und besonders für die Sudetendeutschen ist es von
größter Wichtigkeit zu wissen, was die Vorgänge,
die sich gegenwärtig in der Henlein-Partei abspielen, bedeuten.
Noch vor einem Jahre schauten 2/3 der sudetendeutschen Bevölkerung
zu Henlein empor als zu einem Erlöser und Retter aus der
furchtbar bedrängten Situation, in der sie sich befindet.
In dieser Erwartung gab sie dieser Partei ihre St imme. Sie hofften,
daß es jetzt besser werden wird. Sie glaubten an die ungeheuren
Versprechungen, die von Henlein den Massen gemacht wurden.
Die Henlein-Partei versprach den Arbeitslosen Arbeit zu verschaffen.
In einem eigenen Proggramm erzählte sie, daß sie für
300.000 Arbeitslose Arbeit schaffen wird.
Die Henlein-Partei versprach den Betriebsarbeitern eine Besserung
ihrer Lage, indem sie versicherte, daß sie aus den Kapitalisten
und Ausbeutern Kameraden und Volksgenossen machen wird.
Die Henlein-Partei versprach den Kleingewerbetreibenden Rettung,
wenn sie ihre eigene Organisation aufheben und sich der Henlein-Partei
anschließen.
Die Henlein-Partei versprach den Bauernmassen Hilfe, wenn sie
der Sudetendeutschen Partei beitreten.
Die Henlein-Partei erklärte großmäulig, daß
die sudetendeutsche Not ein Ende finden wird, wenn die sudetendeutschen
Volksmassen der Henlein-Partei das Vertrauen schenken werden.
Die Henlein-Partei versicherte, daß die Schmach der nationalen
Unterdrückung des sudetendeutschen Volkes gründlich
beseitigt werden wird, da sie mit jenen "Èechen"
ordentlich abrechnen wird, die diese Unterdrückung durchführen.
Im Sinne dieser Dutzende Versprechungen sprachen ihre Agitatoren
unter den Volksmassen in der radikalsten Art und Weise. Die Volksmassen
glaubten dieser Partei. Sie glaubten ihr nicht nur, sondern sie
opferten Zeit, Geld und Existenz für die Sache der SDP. Mehr
als ein Jahr hat die SDP mit Hilfe ihres parlamentarischen Klubs
die Massen vertröstet
und hingezogen mit dem Hinweise darauf, daß die Volksgemeinschaft
verwirklicht ist, daß das deutsche Volk in der SDP geeint
ist. In den Winte rmonaten donnerten die Abgeordneten der Henlein-Partei
von dieser Tribüne herab, die Abg. Sandner, Wollner,
Birke u. s. w., daß das Maß des Leidens des
deutschen Volkes voll sei. Von dieser Tribüne donnerten sie
und drohten mit Aktionen und Demonstrationen, um die Machthaber
dieses Staates zu zwingen, damit den werktätigen Massen in
den sudetendeutschen Gebieten wirklich geholfen wird. Die Massen
hofften auf die SDP, sie glaubten der SDP. Sie glaubten und hofften
aber zwecklos. Die SDP machte etwas ganz anderes, als was sie
versprochen hat, sie machte etwas ganz anderes, als die Massen
von ihr erwarteten. Die SDP hat nicht die Sache des werktätigen
Volkes, sondern die Sache der deutschen Kapitalisten und der èechischen
Reaktion verteidigt.
Sie stimmte in diesem Hause für die wichtigsten Abschnitte
des Verteidigungsgesetzes, für das Gesetz, das im Wesen ein
Gesetz zur Verteidigung der kapitalistischen Herrschaft ist. Die
SDP stimmte dafür, daß man jene Kameraden hänge,
die sich im "Interesse der nationalen Sache" dazu hergaben,
Spionage für das Dritte Reich zu betreiben.
Die SDP stimmte in diesem Hause gegen die Erleichterungen für
die Arbeitslosen durch die Befreiung von Abgaben und Gebühren.
Die SDP stimmte in diesem Hause für die Wehranleihe, die
ein großes Geschäft für die Kapitalisten ist,
aber so, wie die Arbeitsanleihe, nichts für die sudetendeutsche
Bevölkerung bringen wird.
Die SDP bot Stoupal bei der Präsidentenwahl ihre Stimmen
für die èechisch reaktionären Kandidaten an,
für den Fall, wenn sie gebraucht würden. Die SDP hat
in diesem Hause alle Anträge der Kommunisten niedergestimmt,
die im Interesse der sudetendeutschen Werktätigen zur Verbesserung
ihrer Lage gestellt wurden.
Die SDP hat mit ihren Abgeordneten nichts für die Sache des
sudetendeutschen Volkes getan, sie hat die Sache des sudetendeutschen
Volkes an die Kapitalisten und an die èechische Reaktion
verkauft.
Dies alles geschieht nicht gegen den Willen Konrad Henleins, sondern
es geschieht mit Wissen, mit Zustimmung und auf Weisung Konrad
Henln eins. Konrad Henlein war vorigen Monat erneut in der Schweiz.
Die Henlein- Leute sind sehr still darüber, was Konrad Henlein
in der Schweiz getrieben hat. Konrad Henlein hat sich offensichtlich
in der Schweiz neue Kraft für seinen Kampf geholt. Aber diese
neue Kraft hat er sich sicher nicht bei einer schweizer Sennerin,
sondern bei noblen deutschen Herren gleicher Gesinnung geholt,
bei Herren aus dem Dritten Reiche, mit denen er sich in der Schweiz
ein Stelldichein gegeben hat. Wofür Konrad Henlein sich neue
Kraft in der Schweiz geholt hat, das geht daraus hervor, was er
nach der Rückkehr aus der Schweiz in der Èechoslovakischen
Republik tut. "Wir schlagen zu, verkündet Henlein's
"Rundschau" im Namen Konrad Henleins.
Ich frage hier: Gegen wenn schlägt Konrad Henlein zu? Schlägt
er zu gegen die kapitalistische Politik der Sudetendeutschen Partei?
Schlägt er zu gegen den niederen Volksverrat, den die Sudetendeutsche
Partei in diesem Staate treibt? Nein, umgekehrt, Konrad Henlein
schlägt zu gegen alle jene, die die kapitalistische Politik
und den niederen Volksverrat an dem sudetendeutschen Volk nicht
mi tmachen wollen. Über Befehl Konrad Henleins fliegen heute
aus der Sudetendeutschen Partei jene Arbeiter heraus, die die
Einlösung der gemachten Versprechungen verlangen. Über
Konrad Henleins Befehl rollen die Köpfe jener Funktionäre
und Unterführer der Sudetendeutschen Partei, welche nicht
restlos mit der Politik Henleins übereinstimmen. Und wenn
Henlein die Macht hätte wie Adolf Hitler, so könnten
wir sicher sein, daß wir auch bei uns einen blutigen 30.
Juni erleben würden, könnten wir sicher sein, daß
gerade im jetzigen Stadium der Auseinanderse tzungen in der SDP
mancher Kamerad von Euch unter den grünen Rasen käme
oder in einem Konzentrationslager sitzen würde. Henlein beweist
durch seine Strafexpedition, die er in seiner eigenen Partei heute
durchführt, wer er ist: Henlein ist nicht der Anwalt des
armen sudetendeutschen Volkes, sondern der Fascistenhäuptling,
der das arme sudetendeutsche Volk den Kapitalisten und der èechischen
Reaktion ausliefert.
Henleins "Rundschau" wandelt in ihrer letzten Nummer
ein altes bekanntes Sprichwort ab: "Sage mir, wer Dich lobt,
und ich sage Dir, in wessen Interesse Du tätig bist."
(Výkøiky sudetskonìmeckých poslancù:
No! No!) Jawohl, dieses alte Sprichwort auch in dieser verwandelten
Fo rm gilt. Seht nur, wer den Henlein lobt und Ihr könnt
Euch überzeugen, wessen Interessen er dient. Es ist der "Venkov",
das Zentralorgan der èechischen Agrarier, es sind die Stoupals,
es sind jene èechischen reaktionären Kreise, die am
meisten Schuld sind an der furchtbaren Not der Volksmassen der
deutschen Gebiete, die Henlein Beifall zollen. An diesem Beifall
der Agrarier und der Stoupalleute für Henlein kann sich jeden
überzeugen, wen Henlein wirklich dient. Der "Venkov"
sagt ganz offen heraus, warum er mit Henlein einverstanden ist,
warum ihm gefällt, was Henlein heute in der SDP durchführt.
Der "Venkov" sagt ganz offen, daß ihm von Henlein
gefällt, daß er die SDP aktivistisch, daß er
sie regierungsfähig, salonfähig und zum Bund esgenossen
der èechischen Reaktion machen will. Deshalb ist die große
Begeisterung in den Zeilen des "Venkov" und aller èechischen
reaktionären Zeitungen über die Reinigungsaktion zu
lesen, die Henlein gegenwärtig in seiner Partei durchführt.
Mit der èechischen Reaktion gegen das arme Volk für
die Pläne der Kapitalisten, das ist der Sinn der Strafexpedition
Konrad Henleins in der eigenen Partei.
Wir Kommunisten, die wir die Sache der Armen gegen die Reichen,
die wir die Sache des sudetendeutschen Volkes verteidigen, wenden
uns von dieser Tribüne aus an die werktätigen Henlein-Anhänger
und rufen ihnen zu: "Nehmt die Sache des Volkes in Euere
eigenen Hände, überlaßt sie nicht den Verbündeten
der èechischen Reaktion! " Wir rufen den Henlein-Arbeitern
zu: "Wählt Euch in den Standesgruppen Funktionäre
und Führer, die wirklich Euere Sache vertreten." Wir
rufen den Werktätigen in der Henlein-Partei zu: "Werft
die Agenten Henleins aus Eueren Reihen hinaus, die Euch im Dienste
Hitlers an die èechische Reaktion ausliefern.." Wir
rufen diesen Werktätigen in der Henlein-Partei zu: "Kämpft
mit uns für die gerechte Sache des Volkes, kämpft mit
uns für die Volksrechte der Sudetendeutschen". Wir rufen
diesen Werktätigen zu: "Schließt mit uns, mit
den Antifaszisten, eine Einheits- und Volksfront, denn nicht die
kapitalistische Volksgemeinschaft, sondern die Volksfront der
Werktätigen ist jene Kraft, die für das sudetendeutsche
Volk die Rechte erkämpfen kann". (Potlesk komunistických
poslancù.)
Hohes Haus! Mit der zur Debatte stehenden Vorlage wurde dem Hause
wieder einmal eine Vorlage überreicht, die abermals zu all
den vielen bestehenden Steuern eine neue schafft. Zu unseren Bedenken,
die wir auch in den Ausschüssen geäußert haben,
haben wir folgende Erklärung abzugeben (ète):
Zur gesetzlichen Regelung des Margarine- Problems wurde im Jahre
1934 die Regierungsverordnung Nr. 51 erlassen, durch die die gesamte
Margarineerzeugung auf 480.000 Meterzentner kontingentiert wurde.
Durch die Regierungsverordnung Nr. 43 vom Jahre 1936 wurde die
Bestimmung der alten Kontingentierungsverordnung dahin abgeändert,
daß die Höhe des Kontingents durch die Regierung höchstens
um 10% vergrößert werden darf. Auf Grund der neuen
Verordnung wurde das Kontingent der èechoslovakischen Margarineproduktion
für 1936 auf 650.000
Meterzentner festgesetzt. Die Margarineproduktion des Jahres 1933
wird auf 640.000 Meterzentner geschätzt. Somit ist trotz
der Kontingentverordnung die Margarineerzeugung bei uns seit 1933
noch um 10.000 Meterzentner erhöht worden.
Der neue Regierungsvorschlag beruft sich nun in seiner Begründung
darauf, daß sich die Margarineproduktion in den letzten
Jahren auf Kosten der Erzeugung natürlicher Fette aus der
heimischen Landwirtschaft immer mehr ausgebreitet hat. Er betont,
daß es nicht möglich ist, die Rohstoffe für die
Margarineerzeugung, die zum großen Teile aus dem Ausland
stammen, durch Zollvorschriften so zu verteuern, daß dadurch
die Margarine nicht imstande wäre, den von der heimischen
Landwirtschaft erzeugten Fetten Konkurrenz zu machen. Der Entwurf
schließt daher, daß aus diesem Grunde eine Verbrauchssteuer
auf das Fertigprodukt eingeführt werden muß. Vom Standpunkt
der Landwirtschaft ist festzustellen, daß sich die Praxis
der Regierung bei den Kontingentierungsverordnungen und die Begründung
des neuen Gesetzentwurfes über die Margarinesteuer gänzlich
widersprechen. Auf der einen Seite wurde das Margarinekontingent
um zirka 35 % erhöht, auf der anderen Seite soll die Butter
zur Preiserhöhung der Margarine von der Konkurrenz befreit
werden.
Die Margarine stellt insofern für die von der heimischen
Landwirtschaft erzeugten Fette eine Konkurrenz dar, als sie zum
Ersatz für billigere Fette verwendet wird. In erster Linie
käme Schweinefett in Frage, das durch die Margarine verdrängt
werden könnte. Da wir einen hohen Einfuhrbedarf an Schweinefett
und Fettschweinen haben, und andererseits der gesetzliche Zwang
für die Margarineindustrie besteht, Schweinefett beizumischen,
ist diese Konkurrenz vorläufig keine Gefahr. Zweitens wird
die nicht in Molkereien erzeugte, verhältnismäßig
billige Butter, die Land- oder Bauernbutter, durch die Margarine
konkurrenziert. Diese Gefahr ist schon größer, da die
beiden Produkte ungefähr gleich teuer sind. Außerdem
wird aber noch zu ähnlichen Zwecken verwendet bessere Landbutter
und teuerere Margarine zum Frischgenuß und schlechtere Landbutter
und billigere Margarine als Kochware. Der Molkereibutter macht
nur die teuere Margarine, u. zw. insofern Konkurrenz, als zu vielen
Kochzwecken heute Margarine auch anstelle der Molkereibutter verwendet
wird. Wir haben in den letzten Jahren viel Butter aus dem Ausland
eingeführt, hatten aber dazwischen häufig Milchschwemmen,
so daß die Butter in Kühlhäusern eingelagert werden
mußte, und wir dürfen nicht vergessen, daß wir
vor allem zwei futterarme trockene Jahre hatten. Es ist also zu
erwarten, daß der Buttermarkt des heurigen Sommers und des
nachfolgenden Winters stark überschwemmt sein wird. Weder
die Molkereibutter, noch die Landbutter haben deshalb Absatzschwierigkeiten
zu erwarten, weil die Margarine so billig ist, daß sie ohne
weiters gekauft werden kann. Die Landwirtschaft kann nichts dagegen
haben, daß die sozial heute so schwer bedrän gten Schichten
der Bevölkerung billige Fettstoffe zu ihrer Nahrung erhalten.
Die Landwirtschaft wendet sich nur dagegen, daß die Mararineerzeugung
so hoch ist, daß dadurch nicht nur den sozial schwächeren
Schichten, die ohnedies als Butterkäufer kaum in Frage kommen,
die Eindeckung mit billigen Speisefetten ermöglicht wird,
sondern daß durch die hohe Kontingentsfestsetzung auch jene
Bevölkerungsschichten Margarine erhalten können, die
auf Grund ihres Einkommens wirkliche, echte Buttererzeugnisse
kaufen können, die also als Butterkonsumenten in Frage kommen.
Der Landwirtschaft ist es also ziemlich gleichgültig, welchen
Preis die Margarine hat, da nicht der niedrige Preis den natürlichen
Fetten Konkurrenz macht, sondern das zu große Kontingent.
Die Regierung kann daher nicht unter Berufung auf die Interessen
der Landwirtschaft die Einführung der Margarinesteuer beantragen,
es handelt sich vielmehr hier um eine reine Finanzsteuer.
Es wäre hier auch am Platze zu untersuchen, weshalb das Margarinekontingent
seit 1934 so enorm erhöht worden ist. Auffällig ist
in diesem Zusammenhange, daß die heutigen Margarinekontingentierungen
keinesfalls den Status quo vom Jahre 1933 darstellen, sondern
daß einseitige Verschiebungen unter den einzelnen Erzeugerfirmen
zu ungunsten der deutschen Werke vorgenommen wurden. Das hat sich
nicht nur für die Unternehmungen, sondern auch für die
Belieferung der deutschen Märkte ungünstig ausgewirkt.
Einige Beispiele sind hiefür nicht uninteressant. So ist
hier festzustellen, daß 5 Talgschmelzen in Eger, Aussig,
Trautenau, Brüx und Tetschen 62ÿ7 Waggons benötigt
haben, während sie 182 Waggons benötigt hätten.
Wie sehr aber andere bevorzugt werden, geht daraus hervor, daß
beispielsweise Otta in Rakonitz statt 70 Waggons 225 Waggons,
Pik in Trenèín ebenfalls statt 70 Waggons 108 und
Hykon in Olmütz ebenfalls statt 70 Waggons 189 erhalten hat.
Wir finden also auch hier wiederum eine Bevorzugung èechischer
Unternehmungen. Besonders bezeichnend aber ist es auch, daß
die Zahl der Margarinefabriken bei uns von 12 im Jahre 1929 auf
20 im Jahre 1933 und 47 im Jahre 1934 gestiegen ist. Daraus geht
hervor, daß die Margarineindustrie infolge des geringen
Anlagekapitals eine ausgesprochene konjunkturbedingte Industrie
ist und daß es daher Aufgabe der Regierung gewesen wäre,
zum Zwecke einer besseren Überwachung der gesamten Erzeugung
die Zentralisierung auf wenige Werke zu begünstigen. Die
Regierung hat aber das gerade Gegenteil getan und durch eine einseitige
Kontingentierungspolitik die Zersplitterung der gesamten Margarineerzeugung
gefördert. Diese wurde dadurch gänzlich unkontrollierbar
und es ist heute sicherlich außerordentlich schwierig, sie
zum Zwecke der richtigen Besteuerung auch entsprechend zu überwachen.
Es ist aber auch eine Frage der Kalkulation, ob die Speisefetterzeugung
von sich aus diese hohen Steuersätze, wie sie in der Regierungsvorlage
vorgesehen sind, aush ält. Im § 5 der Regierungsverordnung
Nr. 51/1934 wurde zwar bis auf weiteres jede Preiserhöhung
durch die Industrie verboten. Wir glauben aber kaum, daß
dieser Standpunkt auf die Dauer durchgehalten werden kann, und
wir müssen daher mit Recht befürchten, daß diese
neue Steuer zum Schlusse doch wieder auf die Konsumenten abgewälzt
wird. Das ist um so bedenklicher für uns, als dadurch gerade
wiederum die sozial am schwächsten gestellten Schichten der
Bevölkerung betroffen werden dürfen.
Die Bestimmungen des § 1, Absatz 3 der neuen Verordnung sind
gänzlich unklar. Nach der Regierungsverordnung Nr. 51/1934
unterlag die Erzeugung von festen Speiseölen nicht der Kontingentierung.
Nach der jetzigen Regierungsvorlage wäre sie aber insoferne
in das Kontingent einzubeziehen, als nur jene festen Speiseöle
dem Steuersatz von 0ÿ70 Kè pro kg unterliegen würden,
die im Rahmen des Kontingentes erzeugt wurden. Hingegen gilt für
jene festen Speiseöle, die über das Kontingent hinaus
erzeugt werden, der erhöhte Steuersatz von 3 Kè pro
kg. Dadurch entstehen insbesondere Nachteile für jene Fabriken,
die in erhöhtem Maße feste Speiseöle erzeugen
konnten, ohne von der Kontingentierungsverordnung betroffen worden
zu sein. Gleichzeitig wird aber auch der Anreiz geboten, solche
Öle als Fertigware aus dem Auslande zu beziehen, weil bei
der Einfuhr nur der normale Steuersatz von 0.70 Kè gilt.
Wenn der Absatz 3 des § 1 diese Bedeutung haben soll, dann
ist er gerade als widersinnig zu bezeichnen. Wenn er aber hier
auch noch als Strafbestimmung für die Überschreitung
des nach der Regierungsverordnung Nr. 51/1934 festgesetzten Jahreskontingentes
anzusehen ist, dann ist es unbegreiflich, wie in dem einen Gesetze
eine Norm und in dem nächsten Gesetze, wie in dem vorliegenden,
die Besteuerung der Überschreitung dieser No rm festgelegt
werden kann.
Der § 2, Absazt 2 sieht einen zu kurzen Fälligkeitstermin
für die Steuerzahlung vor und § 7 legt die Errechnung
der Verzugszinsen in diesem Sinne fest. Wir haben unsere Bedenken
in diesem Sinne bereits geäußert und eine Anzahl von
Resolutionsanträgen eingebracht. Hingegen ist zu berü
cksich tigen, daß das Produktionsunternehmen für Margarine
die Ware erst viel später bezahlt bekommt und die Steuer
gleich im vorhinein zu entrichten hat. Dem wäre unter allen
Umständen Rechnung zu tragen gewesen. Im § 4, Absatz
1 wäre gleichzeitig vorzusehen, daß jene Mengen Schweinefett,
die auf Grund des § 6, Absatz 2 der Regierungsverordnung
Nr. 51/1934 zwangsweise der Margarine beigemischt werden müssen,
auch von dieser Steuerpflicht ausgenommen werden müßten,
weil sie letzten Endes doch schon durch die vorhergehenden Verordnungen
übersteuert sind.
Die im § 10 vorgesehenen Bestimmungen, die die Aufsicht über
die Produktionsunternehmungen für die Margarine festlegen,
sind zweifellos viel zu weitgehend. Es geht nicht an, daß
der gesamte Produktionsgang bei der Margarineerzeugung von Finanzorganen
überwacht wird; da die Margarineerzeugung zum größten
Teil noch immer Geschäftsgeheimnis der einzelnen Fi rmen
ist, würde sich eine Beaufsichtigung der Produktion außerordentlich
ungünstig auf die Industrie auswirken.
Ich habe schon erklärt, daß wir eine Reihe von Resolutionsanträgen
eingebracht haben, daß wir in den Ausschüssen unsere
Bedenken zur Vorlage geäußert haben. Unter Berücksichtigung
des Umstandes, daß wir befürchten müssen, daß
über kurz oder lang doch wohl wieder eines Tages diese Ges
amtbesteuerung auf den Konsumenten abgewälzt werden wird,
und weil wir absolut keinen Nutzen für die Landwirtschaft
daraus erblicken können, sehen wir uns nicht in der Lage,
dieser Vorlage unsere Zustimmung zu erteilen und werden gegen
sie stimmen müssen. (Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.)