Hohes Haus! Der vorliegende Gesetzentwurf soll der Verteidigung
des Staates dienen. Wir haben bereits grundsätzlich in den
vielen Beratungen der Koalitionsparteien unsere Anschauung darüber
dargelegt. Ich möchte vor allem einmal feststellen, daß,
als der Weltkrieg im Jahre 1918 beendet war, nur eine Meinung
bei der entsetzten Menschheit herrschte: Nie wieder Krieg. Kaum
17 Jahre sind seit dieser Zeit vorüber . . . (Výkøiky:
Lauter!) Sie werden schon auf Ihre Rechnung kommen.
Kaum 17 Jahre sind seit dieser Zeit vorübergegangen und man
muß sagen, daß sich das Stimmungsbild bedeutend geändert
hat. Der Fascismus hat nicht nur eine Kriegsstimmung, sondern
er hat auch alle Vorkehrungen für die Wiederkehr neuer Kriege
getroffen. Es soll ohne weiters hier festgestellt werden, daß
die nach dem Weltkriege abgeschlossenen Friedensverträge
durchaus nicht so gehalten waren, daß sie in Zukunft Kriege
hätten unmöglich machen können, sie trugen schon
bei der Schaffung den Keim neuer Kriege in sich. Man schuf den
Völkerbund als Friedensinstrument und war der Meinung, der
Völkerbund werde imstande sein, der Welt den dauernden Frieden
zu sichern. Die Tätigkeit des Völkerbundes, das kann
wohl offen gesagt werden, hat vielfach enttäuscht und die
erhofften Erwartungen nicht erfüllt. Wir haben gesehen, daß
trotz des Völkerbundes Mitglieder des Völkerbundes gegenseitig
Kriege führten, ohne daß der Völkerbund die Möglichkeit
hatte, das zu verhindern. Der einzige Schutz, der den dauernden
Frieden hätte sichern können, wäre die allgemeine
Abrüstung aller Staaten gewesen. Dazu ist es nicht gekommen.
Die Abrüstungskonferenzen, die Flottenkonferenzen, haben
versagt; diese Hilflosigkeit und Unentschlossenheit haben dem
Fascismus die Möglichkeit zur offenen und versteckten
Aufrüstung gegeben. Der Austritt Deustchlands aus dem Völkerbund
ist schließlich doch nur erfolgt, um unkontrollierbar aufrüsten
zu können, und Deutschland hat gerüstet. Es hat den
ganzen Staat militarisiert, Volk und Wirtschaft in den Dienst
des Militarismus gestellt und die Einführung der allgemeinen
Wehrpflicht war schließlich nichts anderes als die Sanktionierung
eines bereits bestehenden Zustandes. Müller, ein besonderer
Kenner, der auch sachlich die Verhältnisse in Deutschland
persönlich studiert und gesehen hat, hat in einem Pariser
Verlag eine Schrift erscheinen lassen: "Die Motorisierung
der deutschen Armee". In dieser Schrift zeigt nun Müller
den ungeheueren Rüstungswahnsinn, der in Deutschland getrieben
wird, auf. Er führt genau die Aufstellung der motorisierten
Truppen, die Autostraßen bis an die nahen Grenzgebiete an,
er zeigt die Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie auf,
er erzählt von dem Bau ganzer Serien von Motorrädern,
Tanks und Kriegsautos, er nennt die Fabriken, die ununterbrochen
ausschließlich nach der Richtung der Aufrüstung tätig
sind und zählt auch ziffernmäßig die Art und Zahl
der nationalsozialistischen Parteigruppen auf, die motorisiert
sind. Müller kommt auf Grund dieser sachlichen Erwägungen
zu dem Schluß, daß die näheren und ferneren Nachbarn
des Dritten Reiches auf der Hut sein müssen. Er kommt zu
dem Schluß: Hitler will den Krieg, Hitler will Deutschland
zur Macht über Europa verhelfen, und das kann nur durch eine
Überlegenheit der Waffen geschehen und möglich sein.
Genau so wie Müller mit großer Sachkenntnis diese Verhältnisse
in Deutschland schildert, kommt auch Emanuel Humbert in seinem
Buch "Adolf Hitler: Mein Kampf, Dichtung und Wahrheit"
zur Anschauung, daß Hitlers Weltanschauung so wie auch seine
politischen Ziele klar und deutlich festgelegt sind. Er stellt
fest, daß Hitlers Deutschland ungeheuer rüstet, daß
die politischen Überfälle des Dritten Reiches, die verschiedenen
Vertragsbrüche und das Buch Hitlers "Mein Kampf"
ein Ganzes sind und zusammengehören. Hitlers Politik ist
ein großer Kampf gegen den Frieden. (Posl. dr Neuwirth:
Was hat das mit dem Staatsverteidigungsgesetz zu tun?) Ich
will aufzeigen, warum das Gesetz zur Staatsverteidigung gekommen
ist und will feststellen, was die Ursache war . . . . (Výkøiky
posl. dr Neuwirtha.) Wenn alle eine so doppelzüngige
Politik treiben würden, wie Sie, würde es auch um das
deutsche Volk in diesem Staate schlecht bestellt sein. (Výkøiky.)
Ich wundere mich nur darüber, warum sich die Herren auf
einmal so aufregen, wenn man über Hitler-Deutschland spricht,
wenn man feststellt, was sich in Hitler-Deutschland abspielt.
Das regt die Herren immer auf. Da scheinen doch innige Beziehungen
zwischen hier und Hitler- Deutschland zu bestehen. (Posl. dr
Neuwirth: Reden Sie nicht solchen Quatsch!) Ich glaube, Herr
Doktor, wenn Sie akademisch gebildet sein wollen und parlamentarisch
keinen anderen Ausdruck finden als "Quatsch", dann tun
Sie und Ihre Partei mir leid. Die Remilitarisierung der Rheinzone
ist ein Bruch des Locarno-Vertrages, der Deutschland nicht aufgezwungen
wurde, den Deutschland freiwillig geschlossen hat. Und aus den
Ereignissen allein kann man wohl beurteilen, was von den Friedensbeteuerungen
Hitlers, die in der letzten Zeit bekannt geworden sind, zu halten
ist. Wie Hitler in Wirklichkeit denkt, das beweisen wohl zur Genüge
die Worte, die der Führer am Nürnberger Parteitag zu
der Auslandsdelegation des Bundes deutscher Mädchen sprach
(ète): "Wenn ich einmal einen Gegner überfallen
will, würde ich das anders machen als Mussolini, nicht monatelang
vorher verhandeln, sondern, wie ich es in meinem Leben immer getan
habe: wie aus der Nacht emporschnellend mich blitzartig auf den
Gegner stürzen." Das sind die Worte, die am Nürnberger
Parteitag gesprochen wurden. Man kann angesichts dieser Tatsachen
es den Staaten überlassen, welchen Worten Hitlers Glauben
geschenkt werden kann, den Friedensbeteuerungen oder den Gedanken,
die Hitler in diesem Ausspruch und in seinem Buche "Mein
Kampf" festgelegt hat.
Den Weg Deutschlands ist auch Deutschösterreich gewandert.
Auch Österreich hat am 1. April nicht die allgemeine Wehrpflicht,
sondern die allgemeine Dienstpflicht eingeführt. Es wurde
in Österreich unter der Patronanz Italiens ein entsprechendes
Gesetz geschaffen. Nach diesem Gesetz soll erzielt werden, daß
die Regierung in Kriegs- und Friedenszeiten die Arbeiter wann
immer und wenn es ihr paßt zur Bundesdienstleistung einberufen
und für alle Zwecke verwenden kann. In der alten Monarchie
mußte das Parlament die Anzahl der Rekruten festsetzen.
Das ist nach dem neuen Gesetz nicht notwendig. Es wurden damals
Waffenübungen gesetzlich festgelegt; das ist nach dem neuen
Gesetz nicht notwendig, die Regierung hat unbeschränkte Vollmacht,
nach der Richtung hin kann sie machen was und zum Heeresdienst
einberufen so lange und so viel sie will. (Posl. Knorre: Sie
werden sichs mit dem Schütz verderben!) Schauen Sie,
mit Ihnen kann ich es mir nicht mehr verderben. Die österreichische
Regierung hat die Möglichkeit, junge Männer vom 18.
bis zum 42. Lebensjahr einzuberufen und sie kann die Arbeiter
unter das Kommando militärischer Betriebsleiter stellen.
So sehen wir auf der ganzen Linie erstens eine ungeheure Aufrüstung
und Militarisierung der Nachbarstaaten, das Versagen des Völkerbundes,
das Versagen aller abgeschlossenen Verträge und wir sehen,
daß der Krieg mehr als früher in die Nähe gerückt
ist. Nun einige Ziffern. Im Jahre 1913, also vor dem Kriege, betrugen
die Rüstungsausgaben aller Staaten 60 Milliarden Kè.
Damals schon haben hervorragende Fachmänner darauf verwiesen,
daß dieser Rüstungswahnsinn schließlich und endlich
doch einmal zum Kriege führen muß. Und das geschah
auch. Im Jahre 1930, wo so viel von der kollektiven Sicherheit
gesprochen wurde, betrugen die Rüstungen der Welt 118 Milliarden.
Im Jahre 1935, in einer Zeit des gewaltigen Rückganges des
Volksvermögens, in einer Zeit der Not, des Elends und der
Verzweiflung, in einer Zeit, in der mehr als 30 Millionen vollständig
Arbeitsloser dem Hunger preisgegeben sind, wo die Mittel zur Unterstützung
dieser hungernden Menschen kaum aufgebracht werden können,
betragen die Rüstungen 290 Milliarden. So weit man aus diesen
Aufstellungen ersehen kann, sind es vor allem die faszistischen
und die kriegerisch eingestellten Staaten, die mit der Aufrüstung
bis zum Wahnsinn begonnen haben. In Italien beträgt die offizielle
Ziffer für die Rüstungen 8·3 Milliarden Kè,
ohne Einrechnung des abessinischen Abenteuers, ohne Einrechnung
dieses sogenannten Kulturkampfes, der durch Italien für die
Kulturwelt geführt wird und nichts anderes als ein abessinischer
Raubzug ist. Japans Rüstungen betrugen im Jahre 1931 3 Milliarden,
1935 7 Milliarden Kè. Dabei werden in Japan für Schulzwecke
800 Millionen Kè ausgegeben. Deutschlands Wehraufwand betrug
1932 29·6 Milliarden. Wie hoch die Rüstungen heute sind,
wo der ganze Staat militarisiert ist, läßt sich nicht
feststellen. Aus diesen Ziffern ist ersichtlich, daß der
Rüstungstaumel den der Vorkriegsstaaten weit übertrifft
und die Gefahr so groß ist, daß alle Völker davon
ergriffen werden. Schon das Vorhandensein des Faszismus bedeutet
Dauermobilisierung, und deshalb zwingen diese ungeheueren Rüstungen
auch die friedliebenden Staaten dazu, alles zu tun, um die Verteidigung
gegen Angriffe sicherzustellen.
Unserer Auffassung nach trägt dem auch dieses Gesetz der
Staatsverteidigung Rechnung. Dieses Gesetz - so fassen wir es
auf - ist nicht der Ausdruck des Kriegswillens, sondern der Ausdruck
der großen Sorge vor dem Kriege, dessen Verhinderung nicht
allein von dem Willen der demokratischen Staaten abhängt,
sondern abhängig ist, von dem Handeln der faszistischen Diktatoren.
Es ist bezeichnend, daß ausgerechnet Deutschland als einer
der ersten Staaten, Deutschland, das bis zum Wahnsinn rüstet,
Deutschland, das selbst freiwillig abgeschlossene Verträge
gebrochen hat, Deutschland, der Friedensstörer in der Welt,
ausgerechnet Deutschland, die Wilhelmstraße, zu diesem Gesetz
der Staatsverteidigung sich äußert und darauf verweist
- u. zw. ist das in der "Deutschen Diplomatischen Korrespondenz",
dem Organ des auswärtigen Amtes erschienen - daß dem
Prager Parlament dieser Tage von der èechoslovakischen
Regierung der Entwurf eines Staatsverteidigungsgesetzes zugeleitet
worden ist (ète): "Dieser Gesetzesentwurf erregt
insofern ein gewisses Aufsehen, als seine Autoren offensichtlich
sehr ernste Möglichkeiten ins Auge fassen, wenn sie die Vorbereitungen
für die Verteidigung des Staates für den Ernstfall als
eine derart dringliche Aufgabe erachten; der alarmierende Charakter
dieses Gesetzes, das in auffälligem Kontrast zu den gegenwärtigen
Friedensbemühungen in Europa steht, ist vom èechoslovakischen
Verteidigungsminister überdies noch durch eine Erklärung
unterstrichen worden, daß das Gesetz äußerst
dringlich sei." Jetzt folgen Polemiken über das Wort
"unzuverlässig", und wenn man nun das genau prüft,
findet man die Wiederholung fast alles dessen, was die Herren
von der sudetendeutschen Partei im Wehr- und Verfassungsausschuß
vorgebracht haben. (Výkøiky poslancù sudetskonìmecké
strany.) Sicher, das geben wir ohne weiters zu, ist dieses
Gesetz von großer Bedeutung. Es schafft besondere Rechtsgrundlagen
für die gesamte Wirtschaft und für den einzelnen Menschen
zum Zwecke der inneren Verteidigung des Staates, der demokratischen
Republik, gegen unvorhergesehene Angriffe. (Výkøiky
poslancù sudetskonìmecké strany.) Wenn
Sie nur immer so klar wären, in Ihrer Politik, daß
man Sie nicht erwischen könnte. Manchmal aber erwischt man
Sie doch; vielleicht werde ich Ihnen noch heute einiges sagen,
wo man Sie doch erwischt. (Výkøiky poslancù
sudetskonìmecké strany: Auch Sie wollte man ja angeblich
entführen, und es zeigte sich, daß nichts daran war!)
Schauen Sie, das sagen Sie! Wenn Sie wollen, können wir
uns ja darüber unterhalten. Aber bezeichnend ist, daß
es "unschuldige" Leute sind, die alle zum großen
Teile vorbestraft sind, und "unschuldige" Leute, die
das angegeben haben, wurden von Ihnen zu Kassieren gemacht über
Empfehlung der Staatspolizei in Jägerndorf. (Výkøiky
poslancù sudetskonìmecké strany.) Sie
haben zur Staatspolizei sehr gute Beziehungen. Das steht im Widerspruch
zu Ihrem Handeln. Es dürfen daher alle, die auf dem Boden
des Staates stehen und die Demokratie ernstlich verteidigen wollen,
nicht vor Maßnahmen zurückschrecken, die für die
Verteidigung des Staates und der Demokratie unerläßlich
sind. Das haben selbst die Vertreter der sudetendeutschen Partei
in den Ausschüssen zum Ausdruck gebracht. (Výkøiky:
Ein Witz!) Mag sein, ein Witz, man weiß bei den Herren
nicht, wo der Witz anfängt.
Herr Dr. Peters hat selbst erklärt: Der Staat hat
nicht nur die Berechtigung, sondern er hat die selbstverständliche
Pflicht, alles zu seiner Verteidigung vorzukehren. Die sudetendeutsche
Partei, so wurde erklärt, ist sogar bereit, für die
Bestimmungen des Gesetzes trotz der Bestimmungen über die
Wehrbereitschaft zu stimmen, wenn Änderungen nach der Richtung
erfolgen, daß das Gesetz nicht in Friedenszeiten auf bestimmte
Gebiete angewendet wird und wenn Änderungen der §§
19, 20 und 21 erfolgen. (Posl. dr Neuwirth: Und einiges dazu,
Sie dürfen unsere Anträge nicht vergessen!)
Das war das Ergebnis der Beratungen in den Ausschüssen. Grundsätzlich
haben Sie durch die Worte des Herrn Dr. Peters und auch des Herrn
Dr. Kellner die Notwendigkeit anerkannt. Diese Tatsache
steht im Widerspruch zu der Rede des Herrn Koll. Kundt
anläßlich des Parteigesetzes, wo er das, was seine
Kollegen in den Ausschüssen als notwendige Sache zur Verteidigung
des Staates anerkannt haben, die Einrichtung der Diktatur nannte.
Sie scheinen sich also untereinander nicht darüber klar zu
sein, welche Haltung Sie einnehmen sollen. (Výkøiky:
Sie haben sich herausgeklaubt, was Ihnen paßt! - Posl.
Kundt: Haben Sie überhaupt das Gesetz gelesen?) Nein,
ich werde zu Ihnen kommen, damit Sie es mir vorlesen.
Die Herren haben im Ausschuß für einzelne Kapitel des
Gesetzes gestimmt. (Posl. Kundt: Das tut Euch leid!) Nein,
das tut uns nicht leid, ich werde gleich sagen warum. Sie haben
so gestimmt, um bei gewissen èechischen Bänken Ihre
Visitkarte der Staatsloyalität abzugeben. Sie haben gegen
einzelne Kapitel gestimmt, damit Sie eine zweite Visitkarte draußen
für die Agitation haben. (Posl. dr Neuwirth: Das tut Euch
so leid!) Sie haben klar und deutlich zum Ausdruck gebracht,
daß Sie eine Politik auf Prager Boden treiben und sich auch
ein Türchen für die Politik draußen offen halten,
um das Gegenteil von dem zu machen, was Sie hier tun. (Výkøiky:
Bei Ihnen ist es anders?) Wir haben unsere Stellungnahme zu
diesem Gesetz dargelegt und in diesem Beschluß verlangt,
daß die Durchführung des Gesetzes von keinerlei Nebenabsichten
begleitet sein und weder zu einer Beeinträchtigung der sozialen
Rechte der Arbeiterklasse noch einer Schädigung der nationalen
Minderheit mißbraucht werden darf. Bei den wichtigsten Kapiteln,
so weit es sich um verfassungsmäßige Rechte und um
arbeitsrechtliche Fragen dreht, um die strittigen §§
19, 20 und 21, über den Begriff der Unzuverlässigkeit,
sind zweifellos - das wird auch von Einzelnen von Ihrer Seite
anerkannt durch die Bemühungen der deutschen Koalitionsparteien
um das Verständnis der èechischen Partner Erfolge
erzielt worden. Sie werden es natürlich nicht für sich
in Anspruch nehmen können, daß Sie zu diesen Erfolgen
irgendetwas beigetragen haben.
Eines ist klar: wenn noch nie, so haben die Beratungen dieses
Gesetzes deutlich den Beweis erbracht, wie einflußlos hier
in der gesetzgebenden Körperschaft die 44 Parlamentarier
sind und wie einflußlos der Teil des deutschen Volkes in
diesem Staate geworden ist, der Ihnen seine Stimme gegeben hat.
(Rùzné výkøiky.)
Nun haben diese Erfolge zweifellos gewisse Härten, gewisse
Auslegungsmöglichkeiten oder Willkürmaßnahmen
der Bürokratie verhindert oder eingedämmt. (Posl.
dr Neuwirth: Ich beglückwünsche Sie zu Ihrer Bescheidenheit!)
Herr Dr. Peters hat zum großen Teil auch nichts
anderes verlangt als Abänderungen gewisser Paragraphen. (Posl.
dr Neuwirth: Stellen Sie die Dinge nicht auf den Kopf!) Sie
haben Abänderungsanträge zurückgezogen als Beweis,
daß Sie den abgeänderten Koalitionsanträge zustimmen.
Dr. Peters und Dr. Kellner haben im Wehrausschuß
wiederholt, ich glaube auch im Verfassungsausschuß, die
Loyalität namens der sudetendeutschen Partei dem Staate gegenüber
betont . . . (Posl. dr Neuwirth: Namens des Sudetendeutschtums!)
namens der sudetendeutschen Partei. Sie haben kein Recht,
etwas namens des Sudetendeutschtums zu erklären, Sie können
nur für die sudetendeutsche Partei sprechen - ich spreche
für den Teil des deutschen Volkes, der zu uns gehört
(Posl. dr Neuwirth: Das ist ein minimaler Bruchteil!),
der gehört nicht zu Ihnen. Wir werden schon bei den nächsten
Wahlen sehen, wieviel zu Ihnen gehört! (Posl. dr Neuwirth:
Schreiben Sie die Krankenkassenwahlen, die Gemeindewahlen aus!)
Wir werden ja sehen. Schauen Sie Ihre Niederlage am Sonntag
beim Bauerntag an. Gleichzeitig wurde wiederholt die Loyalität
der sudetendeutschen Partei dem Staate gegenüber zum Ausdrucke
gebracht und hervorgehoben, daß die unverkennbare Mißstimmung
zwischen den èechischen Parteien und der sudetendeutschen
Partei vor allem auf eine unverantwortliche Presse zurückzuführen
ist, die im Gerüchtemachen und in der Erfindung von Behauptungen
und Beschuldigungen vor nichts zurückschreckt. (Výkøiky:
Stimmt ja!) Das sind die Worte des Herrn Dr. Peters
im Ausschusse gewesen. Ist das wirklich hundertprozentig so? Ist
es nicht so, daß Sie eine Doppelpolitik betreiben? In Prag
sind Sie so loyal und staatstreu, daß die deutschen Regierungsparteien
nicht mit können; draußen (Výkøiky:
In Bodenbach!) in den deutschen Gebieten liegen die Dinge
wesentlich anders. Ich will gar nicht von Bodenbach reden, das
ist ein Kapitel für sich. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen
sagen, wie Ihre Methoden ausschauen. Am 12. Mai 1935 fand im Hultschiner
Land eine sozialdemokratische Wählerversammlung statt. Zu
dieser Versammlung erschienen zirka zwanzig Anhänger Ihrer
Partei mit dem Rufe: Heil, Sieg und Rache, Deutschland und Hultschin
erwache. (Posl. dr Neuwirth: Das sind Wachträume!) Das
sind keine Wachträume, das sind Tatsachen, die in allen Zeitungen
gestanden sind. (Posl. dr Neuwirth: Warum haben Sie das nicht
angezeigt?) Wir haben keine Ursache, jemanden anzuzeigen.
Wir sind nicht so wie Sie, die ihre Parteigenossen preisgeben,
wenn sie in Schutzgesetzprozessen angeklagt sind. Wenn Sie sich
nur das deutsche Gebiet betrachten, so ist es durchaus nicht so,
wie Sie es hier darstellen möchten. Es ist zweifellos bis
zum Hauptfunktionär hinauf eine allgemeine Hitlerverehrung
und Freude über alles zu beobachten, was im Deutschen Reiche
vorgeht. Selbst wenn man darüber hinweggehen möchte,
und nur bei den Tatsachen bleibt nicht vielleicht, daß ich
die ganze Partei dafür verantwortlich machen wollte - so
hat sich doch in der letzten Zeit eine ungeheuer große Zahl
von Prozessen ergeben, Spionageprozessen, Entführungen, ja
politische Morde, an denen Henleinanhänger beteiligt sind!
(Posl. dr Neuwirth: Sie sind ein Verleumder, wenn Sie weiter
so sprechen!) Ich erkläre, daß Prozesse vorliegen,
bei denen ihre Anhänger nach dem Schutzgesetze angeklagt
und verurteilt worden sind, daß also die Gerüchtenmacherei
ihren Ausdruck in den Prozessen und in den Tatsachen findet, die
sich ergeben haben. Im Hultschiner Land beispielsweise haben einige
Ihrer Anhänger Schulen angezündet. Sie sind nach Deutschland
geflüchtet. Das Auslieferungsbegehren wurde abgelehnt, weil
es politische Motive gewesen seien, die bei der Handlung entscheidend
sind. Ich erinnere Sie weiter daran, wenn Sie Beweise haben wollen,
daß Ihr Parteigenosse Scheithauer den Rosenzweig in Kunau
erschossen hat, ein Funktionär Ihrer Partei, (Výkøiky.)
der nach Deutschland geflüchtet ist, der nicht ausgeliefert
wurde, weil Deutschland erklärt, der Mann habe den Mord aus
politischen Motiven begangen. Das sind keine Gerüchte, das
sind Tatsachen, über die man nicht hinwegkommt. (Výkøiky.
- Hluk.)
Pøedseda (zvoní): Prosím o
klid.
Posl. Heeger (pokraèuje): Tatsache ist, daß
Sie die Forsetzung einer Politik betreiben, wie sie von den Nationalsozialisten
begonnen wurde. Sie haben ja den größten Teil der Nationalsozialisten
in Ihre Reihen aufgenommen. Sie haben diese Leute gezwungen, eine
gewisse Politik zu machen, gegen die Sie sich gar nicht stellen
können. Sie tarnen sogar die Nationalsozialisten. Ich habe
hier eine Zuschrift der Sudetendeutschen Heimatfront Ortsgruppe
Mähr. Schönberg an die Hauptstelle der Sudetendeutschen
Partei, Abteilung Standesführung in Eger. (Posl. dr Neuwirth:
Die gibt es gar nicht, schon ein Beweis, daß das falsch
ist!) Aber das ist ja photographiert! (Posl. dr Neuwirth:
Weil sie das vorher gefälscht und dann photographiert haben!
- Výkøiky. - Hluk.)