Ètvrtek 23. ledna 1936
Die heute zur Verhandlung stehende Vorlage ist angesichts der
furchtbaren Notlage der werktätigen Schichten von größter
Bedeutung. Sie ist aber auch für das heutige System deswegen
charakteristisch, weil die furchtbare Lage der werktätigen
Massen eine gründliche Erfassung der Gewinne der Kapitalisten
erfordern würde. (Pøedsednictví pøevzal
místopøedseda Košek.) Das ist aber auf
Grund des heute herrschenden Systems, das weder dazu gewillt ist,
noch die Kraft besitzt, unmöglich und kaum erreichbar. Wir
Kommunisten sind für die schärfste Erfassung der Gewinne
der Kapitalisten, der Banken und Großunternehmungen. Vom
Gesichtspunkt der Verelendung der werktätigen Schichten ist
eine weitgehende Besteuerung absolut notwendig. Die Vorlage entspricht
jedoch diesem Bedürfnis in keiner Hinsicht. Wir betonen ausdrücklich,
daß es nicht nur, wie die Vertreter der Sudetendeutschen
Partei öfter in den Versammlungen erklärt haben, um
eine Not des sudetendeutschen werktätigen Volkes geht, daß
gewissermaßen auch die sudetendeutschen Kapitalisten genau
so wie die Arbeitslosen notleidend wären, sondern wir sprechen
aus, daß die Not eine Angelegenheit der gesamten Arbeiterschaft,
der gesamten werktätigen Bevölkerung èechischer
wie deutscher Nation ist, und daß darum die Besteuerung
der deutschen Kapitalisten genau so notwendig ist, wie die der
èechischen. Die Vorlage ist in der Hinsicht ungenügend,
daß keineswegs eine allgemeine Besteuerung aller Dividenden
vorgesehen wird, sondern nur in dem Falle, daß die Dividenden
mindestens fünf und mehr Prozent erreichen. Unsere Anträge
gehen dahin, die Dividenden ohne Rücksicht auf ihre Höhe
zu besteuern. Wir beantragten daher im Budgetausschuß die
Erhöhung des Steuersatzes von 10% auf 50%, um dadurch wenigstens
einen Teil jener Gelder flüssig zu machen, die zur Hilfe
für die Erwerbslosen und den notleidenden Mittelstand dringend
notwendig sind. Wir sind der Auffassung, daß die Hälfte
dieser Einnahmen dazu aufgewendet werden soll, um die mißliche
Lage der Gemeinden einigermaßen erträglich zu gestalten.
Dabei wird die Auffassung vertreten, daß eine so hohe Besteuerung
dazu führen kann, daß die Unternehmer durch Verschleierung
der Gewinne die Erfassung überhaupt unmöglich machen.
Wir sind der Meinung, daß die Kapitalisten, ganz gleich
ob der Steuersatz 10 oder 50% beträgt, alles versuchen werden,
um sich um die Bezahlung dieser Beträge herumzudrücken,
daß also ein geringerer Steuersatz keineswegs eine Garantie
darstellt, wirklich größere Beträge zugunsten
der Werktätigen herauszuholen. Unsere Forderung geht dahin,
daß alle Unternehmungen mit über 50 Beschäftigten
zu einer öffentlichen Rechnungslegung gezwungen werden müssen
und daß die Bilanzen der Banken zu kontrollieren sind, um
festzustellen, inwieweit Gewinne verschleiert und verschoben werden.
Wir sind also für die schärfste Besteuerung aller Kapitalisten,
betrachten aber die Vorlage als ungenügend und machen deshalb
unsere Zustimmung von der Annahme unserer bereits eingebrachten
Abänderungsanträge abhängig.
Die Forderung nach verstärkter Erfassung der Kapitalistengewinne
ist um so dringender, als die Notlage der werktätigen Schichten
von Tag zu Tag trostloser wird und einen Grad erreicht, der selbst
in den Jahren, wo von einem Tiefstand der Krise gesprochen wurde,
nicht zu verzeichnen war. Gewiß, in den letzten Wochen gab
es in einigen Bezirken eine bestimmte außerordentliche Winterhilfe,
aber es muß von hier aus festgestellt werden, daß
damit gleichzeitig eine ungeheuere Schikanierung der Arbeitslosen
platzgegriffen hat. Wir erhalten täglich aus den Bezirken
Mitteilungen, daß die Gendarmeriekontrolle verschärft
ist und eine direkte Persekution der Arbeitslosen darstellt. In
den Bezirken Reichenberg und Friedland wurden die Arbeitslosen
zu Hunderten aus der Lebensmittelaktion gestrichen. Dabei begründet
man im Bezirk Friedland den Entzug der Ernährungskarten mit
dem angeblichen Mißbrauch durch die Gemeindevorsteher. Wir
wissen nicht, inwieweit tatsächlich Mißbrauch vorliegt,
aber es ist ein unerhörtes Vorgehen der staatlichen Bürokratie,
statt jene zu bestrafen, die Mißbrauch betreiben, die Arbeitslosen
dafür büßen zu lassen. Wir haben Mitteilungen,
daß im Proßnitzer Bezirk die Beamten der Bezirksbehörde
die Verteilung der Czech-Karten in tendenziöser Weise
zur Parteiagitation ausnützen, daß man direkt versucht,
einen künstlichen Gegensatz zwischen den Arbeitslosen auf
dem Lande und denen in der Stadt zu konstruieren, daß man
den städtischen Arbeitslosen droht, ihnen die Lebensmittelkarten
zu entziehen, wenn sie nicht mit dem einverstanden sind, was man
ihnen tatsächlich zuweisen will. In nordmährischen Bezirken
ist die Feststellung zu machen, daß entgegen den ungenügenden
Richtlinien des Fürsorgeministeriums die Bezirksbehörden
den Gemeinden die Anweisung geben, daß die verheirateten
Arbeitslosen nicht mehr zwei, sondern nur eine Lebensmittelkarte
zugewiesen erhalten. Es ist also festzustellen, daß in letzten
Wochen die Kontrolle der Arbeitslosen unerhört verschärft
wurde, daß Hunderte Arbeitloser, die auf die Czech-Karten
angewiesen sind, aus den Verzeichnissen gestrichen werden und
auf diese Weise wahrscheinlich jene Millionen ersspart werden
sollen, die man als außerordentliche Winterhilfe zu bewilligen
gezwungen war.
Von der Sudetendeutschen Partei ist hier in der letzten Sitzung
zu den Problemen der Arbeitslosen Stellung genommnmen worden,
es wurde an die Regierung der Appell gerichtet, endlich zu helfen.
Wir sind der Auffassung: die Regierung kann zahlen, die Regierung
kann die Mittel aufbringen, es sind genügend Mittel vorhanden,
um der Hungerarmee der Arbeitslosen zu helfen. Aber dazu ist erforderlich,
daß die breiten Schichten der Arbeiterschaft durch ihr einheitliches
Auftreten dafür sorgen, daß auf die Regierung ein entsprechender
Zwang ausgeübt wird, um die Minimalforderungen der Arbeitslosen
durchzusetzten. Wir erinnern daran, daß wir bereits vor
Monaten auf die furchtbare Notlage in den sudetendeutschen Gebieten
aufmerksam gemacht haben. Es wurde eine ganze Reihe von Anträgen
gestellt, um diese furchtbare Not zu mildern. Wir stellen aber
fest, daß diese Notstandsprogramme, die Anträge auf
Abhilfe, in den Parlamentsausschüßen schlummern. Wir
urgieren von dieser Stelle aus die end iche Behandlung dieser
Programme, damit der sudetendeutschen werktätigen Bevölkerung
in dieser schweren Zeit wenigstens einigermaßen geholfen
und bestimmte Verbesserungen durchgesetzt werden können.
Der Vertreter der Sudetendeutschen Partei hat in der letzten Sitzung
das heutigen Regime als Hungerregime bezeichnet, gleichzeitig
aber auch an dieses Regime appelliert, endlich zu helfen, endlich
etwas zu unternehmen. Wir erinnern daran, daß es die Vertreter
dieser Partei waren, die schon vor zwei Jahren erklärten,
die Regierungskassen sind leer, es ist unmöglich, irgend
etwas für die Arbeitslosen zu unternehmen. Mit diesen Erklärungen
und der sudetendeutschen Volkshilfe hat man vor zwei Jahren die
mächtige Bewegung der Arbeitslosen gespalten und dafür
gesorgt, daß an die Stelle des Maßenkampfes der Arbeitslosen
leere Hoffnungen auf Versprechungen der SDP traten! Die Sudetendeutsche
Partei rechnet es sich direkt als Verdienst an, durch jede skruppellose
Agitation und Hetze der Ruhe und Ordnung in den deutschen Gebieten
bewahrt zu haben. Der Abg. May hat in seiner vorletzten
Rede gesagt, daß die Regierung ihr direkt dankbar sein solle,
daß sie die verhungernden Arbeitermaßen noch zusammenhält.
Wir sehen also, daß sich die Sudetendeutschen Partei in
den deutschen Gebieten als Ordnungspolizei gegenüber den
Maßen der Hungernden, als die beste Hilfe des heute herrschenden
Regimes betätigt. Denn die SDP war es, die durch ihre Erklärungen,
die Staatskassen seien leer, dazu beigetragen hat, die mächtige
Arbeitslosenbewegung zu zerschlagen, und die heute wieder alles
unternimmt, um ein einheitliches Auftreten der sudetendeutschen
werktätigen Bevölkerung zu verhindern.
Der Herr May hat hier ausgesprochen, daß es die Sudetendeutsche
Partei mit den primitivsten Forderungen der werktätigen Bevölkerung
ehrlich meint. Demgegenüber stellen wir fest, daß jene
Forderungen, die Abg. May im Namen der SDP als die dringendsten
Forderungen bezeichnet hat, die unbedingt und sofort erfüllt
werden müssen, von der Kreisstelle Trautenau der SDP in den
Arbeitslosenaufrufen konfisziert und gestrichen wurden. Diese
Kreisstelle - Herr Abg. Dr. Köllner könnte darüber
Auskunft geben - hat aus den Forderungen der Trautenauer Arbeitslosen,
die in voller Übereinstimmung mit den Arbeitslosen der SDP
beschloßen wurden, eigenmächtig gegen den Willen der
Arbeitslosen nachfolgende Forderungen gestrichen: Die Einbeziehung
der Arbeitslosen in die Bezirkssozialkommissionen; ferner hat
Abg. May die sofortige Aufhebung des dreimonatigen Arbeitsnachweises
für den Bezug der Arbeitslosenunterstützung gefordert,
in Trautneau aber wird diese Forderung bestritten. Abg. May
hat erklärt, es sei notwendig, die Lebensmittelkarten zu
erhöhen. Die Forderung der Trautenauer Arbeitslosen nach
Erhöhung der Ernährungskarten auf drei für verheiratete
und auf zwei für ledige Arbeitslose wurde gleichfalls gestrichen.
Dagegen hat sich die Trautenauer Sudetendeutschen Partei in der
Richtung exponiert, daß sie gleichzeitig die Aufnahme der
Forderung nach Beseitigung des Genter Systems in die Forderungen
der Arbeitslosen verlangt. (Výkøiky.)
Wir sehen also, daß zwischen den Reden der Abgeordneten
der SDP hier und ihrer praktischen Betätigung draußen
ein sehr großer Unterschied besteht. Um aber die Demagogie
des Auftretens der SDP noch an einem anderen Beispiele zu kennzeichnen,
will ich daran erinnern, wie Abg. May hier die Tätigkeit
der èechischen Intellektuellen lobend erwähnte. Am
gleichen Tage aber lesen wir im jener Zeitung, die vom Abg. Wollner
herausgegeben wird, eine der gehäßigsten und herabsetzendsten
Bemerkungen über die Tätigkeit dieser Intellektuellenkommission.
Die SDP maßt sich an zu erklären, daß sie es
war, die die èechische Öffentlichkeit auf die furchtbare
Notlage in den deutschen Gebieten aufmerksam gemacht hat, und
sie bezeichnet die von den breitesten Schichten der Arbeiter Nordböhmens
sympathisch aufgenommene Reise èechischer Intellektueller
als eine Modereise, die erst in die Wege geleitet wurde, als bereits
die SDP ihre Eingaben gemacht hat. (Výkøiky.)
Wir sehen hier also dasselbe Beispiel. Vor Monaten war die
SDP gegen die Arbeitslosen, es wurde alles unternommen, um die
Bewegung der Arbeitslosen zu verhindern, heute werden hier im
Hause große radikale Reden gehalten, in der Praxis aber
wird der Weg zur weiteren Spaltung der Arbeitslosenbewegung gegangen.
(Výkøiky.)
Warum führt heute die SDP diese Sprache? Aus dem einfachen
Grunde, weil in den sudetendeutschen Gebieten Tausende und Abertausende
zu rebelieren beginnen. DieVersammlungen der letzten Wochen beweisen,
daß sich die Arbeiter von den Phrasen dieser Partei freizumachen
beginnen. (Výkøiky.) Für die Arbeitslosen
des sudetendeutschen Gebietes war die Politik der SDP eine bittere
Lehre. Sie haben auf die Erklärungen vertraut, daß
es genüge, eine Partei zu wählen, die stark sei, dann
sei den Arbeitslosen geholfen. Die SDP hat damit aber nichts anderes
erreicht, als die Arbeitslosen von ihrem berechtigten Kampfe abzuhalten,
und sie hat so indirekt geholfen, die Ausbeutung und Verelendung
in den deutschen Gebieten zu vergrößern. Wenn die Arbeitslosen
und die werktätigen Masssen aus dieser furchtbaren Zwangslage
heraus wollen, dann dürfen sie den Lockrufen der SDP nicht
folgen, die heute im Parlament radikale Reden über Hungerregime
hält, draußen aber zu feige ist, auch nur ein offenes
Wort gegen dieses Regime zu sprechen. Die Beispiele Nixdorf, Neudek
u. s. w. beweisen, daß in den Reihen der Sudetendeutschen
Partei tausende und abertausende ehrliche Arbeiter sind, die wirklich
gewillt sind, für die berechtigten Inter essen der sudetendeutschen
Bevölkerung einzutreten, und daß sie sich freimachen
von den Phrasen der Sudetendeutschen Partei, daß sie einen
neuen Weg beschreiten in der klaren Erkenntnis, daß sie
sich nur durch eigene Kraft helfen können, um gemeinsam mit
der übrigen werktätigen Bevölkerung den Kampf um
Arbeit, Brot und größere Unterstützung aufzunehmen.
Wir müssen aber auch gleichzeitig feststellen, daß
in dieser Zeit der furchtbarsten Verelendung es die Zentrale der
reformistischen Gewerkschaften in Reichenberg für notwendig
erachtet, neuerlich Beschlüße gegen die Ei nheitsfront
zu fassen. Wir wissen, daß der deutsche sozialdemokratische
Parteivorstand im engsten Einvernehmen mit den freien Gewerkschaften
einen groß angelegten Plan zur Diffamierung der Einheitsfront
im Auge hat. Wir kennen die Bestrebungen dieser Herren. Wir wissen,
daß man darauf ausgeht, vor allen den Genossen Dimitroff
zu kompromitieren und zu diffamieren, indem man an das alberne
Märchen glaubt, daß die Sowjetregierung im Einvernehmen
mit der reichsdeutschen Regierung es ermöglicht hat, daß
Dimitroff in Leipzig so auftreten konnte. Diese Tatsachen bewei
sen, daß man bewußt einen Angriff gegen die Einheitsfront
unternimmt, der nichts anderes bezweckt, als zu verhindern, daß
die Arbeiter in einem einheitlichen Kampfe vorgehen können.
Ich erinnere daran, daß Abg. Krejèi in Braunau
erklärt hat, daß er keine Einheitsfront brauche, lieber
lasse er sich totschlagen. (Výkøiky.) Ein
bezeichnender Ausdruck für den Vertreter einer Arbeiterpartei!
Wir wissen auch, daß die Pläne, die von Seiten der
Reaktion geschmiedet werden und sich gegen die Interessen der
Arbeitermasssen in aller Konsequenz richten, dazu führen
werden, daß auch breite Schichten der sozialdemokratischen
Arbeiter es vorziehen werden, die Einheitsfront mit den Arbeitern
zu schließen, als jenen Führern zu folgen, die es im
eigenen Interesse ablehnen, einen gemeinsamen Kampf zu organisieren.
Vor Weihnachten hat man den Mitgliedern der freien Gewerkschaften
versprochen, daß zum 1. Jänner eine Verbesserung des
Genter Systems kommen wird. Nichts ist eingetreten. Man erzählt
jetzt davon, daß es in den nächsten Wochen kommen soll.
Wenn man eine Verbesserung des Genter Systems haben will - und
wir sind dafür - dann muß man dafür sorgen, daß
die Arbeiter einheitlich für diese Verbesserung vorgehen,
dafür sorgen, daß es möglich ist, durch den gemeinsamen
Kampf aller Arbeiter diese Abänderungsanträge im Interesse
der Arbeitslosen durchzusetzen.
Wir appellieren daher von dieser Stelle aus an die sozialdemokratischen
Arbeiter, an die Mitglieder der freien Gewerkschaften, sich nicht
vom einheitlichen Vorgehen, vom gemeinsamen Kampfe abhalten zu
lassen. Wir machen sie aufmerksam, daß sie sich nicht trennen
lassen von jenen Arbeitern, die heute bei der Sudetendeutschen
Partei stehen, aber erkennen, daß diese Partei ihre Interessen
nicht vertritt, daß sie bereit sein sollen, mit den Arbeitern
aller anderen Parteien gemeinsam gegen das Unternehmertum, gegen
die Ausbeu ter vorzugehen und zu kämpfen. Wir sagen den sozialdemokratischen
Arbeitern: Laßt Euch nicht trennen von der übrigen
Arbeiterschaft! Schafft die Verbindung genau so wie wir zu allen
Arbeitern, zu den unzufried enen Mitgliedern der Sudetendeutschen
Partei, zieht sie herein in das gemeinsame Vorgehen, damit es
möglich ist, durch die Schaffung einer einheitlichen Front
der Arbeiter die pr imitivsten Forderungen der Arbeiter zu verwirklichen!
Wir appellieren weiter an die Arbeiter zu erkennen, daß
es in den Reihen der Sudetendeutschen Partei tausende und abertausende
ehrlich arbeit ende Elemente gibt, die nichts gemeinsam haben
mit den Zielen ihrer eigenen Partei, die mißbraucht werden
im Interesse des deutschen Unternel ertums und des Hitlerfascismus.
Es ist ein Gebot der Stunde, diese Arbeiter zu gewinnen für
den gemeinsamen Kampf der Arbeiterklasse, ihnen gegenüberzutreten
als Kam eraden, als Arbeitskollegen, sie nicht durch Bezeichnungen
wie Fascisten abzustoßen, sondern für die Arbeiterfront
zu gewinnen. Wir appellieren an diese ehrlichen Mitglieder und
Anhänger des Arbeiterstandes der SDP, in den nächten
Tagen und Wochen gemeinsam mit allen Arbeitern, mit den Werktätigen
für die Forderungen der gesamten werktätigen Schichten
einzutreten in einer einheitliche Front der Ausgebeuteten gegen
die Ausbeuter, in einer einheitlichen Front der Hungernden gegen
jene Kapitalistenkreise und ihre Anhänger, die die Verantwortung
für das heutige Hungerregime zu tragen haben.
Das sudetendeutsche werktätige Volk wird in der Lage sein,
diese Forderungen durchzusetzen, wenn es in einer einheitlichen
Front aufmarschieren wird. In den nächsten Wochen findet,
unterstützt und begeistert begrüßt von vielen
Arbeitslosenver sammlungen, Kundgebungen und breiten Schichten
der Arbeiter, die Konferenz der Arbeitslosen in Prag statt. Wir
fordern alle ehrlichen sozialdemokratischen Arbeiter, alle Anhänger
des Arbeiterstandes der Sudetendeutschen Partei auf, sich an dieser
Konferenz zahlreich durch Delegationen zu beteiligen und sich
nicht abhalten zu lassen durch die Spaltungsmaßnahmen ihrer
eigenen Führung. Die Konferenz der Arbeitslosen muß
zu einer Massenmanifestation der Hungernden gegen die Ausbeuter
werden. Wir appellieren an die Arbeitslosen, an die Betriebsarbeiter,
an den notleidenden Mittelstand, zu einer einheitlichen Front,
zur Volksfront zusammenzukommen, um durch die Volksfront die primitivsten
und einfachsten Forderungen des sudetendeutschen werktätigen
Volkes zur Durchsetzung zu bringen. Diese Volksfront der Arbeitermassen
wird stark genug sein, die nötige Hilfe für die Hungernden
zu erreichen, wird stark genug sein, die Forderungen durchzusetzen,
auf Kosten der Reichen den Armen zu helfen, auf Kosten der Hungernden
die Kapitalisten zu besteuern. (Potlesk komunistických
poslancù.)
Hohes Haus! Die beiden hier vorliegenden Weidevorlagen in der
Slovakei würden als kleine Vorlagen auch uns interessieren,
weil auch wir in der Slovakei sehr viel arme Leute haben, die
von den bischen Hutweiden geradezu ihr Leben fristeste müssen.
Wir haben nur das Bedenken, daß diese Pachtverträge
so gemacht werden, daß die Leute von Jahr zu Jahr immer
wieder von neuem um ihr Stückklein Brot bangen müssen,
das da mit diesen Hutweiden verbunden ist. Wenn wir heute und
auch vorgestern hier im Hause über die einzelnen Steuervorlagen
Redner von den verschiedensten Parteien gehört haben, so
können wir uns eines Gedanykens nicht erwehren: Warum bringt
man nicht Vorlagen vor das Haus, die geeignet wären, die
grenzenlose Notlage einigermaßen zu lindern, die wir in
unserer sudetendeutschen Heimat zu verzeichnen haben?
Hohes Haus! Wir haben von dieser Tribüne aus schon wiederholt
in aller Schärfe und Eindringlichkeit gegen die Untätigkeit
gegenüber dieser grausamen Not, diesem grenzenlosen Leid,
Stellung genommen, das wir draußen in unserer Heimat aufzuweisen
haben. Wir haben gestern Gelegenheit genommen, den parlamentarischen
Klub der Abgeordneten und Senatoren unserer Partei gemeinsam mit
der inländischen und ausländischen Presse zusammenzubringen
und dort den Herren der Presse klar zu machen, wie es im Sudetendeutschtum
ausschaut, welch eine Not dort vorhanden ist, wie diese Not unerträglich
geworden ist, so daß wir die Verantwortung für das,
was nun da draußen geschieht, nicht mehr übernehmen
können. (Výkøiky komunistických poslancù.)
Hohes Haus! Wir haben von der kommunistischen Seite schon
viel gehört, das meiste aber, was wir von ihnen gehört
haben, war ausgesprochener Schimpf gegenüber der Sudetendeutschen
Partei, die bewußt und zielklar kämpft. (Výkøiky
komunistických poslancù.) Meine Herren von der
kommunistischen Partei, von den Flachsbaronen ist in unserer Partei
keiner vertreten. Ich darf Ihnen sagen, wir haben dort gestern
in aller Eindringlichkeit der Presse klar gemacht, was im sudetendeutschen
Raume los ist. (Výkøiky a hluk.) Wir haben
Ihnen gesagt, daß es im Erzgebirge 18jährige Burschen
mit 26 kg gibt, daß es arme alte Leute gibt, die in ihren
Elendswohnungen verhungern müssen. (Výkøiky.)
Wir haben festgestellt, wie es in Nordböhmen im Glasgebiete
ausschaut, wir haben ihnen klar gemacht, wie die ganze Situation
in der sudetendeutschen Heimat ist, und wenn Sie (obrácen
ke komunistickým poslancùm) noch ein Schamgefühl
hätten, würden Sie mich ruhig anhören und keine
Zwischenrufe machen. (Potlesk sudetskonìmeckých
poslancù.) Die Propaganda, die Sie betreiben, kennen
wir, Sie wollen Ihre im sudetendeutsche Gebiete zus ammengebrochene
Partei wieder auf die Beine bringen. (Výkøiky
a hluk.)
Meine Kameraden haben gestern mit dem Herrn Fürsorgeminister
über diese Angelegenheit gesprochen und der Herr Fürsorgeminister
erklärte uns, daß von ihm aus alles geschehen würde,
was notwendig ist. Diese Erklärungen haben wir schon oft
gehört, aber getan wird nichts, und wir müssen auch
heute wieder, so wie es Kamerad May bereits getan, in aller Schärfe
und Eindringlichkeit protestieren und jede Verantwortung dafür
ablehnen, was da draußen in der sudetendeutschen Heimat
geschieht.
Der Bericht über diese unsere gestrige Kundgebung wurde in
der "Zeit" verstümmelt; an 10 Stellen wurde er
konfisziert. Es gibt eine Reihe von Zeitungen, und das ist festzustellen,
die von dieser Kundgebung überhaupt keine Notiz genommen
haben und dazu gehört auch die, "Deutsche Presse"
der deutschen christlichsozialen Volkspartei.
Meine Herren! Wenn beispielsweise in der "Zeit" geschrieben
stand (ète): "Auch dort, wo der Staat durch
Zuweisung von Lieferungen an die sudetendeutsche Industrie helfend
eingreifen könnte, zeigt sich das gerade Gegenteil: Die èechische
Industrie wird im reichsten Ausmaß bedacht, im sudetendeutschen
Gebiet werden èechische Konkurrenzunternehmen mit staatlichen
Subventionen gegründet und wo in den deutschen Randgebieten
mit staatlichem Zuschuß Investitionsarbeiten durchgeführt
werden, erhalten sie èechische Firmen, die natürlich
wiederum nur èechische Arbeiter beschäftigen. Die
sudetendeutsche Industrie aber geht leer aus." - Beschlagnahmt!
Eine andere Stelle: "Hungertyphus im Gablonzer Industriegebiet."
- Beschlagnahmt!
"Die èechoslovakischen Konsulate im Ausland verweisen
anfragende Kunden nur an èechische Firmen." - Beschlagnahmt!
"Die èechische Glasindustrie wird demgegenüber
mit allen Mitteln geschützt und gefördert. Seitdem die
Wälder verstaatlicht sind, dürfen die Arbeitslosen nicht
einmal mehr Klaubholz sammeln, um sich vor dem Erfrieren im Winter
zu schützen.
In der Ortschaft Weißbach ist der Hungertyphus eingezogen.
Um einem Typhuskranken nach Monaten ein Stückchen Fleisch
zu verschaffen, schlachtete der Nachbar seine Hau skatze! Alle
Staatsaufträge gehen ins èechische Gebiet. Eine Fabrik,
die sogar nach Amerika Tuch für Militärzwecke liefert,
hat noch keinen Meter für die èechoslovakische Armee
im Auftrag bekommen. Es wäre zutiefst zu bedauern, wenn die
Deutschen auf diesem Weg durch den Hunger auf die Straße
getrieben würden. Schikanen um jede Brotkarte." Beschlagnahmt!
(Výkøiky komunistických poslancù.
- Hluk.)
"Die Sicherheit des Staates kann durch nichts so gefährdet
werden, wie durch eine systematisch herbeigeführte Verzweiflungsstimmung."
- Beschlagnahmt!
"Die täglichen Erfahrungen müssen uns sagen, daß
eine Irredenta, die sich einredet, durch das Anmalen eines Hakenkreuzes
an ein Scheunentor eine Tat begangen zu haben, den Staat nie erschüttern
wird. Aber man muß sich im klaren sein, daß es unsinnig
ist, gegen die sogenannte Irredenta einiger Heißsporne anzurennen
und auf der anderen Seite eine Sozialpolitik zu betreiben, die
dazu führen kann, daß Hunderttausende brave und ruhige
Menschen in die Verzweiflung getrieben werden." - Beschlagnahmt!
(Výkøiky komunistických poslancù.)
"Maßnahmen zu vermeiden, die als der Ausdruck einer
systematisch betriebenen nationalpolitischen Offensive empfunden
werden müssen. Die Zustände sind so, wie sie meine Kameraden
geschildert haben. Die Massen wollen auf die Straße, nicht
seit gestern und vorgestern erst, sondern seit einem Jahre."
- Beschlagnahmt! (Výkøiky komunistických
poslancù: Wer hält sie denn zurück? - Hluk.)
"Weil unsere eigenen Hoffnungen durch das Verhalten der Regierung
Tag für Tag zerstört worden sind. [ ]." - Beschlagnahmt!
(Výkøiky a hluk. - Místopøedseda
Košek zvoní.)
"Wenn man berücksichtigt, daß in den amtlichen
Statistiken nur die Arbeitslosen ausgewiesen werden, die von den
Gewerkschaften oder durch die staatlicheErnährungsaktion
unterstützt werden, nicht aber die große Masse aller
Arbeitslosen, die überhaupt keine Unterstützung mehr
erhalten." (Výkøiky.) - Beschlagnahmt!
Während ich von der Not erzählt habe, haben Sie (obrácen
ke komunistickým poslancùm) gebrüllt. (Potlesk
sudetskonìmeckých poslancù. - Hluk.)
Den sudetendeutschen Arbeiter bekommt Ihr nicht mehr! Das
ist vorbei! (Hluk.) Da könnt Ihr machen, was Ihr wollt.
(Hluk.) Was jetzt geschieht, was sich in unserer He imat
zuträgt, das muß geändert werden, und alle die,
die ihren Staat lieben, haben jetzt nur ein Programm zu haben
und müssen nur ein einziges Problem kennen: Arbeit schaffen
im sudetendeutschen Gebiete. Das ist die beste Sicherheit für
den Staat. Was die Kommunisten, die Fremdenlegionäre Rußlands
hier ... (Potlesk. - Výkøiky komunistických
poslancù.) Das nimmt niemand mehr bei uns ernst. (Potlesk.)
Ich kann Euch sagen, wenn Sie heute z. B. erzählt haben,
daß in Trantenau eine Arbeitslosenkundgebung gewesen wäre,
zu der Ihr einfach feststellen konntet, daß dort durch unsere
Kreisleitung die einzelnen Punkte gestrichen wurden, dann erkläre
ich das eben als einfache Lüge. (Výkøiky.)
Denn das, was sich dort getan hat, war keine Veranstaltung
von uns, sondern eine Veranstaltung von Euch. Wir haben Euere
Sachen nicht in die Hand bekommen.
Meine Herren! Damit, wie Sie Politik machen, wird niemand gerettet,
so wie Sie Politik machen, wollen wir keine Politik gemacht haben.
Wir fühlen uns verbunden mit unserem notleidenden sudetendeutschen
Volke, wir wollen für das sudetendeutsche Volk Arbeit und
Brot und wenn es dem Staate um seinen Bestand wirklich ernst und
heilig ist, dann muß er das Gleiche wollen. (Potlesk
sudetskonìmeckých poslancù.)