Kart Döltsch, Tagarbeiter in Bad Königswart Nr. 35:
Ich bestätige vollinhaltlich die oben stehenden Angaben meiner Frau.
Karl Döltsch.
Nachhang: Ich war auch Zeuge der Misshandlung des Hössl und befand mich vom Hössl höchstens 10 Schritt entfernt. Hössl hat sich vollkommen ruhig verhalten und hat gar keine Veranlassung zu dem brutalen Einschreiten gegen ihn gegeben. Er hat lediglich die Arme zum Schlitz gegen die niedersausenden Hiebe über Kopf und Gesicht gehoben und dabei immer gerufen: »Lasst mich gehn, ich hab doch nichts getan. « Ich habe den Vorfall in seinem ganzen Zusammenhange beobachtet und es ist ganz ausgeschlossen, dass ich eine Aeusserung Hössl überhört oder aber eine Tathandlung übersehen haben könnte. Ich bin nicht Parteiangehöriger.
Karl Döltsch.
Johann Döltsch, Tagarbeiter in Bad Königswart Nr. 188:
Ich bin 60 Jahre alt und nicht Parteiangehöriger; ich ging mit meinem Vetter Hössl zur kritischen Zeit über den Marktplatz und plötzlich erhielten wir von Gendarmen Schläge mit dem Gummiknüttel. Während ich mich durch einen Sprung vor weiteren Misshandlungen retten konnte, schlugen die Gendarme auf Hössl weiter ein und immer mehr Gendarme drangen auf Hössl ein, sodass ich, da ich immer weiter abgedrängt wurde, den weiteren Verlauf nicht beobachten konnte.
Johann Döltsch.
Karl Maier, Tischlermeister in Bad Königswart Nr. 222:
Ich war zur kritischen Zeit im Gasthaus Dietl und begab mich, als sich der Vorfall ereignete, auf dem Marktplatz. Ich sah, wie einige Gendarme auf einen jungen Mann einschlugen und ging, da ich fürchtete, dass dies mein Sohn sein könnte, dorthin. Da sah ich, dass der Misshandelte der Hössl war, welcher die Arme zum Schutz« gegen die Schläge erhöben hatte. Ohne jeden Grund schlugen die Gendarme auf den von ihnen gänzlich umringten Hössl weiter ein und ich muss betonen, dass für die Misshandlung des Hössl nicht der geringste Grund gegeben war. Ich bin kein Parteiangehöriger.
Karl Maier.
Karl König, Autobusschaffner in Bad Königswart Nr. 207:
Ich gehöre keiner politischen Partei an. Ich befand mich gegen 19 Uhr auf dem Marktplatz und sah, wie Hössl mit seinem Vetter Döltsch auf dem Bürgersteig ging; plötzlich kamen vom Gericht cirka 20 Gendarme, welche eine Schwarmlinierbildeten und gegen die in aller Ruh« dahingehenden Leute eindrangen und ohne jede Veranlassung mit den Gummiknüttel auf diese einschlugen. Eine Aufforderung zum Stehenbleiben
oder zum Auseinandergehen ist bestimmt seitens der Gendarmerie nicht erfolgt. Ich befand mich höchstens 5 Schritte von Hössl entfernt und habe den Vorgang vom Anfang bis zum Ende genau beobachtet. Ist selbst habe als gänzlich Unbeteiligter einige Schläge mit dem Gummiknüttel bekommen. Ich kann unter Eid bestätigen, dass Hössl zu seiner Misshandlung in keiner Weise Veranlassung gegeben hat, sondern dass er sich vollkommen ruhig verhalten hat und dass es eine grosse Unwahrheit bedeutet, wenn behauptet wird, dass sich Hösl einem etwaigen Befehle zum Auseinandergehen, welcher jedoch gar nicht erteilt wurde, gewaltsamen Widerstand entgegensetzte.
Die Gendarme schlugen ganz unerhört roh auf den wehrlosen Hössl ein, welcher nur abwechselnd die Arme zum Schütze über Gesicht und Kopf erhob.
Ich sah schliesslich noch, wie drei Gendarme den Hössl, welcher arg zugerichtet war, abführten und das erste Stück Weg immer wieder mit den Gummiknütteln auf ihn schlugen.
Karl König.
Johann Buberl, Schlosser in Bad Königswart:
Ich befand mich zur kritischen Zeit auf dem Marktplatz und habe den Vorfall Hössl vom Anfang bis zum Ende aus einer Entfernung von ungefähr 10 Schritte genau beobachtet.
Auch ich kann bestätigen, dass Hössl keinen Grund welcher Art auch immer zu den Misshandlungen gegeben hat, sondern dass er nur seine Arme zur Abwehr der Schläge erhoben hatte. Ich habe auch gehört, dass Hössl gerufen hat, was wollt Ihr denn, ich geh doch weg. Die Gendarme Hessen jedoch nicht von ihm ab, sondern schlugen immer weiter in derart roher Weise auf Hössl ein, dass dieser beinahe gar nicht mehr fähig war, zu gehen, geschweige denn tätlich gegen die Gendarme vorzugehen. Ich kann weiters bestätigen, dass Hössl von den eskortierenden Gendarmen auch nach seiner Verhaftung mit Gummiknüttel geschlagen wurde. Ich sah auch, dass ein Gendarm, welcher gleichfalls auf Hössl eindringen wollte, stolperte und zu Boden fiel; ganz ausgeschlossen ist jedoch, dass Hössl diesen Gendarmen zum Fall gebracht hat.
Johann Buberl.
Adam Bauer, Hausmeister in Bad Königswart Nr. 89:
Ich befand mich unter den Leuten, welche zur kritischen Zeit vom Kurort her gegen die Stadt zu gingen; der Marktplatz wurde plötzlich von einer Gendarmeriekette ungefähr in der Mitte abgesperrt und ich sagte, da der mit mir gehende Tischlergehilfe Richard Heini zur Waffenübung einrücken musste, zu einem der Gendarme, dass man doch den Heinl durchlassen möge, da er ja einrücken müsse; als Antwort erhielt ich drei Schläge mit dem Gummiknüttel über den Schädel und ebenso wurde Heini von einem Gendarmen mit dem Knüttel geschlagen.
Den Vorfall Hössl selbst habe ich nicht beobachten können, jedoch sah ich, wie Hössl von zwei oder drei Gendarmen abgeführt wurde; bei dieser Gelegenheit wurde Hössl, der allem Anschein nach nicht mehr gut gehen konnte, von der Eskorte immer wieder mit Gumtniknüttel geschlagen.
Adam Bauer.
Lorenz Kohl, Schneidermeister in Bad Königswart Nr. 61:
Ich bin kein Parteiangehöriger; als ich mit meiner Frau zur kritischen Zeit über den Marktplatz spazieren ging, kam plötzlich eine Schwärmlinie Gendarmen und hieb ohne jede Veranlassung auf die Daherkommenden mit Gummikmitteln ein. Ich hörte später die Rufe der Gendarmerie »Zurück« und lief mit meiner Frau gleichfalls in der Richtung Grand-Hotel. Beim Hause Schmidthammer sagte ich zum hiesigen Gendarmeriewachtmedster Veselý, dass er uns doch durchlassen möge, da mein« Frau zu unserem fünf Monate alten Kinde müsse; dieser Wachtmeister gestattete uns auch den Durchgang und rief drei anderen Gendarmen, welche mit Gummiknütteln auf uns losgehen wollten zu, dass wir die Absperrung passieren dürften; trotz dieser Freigabe kam jedoch ein Gendarm aus Grosssichdichfür auf uns zu und schlug mich mit dem Gummiknüttel von vorn auf den Schädel. Vorher sah ich, dass sechs Gendarme zu gleicher Zeit auf Hössl einschlugen und dass diese Gendarme den Hössl umringten, sodass er sich überhaupt nicht von der Stelle bewegen konnte. Hössl wurde darauf in eine Hauseckte gedrängt, wo ihn weitere 4 Gendarme mit Gummiknütteln wie wütend behandelten.
Ich kann mit aller Bestimmtheit bestätigen, dass Hössl die vielen Schläge lediglich abzuwehren versuchte und hiebei die Arme erhob. Irgendeinen gewaltsamen Widerstand hat Hössl auf keinen Fall geleistet.
Dies erschien auch bei der Anzahl der auf ihn einschlagenden und ihn umringenden Gendarmen ganz unmöglich.
Lorenz Kohl.
Ludwig Faber, Elektriker, Bad Königswart Nr. 13:
Ich kam mit den Teilnehmern an der Unterhaltung im Palast-Hotel gegen 19 Uhr auf den Marktplatz und befand mich mit unter den ersten Gruppen; ich sah die Gendarme vom Bezirksgericht her herunterlaufen und hörte, einen mir nicht verständlich gewesenen Befehl des Kommandanten, worauf die Gendarme eine Schiwarmlinie bildeten, das Gewehr in die Hand nahmen und mit der anderen Hand den Gummiknüttel hielten; so gingen die Gendarme gegen uns vor und es ist ganz ausgeschlossen, dass ich einen etwaigen Befehl der Gendarmerie zum Auseinandergehen überhört haben könnte.
Die Gendarme schlugen gleich mit Gummiknüttel auf uns ein, trotzdem wir sofort Kehrt machten. Dies beweist auch der Umstand, dass
fast sämtliche Teilnehmer die Schläge auf den Hinterschädel oder auf den Rücken erhielten. Ich sah auch, dass die Kraftwagenlenkersgattin Elisabeth Höttl von den mit aller Brutalität vorgehenden Gendarmen über den Haufen gerannt wurde und zu Boden stürzte.
Den Vorfall Hössl habe ich aus einer Entfernung von höchsten 10 bis 15 Schritt beobachtet und kann mir aller Bestimmtheit bestätigen dass sich Hössl weder mit Wort noch Tat widersetzte, sondern nur die zahllosen Knüttelhiebe mit erhobenen Armen abzuwehren suchte.
Trotzdem schlugen die Gendarme weiter auf ihn ein und ich kann auch bestätigen, dass Hössl derart zugerichtet wurde, dass er sich nur mit Mühe fortbewegen konnte. Die Gendarme, die ihn zum Gericht eskortierten, schlugen auch dann noch, als Hössl nicht mehr schnell genug gehen konnte, mit den Knütteln auf ihn ein und stiessen ihn von allen Seiten.
Ludwig Faber.
Anna Röll, Kaffeemädchen in Bad Königswart Nr. 53:
Ich bin keine Parteiangehörige und war auch nicht bei der Unterhaltung in Palast Hotel anwesend, ich war ganz zufällig auf dem Marktplatz und sah die Gendarmen in Schwarmlinie gegen die in aller Ruhe daher kommenden Besucher der Veranstaltung in Schwarmlinie vorgehen. Ich habe nicht gehört, dass irgend ein Befehl seitens der Gendarmerie erteilt worden wäre und sah nur, wie die Gendarme ohne jede Veranlassung in die Leute einschlugen. Später sah ich auch, wie Hössl von vier Gendarmen in eine Hausecke gedrängt und dortselbst immerwährend mit heftigen Schlägen mit dem Gummiknüttel bearbeitet wurde. Auch ich kann bestätigen, dass Hössl lediglich zum Schütze die Arme erhob, dass er jedoch keinesfalls gegen die Gendarme tätlich vorging und dass er immer gerufen hat, lasst mich gehn, ich mach doch nichts. Den Abtransport Hössl habe ich nicht mit beobachtet.
Ich war auch Zeugin, wie Karl Baumann geschlagen wurde.
Anna Röll.
Anton Schicker, Kraftwagenlenker in Bad Königswart Nr. 206:
Ich befand mich unter den Besuchern des Beisammenseins im Palast Hotel und ging mit diesen über den Marktplatz. Ich kann gleichfalls bestätigen, dass die einschreitenden Gendarme keinen Befehl zum Kehrtmachen gegeben haben und dass sie plötzlich und ohne jede Veranlassung auf uns mit Gummiknütteln einhieben; auch ich erhielt Schläge übera Kopf, Schulter und Rücken. Kurz darauf sah ich, dass ungefähr 8 bis 10 Gendarme den Hössl umringten und mit aller Wut auf diesen mit Gumumiknütteln einschlugen. Hössl leistete keinen gewaltsamen Widerstand, sondern suchte aus die Schläge abzuwehren. Ich sah allerdinge auch, dass ein Helm zu
Boden fiel, es ist aber ganz ausgeschlossen, dass Hössl etwa einem Gendarmen diesen Helm vom Köpfe schlug.
Anton Schicker.
Anton Eheim, Maurer in Bad Königswart, Nr. 220:
Als wir vom Palast Hotel in die Stadt kamen und auf den Marktplatz gelangten, sah ich den Gendarm Veselý aus dem Fenster des Bezirksgerichtes schauen; es dauerte auch gar nicht lange, da kamen sämtliche Gendarme aus dem Gericht und bildeten quer über dem Marktplatz Schwarmlinie und gingen auch schon im selben Augenblick gegen uns vor, wobei sie wahllos und sinnlos, ohne dass wir Veranlassung zu diesem mehr als scharfen Vorgehen gegeben hätten, auf uns mit Gummiknütteln einschlugen. Ich selbst wurde mit einem Gewehrkolben in die rechte Hütte geschlagen, wobei ich stürzte; als ich auf dem Boden lag, schlugen die Gendarme noch mit Gummiknüttel auf meinen Rücken. Zur selben Zeit wurde auch Frau Höttl von Gendarmen niedergerannt. Als ich mich vom Boden erheben konnte, sah ich, wie eine grössere Anzahl von Gendarmen den Hössl auf der Strasse umringten und mit Gummiknütteln mit aller Wut bearbeiteten, Hössl wurde dann von 4 Gendarmen in die Hausecke beim Uhrmacher Lorenz gedrängt, wo er Weiter mit Knütteln geschlagen wurde. Weder auf der Strasse noch in der Hausecke hat sich Hössl gewaltsam widersezt, sondern hat nur zum Schutz die Arme erhoben und dabei immer wieder gerufen, lasst mich doch gehen, ich hab doch nichts getan. Hössl hatte gar keine Möglichkeit die auf ihn einschlagenden Gendarme etwa gewaltsam anzugreifen oder aber zu flüchten, da et VOR den Beamten umringt war. Auch ich habe den Abtransport des Hössl beobachtet und kann aus eigener Wahrnehmung bestätigen, dass Hössl gar nicht mehr ordentlich gehen konnte und dass er trotzdem immer wieder mit Gummikauttel teichlagen wurde.
Anton Eheim.
Anton König, Tagarbeiter in Bad Königswart Nr. 143:
Ich schliesse mich den Zeugenaussagen über den Fall Hössl vollinhaltlich an, da ich den Tatbestand vom Anfang an beobachten konnte. Ich betone jedoch ausdrücklich, dass Hössl weder durch Wort noch durch Taten irgendeine Veranlassung für dieses brutale Vorgehen gegeben hat.
Den Vorfall in der Hausecke sowie den Ab* transport Hössls habe ich jedoch nicht beobachtet -
Anton König,
Frans Gärtner, Tischlergehilfe in Bad Königswart:
Ich war bei dem Vorfall M der Brückenwage anwesend und habe das Vorgehen der Gendarmerie gegen uns beobachtet. Wir standen ruhit an diesem Orte und die Gendarme haben ohne jeden Grund auf une plötzlich einzuschla-
gen begonnen, auch ich habe Schläge über den Rücken erhalten. Ich betone ausdrücklich, dass wir uns ganz ruhig verhalten haben und keine Veranlassung zu einem Eingreifen gegeben haben.
Gärtner Franz.
Paul Heidi, Drogist in Bad Königswart, Nr. 56:
Ich habe beobachtet, wie Hössl in die Hausecke bei Lorenz gedrängt und dort von den Gendarmen mit Gummiknütteln ganz sinnlos bearbeitet wurde. Auch ich kann mit Bestimmtheit bestätigen, dass sich Hössl nicht widersetzte. Ich habe weiters beobachtet, wie die Gendarme Hössl in das Gericht schleiften, da Hössl nicht mehr ordentlich gehen konnte.
Paul Heidi.
Erwin Tischler, Kellner in Bad Königswart Nr. 170:
Ich kam zur kritischen Zeit mit den übrigen Teilnehmern der Veranstaltung in Palast Hotel auf den Marktplatz und habe von weitem gesehen, wie Hössl geschlagen wurde; ich sagte, zu den Umstehenden; schaut da wird einer geschlagen. In diesem Augenblick, trat der Komandant der Gendarmerie auf mich zu und fragte mich, ob auch ich im Palast Hotel war; ah ich das bejahte, sprach er meine Verhaftung wegen verbotenen Aufzuges aus.
Ich wurde daraufhin auf das Gericht geschafft, woselbst meine Generalien aufgenommen wurden und ich wieder entlassen wurde. Auch ich erhielt zwei Schläge über Schulter und Rükken.
Tischler Erwin.
Otto Gerhardt, Kaufmann in Bad Königswart:
Ich ging zur kritischen Zeit mit Hans Heidi auf den Marktplatz spazieren und wollte mich gerade in meine Wohnung begeben. Ich war Zeuge des Einschreitens der Gendarmerie und sah, dass die Gendarme mit Gummiknütteln auf die Leute eintrieben und dass auch viele Frauen, die zur Maiandacht gehen wollten, geschlagen wurden. Trotzdem ich der Gendarmerie erklärte, dass ich nach meiner Wohnung gehen wollte, erhielt ich mehrere Schläge auf den Kopf.
Heute vormittags war ein Gendarm bei mir und wollte mich davon abbringen, eine Anzeige an die Deutsche Gesandtschaft in Präg zu erstatten; als ich auf der Erstattung der Anzeige bestand, sagte er mir, dass dann auch ich angezeigt werde.
Ich habe am heutigen Tage, da ich reichsdeutscher Staatsbürger bin, die Anzeige bei der deutschen Gesandtschaft in Prag abgehen lassen.
Gerhardt Otto.
Anton Döltsch, Hausmeister in Bad Königswart:
Ich befand mich zur bereits angegebenen Zeit unmittelbar vor der Gendarmeriekette und
kann mit voller Sicherheit annehmen, dass die Gendarmerie plötzlich und ohne jeder Veranlassung auf uns mit Gummiknüttel einschlug. Ich selbst erhielt unzählige Schläge über den Rükken, was wohl zur Genüge beweist, dass ich bereits im Weggehen begriffen war. Die Gendarmerie ist mir jedoch über den halben Marktplatz nachgelaufen und hat fortwährend auf mich hineingehaut.
Ich habe gesehen, wie mehrere Gendarme in Hössl einschlugen, doch konnte ich den Vorfall nicht genau beobachten.
Ich habe auch gesehen, wie der reichsdeutsche Staatsbürger Max Schubert, Kraftwagenlenker in Bad Königswart, von der Gendarmerie mehrere Schläge auf den Rücken und auf den Hinterschädel erhielt.
Anton Döltsch,
Erich Girschick, Student in Altwasser:
Ich habe beobachtet, wie der GendarmerieWachtmeister Friba aus Grossichdkhfür den reichsdeutschen Staatsbürger Otto Gerhardt mit dem Gummiknüttel von rückwärts geschlagen hat.
Girschick Erich.
Wilhelm Bachmann, Fleischhauer in Bad Königswart:
Ich bin zwar Parteiangehöriger, war jedoch beim Zusammensein im Palast Hotel nicht anwe, send, sondern befand mich zufällig auf dem Marktplatz, als die Gendarmerie mit Gummiknütteln in die Leute, welche ganz ruhig daher kamen, einschlug. Ich sah auch, wie Hössl von mehreren Gendarmen in der Hausecke beim Uhrmacher Lorenz in der fürchterlichsten Weise mit Gummiknütteln bearbeitet wurde. Ich kann bestätigen, dass sich Hössl in keiner Weise widersetzt hat und dass die Gendarmen wie sinnlos und mit aller Wut auf Hössl mit den Knütteln einschlugen.
Wilhelm Bachmann.
Franz Schöner, Arbeiter in Bad Königswart Nr. 205:
Ich bin kein Parteiangehöriger; ich befand mich zur kritischen Zeit gerade auf dem Marktplatz und habe gesehen, wie die Gendarmerie mit Gummiknüttel wie wütend auf die Leute einschlug. Ich habe weiters gesehen, wie Hössl von Gendarmen umringt war und wie die Gendarme mit ihren Knütteln auf Hössl. einhieben, welcher sich durch erhobene Arme zu schützen versuchte. Hössl wurde dann von mehreren Gendarmen in eine Hausecke gedrängt und dort weiter mit Knütteln geschlagen. Als Hössl bereits in der Hausecke beim Uhrmacher Lorenz war, kam ein Gendarm über die Strasse gelaufen, stolperte, fiel zu Boden und zerbrach hiebei das Gewehr, da er auf diese gefallen war. Auch die Abführung des Hössl habe ich beobachtet und hiebei bemerkt, wie Hössl taumelte und trotzdem von den eskor-
tierenden Beamten weiter mit Fäusten und Gummiknütteln gestossen und geschlagen wurde.
Frani Schöner.
Franz Rhein, Bäckergehilfe in Bad Königswart Nr. 20:
Ich befand mich mit unter den Ersten, welche auf den Marktplatz gelangten; es gelang mir daher durch die Gendarme, welche gerade im bilden der Schwarmlinie begriffen waren, zu gelangen, und konnte so ohne jede Störung den Vor» fall Hössl aus ungefähr 15 Schritt Entfernung beobachten: Hössl wurde ohne jeden Grund auf ein Kommando, welches der Gendarmerieoberwachtmeister Mauritz vom Fenster des Gendarmeriepostens herunterrief, plötzlich von 8 bis 10 Gendarmen umringt, welche mit aller Wut auf Hössl mit Gummiknüttel einschlugen. Hössl erhielt zahllose Hiebe über Kopf, Schulter und Rücken, Ich kann mit voller Bestimmtheit angeben, dass sich Hössl nicht gewehrt hat, sondern lediglich zur Abwehr der Schläge die Arme erhoben hat. Hössl wurde weiter von den Gendarmen über die Strasse auf den Bürgersteig in die Hausecke beim Uhrmacher Lorenz gedrängt und daselbst in der rohesten Weise weiterhin mit Gummiknüttel bearbeitet. Ich habe auch die Eskortierung Hössels gesehen und man konnte deutlich bemerken, dass Hössl taumelte und sich gebückt nur schwer auf den Füssen halten konnte, Hössl wurde daher von den Gendarmen auf das Bezirksgericht geradezu geschleift. Trotzdem Hössl schon derart zugerichtet war, wurde er während des Abtransportes fortwährend weiter mit Gummiknütteln gestossen und geschlagen.
Franz Rhein.
Vinzenz Seitz, Tagarbeiter in Bad Königswart Nr. 259:
Ich stand allein am kritischen Tage gegen 17 Uhr bei der Wage und sah, wie plötzlich Gendarmerie daherkam und ohne jede Veranlassung auf eine kleine Anzahl Leute, die ganz ruhig an der Wegkreuzung standen, mit Gummiknütteln einschlug. Auch auf mich, der ich doch ganz allein stand, hieben sechs Gendarme mit Knütteln ein und verfolgten mich unter fortwährenden Schlär gen bis zum Kaufmann Eckert.
Ich sah auch, wie Johann Seitz geschlagen und unter Schlägen bis zum Gasthaus Stingl verfolgt wurde. Nachher begab ich mich in das Palast Hotel und kann bezeugen, dass Ortsparteileiter Prochaska beim Abmarsch ausdrücklich den strengen Befehl gab, nicht in geschlossenen Reihen zu marschieren und alle Zurufe sowie das Anstimmen von Liedern unbedingt zu vermeiden.
Der Gemeinsame Abmarsch erfolge nur deshalb, weil unser Otsparführer, gewitzigt durch die zahlreichen Uebertang der Marxisten auf Parteigenossen in anderes. Orten derartige Ueberfälle verhindern wollte.
Als wir auf den Marktplate kamen, trat uns Gendarmerie entgegen und nich ohne jede Veranlassung mit Gummiknüttehr auf uns ein; ich
erhielt mehrere Schläge über Kopf und Schulter. Ich sah dann noch, wie die Gendarme den Pg. Hössl abschleppten und hiebei fortwährend mit Schlägen bearbeiteten; Hössl konnte zu dieser Zeit kaum mehr gehen.
Vinzenz Seitz.
Josefine Seitz, Tagarbeitersgattin in Bad Königswart Nr. 259:
Ich war Zeugin der Vorfälle Hössl bei der Hausecke Lorenz und des Abtransportes und erhebe die Aussage meines Ehegatten zu meiner Aussage.
Josefine Seitz,
Rudolf Röll, Arbeiter in Bad Königswart Nr. 53:
Auch ich schliesse mich im Hinblick auf die Vorfallenheiten in der Hausecke Lorenz und während des Abtransportes des Hössl den vorigen Aussagen an.
Rudolf Röll.
Max Prochaska, Gärtner in Bad Königswart:
Als Ortsparteiführer hatte ich in der § 2-Versammlung am 1. Mai d. J. wegen Vermeidung von Zwischenfällen bei der am. Nachmittage abgehaltenen sozialdemokratischen Maifeier angeordnet, dass sich die Parteigenossen im Palast Hotel zu eitlem zwangslosen Beisammensein treffen sollen. Als ich annehmen konnte, dass die rote Maifeier bereits beendet war und der Abmarsch vollzogen war, habe ich angeordnet, dass wir uns gemeinsam vom Kurort in die Stadt begeben, um Ueberfälle auf einzelne Parteigenossen hintanzuhalten. Ich habe hiebei den Befehl erteilt, dass sich die Parteigenossen nicht in geschlossenen Reihen, sondern in zwangslosen Gruppen in die Stadt zu begeben und sich Jeglicher Zurufe sowie des Absingens von Liedern zu enthalten haben.
Trotz aller dieser Vorsichtsmassregeln trat uns arn Marktplatz in Schwarmlinie Gendarmerie entgegen, welche auch schon ohne jede weitere Aufforderung zum Auseinandergehen auf uns mit Gummiknütteln in der rohesten Weise einzuschlagen begann.
Ich selbst erhielt mehrere Schläge über den Rücken; ich habe gesehen, wie Pg. Hössl zwischen Bürgersteig und Strasse am Boden lag und wie die Gendarme weiter auf ihn mit Knüppeln einschlugen. In diesem Augenblicke erhielt ich weitere Schläge, sodass ich die Vorfälle in der Hausecke Lorenz und beim Abtransport nicht mehr beobachten konnte.
Max Prochaska.
Soweit die Aussagen der Augenzeugen.
Spottet schon die Entscheidung der Bezirksbehörde Marienbad, die eine Kundgebung der deutschen nationalsozialistischen Arbeiterpartei verbietet und eine aus dem gleichen Anlass stattfindende der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei gestattet, allen Grundsätzen der Demokratie, auf die sich die Regierung bei jeder Gelegenheit soviel zu gute tut, so ist das un-
menschlich grausame Vorgehen der Gendarmerie alles andere als geeignet, die Ruhe in der Bevölkerung zu sichern. Es ist vor allem vorschriftswidrig und geeignet in der Bevölkerung berechtigte Erregung und Empörung auszulosen.
Besonders bemerkt zu werden verdient das Vorgehen des Gendarmen, der den Kaufmann Gerhard am Tage nach den Vorfällen aufsuchte und durch die Drohung, eine Anzeige gegen ihn zu erstatten, einzuschüchtern und davon abzubringen versuchte eine diplomatische Beschwerde einzuleiten, was einer Erpressung gleichkommt.
Die Interpellanten fragen daher den Herrn Minister:
1. Kennt der Herr Minister das grundlose unglaublich rohe Vorgehen der Gendarmerie in Königswart am 1. Mai und weiss er von den vorgekommenen Misshandlungen von Bürgern, Frauen und Kindern und welche Massnahme ist er bereit zu treffen, damit sich derartige Vorfälle nie mehr wiederholen?
2. Ist der Herr Minister bereit augenblicklich die betreffenden Gendarmen vom Dienst zu suspendieren, die sich an den Misshandlungen der Königswarter Bevölkerung beteiligt haben?
3. Ist er bereit gegen diese Gendarmen ein Disziplinarverfahren einzuleiten und sie exemplarisch zu bestrafen und damit den Misshandelten vollkommene Genugtuung zu geben?
4. Ist er schliesslich bereit den Gendarmeriekommandanten Utrata auf das strenge zu disziplinieren, der sich während des Eingreifens überhaupt nicht bei der Truppe befand und ist er bereit diesen über seine Vorschriften genauestens belehren zu lassen?
Prag, am 6. Mai 1933.
Ing. Jung,
Greif, Scharnagl, Dr. Petersilka, Kunz, Dr. Schollich, Horpynka, Dr. Hanreich, Kasper, Zajíèek, Dr. Luschka, Krampe, Oehlinger, Bobek, Köhler, Dr. Mayr-Harting, Fritscher, Simm, Matzner, Dr. Hassold, Ing. Kallina, Dr. Keibl, Geyer, Knirsch.
Pùvodní znìní ad 2255/VII.
Interpellation
des Abgeordneten Windirsch und Genossen
an den Elsenbahnminister,
betreffend die Vernichtung der auf Eisenbahndämmen und anderen Eisenbahnanlagen vorkommenden pflanzlichen und tierischen Schädlinge von Obstkulturen.
Auf Grund der Bestimmungen der Verordnung vom 19. Juni 1931, Slg. d. G. u. V. Nr. 104,
über Vorkehrungen gegen schädliche Faktoren an Obstbäumen und Obststräuchern und an Weinstöcken wird den Obstzüchtern die Bekämpfung der Obstbaumschädlinge zur Pflicht gemacht. Im Unterlassungsfalle werden Strafen angedroht. Diese Bestimmungen sollten auch für die Verwaltung der Staatsbahnen Geltung haben. Die Wirklichkeit lehrt jedoch, dass die an den Eisenbahnanlagen befindlichen Obstbäume und Obststräucher oft derart von Blatt- und Schildläusen und anderen Erregern von Obstbaumkrankheiten besetzt sind, dass diese eine grosse Gefahr der Verschleppung auf die benachbarten Obstanlagen bedeuten. Besonders der durch die fahrenden Eisenbahnzüge entstehende Luftzug trägt sehr zur Verbreitung dieser Schädlinge bei. Um dem vorzubeugen, muss auch von Seite der Eisenbahn-
Verwaltungen die rechtzeitige Verfügung getroffen werden, damit die Eisenbahndämme und sonstigen Anlagen von Ungeziefer und anderen Schädlingen des Obstbaues gesäubert werden.
Der Herr Eisenbahnminister wird deswegen gefragt, ob er bereit ist, die notwendigen Anordnungen rechtzeitig zu treffen?
Prag, am 9. Mai 1933.
Windirsch,
Böhm, Oehlinger, Dr. Mayr-Harting, Zajíèek, Bobek, Greif, Scharnagl, Fritscher, Halke, Zierhut, Heller, Dr. Hodina, Kunz, Dr. Petersilka, Gläsel, Krumpe, Platzer, Dr. Luschka, Viereckl, Wagner.