Nun einige Worte an die sozialistischen
Parteien, besonders an die deutsche sozialdemokratische Partei.
Wenn die deutsche sozialdemokratische Partei glaubt, daß die Henleinbewegung
im deutschen Randgebiet keine so besonders große Gefahr ist, wie
ihre Presse nach der Kundgebung Henleins in Böhm. Leipa schrieb,
daß dort angeblich nur Kleinbürger usw. teilgenommen hab en, während
sie den entscheidenden Teil, die Mehrheit der revolutionär entschlossen
kämpfenden Arbeiter haben, so warnen wir vor diesen Behauptungen,
auch wenn die deutsche sozialdemokratische Partei am 4. November
bei sechs Kundgebungen im deutschen Randgebiete mehr als 80.000
Proletarier auf die Beine gebracht hat. Wenn wir aber diese Kundgebungen
und die Gefahr Henleins, den Henleinfaszismus, im deutschen Randgebiete
miteinander vergleichen, dann müssen wir uns schon sagen, daß
es mit einer einzigen solchen Sonntagskundgebung gegen den Faszismus
nicht abgetan sein kann. Henlein, würde er sechs Kundgebungen
im deutschen Randgebiet bei denselben Voraussetzungen bewilligt
erhalten, so brächte er mit Hilfe seiner geschickten Kolportage,
von Phrasendrescherei und Demagogie, mehr als 150.000, vielleicht
200.000 Menschen auf die Beine, aber wohlgemerkt, nicht nur Spießer,
sondern unzufriedene, erbitterte Arbeiter. Gerade die sozialdemokratischen
Parteien in diesem Staate haben ja nach dem 4. November Gelegenheit,
sich zu erinnern, was einstmals am 4. März 1919 die Arbeiterklasse
für eine Kraft gegen die Ausbeuterklasse darstellte, als sie in
allen Städten des ganzen deutschen Randgebietes in ungeheueren
Massen aufmarschierte. Das war eine Zeit, in der die deutsche
werktätige Bevölkerung noch von den heutigen Enttäuschungen bewahrt
blieb. Wenn aber die deutsche Sozialdemokratie glaubt, daß Henlein
nicht viele Anhänger aus den ärmsten Schichten der Arbeitslosen
und der Arbeiter finden kann, weil Henlein ja bei seiner Programmerklärung
vergessen hat, auf die Not und auf die ökonomischen Bedürfnisse
dieser Schichten hinzuweisen, so könnten ebenso auch wir heute
nach dem 4. November nach den Kundgebungen der deutschen Sozialdemokratie
fragen: Warum hat die deutsche Sozialdemokratie vergessen, die
brennenden Fragen der nationalen und politischen Unterdrükkung
gegen die deutschen Werktätigen in diesem Staate aufzurollen und
was gedenkt sie dagegen zu tun ? So wie Henlein es unterlassen
hat, die ökonomischen Forderungen der Arbeiter der deutschen Randgebiete
in den Vordergrund zu stellen, überhaupt mit Absicht vergessen
hat, sie zu erwähnen, ebenso vergaß auch mit Absicht die deutsche
Sozialdemokratie, auf die Forderungen gegen die nationale und
politische Unterdrückung der deutschen Arbeiterschaft einzugehen,
obwohl sie untrennbar mit der sozialen Frage zusammenhängen. Die
deutsche sozialdemokratische Partei sollte sich dessen bewußt
werden, warum solche große Massen, wie sie am 4. März 1919 unter
dem roten Banner marschierten, diesmal ferngeblieben sind. Gerade
bei diesem Teil der erbitterten und unzufriedenen Massen, der
noch nicht zu Henlein abgeschwenkt ist, besteht die Gefahr, daß
genau wie im Dritten Reich, eben auf Grund einer solchen Politik,
wie sie die Koalitionsregierung gegen das deutsche werktätige
Volk in diesem Staate führt, in Massen zum Faszismus hinüberschwenkt.
Die deutsche Sozialdemokratie seien wir ehrlich - brachte zwar
ihre treuesten Anhänger der Partei und Gewerkschaften und aus
einigen Randorganisationen auf die Beine, bei weitem aber nicht
den entscheidenden Teil der werktätigen Schichten, der gegen den
Faszismus, gegen Ausbeutung und Unterdrückung zu kämpfen bereit
ist. Daß die große Masse ferngeblieben ist, ist einerseits darauf
zurückzuführen, daß die deutsche Sozialdemokratie nur allein mit
ihren Anhängern aufmarschieren wollte und nicht den Willen zeigte,
ernsthaft alle Werktätigen, ganz gleich welcher Nation, auf die
Beine zu bringen, sie zu rufen und zu mobilisieren und gemeinsam
auch mit der kommunistischen Partei den Kampf gegen den Faszismus
zu führen. Daß sie es allein tat, mußte selbstverständlich wieder
große Teile der deutschen werktätigen Bevölkerung erbittern. Besonders
jetzt in einem Augenblicke der großen faszistischen Gefahr, wo
die Bourgeoisie dem Henlein und auf der anderen Seite dem Støíbrný
alles bewilligt und den Antifaszisten die Straßen verbietet, ja
selbst ihrer Koalitionspartei, der deutschen Sozialdemokratie
in Karlsbad und anderen Städten die Kundgebung gegen den Faszismus
verbot. Hier stehen wir vor einer sehr ernsten Frage, die sich
die Arbeiter der deutschen sozialdemokratischen Partei gut überlegen
müsen. Große Massen sind deshalb fern geblieben, weil sie von
vornherein sahen, daß es ja überhaupt keine ernstzunehmende antifaszistische
Kundgebung werden soll. Denn unter den Losungen: für diese Demokratie,
für die Koalitionspolitik mit der Bourgeoisie, für die 40-Stundenwo
che ohne Lohnausgleich usw., das wollten bestimmt die deutschen
Arbeiter nicht begreifen, daß das eine ernstzunehmende Aktion
gegen Faszismus, Ausbeutung und Unterdrückung ist. Schon das genügte,
um diese antifaszistischen Kundgebungen abzuschwächen. Ich behaupte,
daß die deutsche Arbeiterklasse gegen die ganze Politik gegen
die deutschen Werktätigen in diesem Staate verärgert und verbittert
ist und ins Lager des Faszismus getrieben wird, wenn sie solche
Kundgebungen, wie es am 4. November der Fall war, ohne wirklichen
täglichen Kampf gegen soziale und nationale Knechtschaft noch
öfter erleben sollte. Wir denken nicht daran, diese Kundgebungen
herabzuwürdigen, aber Sinn und Charakter dieser Kundgebungen waren
danach angetan und zeigten auch, darüber soll sich niemand täuschen,
welch kühle Aufn ahme die einzelnen Redner von den Massen bei
ihren Reden beobachten mußten, denn die Massen waren gekommen,
gegen den Faszismus, gegen Ausbeutung und Unterdrückung zu demonstrieren,
um wirklich . . . .
Místopøedseda Roudnický (zvoní):
Upozoròuji pana øeèníka, že jeho øeènická lhùta minula.
Posl. Babel (pokraèuje): Den Ausweg hat heute hier Gen. Zápotocký gezeigt, daß es nämlich keinen anderen gibt, als daß die sozialistischen Arbeiter, sozialdemokratische und kommunistische gemeinsam für eine sozialistische Kampfgemeinschaft, für eine Regierung der Arbeiter und Bauern eintreten, die, unterstützt von den Massen von unten, wirklich die kapitalistische Ausbeutung und nationale Unterdrückung erfolgreich bekämpfen und beseitigen kann. Das werktätige deutsche Volk haßt die Knute der Prager Herren. Die deutschen Werktätigen rebellieren aber auch gegen die deutschen Ausbeuter und ihre Agenten, die die sozialen und nationalen Interessen der deutschen Schaffenden um des Profites willen verkaufen, verraten und bekämpfen. Die deutschen Werktätigen wenden sich von solchen Sozialisten ab, die unter der Phrase der Demokratie und des kleineren Übels das Volk dem Verderben ausliefern und dem Krieg und Faszismus entgegenführen. Das werktätige deutsche Volk hat es satt, unter sozialer und nationaler Knechtschaft des Kapitalismus zu leben, der mit Hilfe faszistischer Volksbetrüger die Ausplünderung und nationale Unterdrückung verschärtt.
Die deutschen Werktätigen fordern
das Recht, über ihre nationale Freiheit selbst zu bestimmen. Sie
verkaufen ihre nationale Freiheit nicht an Hitler, den blutigsten
Feind der Werktätigen. Man gebe den deutschen Werktätigen das
Selbstbestimmungsrecht, lassse ab von Ausplünderung und nati onaler
Unterdrückung, treibe nicht Verzweifelte dem Hitler in die Arme.
Dann wird das deutsche Volk niemals ein Feind des èechischen Volkes
sein und wird die Selbständigkeit der èechischen Nation noch verteidigen.
Die deutschen Werktätigen, die sich mit den Unterdrückten Hitlerdeutschlands
solidarisch fühlen und ihren Kampf aktiv unterstützen, sind gleichzeitig
die Klassenbrüder und Verbündeten der èechischen Arbeiter und
Werktätigen im Kampfe um die soziale und nationale Befreiung in
der Èechoslovakeii. Die sozialistische Kampfgemeinschaft (Místopøedseda
Roudnický zvoní), das Kampfbündnis der èechischen und deutschen
Werktätigen und Bauern in diesem Staate, gemeinsam mit den èechischen
Arbeitern schaffen die gemeins ame Klassenfront gegen ihre gemeinsamen
Unterdrücker, gegen Hunger, Faszismus und Krieg. Sie empfangen
nur aus den Händen der èechischen Werktätigen die nationale Freiheit
und erkämpfen mit ihnen gemeinsam die soziale und nationale Befreiung
überhaupt. Die èechischen und deutschen Werktätigen fordern gemeinsam:
Schluß mit der Straßentafelpolitik und den Sprachenschikanen,
völlige Freiheit und Gleichberechtigung der deutschen Sprache
. . .
Místopøedseda Roudnický (zvoní):
Prosím pana øeèníka, aby skonèil.
Posl. Babel (pokraèuje): Weg mit den Geßlerhüten und den èechischchauvinistischen Hetz- und Zwingburgen! Für die Errichtung deutscher Schulen und deutscher Kulturstätten nach den nationalen, kulturellen und Klassenbedürfnissen der deutschen Werktätigen. Fort mit der gegenseitigen Verhetzung und Ausspielung der èechischen und deutschen Arbeiter zur Erzielung höherer Profite und Senkung der Löhne! Für die Einstellung der deutschen Arbeiter und Angestellten in die Produktion und Staatsbetriebe nach ihren nationalen und Klassenbedürfnissen, Arbeit und Brot für alle. Für Lohnerhöhung, Vierzigstundenwoche bei Lohnausgleich, Verbesserung der Sozialversicherung und des Mieterschutzes, für Arbeitsbeschaffung, Unterstützung der Arbeitslosen auf Kosten der Unternehmer und des Staates, gegen die Verjagung der Kleinbauern von ihren Höfen.
Wir fordern Boden für die Kleinbauern und Befreiung von den drückenden Steuern. Ihr subventioniert die Banken und Kartelle, erpreßt und enteignet den Mittelstand. Wir fordern die Besteuerung der Kapitalisten und Steuererlaß den Kleingewerbetreibenden.
Gegen den Ruin der deutschen Gemeinden,
gegen die Herrschaft der èechischen Regierungskommissäre, für
die Herstellung der Autonomie und Finanzhoheit der deutschen Selbstverwaltungskörper.
Schluß mit dem faktischen Ausnahmezustand, mit den provokativen
Okkupationsmaßnahmen. Für die Dienstleistung der deutschen Soldaten
in der Heimat mit deutscher Sprache als Dienstsprache. Abzug des
Machtapparates des èechoslovakischen Finanzkapitals aus dem deutschen
Gebiet. Schluß mit dem Raub der demokratischen Rechte, mit Verfolgung
und Einkerkerung der sozialistischen und nationalrevolutionären
Freiheitskämpfer. Verbot der Henleinfront und aller faszistischer
Vereinigungen, Straße frei den Antifaszisten. Gegen die kapitalistische
Ausplünderung und nationale Unterdrückung, für soziale und nationale
Befreiung. Gegen die faszistische Front des Hungers und Krieges
die Front gegen Faszismus und imperialistischen Krieg. Gegen das
Bündnis der èechischen Machthaber mit den deutschen Kapitalisten,
faszistischen Volksbetrügern, und sozialistisschen Volksverderbern
die Klassenverbrüderung der èechischen und deutschen Werktätigen,
die Aktionseinheit und Kampfgemeinschaft der sozialistischen und
kommunistischen Arbeiter. Es lebe der einheitliche Kampf für soziale
und nationale Befreiung. Es lebe der proletarische Klassenkampf.
Es lebe der Kommunismus. (Potlesk komunistických poslancù.)