auch die angeblich Hauptschuldigen, der Betriebsverwalter Ing. Beisser, der Zentraldirektor Dr. Löcker und andere Exekutivorgane der Grubenverwaltung in Haft gesetzt. Dies aber nicht etwa darum, um die Schuldigen zu packen, sie kategorisch zu bestrafen und um wirklich den Ursachen auf den Grund zu gehen, um weitere Katastrophen zu verhindern, sondern wie selbst auch der sogenannte Führer der Bergarbeiter Abg. Brožík nicht genug oft betonen konnte, "nur zur Beruhigung der empörten Bergarbeiter!" Man hat sich schon auf einen Ausweg geeinigt, um die jetzt in Haft Sitzenden so rasch als möglich wieder frei zu bekommen. Die Regierung, die Grubenbarone und ihre Hauptstützen, die sozialfascistischen Führer, wissen sehr genau, daß nicht die Lakaien, die in diesen Gruben als Antreiber ihren Dienst versahen, die wirklichen Hauptschuldigen sind und auf die Anklagebank gehören. Alle Träger dieses Systems werden von den Bergarbeitern als Angeklagte bezeichnet, sie gehören auf die Anklagebank, sie gehören zur Verurteilung vor ein Gericht der Werktätigen. Die Ursachen der Katastrophe versucht man dorthin zu lenken, wo man keinen Verantwortlichen zu packen imstande ist. Es ist daher kein Zufall, daß auf einmal auch selbst vom Herrn Arbeitsminister Dostálek sowie auch in der Presse bereits der Gedanke aufgeworfen wird, daß die Ursache der furchtbaren Explosion und die ungeheuere Anzahl der Opfer in einem Kurzschluß in der Grube liegen kann. Das wäre der bequemste und billigste Ausweg, um das ganze Verbrechen rasch zu verdecken. Meine Aufgabe aber soll es sein, hier einmal auf die wirklichen Ursachen der Katastrophe hinzuweisen, wie ich es schon im sozialpolitischen Ausschuß getan habe. Nach persönlichen Feststellungen am Tage der Katastrophe direkt an Ort und Stelle der Grube Nelson durch sichergestellte Augenzeugen und Aussagen der dort beschäftigten Bergarbeiter gelangte ich zu einem ganz anderen Tatsachenmaterial der wirklichen Ursachen, als es im künstlich zusammengestellten Exposé des Herrn Arbeitsministers Dostálek im sozialpolitischen Ausschuß und auch im Plenum des Parlamentes vorgetragen wurde. Erstens einmal ist es bezeichnend, daß die Grubenverwaltung und das Revierbergamt in Brüx und die Bergbehörden überhaupt sehr genau gewußt haben, daß nach Grubeninspektionen die Verwaltung der Grube Nelson mehreremale gewarnt wurde, daß es dort Gefahrenmomente gibt, denen viele Menschenleben zum Opfer fallen können, daß man weiters wußte, daß schon im Jahre 1900 einmal in diesem Revier des Nelsonschachtes viele Bergarbeiter durch Gasexplosion ihr Leben einbüßten, und daß 1913 Brandgase in der dortigen Grube ein großes Feuer entzündeten, das damals glücklicherweise keine Menschenleben kostete, daß ferner selbst die gegenwärtige Bergbauinspektion erklärte, daß das Salesiusrevier wegen drohender Explosionsgefahr gesperrt werden sollte.
Unglaublich erscheint die Tatsache, daß in einer Tiefe von 238 m dieser Grube, trotzdem sie eine der gefährlichsten Gruben ist, 1200 Sprengpatronen aufbewahrt wurden, obwohl schon der dauernde Hitzegrad von durchschnittlich 34 Grad Celsius Beweis ist, daß in der Nelsongrube, besonders im Revierteil Salesius ein Dauerfeuer existiert, wodurch die Kohlenstaubexplosionsgefahr vergrößert wird. Trotzdem ließ man leichtsinnigerweise eine so große Anzahl von Sprengpatronen tief in der Grube. Es soll hier nicht untersucht werden, ob das mit dazu beigetragen hat, die Gewalt der Explosion zu steigern. Feststeht aber, daß dadurch die Gefahr der Explosion und die Vernichtung von Menschenleben noch bedeutend vergrößert wurde.
Weiter soll hier festgestellt werden, daß die Regieersparungsmaßnahmen ein solches Ausmaß angenommen haben, daß der erst seit einem Jahr neu eingetretene Ingenieur und Leiter der Nelsongrube Ing. Beisser an Stelle der an gefährlichen Revierzonen notwendigen vorgeschriebenen dreiteiligen Schutzmauer nur einen Mauerschutz angeordnet hat, und nicht einmal mit gesundem Kernholz und gesunden frischen Brettern, sondern mit alten, verfaulten, schon längst herausgeworfenen Brettstücken. Es ist bezeichnend, daß die bergpolizeiliche Vorschrift, wonach Grubenholz nur ein Jahr lang unten in der Grube verwendet werden darf, überhaupt nicht eingehalten wurde, sondern daß Grubenholz, das schon mehr als ein Jahr herausgeworfen worden war, im Auftrag der Kohlenbarone von ihrem Lakaien Beisser wieder zur Verwendung angeordnet wurde.
Es wurde hier schon auf die Möglichkeit der Entzündung von Brandgasen durch Verwendung von offenen Karbidlampen hingewiesen. Die Grubenverwaltung hat anfangsnicht nur die offenen Karbidlampen, sondern auch das Rauchen verboten, ein Beweis wie hoch sie selbst die Gefahr einschätze. Aber nachdem der Betriebsrat auf Druck der Belegschaften bei der Grubenverwaltung vorgesprochen hatte, daß mit den Akkumulatorenlampen bei der schlechten Grubenbeleuchtung absolut nichts zu verdienen sei und daß deshalb an Stelle der eingeschmuggelten offenen Karbidlampen Reflektoren für die einzelnen Pläne eingebaut werden sollten, erklärte Ing. Beisser im Auftrag der Grubenverwaltung und des Zentraldirektors Löcker, daß eine solche Einrichtung zu viel Geld erfordern würde; um also ein paar Hundert Kronen für den Einbau von Reflektoren zu ersparen, ließ man die offenen Karbidlampen weiter zu. Hier dokumentiert sich am deutlichsten, welch ungeheures Verbrechen die Grubenbarone, die Bergbehörden und ihre Lakaien sich hatten zu schulden kommen lassen und wie sie dem Treiben eines solch leichtsinnigen und mörderischen Systems gleichgiltig zuschauten. Es wurde hier vom Abg. Kremser der deutschen sozialdemokratischen Partei die Tatsache erwähnt, daß eine Viertelstunde vor der Katastrophe der Steiger Gauer ausgefahren ist, und angeblich dem Ing. Beisser gemeldet hat, daß unten starke Gasentwicklung herrsche und daß es notwendig sei, die Belegschaft ausfahren zu lassen. Minister Dostálek dementierte diese Nachricht, die bereits auch in der Presse verbreitet wurde, aber es ist nur ein Dementi, auf Grund der Erhebungen der Untersuchungskommission und der Selbstüberzeugung des Arbeitsministers Dostálek. Wir wissen sehr genau, wessen Interessen der Arbeitsminister Dostálek schützt, wir wissen auch sehr genau, wie die Zusammensetzung der heutigen Untersuchungskommission ausschaut und wie alles getan wird, um diese furchtbare Tatsache rechtzeitig zu unterdrücken und zu verwischen, damit die Öffentlichkeit ja nichts davon erfährt. Wir behaupten, daß dem so ist, denn der Häuer Gauer ist faktisch ausgefahren und er ist bestimmt nicht zum Spaß ausgefahren. Denn niemals ohne irgendwelche triftigen Gründe fährt ein Steiger früher aus der Grube, wenn er nicht irgendwelche Meldungen hätte.
Ferner wurde von den Bergarbeitern selbst in dieser Grube festgestellt, daß stellenweise, besonders im gefährlichsten Teil des Reviers im "Salesiusrevier" bis 60 cm Kohlenstaub lagerte, Kohlenstaub, der nach Fachkennern weit gefährlicher als Dynamit bei Gasexplosionen wirkt. Es wurde von den Arbeitern festgestellt, daß gerade dort vor allen Dingen, wo der Staub am höchsten gelegen ist, 14 Tage vor der Katastrophe der Staub überhaupt nicht gesprengt wurde u. zw. deshalb nicht, weil die Wasserhunte nicht funktionierten und zur Reparatur draußen lagen. Um so bezeichnender ist die Tatsache, daß die notwendige Spritzwasserleitung wie sie nach den bergbaulichen Vorschriften notwendig ist, auf der Grube Nelson überhaupt nicht vorhanden ist. (Posl. Russ: Das hätte ja wieder was gekostet!) Sehr richtig, dieser Zwischenruf, das hätte eben wieder Kosten verursacht, um derartige Einrichtungen zu ersparen, begnügte man sich mit einer geringfügigen oberflächlichen Bespritzung des Kohlenstaubes. Jeder Fachmann und Bergarbeiter bestätigt, daß bei gewöhnlichem Bespritzen des Kohlenstaubes in einer Tiefe von 238 m bei einer Temperatur von 34 Grad Celsius der Kohlenstaub schnell wieder getrocknet ist, ehe der Feuerwächter auf seiner Tour 10 Schritte weit weg ist. Es kann keine Rede davon sein, daß eine dauernde Befeuchtung dieser ungeheueren Staubmassen ohne Spritzwasserleitung möglich war, noch dazu wo die Kohle des Nelsonschachtes eine qualitativ gute, eine besondere Weichkohle ist, die sehr viel Kohlenstaub erzeugt, umsomehr durch die Einrichtung des Eisernen Manns, der Schüttelrutsche. Wie leichtsinnig in dieser Beziehung bei der Reinigung der Gruben und bei der Beseitigung des gefährlichen Kohlenstaubes vorgegangen wurde, bestätigt die Tatsache, daß der Betriebsratvorsitzende Draxl einmal bei der Grubenverwaltung gefordert hat, daß zur Beseitigung und Reinigung unbedingt weitere 12 Mann Regiearbeiter erforderlich sind, andernfalls die größten Gefahren für die Bergarbeiter drohen. Man hat ihn daraufhin erklärt, das sei nicht so ohne weiteres möglich, aber man werde versuchen alles mögliche zu tun. Was war der Erfolg? Anstelle von 12, stellte man zwei Arbeiter hin, nahm aber andererseits an einer anderen Stelle des Reviers wieder 14 Leute weg, die entlassen wurden. Es ist ganz klar, daß bei einem solchen Sparsystem an der Mannschaft, besonders an den zur Sicherung der Bergarbeiter dort beschäftigten Regiearbeitern die Gefahren auch auf anderen Gruben, wo dasselbe System herrscht, genau dieselben sind und daß jeden Tag mit neuerlichen und noch größeren Katastrophen zu rechnen ist. Ebenso war es mit dem Dienst der Feuerwache. Wir haben festgestellt, daß ein Feuerwächter im besten Fall imstande ist, einmal einen Rundgang per Schicht durchzuführen, das heißt, daß wenn er seinen Platz, wo er Löscharbeiten vorgenommen hat, verlassen hat, bis zu dem Moment, wo er wieder zurückkehrt, hinter ihm alles wieder neuerlich brennt. Deshalb auch die dauernde Entwicklung von Kohlenoxydgasen, die Gefahr des Erstickens für die Bergarbeiter in dieser Grube überhaupt und die dauernde Gefahr von Brandgasexplosionen.
Wie weit die Sparmaßnahmen auf der Grube Nelson in Bezug auf den Belegschaftsstand vorgenommen wurden, zeigen folgende Zahlen, die selbst vom Arbeitsministerium bestätigt werden. Während die Grube im Jahre 1930 noch 732 Bergarbeiter beschäftigte, hatte sie am Ende des Jahres 1933 nur noch 554 Arbeiter, obwohl die Förderung nicht geringer, sondern im Gegenteil noch größer geworden ist. Das beweist, daß bei einer weit geringeren Anzahl der Belegschaft weit mehr gefördert wird, und zeigt das ungeheuere Tempo der Antreiberei, der Rationalisierung und der Ausbeutung der Bergarbeiter in der Grube. Um das Bild zu vervollständigen, genügt es, auf die Tatsache hinzuweisen, daß im Einvernehmen mit der Zentraldirektion ein Prämiensystem geschaffen wurde für die Antreiber, deren Prämien um so höher sind, je mehr sie durch verschiedene Antreibermethoden die Förderung erhöhen. Weiter wurde von den Bergarbeitern offen erklärt, daß auch der Umstand viel beigetragen hat, daß es zu einer solch ungeheueren Katastrophe kam, daß die besten und erfahrensten Grubenhäuer versetzt wurden laut dem Prager Pakt. Gerade die Versetzungen führten dazu, daß nicht genügend Leute da waren, die die nötigen Kenntnisse bezüglich der Gruben und ihrer Gefahren hatten. Der Betriebsrat selbst erklärte, daß alle Beschwerden und Forderungen an das Revierbergamt oder die Grubenverwaltung einfach ignoriert und abgelehnt wurden. Darauf, daß der Betriebsrat auf die Gefahr konkret aufmerksam machte, hatte man nur ein Achselzucken, es wurden nicht die im Interesse der Belegschaft notwendigen Maßnahmen getroffen. Wahr ist, daß die Ursache der Katastrophe in Momenten liegt, die nicht sein mußten, die abzuandern oder zu vermeiden waren. Man hat seitens der Bergbehörden gegen dieses schändliche Treiben der Grubenverwaltung keinen einzigen Heller Strafe diktiert. Wir haben ein Berggesetz, welches Strafbestimmungen gegen Nichteinhalten der bergbaulichen Bestimmungen enthält. Die Strafen nach dem alten Gesetz beginnen mit 20 Kè, das ist jetzt ein lächerlicher Betrag, aber nicht einmal solche niedrige Strafen wurden der Grubenverwaltung im ganzen Verlaufe des Jahres 1933 diktiert. Das kennzeichnet zur Genüge, daß die Bergbehörden nicht auf Seite der Bergarbeiter standen und nicht zum Schutze des Lebens und der Gesundheit der Bergproleten arbeiteten, sondern für die Interessen der Grubenbarone und der Ausbeuter des kapitalistischen Systems.
Man sucht jetzt das ganze Verbrechen durch den schönen Einfall zu decken, daß ein Kurzschluß den Staub zur Explosion gebracht haben kann. Aber aus dem bisher Vorgebrachten ist bewiesen, daß es sich um ein Verbrechen und um einen ungeheueren Schlendrian auf der Grube handelte und daß die Sparmaßnahmen in einer Weise durchgeführt wurden, wie es nicht schlimmer sein konnte. Es ist aber nicht nur ein Verbrechen allein des Ing. Beisser, oder ein Verschulden und Verbrechen des Zentraldirektors Löcker, sondern die Katastrophe ist vor allem auf die ungeheuere Profitwut der Petscheks, Weinmanns und der übrigen Grubenbarone und Aktionäre zurückzuführen, sowie darauf, daß die Regierung noch durch ein Notdiktat den Grubenbaronen entgegenkam und ihnen die Entlassungen noch verlängerte, diktatorisch, ja sogar mit Androhung gegen die Bergarbeiter, die es wagen, sich gegen diese Rationalisierungsmethoden zur Wehr zu setzen, nach dem Ermächtigungsgesetz mit Kerker bis zu 6 Monaten bestraft zu werden. Aber es ist auch klar erwiesen, daß die Regierung, nachdem sie den Bergarbeitern jede Versammlung und jeden Kampf gegen diese Rationalisierungsmethoden verboten hat, auch noch Gendarmerie in die dortige Gegend entsendete und, wo die Bergarbeiter es wie im Jahre 1932 wagten, mit offenem Kampfe, mit Streiks auf die Brutalität und die Angriffe der Grubenbarone zu antworten, [ ]. Wie soll dann ein Beisser, ein Löcker oder eines dieser Exekutivorgane der Grubenverwaltung verantwortlich gemacht werden. [ ]? Umso größer ist dann das Verbrechen an den Bergarbeitern seitens der sozialfascistischen Führer, die hiermit ein ganz besonderes Verdienst an der Zahl der Opfer der Grube Nelson haben, die es durch ihre Politik des Verhinderns und des Abwürgens jedes Kampfes soweit gebracht haben, daß die Bergarbeiter nicht geschlossen und einig den Abwehrkampf gegen die Grubenbarone und ihre mörderischen Rationalisierungsmethoden führen, sondern die dafür sorgten, daß es zu keinem Kampf komme, die jeden Streik brechen, die überall als Streikbrecher ganz offen ihre Spitzel auf den Gruben auftreten lassen und somit die Politik der Grubenbarone mit verantworten.
Ja, es ist umso interessanter, wenn der sozialdemokratische Abgeordnete Kremser in seinen Forderungen zur angeblichen Verhinderung weiterer Katastrophen auch die aufstellt: Bis 1. Mai 1934 dürfen keine Bergarbeiter entlassen werden. Das ist ein volles Eingeständnis, daß gerade das Prager Abkommen, das zwischen den Grubenbaronen, der Regierung und den sozialfascistischen Führern abgeschlossen wurde, zur Herabsetzung der Belegschaft in den Gruben führte und noch führt. Das ist somit die Hauptursache, daß so wenig Sicherheitsmannschaften in den Gruben arbeiteten, daß man mit dem Personal hasardierte. Darauf ist die Katastrophe auch mit zurückzuführen. So bestätigt ein Kremser mit seiner Fraktion ganz offen, daß jetzt die Entlassungen eingestellt werden müssen, wenn es nicht zu noch größeren Katastrophen kommen soll. Auf der anderen Seite erheben sie aber die Forderung, die Regierung möge das Prager Abkommen bis zum Jahresende verlängern. Man kann sich wohl kaum einen größeren Widerspruch, eine größere Raffiniertheit und Provokation gegen die Bergarbeiter vorstellen, als diese Forderung der sozialfaszistischen Führer.
Wenn ich hier auf die Ursachen der Katastrophe hingewiesen habe, will ich noch ganz besonders auf etwas aufmerks am machen, was hier noch von keinem Redner angeführt wurde. Warum sind nahezu alle in der Grube befindlichen Bergarbeiter ums Leben gekommen? Nicht bloß deswegen, weil die Explosion so furchtbar war, daß einfach niemand mehr am Leben blieb, sondern schon die Tatsache, daß im Luftschacht des Nelson VII sich vier Bergarbeiter selbst retten konnten, beweist, daß noch viele Bergarbeiter zu retten waren, die sich im verstreuten Revier lebend befunden haben, und einfach nur deshalb nicht gerettet werden konnten, weil die Grubenverwaltung weder eine geschulte Rettungsmanschaft noch die erforderlichen gut funktionierenden Rettungsapparate hatte. Sie hatte keine gut funktionierenden Gasmasken, und erst recht keine Asbestanzüge, obwohl man in einer solchen Ausrüstung hätte in die Grube einsteigen und noch viele, viele Bergarbeiter retten können. So aber erklärte der nervös gewordene und ganz erschrockene Zentraldirektor Löcker, als ihm eine weitere Rettungsmannschaft von Zwikkau angeboten wurde: Es ist nicht notwendig, es läßt sich nichts mehr machen. Es ließ sich nichts mehr machen, nur deshalb, weil keine Rettungsapparate und Asbestanzüge vorhanden waren für die Rettungsmannschaften zur wirklichen Rettung von vielen lebenden Bergarbeitern. Dadurch wurde die ungeheure Brutalität dieses kapitalischen Systems einmal richtig bestätigt. Nur weil es einfach an solchen Rettungsmitteln fehlte, ließ man lebendige Proleten ruhig verbrennen und mauerte sie vollkommen ein. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Taub.)
Was für Erbitterung unter der
Bergarbeiterschaft diese Tatsache auslöste, bestätigt das Verhalten
der Verwandten am Tage des Begräbnisses zwischen den Särgen. In
dieser Stunde des furchtbarsten Schmerzes um ihre Verwandten,
die ihr Leben für die Geldsäcke gelassen hatten durch ein Verschulden
leichtsinniger, profitsüchtiger Menschen erhoben sich die Fäuste
gegen die, die sich hier als Auchbergarbeiterführer etablieren
und vorstellen und mit radikalen Reden auf der Parlamentstribüne
auftreten. Jawohl, die Fäuste der Verwandten ballten sich am Tage
des Begräbnisses gegen die demagogische Rede eines Vertreters
der Union der Bergarbeiter und gegen Brožík. Es war ganz
offensichtlich, daß die Bergarbeiter wußten, wer die Mit- und
Hauptschuldigen an der Katastrophe sind. Geradezu als eine Provokation
muß auch hier festgestellt werden, daß es das "Prager Tagblatt"
wagte, am Tage nach der Katastrophe zu erklären, es war ein glücklicher
Umstand, daß die Grubenverwaltung ihre Rationalisierungsmaßnahmen
durch Abbau der Mannschaften und Herabsetzung der Zahl der Belegschaften
durchgeführt hat, sonst wäre die Zahl der Opfer eine noch größere
gewesen. Man hält es nicht für möglich, daß erklärt werden kann,
die Bergarbeiter sollten froh sein, wenn ihre Brüder, einer nach
dem andern entlassen werden, denn bei einer Katastrophe sind sie
ohnedies nur die Opfer dieses Systems.
Místopøedseda Taub (zvoní):
Upozoròuji pana øeèníka, že øeènická lhùta již uplynula.
Posl. Babel (pokraèuje): Hned jsem hotov. Das Gesetz, das zur Verhandlung steht, die Abänderung des Berggesetzes, ist nichts anderes, als dasselbe Komödienspiel wie nach der Katastrophe auf Kohinoor vor zwei Jahren, als man kurz nach der Katastrophe, in der Zeit der Erregung der Massen mit einem solchen Beschwichtigungsmittel kam, mit einer Drohung gegen die Kohlenbarone, in Wirklichkeit aber nicht das geringste gegen die brutalen Ausbeutungsmethoden der Kohlenbarone unternommen hat. Daß die Verstaatlichung, die Drohung einer Zwangsverwaltung nie verwirklicht werden, und auch wenn es so käme die Bergarbeiter gar keine Veranlassung hätten, dies als einen Erfolg für sich zu buchen, beweist das Verhalten der Grubenverwaltungen selbst auf den staatlichen Schächten, wo gerade der Staat an der Spitze schreitet mit den Sparmaßnahmen, mit den brutalsten Ausbeutungsmethoden, die hier noch schärfer sind als im Privatbetrieb. Dazu getraut man sich noch, eine national chauvinistische Hetze zu entfalten, in dem Augenblick der größten Erregung der Werktätigen im deutschen Randgebiete, denen man jetzt noch sagt, wir werden künftighin Sorge tragen, daß dort vor allem Èechen beschäftigt werden oder nur solche, die unbedingt èechisch sprechen können. Das heißt, man droht Bergarbeitern der deutschen Nation noch mit Entlassungen. Es kann wohl nichts schlimmeres mehr geben als das jetzige Verhalten der Regierung gegenüber den Opfern der Katastrophe auf Nelson.
Zum Schluß muß festgestellt werden,
daß, so lange dieses kapitalistische mörderische System bestehen
wird, keine Rede davon sein kann, daß Katastrophen verhindert
werden. Das ganze Verhalten der Regierung zeigt, daß sie gar nicht
daran denkt, irgendwie ernsthaft gegen die Ausbeutungsmethoden
der Grubenbarone vorzugehen, die Schuldigen zur Verantwortung
zu ziehen, sondern es zeigt, daß nach wie vor die Ausbeutungsmethoden
bestehen bleiben, ja noch weiter verschärft werden. Das beweisen
auch die gleich nach der Katastrophe sich weiter anhäufenden Unglücksfälle
und neuerlichen Katastrophen, wie gleich am anderen Tage der Strekkeneinbruch
einer Grube bei Turn, vorgestern der Streckeneinsturz auf der
Grube Alexander, wo wieder ein Bergprolet sein Leben einbüßte,
und gestern wieder der Fall Anna-Andreas, wo Stejskal, einfach
mit seinen Lakaien dazu übergeht, sich der unbequemen Bergarbeiter
zu entledigen und sich um seine Steuerschulden zu drücken, indem
er, wie es sich herausstellen wird, die Grube anzündet, auch wenn
noch Menschen in der Grube beschäftigt sind.
Místopøedseda Taub (zvoní):
Upozoròuji pana øeèníka po druhé, že øeènická lhùta vypršela.
Posl. Babel (pokraèuje):
Die kommunistische Parlamentsfraktion hat Forderungen zur
wirklichen Beseitigung aller Gefahren und Katastrophen, zur
wirklichen Unterstützung der Hinterbliebenen, zur wirklichen
Sicherheit des Lebens der heute noch weiter beschäftigten Bergproleten
aufgestellt. Wir wissen, daß diese Forderungen, wie alle gerechten
Forderungen der Bergarbeiter von der Regierung und ihren sozialfaszistischen
Lakaien abgelehnt werden. Infolgedessen bleibt uns nichts anderes
übrig, als hier von dieser Stelle aus offen all den Schuldigen
an der Katastrophe ins Gesicht zu sagen, daß wir uns an die Spitze
des Kampfes der Bergarbeiter stellen, sie organisieren und mobilisieren
werden, mit den übrigen Werktätigen nicht nur für ihre gerechten
Forderungen, sondern auch für den Sturz dieses verfaulenden, mörderischen,
kapitalistischen Systems überhaupt. (Potlesk komunistickych
poslancù.)