Úterý 24. èervna 1930

Als Auswirkung, und damit Sie ein Beispiel haben, wie weit die Verwirrungen durch derartige Vorkommnisse gehen, hat, vielleicht unter einem falschen Namen, das weiß ich nicht, ein angeblicher Gerichtsrat namens Kohout einen Brief an die "Egerer Zeitung" geschrieben, den ich in èechischer legalisierter Abschrift Ihnen zur Einsicht gerne zur Verfügung stelle. In diesem Briefe sind Dinge enthalten, die denn doch der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden müssen. Als dieser Brief, der der Schriftleitung in Eger zugekommen ist, in der "Egerer Zeitung" abgedruckt wurde, wurde er beschlagnahmt, und die sonderbare Begründung der Egerer Zensurstelle war die, daß in der Veröffentlichung des Briefes eine Aufreizung und eine Schmähung des èechischen Volkes zu erblicken sei. Es ist also der Tatbestand, daß ein èechischer Brief an eine deutsche Schriftleitung kam, diese deutsche Schriftleitung eine Übersetzung des Briefes veröffentlicht, und daß die Zeitung dann beschlagnahmt wird, wegen angeblicher Schmähung des èechischen Volkes. Man weiß nicht, ob nicht auch bereits der Zensor in Eger unter der Hitze sichtlich zu leiden hat. Ich möchte Ihnen dieses bedauerliche Dokument zur Kenntnis bringen, damit Sie selbst sehen, wie weit diese Verwirrungen durch diese Hetze gehen. Ich will gar nicht annehmen, daß dieser Gerichtsrat Kohout tatsächlich existiert. Jedenfalls wird eine Interpellation an den Herrn Justizminister die Möglichkeit geben, den Täter, sei es nun der Gerichtsrat oder ein anderer, festzustellen, und es ist bereits bei der Staatsanwaltschaft in Eger die Anzeige erstattet worden, daß dieser Täter zur Verantwortung gezogen werde. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Stivín.)

Es heißt also in diesem Briefe (ète):

"Meine Herren! Ich hoffe, daß Sie das beigeschlossene Referat in den "Nár. Listy" interessieren wird und sende Ihnen dieses zum Durchlesen und Abdruck in Ihrem Hetzblatt. Früher hatte ich Eger gesehen und ich hatte eine ungeheuere Freude, daß der Sokoltag so herrlich gelungen ist. Es hat allen gefallen, auch den Deutschen, so weit sie nicht an Schwäche und Gehirnerweichung leiden, woran sicher alle leiden. Ihr P. T. Schriftleiter gehört nicht ins Kriminal, wie viele, auch vernünftige Deutsche urteilen, aber in das Narrenhaus. Dort würde für Euch der richtige Ort sein. Für Euch gehört nicht Masaryk mit seiner Humanität, für Euch gehört Mussolini mit der Peitsche und Kriminal. Wir hoffen, daß Masaryks Nachfolger zu Euch nicht so zärtlich und human sein wird. Dann freut Euch! Dann werdet Ihr gegen die Elemente nicht hetzen können, welche diesen Staat gegründet haben und erhalten. Würdet Ihr so in Italien oder Frankreich schreiben, so würdet Ihr bald zu Ende geschrieben haben, irgendwo im Kriminal. Nur unsere Zensoren sind solche Schafsköpfe, welche Euch darauf los toben lassen wie Wahnsinnige, welche nicht in die menschliche Gesellschaft gehören, sondern ins Narrenhaus. Euere großen Menschen wie Goethe und Schiller würden sich heute über Euere Schreibweise und Handeln sicher schämen, denn ein Kulturmensch, ein Mensch von wirklicher Intelligenz würde niemals so gemein von einer anderen Nation schreiben, wie Ihr es tut. Ihr sündigt auf die èechische Geduld, welche aber auch ihre Grenzen hat. Ihr Herren dürft nicht vergessen, daß wir Èechen auch in Eger zu Hause sind, denn Eger liegt in Böhmen, während die Deutschen zugewandert sind, welche aus Deutschland herüber kamen, als die Èechen längst schon hier waren. Die Deutschen sind nämlich bei uns ein fremdes Element - Kolonisten - welche auf unsere Gastfreundschaft sündigen. Wir gehen nach Eger, weil wir hier zuhause sind. Das verbieten uns auch die größten Hetzen Ihres Hetzenschriftleiters nicht. Ihr wundert Euch, daß Ihr nicht in Tábor oder Èaslau manifestieren könnt? Ja, was würdet Ihr dort machen? Da dort keine Deutschen sind? Aber Èechen sind in Eger und sie werden sein. In 30 bis 40 Jahren wird dem deutschen Charakter Egers der Garaus gemacht sein. Er wird ein Ende nehmen, wie der deutsche Charakter von Budweis, Olmütz, Brünn ein Ende genommen hat. Das deutsche Eger erwartet dasselbe Schicksal, wie das des deutschen Brünn, Olmütz und Budweis, welche heute èechisch sind. Wir haben heute die Macht und werden Eger entdeutschen, wie Ihr es verdeutscht habt. Vielleicht mit der gleichen Gewalt, wie Ihr eingewandert seid: Eger wird unser sein, es wird einmal ebenso èechisch sein, wie Budweis, Olmütz und Brünn. Es ist möglich, daß Ihr es noch erleben werdet, das werdet Ihr aber nicht verhüten, selbst mit der größten Hetzerei, welche uns Èechen nicht hindert. Wir haben heute alle Macht und die machen wir geltend, damit Eger dasselbe wird, was heute Brünn und Olmütz ist. Wenn das nicht im Guten geht, wird es im Schlechten gehen. In unseren Kriminalen ist genug Platz für die deutschen He tzer und genug Galgen für die deutschen Hochverräter. Mit Euerer Hetzerei schadet Ihr uns nicht, im Gegenteil. Die reichsdeutschen Journalisten, welche am Sonntag in Eger waren, haben eine schöne und würdige Manifestation des friedliebenden èechischen Volkes gesehen, des Herrn dieses Landes und Staates. Euere schandhafte Arbeit errichtet uns für die Entdeutschung Egers Schlingen: Unterschrift Nr. N. Jos. Kohout, Gerichtsrat.

N. S. Ihr seid Parasiten im deutschen Volke und seiner Kultur. Ihr seid Raubtiere, für welche sich das deutsche Volk schämt. Heute bellen die Deutschen, aber sie beißen nicht, weil sie nicht können, sie haben eine Stimme, aber sie haben keine Zähne. Bellt nur, Hunde, uns macht das Freude."

Ich wollte die Gelegenheit nicht vergehen lassen, um dieses bedauerliche Dokument hier vorzubringen und festzustellen, daß deswegen keine Beschlagnahme der Zeitung erforderlich war.

Auf einen Punkt muß ich noch zu sprechen kommen, weil ich ihn seinerzeit angekündigt habe, und ich werde mich nur ganz kurz fassen. Sie werden sich noch an die Angelegenheit des Hauses Buen Retiro in Marienbad erinnern. In der Zwischenzeit ist mit einer bei der sonstigen Praxis der Gerichte auffallend großen Schnelligkeit der eingebrachte Rekurs in Eger erledigt worden und das Haus Buen Retiro ist tatsächlich in den Besitz des Staates übergegangen. Ich habe inzwischen vom Herrn Ministerpräsidenten eine Antwort auf meine Anfrage erhalten. Ich danke dafür und stelle fest, daß er ablehnt, irgend welche Verantwortung in dieser Angelegenheit zu übernehmen, da sie nicht in die Kompetenz des Ministerratspräsidiums fällt. Die ganze Angelegenheit fällt in die Kompetenz des Arbeitsministers, der dieses Haus erworben hat, und er möge sich heute schon eine gute Bilanz für die nächste Budgetdebatte vorbereiten, damit er uns dann die erstaunlichen Zahlen mitteilen kann, wie sich diese hinausgeworfenen 7 Millionen Steuergelder in Wirklichkeit verzinst haben werden.

Ich möchte nicht versäumen, noch darauf hinzuweisen, daß man in dieser Frage den allerletzten Schritt gehen will, indem man den früheren Verwalter, den genügsam bekannten Herrn Meèíø zum Verwalter des èechischen Staatshauses einsetzen will. Es ist also gelungen, was man wollte, man hat das Haus mit Staatsmitteln gekauft und dem bisherigen halben Privatbesitz nun auf Staatskosten das Haus ganz in die Hände gespielt. Ein sonderbares Umgehen mit Staatsgeldern in derselben Zeit, wo gerade der 13. Monatsgehalt für die Staatsbeamten einer der Gründe für die ausgebrochenen Ferien ist. Ich will zum Schlusse kommen und will nur noch darauf hinweisen, daß gerade in der jetzigen Zeit zum Schulschlusse und zur Zeit der Einschreibungen in die Schulen ein Massenseelenfang deutscher Kinder für die èechischen Minderheitsschulen wieder ausgebrochen ist. Alle angeführten Äußerungen, die der Herr Finanzminister Dr. Engliš, Herr Dr. Èerný, der Schulminister und andere gebracht haben, werden nun wieder zu Nichts zerfallen. Denn ich verweise zum Beispiel, daß man bei uns im Mieser Bezirk sogar Gendarmeriepersonen in den Ortschaften draußen - nicht einmal in ihrem eigenen Wirkungsbereich - von Haus zu Haus gehen sieht, die dort unter Lockungen und Drohungen die Bauersleute, die mit den Gesetzen nicht genau vertraut sein können, auffordern, ihre Kinder in die èechische Schule zu schicken, widrigenfalls sie die schwersten Folgen zu tragen haben werden.

Wenn wir schon in die Ferien gehen, so wollen wir nicht versäumen, noch einmal festzustellen, daß sich dieses Parlament sehr vielesfür die kommende Herbstsession aufgespart hat, vor allem aber auch den Versuch der Lösung der nationalen Frage und ich erkläre Ihnen, daß trotz aller Arbeit, die Sie leisten, letzten Endes alles Sisiphusarbeit bleiben muß, so lange Sie die nationale Frage dieses Staates nicht lösen werden. Wenn Sie diese Frage nichtlösen, so wird die Geschichte einst diese Frage zu lösen haben und daß dies in unserem Sinne geschieht, wenn Sie jeden Versuch einer Lösung durch Zusammenarbeit ablehnen, daran zu arbeiten, muß auch in den kommenden Ferien unsere Aufgabe sein, nachdem Sie es verschmäht haben, über den Minderheitsantrag, über eine friedliche Lösung dieser Frage mit uns zu verhandeln. (Potlesk.)

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