XI/575.

Interpellácia

posl. Kreibicha a súdruhov

mninistru vnútra

o brutálnom postupe èetnictva z príležitosti verejnej schôdze, ktorá mala by konaná 5.

septembra v Dunajskej Strede a o porušení imunity posl. Majora.

Dòa 5. septembra b. r. malo sa kona verejné shromaždenie v Dunajskej Strede z príležitosti medzinárodného dòa mládeže. Schôdza bola riaden nahlásená, ale ju okresný úrad v Dunajskej Strede nepovolil. Odôvodnil to tým, že velké rozèúlenie obyvate¾stva následkom povodòov nesmie by s verejnými schôdzami stupòované.

V tejto záležitosti intervenoval na županskom úrade Štefan Barta, èlen zastupite¾stva župa bratislavskej, kde mu bolo zaslúbené, že všetky zakázané schôdze povolila.

Posl. Major sa túèastnil na schôdze ako referent, sotva reènil však 10 minút, 8 èlenový èetnický oddiel napadol dav, a bez toho, žeby boli vyzvali k rozchodu, používaním bodákov a pušiek rozohnali èetníci zástup, ktorý pozostával asi z 500 duší. Keï posl. Major vyzval masu ku kludnému sa chovaniu, bol vydaný pokyn èetníkom ešte ku brutálnejšiemu postupu. Na to starých mužov a žien, ktorí následkom zástupu nemohli utiec, puškovými kolbami tak dobili, že viacerí z ních klesli na zem.

František Ležatka starší, murár z Dunajskej Stredy, bol bodákom oíchnutý do oka.

Poslanec Major, ktorý žiadal èetníkov, aby mu povolili vyzva masu ku kludnému rozchodu, bol puškovými kolbami zbitý a napadnutý bodákmi, namierenými mu na brucho.

Mészáros Júliusa a Ladislava, obyvate¾ov z Böšu, ktorí so zástavou išli už domov, v jednej poboènej ulici èetníci napadli a bijúc a kopajúc ich, hnali ich pred sebou na okresný súd.

Mondok Gabriel z Vásárutu a Bedánsky Jozef, obycate¾ z obci Šikabony, boli reazom sviazaní a odvedení.

Poneváè toto nie je ojedinelý prípad ne¾udského, teroristického chovania sa úradných osôb v Dunajskej Strede (spomenieme to len prípad zatknutia posl. Steinera) a nemožno oèekáva, žeby tieto provoketívne chútky v dotyènom okrese boly zo stránky okresného úradu likvidované, ba opaène, budú sa snaži týto páni tie ešte stupòova,

preto sa pýtáme pána ministra vnútra

èi je ochotný spomenutý prípad vyšetri a èetníkov, ktorí ich surovým, netaktickým vystupovaním celú srážku zaprièinili a brutálne porušili imunitu posl. Majora, prísne potresta?

Aké opatrenia chce uèini pán minister, aby sa v budúcnosti takieto prípady neopakovaly?

V Prahe, 30. septembra 1926.

Kreibich, Steiner,

Muna, Schmerda, Haiplick, Sedorjak, Mikulièek, Hruška, Kolláriková, Major, Šafranko, Èulen, Kopasz, Štìtka, Chlouba, Cibulka, Wünsch, Vobecká, Zoufalý, Vrtaník, Juran, Dìdiè, Dr. Gáti.

Pùvodní znìní ad IX/575.

Interpellation

des Abgeordneten Dr. Johann Jabloniczky und Genossen

an den Landwirtschaftsminister

in Angelegenheit der ungerechten Grundparzellirungen in der Gemeinde Ghymes

(Komitat: Neutra).

Herr Minister!

Von den Mitgliedern der gesetzgebenden Körperschaft wurden in der Nationalversammlung wiederholt Klagen über die antidemokratischen und antisozialen Verfügungen des staatlichen Bodenamtes laut. Nebst Aufrollung der Mißbrauche wurde auch auf die Unhaltbarkeit des befolgten Systems der Bodenaufteilung hingewiesen, das bloß dazu geeignet ist, die Grundbesitzer um ihr Eigentum, tausende von Arbeitern um ihr Brot zu bringen, sie zur Landflucht zu zwingen und den Boden jenen in die Hände zu spielen, die ihre politische Überzeugung und vielfach ihre Ehre feilbieten.

Trotz der Geißelung dieses Systems haz es den Anschein, daß sogar die kräftigste und gerechteste Kritik nicht geeignet ist, das Bodenamt von dem eigenschlagenen Wege abzubringen, ja, es zeigt sich, daß das gefährliche Spiel in der Slovakei umso schamloser betrieben wird, so, daß wir die Aufmerksamkeit des Herrn Ministers auf den typischen Fall in der Gemeinde Ghymes besonders wachrufen müssen.

Die Mißbräuche haben scheinbar auch schon die Behörden beschäftigt, bei der bekannten Mentalität derselben glauben wir aber richtig zu handeln, wenn wir Herrn Minister noch vor Beendigung der behördlichen Erhebung und Untersuchung über die begangenen Mißbräuche unterrichten.

Die durch die umgangenen Anspruchsberechtigten erhärte Klage ist folgende:

Noch im Frühling dieses Jahres wurde der Ghymeser Bodenbesitz des Großgrundbesitzers (ehemaliegen Grafen) Karl Forgách parcelliert.

Wie glaubwürdig festgestellt wurde, wurde die Parcellierung auf Grund des Verschalges des Gemeinderichters Joseh Molnár, Franz Dobos, Josef Hók, Stefan Brat und Josef Gyuris als Kleinhäusler und Mitgliedern der dortigen lokalen Bodenaufteilungskommission durchgeführt.

Demgemäß war das Ergebnis auch jenes, daß die Abgestellten des Großgrundbesitzes mir bloß minderwertigen und von der Gemeinde weit entlegenen Boden beteilt wurden. Viele erhielten aber gar keinen Boden, obzwar ihnen der Kaufschilling im vorhinein abgenommen wurde und die sich nun in der unangenehmen Lage befinden, daß sie weder Geld, noch Boden besitzen.

Der Klage nach wurde aber umso besser für die obengenannten Kleinhäusler, für deren Verwandte und für jene gesort, die den ersteren Geschenke machten.

Die Klagen wurden so laut, daß sich angeblich auch die Gendarmerie einmischte und soll hinsichtlich der Geschenkannahmen eine Untersuchung eingeleitet haben, wobei aber die Beschwerde der Geschädigten durch das Bodenamt, resp. durch die Neutrauer Expositur desselben, die sich auf die Seite der Bodenaufteilungskommission stellte, vereitelt worden sein soll.

Der Beschwerde nach soll Ing. Rössler, der Leiter der Bodenaufmessungen, hingegen offen erklärt haben, daß bei der Bodenaufteilung die Anhänger der Agrarpartei bevorzugt werden müssen.

Zum Beweis obiger Behauptungen werden folgende Daten angeführt:

Franz Dobos, Schuhmacher und Prässer der Kleinhäusler erhielt 10 Joch prima Boden und Wiese;

der Sohn des 25 Joch Boden besitzenden Josef Hók erhielt als Kleinhäusler neuerlich 10 Joch Boden;

Stefan Brat, gutsituierter Lanwirt, bezieht als Postbediensteter einen Monatsgehalt von 1200 Kronen und erhielt 10 Joch Boden;

Rudolf Prikril, Fleischselcher und Gastwirt, erhielt 15 Joch;

Ludwig Fazekas, Gastwirt und Besitzer von 8 Joch Boden, erhielt 15 Joch;

Emmerich Svecz, Besitzer von 25 Joch Boden, erhielt mit seinem Sohne weitere 18 Joch;

Paul Svetz, Besitzer von 40 joch Boden, erhielt mit seinem Sohne weitere 14 Joch;

Josef Molnár, Gemeinderichter, Besitzer von 8 joch Boden, erhielt noch weitere 8 Joch;

Man erinnerte sich aber auch des Gemeindenotärs und des Kreisarztes und wies ihnen drei bis sechs Joch Boden zu.

Demgegenüber gingen von den Patenten leer aus: Josef Farkas, Andreas Sipos und Josef Varga, während der bestzlosen Frau Josef Galambos 1 Joch minderwertiger Boden, dem Besitzer von 3 Joch, Stefan Belik 21/2 Joch zugesprochen wurden, von denen ihm aber11/2 Joch wieder abgenommen wurden, obzwar er seiner Zahlungspflicht pünklich entsprochen hat.

Während aber Josef Andráskó 2400 Kronen eingezahlt hat, ohne bis heute zu einen Stück Boden zu gelangen, wurde dem Andreas Fazekas, Emmerich Sipos und Andreas Borbély eine Überraschung durch einen Bodenaustausch bereitet.

Charakteristisch ist auch der Fall des Ignatz Sipos, von dem der Gemeinderichter Josef Molnár 200 Kronen zu dem Zwecke übernommen haben soll, um das ihm zugewiesene mindewertige Grundstück gegen ein besseres umzutauschen, was auch gescgehen ist. Doch, da der ausgehandelte Preis 300 Kronen betragen hat und Sipos den Rest nicht beglichen hat, wurde ihm das Grundstück wieder abgenommen und ein schlechteres zugewiesen.

Gekrönt wurden die Ungerechtigkeiten aber damit, daß die Neutraer Expositur des Bodenamtes auf die allgemeinen Klagen dem Stefan Belik, Andreas Farkas, Emmerich Sipos, Frau Joseh Galambos, Ignatz Sipos und Andreas Borbély den bereits zugewiesenen minderwertigen Boden unter dem Vorwand wieder abgenommen hat, daß sie ein ihnen unverständliches Protokoll nicht unterschrieben haben.

Herr Minister!

Nachdem diese Fälle den Tatbestand einer ganzen Kette von Missbräuchen und Ungerechtigkeiten erschöpfen, fragen wir Herrn Minister:

1.) Sind Sie bereit, die Angelegenheit der strengsten Untersuchung zu unterziehen, die Aufnahme des diesbezüglichen Protokolls anzuordnen und dieses sich zwecks Untersuchung amt der obenerwähnten Meldung der Gendarmerie vorlegen zu lassen?

2.) Sind Sie bereit, eine neuerliche Bodenaufteilung anzuordnen, bezw. die begangenen Fehler gutzumachen?

3.) Sind Sie bereit, dem Stefan Belik, Ignatz Sipos, Andreas Borbély, Emmerich Sipos, Frau Josef Galambos und Andreas Fazekas die abgenommenen Felder zurückgeben und diese mit jenen von besserer Qualität der obenerwähnten Kleinhäusler eintauschen zu lassen?

4.) Sind Sie bereit, dem Josef Farkas, Josef Andráskó und Stefan Gasparik für ihr eingezahltes Geld Boden zusprechen zu lassen und schließlich

5.) Sind Sie bereit, die Schuldigen zur verantwortung zu ziehen und dem Ergebnis der Untesuchung gemäß gegen sie mit entsprechender Strafe vorzugehen?

Prag, am 24. September 1926.

Dr. Jabloniczky,

Szent - Ivány, dr. Korláth, dr. Holota, Koczor, Füssy, Windirsch, Platzer, Stenzl, Tichi, dr. Hanreich, Böhm, Nitsch, Eckert, Zierhut, Mayer, Böllmann, Hodina, Fischer, Grogorovits, Fedor, dr. Szüllö.

Pùvodní znìní ad X/575.

Interpellation

des Abgeordneten Franz Hodina und Genossen

an die Gesamtregierung

betreffend die Ermordung eines Deutschen durch bewaffnete Festteilnehmer bei der

Eröffnung der tschechischen Bürgerschule in Deutsch - Brodek.

Sonntag, den 5. September wurde in der beiname rein deutschen Gemeinde Deutsch - Brodek die mit einem Aufwand von annähernd 21/2 Millionen erbaute staatliche Bürgerschule erüffnet. Trotz allen Widerstandes seitens aller deutschen Parteien wurde die Errichtung dieser Bürgerschule durch den seinerzeitigen Unterrichtsminister Bechyn2 angeordnet. Schon die Wahl dieser deutschen Gemeinde, der größten in der Brodeker Sprachinsel, als Schilort für einen tschechischen Schulsprengel weist darauf hin, daß es sich hiebei um die gewaltsame Tschechisierung dieser seit Jahrbunderten rein deutschen Sprachinsel handelt. Die tschechischen Kinder aus den in den Schulsprenger einbezogenen tschechischen Gemeinden haben Stunden weit den Weg über unwegsame Feldwege zurückzulegen, um in den Schulort zu kommen. Tschechische Gemeinden selbst bewarben sich um die Bürgerschule, wurden jedoch mit Rücksicht auf die Tschechisierungsbestrebungen mit ihnen Ansuchen abgewiesen. Der Bau wurde im Laufe des heurigen Jahres vollendet und für den Sonntag, den 5. September die Eröffenung festgestellt. Nach schon bekannten Methoden mußte dieser Tag selbstverständlich wieder zu einem tschechischen Hetzfeste oder wie es auf tschechische Art genannt wird, zu einem Siegesfest gestalten werden. Die weiteste tschechische Umgebung wurde mobilisiert. Die bekanntesten Arbeiter der Národní jednota, der hranièáøi wurden aufgeboten, um diesem Einbruch ins deutsche Gebiet beizuwohnen und um ihm erst die rechte Weihe zu geben. Selbstverständlich fehlte es nicht an schöristen Worten gegen die Deutschen. So tat sich auch am 5. September in Deutsch - Brodek insbesondere der Bürgermeister von Olmütz, der bekannte Dr. Fischer, hervor, in edelstem Wetteifer mit dem Minderheitsschulinspektor und den übrigen Mitarbeitern. "Brodek muß wieder tschechisch werden. Ein Volk, das die Schule in der Hand hat, bekommt die Jugend in die Hand und damit auch das Siedlungsgebiet. Die Schule haben wir nun als Burg in die deutsche Siedlung hineingesetzt, nun handelt es sich noch darum, die Kinder zu bekommen, und ist es damit um den Weiterbestand der sogenannten deutschen Sprachinsel gescheben." Andere Redner sprachen vom Raub an tschechischen Boden, die Deutschen hätten kein Recht auf diesen Boden. Und so wurde mit der bekannten Hetzpeitsche das nationale Bewußtsein der aus den umliegenden Orten gekommenen Festteilnehmer bis aufs äußerste aufgepeitscht. Am Nachmittag tat dann noch der Alkohol das übrige. Scherfe Ansprachen wiederholten sich und es ist dann kein Wunder, daß derart leidenschaftlich aufgepeitschte tschechische Landbewohner den Deutschen als Freiwild beitrachtend sich bemüssigt erachten, an solchen Tagen ihr Mütchen an den Deutschen zu kühlen.

In den Abendstunden fuhren 2 Radfahrer (Festteilnehmer) auf Rädern vom Festplatze aus Brodek heraus. Bei den letzten Häusern kamen Deutsche entgegen, welche sie mit ihren Rädern anzufahren trachteten. Die zwei Ersten wichen doch noch zur Not aus, während de Dritte einen dahergehenden Deutschen direkt zusammenfuhr und mit ihm stürzte. Da dem Brodeker dadurch der Anzug zerrissen und die Uhr zerschlagen wurde, trachtete er diesen Radfehrer zum Gemeindeforsteher zu bringen, um dort von ihm Schadenersatz zu fordern und auch zu erhalten. Der Redfehrer rief anderen Radfehrern zu: Pojïte mnì na pomoc! worauf diese ihre Räder in den Straßengraben stellend hinzueilten, um die Befreiung des rabiaten Festgenossen in gröbster Weise zu erzwingen. Andere Brodeker ailten zu Hilfe, wichen aber, als ihnen eine Frau zurief: "Laßt ab von ihnen, einer hat ein großes Messer in der Hand" zurück, worauf sich der Messerheld mit einem Dolch auf den gerade dahergehenden 60jährigen Brodeker Deutschen namens Fischer stürzte, ihn mit seinem Dolch bearbeitete und durch 7 Stiche und Aufschlitzen des Bauches so verwundete, daß Fischer nach seiner Überführung in das Prossnitzer Krankenhaus starb. Ein Beweis mahr, daß die faszistische Losung, den Deutschen nur mit der Waffe in der Hand entgegenzutreten, strengstens bbefolgt wird. Der Mörder trug nicht nur einen langen Dolch bei sich, er hatte auch noch einen Revolver bei sich, was er bei seiner Einvernahme auch gestand.

Das sind die Früchte der unverantwortlichen Hetze, die seitens Dr. Fischer und Genossen in Nordmähren und anderen Tschechisierungsaposteln in den übrigen deutschen Siedlungsgebieten ungestraft und ungehindert geführt wird. Selbst zum Mord muß eine derartige Verhetzung führen und eine siebenköpfige Familie ihres Ernährers beraubt werden, damit dadurch so recht deutlich nachgewiesen wird, wie man sich in den Köpfen derer um Fischer die Tschechisierung bezw. Wiedergewinnung dieses deutschen Gebiets vorstellt.

Selbstverständlich mußte nun ein Schuldtragender auf deutscher Seite gefunden werden, und - Zeit gewonnen, alles gewonnen - unteließ es die sonst so übereifrige Gendarnerie trotz Verständigung , noch am selben Tage die Untersuchung aufzunehmen und den Mörder zu verfolgen. "Wenn Ihr was wollt, so kommt mogren früh, dann werden wir ein Protokoll aufnehmen", waren die Worte des bestellten Hüters des Gesetzes in Deutsch - Brodek, als man ihm berichtete, daß ein Deutscher von tschechischen Faszisten schwer verwundet worden sei. Tatsächlich kümmerte sich die Gendarnerie auch die Nacht über nicht um den Verwundeten und wurden die Erhebungen erst am nächsten Tage durch den Postenkommandanten von Hausbrünn, also einen Posten außerhaib des Rayons Brodek aufgenommen. Der Posten Brodek hatte natürlich anderes zu tun, und sich allenfalls von den Folgen der aufregenden Feier des Vortages noch zu erholen.Der verwundete Fischer wurde noch in der Nacht nach Prossnitz ins Krankenhaus überführt. Der untersuchende Primarius äußerte sich beim Anblick der Verletzungen, daß dies wohl die bestialischeste Art sei, wie jemals ein Mensch von einem anderen ohne Grund zerstochen worde sei. Hilfe war keine möglich und Fischer starb Montag Vormittag. Über seinen Wunsch wurde er nach Deutsch - Brodek überführt, um in seiner heimatlichen Erde zu Grabe getraten zu werden. Die Totendokumente wurden im Krankenhaus ausgestellt und nach der Überführung nach Brodek vom Bezirksarzt Littau bestätigt, sodaß der Beerdigung nichts mehr im Wege stand. Am Donnerstag sollte um 8 Uhr vormittags das Begräbnis stattfinden. Selbstverständlich hörte man von einer vollzähligen Beteiligung der Brodeker und der umliegenden Sprachinseldörfler, was natürlich schon wieder als gegen den Staat gerichtet und aufreizend den vorher nicht gar so eifrigen Gendarmen Brodeks beeinflußte, im Trauerhause die Totendokumente unter irgendeinem Vorwand abzuforden, um dadurch das Begräbnis auf unbestimmte Zeit zu verschieben und so die stets mehr anwachsende Menge der Trauergäste wieder zum Verlaufen zu bringen. Mit den Totendokumenten begab sich der Gendarm in die Nachbargemeinde zum Frühstück und mußten von dort - nach langem Warten - durch die Familienangehörigen des Ermordeten die Dokumente neuerlich geholt werden. Da die Familie des Ermordeten in ärmlichen Verhältnissen lebt, und ihr die Überführung des Toten von Prossnitz nach Brodek grosse Kosten verursacht hatte, veranstaltete die Bevölkerung Brodeks spontan eine Sammlung und brachte das Geld auf, um dem armen Opfer tschechischer Hetze ein würdiges Begräbnis zu ermöglichen. Am offenen Grabe hielt eine Deutsch - Brodeker eine schlichte Grabrede. Dieses Bekenntnis zum Deutschum seitens der Sprachinsler war Grund genug nun den Spieß gegen die Deutschen zu wenden und sie wegen Auflauf, Abhaltens einer nichtangemeldeten Versammlung unter freiem Himmel, Veranstaltung einer nicht erlaubten Sammlung zu belangen. Der nunmehr außerordentlich diensteifrige Brodeker Gendarm erstattete - ging es doch gegen die Deutschen - die Anzeige bei der pol. Bezirksverwaltung.

Am Abend des Begräbnistages standen mehrere Ortsbewonhner in der Nähe der tschechischen Truzburg. Der neuernannte Bürgerschuldirektor, der am Sonntag geschworen hatte, entsprechend den Weisungen Dr. Fischers Brodek tschechisch zu machen, ging vorüber und mußte zum Schulhause eine Reihe von Stiegen hinaufsteigen. Die Gruppe der Ortsbewohner hörte nach kurzem ein Geräusch, als wenn jemand auf der Stiege fallen würde - und weiter hinhorchend, vernahmen sie eine leises Stöhnen. Nachdem sonst nichts hörbar wurde, legten sie der Sache keine Bedeutung bei und verließen später den Platz.

Wie erstaunten aber alle Brodeker, als sie am nächsten Tage morgens bereits eine Besatzung von 7 Gendarmen unter Kommando eines Oberlautnans eingerückt fanden, die in barscher Art bei Gemeinde und sonstigen Dorfinsaßen die Untersuchung anstellte unter Hinweis darauf: "Die Deutschen haben sich empört, haben den tschechischen Bürgerschuldirektor mit Steinen beworfen und ihm am Kopfe eine starke Risswinde beigebracht.

So wäre nun glücklich nach der Gepflogenheit des tschechischen Chauvinismus aus dem Verbrechen, das Tschechen und Deutschen begangen haben, ein Verbrechen der Deutschen an dem tschechischen Schuldirektor konstruktiert, und man kann lustig wieder weiter die Deutschen verfolgen.

Unter Hinweis auf das Vorangehende erlaube ich mir nun, folgende Anfragen zu stellen:

1. Wird die Gesamtregierung weiterhin die nun seit Jahr und Tag betriebene Provokationen der Deutschen bei den Eröffnungsfeierlichtkeiten von Minderheitsschulen und staatlichen Bürgerschulen im deutschen und rein deutschen Gebieten dulden?

2. Wird der Herr Finanzminister auch weiterhin die ungeheurigen Mittel, die die Erbauung dieser Hunderte von nicht notwendigen Minderheitsschulen verschlingt, trotz der schlechten Finanzlage des Staates weiterhin für solche Zwecke zur Verfügung stellen?

3. Will der Herr Minister des Innern noch weiterhin derart mutwillig herausbeschworenen Tschechisierungsaktionen ruhig zusehen, ohne endlich auch das Recht der deutschen Bewohner des staates wahrzunehmen?

4. Will der Herr Minister des Innern die strengste Untersuchung dieses Falles sowie die Zurverantwortziehung und Bestrafung der veramtwortlichen Faktoren, also auch der geistigen Urheber dieses Mordes, unverzüglich in die Wege leiten?

5. Wird der Herr Minister des Innern dieses unentschuldbare Vorgehen der Gendarmerie auf das schärfste ahnden?

6. Wird der Herr Minister des Innern auch die politische Bezirksverwaltung Littau für das ganz einseitige Vorgehen bei Verhängung der Strafsanktionen über Brodek zur Verantwortung ziehen?

7. Ist der Herr Minister des Innern bereit, enzuordnen, daß die Familie des Ermordeten weitestgehend schadlos gehalten wird?

8. Wird der Herr Unterrichtsminister die als nicht lebensfähig sich erweisenden Minderheitsschulen auflösen und solche nur bei Vorhandensein derselben Anzahl von Kindern, wie sie auf deutscher Seite gefordert werden, belassen?

9. Beabsichtigt der Herr Unterrichtsminister die amtliche Tschechisierung durch den Bau von staatlichen Bürgerschulen in rein deutschen Städten und Dörfern noch weiterhin vorzutragen oder ist er gewillt, endlich dem Wunsche der tschechischen Gemeinden stattzugeben, und diese Bürgerschulen, siehe Schöllschitz, Schildberg usw. im tschechischen Gebiet zu errichten?

10. Ist der Herr Unterrichtsminister bereit, dem Abgeordnetenhaus einen Nachweis verzulegen über die bereits für Minderheitsschulbauten verausgabten staatlichen Gelder und den entsprechenden Perzentsatz auch für die Errichtung deutscher Minderheits- und Privatschulen zur Verfügung zu stellen?

Prag, am 17. September 1926.

Hodina,

dr. Spina, Böhm, Windirsch, Fischer, Mayer, dr. Holota, Koczor, Nitsch, dr. Korláth, Weisser, Füssy, dr. Hanreich, Szent - Ivány, Zierhut, Platzer, Heller, Wagner, Böllmann, Halke, Schubert.

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