Støeda 7. listopadu 1928

Ich habe bekanntlich in meiner Rede Weisungen an die deutschen Schüler und Eltern, Lehrer und Professoren herausgegeben, wie sie sich zu dieser Jubiläumsschrift einzustellen haben. Diese Weisungen wurden in den meisten Zeitungen unbeanständet durchgelassen, da und dort allerdings wurde mancher wichtige Satz herausgegriffen. Es wurde zum Beispiel in der "Völkischen Rundschau" beschlagnahmt: [Citát byl usnesením pøedsednictva posl. snìmovny ze dne 7. listopadu 1928 podle §u 9, lit. m) jedn. øádu vylouèen z tìsnopisecké zprávy. Viz str. 114 této tìsnopisecké zprávy.] Gewiß gar nichts, was die Beschlagnahme rechtfertigen würde. Oder: [První èást citátu byla usnesením pøedsednictva posl. snìmovny ze dne 7. listopadu 1928 podle §u 9, lit. m) jedn. øádu vylouèena z tìsnopisecké zprávy. Viz str. 114 této tìsnopisecké zprávy.] Die Teilnahme an diesen Feierlichkeiten wollen wir den Regierungsdeutschen überlassen, die jedes Empfinden für deutsche Würde bereits verloren haben und ruhig zusehen, wie unsere nationalen Erziehungsstätten, die Schulen, zu Drillstätten èechischer staatsoffizieller Gesinnung gemacht werden". Sätze, die eigentlich nichts beinhalten, was irgendwie den Staat in Gefahr bringen könnte. Oder ein Satz: [Citát byl usnesením pøedsednictva posl. snìmovny ze dne 7. listopadu 1928 podle §u 9, lit. m) jedn. øádu vylouèen z tìsnopisecké zprávy. Viz str. 114 této tìsnopisecké zprávy]. In anderen Zeitungen wurde, wie ich bereits erwähnte, dieser Satz unbeanständet durchgelassen.

Ich will weitere Beispiele aus letzter Zeit vorbringen, um zu zeigen, wie lächerlich sich die Zensur macht. In der Folge 122 der periodischen Zeitung in Neutitschein "Deutsche Volkszeitung für das Kuhländchen" vom 26. Oktober wurde in einem Artikel "Zehn Jahre Èechoslovakei" folgende Stelle beschlagnahmt. (Pøedsednictvi pøevzal místopøedseda Slavíèek.) Es heißt hier von der Gründung "eines selbständigen Èechenstaates": "Sie waren ganz offen das, was man nicht sein darf, d. h. sie arbeiteten mit feindlichen Mächten gegen den Staat, dessen Bürger sie waren". Eine durchaus bekannte Tätigkeit der èechischen Auslands- und Inlandsrevolution. Oder die Stelle: als die "Heldentaten" der èechischen Legionäre, die nirgendwo ernsthaftere Kämpfe ausgefochten haben, deren Schreckensregiment im russischen Osten unter dem ehemaligen General Gajda aber kein Ruhmesblatt der èechischen Geschichte darstellen. Vor kurzem hat man es für geschmackvoll gehalten, einen Ausschuß zur Errichtung eines Denkmals der "Slavischen Solidarität" auf dem Dukla-Paß in den Karpathen zu errichten, wo das Prager Hausregiment Nr. 28 geschlossen zu den Russen überging. Seinerzeit hat der èechische Prager Stadtrat dieses "Verbrechen" mit schärfsten Worten mißbilligt und eine begeisterte Ergebenheitserklärung "gegenüber der geheiligten Person unseres geliebten Kaisers und Königs" abgesandt. Eine Tatsache, die hundertfach festgestellt wurde. Es macht mir den Eindruck, als ob die Feststellung derartiger Tatsachen den Herren heute sehr unangenehm wäre, weil dadurch zu leicht ein Beispiel für die geknechteten Deutschen und ihr Verhalten in Zukunft gegeben werden könnte.

Oder weiters die Stelle: "Das èechische Volk habe aber als Verbündeter der Entente gekämpft: 1. Durch Massenübergang der Soldaten; 2. durch systematische Unterwühlung des politischen, wirtschaftlichen und finanziellen Lebens und systematische Hinderung der militärischen Arbeiten und der Kriegsorganisation; 3. durch eine systematische Demoralisierung der Truppen und der Bevölkerung; 4. durch eine vollständige Solidarität der Nation, von der kein Teil mit den Zentralmächten ging. Masaryk und Beneš haben es, gestützt auf das berüchtigte, tatsächlich falsche Angaben enthaltende Mémoire III, erreicht, daß der neue Staat in seinem gegenwärtigen Umfange, d. h. unter Einbeziehung von fremden Volksgruppen, gegründet wurde." Lauter feststehende Tatsachen, zu denen sich die Èechen auch heute noch mit Stolz bekennen können. Sie haben den österreichischen Staat nicht gewollt, sie haben ihn abgelehnt, und da Volksrecht stärker ist als Staatsrecht, haben sie alles getan, um diese lästigen Fesseln abzuschütteln. Wir fühlen und verstehen die Haltung des èechischen Volkes und werden für uns die gleiche Nutzanwendung ziehen. Ich verstehe also nicht, warum sie heute sich zu dieser gewiß heldenhaften Periode ihres Volkstums nicht bekennen wollen.

Oder eine weitere Stelle: "Mit Maschinengewehrfeuer hat man die Erklärung des Selbstbestimmungsrechtes der deutschen Randgebiete in Blut ausgelöscht". Weiter die Stelle: "Ebenso gehört der systematisch vom Staate eingeleitete Vernichtungskampf gegen das deutsche Volkstum in Beamtenschaft, Schule, Bodenbesitz, Wirtschaft der Geschichte an".

Das sind Tatsachen, die schon hundertmals hier im Hause, draußen in Versammlungen und sonst behauptet worden sind, und es ist nicht abzusehen, warum jetzt auf einmal gerade bei der Teilnahme deutscher Parteien an der Macht alles das von der Zensur unterschlagen wird. Leider findet sich auch immer das Kreisals Pressegericht außerordentlich willfährig, den Staatsanwalt in seiner Tätigkeit zu unterstützen, als seinem Tun Einhalt zu gebieten. Es wurde auch im vorliegenden Falle bei den einzelnen Punkten festgestellt, daß darin öffentlich durch gröbliche verunglimpfende Äußerungen der Präsident der Republik in seiner Ehre gekränkt wird; weiters, weil darin die èechoslovakischen Legionen als ein selbständiger Teil der èechoslovakischen Armee in einem Druckwerk dem öffentlichen Spotte ausgesetzt werden, fälschlich bestimmter unehrenhafter Handlungen, wenn von dem Schreckensregiment in Rußland gesprochen wird, geziehen werden, weiters, weil darin öffentlich gegen den Staat wegen seiner Entstehung aufgewiegelt wird und weil darin öffentlich in aufhetzender Weise die Regierung geschmäht wird, daß es die Würde der Republik herabsetzt. Nicht durch ein derartiges Feststellen der geschichtlichen Tatsachen wird die Republik in ihrem Ansehen geschmälert und herabgesetzt, sondern vielmehr durch das ganze gegen das deutsche Volk gerichtete System, gegen die Art, wie dieses System draußen durch die Beamtenschaft geübt wird und nicht in letzter Linie, wie ich schon vorhin gesagt habe, durch den Mißbrauch des Parlamentarismus im allgemeinen. Andererseits habe ich vorhin an einzelnen Fällen festgestellt, daß man die gleiche Schärfe gegenüber Boykottaufforderungen von èechischer Seite nicht findet. Ich kann feststellen, daß man hier vieles durchgehen läßt, ohne einzugreifen, wenn z. B. ganz offen in den èechischen Zeitungen aufgefordert wird, das "Svùj k svému" restlos durchzusetzen und bei deutschen Kaufleuten nicht zu kaufen. In Neutitschein erscheint seit kurzem eine èechische Zeitung, die gerade auf diesem Gebiete außerordentlich Wertvolles für die èechische Arbeit leistet; sie fordert ununterbrochen auf, nur bei Èechen zu kaufen, man verschmäht es aber dabei selbstverständlich nicht, auch deutsche Inserate aufzunehmen. Der Redakteur geht herum und erklärt, daß man die Firma in der Zeitung festnageln werde, wenn sie nicht ein Inserat in der Zeitung aufgibt, unter moralischem Zwang werden Pressespenden herausgepreßt usw.

Ich habe seinerzeit in einer Interpellation darauf hingewiesen, daß von der Národní Jednota in Leipnik ein Flugblatt, und zwar vom 22. Mai 1928, herausgegeben wurde, das geeignet war, die Bevölkerung zum Haß und Boykott gegen die Deutschen aufzurufen. Ich will aus dem Inhalte dieses Flugblattes nur die wichtigsten Stellen herausgreifen: "Denken wir über die letzten Wahlergebnisse nach, wo 308 deutsche Stimmen abgegeben wurden. Die Národní Jednota fühlt ihre Verantwortlichkeit hier durch die Durchführung des Losungswortes "Jeder zu dem Seinen" Abhilfe zu schaffen. Sie will daher ein Verzeichnis aller èechischen Firmen am Orte herausgeben, das ein Hilfsmittel und eine Kontrolle beim Einkaufe sein wird. Wir nehmen Beschwerden über èechische Firmen, Kaufleute und Gewerbetreibende entgegen. Beschwert Euch bei uns über Abnehmer-Besteller, die das Losungswort des Franz Palacký "Jeder zu dem Seinen" nicht beachten. Wir werden dafür sorgen..." und dergleichen mehr.

Ich habe den Staatsanwalt darauf aufmerksam gemacht, ich habe eine Interpellation eingebracht, es hat sich aber seither in dieser Richtung nichts ereignet, das Flugblatt wurde nicht zurückgezogen und beschlagnahmt und gegen die Verbreiter wurde in keiner Weise eingeschritten. Sie sehen auch hier zweifaches Maß; und so könnten wir stundenlang erzählen, um den Nebel zu zerreiß en oder sagen wir den Benebelungsversuch unmöglich zu machen, der heute seitens der Regierungsparteien vorgenommen wird, um Erfolge vorzutäuschen, die sich nirgends ereignet haben, auf die sie nicht verweisen können. Gerade die bevorstehenden Wahlen werden uns dann Gelegenheit geben, ganz unbeeinflußt und unvoreingenommen kritisch zu untersuchen, worin die Erfolge der deutschen Regierungsparteien bestehen und wie weit sich die Atmosphäre zu Gunsten der Deutschen irgendwie gebessert hat. (Posl. dr Koberg: Dabei bereiten sie die Herausgabe eines dickleibigen Bandes vor, in dem alle ihre Erfolge drinstehen werden!) Dieser Band wird an Worten umfangreich sein, bei der Festhaltung der Tatsachen allerdings wird er mit einer halben Seite abzutun sein. Denn wir können feststellen und wohl mit Recht behaupten, daß nach keiner Richtung hin irgend etwas besser geworden ist und daß heute die deutschen Regierungsparteien mit ihrem Namen das decken, was sie früher, als sie in Opposition standen, selbst auf das schärfste verurteilt haben. Sie vertuschen die verschiedenen Miß erfolge, die sie auf allen Gebieten erlitten haben, sie machen der Öffentlichkeit blauen Dunst vor, um nicht endlich einmal ehrlich eingestehen zu müssen, daß sie nichts erreicht haben und daß sie nicht vorwärtsgekommen sind trotz besten Willens, trotz Verleugnung der deutschen Würde und trotzdem sie bis ans äußerste Maß der Nachgiebigkeit gegangen sind, die geradezu an Würdelosigkeit grenzt. Wir werden Gelegenheit nehmen, der Bevölkerung, soweit sie sich darüber wird aufklären lassen, im Laufe der Wahlbewegung alle diese Dinge klarzustellen und hoffen, daß die Bevölkerung mit den Stimmzetteln am 2. Dezember den Parteien für ihre unwürdige Haltung eine Lehre erteilen wird. (Souhlas a potlesk poslancù nìm. strany národní.)

5. Øeè posl. Krebse (viz str. 50 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Die Koll. Stivín und Tuèný haben die Gelegenheit der Debatte über die Sozialversicherungsvorlage dazu benützt, um auch eine Reihe wichtiger politischer Probleme zu behandeln und es ist nicht möglich, an diesen Ausführungen vorüberzugehen, ohne sie auch von unserem Standpunkte aus zu beleuchten. Koll. Tuèný hat im Zusammenhang mit seinen Ausführungen auf die soziale Reaktion in der Verwaltung hingewiesen und wir geben ihm vollständig recht, daß in der gesamten Administrative des Staates eine solche Reaktion zu verzeichnen ist, die nicht nur in der täglichen Konfiskation der Zeitungen, sondern auch tatsächlich bis in die verfassungsrechtlich gewährleisteten Rechte der einzelnen Bürger eingreift. Aber der Koll. Stivín hat neben diesen sozial reaktionären Erscheinungen in der Administrative auch über die politischen Verhältnisse zwischen Deutschen und Èechen eine Reihe von sehr bezeichnenden und wichtigen Darlegungen gemacht. Er hat erklärt, daß er schon vor Jahren darauf hingewiesen habe, daß es undenkbar sei, daß ein so großer Volksstamm wie es die Deutschen in den Sudetenländern sind, der ein Viertel der Gesamtbevölkerung ausmacht, ein Volksstamm, der eine so hervorragende Wirtschaft trägt, wie es die sudetendeutsche ist, oder wie er gesagt hat, die Hälfte des ganzen Kapitals in der Èechoslovakischen Republik darstellt, dauernd in der Opposition bleiben könnte, außerhalb der Regierung sein könnte und daß einmal die Zeit kommen müsse, wo die Repräsentanten insbesondere der bürgerlichen Parteien sich zusammensetzen und eine gemeinsame Regierung bilden werden. Er hat dann gesagt, daß die bürgerlichen Parteien die nationalistische Phrase hinter sich geworfen und sich zusammengesetzt hätten, um rein wirtschaftliche, kapitalistische Interessen zu vertreten. Das ist sicher vollständig richtig.

Aber wir vergessen nicht, darauf hinzuweisen, daß die bürgerliche Regierungskoalition doch, als sie zusammentrat, sich ein Programm gestellt hat. Es ist nicht ganz richtig, daß diese Regierung, wie Koll. Stivín gesagt hat, kein Programm gehabt hat, vielleicht hat sie heute keines mehr. Aber damals war es, glaube ich, als der Herr Ministerpräsident Dr. Švehla, gesagt hat, der "geschichtliche Augenblick", in dem er das Wort von den "Gleichen unter Gleichen" aussprach, daß er damit auch gleichzeitig erklärte, daß eine neue Periode des Zusammenlebens der beiden Völker in diesem Staate beginne, daß er die 1000jährigen Beziehungen beider Völker in der Vordergrund seiner Betrachtungen stellte und daß ganz deutlich das nationalpolitische Programm aus seiner Rede zum Vorschein kam. Aber darin hat der Herr Koll. Stivín recht. Von diesem nationalistischen Programm ist nichts übriggeblieben. Wir haben in der letzten Zeit immer deutlicher und deutlicher gesehen, daß die bürgerlichen Parteien einzig und allein bestrebt sind, wirtschaftspolitische und kapitalistische Gesetze zu schaffen, die den Massen der Bevölkerung immer größere und größere Lasten aufbürden, daß aber nirgends auch nur der geringste Schein eines wirklichen Ausgleiches von Volk zu Volk zu beobachten ist. Mit leeren Händen müssen die deutschen Regierungsparteien, soweit es ihr Programm und ihr Anteil an dem politischen Geschehen in der letzten Zeit ist, vor die deutschen Wähler treten und dort eingestehen, daß der nationalpolitische Teil des Programmes von den Gleichen unter Gleichen keine Erfüllung gefunden hat. Aber wenn der Herr Koll. Stivín heute gewissermaßen eine Anklagerede gegen die bürgerlichen Parteien beider Lager gehalten hat und sie zur Lösung des großen nationalen Problems unfähig hinstellte, dann müßte doch in Erinnerung gebracht werden, daß auch die sozialistischen Parteien, soweit sie marxistischer Prägung sind, keinerlei wirkliche Einleitung oder Anbahnung eines nationalen Ausgleiches bis zum heutigen Tage getan haben. (Sehr richtig!) Wie steht es denn, so fragen wir heute hier von dieser Stelle aus, mit der internationalen Verständigung dieser beiden international sein wollenden Parteien? Niemand hat bisher ein einziges wirkliches Wort, viel weniger eine Tat nationaler Verständigung auf beiden Seiten erleben können oder besser gesagt auf Seiten der èechischen sozialistischen Parteien erlebt. Meine sehr geehrten Herren, glauben Sie, daß die Deutschen all das vergessen haben, was in diesem Hause an Gesetzen gegen unser Volk beschlossen worden ist, unter Mitwirkung dieser Herren von den èechischen sozialistischen Parteien? Glauben Sie, daß wir vergessen haben, daß alle Schulgesetze, daß alle jene Gesetze, die die ungeheueren Militärlasten auf die breiten Schichten der Bevölkerung abwälzen, glauben Sie, daß wir vergessen haben jene unerhörten Gesetze, die sich die Bodenreform in diesem Lande nennen, die unsere Heimat zerrissen haben, die unsere Heimat nicht den Menschen gelassen hat, die sie bearbeiten, die sie zu dem gemacht haben, was sie geworden ist, die unsere Heimat nicht den Deutschen gelassen haben, sondern den èechischen Volksangehörigen geben und dadurch den nationalen Kampf bis ins letzte Dorf hinein verewigt haben? (Sehr richtig!) Glauben Sie, meine Herren, wir haben daran vergessen, daß die Abbaugesetze, denen Tausende und abertausende deutscher Staatsangestellten und Eisenbahner zum Opfer gefallen sind, das Werk dieser Herren auf den sozialistischen Bänken sind? Ja, mehr noch, daß sich sogar der gewesene Minister Franke damit gerühmt und es als Wahlpropaganda hingestell that, daß seine Partei es war, die die Durchführung der Abbaugesetze mit jener Strenge und Schärfe durchgeführt hat, wie sie jetzt als Ergebnis dieser Gesetze in Tausenden vernichteten Existenzen in Erscheinung tritt oder glauben Sie, daß wir vergessen haben, wer die Polizei in dieses Haus gerufen hat? Es war Herr Abg. und damalige Präsident Tomášek, der heute hier unten sich über den Terror der Hausordnung beklagt, der nach der Polizei nicht nur gerufen hat, sondern der als der Hausknecht, als der Oberhausknecht in diesem Hause fungiert hat und jeden, der es auch nur irgendwie wagte, in diesem Saale eine Handlung zu vollziehen, die die sogenannte Würde dieses Hauses verletzte, hinausschleifen ließ und dabei gar keine Rücksicht darauf nahm, ob der, den er hinaussehmeißen ließ, nicht etwa ein Genosse deutscher Zunge war. Meine sehr Verehrten, diese Herren von den èechischen sozialistischen Parteien waren es ja, die dieses Schutzgesetz beschlossen haben, das sich heute in einer gerade zu unerhörten Art und Weise zum Teil auch gegen sie selbst auswirkt. Diese Herren waren es, die auch jene Gesetze mitbeschlossen haben, die wir die Sprachengesetze nennen, ja sie waren es, die an der Spitze gestanden sind, als Einpeitscher für alle jene Gesetze fungiert und figuriert haben, die den Haß der beiden Völker in diesem Lande bis zur Weißglut hinaufgetrieben haben. Diese Herren von den èechischen sozialistischen Bänken dürfen sich heute nicht darüber beklagen, daß eine derartige Situation zwischen den beiden Lagern besteht. Wenn sich heute die Herren darüber beklagt haben, daß wir hier 42 oder 45 Kommunisten sitzen haben - und Herr Koll. Stivín hat das getan - so muß er sich an die Brust schlagen und sagen: mea culpa, mea maxima culpa, denn die Herren Sozialisten haben ja mit den bürgerlichen Parteien zusammengearbeitet, in chauvinistischer Weise zusammengearbeitet, so chauvinistisch, daß die selbstverständliche Folge bei einem Großteil der èechischen Arbeiter die war, daß sie diese Politik auch aus nationalen Gründen nicht mehr mitmachen wollten. Die sozialdemokratische Partei war es, die sich nicht nur für alle Militärgesetze jederzeit zur Verfügung stellte, sondern die geradezu als Einpeitscher bei diesen Gesetzen fungierte und sie mußte auch erwarten, daß die antimilitaristisch erzogenen Parteiangehörigen zum Schluß in das äußerste Extrem des Kommunismus überlaufen. Die Herren von den sozialistischen Parteien dürfen nicht vergessen, daß diese ihre Haltung selbst bis in ihre eigenen Reihen die Auflehnung herausforderte. Ich erinnere an den Tag, wo in diesem Hause das Schutzgesetz beschlossen worden ist, ich erinnere daran, daß aus den Reihen der nationalsozialistischen Partei jene Abgeordneten ausgeschlossen wurden, die es gewagt haben, aus ihrer sozialistischen Überzeugung heraus gegen das Schutzgesetz zu stimmen, daß man damals den Abg. Vrbenský, Draxl, der Koll. Landová-Štychová, dem Abg. Dr. Bartošek das Mandat absprach, weil sie es wagten, gegen dieses Terrorgesetz aufzutreten. Und diese Herren beklagen sich heute über den Bürokratismus, den sie selbst bewaffnet haben, den sie in diese Lage versetzt haben, in der er sich heute befindet, sie wagen es heute, bei der Bevölkerung die Dinge so darzustellen, als ob sie unschuldig an all dem wären, was jetzt hier geschieht. Nein, meine sehr Verehrten. Die Dinge waren ja viel weiter gediehen, als sie heute sind. Sie wissen ja, daß es eine Zeit gab, wo auch die deutschen Sozialdemokraten vor dem internationalen Forum auf dem Kongreß zu Hamburg Beschwerde gegen ihre èechoslovakischen Genossen erheben mußten, weil die Lage, die in diesem Lande geschaffen war, unerträglich und unhaltbar vor der ganzen Welt geworden ist. Für alle diese Dinge, die ein einziger Zusammenbruch jeder wahrhaft sozialistischen Verständigung, jeder wahrhaft nationalen Verständigung gewesen sind, sind jene Herren verantwortlich, die diesen Zusammenbruch verschuldet haben und sie dürfen sich heute nicht über die Dinge beklagen, wie sie gekommen sind. Sie müssen sich wieder an ihre eigene Brust schlagen und sagen: "Wie wollen wir es denn ändern?" Das müßte ihr einziger Gedanke sein und ihre einzige Frage sein. Wenn sie heute sagen, die bürgerliche Koalition in diesem Staate ist keine Konsolidierung dieses Staates, die bürgerliche Koalition ist kein nationaler Ausgleich, dann mögen Sie recht haben, aber dann sagen wir Ihnen auch, daß sie gar nichts dazu beigetragen haben, das gutzumachen, was die bürgerlichen Parteien schlecht gemacht haben, sondern daß sie im Gegenteil viel Schlimmeres noch getan haben, als sie noch an der Macht saßen und daß sie heute nichts tun, um die Dinge so vorzubereiten, um wenn sie wieder an die Macht kommen, eine andere Ära der Politik in diesem Staate einleiten zu können. Koll. Stivín hat von dieser Tribüne aus gesagt, ein Volk wie die Deutschen in der Èechoslovakei, also die Sudetendeutschen, die ein Viertel der gesamten Bevölkerung darstellen, ein hochindustrielles Volk, das über die Hälfte aller Wirtschaftsmittel verfügt und besitzt, könne nicht dauernd zur Seite stehen. Jawohl, und wir sagen: Ein so großes Volk kann man auch nicht unterdrücken, auch nicht mit den Mitteln, mit denen die sozialistischen Parteien es früher versucht haben. Das tiefbedauerliche an diesen Dingen ist ja, daß das, was die bürgerlichen Parteien zu tun vorgegeben haben, einen nationalen Ausgleich schaffen zu wollen, die Parteien der Arbeiter leider nicht zuwege bringen. (Posl. Knirsch: Der internationale Sozialistenkongreß im Jänner durfte diese Frage nicht einmal programmatisch anschneiden!) Jawohl. Hier im Lande, wo die Möglichkeit wäre, die Grundsätze der internationalen Idee, oder sagen wir bloß der Versöhnlichkeit und Verständigung zweier Völker in die Praxis umzusetzen, haben wir den schmählichsten Versager erlebt, den wir jemals irgendwo vorgestellt haben. Da müssen wir auch sagen, daß unsere deutschen Sozialdemokraten in diesem Zusammenhang nicht jene Konsequenz der Haltung aufgewiesen haben, die nach unserer Meinung auch zur früheren Befriedigung in diesem Lande notwendig wäre. Wir sagen: Parteien, die sich bedingungslos dem Diktat der noch nicht regierenden sozialistischen Parteien heute schon unterwerfen, dürfen sich nicht wundern, wenn die Regierungsparteiler heute schon so gefügig alles tun. Wir stehen auf dem Standpunkt, daß man die Herren nur durch einen geschlossenen Kampf des sudetendeutschen Volkes um seine Rechte zur Vernunft bringen wird, (Potlesk poslancù nìm. strany nár. socialistické.) nicht dadurch, daß man ihnen bittend nachläuft, sondern, daß man den Herren beweist, daß sie in diesem Lande nicht allein sind, (Potlesk poslancù nìm. strany nár. socialistické.), daß unsere Kraft und Größe, von der Herr Stivín selbst gesprochen hat, genügend groß ist, daß wir aus eigener Kraft in diesem Lande uns jene wirtschaftliche, politische und nationale Position erkämpfen können, die uns die nationale Selbstverwaltung in unserer Heimat bringen wird. (Výkøiky posl. Schweichharta.) Herr Koll. Schweichhart als ich das besprach, da waren Sie nicht hier. Es kommt nicht darauf an, wer der wirtschaftlich stärkere ist, sondern wer politisch aktiver ist und wir stehen auf dem Standpunkt, daß die Arbeiterschaft politisch wertvoller ist und politisch mehr Kraft besitzt als das ganze faule Bürgertum. Das lassen Sie sich von mir als Nationalsozialisten sagen. (Posl. inž. Jung: Wir müssen den Herren sagen, wir hätten uns ihrer Führung ruhig untergeordnet!) Jawohl! (Posl. inž. Jung: Ihr seid den èechischen Sozialdemokraten nachgelaufen!) Es ist heute in diesem Lande sonnenklar erwiesen und darüber täuschen wir uns durch nichts hinweg, daß der internationale sozialistische Verständigungsgedanke einen schmählichen Zusammenbruch erlitten hat und daß der Verständigungsgedanke überhaupt nur dann Früchte tragen wird, wenn er mit anderen Mitteln als bis zum heutigen Tag geführt wird. (Posl. inž. Jung: Der Herr Sen. Niessner hat einmal ein Flugblatt erscheinen lassen: " Wählt nicht den Los von Rom-Mann Dr Bodirský, wählt den Katholiken Niessner", um die Stimmen der katholischen Bevölkerung zu bekommen!) Wir haben diese Feststellungen machen müssen, weil wir die geschichtlichen Verdrehungen des Koll. Stivín richtig stellen mußten.

Nun gestatten Sie ein paar Worte zum Gegenstand, der heute auf der Tagesordnung steht. Mit Druck 1845 soll eine Reihe von Änderungen und Ergänzungen des Sozialversicherungsgesetzes durchgeführt werden, Dieses Gesetz wurde vom Senat dem Abgeordnetenhaus zurückgeschickt und es zeugt von der geradezu beispiellos leichtfertigen gesetzgeberischen Arbeit, die in diesem Hause an der Tagesordnung ist, daß die so schlampige Erledigung eines so großen und wichtigen Gesetzgebungswerkes, wie die Sozialversicherung, möglich war. Monate hat der Kampf um dieses Gesetz getobt, Monate war Zeit, jeden einzelnen Paragraphen in Ordnung zu bringen und auch zum Schluß hatten die Regierungsparteien Zeit genug, um ein gut kodifiziertes Gesetz dem Hause zur Verabschiedung vorzulegen, noch dazu deshalb, weil im Hause überhaupt keine Abänderungsanträge mehr zur Annahme gelangten und es so ganz klar war, wie endgültig der Gesetzestext aussehen wird. Wir haben zu der neuen Vorlage keine Abänderungsanträge gestellt, aus dem sehr einfachen Grunde, weil seit der letzten Beschlußfassung über das Sozialversicherungsgesetz sich die Machtverhältnisse in diesem Hause nicht geändert haben und weil es natürlich nicht zu erwarten ist, daß einer von den Herren, die bei der letzten Beschlußfassung gegen jeden Abänderungsantrag der Opposition gestimmt haben, heute etwas anderes tun wird. Wenn man damals den Arbeitern Renten von 100 bis höchstens 300 und 380 Kè zumuten konnte, dann wird man das heute erst recht nicht mehr ändern. Wenn es nicht gelungen ist, durch monatelange Verhandlungen im sozialpolitischen Ausschuß die wichtigsten Forderungen der Arbeiter nach Änderung der Administrative in der Sozialversicherung durchzusetzen, so wird das natürlich auch heute bei der formalen Revision des Gesetzes erst recht nicht möglich sein. Wenn man damals nicht die geringste Neigung zeigte, die Selbst verwaltung der Arbeiter in der Sozialversicherung wirklich durchzusetzen, wenn man nicht die Neigung zeigte, 800.000 deutschen Arbeitern, die in der Sozialversicherung versichert sind, das Recht, ihre Krankenkassen und die Milliarden, die sie einzahlen, selbst zu verwalten, auf Grundlage von nationalsektionierten Kassen, dann ist heute weder Zeit noch Möglichkeit derartige Änderungen des Gesetzes zu erreichen. Wenn der Kampf um diese Dinge damals erfolglos geblieben ist, dann werden die unveränderten Machtverhältnisse auch heute eine Änderung nicht mehr zulassen. Wir benützen daher heute nur den Anlaß, um ganz kurz unseren Standpunkt, wie ich jetzt gesagt habe, darzulegen und die endgültige Erledigung einer zweiten wichtigen sozialen Vorlage zu urgieren. Es handelt sich um die Verabschiedung des Pensionsversicherungsgesetzes der Angestellten Wenn die Sozialversicherung der Arbeiter Monate zu einer Novellierung gebraucht ha t, dann können wir von der Pensionsversicherung der Angestellten sagen, daß sie leider seit Jahren der Novellierung harrt. Vier Jahre hat sich die innerministerielle Kommission mit der Beratung des Pensionsversicherungsgesetzes beschäftigt, sie hat eine ganz ausgezeichnetes Elaborat zustande gebracht, mit dem sich sowohl die Arbeitgeber als auch die Angestellten größtenteils identifizierten und das sie als akzeptabel bezeichneten. Leider hat die Vorlage, wie sie von der Regierung ins Haus gebracht wurde und wie sie jetzt im sozialpolitischen Ausschuß beraten wird, die allermeisten und allerwichtigsten Verbesserungen der interministeriellen Kommission unbeachtet gelassen oder gar gestrichen. Seit Wochen beschäftigt sich der sozialpolitische Ausschuß wieder mit diesem Gesetz und seit Wochen gehen die Verhandlungen nicht vorwärts, weil immer wieder neue Kunstpausen in die Beratungen eingeschoben werden. Jetzt plötzlich fünf Minuten vor einer politisch außerordentlich wichtigen Wahl, fünf Minuten, bevor die Bevölkerung mit dem Stimmzettel in der Hand die politische Meinung sagen, nicht ein Schicksal ändern wird, nur die politische Meinung über diese Regierung, ihre soziale und nationale Leistungen fällen wird, jetzt beginnt man mit der Verhandlung des Pensionsversicherungsgesetzes fleißig zu werden, und es ist beinahe so, wie es im deutschen Sprichworte heißt: "Am Abend werden die Faulen fleißig!" Am Abend beginnen wir zu verhandeln. Nicht dagegen wehren wir uns - wir wollen nicht mißverstanden werden - daß jetzt darüber verhandelt wird. Uns ist jede Gelegenheit zur endlichen Verabschiedung dieses lange, seit vielen Jahren von der Angestelltenschaft geforderten Gesetzes recht, wir sind bereit, zu jeder Zeit die Verhandlungen zu führen. Aber wir verwahren uns dagegen, daß der sozialpolitische Ausschuß derart seine Arbeiten leiste, wie er sie bisher geleistet hat. Wenn man die Mitglieder des sozialpolitischen Ausschusses zu einer Sitzung nach Prag einberuft, diese Sitzung aber kaum 15 Minuten dauert, die Abgeordneten wieder nachhause schickt, das alles nur deshalb, damit am nächsten Tage in den Zeitungen stehe, der Ausschuß habe getagt, so müssen wir schon sagen, daß das eine Farce auf die soziale Gesetzgebung ist, daß das eine Schande für das Haus und für diese ganze Legislatur überhaupt ist.

Wir fordern daher, daß man mit einer derartigen Scheinarbeit endlich aufhöre, daß wir im sozialpolitischen Ausschuß zu ernster Arbeit an der Pensionsversicherung der Angestellten kommen und daß wir dann in der Lage sind das Gesetz schon in der nächsten Zeit so zu verabschieden, wie es den Interessen der Angestelltenschaft dieses Landes entspricht. (Potlesk poslancù nìm. strany nár. socialistické.)

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