Støeda 24. øíjna 1928

Wenn wir die Frage der Lungentuberkulose behandeln wollen, müssen wir wissen, daß die Tuberkulose heute nicht mehr in Höhenkurorten behandelt wird, sondern in chirurgischer Weise in jeder Stadt behandelt werden kann, daß die größten Spitäler und Krankenhäuser in der Nähe der Städte errichtet werden, wo die Kranken untergebracht werden, damit sie in der Nähe des Arbeitsortes gesund werden und die Höhendifferenz der Luft und des Klimas nicht zu arg verspüren, wenn sie wieder gesund an die Arbeit treten. Meine Herren, Davos und andere berühmte Schweizer Kurorte beginnen sich heute umzustellen auf die Heilung ganz anderer Krankheiten, sie lassen die Behandlung der Tuberkulose beiseite, weil nicht mehr genügend Tuberkulöse hinkommen, weil eben durch die chirurgische Behandlung die Lungenkranken nicht mehr auf die Höhenluftkurorte angewiesen sind. Es ist interessant, daß die europäischen Länder, die vordem die Schweiz mit Kranken beschickt haben, heute nicht mehr soviele Kranke hinschicken. Schweden, Norwegen, Deutschland, England und auch die Èechoslovakei haben nach Davos im Vorjahr durchschnittlich je nur 40 Mann geschickt. Damit könnte man ein Sanatorium von 160 Zimmer belegen. Bei uns erörtert man die Frage der Tuberkulosengürtel, aber die Art und Weise, wie man diese Frage in die breite Öffentlichkeit wirft, wäre nicht notwendig. Warum denn immer die Bevölkerung aufregen, warum immer die Einkünfte unterbinden wollen, warum die Wirtschaft zurückdrängen wollen, da doch die Wirtschaft so viele fördert, insbesondere den Staat fördert! Was ist denn die beste Konsolidierung des Staates? Die Zufriedenheit. Ist Zufriedenheit, so ist auch Konsolidierung da. Gibt es keine Zufriedenheit, so ist auch keine Konsolidierung da. Meine Herren, es ist traurig, daß die Gefahr des Tatragesetzes noch immer über der Tatra schwebt und das ist doch die Ursache, warum die Baubewegung nicht im notwendigen Maße vorwärts geht, wie es sein sollte. Es ist eine unhaltbare Sache, daß die privaten Kurorte unter die Macht des größten Kurortbesitzers gestellt werden, der ihr Herr über Leben und Tod ist. Es wäre doch einmal Zeit, daß man die Kurorte nur als Industrie betrachte und dieselben jenem Ministerium unterstelle, wohin sie eigentlich gehören, nämlich dem Handelsministerium. (Pøedsednictví se ujal pøedseda Malypetr.)

Meine Herren, acht, neun Kurorte, vielleicht sechs Spitäler und zwei babické školy verwaltet ein Ministerium mit einem Riesenaufwand, allein mit einem Personalaufwand von 14 Mitlionen Kè. Wäre es nicht zweckmäßig - wir sind doch kein so großer Staat - dieses Ministerium abzubauen und das Ressort ruhig dem Innen- und dem Handelsministerium zuzuteilen? Ich glaube, hinter diesem Gesetz, welches über den privaten Kurorten schwebt, steckt keine andere Ursache als vielleicht jene, mit der hier der Abg. Štefánek herausgerückt ist. Vielleicht hat er die Wahrheit gesagt. Ich glaube, das wird die Hauptursache sein.

Wir haben auch das Referat über die Kurorte im Budgetausschuß gehört. Da sagte der Herr Referent, daß derartige Bäder, wie es in der Èechoslovakei einige gibt, die angeblich in schlechten Händen sind, wie Csiz, Polhora, Szobránc, ganz einfach enteignet werden sollen, der Staat soll sie übernehmen. Der Staat wäre glücklich, noch drei andere passive Bäder zu übernehmen? Aber man sieht auch hier die Tendenz: übernehmen, verstaatlichen! Aber nicht übernehmen, nicht verstaatlichen sollte die Tendenz sein, sondern diese Bäder zu fördern, ihnen zu helfen, damit sie in die Höhe kommen können. Noch genialer war der Antrag des Herrn Referenten, in den großen Fremdenverkehrszentren, ich glaube Tatra-Lomnic, Strbské Pleso, Spielhöllen zu errichten, aber unter der Bedingung, daß nur Fremde dort spielen dürfen, Einheimische nicht. Sehr interessant! Nur Fremde dürfen dort spielen, die werden wohl gleich ihr Geld hintragen! Es wundert mich, daß in einem Ministerium, an dessen Spitze ein Geistlicher steht, derartige Anträge verhandelt werden können, wo man doch weiß, daß gerade die Spielhöllen die Ursachen allen Lasters sind.

Bezüglich des Kapitels "Gewerbeförderung" müssen wir sagen, daß das Handelsministerium im Budget sehr schlecht bedacht ist. Diesbezüglich müßte in der Slovakei etwas gemacht werden. Der Herr Handelsminister Ing. Novák hat der Slovakei auch große Versprechungen gemacht, doch wir wollen nicht vorgreifen und im vorhinein kritisieren, sondern abwarten, wie sich diese Versprechungen auswirken werden und darnach dann unsere Kritik einstellen.

Interessant ist, daß in der Slovakei ein Wirtschaftsrat errichtet werden soll. Was für Aufgaben dieser zu erfüllen haben wird, wissen wir nicht, aber das Interessante an der Sache ist, daß es kein gewählter, sondern ein ernannter Wirtschaftsrat sein wird, und ich glaube kaum, daß von diesem Wirtschaftsrat die Wirtschaft in der Slovakei gefördert werden wird, wo es doch in Wirklichkeit sehr viel zu fördern gäbe. Besonders wichtig wäre der Ausbau der vielbesprochenen Bahn Margecany-Èervená Skala, für welchen Bau aber nur 400.000 Kè im Voranschlag eingestellt sind. Also wird die Bahn noch weiter ruhen. Zur Förderung des Fremdenverkehrs wurde dem Handelsministerium auch ein viel zu geringer Betrag zur Verfügung gestellt, im ganzen 2 Mill. Kè, die kaum für die Reklame genügen.

Als im Budgetausschuß die deutschen Abgeordneten und insbesondere Herr Dr Schollich die kulturellen Fragen besprechen, wurde ihnen gleich das Paradepferd, jedoch falsch aufgezäumt, vorgeführt: Die Deutschen in der Slovakei und ihre Kultur! Wir müssen dem Herrn Koll. Dr Schollich dankbar sein, daß er unsere Interessen im Budgetausschuß vertreten hat; es gilt hier, den Erklärungen des Herrn Ministers entgegenzutreten. Es ist nicht alles so rosig, wie er es geschildert hat. Die deutschen Schulen in der Slovakei waren schon vorhanden, besonders die konfessionellen Elementarschulen und die Regierung Esterházy hat im Jahre 1918 auch die Mittelschulen durch einen Erlaß deutsch gemacht, welcher Erlaß aber noch nicht in Kraft treten konnte, weil der Unterricht in vollem Gange war. Was aber mit einer Hand gegeben wird, wird mit der anderen genommen. Wir sehen heute noch, daß die Deutschen in Bratislava kein eigenes Gymnasium haben, sie haben zwar eine Schule, an der aber nur nachmittags unterrichtet wird, da am Vormittag die Schule von Schülern ungarischer Nationalität benützt wird. Für den Ausbau einer Schule ist kein Geld vorhanden, doch für die russischen Emigranten werden 30 Mill. Kè ausgeworfen. Eine besonders wichtige Frage ist die Frage der Schulinspektoren. Und da ist es interessant, daß unsere Minoritätsschulen von Inspektoren inspiziert werden, die die Unterrichtssprache gar nicht verstehen.

Beim Kapitel "Landwirtschaft" müssen wir etwas länger verweilen und uns ein wenig mit dem Satze befassen, den der Herr Generalreferent ganz richtig angeführt hat. Er sagt in seinem Referat, daß die Industrie den Kulminationspunkt schon erreicht hat; doch bei der Landwirtschaft in der Slovakei sei der Kulminationspunkt noch immer nicht erzielt. dort könnte man noch etwas herausholen. Ganz richtig! Ich erkenne dies an und gebe dem Herrn Generalreferenten vollkommen recht. Ich glaube, er hat diesen Satz einem Artikel des hochgeschätzten Gelehrten Prof. Stoklasa entnommen, den dieser über die Landwirtschaft in der Slovakei geschrieben hat. Der Herr Professor Stoklasa hat recht. Die in der Wirtschaft tätig sind, müssen ihm recht geben, man könnte in der Slovakei tatsächlich mehr produzieren, ja man könnte den Hektarertrag verdoppeln. Doch müßten vorher die großen agrarischen Fragen, die in der Slovakei noch nicht gelöst sind, gelöst werden. Ich habe über diese Fragen mit einem großen Landwirt gesprochen, er steht auch hier vor mir (ukazuje na posl. Szentiványiho), er ist doch zweifellos ein erstklassiger Fachmann, und dieser sagte mir folgendes: Man kann die Mehrproduktion einführen, man kann pro Hektar mehr erzielen, doch darf dieser Mehrertrag nicht mehr kosten, als man dafür einnimmt. In erster Reihe wäre hier die Kreditfrage, die brennende Frage des landwirtschaftlichen Kredites zu lösen. Im Referate des Herrn Generalberichterstatters ist ausgeführt, daß in den historischen Ländern im Jahre 1915 die Landwirtschaft mit 6 Milliarden grundbücherlich belastet war und im Jahre 1926 sind diese Schulden auf 20 Milliarden gestiegen. Es ist schade, daß über die Slovakei und Karpathorußland keine diesbezüglichen Daten zur Verfügung stehen. Ich glaube, es würde uns angst und bange werden, wenn wir sehen würden, wie stark dort der Grund und Boden belastet ist. Diese Frage ist keine lokale Frage der Slovakei, sondern. eine europäische, denn die ganze europäische Wirtschaft ist belastet, es macht sich Kapitalsmangel fühlbar und das Fehlen billigen Kapitals unterbindet die Mehrproduktion. Ich möchte den Herrn Generalreferenten bitten, sich mit dem Herrn Prof. Stoklasa ins Einvernehmen zu setzen und ihn auf diesen grossen agrarischen Fehler aufmerksam zu machen, der vor allem behoben werden müßte. Wir haben von der Bankierkonferenz in Köln gehört, bei der die größten Bankiers zugegen waren, und alle mußten konstatieren, daß die Landwirtschaft zu stark belastet ist, daß der Landwirt bei dieser Belastung nicht so viel produzieren kann, als er imstande wäre. Nach langen Beratungen wurde als Grundsatz aufgestellt, daß der Kredit nicht auf die Felder, sondern dem Individuum gegeben werden soll, das ein gebildeter und erstklassiger Landwirt sein soll. Ebenfalls zu lösen wäre die Frage der Immobilienkredite, verschiedene andere wirtschaftliche Fragen, wie auch die Frage der Meliorationen, die auch noch nicht gelöst ist. Vor allem aber wäre die Frage der landwirtschaftlichen Zölle zu lösen. Wir haben in der Prager Ausstellung die Aufforderungen gelesen: Ackert tiefer! Dies kann aber nur durch motorische Kraft geschehen. Es fehlt aber an dem nötigen Kapital, die Maschinen anzuschaffen, es fehlt auch an dem nötigen Kunstdünger und das Kunstdüngerkartell müßte gezwungen werden, den Kunstdünger zu einem Preise herzugeben, der den Getreidepreisen angemessen sein soll. Das sind eigentlich die Fragen der Mehrproduktion. Wenn man das nötige Geld und Kapital hat und das nötige Fachwissen, kann man Kunstdünger verwenden, kann Bodenproben machen und aus dem Boden das erzielen, was Herr Prof. Stoklasa für die Slovakei wünscht. Wie wichtig das für den Staat ist, brauche ich den Herren nicht zu sagen. Die Engländer sind darangegangen, ihre Kreditfragen im Parlament zu lösen durch die sog. Credits Bill of Agriculture. Denken Sie doch daran, daß die Deutschen ganze zwei Milliarden für Agrikulturzwecke ausgeben, die Ungarn haben eine Dollaranleihe für landwirtschaftliche Kredite aufgenommen und es wird den Landwirten billig Geld abgegeben, das sie auf lange Jahre verteilt abzuzahlen haben.

Eine weitere Frage ist die Preisgestaltung der landwirtschaftlichen Produkte. Bei dieser Grundfrage haben die Landwirte kein Wort dreinzusprechen. Eine ebenso wichtige Frage ist die der Verwertung. Diesbezüglich sind die historischen Länder viel weiter vorgeschritten, während in der Slovakei die ganze Sache noch in den Kinderschuhen steckt. Wir haben zwar viele staatliche Institutionen, die zum Geldausgeben da sind, aber keine, die den Zweck haben, die landwirtschaftliche Mehrproduktion zu fördern und den Landwirten fachliches Wissen beizubringen. Die Zemská rada, oder wie es deutsch heißt der Landeskulturrat, ist eine ganz interessante Organisation. Wenn ich behaupte, daß diese Organisation nichts anderes ist, als die Hochburg zweier politischer Parteien, so bitte ich der Sache nachzugehen, und festzustellen, ob ich nicht mit dieser meiner Behauptung recht habe. In den historischen Ländern würde man staunen darüber, wie die Ausschüsse in dem Landeskulturrat zusammengestellt werden; auch die Èechen werden so viel Gerechtigkeitsgefühl haben, um sieh darüber zu wundern, daß so etwas überhaupt möglich ist. In den Landeskulturrat wurden zuerst als Mitglieder die Delegierten der Gauvertretungen gewählt. Ich selbst war Gauvertreter und habe eine solche Delegation mitgemacht. Zur Zeit bestehen die Gauvertreter in der Mehrheit aus Sozialisten und Agrariern Eines schönen Tages haben wir gesehen, daß in den Landeskulturrat Leute delegiert wurden, die von Landwirtschaft überhaupt keinen blauen Dunst haben. Nach drei Jahren wurden abermals Delegierte gewählt, und zwar von 12 Delegierten vier Nichtlandwirte. Wenn auch der Beamtenapparat im Interesse einer Mehrproduktion der Landwirtschaft arbeiten würde, so würde die Tätigkeit dieser Beamten sicher durch den Ausschuß unterbunden werden. Solche Dinge behandelt man ungefähr so: "naša stránka to a to, vaša stránka to" und ähnliches. Soll über landwirtschaftliche, zollpolitische, wirtschaftspolitische Fragen verhandelt werden, so geschieht es immer vom Standpunkte der "naša stránka" aus. Die intelligenten Landwirte in der Slovakei sind aus der Organisation ausgeschlossen, noch weniger Platz haben die Deutschen und Ungarn. Sie haben nicht einen einzigen Delegierten, trotzdem man ihnen zuerkennen muß, daß sie die besten Landwirte stellen. Diese Organisation und ihre Haltung kostet 1,600.000 Kè und 63 Beamte arbeiten dort für die Mehrproduktion. Wie die gefördert wird, dafür rufe ich als Zeugen Herrn Professor Stoklasa an.

Das landwirtschaftliche Volksbildungswesen sieht auch nicht besser aus. Für die Förderung der landwirtschaftlichen Winterschulen, die sich in den historischen Ländern so sehr bewährt haben, wird in der Slovakei kein Geld ausgegeben, besonders wenn es sich um Minoritätenschulen handelt. Wir Deutschen in der Slovakei, in der Hohen Tatra, erhalten aus eigenen Mitteln landwirtschaftliche Winterkurse schon zwei Jahre, in denen 34 Schüler und Schülerinnen fachlich ausgebildet werden. Wir haben ein Gesuch um Unterstützung dieser Kurse eingereicht, jedoch den Bescheid erhalten, daß da für kein Geld vorhanden ist. Für die ungarische Minorität existiert nur eine einzige Ackerbauschule in Komorn. Auch diese Schule muß von den ungarischen Landwirten aus eigenen Mitteln erhalten werden; es werden von den opferwilligen Leuten Vorträge unentgeltlich abgehalten, um die fachliche Ausbildung im Interesse einer Mehrproduktion zu fördern. Solange in diese Spitzenorganisation nicht der Geist einer Förderung der Landwirtschaft einzieht und weiterhin der Geist der Parteipolitik bestehen bleibt, ist keine Hoffnung vorhanden, daß von dieser Organisation je etwas zu erwarten sein wird, ebensowenig, wie man hoffen darf, daß in der Slovakei die Mehrproduktion und das landwirtschaftliche Bildungswesen gefördert werden wird. Wir Minoritäten in der Slovakei, Deutsche und Ungarn, werden nie darauf verzichten, im Landeskulturrat einen Platz für uns zu beanspruchen. Wir wollen nicht in diese Organisation gehen, um dort zu politisieren, dazu sind unsere Landwirte zu intelligent, sondern nur um einer wesentlichen Förderung der Landwirtschaft dienen zu können. Noch einen interessanten Fall möchte ich herausgreifen, der auch in das Kapitel "Mehrproduktion" hineinpaßt. Es handelt sich um einen Fall, wo einem Großpächter ein Feld enteignet und die Pacht gekündigt wurde mit dem gleichzeitigen Verbot des Stoppelstürzens. Koll. Dubický, der ein vorzüglicher Landwirt ist, wird wissen, was es bedeutet, wenn einem Landwirt das Stoppelstürzen verboten wird. Das ist doch etwas ganz unerhörtes Man hätte doch die Abmachung mit ihm treffen können, daß er, falls der Grund enteignet wird, für das Stoppelstürzen des betreffenden Grundes eine Entschädigung erhalten würde. Denn bei nicht rechtzeitigem Stoppelstürzen besteht doch die Gefahr, daß auf dem betreffenden Feld im nächsten Jahr nicht gefechst werden kann. Die Güter werden von Jahr zu Jahr weiter verpachtet. Wer ein Gut auf ein Jahr pachtet, tut es nicht, um es normaler Weise zu bebauen, sondern um aus ihm alles herauszuziehen, was sich herausziehen läßt. Was übrig bleibt, ist eine Wüste. Das ist eine ganz verkehrte Politik, die auch nicht dazu dient, die Weizenproduktion, von der in der Slovakei soviel abhängt, zu fördern, und sich vom Ausland unabhängig zu machen. Ich könnte über dieses Thema noch stundenlang sprechen, will aber meine Rede beenden, indem ich erkläre, daß in Anbetracht all der von mir angeführten Mißstände ich und die verbündete ungarische Nationalpartei nicht in der Lage sind, für das Budget zu stimmen. (Potlesk poslancù maïarské strany národní.)

Související odkazy



Pøihlásit/registrovat se do ISP