Pondìlí 17. záøí 1928
Verehrte Damen! Verehrte Herren! Zur Ratifizierung
eines vorläufigen Vertrages zwischen der Èechoslovakei
und Persien will ich heute im Hause in Bezug auf die Handelspolitik
der Èechoslovakei im allgemeinen kurz Folgendes bemerken:
Die Tendenz unserer Außenpolitik hat
bisher sicher nicht dazu beigetragen, unsere Handelsbeziehungen
zu jenen Staaten zu fördern, die für die Industrie dieses
Staates, der ja zum Teil auch Industriestaat ist, in der Hauptsache
mit in Betracht kommen. Wie ja den Mitgliedern des Hauses bekannt
sein dürfte, ist das größte Handelsaktivum in
der Außenhandelsbilanz bei den Staaten Österreich,
Deutschland und Ungarn zu suchen.
Die Handelsbeziehungen zu den anderen Staaten
sind unter Berücksichtigung der so hoch entwickelten Industrie
des Staates, die nach Absatz ins Ausland, in der Hauptsache auch
der Frachten wegen, bei den Nachbarstaaten suchen muß, um
Betriebseinschränkungen oder gar teilweise Stillegungen möglichst
hinanzuhalten zu können, durchaus nicht rosig, wie dies darzutun
versucht wird. Ich verweise nur auf die schon seit Jahren bestehende
Krise in der Leinenindustrie Ostböhmens, welche nicht nur
die Besitzer, sondern noch in erhöhtem Maße die Arbeiterschaft
dieser Betriebe betroffen, ja sogar in Not und Elend versetzt
hat. Ich gestatte mir des weiteren den Hinweis auf die schwere
Krise der Warnsdorfer Industrie. Für diese Industrie zweige
hat man jene wohlwollende und väterliche Fürsorge, die
für die Zuckerindustrie gedacht ist, noch nicht in Aussicht
genommen. Daß dem so ist, dafür sind, wei bei allen
anderen Dingen in diesem Staate, auch wieder nur nationale Momente
maßgebend.
Das Aktivum unserer Handelsbilanz hat, wie
erwiesen ist, sich im Jahre 1927 gegenüber seinem
Vorjahre um rund 400 Mill. Kè verschlechtert.
Eine mächtige Verschiebung unserer Handelsposition
zeigt sich bei unserem Handelsverkehr mit den Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Im Jahre 1926 da konnten wir noch ein Aktivum
von 80 Mill. Kè zu unseren Gunsten buchen und im
Jahre 1927 ein Passivum von 215 Mill. Kè. Insolange
aber Amerika sein Hochschutzzollsystem beibehält, ist wohl
kaum daran zu denken, daß hier eine Besserung eintritt.
Auch Osteuropa gegenüber sind die Verhältnisse
für unsere Handelswirtschaft nicht günstig, der Export
nach Sowjetrußland läßt sehr viel zu wünschen
übrig, der Export nach dort hat die Höhe von 200 Mill.
Kè noch nicht erreicht. Hier wird von der einen, der èechischen
Seite behauptet, daß die Geldverhältnisse
Rußlands immer noch eine Unsicherheit bieten, russischerseits
besteht aber, wie ich von gut informierter Seite erfahren konnte,
keine allzugroße Sehnsucht nach dem Lande, dessen heldenhafte
Söhne in der Umsturzzeit Rußlands dort so tief Trauriges
und Tragisches zeitigten.
Wenn man die Größe und den
Naturreichtum Rußlands ins Kalkül zieht, so ist die
von mir genannte Exportziffer gewiß sehr niedrig, umsomehr,
da dieser ein Import von 160 bis 165 Mill. Kè gegenübersteht.
Polen, der angeblich gute Nachbar der Èechoslovakei, der
Verbündete dieser gegen das Deutsche Reich, das ist für
den èechischen Staat in mancherlei Beziehung überhaupt
ein Schmerzenskind. Es haben wohl die Auswirkungen des letzten
Handelsvertrages eine kleine Besserung gezeitigt, von einer vollen
Befriedigung handelspolitischer Bedürfnisse
kann aber dessen ungeachtet heute noch nicht gesprochen werden,
denn im Jahre 1927 war die Handelsbilanz der Republik noch mit
360 Mill. Kè passiv. Im Jahre 1926 betrug dieses Passivum
732 Mill. Kè.
Es scheint mir aber geboten, schon heute
darauf hinzuweisen, daß die Lenker der Handelspolitik des
èechoslovakischen Staates stets wachsam sein sollen, damit
nicht von seiten Polens ein neuer Anschlag gegen die heimische,
dorthin exportierende Industrie, die Tausende
von Arbeitern beschäftigt, unternommen wird.
Das Jahr 1927 hatte wohl in Bezug auf Mitteleuropa
einen nicht unbedeutenden handelspolitischen Aufschwung zu verzeichnen,
und zwar durch die Steigerung des Exportes nach Deutschösterreich,
nach Ungarn, ganz besonders aber nach Deutschland. Merkwürdig
aber ist, daß allen diesen drei Staaten gegenüber,
auch was den Grenzverkehr anbetrifft, nach zehnjähriger Friedensdauer
nicht längst schon wieder jene Freizügigkeit besteht,
wie dies früher, vor dem Weltbrande der Fall war zwischen
Deutschland und Österreich.
Die Ausfuhrziffern beweisen, daß gerade
die èechoslovakische Republik alle Ursache hätte,
diesen drei großen Abnehmern gegenüber etwas mehr nachbarliche
Freundlichkeit an den Tag zu legen.
Außerordentlich bedenklich gestalten
sich die Ziffern des Außenhandels Frankreich gegenüber.
Jenes Frankreich, das als Freund und Beschützer der Èechoslovakischen
Republik gepriesen und von dieser verehrt wird. Die Einfuhr aus
Frankreich in die Èechoslovakische Republik ist doppelt
groß, wie die Ausfuhr dieser nach dort.
Aus industriellen und handelspolitischen Kreisen wird ja der Wunsch
nach einer Revision des Handels vertrages mit Frankreich immer
lauter und energischer und das mit vollem Recht. Auch einsichtsvolle
èechische Kreise bekennen sich zu dieser
Forderung. Im Interesse einer ruhigen und geregelten Entwicklung
unseres Handels und Exportes wäre es gelegen, mit den Provisorien
Schluß zu machen und Wirklichkeiten zu schaffen. Dies ist
aber nur dann möglich, wenn in jenen Kreisen, die gegenwärtig
in der Hauptsache mit bestimmend sind, die Erkenntnis Einzug hält,
daß Industrie und Landwirtschaft einerseits und Handel und
Gewerbe andererseits infolge des natürlichen Bedürfnisses
des Waren- und Produktenaustausches auf einander angewiesen sind.
Ich wiederhole, daß es hoch an der Zeit
ist, die Strömungen nationaler Natur, die ja immer noch gegen
Deutschland, Österreich und Ungarn gerichtet sind, einzudämmen,
denn die Ziffern unseres Außenhandels beweisen, daß
die Republik von ihren Freunden, von Frankreich und Polen und
in letzterer Zeit auch von England handelspolitisch nur ausgenützt
und drangsaliert wird. Siehe Zuckerfrage derzeit!
Die Èechoslovakische Republik braucht wegen diesen drei,
von der Macht der Friedensverträge zu Boden
gedrückten Staaten auch nicht in Waffen zu starren und so
könnten alljährlich der Volkswirtschaft für humanitäre
und soziale Zwecke Hunderte von Millionen Kronen erspart und dienstbar
gemacht werden.
Ereignisse, die sich am 5. August, anläßlich
einer Tagung der èechischen Nationalsozialisten
in Trautenau abspielten, die sind sicher nicht dazu angetan, eine
friedliche Stimmung mit dem großen deutschen Nachbarreiche
zu zeitigen. Als Beispiel wie schon vor dieser Tagung das Deutsche
Reich durch Plakatenanschlag verhöhnt
wurde, beweist dieses Plakat (ukazuje plakát). Dieses
Plakat war schon lange vor der Tagung in Trautenau und Umgebung
angeschlagen. Auch zur Versöhnung von Volk zu Volk können
solche Maßnahmen nicht beitragen. Es ist, gelinde gesagt,
eine Ironie, ein Volk, ein Land, von solch geistiger, wirtschaftlicher
Bedeutung, wie es das deutsche Volk, das Deutsche Reich ist, auf
solche Weise und mit Zustimmung der Behörden verhöhnen
zu lassen. Ein Volk, ein Reich, das wohl derzeit niedergehalten
ist, das aber trotz aller Gewalt und allen an ihm begangenen Unrechtes,
sich aus der Tiefe, in der es sich gegenwärtig befindet,
wieder sieghaft emporrecken wird.
Auf dem Ihnen gezeigten Plakate sehen Sie die
um ihre Jungen besorgte IIenne, die sie vor dem kreisenden
Adler, dem man eine preußische Pickelhaube aufgesetzt hat,
schützen will. Der Adler soll das deutsche Volk, soll Deutschland,
die Henne mit ihren Jungen die Èechoslovakei, die Èechen
versinnbildlichen. Ist es denn nicht geradezu provozierend und
lächerlich in solcher Form Hohn und Spott zu treiben und
Ha ß und Zwietracht auszustreuen? Wo bleibt denn da das
Schutzgesetz? In einer Zeit, wo das Schlagwort "Ausgleich
von Volk zu Volk" und von Völkern zu Völkern in
so phrasenhafter Weise in die weite Welt hinausgeschleudert wird,
ist solches Tun, wie es sich in Trautenau ereignet hat, geradezu
verwerflich.
Was würden wohl die Behörden und
die Regierung dazu sagen, wenn eine deutsche politische Partei
anläßlich einer Tagung einen auf Raub und Seelenfang
ausgehenden zweischwänzigen Löwen als Zeichen der Gefahr
für die deutsche Schule, den deutschen Boden, durch Plakatanschlag
versinnbildlichen würde?
Dies zu tun, wären wir Deutschen, weil
die Tatsachen den Beweis liefern, daß unsere Schule und
unser deutscher Heimatboden von Ihnen widerrechtlich und ständig
bedroht wird, gewiß eher berechtigt.
Wir greifen aber nicht zu solchen verwerflichen
Mitteln, denn wir sind nicht wie Sie im Geiste des Hasses erzogen
worden, wir dienen nicht dem Hasse, wir dienen dem Frieden. (Potlesk
poslancù nìm. strany národní.)