Úterý 10. èervence 1928

Es kam dann die Zeit nach dem 15. Jänner, wo verschiedene Verhandlungen über Schiedsgerichtsverträge stattfanden. Sie werden sich erinnern können, daß in dieser Zeit tatsächlich die Begegnung der einzelnen politischen Repräsentanten eine andere wurde, es kam die Zeit, wo man allen Ernstes in Erwägung zog, in verschiedenen Fragen sich gegenseitig zu besprechen und verstehen. Das genügte aber nicht, weil kurz darauf bereits die Frage der Bezirks- und Landesvertretungswahlen auf das Tapet kam. Die Landesund Bezirksvertretungswahlen sollten über Anregung des deutsch-politischen Arbeitsamtes der Frage gelten, ob es nicht möglich wäre, unter den deutschen Parteien eine Einheitsliste aufzustellen, auf dieser Plattform in Verhandlung zu treten. Damals ergab sich das merkwürdige, daß zu diesen Verhandlungen die Parteileitung zwar eine Verständigung erhielt, daß aber gerade ich zu diesen Verhandlungen nicht gehen durfte, weil man sie mir nicht zur Kenntnis brachte. (Hört! Hört!) Zu diesen Verhandlungen ging Dr Brunar und ich erfuhr erst auf Umwegen, daß sie stattgefunden habe. Ich glaube, daß vielleicht gerade diese Verhandlung die wichtigste Verhandlung war, um sich in der Sache wirklich aufrichtig aussprechen zu können, um sich näher zu kommen. (Souhlas.)

Wer heute auf dem Verständigungsstandpunkt steht, der muß auch gerade die Wahlen für den Anlaß halten, wo man die Verständigung beweisen kann. Da mußte ich annehmen, daß die Partei, die erklärt hat, daß sie geschlossen hinter dem Verständigungsgedanken stehe, auch geschlossen für eine Einheitsliste eintreten muß. Daß die Parteien für die Einheitslisten eintraten, inklusive der deutschen Sozialdemokraten, das war etwas rein selbstverständliches, daß sie aber die Einheitsliste ablehnte, wenn die deutschen Nationalsozialisten aussprangen, das habe ich nicht verstehen können, denn ich sagte mir: Nächst dem großen Kreise ist der nächstkleinere Kreis zu nehmen, bis eben eine Gruppe zusammen kommt, die sich auf irgendeiner Basis einigen kann. Und damals wurde der Standpunkt vertreten, daß dies nicht gelten solle und ich trat bei der Abstimmung in das Verhältnis 14:1. Der Eindruck, den ich aus den ganzen Verhandlungen über die Verständigung gewann, über den Standpunkt zu den Wahlen, erweckte in mir den Eindruck, daß die Partei keineswegs geschlossen hinter mir stehe und ich mußte es daraus erkennen, daß man mir den Vorwurf machte, daß ich die Partei kompromittiere, daß man mir den Vorwurf machte, daß die Wähler draußen beunruhigt seien, daß man mir den Vorwurf machte, daß ich die Reihen draußen in Verwirrung gebracht habe, daß man mir den Vorwurf gemacht hat, daß ich durch die Verständigung die Schlagkraft gebrochen habe, daß ich die Opposition lahm lege, daß ich den Vorwurf hören mußte, daß ich die Politik verwässere, daß ich wahrnehmen mußte, daß Kräfte am Werke sind, mich als Politiker kalt zu stellen im eigenen Gau. Unter diesen Umständen habe ich mir gesagt: es ist unmöglich, in diesem Rahmen weiter wirken zu können. Und so kam es, daß ich auf der Reichsparteileitungssitzung am 22. April ohne Ultimatum das Mandat der Partei zur Verfügung stellte. Und nun ereignete sich Folgendes. Erst nachdem ungefähr 10 bis 15 Redner gesprochen hatten, ich möge das Mandat beibehalten, erst dann erklärte ich, das Mandat in dieser Form nicht beibehalten zu können, daß ich aber bereit sei, mich parteilos stellen zu lassen, um in dem Gedanken der Verständigung arbeiten zu können, und ich erklärte, daß ich rein in diesem Sinne arbeiten wollte, daß ich sogar eventuelle Bedingungen vorschlug, keiner deutschen Regierungspartei beizutreten und auch andere Bedingungen auf mich zu nehmen. Man hat aber diesen Gedanken der Parteilosstellung einfach auf die Seite geschoben, indem man sagte: Es müsse ein Antrag aus der Reichsparteileitung herauskommen in einer nächsten Sitzung. Die Parteilosstellung sollte folgenden Zweck haben: Ich habe gesehen, daß ich im Rahmen der Partei mit der Verständigung nicht weiterkommen kann und glaubte, als objektiver Dritter unter den Parteien besser wirken zu können, und ich rufe Herrn Sekretär Uhl als Zeugen auf, wie ich über die Sache gedacht habe, daß ich viele Monate vorher ihm bereits erklärt habe, daß ich mich sogar mit dem Gedanken trage, eventuell das Mandat niederzulegen, um unter den deutschen Parteien wirken zu können, damit ein anderes Verhältnis unter ihnen eintrete. Nach dieser Sitzung der Reichsparteileitung mußte ich leider nach Hause eilen und konnte infolge eines schwere Schicksalschlages an dem Gauparteitag in Leitmeritz nicht teilnehmen. Ich wurde so dann telegraphisch nach Prag berufen und in der Klubsitzung erklärte ich den Herren: Nachdem ein Antrag auf Parteilosstellung aus den Kreisen der Partei nicht gekommen sei, stelle ich ihn selbst und wenn die Partei nicht in der Lage sei, in zu bewilligen, so werde ich das Mandat niederlegen. Gleichzeitig legte ich in der Sitzung die Stelle als Klubobmann nieder. Damals ereignete sich, daß man über die Frage der Parteilosstellung im Klub in zwei Minuten darüber hinwegging mit der einfachen Erklärung, der Klub werde sich gegen die Parteilosstellung aussprechen, man ordnete binnen 7 Tagen, vom Freitag auf Donnerstag, die Reichsparteileitungssitzung an mit der Motivierung: Clara pacta, wir müssen wissen, woran wir sind. Und damals geschah ein Vertrauensbruch. Senator Brunar und ich vereinbarten, über die Klubsitzung lediglich die nackte Tatsache auszugeben, sonst aber keinen Kommentar. Ich habe das redlich gehalten, während Sen. Brunar sich bemüßigt fühlte, gleich am Sonntag darauf in Mähr. Schönberg eine Versammlung abzuhalten und es zumindest nicht verhinderte, daß der ganze Bericht in die Zeitung kam. Dadurch wurde der ganzen Reichsparteileitungssitzung am 17. Mai präjudiziert, indem sich Sen. Brunar gegen die Parteilosstellung aussprach, eventuell nur auf die Bedingung eingehen wollte, daß die anderen Parteien auch je einen Abgeordneten parteilos herausstellen. Ich muß ehrlich erklären, ich habe an die Ernstlichkeit dieser Auffassung nicht glauben können, zumindest hätte man nicht am 17. Mai über die Parteilosstimmung abstimmen lassen dürfen, nachdem man mit anderen Parteien noch nicht Rücksprache darüber gepflogen hatte. Am 17. Mai ergab sich für mich folgende Klarstellung: Die Partei lehnte die Parteilosstellung mit Ausnahme von 4 Stimmen restlos ab; die Partei lehnte auch einen Antrag ab, Dr. Rosche auf ein Jahr parteilos zu stellen, sie lehnte auch den Antrag ab, mich unter der Bedingung parteilos zu stellen, daß ich keine neue Partei gründe und keiner bestehenden Regierungspartei beitrete, sie lehnte auch ab, die Sache einem Komitee zu übergeben, welches sich mit der Frage beschäftigen sollte, weil der Kreis zu groß sei. Ich möchte hinzufügen: Ich habe seinerzeit erklärt: Stellt man mich parteilos, so ist das eigentlich eine stille Liquidierung, es gibt keine Aus einandersetzung zwischen mir und der Partei und es gibt auch die Möglichkeit, wenn ich in der Verständigung im deutschen Lager nicht weiter komme, daß der Weg zur Partei zurückführen kann. Darauf habe ich ausdrücklich aufmerksam gemacht, und trotzdem hat man es abgelehnt. Man hat mich zwar ersucht, das Mandat im Rahmen der Partei weiterzubehalten. Das konnte ich unter den angegebenen Verhältnissen nicht machen. Und da geschah Folgendes: Ich habe erklärt, daß ich das Mandat niederlegen und Sen. Dr. Brunar davon in Kenntnis setzen werde, wenn ich es dem Hauspräsidium anzeigen werde. Ich selbst habe freiwillig erklärt, das Mandat niederzulegen; und dann geschieht es, daß man auf dem Kreisparteitag in Nikolsburg beschließt: Dr. Rosche hat sofort das Mandat niederzulegen, widrigenfalls die Klage beim Wahlgericht einzubringen ist. (Hört! Hört!) Meine Herren, es mag sein, wie immer, ich habe für die Partei, für das Volk, während der zwei Jahre das Beste gewollt und die Partei durfte nie und nimmer bei den Verhältnissen auch in einem Gau einen Beschluß zulassen, mich vor das Wahlgericht zu zitieren, denn eine Zitierung vor das Wahlgericht hätte den vorherigen Ausschluß aus der Partei zur Folge haben müssen und Gründe, warum man mich ausschließt. Der Gau Leipa berichtigte, indem er sagte: das ist unmöglich schon auf Grund der Reichsparteileitungssitzung vom 17. Mai. Und ich erkläre hier: Es ist auf der Reichsparteileitungssitzung über eine Mandatsklage beim Wahlgericht überhaupt kein Beschluß gefaßt worden, darüber überhaupt nicht gesprochen worden. Es war auch nicht notwendig, weil ich selbst erklärte, das Mandat niederzulegen. Nun folgende Frage: Ein Artikelschreiber erlaubt sich von der Verständigung durch eine neue Partei zu schreiben. Die Äußerung, daß das Mandat sofort niederzulegen wäre, sei eine politische Unkorrektheit. Ich will ihm Folgendes dar, auf erwidern: Warum habe ich das Mandat nicht sofort niedergelegt? Ich durfte mir die Tribüne, ich durfte mir das Haus, in dem ich durch zwei Jahre die Hauptstätte meines Wirkens gesehen habe, ich durfte mir diese Rednertribüne nicht nehmen, ich mußte aber auch eventuell meinen Parteigenossen die Möglichkeit lassen, gegen eine Urteilssprechung des Reichsparteitages vom 17. Mai an den Reichsparteitag, der im Herbst stattfindet, appellieren zu können. Nachdem dies nicht geschehen ist, konnte ich daran gehen, das Mandat niederzulegen. Nun nehmen Sie zur Kenntnis, daß vom 17. Mai angefangen erstmalig am 12. Juni eine Sitzung stattfand, daß ich aber in dieser Sitzung nicht sprechen konnte, weil mich ein zweiter schwerer Schicksalsschlag traf und mir einen Menschen nahm, der mir ungemein nahestand, vorausgesetzt, daß man auch einem Politiker als Menschen eine Ruhepause gönnt, wenn ihn Schicksalsschläge treffen. Und hier rufe ich Herrn Präsidenten Malypetr als Zeugen an, daß ich mich bereits am 27. Juni vormerken ließ, um hier im Hause zu sprechen. Das abgekürzte Verfahren bei der Verwaltungsreform ließ es zweckdienlicher erscheinen, die Rede auf heute zu verschieben und das sei festgestellt, daß ich bereits vor dem Nikolsburger Beschluß hier im Hause dem Hauspräsidium erklärt habe, am 26. sprechen zu wollen und daß nicht der Nikolsburger Beschluß die Ursache war, daß ich das Mandat niederlege. Und dabei möchte ich gleich noch Folgendes vorwegnehmen: Es könnte mir der Vorwurf gemacht werden, daß ich das Mandat vom 17. Mai bis zum heutigen Tage nur beibehalten habe, um weiter Diäten zu beziehen. Um diesen Vorwande zu begegnen, nehmen Sie zur Knntnis, daß ich die Diäten vom 17. Mai bis Ende Juli für wohltätige Zwecke bereitgestellt habe. Um was dreht es sich denn bei der ganzen Sache? Hier dreht es sich darum, daß die Partei 14:1 den entschiedenen Kampf gegen die Personen, die dieses System stützen, führen will, bis zur Vernichtung, wie es ausgedrückt wird, und ich erinnere daran, daß der Artikel vom Dezember mit der Stellungnahme der Partei in der Klubsitzung, daß nur der Kampf das Entscheidende ist, in diesem Falle ganz identisch ist. Und ich erkläre da weiter, daß der. Hauptpunkt, warum wir nicht zusammenkommen konnten, bezw. aueinandergehen mußten, ist, daß ich mir die Freiheit nahm, zu erklären: "Daß die Verständigung nicht zuwege kommt, daran sind nicht nur die deutschen Regierungsparteien, sondern auch die deutsche Nationalpartei schuld". Hätte ich einseitig erklärt, daß die deutschen Regierungsparteien allein schuld sind, dann wäre alles in schönster Ordnung gewesen. Aber ich konnte es nicht über mich bringen, weil ich die felsenfeste Überzeugung habe, daß genau dasselbe Verschulden die Nationalpartei trifft, und ich habe es bitter empfunden, daß man Männer wie den Sen. Dr. Ledebur, den Sen. Jesser oder den Dr. Spina, mit denen ich diesbezüglich soviele Besprechungen gehabt habe, in Bausch und Bogen mit hineingenommen hat. Ich könnte hier weiter die Herren aufzählen, die sich daran beteiligt haben und könnte weiter Herren aufzählen, die für diesen Gendanken wärmstens eintraten. Daß die Reihen in diesem Punkte noch nicht geschlossen sind, erkläre ich ganz offen und es mag vielleicht sein, daß die Zeit in dieser Beziehung noch nicht reif ist und es mag vielleicht sein, daß man jene Herren, die gegen die Verständigung sind, eines besseren wird belehren müssen. Da möchte ich noch auf folgenden Punkt zu sprechen kommen. Der Herr Sen. Hartl hatte die Liebenswürdigkeit, in einer Zeitung einen offenen Brief an den Bund der Landwirte zu veröffentlichen, in dem er darauf hinweist, mit welchem Hohne seinerzeit Koll. Windirsch über die Verständigung gesprochen hat. Er läßt aber aus, daß ich damals in einer Parlamentsrede erklärt habe: Dann wird eben die Verständigung auch ohne Windirsch zustande kommen. Er führt auch an, daß die Christlichsozialen erklärt haben, es sei den deutschen Regierungsparteien nicht bekannt, um was es sich handle, es seien keine konkreten Vorschläge gemacht worden. Da möchte ich Folgendes erklären: Es ist nicht absolut notwendig, daß auch die Presse über alles orientiert ist und es gibt Fälle, wo auch die Presse nicht im Bilde ist. Aber eines sage ich: Die Verständigung wurde seitens der Nationalpartei in dem Zeitpunkte abgebrochen, wo man über das Schiedsgerichtverfahren noch nicht schlüssig war, mit andern Worten, wo man das Schiedsgerichtsverfahren, das diesem ganzen persönlichen Kampfe ein Ende gemacht hätte, noch nicht einmal in Wirksamkeit treten läßt. Dadurch hat man auch diesem ganzen Kampfe Tür und Tor geöffnet. Noch einen weiteren Fall möchte ich erwähnen. Herr Sen. Brunar hat als Begründung dafür, daß ich mich zum Wortführer der Verständigung aufgespielt habe, neben den Arbeiten im Budgetausschuß und im Hause als Grund angeführt, daß ich von einer nicht gut gesinnten Presse besonders gelobt worden bin und mich deshalb zum Wortführer aufgespielt habe. Das habe ich bitter empfunden aus dem einfachen Grunde, weil ich hier mit bestem Wissen und Gewissen erklären kann, daß es mir um die Verständigung ernst war und daß ich die Verständigung nicht deswegen machte, weil ich von Journalisten gelobt wurde. Ich rufe hier sämtliche Journalisten als Zeugen auf, ob ich jemals um die Gunst eines Blattes oder Journalisten gebuhlt habe. Bei dieser Gelegenheit sei auch gleichzeitig festgestellt, wenn ich auch die Verständigung wollte, so lasse ich mir trotzdem nichts absprechen, daß ich genau so national gesinnt bin wie der, der nur im täglichen mörderischen Bruderkampf die Austragung der Angelegenheiten sieht. Ich erkläre der ganzen Öffentlichkeit, daß ich mir auch der èechischen Seite gegenüber niemals etwas vergeben habe und ich rufe hier die ganze èechische als auch deutsche parlamentarische Öffentlichkeit als Zeugen auf, ob ich jemals knieweich anbinderisch vor Ihnen gestanden bin. Sie werden mir bestätigen müssen, daß ich als aufrechter Mensch mit nationaler Gesinnung den Standpunkt Ihnen gegenüber vertreten habe. Es ließe sich über dieses Kapitel noch viel sprechen. Eines erkläre ich Ihnen ganz offen. Man schrieb: Dr. Rosche ist nicht an der Nationalpartei zugrundegegangen, aber es bestand die große Gefahr, daß die Nationalpartei an Dr. Rosche scheitert. Wenn das wahr ist, dann bin ich in der Ansicht, ist es ein Glück, daß es gekommen ist, wie es kam, dann war es eine befreiende Tat. Eines aber sage ich: Ich habe das Empfinden, daß der Weg der Verständigung der einzig mögliche zur Austragung unter den deutschen Regierungsparteien und den Oppositionsparteien ist. Der Weg der Verständigung, den ich gehen wollte, der hat auch Kampf nicht ausgeschlossen, der hat aber einen anderen Kampf verlangt, einen Kampf, der nicht durchaus verletzen mußte. Dort liegt es. Wenn ich heute den Kampf führe, indem ich den anderen persönlich die Ehre abschneide, indem ich ihn Volksverräter, Lausbuben, Rüpel usw. heiße, mit diesen Methoden kann ich nicht verlangen, daß er sich mit mir an den Tisch setzt und über die Verständigung spricht. Deswegen war es meine Methode, meinen Kollegen auf deutscher und èechischer Seite sachlich zu begegnen, nicht mit den Personen zu kämpfen. Die Verständigung ist aber auch notwendig, um über das Kernproblem mit der èechischen Seite zu sprechen. Denn darum geht es mir ernst. Ob deutsche in der Regierung sitzen oder nicht, ist für mich eine belanglose Sache. Ob sie alle in der Opposition sind, ob ein Teil in der Regierung ist, ist Nebensache. Maßgebend ist für mich das eine, ob ein Ausgleich von Volk zu Volk möglich ist. Da will ich Ihnen das Folgende sagen: Ich habe das sichere Empfinden, daß auch bei Ihnen auf èechischer Seite die Läuterung soweit gegangen ist, daß man auch auf Ihrer Seite heute zwei Lager unterscheidet. Das Lager, das die Verständigung will und das Lager, das den Kampf weiter will. Genau so wie auf deutscher Seite hie Kampf, hie Verständigung will. Ich habe die volle Überzeugung, daß Ihr Volk den Frieden will und daß mein Volk den Frieden will und ich richte an Sie als Parlamentarier die eine Bitte: Wenn das Volk den Frieden will, dann muß der Parlamentarier, der Volksvertreter den Frieden auch zulassen. In diesem Sinne möchte ich meine Ausführungen schließen. Ich weiß, daß ich meine Ausführungen heute nicht glücklich vorgebracht habe. Ich werde Ihnen den Grund erklären. Ich habe Zeugen dafür, denen ich vorher erklärt habe, daß ich mich heute gesundheitlich ungemein schlecht fühle. Nehmen Sie das als Entschuldigung an. Ich weiß es, daß der Gedanke in der Gesamtheit nicht erfaßt wurde und daß hie und da eine Lücke sein wird. Aber eines ist das maßgebendste. Ich habe es ernstlich, aufrichtig und gut mit meinem Volke gemeint, habe keine Sonderinteressen verfolgt, wollte nur das Beste. Meine Herren auf der èechischen Seite! Sie feiern heuer das zehnjährige Jubiläum, Sie feiern das Jubiläum der errungenen Freiheit, Sie werden das Jubiläum feiern im Zeichen der Allkoalition, im Zeichen nicht der Allkoalition in der Regierung, das ist für mich Nebensache, aber im Zeichen des geschlossenen einigen starken Volkes. (Posl. Wenzel: Des Rausches, und nicht im Zeichen der Wahrheit!) Herr Kollege, zum Rausch ist das èechische Volk berechtigt, ob das èechische Volk aber berechtigt war zu unserer Unterdrückung, das ist eine andere Frage und deswegen sagte ich: Meine Herren, denken Sie ernstlich an die Lösung dieses Problems, vergessen Sie nicht die Frage näher zu ventilieren: "Ist es möglich, daß wir auf den ausgleichenden Standpunkt der Völker, die diesen Staat bewohnen, kommen?" Denn eines steht fest: Wenn Sie lhr Jubiläum feiern im Rausche, wie der Koll. Wenzel sagt, in Festesfreude, vergessen Sie nicht, daß Sie 50% andere Bewohner haben, daß Sie Millionen Bewohner haben, die ihr Jubiläum mit Trauer, mit Ingrimm, infolge ihrer Unterdrückung, begehen. Sie können heute unter diesen Völkern Repräsentanten haben, die erklären: "Wir anerkennen den Staat." Aber Sie werden bei den anderen Völkern niemanden finden können, der aus zehnjähriger Erfahrung erklären kann: "Wir lieben den Staat". Infolgedessen weise ich es auch als Beleidigung zurück, Wenn man deutsche Volksgenossen, denen man auch guten Willen zubilligt, èechoslovakische Patrioten heißt, im Gegensatz zu volksbewußten Deutschen, weil ich erkläre: Zum Patriotismus gehört Liebe und die Liebe kann auch bei den deutschen Regierungsparteien nicht vorhanden sein. Ich habe Ihnen den Gedanken für die Zukunft entwickelt und möchte Ihnen noch Folgendes sagen: Die Gemeinschaft des Blutes, der Sprache, Sitte und Kultur werden Sie uns nicht aus dem Herzen reißen, die ist vorhanden mit unsern Brüdern im Reiche, sie ist vorhanden mit unseren Brüdern in Deutschösterreich und mit dem ganzen großen deutschen Volke. (Potlesk.) Ihr Gedankengang geht dorthin, wie Dr. Kramáø sagt: "Vergessen wir niemals, daß wir Slaven sind". Zum Schlusse kommt es so heraus: Hie Slaventum, hie Deutschtum, und da wird es sich fragen, ob die Frage gelöst werden soll mit der Waffe in der Hand oder mit der Waffe des Geistes, der Kultur und des wirtschaftlichen Lebens und der Arbeit.

Vergessen Sie nicht, was ich Ihnen beiläufig am Anfang gesagt habe: Sie können Ihre Politik einrichten, wie immer Sie wollen. Außenpolitisch kommen Sie bei keiner Gestaltung um Deutschland herum. (Potlesk.)

(Obrácen k pøedsedovi:) Herr Präsident! Ich möchte Sie bitten am Schluß meiner Ausführungen meinen Verzicht auf das Mandat zur Kenntnis zu nehmen und (podávaje pøedsedovi listinu) ich übergebe Ihnen hiemit die schriftliche Anzeige.

5. Øeè posl. dr Keibla (viz str. 30 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Herr Koll. Dr. Rosche hat es für gut befunden, das ihm von der deutschen Nationalpartei übertragene Mandat dazu zu gebrauchen, die zwischen ihm und der Partei bestehenden Meinungsverschiedenheiten vor dem èechischen Parlamente zu behandeln und in diesem Zusammenhange gegen die deutsche Nationalpartei verschiedene Angriffe zu richten.

Im Auftrage und im Namen der deutschen Nationalpartei habe ich zu erklären, daß sie das Parlament nicht für den Ort hält, Fragen der inneren deutschen Politik zur Schadenfreude politischer und völkischer Gegner zu erörtern, umsomehr, als es sich vielfach um vertrauliche Verhandlungen und Besprechungen handelt. Sie wird daher dem von Herrn Dr. Rosche beliebten Wege nicht folgen. Sie hofft, damit dem ehrlichen Streben weiter deutscher Volkskreise nach Einigung und Verständigung im deutschen Parteilager mehr zu nützen, als durch zwecklose Erörterungen und Haarspaltereien. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda inž. Dostálek.)

Sie weist den Vorwurf, daß sie die Verständigung zwischen den deutschen Parteien nicht ehrlichen Willens gefördert, ja sogar vielfach behindert hat, mit aller Entschiedenheit zurück und verweist demgegenüber auf ihre ständigen und jahrelangen Bemühungen in dieser Richtung, die bis zur Selbstentäußerung gingen.

Die deutsche Nationalpartei behält sich vor. Herrn Dr. Rosche auf seine heutigen Ausführungen in geeigneter Form und am richtigen Platze zu erwidern.

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