Ètvrtek 22. bøezna 1928

Pøíloha k tìsnopisecké zprávì

o 138. schùzi poslanecké snìmovny Národního shromáždìní

republiky Èeskoslovenské

v Praze ve ètvrtek dne 22. bøezna 1928.

1. Øeè posl. dr Sterna (viz str. 5 tìsnopisecké zprávy):

Ich habe mich zum Worte gemeldet, um im Auftrage des kommunistischen Klubs und der kommunistischen Partei der Èechoslovakei hier den schärfsten Protest zu erheben gegen die Stellungnahme unserer Regierung zu den Anträgen der Sowjetunion in der Abrüstungskonferenz in Genf. In Genf hat der Vertreter des ersten Arbeiter- und Bauernstaates der Welt Anträge eingebracht, welche dahin zielen, eine wirkliche und vollständige Abrüstung der ganzen Welt herbeizuführen und dadurch den einzig möglichen Weg zu beschreiten, um Kriege zu verhindern. (Potlesk komunistických poslancù.) Diese Anträge haben zugleich gezeigt, daß der einzige Arbeiter- und Bauernstaat dieser Welt auch zugleich der einzige Staat ist, der wirklich für den Frieden eintritt und für den Frieden kämpft. Die Angriffe, welche gegen diesen Staat vorbereitet werden, werden von den kapitalistischen Staaten und auch von Vertretern der sogenannten proletarischen Parteien dadurch unterstützt, indem man behauptet, daß die Sowjetunion selbst zum Kriege rüstet und eine imperialistische, eine Kriegspolitik betreibt. Diese Anträge, wie das Verhalten der Sowjetunion überhaupt in einer ganzen Anzahl von Konflikten zeigen ganz deutlich, daß die Sowjetunion die Vertreterin des Friedens ist. Diese Anträge zeigen aber auch gleichzeitig, wie die Stellungnahme aller kapitalistischen Staaten ohne Ausnahme und auch der Èechoslovakei zu dieser Frage ist. Die kapitalistischen Regierungen erzählen den Massen immer, wenn sie die ungeheueren Opfer rechtfertigen, die für die Rüstungen ausgegeben werden, daß kein Staat abrüsten kann, weil er nicht die Sicherheit hat, ob nicht auch andere Staaten abrüsten werden, daß kein Staat die Waffen niederlegen kann, weil er nicht wissen kann, ob nicht andere Staaten die Waffen zu einem Angriff auf ihn benützen werden. Diese ganze Demagogie und Heuchelei der kapitalistischen Kriegsrüster, die wird nun ganz klar und deutlich, so daß jeder Arbeiter und Bauer es verstehen kann, denn der Antrag der Sowjetregierung lautet nicht, daß ein Staat ohne Rücksicht darauf, ob die anderen abrüsten, abrüsten solle, sondern er lautet, daß jeder Staat unter der Bedingung, daß auch die anderen abrüsten, abrüsten solle. Diesen Antrag könnte jeder Staat unterstützen, der ein wirkliches Interesse an der Abrüstung hat (Sehr richtig!), denn er wäre nach diesem Antrag nicht verpflichtet, früher abzurüsten, bevor nicht auch die anderen Staaten erklärt und bewiesen haben, daß sie abrüsten wollen. Wer gegen diesen Antrag auftritt, wer gegen diesen Antrag Stellung nimmt, beweist damit, daß er nicht abrüsten will, daß er die bewaffnete Macht für den Krieg im Innern gegen die Unterdrückten und nach Außen für seine imperialistischen Interessen verwenden will. Und das gilt auch von der èechoslovakischen Regierung. Die Èechoslovakei ist ein Staat, welchem wahrlich im Kriegsfalle sehr viel Gefahr droht. Schon die geographische Gestaltung dieses Staates zeigt, ihm fertig zu werden. Von einem gewissen Standpunkte aus hätte hier sogar eine kapitalistische Regierung ein Interesse, gegen den Krieg aufzutreten, Friedenspolitik zu betreiben. Aber eine kapitalistische Regierung in diesem Staate kann eine solche Politik dennoch nicht betreiben, obwohl durch die Kriegspolitik auch der kapitalistische Staat als solcher bedroht wird, obwohl durch die Kriegspolitik, was uns am Herzen liegt, auch die Freiheit der Massen auch des èechischen Volkes in diesem Staate bedroht wird. Die èechoslovakische Regierung kann eine Friedenspolitik nicht betreiben, sie braucht die Waffen zur Unterdrückung der arbeitenden Massen in diesem Staate, sie braucht die Waffen zur Unterdrückung der Minderheitsnationen in diesem Staate, sie braucht die Waffen zur Aufrechterhaltung und Verteidigung der Ausbeuterherrschaft in diesem Staate (Potlesk komunistických poslancù.) und die èechoslovakische Regierung kann auch nicht abrüsten, weil die Èechoslovakei in Wahrheit gar kein selbständiger Staat ist, weil sie in Wahrheit nur der Vasall größerer imperialistischer Mächte ist (Sehr richtig!) und diese imperialistischen Mächte befehlen dem èechoslovakischen Vasallen, so und soviele Waffen zur Verfügung zu haben, um im Interesse dieser großen kapitalistischen Mächte eventuell in einen neuen Weltkrieg eingreifen zu können. Deshalb kann unsere Regierung absolut nicht eine Abrüstungs-, eine Friedenspolitik betreiben, und alles Gerede unserer Minister, unserer Regierungspresse, unserer ganzen bürgerlichen Presse über die Friedensliebe der Èechoslovakei, über die Friedenspolitik der Èechoslovakei, ist nichts anderes als Heuchelei und Betrug. Wenn die èechoslovakische Republik wirklich für den Frieden wäre, da hätte sie jetzt in Genf Gelegenheit gehabt, das zu zeigen. Sie brauchte nur für den Antrag der Sowjetunion einzutreten, sie brauchte nur zu sagen: "Ja wohl, wir werden abrüsten, wenn alle anderen Staaten abrüsten und wir sind dafür, daß alle Staaten abrüsten, damit auch unser Staat abrüsten kann." Aber was sehen wir in Wirklichkeit? Wir sehen in Wirklichkeit, daß vorläufig, nach den bisherigen Nachrichten wenigstens, die Vertreter der Èechoslovakischen Republik zu den Vertretern jener Staaten gehören, die es in Genf nicht gewagt haben, bisher irgendeine Stellung einzunehmen. Die Vorschläge der Sowjetunion waren für die Vertreter der imperialistischen Staaten eine große Verlegenheit, aber sie mußten schließlich gegen diese Vorschläge Stellung nehmen. Eine Reihe von Staatenvertretern hat sich darüber ausgesprochen, die Vertreter der Èechoslovakei hat man jedoch bisher noch nicht sprechen gehört. Sie haben der Tapferkeit besseren Teil, die Vorsicht gewählt. Trotzdem wissen wir ganz genau, welches die Stellungnahme unserer Regierung ist. Wir haben vom Herrn Minister Beneš schon vor längerer Zeit im Außenausschuß bei verschiedenen anderen Gelegenheiten Äußerungen gehört, wir sehen die Haltung der Regierungspresse und wir sehen, daß unsere Regierung eine ausgesprochen feindselige Haltung gegen diesen Vorschlag einnimmt. Wir sehen, daß unsere Regierung absolut nicht daran denkt, diesen Vorschlag zu unterstützen, sondern im Gegenteil gegen ihn ankämpft. Alle Vorwände, die jetzt von den Vertretern der verschiedenen Regierungen in der Abrüstungskommission gegen die Vorschläge der Sowjetregierung vorgebracht werden, sind kinderleicht zu widerlegen. Nicht darum handelte es sich dort, zu beweisen, ob das eine oder das andere richtig ist. Das sind Sophismen, die klar auf der Hand liegen. Es handelt sich vielmehr darum, daß die Staaten eben nicht den Willen haben, für eine wirkliche Abrüstung einzutreten. Es wird erklärt, daß die Russen ihre Vorschläge in einer solch kategorischen Form aufgestellt haben, daß sie erklärt haben, entweder müssen die Vorschläge mit allen Einzelheiten angenommen werden oder sie können überhaupt nicht angenommen werden und daß man doch von den Staaten nicht verlangen könne, daß sie alle Einzelheiten dieses Vorschlages, wie sie die Russen diktiert haben, annehme. Damit will man verschleiern, daß man den Kerngedanken des russischen Vorschlages ablehnen wolle und tut nur so, als ob man den Vorschlag nur deshalb ablehnen würde, weil er mit allen möglichen Details verknüpft ist, die man nicht alle billigen kann. Das Gegenteil ist aber der Fall. Der russische Vertreter hat in Genf nicht erklärt, daß alle Details angenommen werden müssen, sondern er hat die klare Frage gestellt, ob die Vertreter der verschiedenen Regierungen den Grundgedanken des russischen Vorschlages annehmen wollen. Er hat erklärt, auf zwei Fragen müsse eine Antwort erteilt werden. Es müsse eine Antwort erteilt werden auf die Frage, ob eine vollständige Abrüstung durchgeführt werden soll, eine vollständige Abrüstung aller Staaten. Zweitens müsse auf die Frage eine Antwort erteilt werden, ob schon im ersten Jahre diese Abrüstung ein solches Ausmaß annehmen solle, daß Kriege außerordentlich erschwert werden. Diese Fragen kann man ohne weiters leicht beantworten und die ganze Art, wie die kapitalistischen Regierungen darauf antworten, zeigt, daß sie eben diese Frage mit "Nein" beantworten wollen, daß sie verantwortlich sind für die ungeheuere Kriegsgefahr und für die Opfer, die die Rüstungen dem arbeitenden Volk auferlegen. Nur die deutsche Regierung hat eine etwas schwankendere Haltung eingenommen. Etwas klarer hat sich für den russischen Vorschlag die türkische Regierung eingesetzt. Es ist ganz klar, warum gerade diese Regierungen nicht eine so schroff feindliche Haltung einnehmen. Das sind Regierungen besiegter Staaten, Regierungen, denen die Einschränkung der Rüstungen durch die Friedensverträge aufgezwungen wurde. Die können natürlich leichter auch vom kapitalistischen Standpunkt aus für solche Vorschläge eintreten; aber trotzdem haben diese Erklärungen für uns einen gewissen Wert, weil sie Erklärungen kapitalistischer Regierungen sind, die zeigen, daß es nicht wahr ist, daß es sich um unmögliche Vorschläge handelt, die zeigen, daß diese Vorschläge nur deshalb nicht verwirklicht werden können, weil eben der Wille dazu nicht vorhanden ist. Es wurde auch gegen die Sowjetregierung erklärt, daß ihre Vorschläge nur ein Manöver sind, daß diese Vorschläge nur zur Entlarvung dienen, daß sie von den Russen nicht ernst gemeint sind und daß man sich infolgedessen zu solchen Dingen nicht hergeben kann. Das hat insbesondere Herr Dr. Beneš erklärt, daß sich ein ernstzunehmender Staat nur mit Vorschlägen beschäftigt, die wirklich ernst gemeint sind. Mit solchen Spielereien gebe er sich nicht ab. Dieser Vorwand, um die Dinge ablehnen zu können, wird nicht nur von den kapitalistischen Regierungen vertreten, er ist auch in den sozialdemokratischen Zeitungen zu lesen. Die II. Internationale hat in der letzten Beratung ihrer Exekutive die Stellung eingenommen, daß der russische Vorschlag zwar sehr schön, aber eine Utopie sei; der Fehler der Sowjetregierung bestehe darin, unannehmbare Vorschläge vorzubringen. Die II. Internationale habe sich entschlossen, annehmbare Vorschläge dem Völkerbund vorzutragen. Wir können auch in den sozialdemokratischen Zeitungen lesen, daß die Vorschläge der Sowjetregierung dazu beitragen, Illusionen zu erzeugen. Die Dinge liegen in Wirklichkeit umgekehrt. Solche Vorschläge, die die II. Internationale vorbringt, die den Zweck haben sollen, wie die Einbringer erklären, etwas wirklich Durchsetzbares vorzubringen, die müssen natürlich Illusionen erwecken, weil die II. Internationale den Massen erklärt: "Sehet, was wir vorbringen, ist durchsetzbar", während es in Wirklichkeit natürlich absolut undurchsetzbar ist. Das dient nur dazu, die Massen einzuschläfern und ihnen zu sagen: "Ja, im Völkerbund werden schon solche durchsetzbare vernünftige Vorschläge vorgebracht, Ihr braucht Euch nicht mehr zu sorgen, der Völkerbund wird schon durchsetzen, daß alles Mögliche für den Frieden geschieht". Einen ganz anderen Charakter haben die Vorschläge der Sowjetregierung. Die Vorschläge der Sowjetregierung öffnen den Massen die Augen und zeigen ihnen, daß sie von den kapitalistischen Regierungen nichts zu erwarten haben, daß sie auch vom Völkerbund nichts zu erwarten haben. Wenn man das eben der Sowjetregierung zum Vorwurf macht, so ist das ein lächerlicher Vorwurf. Niemand kann von der Sowjetregierung verlangen, daß sie nicht einsichtig genug sein soll, um nicht zu verstehen, was jedes Kind heute verstehen muß, daß selbstverständlich die kapitalistischen Regierungen solche Anträge nicht annehmen werden. Niemand wird glauben, daß die Sowjetregierung diesen Antrag stellt, in der Einbildung, daß er wirklich vom Völkerbund angenommen wird, daß die kapitalistischen Staaten die Abrüstung verwirklichen werden. Das ist ganz klar; aber daran ist nicht die Sowjetregierung, sondern daran ist der Raub-, der imperialistische Charakter dieser Regierungen schuld und dafür kann eben nicht die Sowjetregierung verantwortlich sein. Was die Sowjetregierung tut, ist durchaus ernst gemeint und hätte auch unsere Regierung alle Ursache, das ernst zu nehmen und zumindest nehmen das unsere arbeitenden Massen ernst; was die Sowjetregierung ganz ernst meint, das ist, zu demonstrieren und zu zeigen: "Wir wären bereit, die Waffen niederzulegen, wenn auch die übrige, die kapitalistische Welt das tun würde. Wir können aber die Waffen nicht niederlegen, trotz unseres Friedenswillens, weil sie die kapitalistischen Staaten nicht niederlegen, und wenn Ihr so ungeheuere Opfer für Rüstungen bringen müßt und Euch fortwährend die Gefahr droht, in neuen Völkermord hineingetrieben zu werden, dann dankt Ihr das nur den kapitalistischen Regierungen; und wenn Ihr den Frieden wollt, wenn Ihr wirklich die Abrüstung, keine Kriege mehr wollt, dann bleibt Euch nur ein einziges Mittel: niederzuschlagen Euere kapitalistischen Regierungen und aufzurichten die Arbeiter- und Bauernherrschaft in allen Ländern". (Potlesk na levici.) Das ist der Sinn der Vorschläge der Sowjetregierung, das ist kein bloßes Manöver, das ist der Ruf zur Aufrüttelung der breitesten Massen und wir sehen auch die breitesten Massen schon auf diesen Ruf hören; denn an die Abrüstungskommission ist eine Unzahl von Kundgebungen gelangt, Kundgebungen, die von großen gewaltigen Massenorganisationen unterschrieben sind, in welchen diese Massen erklären, daß sie die Vorschläge der Sowjetunion begrüßen und daß diese Vorschläge das bringen, was dem Willen der Massen entspricht. Das möge sich Herr Dr. Beneš gesagt sein lassen, wenn er erklärt, daß diese Vorschläge nicht ernst zu nehmen sind, daß es Vorschläge sind, die den Willen von Hunderten Millionen arbeitender Menschen zum Ausdruck bringen, und wir protestieren auf das schärfste, daß das, was Hunderte Millionen Arbeitende zu ihrer Sache machen, als etwas erklärt wird, was nicht ernst zu nehmen ist. Wir verlangen vom Chef der Regierung, oder wenn er verhindert ist, von seinem Stellvertreter, daß er hier erscheine und uns Aufklärung und Rechenschaft über die niederträchtige Haltung unserer Regierung zu diesen Fragen gibt. Wir verlangen im Namen der arbeitenden Massen, daß sofort auf telegraphischem Wege Weisungen an die Vertreter unserer Regierung gegeben werden, daß sie die Vorschläge der Sowjetregierung mit allen Mitteln unterstützen. (Potlesk na levici.) Dieses Verlangen entspricht dem Willen der arbeitenden Massen. Wir wissen, daß unser Verlangen trotzdem nicht erfüllt werden wird, weil eben in dieser demokratischen Republik nicht die ungeheuere Mehrzahl der Bevölkerung, die Arbeitenden, regieren, sondern die Ausbeuter und Wucherer. Wir sagen deshalb den Massen auch in der Èechoslovakei wie überall: Es gibt nur einen Ausweg: Den Sturz dieser Herrschaft und die Aufrichtung Euerer Herrschaft, der Herrschaft der Arbeitenden. (Souhlas a potlesk komunistických poslancù.)

2. Øeè posl. Simma (viz str. 10 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Die Beratung des Rechnungsabschlusses, und zwar welchen Jahres auch immer, ist meiner Meinung nach ein ebenso wichtiges Kapitel parlamentarischer Arbeit wie die Beratung des Staatsvoranschlages, der die Grundlage für einen solchen Rechnungsabschluß bildet. Wenn es sich bei dem Voranschlag um die Aufstellung des Erfordernisses und dessen Bedeckung für das und jenes Gebiet des staatlichen öffentlichen Lebens handelt, handelt es sich beim Staatsrechnungsabschluß darum, daß er uns aufzeige, in welcher Weise den vom Parlamente bewilligten Richtlinien über das Erfordernis und die Bedeckung durch die staatliche Verwaltung Beachtung geschenkt wurde. Für ein Parlament, das nur einigermaßen auf seine Bedeutung hält, ist gerade die Kontrolle hierüber von ganz gewaltiger Bedeutung. Es zeugt sozusagen von der parlamentarischen Veranlagung des Parlaments, ob es sich in dieser Kontrolle übt oder ob es eine Übergehung seiner von ihm selbst aufgestellten Richtlinien in der Wirtschaftsführung und Finanzführung des Staates ganz einfach als geschehen stillschweigend zur Kenntnis nimmt. Wenn wir den vorliegenden Rechnungsabschluß für das Jahr 1926 im Sinne einer solchen parlamentarischen Kontrolle angehen, werden wir sehr wenig Erfreuliches erleben. Er zeigt schlechter noch als die Rechnungsabschlüsse der vergangenen Jahre auf, daß sich die Ministerien um das Parlament und seine Richtlinien herzlich wenig kümmern und drauf los wirtschaften, daß Überschreitungen des Voranschlages um 50% den Durchschnitt bilden, daß aber auch solche bis zu 1500% vorkommen. Die für eine solche Wirtschaft verantwortlichen Staatsstellenträger müßten eigentlich ihrer Ämter entkleidet werden. Ein solches Strafrecht wäre das geringste, was das Parlament wegen solcher Entgleisungen verantwortlicher Männer zu verlangen hätte, aber das Parlament fordert nicht dieses Strafrecht, es bagatellisiert sich selbst, indem es die schwärende Wunde des Übermutes einer hohen Bürokratie, die mit dem Parlamente die ganze Staatsbürgerschaft höhnt, bagatellisiert und diese Bürokratie dadurch nur mehr und immer mehr herausfordert zu Überschreitungen wie denjenigen, die ich bei der Kritik des Staatsrechnungsabschlusses für das Jahr 1926 aufzuzeigen genügend Gelegenheit haben werde. Wir haben dem gegenüber nur strengste Kritik zu üben.

Der Herr Finanzminister Dr. Engliš hat in seinem Exposé vom 25. Oktober 1927, das in mannigfacher Hinsicht Interesse begegnete, zur wirtschaftlichen Seite der Staatsführung sich in einem lapidaren Satze geäußert: "Es ist besser geworden." Es war eine starke Einleitung zum Budget des Jahres 1928, die er in seiner Rede führte. Ihr Effekt sollte wohl Beruhigung der weiten Öffentlichkeit des Staates sein. Jede von dem Herrn Dr. Engliš damals am 25. Oktober 1927 geäußerte Meinung war diesem Zwecke untertan, so wenn er etwa von der Stabilität der Wirtschaft sprach, die einen hohen Grad erreicht habe und die rüstig fortschreite, und wenn durch ihn damals ein Zustand eine Schilderung erfuhr, ein Zustand, von dem er annahm, daß er in größte Nähe gerückt sei, von dem, wenn er eingetreten wäre, nur die Meinung herrschen könnte, es sei ein idealer Zustand. Schade nun, meine Herren, daß wir solchen Theorien immer und immer weder mit unserem Urteil und der Schilderung der harten Wirklichkeit begegnen müssen, schade auch für uns, die wir das tun müssen, um schließlich und endlich seitens der Staatsverantwortung doch nur als berufsmäßige Nörgler mit großer Geste abgewiesen zu werden. Schade; denn die Arbeit, die wir leisten, um die Wirklichkeit nicht durch große Worte verdunkeln zu lassen, indem wir gewisse Vorgänge und Entwicklungen und Ereignisse des Staates kritisieren, ist von höchster Verantwortung getragen. Es ist paradox, aber es ist doch so: Die Kritik der Opposition trägt den höheren Grad guter Absicht in sich, als eine solche in noch so schönen Worten der eine oder der andere verantwortliche Staatsstellenträger zu bringen vermag. Schade also, daß wir dem Herrn Finanzminister und seinen Helfern auch bei Beratung des Staatsrechnungsabschlusses für 1926 das Konzept etwas stören müssen, aber es ist, wie gesagt, höchste Verantwortung, die uns hiezu treibt.

Der Staatsrechnungsabschluß 1925 zeigt eine Überschreitung der Voranschlagsausgaben um 1583.5 Millionen Kronen, wobei die für Investitionen vorgesehenen Beträge für diese Zwecke vollständig verbraucht wurden. Die formale Überschreitung macht nach dem Statsrechnungsabschluß 1925 1406.8 Millionen Kronen aus, dabei wurden jedoch vorgesehene Investitionen von ca. 950 Millionen Kronen nicht ausgeführt, sondern auf Lasten der folgenden Jahre verschoben. Dieser Betrag vermindert aber als Ersparnis in der Gesamtabrechnung die eigentlichen Überschreitungen. Nachdem auch die anderen Jahre ihre außerordentlichen Ausgaben wie Investitionen haben, ist die Schiebung von 950 Millionen Kè nur eine rechnungsmäßige und die eigentliche Überschreitung des Voranschlages von 1926 beträgt in den Ausgaben deshalb ca. zwei Milliarden Kronen. Darüber hinaus werden Ende 1925 insgesamt 956 Millionen Kè, Ende 1926 nicht weniger als 516.4 Millionen Kè als unbezahlte Verpflichtungen ausgewiesen.

Auf den Kopf der Bevölkerung umgerechnet beträgt die Belastung an Staatsausgaben im Jahre 1926 laut Voranschlag 714 Kronen, nach der Zusammenstellung des Jahresrechnungsabschlusses dieses Jahres schon 820 Kè. (Posl. Krebs: Was das Entscheidende ist!) Jawohl, das Entscheidende! Koll. Krebs hat sehr recht, in Wirklichkeit 925 Kronen und unter Einrechnung der unbezahlten Verpflichtungen 950 Kronen. Zieht man hiezu noch die Ausgaben der Selbstverwaltungskörper in Betracht, so ergibt sich eine Kopfquote von 1375 Kronen. Mir fehlen im Augenblick die entsprechenden Zahlen anderer Staaten, um einen Vergleich zwischen der Belastung unserer Staatsbürger und der in anderen Staaten zu machen, aber meine Herren, ich gehe nicht fehl, wenn ich annehme, daß in keinem europäischen Staate eine solche Last auf dem Staatsbürger an Steuern, Abgaben und Gebühren lastet wie in der Èechoslovakei. Es gehört da sehr wenig volkswirtschaftliches Verständnis dazu, um sich aus den genannten Zahlen einen Schluß auf ihre Wirkung in wirtschaftlicher Beziehung zu ziehen. Jeder Laie weiß, daß die Auswirkung zu einem katastrophalen Grade der finanziellen Immobilität der Wirtschaft und aller geführt hat, denen zu viel, leider allzuviel Blut entzogen wurde, als daß sie sich noch gesund erhalten könnten.

Um zu den Beträgen zu kommen, die der Staat nötig hat, seine Ausgaben im Sinne der Richtlinien des Staatsrechnungsabschlusses zu decken, wird ohne jede Hemmung vorgegangen. Es ist ein erschütterndes Bild rücksichtslosen Fiskalismus, des Auspressens der Steuerträger bis zum Weißbluten, welches die Einnahmenseiten des Staatsrechnungsabschlusses 1926 bieten. Sie gehen über das Projekt des Staatsvoranschlages hinaus, eben in dem von mir erwähnten Übermute bürokratisch theoretischer Staatsführung. (Posl. Geyer: Die administrative Obrigkeit!) Ja, eben einer Obrigkeit, die sich über das Abgeordnetenhaus und auch über die zweite Kammer, über den Senat, also über das Parlament überhaupt, in einer Art und Weise hinwegsetzt, wie das, ich glaube, wohl nirgends möglich ist. So wurde z. B. gegenüber einer genehmigten Voranschlagssumme im Jahre 1926, und das ist ein Kennzeichen des Übermutes der Administrative, die auf die Beschlüsse des Parlamentes sozusagen spuckt, so wurde gegenüber einer genehmigten Voranschlagssumme im Jahre 1926 von 9.537 Millionen an Steuern, Abgaben und Gebühren nicht weniger als 12.840.34 Mill. Kè erpreßt. Ich sage erpreßt, denn von einem Einheben von Steuern in der Höhe dieses Betrages kann man überhaupt, wenn man die Methoden berücksichtigt, die draußen eingeführt worden sind, um solche Beträge einzuheimsen, nicht sprechen. (Posl. Krebs: Der Koll. Windirsch hat in seinem Bezirk selbst nachgewiesen, daß in vielen Fällen den Leuten die Kühe aus den Ställen gepfändet worden sind!) Koll. Krebs hat sehr recht. Es geht bis zum Wegholen der letzten Kuh im Stalle. Wir haben erst vor kurzem erlebt, als wir eine Versammlung in Kalsching in Südböhmen abhielten, daß dort einem armen Landbauer die letzte Kuh aus dem Stalle geholt worden ist. (Posl. Krebs: Der Herr Windirsch hat sich nicht einmal geschämt, das zu sagen, daß die letzte Kuh aus dem Stalle geholt worden ist! - Posl. Geyer: Bei Toten hat man Exekution geführt!) Ich werde die Methoden, die die Kollegen Krebs und Geyer hier aufzeigen und illustrieren, bei meinen weiteren Ausführungen noch zu illustrieren Gelegenheit haben.

Wenn man die Gesamteinnahmen in Betracht zieht, so wurden im. Jahre 1926 34 Milliarden Kè mehr eingehoben, als im Voranschlag bestimmt worden war, das sind 14% des Betrages. Interessant ist da wohl auch die Übersicht über den Staatsvoranschlag und den Jahresrechnungsabschluß als Jahresergebnis in Bezug auf die wichtigsten Steuern. Ich führe diese Übersicht, so kurz es im Rahmen meiner heutigen Stellungnahme sich als praktisch erweist, an, nicht zwecklos, sondern um aus dieser Übersicht gewisse Schlußfolgerung zu ziehen.

Es wurden im Jahre 1926 präliminiert und tatsächlich mehr oder weniger eingehoben, wie das die folgenden Ziffern in Millionen Kè ausweisen: An Grundsteuer wurden präliminiert 139.8 Millionen, eingehoben 105.56 Millionen, also weniger eingehoben als präliminiert um 34.2 Millionen, so daß der Rückstand am Ende des Jahres 1926 mit den Resten aus der vorhergehenden Jahren 290 Millionen beträgt. Bei der allgemeinen Erwerbsteuer wurden im Staatsvoranschlage für das Jahr 1926 präliminiert 250 Millionen, tatsächlich eingetrieben wurden 213 Millionen, das sind um 37 Millionen weniger als präliminiert worden waren, so daß sich bei der Erwerbsteuer am Ende des Jahres 1926 nach dem Staatsrechnungsabschluß ein Rückstand allerdings auch mit den Rückständen der anderen Jahre von 290 Millionen ergibt. Bei der besonderen Erwerbsteuer beträgt für das Jahr 1926 der präliminerte Betrag 280 Millionen, eingehoben wurden 166 Millionen, so daß 113 Millionen weniger eingehoben wurden als präliminiert worden waren. Der Rückstand an Erwerbsteuer in dieser Kategorie beträgt am Ende des Jahres 1926 nach dem Staatsrechnungsabschluß 309 Millionen. Die Rentensteuer wurde mit 98.9 Millionen präliminiert, eingehoben wurden 96.4 Millionen, also gegenüber dem präliminierten Betrag um 2,400.000 Kè weniger. Bei der Einkommensteuer sehen die Dinge etwas anders aus. Da wurden 993 Millionen präliminiert und im Jahre 1926 tatsächlich eingehoben 3.191 Millionen, (Hört! Hört!) das sind um 2.196 Millionen mehr als präliminiert worden waren. (Posl. Geyer: Das ist der 5%ige Steuerausgleich der Arbeiterschaft!) Ich komme noch darauf zu sprechen, Herr Koll. Geyer. An Kriegssteuer wurden im Jahre 1926 präliminiert 115 Millionen, tatsächlich eingehoben wurden 21 Millionen, so daß sich schon in diesem Jahre ein Rückstand gegenüber dem präliminierten Betrag von 93.68 Millionen ergibt. Am Ende des Jahres 1926 beträgt der Rückstand an Kriegssteuern überhaupt 720 Millionen Kè. An Umsatz und Luxussteuer sind im Jahre 1926 veranschlagt worden 1.950 Millionen, tatsächlich sind 2.130 Millionen eingehoben worden, das sind um 540 Millionen mehr, als in dieser Steuerart veranschlagt wurde. Der Rückstand an Umsatz- und Luxussteuer beträgt am Ende des Jahres 1926 1.069 Millionen. An Verzugszinsen und Strafen - auch ein sehr interessantes Kapitel - wurden im Staatsvoranschlage für das Jahr 1926 5.2 Millionen präliminiert, tatsächlich wurden aber 43 Millionen eingehoben, (Výkøiky na levici: Unerhört!) das ist um Wesentlich mehr als präliminiert worden ist. (Posl. Krebs: Das ist sehr bezeichnend!) Das ist sehr kennzeichnend für die ganze Finanzwirtschaft dieses Staates. An Zöllen sind 805 Millionen präliminiert, tatsächlich wurden im Jahre 1926 nach dem Staatsrechnungsabschluß 989.7 Millionen eingehoben, das sind um 184.2 Millionen mehr, als präliminiert worden ist. Bei der Zuckersteuer ist es nicht anders. Die ist mit einem Betrage von 172.4 Millionen präliminiert, eingehoben wurden 306.9 Millionen, also um 134.46 Millionen mehr, als präliminiert worden waren. Bei den Gebühren von Amtshandlungen ist es genau so. Da waren 584 Millionen Kè präliminiert, tatsächlich wurden 795 Millionen eingehoben, das ist ein Plus von 210 Millionen gegenüber dem präliminierten Betrage.


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