Pátek 15. øíjna 1926

2. Øeè posl. Windirsche (viz str. 51 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Zum erstenmal seit dem Bestande des Staates sieht das sudetendeutsche Volk deutsche Vertreter in der Regierung. Bei diesem bedeutungsvollen geschichtlichen Anlaß, den wir als die Auswirkung der geänderten politischen Situation betrachten, wurde mir die Ehre zuteil, ernst und der Verantwortung bewußt, namens des Bundes der Landwirte, der deutschen christlichsozialen Volkspartei und der deutschen Gewerbepartei zu erklären, daß wir an der parlamentarischen Arbeit dieser Regierung in positivem Sinne teilzunehmen entschlossen sind. Wenn von unserer Seite diese Zusage erfolgt, so leitet uns hiebei das Bestreben, durch unsere Mitarbeit im Staate dem ganzen deutschen Volk dienlich zu sein.

Wir wissen genau, daß unser eine schwere verantwortungsvolle Aufgabe harrt, der wir uns jedoch nicht länger mehr entziehen dürfen.

Der Regierungserklärung entnehmen wir das Versprechen, daß unter dem Einfluß des tausendjährigen Geschehens in der Geschichte der Länder endlich der völkervergiftende Haß abgebaut und auch für das deutsche Volk der Grundsatz voller Gleichberechtigung platzgreifen soll. Vieles wird zur Erreichung dieses Zieles geschehen müssen.

Wenn wir uns zu gemeinsamer Arbeit eingefunden haben, so bewegt uns hiezu aber auch die gebieterische Notwendigkeit der Sicherung des Lebens, das heute für weite Schichten der Bevölkerung durch kritische Verhältnisse mannigfachster Art gefährdet ist.

Wir erwarten von dem heutigen Regime, daß ehrliche Initiative und gute Führung der Staatsgeschäfte völkische Not lindern und beseitigen und jene Aufgaben lösen werden, die aus wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Gründen auf erprobten Grundlagen zu bereinigen sind. Wir wollen dabei mithelfen.

An der Regierung liegt es jedoch, unsere Bereitwilligkeit zur Mitarbeit durch ihr Verhalten unserem Volke gegenüber zu rechtfertigen. Dazu ist vor allem nötig die wirkliche Abkehr von den alten Methoden des Unrechtes und die Rückkehr zur Gerechtigkeit.

Nur auf diesem Wege werden wir uns zu gemeinsamer Arbeit finden, deren Ziel die wirkliche Demokratie ist, und nur so einen Parlamentarismus erreichen, der erst die wahre Konsolidierung bewirkt.

Bei unserem Beginnen stützen wir uns auf das Verständnis und den Willen des größten Teiles des sudetendeutschen Volkes.

Von diesen Erwägungen ausgehend, nehmen wir die Regierungserklärung zur Kenntnis. (Potlesk.)

3. Øeè posl. inž. Junga (viz str. 52 tìsnopisecké zprávy):

Meine Herren! Der Herr Ministerpräsident hat in seiner Erklärung von einer bedeutungsvollen Etappe in der Entwicklung des Staates und von der Mithaftung bei der Lösung der eigenen Probleme gesprochen, einer Mithaftung, an welcher alle Schichten der Bevölkerung ohne Unterschied der Volkszugehörigkeit teilnehmen. Er hat weiters diesen Staat als ein klassisches Beispiel der engen Beziehungen verschiedener Volkskulturen bezeichnet und den Zusammenschluß der heutigen Regierungsparteien als einen Zusammenschluß zur gemeinsamen Arbeit für die Schaffung eines harmonischen Zusammenlebens in dem durch die Grenzen des Staates und seine große geschichtliche Sendung in Mitteleuropa gegebenen Rahmen hingestellt. Der Herr Ministerpräsident hat ferner auf die jahrzehntelangen Versuche im alten Österreich zur Schaffung einer besseren Art des Zusammenlebens verwiesen. Sie führten seiner Meinung nach deshalb nicht zum Erfolg, weil sie von äußeren Faktoren unternommen wurden, während wir heute als freie Bürger ohne fremde Patronanz, als Gleiche mit Gleichen offen und unmittelbar verhandeln können.

Das wäre alles recht schön. Aber es wundert uns, warum man erst jetzt - nach 8 Jahren - das seinem Wesen nach hauptsächlich deutsch-èechische Problem berührt und selbst da nicht wagt, offen den Kern der Frage bloßzulegen. Nach den trostlosen Erfahrungen einer vieljährigen Leidenszeit und nach der bisherigen Politik gerade dieses Staatsmannes fehlt uns, offen gestanden, der Glaube, daß es sich ihm um mehr als um ein bloßes Spiel mit Worten handelt. Ich darf wohl in diesem Zusammenhang erinnern, daß wir vor 10 Monaten aus sehr gewichtigen Gründen gegen den damaligen Ministerpräsidenten Švehla einen Antrag auf Erhebung der Ministeranklage einbrachten und daß es weiters derselbe Ministerpräsident Švehla war, der vor kaum 3/4 Jahren als Krönung des Werkes der èechischen Koalition unserem Volke die Sprachenverordnung bescherte.

Nicht Worte, sondern Taten entscheiden. Wenn der Herr Ministerpräsident von freien Bürgern und Gleichen unter Gleichen spricht, so müssen wir ihm schon gestehen, daß wir von derartigen Grundsätzen bisher nichts gespürt haben und daß sie auch nicht bei den Verhandlungen über die Regierungsbildung zum Ausdruck gelangten.

Wir Nationalsozialisten haben seit Jahren und insbesondere wiederum in unseren letzten Kundgebungen unsere Auffassung der Möglichkeit eines Zusammenlebens zwischen Deutschen und Èechen gekennzeichnet. Wenn von Gleichen unter Gleichen die Rede ist, so können wir unmöglich an der Tatsache vorübergehen, daß auf allen Gebieten, sei es das der Sprache, der Schule, des Arbeitsplatzes und der Scholle, in den Jahren seit dem Umsturz an unserem Volke viel und schwer gesündigt worden ist. Wir sind daher der Meinung, daß eine neue Etappe vor allem dadurch eingeleitet werden müßte, daß zuerst tausendfältige Unbill gutgemacht und dann mit uns als Gleichen im wahrsten Sinne des Wortes über die grundsätzlichen Voraussetzungen der Zusammenarbeit verhandelt wird.

Das ist unsere Auffasung als nationale Partei. Als sozialistische Partei, als Vertreterin schaffender Menschen können wir aber auch nicht an der Wirtschaftskrise vorübergehen, die Tausende von Volksgenossen in Not und Elend stürzte. Der Herr Ministerpräsident widmete auch dieser Frage einige Worte, nicht aber ihren Ursachen. Eine der Hauptursachen liegt nun gerade darin, daß die Wirtschaftspolitik dieses Staates teils aus èechisch-chauvinistischen Beweggründen, teils aus Abneigung gegen ein in einem östlichen Staate vorherrschendes System seit jeher falsch eingestellt ist. Auf den èechischen Chauvinismus ist es wohl in erster Reihe zurückzuführen, das 8 Jahre nach der Errichtung des Staates noch keine Handelsverträge mit dem Deutschen Reiche, mit Deutsch-Österreich und Ungarn abgeschlossen sind. Dadurch sind Märkte, welche unsere sudetendeutsche Industrie, die freilich eine deutsche Industrie ist, Jahrzehnte hindurch geradezu beherrschten, verloren gegangen. Die Folge war Verminderung der Erzeugung und dadurch bedingte drückende Arbeitslosigkeit und Verminderung der Kaufkraft des inneren Marktes. Daraus aber ergibt sich, daß eine Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse und damit eine Behebung der sozialen Not und des in weiten Schichten herrschenden Elends nur möglich ist, wenn vor allem die außenpolitische Einstellung dieses Staates, insbesondere aber seine Stellung zum Deutschen Reiche, zu Deutsch-Österreich und Ungarn von Grund auf geändert wird. (Sehr richtig!)

Der Herr Ministerpräsident hat seine Ausführungen über die Wirtschaftskrise mit dem Hinweise auf deren internationalen Charakter abzuschwächen versucht. Wir leugnen diesen internationalen Charakter gewiß nicht, ich selbst habe vor längerer Zeit von dieser Stelle aus darauf hingewiesen. Es ist nicht uninteressant festzustellen, daß auch der Herr Finanzminister in seinen Ausführungen zum Staatsvoranschlag das Problem streifte, als er nicht nur von der Verschuldung des Staates, sondern auch von der Erschwerung der Wirtschaftslage durch den hohen Bankenzinsfuß sprach. Freilich vermissen wir auch da die notwendige Klarheit. Sprechen wir es doch offen aus, daß die Ursache der Verschuldung der Staaten auch die Ursache der wirtschaftlichen Krise und schließlich die Ursache der Versklavung der Völker ist. Und diese Ursache heißt: "Weltherrschaft des Geldes." Statt mit dieser Tatsache zu rechnen und aus ihr die Folgerungen zu ziehen, glauben weite Kreise sich dadurch helfen zu können, daß sie sozial rückschrittliche Bestrebungen verkünden und unterstützen. Mit der Einschränkung oder Beseitigung der ohnedies unzureichenden sozialen Maßnahmen wird die Weltherrschaft des Geldes oder, was dasselbe ist, die Zinsknechtschaft der schaffenden Menschen nicht gebrochen. Ich brauche nicht erst zu betonen, daß wir Nationalsozialisten im Bewußtsein unserer Sendung uns allen derartigen Versuchen mit aller Kraft entgegenstellen werden.

Zwei deutsche Parteien sind über den in diesem Staate einzuschlagenden Weg zum Ziele anderer Meinung als wir und haben daraus die Folgerungen gezogen, indem sie in die Regierung eintraten. Wir wollen ihre ehrlichen Absichten nicht in Zweifel ziehen. Im Sinne unserer langjährigen Bestrebungen nach Verwirklichung der sudetendeutschen Volksgemeinschaft wollen wir nach wie vor im Volksgenossen auch den Leidensgenossen sehen.

Unsere grundsätzlich ablehnende Stellung gegenüber auch dieser neuen Regierung wird durch unser Streben nach Zusammenfassung aller Kräfte unseres Volkes nicht berührt. Nach wie vor bleiben wir die Kampftruppe des Sudetendeutschtums für die Erringung seiner Lebensrechte auf uraltem Heimatboden. Durchdrungen vom Glauben an die Kraft und Tüchtigkeit unseres Volkes fühlen wir uns als Bannerträger der deutschen Zukunft und als Herolde des kommenden Reiches deutscher Einheit und sozialer Gerechtigkeit. (Potlesk na levici.)

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