Ètvrtek 6. kvìtna 1926

Pøíloha k tìsnopisecké zprávì.

o 19. schùzi poslanecké snìmovny Národního shromáždìní

republiky Èeskoslovenské

v Praze ve ètvrtek dne 6. kvìtna 1926.

1. Øeè posl. Schäfera (viz str. 1107 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Die Öffentlichkeit, insbesondere die Arbeiterklasse der ganzen Welt steht seit einigen Tagen unter dem Eindrucke des großen Kampfes, der sich in England abspielt. Unser erstes Wort in der heutigen Sitzung gilt daher unseren kämpfenden Klassengenossen in England.

In England ist der gewaltigste gewerkschaftliche Kampf im Gange, den die Geschichte kennt. Das englische Proletariat steht im Generalstreik. Es ist weit mehr als ein Lohnkampf, um den es geht, denn mag es sich unmittelbar auch nur um die Abwehr eines Attentates auf die Löhne und die Arbeitszeit der Bergarbeiter handeln, so liegt doch die tiefere Ursache des Konfliktes in der Unmöglichkeit, den englischen Bergbau auf privatkapitalistischer Grundlage weiterzuführen. Daher kämpfen die englischen Arbeiter um den Sieg eines sozialistischen Prinzips über die kapitalistische Wirtschaft. Darum verfolgen, wie die Proletarier und proletarischen Parteien aller Länder, auch wir den gigantischen Kampf der englischen Arbeiterklasse mit angespannten Atem, wir leben alle seine einzelnen Phasen mit brennendem Interesse mit, wir wünschen den tapferen Kämpfern aus ganzem Herzen einen raschen und durchgeschlagenden Sieg. Wir fühlen uns in diesem Wunsche eines mit dem gesamten internationalen Proletariat, das in dem Kampf der englischen Arbeiter den Kampf für seine eigene Sache, für die Sache des Sozialismus erkennt.

Wir betrachten mit Bewunderung den großartigen Aufmarsch der Arbeiter und sind überzeugt, daß eine Klasse, die so zu kämpfen versteht, nicht unterliegen kann. Wir wissen aber auch, daß sehr bald die Aufgabe an uns herantreten kann, die brüderliche Solidarität, die wir hier zum Ausdruck bringen, auch durch die Tat zu beweisen. Wir sind bereit und gerüstet, wenn der Ruf der englischen Arbeiter, der Ruf unserer Internationale an uns ergeht, ihm freudig und mit allen unseren Kräften Folge zu leisten, und werden stolz darauf sein, zu den Erfolgen unserer englischen Brüder das unsrige beitragen zu können. Unsere Herzen aber sind bei ihnen und erwarten mit brennender Sehnsucht den Sieg! (Potlesk nìm. soc. demokratických poslancù.)

2. Øeè posl. Windirsche (viz str. 1108 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Die jetzige Aufregung angesichts der Forderung landwirtschaftlicher Schutzzölle ist eine Auswirkung des krank haften, nervösen Zustandes, der das öffentliche Leben in diesem Staate befallen hat. Die Scheidung der Geister, die von der Wählerschaft bei den letzt erfolgten Parlamentswahlen eingeleitet wurde und den rechtsstehenden Parteien das Übergewicht gegeben hat, hat im Parlament selbst noch keine Fortsetzung gefunden, ein Ziel, das freilich noch erreicht werden muß. Im übrigen ist der Anfang auch nicht sehr erfolgverheißend, denn der Beweis hiefür ist die Erste Mai-Feier auf den elektrischen Straßenbahnen trotz des vorhergegangener Verbots der Einstellung des Betriebs auf den Bahnen durch das Eisenbahnministerium. Der Lärm, der jetzt entstanden ist, als für die Landwirtschaft die Erstellung von festen Schutzzöllen gefordert wurde, ist unberechtigt. Diese Forderung ist kein frivoles Verlangen, sondern eine Naturnotwendigkeit im Interesse der Erhaltung der Landwirtschaft. Meine Partei hat sich aus diesem Grunde hinter den von der èechischen Agrarpartei ausgehenden Antrag schon im Senat gestellt und tut das Gleiche auch im Abgeordnetenhause. (Hört! Hört!) Dieses selbstverständliche Verhalten meiner Partei erfuhr nicht nur seitens der sozialistischen Parteien insgesamt, sondern auch von deutschbürgerlichen Parteien und seitens der in anderen Lagern stehenden und zwar auch rechtsstehenden deutschen Zeitungen eine scharfe Kritik. Von vielen Seiten wurde eine Meinung Ausdruck verliehen, daß durch Unterstützung des Antrages auf Einführung landwirtschaftlicher Schutzzölle die Beamtenregierung unterstützt und die Wiederherstellung der Koalition gefördert wird. Solche Vorwürfe übersehen aber absichtlich, daß es sich um einen Initiativantrag handelt, der nichts anderes fordert, als was unsere Partei auch schon im neugewählten Parlament im Antrag Mayer verlangt hat. Auch dieser Antrag ruft nach ehester Einführung landwirtschaftlicher Schutzzölle. Die Unterstützung des Antrages auf Einführung von landwirtschaftlichen Schutzzöllen hat aber auch gar nichts mit nationalpolitischen Erwägungen zu tun. (Posl. Schweichhart: Nur mit dem Geldsack!) Auch Sie treten für Ihren Geldsack ein. Wir treten ein... (Posl. Pik: Kde jde o kapsu, tam se sejdou všichni! Vlastenectví necháte vzadu!) Auch Sie Herr Kollege Pik, sind dort mit zu finden. (Posl. Pik: Proti dìlnictvu je všechno dobré!) Sie führt nicht nur der Idealismus allein her, für die Arbeiterinteressen einzutreten, sondern auch Ihr Bedürfnis, dabei etwas für Ihre Tasche zu haben. Wir treten ein für das, was wir unseren Parteiangehörigen, den deutschen Bauern versprochen haben, u. zw. zuletzt im Herbst gelegentlich der Vorbereitung zu den Parlamentswahlen im November 1925, als erkannt wurde, daß die Regierungsverordnung, Gesetzessammlung Nr. 111 aus dem Vorjahr und die darin festgelegten gleitenden Zölle nicht der Landwirtschaft nützen, sondern sich nur zum Vorteile einiger Getreide-Großimporteure auswirkten. Wenn ich das erwähne, so will ich im Zusammenhange damit einen Überblick geben über die Höhe der Zollsätze, und zwar seit dem Dezember des vorigen Jahres, seitdem die eingeführten gleitenden Agrarzölle sich auszuwirken begannen. Im Dezember 1925 bestand für Weizen und Weizenmehl kein Zoll, dagegen für Korn ein Zollsatz von 11.60 Kè per 100 kg Korn und 16 Kè für 100 kg Kornmehl. Braugerste konnte zollfrei importiert werden, für Futtergerste bestand ein Zoll von 5.60 Kè per 100 kg und für 100 kg Hafer ein solcher von 9.60 Kè. Im Jänner trat zum erstenmal der Schutzzoll für Weizen und Weizenmehl in Geltung. Er betrug für das erstere Erzeugnis 12.60 Kè, für das zweite 22 Kè per 100 kg. Außerdem trat auch zum erstenmal der Braugerstezoll in Erscheinung, der gleichfalls mit 5.60 Kè für 100 kg Braugerste festgesetzt wurde. Für Hafer blieb der Zollsatz immer gleich und zwar bis in den Mai dieses Jahres hinein. Im Feber wurde Weizen und Weizenmehl neuerdings zollfrei eingeführt, für März u. April bestand der Zollsatz in derselben Höhe wie im Jänner, also 12.60 Kè für 100 kg Weizen und 22 Kè für 10 0kg Weizenmehl. Im Mai finden wir nun, daß die Zollfreiheit wieder in Kraft trat. Wenn wir das nun hervorheben, so geschieht das besonders deshalb, weil Weizen und Weizenmehl ein Produkt darstellen, das in den weitesten Kreisen der Konsumenten gebraucht wird und es besonders interessant wäre, festzustellen, ob die Konsumenten bemerkt haben, daß hinsichtlich des Mehlpreises oder des Gebäckpreises sich etwas geändert hat oder ob vielleicht in jenen Monaten, wo kein Zoll bestand, die Konsumenten billigeres Mehl bekamen oder ob vielleicht in diesen Monaten das Gebäck bei gleichem Preise größer geworden ist. Die Tatsache, daß dies nicht der Fall war, zeigt, daß diese gleitenden Zollsätze ihren Zweck überhaupt nicht erfüllten und auch nicht verhindern konnten, daß der Getreidepreis tief unter die Gestehungskosten herabgesunken ist. Bezüglich Korn ist von März an bis den Mai hinein eine geringfügige Erhöhung des Zollsatzes und zwar von 11,60 Kè auf 17,40 Kè erfolgt. Das Kornmehl erfuhr im gleichen Zeitraume bezüglich seines Zollsatzes eine Erhöhung von 16 Kè auf 24 Kè. (Posl. Wünsch: Das nennen Sie geringfügig?) Essen Sie denn in einem Monat für einen Meterzentner Korn Brot? Ich weiß nicht, ob Sie einen so großen Magen haben. Davon kann sich doch eine ganze Familie mit großer Kopfzahl einen Monat hindurch reichlich ernähern. Übertreiben Sie doch nicht!

Es ist also vollständig unsachgemäß, wenn das Verhalten meiner Partei in Angelegenheit der Einführung von landwirtschaftlichen Schutzzöllen in demagogischer Weise verdächtigt wird. Wenn heute von nichtlandwirtschaftlicher Seite uns in Angelegenheit der landwirtschaftlichen Schutzzölle Ratschläge erteilt werden, so muß eine derartige nichtgewünschte Einmengung höflich abgelehnt werden. (Posl. Wünsch: Lesen Sie doch die "Reichenberger Zeitung!") Darauf kommen wir noch zurück, Herr Wünsch, darüber reden wir noch.

Wir sind, was die Auffassung dieser Angelegenheit betrifft, alt genug, um die Tragweite unserer Forderung zu erkennen und haben auch Erfahrungen genug, um zu wissen, was wir in diesem Falle zu tun haben. Wir haben uns doch seinerzeit auch nicht in die Abstimmungsabsichten der anderen Parteien eingemengt, als im ersten gewählten Parlament zur Zeit der Koalitionsregierung über ausgesprochene Regierungsanträge abgestimmt wurde, die nicht nur die Stimmen der Regierungsparteien, sondern auch die Stimmen einiger deutschen Parteien erhalten haben. Ich errinnere hier an die Abstimmung über die Arbeitslosenunterstützung, über die Förderung der Baubewegung, über das Mieterschutzgesetz, über das Gesetz bezüglich der Lehrlingsurlaube und dann an das allerletzte Gesetz, das ziemlich viel Geld kostet, die Abstimmung über das Sozialversicherungsgesetz. (Posl. Wünsch: Das nennen Sie nicht Demagogie?) Gerade die Erwähnung dieses letzten Gesetzes erinnert mich an einen Ausspruch des Herrn Senators Nießner in der gestrigen Präsidialsitzung des Senates. In dieser Sitzung stand der Antrag Donát in Verhandlung, der innerhalb kurz bemessener Frist im Budgetausschuß des Senates beraten und erledigt werden soll. Herr Senator Nießner warnte dabei vor übereilter Behandlung dieser Angelegenheit und sagte: "Unüberlegte Experimente verträgt unsere Wirtschaft gerade heute nicht." Das sind die Worte, die fett gedruckt in der heutigen Ausgabe des "Sozialdemokrat" hervorgehoben werden. Nun frage ich aber: Wenn wir die Auswirkung des Sozialversicherungsgesetzes vergleichen mit der Auswirkung des Gesetzes bezüglich der Einführung von festen landwirtschaftlichen Schutzzöllen, so können wir doch wohl sagen, daß die Wirksamkeit des Sozialversicherungsgesetzes unter unseren Verhältnissen etwas vollständig Neues und Unbekanntes ist und gerade unter den jetzigen Verhältnissen, wo wir uns inmitten einer Wirtschaftskrise befinden, ist das Inslebentreten des Sozialversicherungsgeseztes als ein sehr gefährliches Experiment zu bezeichnen. (Posl. Grünzner: Deswegen wollen Sie es auch verschleppen! Sie haben sich in die Sozialversicherung eingemischt!) Es haben sich diejenigen eingemischt, die dazu das Geld zu geben haben. (Hluk na levici.) Und zwar haben sich die eingemischt, die berufsmäßig dazu da sind, auch die Interessen der anderen Stände zu vertreten. (Hluk na levici. - Posl. Taub: Es handelt sich doch bei der Sozialversicherung um 2 1/2 Millionen Menschen, bei den Agrarzöllen aber bloß um eine Bruchteil dieser Zahl!) Im Übrigen werden Sie ja selbst noch von Ihren eigenen Leuten die Antwort darauf bekommen. Wenn die Lösung der agrarischen Schutzzollfrage als Experiment bezeichnet wird, so stimmt das nicht.

Sicher ist, daß die Einführung von festen Schutzzöllen die Erhaltung der Landwirtschaft bewirken wird, die im Rahmen der Nation und im Staate das wichtigste Fundament darstellt. Im Zusammenhang damit will ich auf die Bemerkungen des gewesenen Reichsfinanzministers von Schlieben im Deutschen Reichstag verweisen, gelegentlich der ersten Lesung des Gesetzentwurfes über die Zolländerungen in der Sitzung des Deutschen Reichstages von 24 Juni v. J. Die Debatte darüber wurde vom Reichsfinanzminister von Schlieben eröffnet, der damals sagte: Es ist notwendig, zu klaren Verhältnissen zu kommen, weil sonst die Handelsvertragsverhandlungen zum Stillstand kommen müssen. Es muß aufgeräumt werden mit den Resten der Kriegsmaßnahmen, durch welche für eine große Reihe von Erzeugnissen in der Zeit der Zwangswirtschaft die Zölle vorübergehend aufgehoben waren. Für Getreide, Fleisch, Fette, Gemüse, Eier, Milchprodukte besteht noch Zollfreiheit und damit eine große Lücke im Schutze der deutschen Wirtschaft. Es ist die Pflicht der Reichsregierung, durch Wiedereinführung von Agrarzöllen zwei wichtigen Zielen zu entsprechen: Erstens, das notwendige Rüstzeug in Form von Verhandlungszöllen zu schaffen, die wir brauchen, um mit anderen Ländern, namentlich mit Ländern bedeutender landwirtschaftlicher Produktion unsere Ausfuhr fördernde Tarifverträge abschließen zu können, zweitens, aber auch der Landwirtschaft als einem so bedeutsamen Faktor der nationalen Arbeit denjenigen Schutz zu sichern, der ihr aus Gründen der Parität gegenüber den Industriezöllen gewährt werden muß. (Posl. Wünsch: Die Folge der deutschen Zölle ist dann die steigende Teuerung!) Das erzählen Sie doch wohl uns nicht! (Posl. Grünzner: Die kleinen Landwirte werden es schon spüren!) Auf die kommen wir noch zu reden. Ich werde auch selbst noch Gelegenheit haben, diesen Wunsch zu erfüllen, Ihnen zu sagen, wie die kleinen Landwirte über diese Angelegenheit selbst denken. Wenn wir das, was im Deutschen Reichstag bereits vor Jahresfrist über die Notwendigkeit der Einführung von Agrarzöllen gesprochen wurde, mit unseren Verhältnissen vergleichen, so muß ich sagen, daß es eine lange Zeit gedauert hat, ehe man ernsthaft daran ging, sich mit der Lösung dieses Problems im Èechoslovakischen Staate zu befassen. Der erste, der auf die Notwendigkeit der Erstellung landwirtschaftlicher Schutzzölle verwies, war Dr Brdlík, der ehemalige Landwirtschaftsminister, der in seinem Buchführungsinstitut ziffernmäßig aus Rechnungsabschlüssen heraus den Beweis erbrachte, daß es notwendig sei, unsere einheimische landwirtschaftliche Produktion durch die Einführung landwirtschaftlicher Schutzzölle zu sichern. Der zweite, der dann laut und deutlich das Verlangen aufstellte, daß unbedingt Schutzzölle eingeführt werden müssen, war der gewesene Landwirtschaftsminister Herr Dr Hodža, der gleichfalls aus dem Bereich seiner Erfahrungen heraus die Notwendigkeit der Einführung landwirtschaftlicher Schutzzölle nachwies. Zwar hat schon viel früher auch der Zollausschuß der ständigen Delegation der Landeskulturräte die gleiche Forderung aufgestellt, aber nachdem diese Quelle einen viel zu landwirtschaftlichen, viel zu agrarischen Anstrich hatte, schenkte man ihrer Forderung keinesfalls Beachtung und wartete erst noch eine geraume Zeit, bis schließlich ohne Unterschied der nationalen Zugehörigkeit von der gesamten Landwirtschaft in diesem Staate die Einführung landwirtschaftlicher Schutzzölle gefordert wurde. Wenn über die Notwendigkeit der Einführung landwirtschaftlicher Schutzzölle gesprochen wird, so hören wir, besonders von sozialistischer Seite, oftmals als Gegenargument die Ausführungen und den Inhalt verschiedener Zeitungsartikel, die im Herbst 1924 und im Winter 1925 unter der Überschrift "Lösung und Berechtigung landwirtschaftlicher Zölle" von Geheimrat Dr Aeroboe in Berlin veröffentlicht worden sind. Dr Aereboe hat seinerzeit bezüglich der landwirtschaftlichen Erzeugung. (Posl. Wünsch: Die Argumente sind aus Berlin, die Bundesgenossen aus Prag schreiben nicht?) Sie werden wahrscheinlich nur die großen Führer Ihrer politischen Richtung kennen, die sind Ihnen geläufig, andere Wissenschaftler kennen Sie nicht. Sie kennen vielleicht den Herrn Krasin und andere, die sich mit solchen Dingen befassen, aber den Namen eines Aereboe haben Sie noch nie kennen gelernt, Sie wissen nicht, daß er Professor an der landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin ist und daß gerade er es gewesen ist, der für die Zollfreiheit landwirtschaftlicher Erzeugnisse eintrat. (Posl. Schweichhart: Einmal, jetzt nicht mehr!) Ja, aber er ist anderer Anschauung geworden. Ich glaube, daß auch der Herr Abg. Schweichhart den Dr Aereboe einmal zitiert hat. Dieser ist deswegen zu einer anderen Meinung gekommen, weil die Voraussetzung der Zollfreiheit für landwirtschaftliche Erzeugnisse vollständig abgeht, denn er sagte, die Zollfreiheit landwirtschaftlicher Erzeugnisse setzt wieder voraus die Zollfreiheit für Kraftfuttermittel, Düngemittel, Maschinen, kurzum für alles, was der Landwirt selbst wieder braucht. (Potlesk poslancù republikánské strany a klubu "Bund der Landwirte".)

Wir wissen nun aus Erfahrung, wenn wir den Zolltarif durchgehen, daß dasjenige, was die Landwirtschaft notwendig braucht, weidlich hoch durch Zollsätze geschützt ist. Im übrigen konnte ich auch kürzlich gerade in der Zeitung, die Koll. Wünsch erwähnt, in der "Reichenberger Zeitung", einen Aufsatz lesen, der sich mit Ratschlägen zur Lösung der Wirtschaftskrise befaßte. In diesen Ratschlägen heißt es unter andern: Und was soll man wünschen? Vor allem muß der Staat das Seinige tun. Er muß die Schwere der Krise für alle wirtschaftlichen Kräfte seines Staates erleichtern. Er kann das erstens durch erhöhten Zollschutz der Inlandsproduktion zur Abwehr der ausländischen Importe. Das hätte zur Folge die Anregung der inländischen Produktion und damit indirekt die Stärkung der Kaufkraft des Inlandes. Der Verminderung der Einfuhr muß als Gegengewicht eine vermehrte Ausfuhr gegenüberstehen. Wenn wir das lesen und die vergangene Zeit daraufhin untersuchen, finden wir, daß gerade, was die Ausfuhr der landwirtschaftlichen Erzeugnisse betrifft, die größten Hindernisse in den Weg gelegt werden. Ich kann Ihnen im Zusammenhange damit sagen, daß mein Kollege Abg. Wagner sich bereits seit mehreren Wochen bemüht, für Südmähren die freie Ausfuhr oder überhaupt die Ausfuhrmöglichkeit für Milch, Frühgemüse und für sonstige gärtnerische Erzeugnisse zu erlangen, die in früherer Zeit immer eine ausgedehnte Abnahme in Wien und im benachbarten Niederösterreich gefunden haben. Kollege Wagner läuft sich heute nutzlos seine Beine ab, es gelingt ihm nicht, die verschiedenen amtlichen Stellen von der Notwendigkeit der Zustimmung zur Ausfuhr zu überzeugen, und die Folge ist, daß die Leute rein nicht mehr wissen, was Sie mit der Milch anfangen sollen und zusehen müssen, wie ihr Frühgemüse und ihre dem Verderben leicht unterliegenden gärtnerischen Erzeugnisse verderben. (Posl. Wünsch: Was würden denn die österreichischen Agrarier dazu sagen?) Der betreffende, der gewiß nicht ein Agrarier ist es ist ein Herr Kuno Grohmann - verlangt in dem Aufsatz, der in der "Reichenberger Zeitung" erschienen ist, auch weiters die Einführung eines Zollschutzes u. zw. für Getreide. Wir sehen also aus der ganzen Darstellung, daß sie von einer Seite kommt, die die wirtschaftlichen Zusammenhänge vollauf zu würdigen vermag und sich ganz richtig sagt: Wenn die Landwirtschaft leidet, so kann dieser leidende Zustand auch für die Industrie nicht von Vorteil sein.

Die Aufrollung der Notwendigkeit landwirtschaftlicher Schutzzölle benützt man auch dazu, um die kleinen von den größeren Landwirten zu trennen. Es wird den kleinen Landwirten immer eingeredet, bei ihnen ständen die Konsumenteninteressen im Vordergrund. Das stimmt aber nicht. Denn auch der kleine Landwirt ist ein Produzent, der ebenso wie der größere seine Produkte verkaufen muß, denn er muß zu Geldeinnahmen kommen (Rùzné výkøiky.), auch er braucht das Geld zur Bezahlung von Steuern, und er muß Verschiedenes kaufen, wofür der Verkäufer nicht Eier, Butter oder Milch, sondern nur Geld nimmt. (Posl. Grünzner: Die Arbeiter, die kleinen Landwirte werden da schon ganz anders sprechen! Ihr seid doch Lohndrücker!) Herr Kollege, das wissen Sie aus einiger Erfahrung, daß wir uns niemals gegen entsprechend hohe Löhne der Arbeiter gesträubt haben (Odpor a hluk.) und besonders wir im nördlichen Böhmen, im Reichenberger Gebiet, wo wir unmittelbar mit den Arbeitern zusammenleben, wissen ganz genau, daß die Arbeiter auch die Abnehmer für die Landwirtschaft darstellen. Unterstellen Sie uns nicht falsche Absichten! Wir wünschen Ihnen recht hohe Löhne, damit Sie auch kaufkräftig werden. Aber anderseits müssen Sie auch den Landwirten höhere Einnahmen gönnen, damit diese wiederum kaufkräftig werden. Wenn die Landwirtschaft kaufkräftig wird, so lebt davon die Industrie und davon wieder der Arbeiter. Wir wissen doch aus eigener Erfahrung, daß das in einer Wechselbeziehung steht. Die Bauern sind doch nicht allein auf der Welt. (Posl. dr Stern: Für die kleinen Landwirte ist das doch nichts, was Ihr da wollt, sondern bloß für Euch Große!) Wenn wir von kleinen Landwirten sprechen, so ist von ihnen bekannt, daß sie, wenn ich hier in erster Linie an die Gebirgsbauern denke, keine Getreideerzeuger sind, sondern sie sind Viehzüchter, Viehhälter, Erzeuger von Milch, machen Butter und erzeugen Eier. Wenn wir aber das, was im Antrage Donát gewünscht wird, durchsehen, finden wir ja auch, daß bezüglich der tierischen Produkte, bezüglich des Rindviehs und der Schweine gleichfalls an eine Sicherung der Preise in der Richtung gedacht wird, daß man gleichfalls die in Giltigkeit befindlichen Zollsätze entsprechend erhöht (Posl. Kaufmann: Dann denken Sie auch an die entsprechende Lohnerhöhung für die Industriearbeiter!) Wir denken auch daran. (Posl. Heeger: Sie denken bloß daran!) Wenn die Bauern recht viel kaufen können, werden auch Sie höhere Lohneinkommen haben. Der Zustand ist nun so, wenn wir an den Antrag denken, der zunächst im Senate eingebracht wurde, so wünscht dieser Antrag, und er wird gewiß auch in diesem Hause hier seine Wiederholung finden, daß bei der Regierungsverordnung Nr. 111 vom Vorjahre der Artikel II - das sind die gleitenden Zölle - beseitigt werden soll und daß Artikel I in Kraft zu treten habe. Im Artikel I dieser Regierungsverordnung ist nun bei den Zollsätzen aus der Vorkriegszeit der Koeffizient sechs erwähnt. Ich bitte nun die Herren von der sozialistischen Seite, nicht zu erschrecken, wenn ich Ihnen sage, daß dieser Koeffizient sechs uns viel zu niedrig erscheint (Výkøiky posl. Tauba.), und zwar aus folgendem Grunde: Der Koeffizient sechs entspricht nicht den Tatsachen. Wir wissen, daß die Entwertung des Geldes gegenüber der Vorkriegszeit bedeutend größer als sechsfach ist und daß mit der Ziffer acht die ungefähre Annäherung gefunden werden könnte. (Posl. Grünzner: Die Löhne sind auch nicht achtfach!) Infolgedessen wäre es notwendig, daß man auch in dieser Beziehung, wenn in späterer Zeit zur Beratung eines autonomen Zolltarifes geschritten wird, die notwendige Angleichung gegenüber der Vorkriegszeit mit herbeiführt. (Posl. Grünzner: Dann auch bei den Löhnen!) Reden Sie nicht fortwährend über die Löhne, Sie wissen es ja aus Eigenem und haben es jetzt von mir bestätigt gehört, daß wir Ihnen hohe Löhne wünschen. (Výkøiky. Hluk.) Allerdings: wenn Sie von landwirtschaftlichen Löhnen sprechen, so müssen Sie sich sagen, daß, wenn der Landwirt aus dem Ertrag seiner Arbeit selbst nichts hat, es ihm ungemein schwer wird, all den Lohnforderungen entsprechen zu können, die von sozialistischer Seite ausgehen. (Výkøiky.) Sie dürfen aber auch nicht vergessen, daß, wenn die landwirtschaftlichen Produkte auch in der Zukunft zu Preisen abgegeben werden müssen, die unter den Gestehungskosten liegen, besonders der kleine Landwirt, der ja Arbeiter in seinem landwirtschaftlichen Betriebe ist und der das Einkommen aus seinem Betriebe gewissermaßen als Lohneinkommen erhält, dadurch in der Höhe seines Lohneinkommens geschmälert wird.. Wenn Sie also wirklich sozial empfinden, müssen Sie mir zugestehen, daß der kleine Landwirt, für den Sie ein besonderes Interesse haben, nicht zu leben vermag. (Potlesk.) Hier werden Sie beweisen können, ob Sie imstande sind, die Versprechungen zu erfüllen, die aus Ihrem Munde, hie und da gelegentlich von Agitationsversammlungen in der Wahlzeit zu hören waren. Jetzt ist auch für Sie der Wechsel präsentiert worden, den Sie seinerzeit auf Sicht ausgestellt haben. Auch an Ihnen liegt es mit, diesen Wechsel einzulösen.

Bei den kleinen Landwirten finden wir vorwiegend deren Interesse als Viehzüchter und Viehhalter. Was nun die Viehpreise selbst betrifft, lehrt die Erfahrung - und da bitte ich im Gebirge bei den Kleinbauern nachzufragen - daß die Bauern für ihr Vieh überhaupt keine Abnehmer mehr finden können. (Odpor na levici.) Freilich, wenn sich die Viehhälter dazu verstehen, das Vieh wegzuschenken, wird immer jemand da sein, der es ihnen abnehmen wird. Aber dazu haben sie keine Veranlassung, denn es kommt der Steuerbüttel und fordert vom Kleinbauer die Steuer. So muß er eben in die Tasche greifen und die sauer erworbene Kronen und Heller herausziehen und seiner Steuerverpflichtung entsprechen.

Wir haben sehr viel Vieh im Staate (Veselost.), ich bitte, nicht zu lachen, und bloß die Zahl der Beine in Betracht zu ziehen. (Veselost.) Im Vorjahr, und zwar Ende Dezember, wurde eine Viehzählung veranstaltet. Es wäre wünschenswert, wenn sich das statistische Staatsamt endlich dazu bereit finden würde, die Ziffern der Viehzählung zu veröffentlichen. Aus den Ziffern würden wir erfahren, daß wir tatsächlich sehr viele Rinder haben, nicht genug daran, daß wir die Ställe vollgefüllt haben, tätigt man auch noch aus dem Ausland ganz immense Viehimporte. Was die Viehzählungsdaten betrifft, haben wir schon die Erfahrung für einige nordböhmische und ostböhmische Bezirke, ich verweise auf den Bezirk Braunau, Hohenelbe, auf Reichenberg, wo eine ganz beträchtliche Zunahme an Haustieren zu verzeichnen ist. Ich möchte nun gerade - das wird die Herren von sozialdemokratischer Seite interessieren - auch noch auf Folgendes verweisen. Ich sehe, daß ein Herr da ist, der aus dem Isergebirge kommt. (Výkøiky posl. Neuratha.) Sie sind nicht gemeint, Herr Neurath, Sie sind schon so vorsichtig, sich nicht so hoch hinaufzusetzen, Sie sind lieber in der Nähe, im Zentrum, wo etwas zu holen ist. (Rùzné výkøø:iky.) Gerade, im Isergebirge sehen wir, daß sehr viele Arbeiter der Glasindustrie auch Kleinlandwirte sind. Aus dem Munde dieser Leute in Polaun, Grünthal u. s. w. können wir immer wieder hören: "Sorgt für die Verbesserung der Absatzpreise, sorgt für die Erleichterung des landwirtschaftlichen Betriebes, insbesondere soweit die öffentlichen Abgaben in Betracht kommen. (Hluk.) Denn das, was wir an Lohn in der Fabrik bekommen, müssen wir daheim in der Wirtschaft wieder zuschustern." Ein Zeichen, daß diese kleinen Leute aus dem Betrieb der Landwirtschaft gar nichts haben. Wenn heute trotzdem diese Leute ihren landwirtschaftlichen Betrieb noch in ihren Händen zu halten versuchen, entspricht das der offenen oder unbewußten Liebe zu ihrem deutschen Heimatsboden, den Sie nicht so ohneweiter preisgeben wollen. (Výkøiky komunistických poslancù.)

Hohes Haus! Wenn es zur Lösung dieser landwirtschaftlichen Schutzzollfrage kommt, möchte ich Ihnen eines anheimstellen: Treten Sie der Lösung dieser Frage nicht mit falschen Gefühlen gegenüber (Výkøiky nìm. soc. demokratických poslancù.), lösen Sie die Frage mit Vernunft und ohne Leidenschaft. (Potlesk poslancù strany republikánské a klubu "Bund der Landwirte".)


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