Sobota 19. prosince 1925

Pøíloha k tìsnopisecké zprávì

o 5. schùzi poslanecké snìmovny Národního shromáždìní

republiky Èeskoslovenské v Praze

v sobotu dne 19. prosince 1925.

1. Øeè posl. dr Lehnerta (viz str. 132 tìsnopisecké zprávy):

Deutsche Volksvertreter! Der Herr Ministerpräsident Švehla hat die ohne Ruhestörung und ohne Tote verlaufenen Wahlen als Zeichen der Festigung seines Staates erklärt. Gestern hatten wir das erhebende Schauspiel, die Konsolidierung in diesem Staate zu bestaunen. Nicht die Obstruktion meine ich, die kommt überall vor. Aber es sprachen Èechen, Deutsche, Slovaken, Russen, Magyaren und, last not least, der Pole. Wie er in die Arme Švehla's kam, wissen die Götter. Hätte der Völkerbund den Volksentscheid in Teschen angeordnet, wie hätte sein gut katholischen Herz sich entschieden? Aber offenbar war die Freude auf den èechischen Bänken über diesen einen reuigen polnischen Sünder größer als über 99 gerechte Èechopolaken. (Souhlas poslancù nìm. národní strany.)

Von meinem Kollegen Dr. Keibl ist schon unsere grundsätzliche Einstellung zum Staate festgelegt worden. Von èechischer Seite wird uns entgegengehalten, daß unsere Angelobung sich nicht mit diesen Grundsätzen vertrage. Ich erkläre, daß wir Deutschen alle hier einen èechischen Eid geschworen haben (Souhlas na levici.) und daß wir ihn so halten werden, wie der Präsident dieser Republik und ein großer Teil der èechischen Staatsmänner den ihren seinerzeit gehalten haben. Wir werden nicht aufhören, unser Volk und unsere Jugend darauf hinzuweisen, daß sie sich an diesen Männern ein Beispiel zu nehmen haben, wie man Staatstreue mit Volkstreue in das richtige Verhältnis bringt. Entweder war das recht, was diese Männer taten, dann mögen sich die Èechen endlich diese Vorwürfe ersparen. Oder es war unrecht, dann hat der Verräter keine Ursache, sich über Verrat zu beklagen.

Wenn wir jetzt eine neue Periode der gesetzgeberischen Tätigkeit beginnen, so geziemt es sich, einen kurzen Rückblick auf die kurze Lebenszeit des Staates zu werfen. Belastet mit dem größten Wortbuch der Weltgeschichte, dem Verrat an den 14 Punkten Wilsons, die sich Masaryk zu eigen gemacht, trat der Staat ins Leben: eine schwere Erbsünde, die er in seinem Blute trägt und die keine Reue und Buße von ihm nehmen kann. Immer lauert das Verderben in ihm, bereit, jederzeit in schweren Krankheitserscheinungen zu Tage zu treten. Daher die Angst, die in Ihnen allen lebt. Und wenn auch Ministerpräsident Švehla mit lächelnder Diktatorenmiene von diesem Rednerplatz herunterstieg, ein èechischer Mussolini, (Výkøiky: Aber Mussolini in der Westentasche!) - jawohl, ein Mussolini in Kleinformat - dann sollte er wissen, daß, wenn zwei dasselbe tun, es nicht dasselbe ist. Sein Staat ist kein Nationalstaat wie Italien, und er mag der Worte Goethes gedenken: "Eines schickt sich nicht für alle, sehe jeder wie er´s treibe, sehe jeder, wo er bleibe, und wer steht, daß er nicht falle." So mag denn Herr Švehla in all seiner strahlenden Heiterkeit nicht vergessen, daß die Götter den mit Blindheit schlagen, den sie verderben wollen. Gerade im Glück wäre es des vernünftigen Mannes Pflicht, für die Tage der Not Freunde zu werben. Aber Freunde, die uneigennützig aus Liebe ihm helfen, nicht aber Freunde, die bloß gleicher Haß mit ihm vereint. So wie die Entente nichts einte als der Haß gegen Deutschland, so eint die Koalition nichts als der Haß gegen uns.

Statt das am deutschen Volke begangene Unrecht von vor 1920 wieder gutzumachen, haben es die Regierungen Tusar, Èerný, Beneš und Švehla in der abgelaufenen Periode geflissentlich darauf abgesehen, die Deutschen ständig zu reizen, zu verletzen und zu demütigen. Aber damit nicht genug, trat in allen Regierungsmaßnahmen und allen Gesetzgebungsvorlagen bald offen und bald versteckt das Streben zu Tage, das sudetendeutsche Volk wirtschaftlich zu schädigen und in seiner Existenz zu untergraben. Der Beweis für diese Behauptung liegt vor den Augen unserer ganzen Bevölkerung offen dar.

Wenn wir die Reihe jener gesetzgeberischen Maßnahmen betrachten, die dazu dienten, uns widerrechtlich unseres Eigentums zu berauben, so steht gleich am Eingang der Periode Tusar das vom jetzigen Finanzminister Engliš ausgeheckte sogenannte Kriegsanleihegesetz. Ungefähr 6 Milliarden hat man auf diese heimtückische, der Welt gegenüber mit Heuchelei verschleierte Art dem deutsche Volke vernichtet. (Výkøiky na levici.) Niemals wird unser Volk diesen großzügigen Raub, der bis in die Taschen der kleinen Sparer ging, vergesen. An Ihnen sollte es liegen, dieses Unrecht wieder gutzumachen. Davon aber habe ich in der Rede Švehlas vergebens ein Wort gesucht.

Der zweite maskierte Raub- und Gewaltakt - es sind die Worte des èechischen Historikers Prof. Dr Pekaø - dessen Sie sich schuldig machten, war die Durchführung der Bodenenteignung. Man stellte sich vor, daß ungefähr ein Drittel der Bodenfläche des Landes Böhmen den Besitzern um einen Bruchteil des Wertes (ein Zwölftel bis ein Achtel) mit Gewalt genommen wurde und daß unter diesen früheren Besitzern mindestens 90% Deutsche waren. Was allen Ihren Gewaltakten den für uns so abstoßenden Charakter gibt, ist die aufgelegte Heuchelei und Unaufrichtigkeit, mit der Sie irgendwelche edlen humanitären oder sozialen Beweggründe vorschützen. Es handelt sich Ihnen darum - und einige Ihrer nationaldemokratischen Blätter waren so aufrichtig, es öffentlich zu gestehen - Boden aus deutscher Hand in èechischen Besitz überzuführen. Nicht einmal 3% des zugeteilten Bodens kamen in den Besitz deutscher Gemeinden oder Einzelpersonen. Aber auch das èechische Volk wurde von Ihnen betrogen und hinters Licht geführt, weil ein großer Teil des Bodens nicht zur Aufteilung an Kleinbesitzer kam, sondern in der Form von Restgütern an Protektionskinder des Bodenamtes und der Parteien verteilt wurde. Sie haben zwar den Adel abgeschafft, der, wie Sie behaupten, aus den Kriegshauptleuten des 30jahrigen Krieges hervorging, haben aber die Grundlage eines neuen Adels gelegt, der allerdings später seinen Stammbaum auf die Schieberklasse der Nachkriegszeit wird zurückführen müssen. (Výkøiky a veselost na levici.) Um der sozialen Note, die alle Ihre Gesetze haben, gerecht zu werden, hatten Sie versprochen, bei der Zuteilung von Boden besonders die Güterbeamten zu berücksichtigen. Was ist aus diesem Versprechen geworden? Jetzt verspricht uns Švehla ein Gesetz zur Kolonisierung. Wo? Mit welchem Gelde wollen die Èechen kolonisieren und wen wollen sie als Kolonisten ansiedeln? Wahrscheinlich werden sie die Ersparnisse der mindestens zur Hälfte aus deutschen Geldern gespeisten Sozialversicherung zu diesem Zwecke verwenden. Ganz sicher aber werden sie nur èechische Siedlungen anlegen, und dazu noch im deutschen Sprachgebiet. Und dann werden Sie behaupten, daß die Nationalität bei Ihrem Vorgeben durchaus keine Rolle spiele. Das ist der Cant, den Sie anderen abgeschaut haben, die im Namen der Zivilisation die schwarze Schmach an den Rhein brachten. (Souhlas na levici.)

Auch das neue Gesetz über die künftige Flureinteilung zerstreuter Besitze, die Kommassation, wird sicherlich von Ihnen zur Benachteiligung des deutschen Bauernstandes mißbraucht werden. Es wird vielleicht möglich sein, wie es ja in verschiedenen anderen Verwaltungszweigen Ihres Staates schon ist, daß die Willkür durch Korruption gemildert wird. Es wird dann vielleicht heißen: Wer gut schmiert, wird gut kommassiert. (Veselost na levici.)

Den Raub am deutschen Eigentum vollziehen Sie aber auch so, daß von gemeinsamen Steuergeldern unter irgendeinem sozialen Vorwand èechische Bewerber bevorzugt, deutsche benachteiligt werden. Das ist beim Bauförderungsgesetze ganz besonders der Fall. Von den Milliarden, die bisher zu diesem Zwecke verwendet wurden, haben Sie in Prag und in allen èechischen Städten ganze neue Stadteile gebaut. Ich frage: Wo ist das Äquivalent in der deutschen Städten? (Výkøiky na levici.) Ministerpräsident Švehla kann es sich nicht versagen, auch das als fortsetzungsbedürftig hinzustellen. Wir Deutschen können uns dazu beglückwünschen, auch weite hin die Kosten für èechische Bauten aufzubringen. Insbesondere wenn wir an jenen Absatz seiner Rede denken, der davon spricht, daß die Regierung für die Beamten, die sie jetzt ins deutsche Sprachgebiet gebracht hat, Wohnungen und Häuser errichten wird. Wer ist denn heute noch Beamter im èechischen Staate? Magyaren, Slovaken oder Deutsche? Nein! Nur Èechen. Es existiert eine Statistik über den Bestand des Beamtentums, gedruckt in 3 Exemplaren. In jedem anderen Staate ist es Anstandspflicht, daß eine solche Statistik öffentlich ist. Hier aber wird sie geheim gehalten, damit der Welt nicht offenbar wird, in welcher Weise hier Gleichberechtigung geübt wird.

Der Ministerpräsident Švehla geht dann auf die Maßnahmen ein, welche in Zukunft zur Förderung der produktiven Stände getroffen werden sollen. Der Staat ist von Natur aus reich, das ist kein Zweitel. Jeder Èeche glaubte nach dem Umsturz, daß es das blühendste Land Europas werden müsse, weil es seine Verbrauchsgüter selbst erzeugt und daneben noch eine Unmenge Ausfuhrgüter an das Ausland abgeben könne. Ein Strom von Gold würde sich in das Land ergießen. (Výkøiky na levici.) Es müßte höchstens das Legionärgold aus Sibirien sein, es soll zum Teil in Triest hängen geblieben sein. Was ist selbst aus diesen Träumen geworden? Früher hat sich Böhmen selbst ernährt, und in diesem Jahre hat die Regierung allein tausend Waggons ausländischen Mehles einkaufen müssen. Von anderen Einkäufen will ich absehen. Das ist die sogenannte Förderung der Landwirtschaft! Unsere Industrie aber, wohlgemerkt nur die deutsche, wurde durch die unsinnigsten Ein- und Ausfuhrmaßnahmen bis aufs Blut gepeinigt und soweit als möglich vernichtet, damit das Wort Rašíns wahr werde, daß Gleichheit zwischen der deutschen und èechischen Seite bestehen müsse, und wenn der eine zu groß ist, muß man ihn kleiner machen, nicht daß der Èeche wachsen soll, sondern daß der Deutsche auf das Maß des èechischen verringert werden müsse. Jeder Pfuscher, der irgendein minderwertiges Surrogat in Smichov oder in Žižkov herstellt, wird von staatswegen gefördert. Auf Geld kommt es da gar nicht an. Ich verweise nur auf den kompletten Unsinn, daß die Zentralstelle für den Gablonzer Export ausgerechnet in Eisenbrod geschaffen wurde. Welche Fülle von Korruption sich gerade auf diesem Gebiete breit macht, ist allen Eingeweihten bekannt. Nur Švehla scheint davon nichts zu wissen. (Posl. Horpynka: Er will davon nichts wissen!) Er will davon nichts wissen, er schließt die Augen vor den Tatsachen. (Posl. Horpynka: Und Viškovský sanktioniert das!) Ja, dafür ist er angestellt.

Der Herr Ministerpräsident Švehla rühmt sich, daß der èechoslovakische Staat Handelsverträge mit Frankreich, Italien, Spanien, Polen und Belgien abgeschlossen hat. Mit der Schweiz verhandeln wir. Österreich wurde von uns, vielmehr von unserer weisen Regierung, jahrelang gequält und schikaniert, daß es gezwungen war, seine Wasserkräfte auszubauen, um von der böhmischen Kohle unabhängig zu sein. So flog der Pfeil auf den Schützen zurück, aber leider muß unser Kohlenbergbau die Zeche bezahlen. Mit dem Deutschen Reiche haben wir heute noch keinen Handelsvertrag. (Výkøiky na levici.) Warum? Weil die Èechen in ihrer Verblendung die geopolitische Lage dieses Staates ganz und gar verkennen. Die Ströme folgen der Abdachung nach Nord und Süd. Sie fließen nach Deutschland und nach Österreich und längs ihnen und auf ihnen vollzieht sich der Handel und Verkehr. Die Èechen aber wollen ihrer politischen Einstellung zuliebe den Verkehr mit Frankreich und Polen. Ja, wenn sie Gott bei der Erschaffung der Welt hätten hineinreden dürfen! Das läßt sich aber nicht rückgängig machen. Darum ist es ein Wahnsinn, wenn sie aus Deutschenhaß die wirtschaftlichen Bindungen überall anders suchen, nur nicht in ihrer deutschen Umgebung. (Souhlas na levici.)

Aber auch alle gesetzlichen Maßnahmen im Innern waren bis jetzt darauf eingestellt, die Deutschen zu belasten. Woher kommt die Kohlensteuer? Sie kommt aus jenen Bezirken, wo Kohle gegraben und Kohle verbraucht wird. Das sind wir Deutsche. Die Wasserkraftsteuer, die geradezu den Ausbau der Wasserkräfte hemmt, trifft fast nur unser deutsches Siedlungsgebiet. Von der Übersteuerung des deutschen Handels und Gewerbes will ich nicht des weiteren sprechen, auch nicht davon, daß die Revisionen und Kommissionen, die die unglücklichen deutschen Industriellen heimsuchen, der Staatskasse zwar wenig einbringen, dafür aber oft den èechischen Herren zu Wohlstand verhelfen, was wieder die deutsche Wirtschaft bezahlen muß. (Hluk.) Ich will nicht davon sprechen, daß ein Deutscher Staatslieferungen nur auf den bekannten Umwegen erreichen kann, auf denen er natürlich immer Gefahr läuft, dem Strafrichter in die Hände zu fallen. So sieht die Förderung der produktiven Stände aus.

Daß aber auch die Verbraucher von der Regierung in jeder Hinsicht geschädigt werden, ist offenbar. Ein so reicher Staat hätte es nicht nötig, die Umsatzsteuer, die überall nur als Notbehelf gilt, 7 Jahre nach seinem Siege noch immer einzuheben. (Výkøiky: Wo wurde gesiegt?) Das müssen wir bei Masaryk oder bei Švehla erfragen. Wir Deutschen müssen dem Staate zuliebe das schlechte teure èechische Salz verbrauchen, statt des billigen guten deutschen. (Posl. dr Schollich: Wir werden Ihnen die Geschichte versalzen!) Wir leben im Zuckerlande und Sie wissen, wie hoch die Steuerbelastung dieses Nahrungsmittels ist. Daß wir durch alle staatlichen Monopole zugunsten der Staatskasse übervorteilt werden, möchte noch hingehen, wenn wir nicht wüssten, daß auch dabei wieder der unersättliche Rachen der èechischen Korruption mitgefüllt werden müßte. 30 Millionen Spiritusgelder sind noch immer nicht verrechnet und aufgeklärt. (Posl. inž. Kallina: Aber in Sicherheit sind sie!) Ja, in Sicherheit sind sie, aber wir werden nie erfahren, wohin sie gekommen sind. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, wenn alle nehmen, zeigt man den Bruder nicht an. (Výkøik: Das ist die Solidarität!) Solidarität im Nehmen! Die bisherige Regierung Švehla hat getreu den Aufgaben des Staates die Existenz von Hunderttausend Beamten und Angestellten deutscher Nationalität mit Absicht und Bewustsein vernichtet. Masaryk verurteilt in seinem Buche: "Das neue Europa" den Etatismus, d. h. die Vergötterung des Staates. Welchem Staate wurden je solche Hekatomben geschlachtet wie dem èechischen Staate? Wo immer er mit seiner Hand zugriff wie bei den Bahnen, den Wäldern, den Bädern usw., liegen unzählige Opfer deutscher Existenzen gemordet am Boden. Švehla kündigt aber weitere Maßnahmen in dieser Hinsicht an. Die Bäder, die Heilquellen, kurz alles, was noch deutscher Besitz ist, wo noch deutsche Menschen Erwerb und Brot finden, wird in die Hand des Staates übernommen werden. Natürlich nur im Interesse der Gesundheit, der Hygiene, usw. Wäre es nicht so furchtbar traurig, man könnte lachen über solche Begründungen.

Nun zu der furchtbarsten Anklage, die wir gegen die Regierung dieses Staates erheben, das ist die zynisch eingeleitete geistige Verkrüppelung unserer Nation. (Hluk na levici.) Da es den Èechen unwahrscheinlich dünkt, uns zu guten Èechoslovaken - wir wissen nicht, zu welcher Hälfte wir kommen sollen - zu erziehen, so sollen wir minderwertige Deutsche werden. Diesem Ziele gilt die Vernichtung und Zerstörung unseres Schulwesens. Die ganze gesittete Welt muß sich darüber empören. Wie leben unsere Studenten in Prag? Warum gibt man uns die Universität nicht in unser Siedlungsgebiet, warum läßt man uns nicht einmal unsere gesperrten Schulen auf eigene Kosten neu eröffnen? Darauf zu antworten wird dem Außenminister Beneš und dem Ministerpräsidenten Švehla schwer werden. Wenn Herr Dr Beneš meint, daß die Deutschen hier zu Lande nicht um ihre Exstenz, sondern um die Anteilnahme an der Macht im Staate kämpfen, so spricht er bewußt die Unwahrheit. In Wirklichkeit kämpft das deutsche Volk um sein geistiges und körperliches Existenzminimum. (Posl. Dr Schollich: Herr Minister Srdínko, bleiben Sie hier, wir reden von der Schule! - Posl. Knirsch: Es ist schon wieder kein einziger Minister während der Debatte über die Regierungserklärung hier!) Das ist auch ganz gleichgültig, ob die Regierung hier ist. Wir sind nicht dazu da, sie zu bekehren, sie läßt sich auch nicht bekehren, wir sind dazu da, um diesen einzigen Platz, wo das freie Wort noch nicht verboten ist, auszunützen. (Posl. dr Schollich: Wart nur, bis die Polizeiwache kommt und Dich hinausschmeißt! Der "Èerný Petr" hat es schon angekündigt. - Posl. Knirsch: Kein Regierungsvertreter ist da!) Das ist ein Novum und dieser Staat ist auch ein Novum.

In seiner Programmrede versprach Švehla nach allen Seiten etwas. Nur an drei Fragen hat er vergessen: An die russische Frage, an die Frage des Vatikans und an die deutsche Frage. (Posl. Horpynka: Noli me tangere!) Das sind tatsächlich drei Rührmichnichtan. Das Füllhorn seiner Gaben, das er gezeigt hat, ist leer, und wenn er uns auch etwas versprochen hätte, so ist unser Volk nicht mehr so naiv, über die schönen Worte die Schläge zu vergessen, insbesondere wenn die hochgeschwungene Geißel in der hochgehobenen Hand des èechischen Peinigers neues Unheil kündet. Die Èechen mögen sich nicht täuschen. Das deutsche Volk in seiner Gänze ist erbittert und aufs tiefste empört. In dieser Hinsicht gibt es keinen Unterschied zwischen Arbeiter, Bauer, und Bürger. Wir alle leiden und sind eine Schicksals- und Notgemeinschaft geworden. Und darüber hinaus ist die Frage des Selbstbestimmungsrechtes das einzige einigende Band der ganzen Opposition von den Kommunisten bis zu den slovakischen Katholiken. Aber wir verzweifeln nicht. Mögen Sie uns unterdrücken, mit fortschreitender Zeit wird es für die größenwahnsinnige èechische Regierung immer schlechter, für uns Deutsche aber immer besser werden. Die großen Freunde dieses Staatswesens, die es auch aus der Taufe hoben, sind nicht mehr einig und selbst in Not. Deutschland aber, das niedergetretene, schmählich besudelte, erhebt sich aus eigener Arbeitskraft wieder zu neuen Taten. Warum sollten wir, die von gleichem Stamme sind, wie die Brüder im Reiche, nicht dasselbe Vertrauen in unsere Kraft haben, das jene beseelt? Anderen ist es in 50 Jahren nicht gelungen, die Deutschen einzuschmelzen. Wie können die Èechen im Ernste glauben, daß es ihnen, die soviel plumper und ungeschickter vorgehen, mit uns gelingen wird? Was wir brauchen ist nur eines: Volksbewußtsein und Liebe und Opferfähigkeit zur und für die Nation. Es gibt schon Mittel, auch auf friedlichem Wege den Èechen zu Gemüte zu führen, daß sie nicht allein hier Herren sind. "Wie Du mir, so ich Dir" ist ein altes deutsches Sprichwort. Richte sich jeder Deutsche danach und sorge er dafür, daß sein Bruder dasselbe tue. Manchmal wird es in Zukunft eines Zwanges bedürfen, nicht eines Zwanges gegen die Èechen, sondern gegen die Deutschen, damit jeder Deutsche zu seiner Pflicht verhalten wird, und würde das von einigen entschlossenen Männern in jeder Stadt im ganzen Sudetendeutschland durchgeführt werden, so wollten wir schon sehen, wer in unserer Heimat trotz Tausender Geßlerhüte, die Sie aufrichten und trotz der bezahlten Staatspensionäre, die auf allen Posten sitzen, wirklich der Herr ist. (Výkøiky posl. inž. Kalliny.) Uns, den gewählten Vertretern des Volkes obliegt die Pflicht, hier auf dem einzigen noch halbwegs freien Platz unsere Klagen in die Welt hinauszuschreien, selber einig zu sein und das Volk zu Einigkeit und geschlossenem Widerstand gegen das Zwangssystem, in das wir eingezwängt wurden gegen unseren Willen, aufzurufen. Wir hegen die Hoffnung nicht, daß die Èechen anders werden und uns unser Recht geben. Wir hegen diese Hoffnug nicht, aber wir glauben, daß unser Elend mit diesem Staate ein Ende nehmen wird. Weil wir dies glauben, treten wir der Regierung Švehla und auch jeder anderen mag sie heißen wie immer, in unversöhnlichster Haltung gegenüber. Die Staaten sind Formen, von Menschen gemacht für die Bedürfnisse des Lebens. (Posl. inž. Kallina: Des Augenblickes!) Ja, des Augenblickes. Ein solcher Staat, ein verschlechtertes halb asiatisches korruptes Balkangebilde ist hier in Mitteleuropa ein Anachronismus. Das nationale Prinzip, dem er angeblich seine Existenz verdankt, wird einst mit ihm aufräumen. Die Nationen sind das Lebendige, sie sind die Bäume, an denen die Früchte der Kultur und Zivilisation reifen und wachsen. Wir verlangen nichts anderes als was alle Erdenvölker verlangen und mit Recht verlangen, das ist das Recht, uns mit denen zu vereinen, die mit uns gleichen Blutes und gleicher Sprache sind, wir verlangen einen einigen deutschen mitteleuropäischen Staat. (Souhlas a potlesk na levici.)

2. Øeè posl. Neuratha (viz str. 143 tìsnopisecké zprávy):

Die Regierungserklärung läßt darüber keinen Zweifel aufkommen und Herr Dr Kramáø hat es jetzt unterstrichen, daß in diesem Staate die Politik der nationalen Vergewaltigung und Unterdrückung, der nationalen Verhetzung, mit einem Wort die Politik des nationalen Chauvinismus nach altem österreichischen Muster fortgesetzt werden soll. An dieser Politik hat die deutsche Bourgoisie im Grunde genommen nichts auszusetzen. Die deutschen Banken, die deutschen Fabrikanten halten es in ihrem wirtschaftlichen Interesse für dringend geboten, den nationalen Ausgleich, d. i. die vollkommene Verständigung mit der in diesem Staate herrschenden èechoslovakischen Bourgoisie herbeizuführen. Die deutsche Bourgoisie fürchtet nicht die èechoslovakische Koalitionsregierung oder die èechoslovakischen Koalitionsparteien, die deutsche Bourgoisie fürchtet vor allem die organisierte Kraft der èechoslovakischen Arbeiterklasse. Und gerade in diesem Punkte berühren sich die Interessen der herrschenden èechoslovakischen Bourgoisie mit den Interessen der Bourgoisie der nationalen Minderheiten. (Souhlas komunistických poslancù.) Neben den wirtschaftlichen Motiven ist es vor allem die Angst vor der revolutionären Entwicklung, die Angst vor der Entwicklung der kommunistischen Partei, die es den Bourgoisien der nationalen Minderheiten und der herrschenden Bourgoisie geraten erscheinen lassen, den nationalen Ausgleich zu beschleunigen. Den ersten verheißungsvollen Schritt auf diesem Wege haben die deutsch-bürgerlichen Parteien bereits unternommen, wenn gleich sie zunächst nur den Bund der Landwirte vorgeschickt haben. Das Schauspiel, das bei der Wahl der Vize-Vorsitzenden dieses Hauses vom Bunde der Landwirte hier aufgeführt worden ist, zeigt, daß die deutsch-bürgerlichen Parteien und in erster Linie der Bund der Landwirte auf den Kampf um das Selbstbestimmungsrecht der Nationen pfeifen. Mit dem Kampf um das Selbstbestimmungsrecht steht und fällt die Möglichkeit der Verteidigung der materiellen und wirtschaftlichen Interessen der arbeitenden Bevölkerung der nationalen Minderheiten dieses Staates. Wer den Kampf um das Selbstbestimmungsrecht der Nationen preisgibt, gibt die Interessen der arbeitenden Bevölkerung der nationalen Minderheiten der Èechoslovakei preis. (Souhlas komunistických poslancù.) Herr Švehla hat, wie man während der letzten Tage sehen konnte, ziemliche Schwierigkeiten mit der èechoslovakischen Opposition. In dem er nun dem Drängen zunächst der deutschen Landwirte entspricht, dem Drängen der deutsch-bürgerlichen Parteien nachgibt, von der würdelosen Anbiederung des Bundes der Landwirte Gebrauch macht, hofft er die slovakische Opposition klein zu kriegen, um schließlich beide Gruppen vor den Wagen der èechoslovakischen Koalitionsregierung zu spannen. Der Bund der Landwirte hat uns hier mit einer Deutlichkeit, die nicht mehr zu überbieten ist, gezeigt, was Aktivismus ist. Aktivismus, das ist das Bauchrutschen vor denjenigen èechoslovakischen Parteien, die in diesem Staate die politische Macht ausüben. Aktivismus, das ist die würdeloseste Anbiederung an die èechoslovakische Koalitionsregierung. Aktivismus, das ist diejenige organisierte deutsche politische Kraft, die dem Kampf um das Selbstbestimmungsrecht entgegenwirkt. Aktivismus ist nichts anderes als unverschämter Verrat an den materiellen und politischen Interessen der arbeitenden Bevölkerung der nationalen Minderheiten dieses Staates. (Potlesk na levici.)

Was nun die Haltung der übrigen deutschbürgerlichen Parteien betrifft, so wird man hier niemanden täuschen. Zum Aktivismus, den wir hiemit charakterisiert haben, bekennen sich bekanntlich so ziemlich alle deutsschbürgerlichen Parteien. Der parlamentarische Einheitsverband, der ja nicht nur vom Bund der Landwirte angeregt worden ist, ist - bekanntlich im Werden. Was die deutsche Nationalpartei betrifft, so weiß man, daß das einzige Hindernis auf dem Wege zum Aktivismus, Herr Lodgman, sich selbst beseitigt hat. Es sind alle Hindernisse gefallen und für alle deutsch-bürgerlichen Parteien ist der Weg zum Aktivismus frei gemacht worden. Und was insbesondere die nationalsozialistische Partei betrifft, die da noch ein bischen Opposition macht, so sind die Gründe dieser Opposition außerordentlich durchsichtig. Die Nationalsozialisten sehen ganz deutlich, daß da vom Bund der Landwirte und von allen deutsch-bürgerlichen Parteien ein parlamentarischer Kuhhandel getrieben wird, Verhandlungen gepflogen werden nach den Grundsätzen der Roßtäuscherkunst, und fürchten, daß sie dabei schlecht abschneiden. Das ist das einzige Motiv, das sie veranlaßt, jetzt so zu tun, als ob sie irgendetwas von den übrigen deutsch-bürgerlichen Parteien politisch trennen würde. Herr Švehla braucht den Deutsch-Bürgerlichen gegenüber, da sie ihm nachlaufen, nicht so freigebig zu sein. Die zwei Dutzend deutschen Stimmen, die man ihm zur Wahl des Vorsitzenden Malypetr gegeben und vermittelt hat, bezahlt er mit der Funktion eines Vize-Präsidenten, die Herren Spina übertragen worden ist. Der Bund der Landwirte wird ja einen Schritt weitergehen, er wird versuchen, was er schon, bevor noch dieses Parlament gewählt worden ist, versucht hat, die deutsche Einheitsfront bis zu den deutschen Sozialdemokraten auszudehnen, und man kann nicht gerade sagen, daß das Verhalten der deutschen Sozialdemokraten etwa den Bund als Landwirte nicht ermuntern könnte, (Øeèník nahlíží do svých poznámek. - Posl. Schweichhart: Nur genau nachsehen, ob es stimmt!) Sehr richtig, wird schon besorgt werden! Der und der Landwirte, der macht die großen Schritte auf dem Wege zur Regierungsfutterkrippe. Die übrigen deutschen bürgerlichen Parteien marschieren im Halbschritt und die deutschen Sozialdemokraten machen zunächst einen ganz kleinen Schritt, in dem sie im Senat dieselbe Packelei bei der Wahl der Vize-Präsidenten betrieben haben, wie sie hier vom Bunde der Landwirte betrieben wurde. Die Rede, die gestern hier Herr Hillebrand gehalten hat, zeigt uns, trotzdem sie gegen die èechischen Koalitionsparteien sehr scharf gerichtet war, daß die Kluft zwischen den deutschen Sozialdemokraten und den èechischen Sozialdemokraten gar nicht so groß ist, als man meint. Als gestern während der Rede des Herrn Abg. Hillebrand ein Zwischenruf fiel, reagierten die deutschen Sozialdemokraten mit der Bemerkung, daß man doch die èechischen Nationalsozialisten und die èechischen Sozialdemokraten nicht in einen Topf werfen könne. Ich frage: Wodurch unterscheiden sich die èechischen Nationalsozialisten von den èechischen Sozialdemokraten? Und was machen die deutschen Soialdemokraten im Grunde genommen den èechischen Sozialdemokraten zum Vorwurf? Diejenige Politik, die die èechische Sozialdemokratie in der Èechoslovakei betreibt, ist dieselbe Politik, die die Sozialdemokratie überall dort betreibt, wo sie an der Regierung beteiligt ist und die die deutsche Sozialdemokratie betreiben wird, sobald sie an der Koalitionsregierung in der Èechoslovakei teilnehmen wird. (Potlesk komunistických poslancù.)

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