Wenn ich nun mit einigen Worten
die wirtschaftliche Seite dieser ganzen Frage streife, so möchte
ich auch darauf hinweisen, daß in Deutschösteerreich immer ein
Schwanken nach zwei Seiten hin deutlich bemerbar war. Den Deutschösterreichern
blieb in ihrer Verzweiflung wenig übrig, aber sie hatten doch
zwei Wege vor sich. Und da mache ich ihnen allerdings den Vorwurf,
daß sie nie mit bestimmter Konsequenz sich für den einen oder
andern entschieden haben. Die längste Zeit hat Österreich, wohl
dessen Mehrheit, immer und immer wieder den lockenden Worten von
Seite der Siegerstaaten oder Kriegsgewinnerstaaten Gehör geschenkt,
sie haben immer Hoffnung geschöpft und erwartet, daß die Hilfe
von dort kommt. Sie waren der Meinung, daß man ernstlich bestrebt
sein wird, durch außerordentliche Kredite Österreich auf die Beine
zu hel en und die Valutafrage zu lösen, und sie haben sich dadurch
von dem anderen Weg, den ich, solange ich noch selbst unten in
Wien war, für richtiger bezeichnete, abdrängen lassen, das ist
der zum wiederholtenmal erwähnte Anschlußgedanke. Ich war Zeuge
des Momentes, wo die konstituierende Nationalversammlung im historischen
Landhaussaale in Wien über Antrag des damaligen Führers der deutschen
Sozialdemokraten, des verstorbenen Dr. Adler, einstimmig und begeistert
den Beschluß gefaßt hat, den Anschluß an Deutschland auszusprechen.
Es war ein erhebender Augenblick. Unter dem Eindruck der Wilsonschen
Punkte war man sich vollkommen darüber klar, daß diese Willenskundgebung
von keiner Seite eine Störung erfahren kann. Die Enttäuschung
war natürlich umso größer, aber es hat viele Leute unter uns gegeben,
die bis zum Augenblick des gegenteiligen Geschehens noch immer
daran ggeglaubt haben und noch immer der Meinung waren, daß tatsächlich
diese Idee der Waffensstillstandsbedingungen sich wird durchringen
müssen. Die Deutschösterreicher, so schlecht es ihnen geht, empfinden
es vielleicht nicht so hart wie wir, daß dem nicht so wurde, und
dieser Umstand war es vielleicht, der sie zeitweise von der einzig
richtigen Idee abgebracht hat, konsequenterweise immer und immer
wieder mit allem Nachdruck den Anschluß zu verlangen und nicht
Hilfe zu erwarten von Kreditaktionen, die wir jetzt seit drei
Jahren immer und immer wieder in neuen Nuancen zu sehen bekommen,
die aber bis heute in ihrer Wirkung gleich Null waren. Das, was
man immer gegeben hat, waren Brocken, um den Mut zu heben, aber
es war nie der ernste Wille vorhanden, den Deutschösterreichern
irgendwie ernstlich zu helfen. Es ist ja auch begreiflich, daß
die Entente, die selbst in Geldnöten ist, in dieser Richtung jetzt
auf einmal einer Seite helfen soll, von der sie umggek hrt erwartet
hat, daß sie etwas herausbekommen wird. Ihre Vertreter haben ja
damals ganz unglaubliche Gesichter gemacht, wie sie die Zustände
in Wien wirklich erkannt haben, denn die Herren von Paris, die
den Frieden oder Unfrieden gemacht haben, waren sich über die
wirtschaftlichen Verhältnisse im alten Österreich überhaupt nicht
im klaren, denn sonst hätten sie ein derartiges Urteil nicht sprechen
können, wie wir es am eigenen Leibe erleben mußten. Daß nun die
hiesige Republik auf einmal derjenige Teil ist, der mit Aussicht
auf Erfolg in der Kreditfrage einen entscheidenden Schritt tun
will, mutet besonders mich, der ich von der großen Hilfsbereitschaft,
die die Herren zu wiederholtenmalen auch hier in der Debatte und
im Ausschuß Deutschösterreich gegenüber betont haben, von der
ich eigentlich nie etwas gesehen habe, ganz igentümlich an. Ich
habe gehört, daß Herr Dr. Rašín darauf hingewiesen hat,
daß auch ich bezeugen könne und bezeugt hätte, daß die èechoslovakische
Regierung zu Beginn der Nöte in Wien und Deutschösterreich gern
hilfbereit zur Seite gestanden hat, um die Verlegenheit der Wiener
Regierung zu beheben. Ich glaube, im Ausschuß ziemlich deutlich
gesprochen zu haben und wundere mich, mißverstanden worden zu
sein. Ich habe nämlich das Gegenteil behauptet und war zu wiederholtenmalen
Zeuge, wie man uns in recht boshafter Weise von hier aus zu fühlen
gegeben hat, daß der besitzende Teil die Èechei ist, nicht aber
Deutschösterreich, daß Deutschösterreich der Teil ist, der zu
betteln hat. Wenn etwas gegeben wurde, so muß es immer trotz der
Nöte mit etwas wiedervergolten werden. Die Herren waren ja nicht
immer gerade wählerisch in den Gegenleistungen, die sie verlangt
haben. Es ist bezeichnend, daß einmal ein Hofgalawagen angesprochen
wurde, und dieser Hofgalawagen wurde für einige Waggon Kohle freundnachbarlichst
entgegengenommen. (Výkøiky: Für was denn?) Zum Einzug des
Herrn Präsidenten. Es ist dies offenbar den republikanischen Verhältnissen
angepaßt und wurde damals verlangt, und nachdem diese Wagen in
Wien überflüssig geworden waren, hat man sie gerne zur Verfügung
gestellt. Aber Sie können daraus ersehen, in welcher Weise man
gearbeitet hat, um den armen Deutschösterreichern das Leben möglichst
sauer zu machen. Man ist noch weiter gegangen. Man hat sogar Unterhändler
bestellt, deren sich Deutschösterreich bedienen müßte, um wieder
einige Waggons Kohle herauszubekommen, und hat gesagt: "Der
und der wird als Unterhändler lieber gesehen als andere und man
möge sich seiner bedienen, wenn man mit Erfolg Kohle von der èechoslovakischen
Regierung bekommen wolle. Und die Kohle, die man gegeben hat,
war darnach! Mehr Wasser als Kohle, Zustände, die grauenerregend
waren, haben wir erlebt: und wer den Winter in Wien mitgemacht
hat, kann beiläufig urteilen, was von Seite der èechoslovakischen
Regierung an Freundlichkeit den Deutschösterreichern gegenüber
geleistet wurde. Nun, heute sehen wir die Hilfsbereitschaft in
anderem Lichte. Daß bei der Sache politische Hintergedanken maßgebend
sind, wurde des langen und breiten erörtert. Ich kann darüber
hinweggeh n. Aber ich kann nicht umhin, auch heute wieder zu betonen,
daß die Deutschösterreicher sich durch solchekleinliche Gnadengaben,
Bettelbrocken von der Verfolgung des vorhingenannten Endzieles
nicht abhalten lassen sollen. Für Deutschösterreich gibt es nur
eineHilfe, das ist die Rückkehr zum Mutterlande, die Notwendigkeit
des Anschlusses. (Sehr richtig!) Daß die Herren auf der
Gegenseite hier das nicht gerne sehen, finde ich allerdings auch
sehr begreiflich, denn mit diesem Zusammenschluß wird auch dieFrage
unserer Zukunft wieder aufgerollt und wir können mit Bestimmheit
damit rechnen, daß die Gestaltung in Mitteleuropa dadurch überhaupt
über kurz oder lang wieder eine Aufrollung erfährt und dann einer
neuen Lösung zugeführt werden muß. Bei uns ist der Gedanke der
Selbstbestimmung und des Wuns hes, die Vereinigung mit dem Brudervolke
in Deutschland über kurz oder lang zu erreichen, nie zum Schweigen
gekommen und es ist selbstverständlich, daß das noch reger werden
muß in dem Augenblick, wo Deutschösterreich den Zusammenschluß
findet, und dann wird es nur eine Frage der Entwicklung sein,
ob wir den Weg allein hinüber finden oder was schließlich und
endlich Gott verhüten möge - die Èechen mit uns. Denn Tatsache
ist, daß auf die Dauer eine Gestaltung Europas mit einem Keil
im Fleische des deutschen Volkes unmöglich ist und die Vergangenheit
lehrt uns, daß das Staatsgebilde hier, das sich Èechoslovakei
nennt, zum großen Teil in seiner geschichtlichen Entwicklung als
deutscher Bundesstaat eine Rolle gespielt hat. Wir können dieser
Entwicklung mit Ruhe entgegensehen, wollen aber nicht wieder zwei
Wege dabei beschreiten, sondern wollen das Ziel als das einzig
richtige und gerade unentwegt im Auge behalten, und die Herren
auf der anderen Seite sollen sich über diese unsere Gedankengänge
auch nicht wundern. Wenn Sie wirklich Interesse daran gehabt hätten,
uns Ihrem Staatsgedanken zu gewinnen, so hätten Sie in diesen
drei Jahren Ihrer Republik Gelegenheit genug gehabt, uns näher
zu kommen, und wenn Sie sich in dieser Richtung heute fragen,
ob Sie etwas getan haben, um uns näher zu kommen, so müssen Sie,
alle Parteien, wie Sie hier sitzen, mit einem offenen "Nein"
antwortwn. Die Mittel, die Sie bis heute angewendet haben, um
uns für den Staatsgedanken hier zu interessieren, reichen nicht
aus, um uns Liebe und Anhänglichkeit zur Èechoslovakischen Republik
beizubringen, und solange Sie diese Mittel nicht finden, solange
werden Sie sich nicht wundern dürfen, wenn Sie aus unserem Munde
solche Reden hören. (Potlesk na levici.)
Sehr geehrte Herren! Die Politik, welche in diesem Staate von den Machthabern, ob die Regierung nun Tusar geheißen hat, oder Èerný, oder Beneš, konsequent getrieben wird, geht auf ein Ziel, und dieses Ziel ist, aus dem Staat, der seiner wirklichen Zusammensetzung nach ein getreues Abbild des alten Österreich ist, der also de facto ein Nationalitätenstaat ist, den èechisch-einheitlichen Nationalstaat zu machen. Dieser Grundgedanke geht durch die ganze Gesetzgebung, wie sie in diesem Staate geschaffen worden ist. Schon die Geschäftsordnung, die für dieses Haus zurecht gemacht worden ist, u. z. ohne uns, drückt das aus. Wir sind zwar hier, man hat uns schließlich die Möglichkeit geboten, daß wir hierherkommen, weil man sie uns bieten mußte, aber wir sind zur gänzlichen Bedeutungslosigkeit verurteilt. Das wissen wir ja. Viele von diesen Gesetzen und gerade die einschneidendsten, haben ganz deutlich dieses Endziel zum Charakter. Ich nehme z. B. nur die Gesetze über die Bodenreform her. Diese zielt direkt darauf ab, den Staat immer mehr zu einem èechisch-einheitlichen Nationalstaat zu machen. Oder die verschiedenen staatlichen Enteignungen! Und selbst Gesetze, die an und für sich unschuldig lauten, haben diesen Hintergrund. Und heute oder gestern haben wir in den Zeitungen das Resultat der Volkszählung in den meisten Kreisen Böhmens gelesen; einige sind ausgelassen. Da sind uns bis jetzt schon fast 400.000 Deutsche weggezählt worden, d. h. auch die Volkszählung ist in diesem Sinne mißbraucht worden.
Aber am allerbrutalsten wird dieser Endzweck in der Schulpolitik dieses Staates verfolgt. Es ist schon ausgeführt worden - eigentlich ist es nur eine Wiederholung, wenn ich noch darüber rede - wie diese Schulpolitik geführt wird. Zu diesem Endzweck ist das Drosselung wesen in furchtbarem Umfange durchgeführt worden, und ich möchte hinzufügen: man hat das Bestreben, die Reste des deutschen Schulwesens unter solche oberste Schulverwaltungskörper zu stellen, welche ihrer Majorität nach èechisch sind, und was das bedeutet, meine Herren, das wissen wir hier im Hause. Sehen Sie diese Drosselungen! Es ist nach den Berechnungen, wie wir sie erst heute wieder angestellt haben, bereits die Zahl von 1964 Schulklassen erreicht, die aufgelöst worden sind. Wie ich das heute gelesen habe, habe ich mich an ein bekanntes Wort aus "Wilhelm Tell" erinnert: Es rast der See und will sein Opfer haben." Wenn man es ausrechnet, meine Herren, so sind seit Bestand dieser Republik täglich zwei deutsche Schulklassen dieser Republik zum Opfer gefallen. Täglich, abgesehen noch von den Drosselungen des höheren Schulwesens. Es ist z. B. unser Fachschulwesen bis jetzt schon um ein Viertel seines Bestandes herabgesetzt. Ich tue es sonst nicht, daß ich hier auf den Präsidenten zu reden komme, aber es ist denn doch eigentümlich, was wir heute im Regierungsorgan, in der "Prager Presse", lesen. Ein Ausfrager ist zum Herrn Präsidenten gekommen und der Herr Präsident hat ihm auch Antwort auf die Frage gegeben, wie es vereinbar wäre mit der Politik, die da verfolgt wird, wenn den Deutschen so viel Schulklassen weggenommen werden. Und da hat der Präsident gesagt: "Es wurden nur ein paar Schulklassen zuggemacht, die als Überreste des alten Österreich Germanisierungsanstalten in èechischen Gegenden waren. (Hört!Hört!) Und doch sind es 1900, mitten aus dem deutschen Gebiet heraus! Es ist direkt unglaublich, wie man so etwas sagen kann, abgesehen von dem anderen. Nun, meine Herren, man sagt - und das ist der Tenor fast aller èechischen Reden hier gewesen, soweit ich sie habe verfolgen können: "Es ist nichts anderes als eine Wiedergutmachung, die man gegen die Benachteiligung der Èechen aus der Zeit des alten Österreich hier in diesem Lande hier in Bezug auf ihr Schulwesen begangen hat"; damals wäre das èechische Schulwesen weit zurück gewesen und es wäre nur auf die ihm gebührende Höhe gehoben worden. Meine Herren, ich glaube das nicht, daß das èechische Schulwesen darniederlag. Aus dem Grunde: Das Recht, Schulen schließlich und endgiltig zu errichten, hatte doch der Landesausschuß, und der war in Böhmen und Mähren der Majorität nach doch èechisch; sie konnten sich also in ihrem Gebiet Schulen errichten, soviel Sie wollten, und ganz bestimmt ist Ihnen von deutscher Seite keine Schwierigkeit gemacht worden. Wenn man sich das ein bißchen näher ansieht, da würde ich sicher wetten, daß man auf etwas ähnliches kommt, wie, ich glaube, es war vorgestern, wo sich schließlich einer der èechischen Redner hat in den Zeitungen etwas Unangenehmes vorhalten lassen müssen. Professor Srdínko hat in seiner Rede auch diesen Gedanken hervorgehoben und da hat er sich in den Zeitungen an seinen eigenen Ausspruch erinnern lassen müssen, den er nicht gesagt, sondern sogar geschrieben hat, in einem Aufsatz als Vorwort, wo er der Unterrichtsverwaltung im alten österreichischen Staate den ergebensten Dank für die Förderung ausspricht, welche er und andere in wissenschaftlichen Dingen erfahren haben. Es ist ganz eigentümlich, wenn er das vor Jahren zugestanden hat und jetzt sagt, es wäre die Politik des alten österreichischen Staates die gewesen, das èechische Schulwesen und das èechische Bildungswesen zu unterdrücken. Ich glaube, wenn ein Ausgleich aber doch notwendig gewesen wäre, dann hätten denn doch die Machthaber einen anderen Weg gehen müssen, u. zw. wenn schon aus keiner anderen Rücksicht, so aus der Rücksicht, daß man ihnen nicht den berechtigten Vorwurf machen kann, daß sie geradezu eine Kulturschande begehen. Nicht die Auflösung deutscher Schulen wäre das Mittel zur Gleichheit gewesen, sondern das Mittel, die Gleichheit herzustellen wäre für Sie die Gründung neuer èechischer Schulen gewesen, und wir würden uns ganz bestimmt darum nicht gekümmert haben, höchstens wenn wir hätten die Beobachtung machen müssen, wie wir sie jetzt so oft machen, daß solche Schulen in rein deutschem Gebiete errichtet werden, wo durchaus keine Notwendigkeit hiefür vorhanden ist. Ich glaube auch, der allerglücklichste Verteidiger dieser Schulpolitik, wie sie seit drei Jahren betrieben wird, ist der jetzige Unterrichtsminister nach seiner Rede nicht. Anscheinend liegt ihm das Schulwesen gar nicht. Aber trotzdem hat es dazu gereicht, daß er Unterrichtsminister wurde. Ich würde nur wünschen, daß er in seinem eigenen Fach etwas mehr zu Hause ist. Er hat uns da Zahlen vorgelegt, die ihm irgend einer seiner Sekretäre, oder eine seiner Kanzleien, die ihm unterstellt sind, zur Verfügung gestellt hat. Es ist schon von deutschen Vorrednern beleuchtet worden, wie richtig oder besser, wie unirchtig, diese Zahlen sind. Ich möchte hervorheben; es ist absolut nicht wahr, was er gesagt hat, daß bloß solche deutsche Schulen oder Schulklassen aufgelöst werden, wo die Schülerzahl 20 nicht erreicht. Wir haben Beispiele genug, und der Herr Kollege Dr. Kostka hat es ausgeführt, daß auch solche Schulen aufgelöst worden sind, wo die Schülerzahl bis 40 und 50 ausgemacht hat. Und umgekehrt ist es nicht richtig, daß Schulen für èechische Kinder nur errichtet worden sind, wenn die Zahl von 20 Kindern erreicht worden ist. Im Gegenteil, es sind Schulen für eine bei weitem geringere Zahl èechischer Schüler errichtet worden. So ist es auch mit den anderen Ziffern. Der Minisster führte aus, es wäre die Durchschnittsziffer für die deutschen Schulklassen 46, für die èechischen 50 gewesen. Das ist der tatsächliche Stand von Ende Dezember 1919 gewesen. Zu Ende des Jahres 1919 hatte die Schuldrosselung etwa 700 deutsche Schulklassen als Opfer gefordert. Aber seit dieser Zeit ist das Tausend geschlossen worden, das heißt, wenn wir damals vielleicht um 600 Schulklassen verhältnismäßig voraus waren, sind wir durch diese Drosselungen, wenn wir jetzt die Statistik nehmen wollten, vielleicht um 700 Schulklassen den Èechen gegenüber zurück, und dabei ist noch nicht einmal darauf Rücksicht genommen, daß inzwischen neue èechische Schulen errichtet worden sind. So sehen diese Ziffern, wenn man ein bißchen näher zusieht, in Wirklichkeit aus. Dann führte der Minister einzelne Orte an, namentlich in Bezug auf die Mittelschulen. Pilsen hätte ein deutsches Gymnasium, eine deutsche Realschule, trotz einer unbeträchtlichen Minderheit. Das ist ein großer Irrtum. Abgesehen davon, daß in Pilsen vor dem Umsturz die deutsche Minderheit durchaus nicht klein war - die Skodawerke, eine deutsche Gründung, hatten eine Unzahl deutscher Beamten und Arbeiter, darum war die deutsche Minderheit recht bedeutend waren diese Mittelschulen in Pilsen nicht bloß für die deutsche Minderheit in Pilsen, sondern für das ganze deutsche Hinterland gegründet worden. Pilsen hat ein großes deutsches Hinterland nach Westen hin, von Tuschkau und dem Gebiet von Nürschan angefangen, das man allerdings zu èechisieren versucht, über Staab und Bischofteinitz hinaus zum Böhmerwald und dem Bezirk Taus; alles das gravitiert nach Pilsen, und dadurch ist es notwendig geworden, daß die deutschen Mittelschulen in Pilsen gegründet wurden; und trotzdem trachtet man dieselben so zu bedrängen, daß ihnen mehr oder weniger wirklich der Garaus gemacht wird. Ähnlich ist es mit Troppau. Was man mit der Troppauer Lehrerbildungsanstalt vorhat, das schreit geradezu zum Himmel. Kommt das wirklich zur Durchführung, was geplant ist, so verliert die Schule drei Parallelklassen von der Übungsschule, 2 Jahrgänge von der Lehrerbildungsanstalt und außerdem noch die Abteilung für Mädchenbildung. An dieser Schulen ist soviel gesündigt, daß es nicht mehr weiter geht.
Ich möchte noch, weil wir schon von Troppau sprechen, angrenzend an dieses Gebiet, das Hultschiner Ländchen erwähnen. Dieses hat 38 deutsche Schulklassen gehabt, die bis auf 2 aufgelöst wurden. Das ist fast unglaublich. Die Stadt Hultschin bemüht sich seit 1 1/2 Jahren, eine deutsche Minderheitsschule zu bekommen und bekommt sie nicht. Dabei sind es nach den Äußerungen des Herrn Präsidenten bloß ein paar Schulklassen, die geschlossen wurden, weil sie German isierungszwecken dienten!
Nun, als Begründung für diese Auflösungen führt der Minister Ersparungsrücksichten an. Um Gottes Willen, wenn man zu diesem Thema kommt: Ersparungsrücksichten in diesem Staate, dann fällt einem manches ein. Ich habe vorhin die Regierungspresse, die "Prager Presse" erwähnt. Was ich anführe, stammt ausschließlich aus èechischen Zeitungsberichten, ist deshalb unverdächtig. Die "Prager Presse" ist ein solches èechisches Blatt. Sie ers heint in einer Auflage von 250.000 Exemplaren, worunter bloß 4000 bezahlt sind. Daher werden also 246.000 gratis hergestellt. Auf wessen Kosten? Und da spricht man von Ersparungsrücksichten? Es ist vor einigen Tagen in einer Zeitung ein èechischer Artikel gestanden: "Die Republik als Melkkuh." Da sind ganz eigentümliche Sachen angeführt worden. Es sind Beispiele angeführt worden mit Namen - also muß alles verläßlich sein, daß Protektionskinder zu hohen Stellen vorgerückt sind, daß sie mit 34 Jahren schon in der 5. Rangsklasse stehen. Es ist nicht widersprochen worden, scheint also Tatsache zu sein, daß ein sehr naher Verwandter des Außenministers Dr. Beneš mit 36 Jahren, obwohl er nur Volksschullehrerbildung hat, zum Landesschulinspektor ernannt worden ist. Ersparungsrücksichten! Dann wissen wir, was der Militärmoloch in diesem Staate verschlingt. Wir wissen auch, was èechische Blätter darüber schreiben, daß die französische Militärmission monatlich Millionen kostet. Wenn man von Ersparungsrücksichten in diesem Staat reden will, so erinnere ich an die Zentralenwirtschaft, die der Staat durch 2 bis 3 Jahre geführt hat. Mit welch ungeheueren Verlusten hat er sie abgeschlossen! Die Bewirtschaftung des Getreides allein mit 8 Milliarden. Und der Skandal in der Fettzentrale, in der Baumw Ilzentrale, und viele andere Sachen! Sie sind nur zu sehr bekannt. Da wagt man zu behaupten, die Auflösung der deutschen Schulklassen geschehe aus Ersparungsrücksichten! Sparen will man bei den Lehrergehalten, sie auf ein Minimum herabsetzen, so daß ein Bestehen für Familien fast nicht möglich ist, sparen will man bei den Pensionisten, bei den Beamten überhaupt, denen man die Stabilisierung zwar versprochen hat, die aber ad kalendas graecas verschoben zu sein scheint, und so fort. Es ist eine bittere Ironie, wenn von Ersparungsrücksichten gesprochen wird und dieselben als die wahren Ursachen für die Auflösung deutscher Schulklassen hingestellt werden.
Noch einen Umstand führt der Herr Minister als Begründung für diese Auflösungswut an. Das sind die Schullasten. Die Schullasten für die Deutschen betragen angeblich 4% mehr als es die Bevölkerungsziffer in diesem Staate ist. Ich weiß nicht, ob es wirklich so ist, aber wenn es auch so wäre, so wäre dieses Argument das am wenigsten gerechtfertigte. Es erhebt sich die Frage, von wem werden die Schullasten getragen, wer zahlt die Steuern in diesem Staate? Und da glaube ich, kommt noch ein anderer Prozentsatz heraus - und dann wird es vielleicht heißen: von deutscher Seite 75, wenn nicht gar 80 %, von der anderen 25 %.
Was mir aber besonders empörend in dieser Schulpolitik vorkommt, ist folgendes: viele deutsche Gemeinden haben sich bereit erklärt, die aufgelösten Klassen aus eigenen Mitteln zu erhalten. Selbst das ist verboten worden. Ja, es sind Beispiele da, ich möchte nur an die Schuldrosselungen im westlichen Böhmen erinnern, wo deutsche Schulklassen aufgelöst worden sind und wo sich der dortrtige Kaplan oder der Lehrer bereits gefunden haben, die Kinder, die in die weit entfernte Schule nicht gehen könnten, privat zu unterrichten, die aber dafür vor Geri cht gestellt und verurteilt worden sind. Nach meiner Ansicht ist hierbei doch die Rechnung ohne den Wirt gemacht worden. Diese Politik gegen unser Schulwesen wird bewirken, daß der Widerstand ohne Schwierigkeiten bis ins letzte Dorf getragen werden kann, und dann werden wir sehen, was schließlich mächtiger ist: der Wille des ganzen deutschen Volkes in diesem Staate oder der knechtende Sinn der èechischen Majorität. Es wird sich zeigen, ob nicht auch das Ausland die Sache zur Kenntnis nehmen wird; und darauf scheint die Regierung immer noch etwas zu geben, wie das Ausland über die Sache denkt.
Ich habe gesagt, das zweite Mittel, die deutsche Schule in diesem Staate unterzukriegen, ist das Bestreben, den Rest des deutschen Schulwesens unter einen solchen Verwaltungskörper zu stellen, der der Majorität nach èechisch ist. Wir wissen alle, daß die Gaueinteilung und die Gauverwaltung eigentlich fertig ist, nur spießt es sich mit der Durchführung, und vielleicht wird noch viel Wasser in die Elbe fließen, bis die Durchführung kommt. Wenn sie aber kommt, dann ist unser deutsches Schulwesen solchen Gauverwaltungskörpern ausgeliefert, die bei weitem der Maorität nach èechisch sind. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Buøíval.)
Weil sich das aber verlangsamt, geht man etwas anders vor. Es ist bekannt, daß man darangeht, den Landesschulrat aufzuheben, beziehungsweise die Sektionen desselben, und an Stelle der Sektionen einen nicht sektionierten Landesschulausschuß zu schaffen. Es muß erklärt werden, daß, falls dies zutreffen sollte, es für uns nur noch einen verschärften Kampf bedeuten würde, denn das würden wir auf keinen Fall zulassen, weil es dann um unser deutsches Schulwesen ganz geschehen wäre.
Die Rettung für unser Schulwesen
erblicken wir nicht in irgend welcher Verhandlung - diese sind
zumeist nur ein leerer Schall - sondern in jenen Forderungen,
wie sie auch kürzlich in Prag durch Beschluß des Kongresses der
Völkerbundliga gefaßt worden sind: Der Antrag Dickinson, der fordert,
daß den Minoritäten in einem Staate die möglichste Selbstverwaltung
zugestanden werden müsse. Das haben wir vom Anfang an für uns
gefordert. Wir erblicken ausschließlich in der Schulautonomie
die Sicherheit für unser deutsches Schulwesen, und wir werden
nicht ruhen, bis wir das erreicht haben. Heil unserem Volke! (Souhlas
a potlesk na levici.)
Meine hochverehrten Damen und Herren! Die Debatte, die wir eben abführen, könnte sich fruchtbar gestalten dann, wenn die Voraussetzung bestände, daß durch die Aufdeckung mannigfachen Unrechtes auch der Wille erz ugt würde, dieses Unrecht aus der Welt zu schaffen. Leider hören wir aus den Reden der Vertreter der èechischen Parteien, daß dieser Wille durchaus zu fehlen scheint und daß man an dem Willen festhält, die öffentliche Meinung irre zu führen, sie darüber zu täuschen, wie das Schulwesen der verschiedenen Nationen innerhalb der Grenzen dieses Staates gepflegt wird. Sie versteifen sich darauf, das Unrecht, über das wir klagen, zu verewigen, und Sie nehmen es dafür in den Kauf, daß der Groll sich noch tiefer einfrißt in die Herzen derer, die unter diesem Unrecht leiden. Sie nehmen es in den Kauf, daß anstatt einer Aussöhnung eine Vertiefung der Gegensätze tritt, die sie, wenn Ihnen an Ihrem Staat gelegen ist, doch hinweg wünschen müßten. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Buøíval.)
Meine Aufgabe wird es im wesentlichen sein müssen, etwas zu dem zu sagen, was der Herr Unterrichtsminister in seiner gutstilisierten und ausg zeichnet frisierten Rede hier vorgetragen hat. Man muß einigermaßen darüber erst unt sein, daß der Vertreter des Unterrichtsamtes mit dieser derart vorbereiteten Rede vor das Forum der Nationalversammlung tritt, um sie hier als lautere Wahrheit zu verkünden. Ich werde mir gestatten, an einer großen Reihe von Beispielen zu zeigen, wie sehr die Tatsachen in das Gegenteil umgebogen worden sind, wie wenig Wirklichkeit hinter der schönen Rede des Herrn Unterrichtsminister geborgen ist. Der Herr Unterrichtsminister hat erklärt, der Landesverwaltungsausschuß beantragt die Auflassung bestimmter Schulen und der Landesschulrat könne nicht anders, als sich mit diesem Antrage des Landesverwaltungsausschusse zu beschäftigen. Ja, wie so?, frage ich. Es ist eine Anmassung des Landesverwaltungsausschusses, solche Vorschläge zu erstatten, denn er hat kein Recht dazu. Ganz allein und ausschließlich - nach dem Stande unserer Gesetzgebung - steht es dem Vorsitzenden des Landesschulrates zu, darüber zu verfügen, welche Schulen, eventuell welche Klassen aufgelassen werden müssen. Der Herr Minister hat dann hinzugefügt, daß die Vorschläge über die Sperrung von Klassen und von Schulen auf dem Durchschnittsergebnisder Einschreibungen der drei letzt abgelaufenen Jahre basieren. Diese Behauptung des Herrn Ministers ist unrichtig, sie widerspricht den Tatsachen. Denn Sie zählen in diese drei Jahre auch das Schuljahr 1921/22 hinein, das noch nicht abgelaufen ist, und Sie verzichten dafür darauf, das Schuljahr 1918/19 mitzuzählen, deshalb, weil in diesem Jahre noch viele Schüler in den Klassen saßen (Souhlas na levici.) und weil dieses Schuljahr keine Möglichkeit gäbe, aufgrund reduzierter Schülerziffern zu diesen Sperrungen schreiten zu können. Dafür nehmen Sie das Schuljahr 1921/22 hinein, obgleich Sie wissen, daß da ein abnormaler Geburtenrückgang aus der Kriegszeit (Sehr richtig!), wie Sie selber sagen, ein natürlicher Abgang ist, der sich selbstverständlich nach Ablauf von so und soviel Jahren wieder ergänzen wird. Und trotzdem stützen Sie sich auf dieses Jahr, zählen Sie es dazu, und aufgrund einer derart künstlich herabgedrückten Schülerzahl konstariert man dann die Möglichkeit der Sperrung von so und soviel Schulen. Der Herr Unterrichtsminister Šrobar hat die Tendenz zu verstecken gesucht, die diesen Schulsperrungen zugrunde liegt. Sein unmittelbarer Vorgänger Herr Dr. Šusta hat das im Kulturausschuß einmal klarer und deutlicher ausgesprochen. Er hat erklärt: weil die èechische Nation in diesem Staate zu wenig Schulen habe, deswegen müsse man deutsche Schulen sperren, um aus den Ersparungen, die dadurch gemacht werden, das èechische Schulwesen ausgestalten zu können. (Hört!Hört!) Das war ein klares, wenn auch ein brutales Wort, das war die Verkündigung des Rechtes des Stärkeren. Aber es war ein aufrichtiges Wort, man hat wenigstens nicht versucht, hinter schönen Redensarten Tatsachen zu verbergen und zu verstecken. Wogegen wir aber, Herr Minister, ganz entschieden und mit allem Nachdruck Verwahrung einlegen möchten, das ist der planmäßige Mißbrauch der Statistik (Sehr gut!), der in Ihrer Rede zum Ausdruck kommt, der Mißbrauch der Statistik zur Verhüllung des krassesten und deutlichsten Unrechtes (Sehr gut!), die Zählung, die für das ganze Staatsgebiet ohne Rücksicht auf die lokale Verteilung der Bevölkerung und der Schüler (So ist es!), ohne Rücksicht auf die Häufung der Menschen in den Großstädten und ohne Rücksicht darauf, daß draußen in den Gebirgsgegenden die Menschen nur sehr dünn gesäet sind und infolgedessen die Schulklassen nicht so stark beschickt sein können. (Výkøiky na levici.) Die Verschweigung dieser Dinge, die systematische Mechanisierung der Zahl ist geistlos und trifft die Dinge nicht. (Souhlas na levici.) Man haut daneben und man will natürlich daneben hauen. So aber betrügt man die Öffentlichkeit, so begeht man durch diesen planvollen Mißbrauch statistischen Materials eine geflissentliche Fälschung an den Dingen. (Potlesk na levici.) Ein Beispiel: Der Herr Minister hat beliebt, auf Brünn zu verweisen, und der Tatsache, daß angeblich 180.000 èechische Einwohner nur 10 Mittelschulen haben, sodaß auf 1 Schule 18.000 Einwohner entfallen, die Tatsache gegenüber zu stellen, daß 48.000 deutscher Einwohner in Brünn 9 Mittelschulen besässen, sodaß eine Schule auf 6000 Einwohner entfällt und so fügt der Herr Minister so merkwürdig, so mysteriös hinzu: Ein Viertel der Schüler der deutschen Schulen sind überdies Juden. Eine neue Methode, wie man die Menschen in diesem Staate einteilt. (Hört! Hört!) Aber Verzeihung, Herr Minister, wenn Sie darin eine außerordentliche Begünstigung der Juden sehen, so bitte ich nicht zu vergessen, daß das jüdische Gymnasium in Brünn est seit Bestand des èechoslovakischen Staates neu geschaffen worden ist. (Sehr gut!) Wenn also die Jeden zuviel Schulen in Brünn haben, so danken sie es der Schulverwaltung dieses jetzigen Staates, und wenn man von 48.000 Deutschen in Brünn spricht, so weiß jeder, der Brünn nur einigermaßen kennt, daß die Zahl der Deutschen in Brünn tatsächlich viel höher ist, daß man von 65 oder 70.000 Deutschen sprechen kann, die allerdings unter dem Druck der Volkszählung unter der psychischen Einwirkung der "Eroberung", unter der Einwirkung der Legionäre und von allerlei Nachteilen, die abhängige Menschen empfinden, bei der Volkszählung sich vielfach nicht dazu bekennen. Der Herr Minister hat wieder, die Zahl mechanisierend, davon gesprochen, daß in deutschen Schulen eine Klasse auf 46·3 Kind r, in èechischen Schulen eine Klasse auf 50·6 Kinder entfällt, daß also die èechische Bevölkerung weitaus benachteiligt wäre, die Deutschen in dieser Beziehung um etwa 626 Klassen im Staatsgebiete zuviel hätten. Das ist eine Feststellung, die sich voraussichtli ch auf den Stand vom Ende des Jahres 1919 beziehen soll. Seither, Herr Minister - und wir hatten über den jetzigen Stand zu sprechen - seither sind 1700 deutsche Schulklassen nicht mehr vorhanden, die in diese Rechnung einbezogen sind (Sehr richtig!) und jetzt stellt sich die Sache so dar, daß auch nach der mechanischen Zahlenanwendung die Deutschen eigentlich rund 1000 Klassen zu wenig haben. (Sehr richtig!) Sie haben weiter, Herr Minister, bei dieser Berechnung vergessen, die große Zahl von èechischen Minoritätenschulen mitzuzählen, die in den letzten drei Jahren im Staatsgebiete hier entstanden sind, und man wird mir wohl zugeben müssen: das heiße ich ein frivoles Spiel mit Ziffern treiben (Souhlas na levici.), wozu wir unmöglich schweigen können. Es ist eine groteske Verzerrung der gegebenen Tatsachen. Ich will nicht von jenen Ziffern reden, die in sehr dankenswerter Weise unser Kollege Kostka hier angeführt hat, als die Ziffern, die der Vorstand des èechisch-statistis chen Amtes, Herr Dr. Auerhan, ermittelt hat und die im Gegensatz zu den Ziffern stehen, die uns hier vom Schulministerium mitgeteilt worden sind (Hört, Hört!), die damit keineswegs übereinstimmen. Wir brauchen den Raum hier nicht zu verlassen, nicht zu verlassen, was hier rednerisch dargelegt worden ist. Es hat hier ein Mann die Ziffern des Herrn Unterrichtsministers totgeschlagen, und das ist niemand geringerer als der Obmann des Kulturausschusses, Herr Prof. Dr. Srdínko. Die Ziffern, die uns von jener Seite gegeben worden sind, die sind ganz anders. Hören Sie, hohes Haus! Eine èechische Klasse entfällt nach den Angaben des Herrn Unterrichtsministers auf 50·6 Schüler, nach der Darstellung des Herrn Abg. Srdínko auf 52·6 Schüler. Eine deutsche Schulklasse entfällt nach der Darstellung des Ministeriums auf 46·3 Schüler und Herr Srdínko, der sich gestatten kann, noch mehhr chauvinistisch zu sein, behauptet, daß schon auf 32·2 Schüler eine deutsche Klasse entfällt. Und nun gestatte ich mir zu sagen: Eine Darstellung kann nur wahr sein, es ist unmöglich, daß beide Ziffern zutreffend sind. Welche ist die falsche? Wer sucht uns Dinge einzureden, die nicht wahr sind? Ja, man weiß schon und Herr Srdínko hat in einem Augenblick, wo das Temperament mit ihm durchgegangen ist, es hier ja ausgesprochen: Das sind die Ziffern, die ins Ausland gehen sollen (Hört, Hört!) Ja, das sind die Ziffern, mit denen man das Ausland füttern will, mit denen man im Ausland die Meinungen erwecken will, die den Tatsachen ins Gesicht schlagen, die Propaganda, die wir ja kennen und die vielleicht ihren krassesten Ausdruck darin findet, daß man im Ausland so tut, als ob wir in einem demokratischen Eldorado, in der Verkörperung der Demokratie, in einem Staate lebten, in dem es keinen Militarismus oder nur einen sehr geringen gäbe, das ist die Auslandspropaganda, die Sie ankündigen, Herr Srdínko ebenso wie das Regierungsblatt die "Èeskoslovenská republika", die voreilig gesagt hat, wozu diese Ziffern eigentlich dienen sollen. Wenn man den Dingen auf den Grund geht, wenn man einigerma en nachprüft, dann stürzt dieser luftige Bau, den der Herr Unterrichtsminister hier aufgerichtet hat, zusammen, der leiseste Hauch der Wahrheit ist schon im Stande, ihn hinwegzufegen. Wir können aber nicht schweigen dazu und müssen uns nachdrücklichst dagegen wenden, daß hier Jongleur-Künste aufgeführt werden. Dazu sind wir nicht hier und Sie nicht hier, um das ruhig und stillschweigend zu ertragen. Wenn der Herr Unterrichtsminister von sich die Meinung fern halten will, daß mit seinem Wissen solchee Dinge geschehen könnten, dann, Herr Minister, ziehen Sie die Beaamten zur Verantwortung, die Ihnen das untaugliche Ziffernmaterial übergeben haben. Jawohl, Herr Minister, Sie haben vor einigen Tagen recht gehabt, als Sie mit der Hand auf den Tisch schlugen und sagten: "Wir sind in keiner Schänke, wir sind in keiner Kneipe." Wir sind in keiner Schänke und wir sind in keiner Kneipe, wo man den Gästen zur kurzweil Märchen erzählen kann, wir sind hier im Hause der Gesetzgebung und haben das Recht, von der verantwortlichen Regierung die Wahrheit zu fordern und wir dürfen uns verbieten, daß uns Ziffern geboten werden, die den Tatsachen ins Gesicht schlagen. (Souhlas na levici.)