Sehr geehrte Damen und Herren! Der Anlaß, der uns zur Einbringung der dringlichen Interpellation veranlaßte und der heute hier die Wechselrede auslöste, die Schuldrosselungen, ist in diesem Staate kein ungewöhnlicher. Solange wir als Deutsche gezwungen sind", auf dem Boden dieses Staates zu leben, solange sind wir oftmals und oftmals gezwungen gewesen, als Volk zusammenzukommen, draußen, außerhalb des Parlamentes, um zu demonstrieren gegen die Gewalt, die uns in diesem Staate angetan wird. Und solange wir in diesem Staate leben, sind wir auch oftm ls gezwungen worden, hier auf parlamentarischem Boden unsere Stimme zu erheben gegen Gewalt.
Es ist eiine Tatsache: Man geht in diesem Staate mit raffinierter Systematik daran, uns zu vernichten. Es wird Schlag auf Schlag gegen unseren Volkskörper geführt, es wird unserem Volkskörper in wirtschaftlicher und kultureller Beziehung Verwundung auf Verwundung beigebracht, Verletzung auf Verletzung zugefügt, immer mit der Absicht, diesen unseren Volkskörper, dieses unser Volk letztendlich zu Grunde zu richten.
Meine Verehrten! Es ist eigentlich eine Ungeheuerlichkeit, hier all das unter die Maske der Heuchelei zu kleiden, wie sich das zu tun Herr Professor Srdínko als Redner der èechischen Seite bemüht hat. Wir haben aus alledem, was im Verlaufe des Bestandes dieses Staates und im Verlaufe der Zeit, während welcher wir diesem Staate als Volk angehören, an Methode geübt wird, eines gelernt, was unserem Volke als Eigenschaft niemals so recht gelegen ist, wir haben hassen gelernt, nicht Ihr Volk in der Gänze, wir haben hassen gelernt das System, aus dem alles Leid und aller Schmerz, den wir ertragen mußten, fließt, und Ihr Volk bis zu dem Teil, als es eben Träger dieses Systems ist. Ein System, das in keinem gesitteten Staate jemals bestanden hat, ein System, das auch im alten Österreich nicht bestanden hat, obwohl Sie sich bemühen, uns das so glaubhaft zu machen. Insonderheit hat der schon einmal genannte Vorredner Herr Professor Srdínko sich bemüht, mit theatralischer Gebärde uns glaubhaft zu machen, daß das System des alten Österreich sich an dem èechischen Volke nicht an ers ausgewirkt hätte. Aber das ist eine Legende. Hat das èechische Volk im alten Österreich es jemals notwendig gehabt, sich als Volk aufzuraffen? Haben die èechischen Führer im alten Österreich es notwendig gehabt, das ganze Volk zu alarmieren und gleicher Art gegen gleiches Unrecht zu protestieren, wie es uns in diesem Staate zugefügt wird? Und haben Sie es nötig gehabt, zur Verteidigung Ihres kulturellen Besitzstandes förmlich die Revolution zu predigen, wie wir das gezwungen werden? Oder ist Ihr Schulwesen seit dem Reichsvolksschulgesetze vom 14. Mai 1869 nicht in gleicher Weise emporgeblüht wie das deutsche? Das frage ich die Herren von der èechischen Seite, die heute durch ihre Argumente all das widerlegen wollen, was wir als Anklagen in diesem Hause vorbringen. Während man unsere Hochschulen in diesem Staate knebelt, hat sich das èechische Hochschulwesen trotz aller Gegenargumente zur Zeit des alten Österreich entwickelt und es ist ihm alles zuteil geworden, was es forderte. Ich erinnere daran, daß unter einem deutschen Unterrichtsminister des alten Österreich die èechische Technik in Prag das Gebäude am Karlsplatz bekam, während die deutsche Technik in dem schmutzigen und finsteren Loch in der Husgasse noch heute steckt. Und weiter: Wo wäre Ihr gewaltiger Apparat und Ihr gewaltiger Besitzstand an Beamten, an Intellektuellen hergekommen, den Sie zur Zeit des Umsturzes hatten und aus dem Sie schöpften, wo wäre dieser große Besitzstand an Intellektuellen während der Umsturzzeit hergekommen, wenn Sie nicht zur Zeit des Bestandes des alten Österreich über genügende èechische Mittelschulen verfügt hätten? Es ist eine bekannte Tatsache und wir sind nicht so naiv, uns etwas anderes sagen zu lassen, es ist eine bekannte Tatsache, daß sie sogar zur Zeit des Bestandes des alten Österreich eine Überfülle von Mittelschulen hatten, und daß Sie Intellektuelle überproduzierten, während Sie uns in diesem Staate nicht einmal den Bedarf zugestehen, den wir an Schulen, u. zw. an Volksschulen, Mittelschulen und Hochschulen notwendig haben. Wo bleibt die Erfüllung unserer Forderung nach der Tierarzneihochschule, wo bleibt die Erfüllung unserer Forderung nach der Handelshochschule, obwohl wir sie als Volk von wirtschaftlicher Struktur gewiß auch notwendig hätten, obwohl wir für eine Handelshochschule zumindest dasselbe Anrecht wie das èechische Volk hätten? Das wird selbst der größte èechische Chauvinist nicht abzuleugnen imstande sein. Wo bleibt die Erfüllung dieser unserer berechtigten Forderungen? Das frage ich die Herren Srdínko und Špatný und alle Herren von der èechischen Gegenseite, die uns heute alles, was wir an Anklagen erheben, so ganz besonders zu entkräften versuchen. Die Unterdrückung des èechischen Schulwesens im alten Österreich ist eine Legende und ich führe zum Beweis dieser meiner Behauptung die Stimmme eines èechischen Schriftstellers an, u. zw. des Herrn Sikorský, der in einer pädagogisch-statistischen Studie, die im Verlage der Slovenská rolnická jednota in Bratislava 1921 erschienen ist, sagt: "Die böhmische Bürgerschule war im alten Österreich zahlreich und populär. Die Mittelschulen und Fachschulen waren auf einer hohen Stufe und sehr zahlreich. Das gesamte Schulwesen der Èechen war èechisch-national und die deutsche Sprache wurde nur an den höheren Anstalten als Gegenstand tradiert." Das ist die Stimme eines vernünftigen Èechen, so wie in diesem Hause in der jetzigen Debatte auch schon einmal die Stimme eines angeblich vernünftigen Deutschen zitiert worden ist. Sikorský schreibt weiter: "Die èechische. Lehrerschaft hatte das Glück, in den letzten 50 Jahren in èechischen Anstalten erzogen zu werden, welche nicht nur die gehörigen Fachkenntnisse, sondern auch eine gute nationale Erziehung boten." Wenn wir die Möglichkeit der Entwicklung und Entfaltung als Volk hätten so wie das èechische Volk diese Möglichkeit der Entfaltung im alten Österreich gehabt hat, dann wären wir gewiß zufrieden. So sieht die Unterdrückung des èechischen Schulwesens im alten Österreich aus und nicht anders. Uns aber sperren Sie die letzte Lehrerbildungsanstalt, wie Herr Kollege Schollich schon erwähnt hat. Es ist uns der Inhalt eines Ministerialerlasses bekannt, nach dem die Aufnahme von Zöglingen an der Troppauer Lehrerbildungsanstalt für das Jahr 1922/23 nicht mehr gestattet werden soll. Sie haben zur Zeit des alten Österreich auch über einen genügenden Besitzstand an gewerblichen und landwirtschaftlichen Schulen verfügt, während Sie uns seit dem Umsturz schon nicht weniger als 22 Mittelschulen sperrten. Wenn wir vielleicht eine relativ höhere Anzahl dera rtiger Anstalten noch zur Zeit des Umsturzes gehabt haben, so ist das wohl begründet in der wirtschaftlichen Struktur unseres Volkes und Sie können in dieser Beziehung nicht gleichmachen, keinen Kommunismus praktizieren, weil eine derartige Praxis sich wahrscheinlich in böser Weise auswirken würde. Das haben Sie an unseren Schulen geübt.
Ich habe jetzt nur von den Hoch- und Mittelschulen gesprochen. Was Sie aber an unseren Volksschulen verübt haben, das steht fest, trotz der von dieser Stelle aus durch den Mund des Ministers erflossenen Dementis und trotz der Dementis des Herrn Professors Srdínko, des Vorsitzenden des Kulturausschusses. Was Sie an unseren Volksschulen verübt haben, das ist eine Kulturschande, wie sie in solcher Größe noch niemals in der Welt geschehen ist. Die Absicht dieses Tuns und die Absicht der Arbeit der regierenden Kreise dieses Staates ist uns ja völlig klar. Wir sind doch nicht so politisch naive Menschen, um nicht die Absicht dieser Maßnahmen zu erkennen. Was sich heute unseren Blicken darbietet, wie den Blicken aller deutschen Bildungsfreunde, das ist ein unübersehbares Leichenfeld. Obwohl wir uns bemüht haben, aus unseren Bezirken das Material für die verübten Taten an unserem Schulwesen zu erhalten, ist es heute noch unvollständig. Wir sind heute noch nicht imstande, das Leichenfeld im Besitzstand unserer kulturellen Mittel zu überblicken. Es muß hier festgestellt werden, daß der Name der Republik, Ihrer jungen Republik, sich durch diese Taten für immer, für dieZeit ihres ganzen Bestandes, befleckt hat. Sie schufen Ihrem jungen Staate keinen guten Ruhm, für immer aber strichen Sie sich aus der Liste und Reihe der guten und wahrhaften Menschen, insbesondere die Herren von der èechischen sozialdemokratischen und von der èechischen nationalsozialistischen Seite, die ihrem sozialistischem Programm keine Ehre antaten durch die Unterstützung und Sanktionierung dieses Systems, dadurch, daß sie alle diese Brutalitäten mit Ihrem Namen deckten und solcher Art den größten Verrat an Ihrem Programm und an jenen Ideen verübten, die sie sich als Ideale vor Augen gestellt haben. Es ist dies das Charakteristikum des Tages. Die èechischen Arbeiterführer, die Vertreter der èechischen Arbeiterschaft, sowohl die international orientierten, als auch die national orientierten, marschieren an der Spitze im Kampfe gegen unser Schulwesen und insonderheit gegen unser Volksschulwesen, die einzige Bildungsmöglichkeit der Kinder des Proletariats, und das muß hier ganz besonders erwähnt werden.
Ich sagte vorhin, uns ist die Absicht bekannt. Die Absicht besteht darin, daß Sie versuchen, unseren Nachwuchs weniger fähig zu machen, den immer schwerer werdenden Kampf um das Dasein zu bestehen. Diese Absicht besteht und keine andere. Das, was Sie in diesem Staate tun, das ist selbst gegen die spärlichen Rechte, die uns der Friedensvertrag gewährt hat und die er uns gewährleisten soll, denn selbst die Friedenskonferenz, über der gewiß nicht lauter Sittlichkeit webte und schwebte, selbst die wollte es anders, selbst die Friedenskonferenz bestimmte gewisse Schutzbedingungen für die Minoritäten in den sogenannten Nationalstaaten, die das Ergebnis des Weltkrieges waren. Aber hier in diesem Staate besteht nicht einmal das Bemühen, diese spärlichen Rechte, die uns der Friedensvertrag gewährleistet, zu respektieren und es findet sich bis heute noch niemand, der Sie zwingt, uns zumindest dieses spärliche Maß an Rechten zu geben. In dem Friedensvertrag, den ja der Chef der heutigen Regierung mitgemacht hat, heißt es, daß die èechoslovakischen Staatsangehörigen, die einer Minderheitsnation nach ihrer Sprache angehören, rechtlich und tatsächlich dieselbe Behandlung genießen sollen, wie die übrigen èechoslovakischen Staatsbürger. Schon der eine Satz dieses Friedensvertrages, auf dem sich alles andere aufbaut, wird in diesem Staate zu Hohn und Spott. Wo bleibt der Schutz, der uns hier nach diesem Gesetz gewährleistet wurde, wo bleibt in diesem Staate der Schutz von Leben und Freiheit für unser Volk? Er offenbart sich am besten in den Ereignissen vom 4. März 1919, in den Ereignissen von Postelberg und Aussig und wie alle diese Vorkommnise heißen. Wo bleibt unsere garantierte rechtliche und tatsächliche bürgerliche und politische Gleichberechtigung? Sie zeigt sich darin, daß Sie Hunderte und Tausende von deutschen Beamten, die bisher treu ihrem Dienst nachgekommen sind, auf das Pflaster werfen. Wo zeigt si ch das andere, was uns an Rechten im Friedensvertrag gewährleistet wird? Über alles gehen Sie zur Tagesordnung hinweg. Am deutlichsten aber ist dies zu sehen an jenen Institutionen, an jenen Einrichtungen, deren Drangsalierung wir heute zu besprechen die Aufgabe haben.
In Ausführung der garantierten Gleichstellung der Angehörigen der Minderheitsnationen wird im Friedensvertrag bestimmt, daß insbesondere die Angehörigen der Minderheitsnationen ein gleiches Recht haben sollen, auf ihre eigenen Kosten Wohltätigkeits- und andere soziale Einrichtungen, Schul-, Erziehungsanstalten und dergleichen zu errichten. So primitiv und so elementar das Recht ist, das uns in diesem einen Passus des Friedensvertrages gewährleistet wird, auf unsere eigenen Kosten uns Erziehungs- und Wohltätigkeitsanstalten zu errichten und zu erhalten, entblöden Sie sich nicht, uns sogar dieses primitive und elementare Recht zu nehmen, wie das ja aus dem Verbot der Weiterführung der Klassen auf unsere eigenen Kosten erhellt. Im Friedensvertrag heißt es weiter, daß uns angemessene Erleichterungen in Bezug auf die Errichtung von Schulen und Bildungsanstalten zuteil werden sollen. Es heißt weiter, daß ein angemessener Anteil an den Eingängen dieses Staates uns zur Verfügung gestellt werden soll, um unsere Anstalten zu erhalten und zu bezahlen. Wie dieser angemessene Anteil aussieht, hat uns das Budget des Jahres 1922 bewiesen. Wir hoffen vergeblich auf eine Besserung in dieser Beziehung im Jahre 1923, weil Sie nicht daran denken, ein System der Gleichberechtigung in Ihrem Staat herzustellen. Es muß an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, daß Sie mit jenen Geldern, die nicht zum geringsten Teil aus dem deutschen Volkskörper fließen, Schindluder treiben, daß es zum Himmel schreit. Ich erwähne an dieser Stelle die gemeine Korruption, die besonders in der letzten Zeit wieder aufgedeckt worden ist, jenen Fall der Vergeudung oder der Verteilung von Staatsgeldern, und zwar von 2 1/2 Millionen Staatsgeldern, die im Budget des Ministeriums für Schulwesen eingestellt waren, durch die èechischen Parteien unter sich. Von diesen Geldern, die für kulturelle Zwecke bestimmt waren und die die Koalitionsparteien, die Regierungsparteien, unter sich verteilt haben, wird nicht ein Heller für Kulturzwecke verwendet werden, soweit ich die Taktik der Herren der Regierungsparteien kenne. (Posl. Bechynì: Sie wissen nicht, was Sie jetzt sprechen. - Výkøiky. Hluk.) Es ist noch kein offizielles Dementi auf die seinerzeitige Anfrage des Herrn Professors Spina erfolgt. Herr Kollege, wenn Sie veranlassen, daß ein offizielles Dementi auf die seinerzeit vom Herrn Professor Spina erhobene Anklage erfolgt, dann gestehe ich Ihnen gerne zu, daß ich mich geirrt und Märchen erzählt habe. Bisher ist, wie gesagt, ein offizielles Dementi nicht erfolgt.
Meine Herren, es ist von èechischer Seite das von uns betreffs der Schuldrosselungen vorgebrachte Material bezüglich seiner Glaubwürdigkeit und Wahrhaftigkeit angezweifelt worden. Ich bitte, dieses Material ist für uns heilig, weil wir es in deutscher Aufrichtigkeit, deutscher Ehrlichkeit und deutscher Wahrhaftigkeit zusammengetragen haben. Dieses Material gilt und kann getrost von Ihnen kontrolliert werden. In meinem Heimatsbezirk, dem politischen Bezirk Gablonz, sind bis heute, bis zum 1. April, von 205 zur Zeit des Umsturzes bestandenen Klassen 30 auffgelassen worden, so daß nur noch 175 bestehen, während weitere 32 auf der Proskriptionsliste stehen. Ich erwähne weiter die Verhältnisse aus dem Reichenberger Bezirk. Es ist sehr demonstrativ, dieses Bild hier der Welt vor Augen zu halten, das Ihnen faktisch die Auswirkungen Ihrer systematischen Drosselungspolitik an den deutschen Schulen ve egenwärtigt. Wir werden nicht unterlassen, uns mit derartigen Beweisen Ihre niederträchtige Vernichtungswut, die Sie an unserem kulturellen Besitzstand an den Tag legen, an die Parlamente der gesitteten Welt zu wenden, wir werden nicht ermangeln, derartige Dinge in Woort, Bild und Schrift, wie auch weiter eine Zu sammenstellung von Daten und Materialien den Parlamenten der gesitteten Welt und der Kulturstaaten zur Verfügung zu stellen und einst wird der Tag kommen, wo Ihre Heuchelei, die sich stets bemüht, das, was wir in Wahrheit zusammengetragen haben, zu entkräften und abzuleugnen, wo diese Heuchelei tatsächlich der Welt bekannt werden wird.
Ich erwähnne folgenden Fall. In Böhm.- Aicha sind von den beim Umsturz bestandenen 5 deutschen Klassen 3 gestrichen worden, dafür sind 6 èechische Klassen neu errichtet worden. Das ist der Fall von Böhmisch-Aicha, der sich in anderen Bezirken noch viel krasser zeeigt. Wie aus den von mir gezeigten Tabellen hervorgeht, haben Sie jede einze ne deutsche Schule in ihrem Besitzstand geschmälert, während Sie andererseits das èechische Schulwesen gestärkt haben. Wenn Sie an der Wahrheit dieser Darstellung zweifeln, bemühen Sie sich uns zu entkräften, die wir diese Anlklage erheben.
Meine Herren von der èechischen
Gegenseite, an diesen Argumenten prallen ihre Gegenargumente ab.
Ich habe hier eine statistische Übersicht der Wirkungen Ihrer
Drosselpolitik an den deutschen Schulen im politischen Bezirk
Gablonz. Ich frage Sie, meine Herren, was Sie im alten Österreich
unternommen hätten, wenn Ihnen auch nur ein Zehntel dessen geschehen
wäre, was an uns jetzt kontinuierlich seit 2 bis 3 Jahren verbrochen
wird, Tag für Tag, Stunde für Stunde, Minute für Minute. (Hluk.
Výkøiky nìmeckých poslancù.)
Místopøedseda Buøíval (zvoní):
Prosím o klid. Prosím pana øeèníka, aby pokraècoval.
(Výkøiky posl. Davida a Kostky.) Pan posl. Kostka
nemá slova! Prosím pana øeèníka posl. Simma, aby pokraèoval.
Posl. Simm (pokraèuje): Meine Herren, wir lieben unser Volk und haben deshalb die moralische Berechtigung, mit diesen Waffen nicht der brutalen Gewalt, sondern hier im Parlamente mit den Waffen des Geistes gegen ihre Unwahrheit anzukämpfen. Wir haben im politischen Bezirk Gablonz nach der endgültigen Erledigung dieser Drosselungsaktion wenige 4- und 5- klassige Volksschulen, dagegen die meisten Volksschulen auf 2 und 3 Klassen herabgedrückt. Und das soll der Unterbau werden für die Bürgerschule oder solldasjenen, welche nicht das Glück haben, in die Bürgerschule gehen zu können, die Bildung bringen, die sie brauchen, um in einem Industriebezirk, in der Industrie, mit den an die Fähigkeiten und an das Können der Menschen gestellten großen Anforderungen auszukommen? Meine Herren! Sie werden es schon begreiflich finden, wenn wir da mit allen, zunächst den urbanen Mitteln, die uns hier auf parlamentarischen Boden als der exponiertesten Stelle zur Verfügung stehen, den Kampf, den unser deutsches Volk in diesem Staate austrägt, kämpfen. Unter den Schulen, die auf der Proskriptionsliste stehen, ist auch die Schule in Neustück. Ich weiß nicht, ob Sie die territorialen Verhältnisse des Bezirkes Gablonz a. N. kennen, aber Neustück besitzt eine einklassige Schule schon seit dem Jahre 1891 und diese einklassige Schule wollen Sie aufheben, nur eben deshalb, weil sie vielleicht 1 oder 2 Kinder weniger hat, als eben die gesetzliche Schülerzahl beträgt. Diese Schablone ist auf das Alleräußerste zu verurteilen. Die Kinder werden nach der Auflösung dieser einklassigen Gebirgsschule gezwungen sein, einen 1- bis 2stündigen Weg meine Herren, das ist Wahrheit, bitte, kommen Sie in meinen Bezirk und überzeugen Sie sich selbst - in die Nachbarschule zurücklegen. Hier schließen sie, und auf der anderen Seite gründen sie, wie zum Beispiel in Stiedra, im Bezirk Luditz, wo sie für 9 Kinder eine èechische Schule - und auch das ist nachweisbar - für 300.000 K errichteten. (Hört! Hört!) Und in Kriegern, wo für 18 Kinder eine zweiklassige Schule bestent, an der eine Lehrerin und ein Lehrer wirkt. Es wäre sehr interessant, diese Drosselungsaktion auch in ihren wirtschaftlichen Wirkungen darzustellen, die sie an der Lehrerschaft ausübt. Im Gablonzer Bezirk - es ist vielleicht demonstrativ, wenn ich diesen einen Fall herausgreife aus der Fülle von Beispielen - werden nach der geplanten Durchführung der Aktion bis zur letzten Konsequenz stellenlos ein Lehrer, der bereits 17 Dienstjahre hat, einer mit 15 Dienstjahren, drei Lehrer mit 13, zwei mit 11, drei mit 10, fünf mit 9, fünf mit 8, einer mit 7 Dienstjah ren usw. Ja, es wird sogar nach der Durchführung dieser Aktion ein Lehrer mit 30 Dienstjahren stellenlos werden und auf Wartegebühr gesetzt sein. Gewiß kostet er sie Geld, auch wenn er nicht unterrichtet. Für den betreffenden Lehrer aber ist es immerhin ein materieller Verlust, weil er auf Wartegebühr einen Teil seiner Bezüge verliert. So liegen die Sachen und es ist nicht wahr, was uns heute der Herr Unterrichtsminister kundgetan hat, daß an die Auflösung der deutschen Schulen und Klassen erst geschritten würde, wenn sie eine unter zwanzig herabgehende Schülerzahl auszuweisen haben. Wenn das der Fall wäre, wäre es unmöglich, daß die Schülerzahlen stimmen könnten, wie folgende, die Sie sich getrost notieren können, um sie zu überprüfen. In einer Klasse der Ascher Knabenvolksschule sind 91 Schüler, in Horschan 83, usw. Klassen mit 70, 60, 80, 90 Schülern. Wenn das wahr wäre, was der Unterrichtsminister heute gesagt hat, könnte das nicht stattfinden. (Výkøiky na levici.)
Wenn uns in diesem Staate nicht recht wird, dann werden wir mit unseren Beschwerden uns an jene Stelle wenden, die die Rechte, die im Friedensvertrag für uns als Minderheitsnation enthalten sind, uns garantierte. Wir werden appellieren an die Welt, wir werden appellieren an die Gerechtigkeit des Völkerbundes (Výkøiky na levici.) obwohl wir genügend Gründe haben, auch an der Gerechtigkeit dieser Institution zu zweifeln.
Meine Herren! Aber das eine ist
klar und für uns zu recht bestehend, daß wir zunächst alle Formen
der soliden Kampfführung versuchen werden, um Sie zur Einsicht
zu bringen. Aber in dem Augenblicke, in dem Sie trotz aller dieser
soliden Formen des Forderns und Beschwörens uns nicht recht geben
werden, in diesem Augenblicke müßten wir gezwungenerweise zu anderen
Kampfmitteln greifen, und lachen und spötteln Sie heute nicht:
wenn die deutsche Bevölkerung vielleicht heute in ihrer psychologischen
Verfassung noch nicht so weit ist, daß sie zu einer anderen Kampfführung
als zu einer soliden fähig wäre, die Zeit wird kommen, durch Sie
gar bald herbeigeführt werden, wenn Sie fortfahren in Ihrem System
der Vergewaltigung unseres Volkes, wo die psychologische Verfassung
unser Volk zu anderen Mitteln greifen lassen wird, als zu protestieren
und zu manifestieren, wo das Volk vielleicht einst - als Kulturmenschen
können wir das vielleicht nicht begreifen oder wollen es nicht
- zum Hammer und zur schwieligen Faust, zur Sense und zur Mistgabel
greift. (Potlesk na levici.)