Pátek 2. prosince 1921

Pøíloha k tìsnopisecké zprávì

o 103. schùzi poslanecké snìmovny Národního shromáždìní republiky Èeskoslovenské v Praze v pátek dne 2. prosince 1921 odpol.

Øeè posl. Pohla (viz str. 1363 protokolu):

Hohes Haus! Unserer Interpellation hat - und ich konstatiere das mit Befriedigung - das Ministerium für öffentliche Arbeiten vollständig entsprochen und angeordnet, daß das Gesetz über die Unternehmungsräte im Bergbau und über die Gewinnbeteiligung, rückwirkend mit 1. Jänner 1921, in Vollzug gesetzt werde. Diese Interpellation steht in kausalem Zusammenhange mit der gegenwärtigen Wirtschaftssituation, mit der drohenden Krise im Bergbau überhaupt. Und dieser Umstand ist es, der mich veranlaßt, außer dieser bereits festgestellten Tatsache noch einiges anzuführen. Im Jahre 1919 hat eine Enquete stattgefunden, die der damalige Minister für öffentliche Arbeiten Stanìk einberufen hat. In dieser Enquete hatte der Generaldirektor der Berg- und Hüttenwerkgsgesellschaft einen Kompromißvorschlag gemacht und auf unseren Wunsch persönlich niedergeschrieben, daß die Unternehmer im Bergbau bereit sind, den Bergarbeitern Betriebsräte zuzugestehen mit einem bestimmten Wirkungskreis, daß die Unternehmer weiter bereit sind, 10 % vom Reingewinn für Wohlfahrtszwecke für Bergarbeiter zu verwer den. Das hat der Generaldirektor Günther in der Überzeugung gemacht, daß (damals) die Situation so sei, daß den Bergarbeitern irgend etwas angeboten werden müsse. Er hat sich damals vor der Macht der Bergarbeiterorganisation und vielleicht auch, etwas mehr, vor der Macht des Staates gefürchtet, als ausländischer Kapitalist mit so hervorragenden Unternehmungen in diesem Staate. Und jetzt, meine verehrten Damen und Herren, in diesem Stadium, in diesem Zeitpunkte ist genau derselbe Generaldirektor Günther derjenige, dessen Instruktionen zur Verschärfung der Krise beigetragen haben, und dessen Befehlen gemäß es wahrscheinlich auch im Bergbau zu einem großen Konflikt zwischen den Arbeitern und den Unternehmern kommen wird. Und da muß man sich nun fragen: Woher der Umschwung? Und der Umschwung ist bezeichnend für die Situation der ganzen Arbeiterklasse in diesem Staate. Es scheint, daß die Macht der Arbeiterklasse schwächer ist, mindestens haben die kapitalistischen Kreise diese Annahme. Aber der Umschwung besteht. Und ich muß es neuerdings in diesem kritischen Zeitpunkte wiederholen, der Herr Generaldirektor Günther und noch einige maßgebende Bergwerksdirektoren sagen: Jetzt kann uns in der Republik nichts mehr geschehen, wir haben unser èechisches beteiligtes Kapital, wir haben auch noch èechische Politiker in unseren Institutionen, wir haben den gewesenen Finanzminister Prof. Dr. Engliš, wir haben den Obmann der Sokolgemeinde Dr. Scheiner, wir haben den Dr. Stránský, den Dr. Fajfrlík als Verwaltungsräte. Was kann uns also eigentlich in der Republik geschehen? (Výkøiky. - Pøedsednictví pøevzal místopøedseda inž. Botto.)

Über die Sache selbst, meine Damen und Herren, werde ich wenig sagen, mit Rücksicht darauf, daß ich am 24. v. M. bei der Budgetberatung über diesen Gegenstand ausführlich gesprochen habe. Ich habe dort ausführlich erklärt - und ich glaube, es ist mir gelungen, auch einen erheblichen Teil der Mitglieder des Hauses zu überzeugen - daß es unmöglich und undenkbar ist, die Krise, in der sich der Bergbau nicht ohne Verschulden dieses Staates und seiner Wirtschaft befindet, auf Kosten der Lebenshaltung der Bergarbeiter sanieren zu können. In diesem Zusammenhang will ich nur ganz kurz schildern, wie sich die Dinge weiter entwickelt haben. Die Unternehmer, die am 21. v. M. zur Verhandlung nicht gekommen sind und dem Auftrage des Ministeri ums nicht entsprochen haben, sind zu einer zweiten Verhandlung am 28. v. M. erschienen. Aber ihre Haltung war die gleiche wie vorher. Die Direktorenkonferenz von Ostrau hat erklärt: "Unser Diktat über die Auslegung der vermeintlichen Vereinbarung vom 29. Oktober bleibt aufrecht" - und hat jeden Kompromisvorschlag sowohl von Seite der Arbeiterorganisationen, als auch von Seite des Ministeriums strikte abgelehnt. (Hört! Hört!) Und weil möglicherweise diese Vereinbarung vom 29. Oktober, auf die sich die Unternehmer zu Unrecht berufen, noch eine gewisse Rolle spielen kann, erlaube ich mir, dazu zu erläutern: Am 29. Oktober haben beim Ministerium Verhandlungen zwischen Vertretern der Ostrauer Bergarbeiter und zwischen Vertretern der Unternehmer stattgefunden. Das Ergebnis der Unterhandlung war, daß sich die Bergarbeitervertreter verpflichteten, dafür einzutreten, daß die Produktion um 20 % steigt. Nicht mehr und nicht weniger steht in dem offiziellen Protokoll. Die Unternehmer aus Ostrau sind nach Hause gegangen und haben diesen Beschluß, diese Vereinbarung so ausgelegt und praktisch durchgeführt, daß die Leistungen um 20 % steigen, und daß nur dann die Löhne und die Gedinge in der bisherigen Höhe aufrecht bleiben, wenn die Leistung im November um 10 % und im Monate Dezember um weitere 10 % steigt und haben weiter daraus gefolgert: Wenn die Leistung nicht steigt, so sinkt der Lohn um so und soviel Prozent. Und nun sagen sie, das stehe gar nicht im Widerspruch mit ihrer ursprünglichen Auffassung. Nämlich, auch sie haben erklärt, daß die Krise durch die Herabsetzung der Lebenshaltung der Bergarbeiter nicht zu beseitigen sei. "Wir sagen ja nicht, wir wollen die Lebenshaltung der Bergarbeiter herabsetzen, sondern wir wollen den gleichen Lohn beibehalten, aber die Arbeiter sollen um 20, vielleicht 30 % mehr leisten, erst dann bekommen sie die alten Löhne." Ich glaube, der Vorschlag der Unternehmer ist erweiterungsfähig. Sie könnten weiter gehen. Denn, ist er logisch richtig? Kann man ihn so auslegen, daß die Unternehmererklären: "Wir zahlen die alten Löhne in den kommenden Monaten nur dann aus, wenn die Leistung um 100 % steigt? Und wenn sie nicht steigt, so sinken die Arbeitslöhne um soviel Prozent, als die Arbeitsleistung weniger steigt." Und wenn z. B. die Leistung gar nicht steigt, müssen die Arbeiter nach der Logik der Unternehmer umsonst arbeiten. Diese Logik ist ganz falsch, sie ist als Bauernfängerei zu bezeichnen. Die Unternehmer behaupten nun: "Ja, das ist die Vereinbarung vom 29. Oktober, die beim Ministerium abgeschlossen wurde." Die Bergarbeiterorganisationen und diejenigen, die die Verhandlungen am 29ten geführt haben, stehen noch heute auf dem Standpunkte der dort eingegangenen Verpflichtungen. Es wird sich in der ersten Lohnperiode des Monates November zeigen, was die Auslegung der Mährisch-Ostrauer Grubenbesitzer für praktische Bedeutung hat. Die Leistung ist infolge Eintretens der Organisationen bei ihren Vertrauensmännern und Bergarbeitern tatsächlich in der ersten Lohnperiode d. s. 14 Tage - um 7 % gestiegen und weil die Leistung um 7 % gestiegen ist, sollen die Bergarbeiter heute und morgen um 3 % weniger ausbezahlt erhalten, sowohl die Gedinge- als auch die Regiearbeiter. Meine Damen und Herren! Das ist wohl nicht ein Angriff auf die Lebenshaltung der Bergarbeiter? Das herauszulesen und das zu verteidigen, ve rmag wer will. Jeder logisch und vernünftig denkende Mensch ohne Rücksicht auf seine sonstige politische Überzeugung und seine wirtschaftliche Gesinnung, kann wohl zu einer anderen Ansicht nicht kommen. Den Unternehmern von Ostrau ist am Streik gelegen und sie treiben es dazu. Sie treiben es zum Streik, weil sie vielleicht die Situation fúr sich gekommen sehen, sie treiben es zum Streik, weil sie große Vorräte haben und sie treiben es zum Streik vielleicht als die Pioniere einer Bewegung, die überhaupt in der Republik einsetzen soll, (Sehr richtig!) daß man mit dem Preisabbau nur bei dem beginnen kann, der am wenigsten an der Teuerung schuld ist, beim Arbeiter. Und weil dem so ist und weil es technisch und menschlich rein unmöglich ist, einer Arbeiterschichte oder der gesamten Arbeiterschaft überhaupt, welchen Landes immer, in einer Zeit des steigenden Lebensbedarfes weniger Lohn für erhöhte Leistung zu geben, weil dies ganz unmöglich ist, haben die Bergarbeiter, nachdem alle Versuche gescheitert sind, in ihrer letzten Konferenz das Beginnen der Unternehmer in der Weise beantwortet, daß, wenn heute und morgen in Ostrau herabgesetzte Löhne zur Auszahlung gelangen, das Ostrauer Bergarbeiterrevier aufgefordert wird, die Arbeit niederzulegen; und die koallierten Bergarbeiterverbände haben von der Reichskonferenz weitgehende Vollmachten erhalten bezüglich des Verhaltens und der Maßnahmen, die in allen Bergbaurevieren zu treffen sind.

Bei den Unterhandlungen auf der Konferenz vom 28. v. M. hat nun der Herr Minister für öffentliche Arbeiten, als der Vermittlungsversuch gescheitert war, erklärt, der Standpunkt des Ministeriums sei der status quo der Löhne und Gedinge bis ultimo 1 921, und in dieser Zeit Ve rhandlungen der Bergarbeiterorganisation mit den Unternehmern wegen Abschlusses eines neuen, womöglich einheitlichen Kollektivvertrages mit anschließend abgestuftem Lohnvertrage der einzelnen Reviere für alle Bergarbeiter der Republik. So könnten wir eigentlich fragen: Wie steht es mit dem Standpunkte der Regierung? Der Herr Minister hat das doch nicht nur vermeldet, hat es nicht nur als seine private Ansicht bekannt gegeben, sondern das ist der Standpunkt des Ministeriums. Das Ministerium wünscht es so, und es wäre nun die weitere Frage aufzuwerfen: steht die Regierung noch auf diesem Standpunkte, den der Minister für öffentliche Arbeiten am 28. bei der Unterhandlung zu Protokoll gegeben hat? Die zweite Frage wäre die: Deckt das Ministerium in seiner Gänze die Auschauung des Arbeitsministeriums? Und nun die dritte und entscheidende Frage. Was gedenkt das Ministerium zu tun, für den Fall, daß die Unternehmer es wagen sollten, den Anordnungen der Regierung nicht zu gehorchen und es ihrem Wunsche und Bestreben gemäß wirklich zum Konflikt kommen zu lassen? Das ist nicht unsere Sache. Eines möchte ich hier feststellen. Die Bergarbeiter können keine andere Antw ort darauf geben, als daß sie von dem letzten Machtmittel, das sie zur Verfügung haben, Gebrauch machen. Nicht gern! Als alte und gute Gewerkschaftler wissen wir, daß der Streik nicht das erste, sondern das letzte Mittel ist. Nun sind alle Verhandlungsmöglichkeiten erschöpft. Die Bergarbeiter haben es an dem guten Willen, eine Vereinbarung zu erzielen, wirklich nicht fehlen lassen, und in dem Moment, da wir daran gehen, den Angriff der Unternehmer zurückzuweisen, kommt noch einmal der Wunsch und der Wille zum Ausdruck, mitzuhelfen bei der Beseitigung der Krise im Bergbau. Er ko mmt dadurch zum Ausdruck, daß wir sagen: "Wir werden uns verpflichten, soweit es an den Bergarbeitern liegt, bis Ende Jänner 1922 eine 20 %ige Steigerung der Produktion zu erzielen." Und meine Herren, wenn die Unternehmer diesen Willen der Bergarbeiter nicht sabotieren, wie sie schon wiederholt Sabotage getrieben haben, sind wir imstande diese Leistungserhöhung zu erzielen und dann stehen wir bei der Friedensleistung des Jahres 1913, dann ist die individuelle Arbeitsleistung im Ostrauer Revier der Friedensleistung vom Jahre 1913 gleich, dann fällt jedes Argument von vornherein in sich zusammen und dann sinken schon dadurch die Produktionskosten um ein wesentliches. Wenn nun alle übrigen Faktoren sich dieses Beispiel der Bergarbeiter zum Muster nehmen und ihm folgen, und wenn der Staat nachfolgt und die Kohlensteuer ablaut - denn die Kohlensteuer beträgt im Mährisch-Ostrauer Revier pro Meterzentner mehr als die Lohnkosten die Lohnkosten betragen nicht ganz 11, die Kohlensteuer beträgt über 12 Kronen pro Meterzentner, (Hört! Hört!) - wenn nun der Staat diesem guten Beispiel nachfolgt, das die Bergarbeiter geben, und die Produktionskosten herabgesetzt werden durch eine Änderung der Steuer, wenn die Bahnen durch eine Änderung der Tarife mithelfen, und wenn die Unternehmer dieses Beispiel beachten und an der Produktionssteigerung so Anteil nehmen, wie die Bergarbeiter und wenn sie auf einen Teil ihrer Gewinne verzichten, die ja meinetwegen in den letzten Monaten etwas geschmälert worden sein mögen durch die Krise und die Valutasorgen, die aber immerhin bestanden haben, und deren Reserven noch heute vorhanden sind, wenn sie also von ihren Gewinnen ablassen, dann werden wir zu einer Sanierung der Kohlenwirtschaft kommen können. Die Bergarbeiter haben also - und es liegt mir daran, das festzustellen - an guten Willen es auch im letzten Moment nicht fehlen lassen. Aber es kann niemand von ihnen verlangen, daß sie die Karnikel der verfehlten Wirtschaftspolitik mit diesem Produkt sein können und sein sollen. Erhöhung der Produktion - ja! Die Unternehmungen in Ostrau tun sich damit viel zu gute, sie haben die modernsten und besten technischen Einrichtungen. Es ist möglich, daß sie in der Nachkriegszeit etwas nachgeholfen haben. Aber wie stand es bis zum Kriegsausbruch? In dem größten Bergbaurevier der Republik, im Mährisch-Ostrauer Steinkohlengebiet, gab es auf den Gruben nicht eine einzige maschinelle Fördereinrichtung. Im Braunkohlenrevier haben wir schon seit der Mitte der 90iger Jahre maschinelle Fördereinrichtungen, die sich immer mehr vervollkommneten. Wir wissen, warum sie in Ostrau gefehlt haben? Solange die Pferdejungen im Ostrauer Revier den Kapitalisten 1·60 bis 1·80 K und 2 K pro Schicht kosteten, hat es sich ihnen nicht gelohnt, teuere maschinelle Einrichtungen zu schaffen. Es war billiger, die armen Kinder auszubeuten und die technische Vervollkommnung der Gruben zu unterlassen. Das Verhältnis der maschinellen Förderung zur Handförderung zwischen dem reichsdeutschen Bergbau, dem Ruhrbergbau, der eine viel steilere Flötzablagerung hat und dem Mährisch-Ostrauer Kohlenrevier ist so groß, daß er in die Augen springt und daß er auf die mangelhafte technische Einrichtung der Betriebe direkt hinweist. Die Ostrauer Bergwerksbesitzer sind auch sonst etwas unvorsichtig gewesen in der letzten Zeit. Um ihr Problem, die Herabsetzung der Löhne, durchzusetzen, haben sie auch noch einen schönen Trick ausgeführt. Über die Löhne will ich überhaupt keine Ziffern nennen. Solange wir statistische Aufzeichnungen führen, ist die Lohnbildung im ehemaligen Österreich so gewesen, daß Nordwestböhmen an der Spitze marschierte und Mährisch-Ostrau an die zweite Stelle kam. Jetzt steht Nordwestböhmen noch immer an der Spitze, das Ostrauer Revier ist aber in punkto Lohnhöhe von der zweiten an die dritte Stelle gerückt. Und ist da die Ursache in der Höhe der Löhne zu suchen? Der Durchschnittslohn aller Häuer im Revier betrug im Monat Oktober 57·60 K nach Ausweis der Bergwerksbesitzer. Nach dem Berichte der Direktorenkonferenz ist das der schreckliche Lohn, der allein schuld ist an der Verteurung der Produktionskosten der Kohle. Wenn Sie die Lebensverhältnisse dazu in Beziehung bringen, werden Sie sicher konstatieren, daß das nicht der Fall ist. Wir kennen zwar den Standpunkt der Regierung nicht, wohl aber den Standpunkt des Ministeriums für öffentliche Arbeiten, und es hängt nun davon ab, ob dieser Standpunkt von den Ostrauer Grubenbesitzern respektiert wird oder nicht. Wir sind nicht das Vollzugsorgan der Regierungsgewalt, wir haben auf die Stellungnahme des Ministeriums bei unseren Beschlüssen am 29. November keinen Bezug genommen, sondern den Bergwerksbesitzern, der Öffentlichkeit und der Regierung mitgeteilt: Werden heute und morgen in Mährisch-Ostrau reduzierte Gedinge ausgezahlt, so wird in Ostrau die Arbeit ruhen und so wird im Laufe der nächsten Wochen wahrscheinlich die Arbeit im ganzen Bergbau der Republik ruhen. Die Unternehmer erklären in einer Zuschrift, daß sie bereit sind, über einen gemeinsamen Kollektivvertrag mit den Arbeiterorganisationen zu verhandeln. Wir wissen nicht, ob er im Monat Dezember fertig würde oder nicht. Auf jeden Fall könnte man sich zusammensetzen. Es handelt sich also um zwei Monate. Aber die Unternehmer sagen vielleicht und sie mögen recht haben; wir wollen auch über den neuen Lohnvertrag nur unterhandeln, wenn wir die Gedinge und Löhne der Bergarbeiter herabsetzen können. Wenn sie sich mit diesem Gefühl, mit dieser Vereingenommenheit an den Verhandlungstisch setzen werden, wird aus dem neuen Kollektivvertrag nicht viel werden. Ich sage es ganz leidenschaftslos: wir gehen nicht leichtfertig in den Streik, und wir wissen, daß der Streik Opfer bedeutet auch für die, die ihn führen müssen. Aber für uns Bergarbeiter gibt es keinen anderen Ausweg, wir werden dazu gezwungen und getrieben durch die Politik der Unternehmer. Alle Bereitwilligkeit war auf unserer Seite, alle Verhandlungsmöglichkeiten in den letzten Monaten sind erschöpft, und meine Herren - seit August wird verhandelt ich will noch ein pikantes Detail verraten: die Verhandlungen waren im Monat September beinahe schon abgeschlossen, auf der Grundlage, daß die Bergarbeitervertreter und Organisationen dafür eintreten, daß sich die Produktion erhöhe und der Lohnvertrag wie er war, weiter in Gültigkeit bleibe. Da sind einige Ostrauer Direktoren nach Wien gefahren, und als sie zurückkamen, - nicht zu reden! Lohnabbau und nur immer wieder Lohnabbau! und seit dieser Zeit steht der Lohnabbau de facto in Ostrau auf der Tagesordnung und seit dieser Zeit weiß man in Ostrau seitens der Unternehmer nichts anderes mitzuteilen. Ich möchte noch auf zwei Sachen zurückkommen und in aller Offenheit und leidenschaftslos feststellen: Wenn es zum Kampfe der Bergarbeiter gegen die übermütigen Unternehmer kommt, so bitte ich von vornherein zur Kenntnis zu nehmen, daß die Bergarbeiter Solidarität halten und üben werden, daß sie aber auch Ordnung in ihrem Kampfe halten werden. Ich muß aber doch auch feststellen, daß die Versuche von manchen Seiten, den Kampf der Bergarbeiter zu mißbrauchen und auszunützen, bei dem Bergarbeiter wahrscheinlich nicht beachtet werden. Der "Moravsko-Slezský Deník" und die "Lidové Noviny" waren so freundlich und liebenswürdig, den Kampf der Bergarbeiter als nationale Sache hinzustellen und zu schreiben, es wäre schon mit dem Ausgleich gegangen, aber die deutschen Bergarbeiter in der Koalition drängen zum Kampfe, zum Streik, und denen gehe es nach.

Meine Herren, das ist eine lächerliche Zumutung. Ich stelle hier ausdrücklich fest, daß alle Beschlüsse in diesem ganzen Streitfalle alle Beschlüsse seit dem Monat August in vollständigem Einvernehmen, in vollständigem Einverständnis bis zu dem letzten entscheidenden Beschluß der Reichskonferenz einstimmig von den èechischen und deutschen Bergarbeitern gefaßt worden sind. Und ebenso möchte ich die Vorwürfe im Vorhinein zurückweisen, die manche andere Blätter der linken Richtung schon erheben, indem sie sagen, die Bergarbeiter werden schon wieder hinters Licht geführt, und man versucht, den Kampf der Bergarbeiter für irgendeine politische Partei zu mißbrauchen. Ich hoffe aber, daß auch in diesem Falle die Bergarbeiter erkennen und sehen werden, daß es bei diesem ihrem Existenzkampf um die Lebenshaltung, nicht um die politische Haltung dieser oder jener Partei gehen kann, sondern um die soziale Lebenshaltung der Arbeiterklasse in dieser Republik, daß er als Angriff der Unternehmer betrachtet werden muß, und daß wir die ersten sind. Wir wissen und wir dürfen hoffen, daß die breiten Schichten der Arbeitsklasse und das gesamte organisierte Proletariat in diesem Staate sympathisch und treu hinter dem Kampf der Bergarbeiter stehen werden. Ich glaube im Namen unseres Klubs feststellen zu können, soweit der Einfluß unseres Klubs als parlamentarische Körperschaft, soweit unser Parteieinfluß reicht, daß das Proletariat mit allen Mitteln und allen Methoden hinter dem Streik der Bergarbeiter stehen und ihm zum Siege verhelfen werde. Wir hoffen, daß es noch im letzten Moment möglich sein wird, wenn die Regierung auf ihrem Standpunkt beharrt, daß es ohne Kampf abgehen könnte. Das sagen wir nicht aus Furcht vor dem Kampf. Nein, wir sagen, im Interesse der ganzen Öffentlichkeit wäre es gelegen, wenn dieser von den Unternehmern mutwillig heraufbeschworene Kampf nicht kommmt. Wenn die Regierung nicht ihrer Macht, wenn die Regierung nicht ihrem Diktat, nicht ihrer Aufforderung vom 28. Nachdruck verleihen kann, so kämpfen wir nicht als die Vollzugsorgane der Regierung, sondern so kämpfen wir als die Pioniere einer Klasse, gegen deren Lebenshaltung man Angriffe unternimmt, wir kämpfen nicht um Forderungen zu stellen, sondern kämpfen dagegen, daß man die Lebenshaltung der Arbeiter auf ein Minimum herabdrückt. Und daß man bei den Bergarbeitern beginnt, bei jener Gruppe von Arbeitern, denen die Republik so manches zu danken hat und deren fleißiger Arbeit sie zumindest soviel zu verdanken hat wie den Herren um Engliš, Scheiner und Rašín herum, ist eine besondere Frivolität. Wir führen meiner Ansicht nach den Kampf für eine Gruppe von Arbeitern, die tagtäglich hinabsteigen müssen in die Tiefen der Erde, um die Produkte mit dem Aufgebot ihrer Gesundheit, mit der Einbuße ihres Lebens heraufzuschaffen. Tagtäglich erleidet ein Arbeiter einen tödlichen Unfall, dreißig bis vierzig leichtere Unfälle ereignen sich täglich, das sind die Opfer des Kampfplatzes der Industrie. Und glauben Sie, daß es nicht auch eine Pflicht der Öffentlichkeit ist, sich um diese Schichte zu kümmern, wenn sie als Spielball in einen solchen Kampf gezwungen werden soll? Ich glaube ja. Die Verhältnisse werden durch eine augenblickliche Verschiebung des Kampfes noch nicht gelöst, denn wenn auch die Regierung ihren Standpunkt durchsetzt, dann kommt der Schwerpunkt während der Verhandlungen und es kommt vielleicht gegen Ende des Jahres und mit Beginn des neuen Jahres zu weiteren Verhandlungen, weil die Dinge drängen. Die Krise ist vorhanden, das leugnen wir nicht. Wir bestreiten nur, daß die Arbeiter sie decken und bezahlen können, daß sie letzten Endes für fremde Schuld zu büßen haben. Und das wiederhole ich von dieser Stelle, wenn Sie bei der Kohle nicht eine andere Bewirtschaftung, wie ich es in meiner Rede am 24. angedeutet habe, eintreten lassen, wird alles nur ein Palliativmittel sein. Ich würde also bitten, daß die Regierung dieser heutigen Sitzung auf die eingangs gestellten drei Fragen konkret antwortet, und ich bitte versichert zu sein, daß die Bergarbeiter, ich sage das nochmals, nicht mutwillig in den Kampf gehen, sondern durch den Übermut der Unternehmer dazu gezwungen werden. Wir hoffen nichtsdestoweniger, daß im Kampfe die Kräfte ihrer Solidarität, die Kräfte ihres ehrlichen Bewußtseins siegen werden. (Souhlas a potlesk na levici.)

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