Ètvrtek 14. èervence 1921

Pøedseda: Volám pana øeèníka za tento výrok k poøádku.

Posl. dr. Brunar (pokraèuje): Meine Verehrten, ich möchte darauf hinweisen, daß eine Bewegung besteht, sogar bis in die Nähe von Berlin zu gehen, indem man deutsches Gebiet in einen autonomen Staat verwandelt und an die Èechoslovakei angliedert. Eine große Wendenrepublik soll gegründet werden und ich habe erst vor einiger Zeit das Vergnügen gehabt - es war wirklich ein Vergnügen, weil es das Lachen auslöste - eine Karte dieser zukünftigen Republik zu sehen, welche eine Bewohnerzahl von über 400.000 Seelen umfaßt und sich bis auf 60 km vor die Tore Berlins erstreckt. Ich wünsche dem èechischen Löwen einen sehr guten Appetit, ich wünsche ihm, daß er noch einige Millionen Deutscher in seine Staatsgrenzen aufnimmt. Dann werden wir endlich auf den Standpunkt kommen, daß wir Deutsche die Mehrheit hier haben und dann werden wir Ihnen zeigen, wie man regiert.

Meine Verehrten! Ein Staat oder ein Vertreter eines Volkes, welches sich ununterbrochen in die Verhältnisse eines anderen einmengt, ein solcher Vertreter hat das Recht verwirkt, sich darüber aufzuregen, wenn man über ihn auch mal etwas redet. Ich möchte den èechischen Regierungskünstlern raten, dorthin zu blicken, wo sich gerade ein weltgeschichtliches Ereignis abspielt, nach England, wo Lloyd George mit dem Führer der Iren, der revolutionierten, freien, unabhängigen Iren, de Valera verhandelt. Ich glaube, wenn dieses Haus noch irgendeinen Begriff von Demokratie, von Völkerfreiheit hat, dann sollte es ein Beglückwünschungstelegramm an die Iren schicken, welche endlich in ihrem Freiheitskampf soweit gekommen sind, daß man sie als gleichberechtigte Partei behandelt. Wenn die Herren Èechen sich an den Engländern ein Vorbild nehmen wollen - sie schauen ja gerne heraus -, so werden wir uns selbstverständlich an den Iren ein Vorbild nehmen, an jenen Iren, welche jetzt ihren ersten greifbaren Erfolg durch eine rücksichtslose nationale Politik erreicht haben. (Potlesk nìmeckých poslancù.)

Der Gegenstand der jetzigen Debatte ist dieser Staatsvertrag. Ich will mich nicht in die staats- und verfassungrechtlichen Fragen einlassen, über welche in einem langen Gutachten hier in der Einleitung gesprochen wird, schon deshalb nicht, weil nach meiner Meinu ng dieser Staat ja gar keine Verfassung hat, weil die Verfassung nicht auf verfassungsrechtlichem Wege zustande gekommen ist, nachdem die Mehrheit der Bevölkerung dabei nicht gefragt wurde, und weil dieses bisschen Verfassung, welches der Staat hat, jeden Tag vom regierenden Volk mit Füßen getreten wird. Es ist infolgedessen ganz nebensächlich, ob die Verfassung so oder so gebrochen wird und es ist vollkommen nebensächlich über diese Frage zu sprechen. Aber einen Satz möchte ich herausgreifen, den Satz aus der Einleitung, daß der Èechoslovakische Staat sich verpflichtet fühlt, die sogenannten Friedensverträge zu interpretieren. Meiner Ansicht nach gehört dazu ein großes Stück Größenwahnsinn, wenn man etwas, was seinerzeit in Versailles, St. Germain, von den ganz Großen der Erde gemacht wurde, wenn da der kleine, ganz kleine èechoslovakische Staat kommt und nun sagt: Der Artikel 84 des Friedensvertrages ist nicht nur oberflächlich und unklar, sondern sogar widersprechend. Meine Verehrten! Nicht nur der Artikel 84 des Friedensvertrages ist oberflächlich, unklar und widersprechend, die ganzen Friedensverträge sind oberflächlich, unklar und widersprechend, hauptsächlich widersprechend dadurch, daß sie behaupten, sie seien auf dem Grundsatz der Völkerfreiheit aufgebaut, während sie aber in Wirklichkeit Millionen und Abermillionen in die Herrschaft anderer Völker gegeben haben, und daß sie behaupten, die Zukunft werde man aufbauen auf der Demokratie, in Zukunft werde niemals mehr ein Volk gegen seinen Willen wie ein Stein im Schachspiel herumgeschoben werden, während in Wirklichkeit hier beinahe 4 Millionen Deutsche den Èechen ausgeliefert sind als Dank für die Dienste, die Sie im Krige geleistet haben, Dienste, von denen Sie sich einbilden, daß die. Entente dadurch den Krieg gewonnen habe. Nun ich behaupte, daß diese Friedensverträge vom Anfang bis zum letzten Punkte unklar und widersprechend sind und auch insbesondere unklar, oberflächlich und widersprechend jene Bestimmung, in welcher das deutsche Volk gezwungenermassen durch seine Unterschrift die Schuld am Weltkrieg auf sich genommen hat. Wenn man einem Angeklagten früher die Daumenschrauben angesetzt hat in der sogenannten peinlichen Halsgerichtsordnung und ihn in die eiserne Jungfrau gab oder ihn aufs Streckbett legte, so wird heute darüber Zeter und Mordio geschrien, wie die Justiz seinerzeit arbeitete, um ein Geständnis zu erpressen. Daß man aber bei jenen Elaboraten, die man machte bei dem Schmachfriedensdiktat, das deutsche Volk ebenfalls mit Daumenschrauben bedacht, auf das Streckbrett gelegt hat, mit wirtschaflichen und allen möglichen anderen Vexationen soweit brachte, bis es zähneknirschend ohnmächtig diese Verträge unterschrieb, davon wollen jetzt die Herren nichts reden und insbesondere in diesem Staate nichts reden, weil dieser Staat ja nur Dank derartiger Verträge enstand.

Es ist ganz klar, daß ein solcher Staat, der derartigen Verträgen sein Entstehen verdankt, in derselben Geistesverfassung weiterleben muß, der er sein Enstehen verdankt. Es ist begreiflich, daß man in Preßburg und anderswo zu den Maximen des Altertums wiederkehrt, die man in Versailles und St. Germain im übertragenen Gesichtspunkt gegen das deutsche Volk angewendet hat.

Pøedseda: Prosím pana posl. dr. Brunara, aby skonèil. (Nìmecké výkøiky. Posl. dr. Baeran: Das ist unhaltbar, Herr Präsident!)

Pøedseda: Volám pana poslance dr. Baerana k poøádku. (Posl. dr. Baeran: Sie sind sehr ungerecht, Herr Präsident, sehr persönlich, in keinem Parlament gibt es einen solchen Präsidenten!)

Pøedseda: Volám pana poslance dr. Baerana po druhé k poøádku.

Posl. dr. Brunar (pokraèuje): Ich möchte nur ganz kurz auf einige Bestimmungen des Vertrages selbst hinweisen, auf den Artikel II des Friedensvertrages, welcher besagt, daß als èechoslovakische Staatsbürger die deutschen Reichsangehörigen èechoslovakischer Rasse und Zunge anzusehen sind, wobei als Hauptmerkmal soll gelten, ob eine Person von Kindheit die èechoslovakische Sprache als Muttersprache gesprochen hat. Meine Verehrten! In der ganzen Welt ist man sich bisher nicht klar gewesen, was die èechoslovakische Sprache ist. Es gibt auch keine èechoslovakische Zunge. (Posl. dr. Juriga: Eine solche existiert nicht!) Es gibt nur eine èechoslovakische Zunge, die man hier im Parlament schon einigemale gesehen hat. Aber ich weise darauf hin, daß an der Universität Preßburg für die èechische Sprache ein Professor, für die slovakische einer und einer für die èechoslovakische Sprache ernannt worden ist. Welche von diesen drei Sprachen diejenige ist, aufgrund deren die Staatsbürgerschaft bestimmt wird, darüber werden sich eigentlich die Behörden den Kopf zerbrechen müssen. Eine gelungene Bestimmung ist auch, daß die Nationalität nach dem Vater bestimmt wird, wenn derselbe nicht gestorben ist. Durch den Tod des Vaters wird infolgedessen nach dem Artikel die Nationalität geändert, bis zum Tode war derselbe ein Èeche oder Èechoslovake, nach dem Tode ist er Deutscher oder umgekehrt.

Ich verweise ferner noch auf eine Bestimmung der Artikels III. Mit Rücksicht darauf jedoch, daß ich an Stelle des Kollegen Bobek, der mir seine 15 Minuten abgetreten hat, noch einmal zum Worte kommen werde, will ich meine Rede in zwei Teile teilen: ein Teil, welchen ich bereits gesprochen habe, und einen besonderen Teil, über die einzelnen Artikel des Vertrages, wie es auch sonst parlamentarisch üblich ist, daß neben der allgemeinen Debate noch eine besondere Debatte abgeführt wird. Schließen will ich jetzt die allgemeine Debatte damit, daß ich anknüpfe an meine frühere Bemerkung vom Größenwahnsinn und sage, daß der Minister Beneš diesen Staat einmal als das Herz Europas bezeichnet hat. Der Herr Minister Beneš hat niemals Medizin studiert, ich aber ein ganzes Jahr. Aufgrund dieser Kenntnisse möchte ich sagen, daß da eine Aehnlichkeit mit dem Herzen nicht vorhanden ist, eher aber mit dem Blinddarm.

Die Gestalt ähnelt dem Blinddarm und wenn in den Blinddarm ein Fremdkörper hineinkommt, so entsteht eine Entzündung und dieser Entzündung kann nach modernen chirurgischen Begriffen nur dadurch gesteuert werden, daß man den Blinddarm entfernt, ohne daß dadurch der übrige Körper Schaden erleidet, und hiemit schließe ich meine allgemeinen Ausführungen zu dem Friedensvertrage mit dem Deutschen Reiche. (Veselost na levici a potlesk.)

6. Øeè posl. Patzela (viz. str. 456 protokolu):

Hohes Haus! Wir haben gestern für die Eröffnung der Debatte über die Interpellation der Herren Abgeordneten Dr. Hajn und Gen. gestimmt, weil wir der Meinung sind, daß wir der Schande, die von dieser Seite dem Parlamentarismus so oft angetan wird, das redliche Antlitz der Wahrheit immer und immer wieder entgegensetzen, daß es eine Pflicht des Parlamentes ist, zu reden, wenn eine große Gruppe von Parlamentsmitgliedern eine Angelegenheit der öffentlichen Erörterung dringend wert erachtet, und weil wir die Herren dabei auf die Schande festlegen wollen, die sie nicht heute zum erstenmal und auch nicht zum letztenmal der Demokratie und dem Parlamentarismus immer wieder antun und insbesondere damals angetan haben, als Sie alle mit einander, Konservative und sogenannte Demokraten, uns niedergestimmt haben, bei dem Verlangen, über die Grundforderungen des Zusammenlebens der Nationen, in diesem Staate eine Auseinandersetzung zu pflegen. Sonst haben die Herren Interpellanten für ihre Anfrage eigentlich keinen glücklichen Anlaß gewählt. Wir erinnern uns daran, daß damals die Tage waren, wo diejenigen Herren, für deren Ausrüstung wir jetzt wieder ein paar Hundert Millionen bewilligen sollen, eine ihrer Aufgaben darin erblickten, gegen Kunstdenkmäler zu wüten, wo in Teplitz ein Denkmal eines der ersten Künstler Mitteleuropas niedergestürzt wurde, wo in Asch Blut floß, weil deutsche Bürger und Bauern sich ihren Kaiser Josef nicht wollten niederreißen lassen, und daß damals die Staatskrise insoferne offenbar war, als es klar war, daß auch die Heldensöhne des Staates dort, wo der Staat, wenn auch nur schembar, einmal die anderen nicht ganz umbringen lassen wollte, der Autorität den Gehorsam verweigerten. Das war die Zeit, wo der Herr Präsident der Republik die deutschen Vertreter zu sich berief, mit ihnen Aussprache hielt über die Möglichkeit des Nebeneinanderlebens der Nationen und wo die Deutschen dann schmählich getäuscht und betrogen worden sind, bei ihrem Wunsche, friedliche Verhandlungen zu ermöglichen. Auch daran wollen wir die Herren, die diese Interpellation eingebracht haben, ein wenig erinnern. Der deutsche Reichskanzler hat damals die èechoslovakische Regierung daran gemahnt, daß für den Fall, als sie geordnete und friedliche Beziehungen zum deutschen Reiche herstellen bzw. aufrecht erhalten wolle, daß sie für den Fall auch entsprechende Vorsorge zu treffen hat, daß alles vermieden werde, was diese Beziehungen stören könnte. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda dr Hruban.) Meine Herren, ich glaube, auch bei manchem auf diesen Bänken des hohen Hauses rührt sich schon und regt sich schon das Gefühl, nur sind Sie innerlich zu sehr befangen und vor Ihren eigenen betrogenen und belogenen Volksgenossen zu feige, um einzugestehen, daß Sie wohl wissen, daß, wenn Deutschland noch so sehr geknechtet und geknebelt ist, der Tag langsam, aber sicher herankommt, so wahr Sie die 24 Stundenzeit eingeführt haben, an dem das deutsche Volk sagen wird: Nun ist null Uhr, nun ist ein Ende und wir werden auch die Mittel finden, um für die Deutschen in der Èechoslovakei ein gewichtiges Wort zu reden. Vielleicht werden wir allerdings dann nicht mehr Deutsche in der Èechoslovakei sein. Aber ein Zynismus sondergleichen ist es, wenn man dem bescheidenen diplomatischen Vertreter des Deutschen Reiches, der sich vor allem gegen die Beraubung und Ausplünderung deutscher Reichsangehörigewendete und für sie Schadenersatz verr langte, was ja bekanntermaßen sehr schwer ist, weil man auch gestohlene Theater nicht zurückgibt und dergleichen Dinge mehr, daß man es ihm verübelt, daß er sich damals in die sogenannten innern Angelegenheiten der Republik einmischte, aus Kreisen, deren ganze Geschäfte nichts anderes sind, als überall die plumpen Finger hineinzustecken, allerdings um sie sich einmal vielleicht zu verbrennen. Die Herren haben, vielleicht nicht mit Unrecht, für ihre Volksgenossen in Wien geredet. Und der deutsche Reichskanzler soll nicht das Recht haben zu sagen, daß es wünschenswert wäre, daß man die Deutschen in der Èechoslovakei nicht ganz rechtlos machen soll. Die Herren wehren sich dagegen, daß die Ungarn ihre Königs - oder Präsidentenangelegenheiten nach ihrem Belieben ordnen, und die Herren reden von Einmischung und Intervention eines anderen Staates? Ich habe viel erlebt und auch ein bischen Geschichte studiert, aber einen solchen zügellosen Zynismus in der Beurteilung staatsrechtlicher Fragen, wie in dieser Republik, habe ich mit meinen 45 Jahren nicht erlebt. Es gibt eben ungeschriebene Rechte der Nationen. Wie Sie das für Ihre Nation in Anspruch nehmen, so lassen wir uns auch von niemandem dieses Recht rauben. Es hat einmal - und das hat man jetzt vergessen als in Asien drüben die Europäer so schwer bedroht waren, ein englischer Admiral den Deutschen die Ehre des Vorantrittes gelassen mit dem bekannten Wort: The Germans of the front.

Es war später seitdem gewissermaßen zum Wahrspruch für die ganze Welt geworden, daß die Deutschen in der Verteidigung der europäischen Kulturgüter ganz oben und voran stehen. Und wenn es auch Sie vergessen haben, die sich jetzt vermessen, unsere Nation, weil sie so unklug war, den Lügen der Friedensversicherungen zu trauen, jetzt als Boches zu beschimpfen, so denken wir daran und es wird bald wieder die Zeit kommen, wo die deutsche Nation nicht nur wie jetzt friedlich, auf dem Wege wirtschaftlicher Erneuerung, es tut, sondern auch in andern Dingen an der Spitze Europas marschieren wird. Die èechische Nation und ihr Staat täten gut daran, sich recht zeitig für diesen Žeitpunkt einzurichten, sonst könnten sie dann einmal nicht die Möglichkeit dazu mehr haben.

Es ist eben für diesen Staat - und das drückt sich alle Tage seines Lebens aus - ein Unglück, daß er nicht ei ne natürliche Geburt ist, sondern eine Zangengeburt, und mir kommt es dabei manchmal so vor, wie nach dem bekannten Scherzwort aus einem Witzblatt, wenn Kinder sich streiten: "Ätsch, du hast keinen Vater" und das andere sagt: "O nein, ich habe vielleicht mehr Väter als du." Mehr Väter zu haben ist für jedes Kind ein Unglück und vielleicht auch für die Èsl. Republik. Und an diesem Unglück wird sie noch bitterböse zehren, wenn sie sich nicht rechtzeitig darauf besinnt, sich einen anderen Vormund zu verschaffen, als den Vormund in Paris. Es ist aber ein Zynismus, den Deutschen gegenüber von einer Einmischung des Deutschen Reiches in die inneren Angelegenheiten der Èechoslovakei zu sprechen, in einer Zeit, als mit klaren Worten die Èsl. Republik und ihre Vertreter in Paris als Gendarmen Europas bezeichnet wurden. Ich habe bisher immer geglaubt, daß Polizist zu sein ein Beruf ist und daß die Polizei zur Aufrechterhaltung der Ordnung notwendig ist. Daß aber öffentlichrechtliche Gewalten eine Ehre darin sehen können, als Polizist und Gendarm angesprochen zu werden, habe ich bisher nicht vermutet, und auch von der èsl. Nation nach ihrer Geschichte in den letzten Jahren nicht erwartet, daß sie ihre Ehre daran setzt, als Gendarm Europas bezeichnet zu werden. Das ist Geschmackssache, mit der wir nicht rechten können. Aber wir meinen, diejenigen, die sich immer auf Komenský und Hus berufen, tun bei dieser Berufung recht schlecht. Eher meinen wir, der Herr Reiseminister Eduard - ich weiß nicht: soll man sagen der Große oder der Kleine - wird es vielleicht erleben, daß an ihm die Wahrheit des Spruches eines èechischen Dichters einmal wahr wird. Man wandelt nicht ungestraft unter Palmen und es ist vielleicht nicht immer gut, sich allzusehr in den Kreisen der Großen zu bewegen und sich ihnen als gleichberechtigt gegenüberzustellen. Der "Völkerbund", das Organ des von der demokratischen Regierung aufgelösten Völkerbundvereines in Karlsbad, hat den èechischen Herren - nicht mit Unrecht glaube ich - ein Wort ihres angesehenen Dichter Havlièek zugerufen, an das jetzt bei der Art, wie Beneš mit der Entente Politik macht, ganz gut zu erinnern wäre. Ich gebe es den Herren kostenlos. Der Herr rief den Èechen zu: "Wenzel, sollst mit hohen Herrn Dich aufs Eis nicht wagen, jene können stolpern, Du brichst Dir den Kragen." Und das wird vielleicht auch, wenn die Èsl. Republik in den gegenwärtigen Bahnen mit der Entente fortläuft, einmal ihr Endergebnis sein. Wir fühlen uns nicht berufen, die getreuen Eckarte der Csl. Republik zu spielen. Nur müssen es die Herren begreiflich finden, daß wir für diese Möglichkeit, die wir vor Augen sehen, eben alles tun, damit, wenn die Herren ihren Staat dem Strudel entgegenführen, unsere sudetendeutsche Stämme nicht mit hineingerissen werden. Die Organe, die Dr. Hajn und der Regierung nahestehen, erzählen seit Monaten soviel von der deutschen Irredenta und wissen Schaudergeschichten zu erzählen von deutschen Verschwörer- und Aufrührerbanden und allen möglichen Komplotten, die entdeckt wurden. Ich versichere Sie ganz offen: Es gibt im deutschen Lager manchen Mann, der es bedauert, daß wir noch kei ne deutsche Verschwörerbande haben. Wir wissen, es ist ni cht leicht und gefährlich mit Menschenleben zu spielen. Aber das können wir den Herren sagen, und wir sagen es in der 23sten Stunde, daß in unseren Grenzgebieten die Stimmung bereits so ist, daß es nur mehr eines Funkens bedarf, um die irische Methode bei uns hervorzurufen. Nicht wir rufen sie, die Dinge sind heute so, daß wir Linksstehenden von unseren Leuten schon gefragt werden, warum wir so mäßig auftreten und warum wir nicht als Verkünder einer ganz anderen Politik auftreten. (Posl. dr. Juriga: In der Slovakei ist es nicht besser!) Auch in der Slovakei ist es so, um derentwillen ja jetzt die Kredite erhöht werden müssen, um, wie es in den Motivenberichten zu der Vorlage, die wir heute allerdings von der Tagesordnung abgesetzt haben, heißt, gerüstet zu sein nicht bloß gegen den äußeren Feind, sondern auch, weil Militär notwendig ist, um in der Republik die innere Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten. Die Herren, die den greisen Philosophen auf dem Hradschin beraten, sind schlimme Berater. Sie können wohl erzielen, daß das Pulverfaß auffliegt, und der Abg. Juriga sagt, daß die Stimmung in der Slovakei nicht anders wie bei uns ist, daß die Bevölkerung in diesen Gebieten vielleicht zu der Meinung kommen könnte, es wäre besser, den Verhandlungswillen der èechischen Lloyd George einmal nach dem Muster des De Valera zu stärken und hervorzurufen. Nur ist die große Frage, ob dann, bei den Slovaken weiß ich es nicht, aber bei uns kann ich das sagen, ob auf unserer Seite sich noch ein De Valera finden wird, der mit den Èechen über die Frage der Autonomie wird verhandeln können oder dürfen. Ich darf Ihre Geduld nicht übermäßig in Anspruch nehmen, wir möchten wünschen, daß sie in rein parlamentarisch-technischer Beziehung dieselbe Liberalität an den Tag legen, die wir gezeigt haben, als wir auch gegen die Abstimmungsform èechischer Parteien den Herren Kollegen Dr. Hajn und seinen Genossen, beinahe hätte ich gesagt seinen Spiesgesellen, es ermöglicht haben, im Parlamente ihre Interpellation zu begründen und ihre Anklage gegen den Herrn Minister des Äußeren auf ihre Art zu erheben. Wir können ihnen nur noch einmal sagen, die Zeit, wo die Sudetendeutschen gewartet haben, was über sie verhängt wird, die Zeit ist vorüber. Denken Sie daran, daß man das Wort eines ihrer Großen, das er auf Österreich geprägt hat, auch anders varieren und sagen kann: Wir Sudetendeutschen waren vor der Èechoslovakei, wir werden sie wahrscheinlich auch überleben. (Souhlas a potlesk na levici.)

7. Øeè posl. dr. Baerana (viz str. 469 protokolu):

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn man den ersten Redner in dieser Angelegenheit, den kleinen Dr. Hajn sprechen gehört hat, hatte man das Gefühl, das man seinerzeit immer gehabt hat, wenn man die Fabel vom Esel gelesen, der dem kranken Löwen einen Fußtritt geben will. Wenn man aber den Minister Beneš heute reden gehört hat, muß man sagen, darin liegt ein System der Hinterhältigkeit. Denn klären Sie mir eines auf: Wie können Sie in Deutschland in den Wendenprovinzen jene unverschämte Agitation treiben, die heute vom Deutschen Reich eigentlich noch nicht gebührend beantwortet worden ist. In den Wendenprovinzen treiben Sie seit Monaten eine Hetze gegen das Deutsche Reich, und alles das mit den Geldern dieses Staates.

Und gehen wir ein Stückchen weiter. Sie wollen von Einmengung in anderer Angelegenheiten sprechen? Ja, was hat denn Masaryk in der Schweiz gemacht, wie er dort mit seinem ganzen Stab gearbeitet hatte als noch das alte Österreich bestand? Da haben Sie die Schweiz in die größte Verlegenheit gebracht und die Schweiz mußte Masaryk mitsamt seinem Anhang aus ihrem Gebiet ausweisen. (Výkøiky: To není pravda!) Wir werden Ihnen mit dem Wahrheitsbeweis schon etwas näher kommen, wenn wir die Gelegenheit dazu geboten bekommen.

Es ist hier schon erwähnt worden, mit welchem Säbelgerassel sich Beneš in die Angelegenheiten Ungarns eingemengt hat, als König Karl zurückgekommen ist. Erzählen Sie lieber, wie es in Ihrem Staate ausschaut, da sie ganz genau wissen, daß zahlreiche Ihrer Offiziere und Soldaten in der Slovakei damals nach Ungarn durchgegangen sind, um dem König dort zuzujubeln. Da wollen Sie etwas reden! Da wollen Sie etwas zurückweisen!

Bei Ihnen bemerkt man nur eines: einen wahnsinnigen Deutschenhass. Seit dem Jahre 1866 hatten wir in Brünn einen Preußenfriedhof, der war immer auf das sorgsamste gepflegt. Wie Sie ans Ruder gekommen sind, haben Sie ihn sofort beseitigt und einen Misthaufen hingegeben. Die Deutschen sollen kommen und sichs ansehen, was für eine Nation Sie sind, die sich zu so etwas hergibt. (Výkøiky na levici: Pfui! Schande! Hluk.) Klären Sie mir weiter auf, wozu diese riesigen Truppenverschiebungen an der preußischen Grenze heute gemacht werden, in Schlesien wimmelt es von Militär seit ein paar Wochen, bei der Grafschaft Glatz gibt es Garnisonen, wie überhaupt nirgends in der Welt. Alles gegen Deutschland! Nehmen Sie nun dle Karte von Dr. Hanuš Kufner, der ist ja die rechte Hand des Beneš, der mit einer Unverfrorenheit sondergleichen die Linie der künftigen èechoslovakischen Republik zieht, bis an die Tore von Berlin geht er. Das möchten wir ja alles noch ertragen, aber daß Sie Deutschland aufteilen auf dieser Karte, auf dieser offiziellen Karte, in ein Unterelbien und Oberelbien und aus Württemberg und Baiern eine Reservation, eine nìmecká reservace machen, so wie die Indianer in Nordamerika in eine Reservation eingesperrt sind. (Veselost na levici. Hluk.) Na, das ist keine Einmischung in die reichsdeutschen Verhältnisse? (Rùzné výkøiky.)

Aber, meine Verehrten, ich will ja gar nicht auf dieses Thema kommen. Ich sage, man hat genug zu sprechen, wenn man auf die Innereien dieses Staates zu sprechen kommt. Und da will ich nun, weil gerade Herr Dr. Beneš da ist, auf einen sehr wunden Punkt zu sprechen kommen.

Ich habe im vorigen Jahre, wie Sie mit der englischen Ausgabe des ägyptischen Traumbuches - nämlich mit dem Staatsvoranschlag - gekommen sind vergeblich die Post Spionage gesucht. Und Sie haben eine glänzende Spionage im Ausland. (Výkøiky. Hluk.) Ich staune darüber (Hluk. Místopøedseda dr. Hruban zvoní.) Ich staune, daß sich die anderen Staaten das alles gefallen lassen. Ich suche und suche, woher die Millionen dafür kommen. Und wissen Sie, wo wir sie gefunden haben? (Výkøiky.) Unter dem Titel: Handelsmissionen. (Hört! Hört!) Meine sehr Verehrten! Ich kann Ihnen ja mit genauen Daten dienen, wie Ihr Spionagebüro aussieht. Die Zentralstelle des Propaganda- und Nachrichtendienstes ist das sogenannte geheime Sekretariat der Kabinettskanzlei. (Výkøiky.) Es gliedert sich in eine politische und eine militärische Abteilung. Leiter ist der Ministerialrat Trnka und zwar ist er der politische Leiter, der Kriegsminister ist der militärische Leiter. Untergebracht ist dies Amt am Hradschin im Trakte des Präsidenten, erster Stock, Haupteingang. Nun, meine Verehrten, schauen wir uns an, wie das weiter aussieht, dieses geheime Handelsmissionsamt. Das Propagandaamt des Außenministeriums dient zur Klarstellung bzw. Beschaffung der ausländischen geheimen Verträge und der diplomatischen Verhandlungen, natürlich alles gegen Geld. Co to váží, to to má. (Veselost.) Die Unterbringung dieser Abteilung ist am Hradschin 1. Hof, zweiter Stock, in den Lokalitäten des Ministerpräsidiums und diese Abteilung hat eine detaschierte Gruppe in Wien, in deren Diensten auch der deutsch-österreichische Major Ehrgarten steht.

Nun gehen wir weiter. Meine sehr Verehrten! Wie schaut denn Ihr Propagandaamt des Innenministeriums aus? Es ist das best organisierte Amt. Leiter ist der berüchtigte agent-provocateur Hajšman. Zur Erreichung des Zweckes werden solche Personen ausgenützt, die der betreffenden Richtung oder dem betreffenden Staate aus politischen Gründen feindlich sind. Das Amt befindet sich - damit Sie wissen, daß wir sehr genau informiert sind - am Hradschin u sv. Jiøí im adeligen Damenstift. Hajšman empfängt jedoch nur in seiner Wohnung II. Marián ká ul. 52, III. Stock u. zw. in jenem Teile seiner Wohnung, wo an der Tür steht: Bahnassistent Kafka. (Veselost.) Jetzt kommt das Nachrichtenbureau des Generalstabs. Zentrale des ganzen militärischen Nachrichtendienstes heißt dieses Bureau. Leiter ist der Oberst Hauswitsch. Der Herr Minister sitzt ja da. Er kennt ihn ja. Als exekutive Abteilung ist ihm die Gruppe des Majors Vanìk beigegeben. Die Durchführungsorgane seiner direkten Dispositionen sind die Militärattachés, die speziellen Gesandschaftsbeamten, Spezialagenten und die bei den Handelsmissionen eingeteilten Offiziere. Schön ist die Gesellschaft durcheinander gemischt. Dem Obersten Hauswitsch ist auch die unter Leitung eines französischen Offiziers, namens Lené bestehende und gut ausgerüstete Nachrichtenschule Holeschowitz U kaplièky beigegeben; die Unterabteilung des Major Vanìk hat ja weniger Bedeutung. Ich sehe, der Herr Kriegsminister wird schon nervös, aber ich werde jetzt den Herren sagen, wozu die ganze Einrichtung dient und welcher Mittel sie sich bedient. Da lesen wir z. B. folgendes: Spione werden gehalten in den einzelnen politischen Parteien und wenn die Herren das vielleicht abstreiten wollten, bin ich gerne bereit sogar mit Namen zu kommen. Geheime Polizeistationen im deutschen Gebiete, Ortskommissionen in der Slovakei mit besonders spezifizierten Spionagearbeiten. Geheime Filialen in der Slovakei, bezahlte Vertrauensmänner im Ausland. Und meine sehr Geehrten, sehr viele Hotelinhaber sowohl in der Slovakei, als auch in den deutschen Gebieten bei uns in Böhmen. Sogar zu Hotelbesitzern greifen Sie!

Aber gehen wir weiter. Wir können ja die Aufgaben der einzelnen Bureaus vielleicht erklären. Da steht z. B. in einer Unterabteilung ihrer Aufgaben: Unterstützung der der ungarischen Regierung feindlichen Bewegungen. Und da wollen Sie von Einmengung in Angelegenheiten anderer sprechen? (Nìmecké výkøiky.) Fachbeauftragte Spione, geheime èechische Vereine im Ausland, èechische und ungarische Vereine in Györ, die Sie bezahlen, und geheime Filialen in Dunaszerdahely, Komorn und Kaschau.

Jetzt kommt ein anderes Amt: Unterstützung der zur Schaffung einer Groß-Ukraine hinzielenden Bewegung. Also das ist nicht die Einmengung in eine andere Staatsangelegenheit, wenn Sie sich in Groß-Ukrainische Angelegenheiten einmengen? Wir kommen noch auf dieses Thema zu sprechen, bis wir über die militärischen Sachen sprechen werden. Ich will Sie nicht weiter ermüden, ich könnte noch viele Sachen vorbringen. (Výkøiky.) Eines kann ich Ihnen schon heute sagen: Ich staune über die Kühnheit, mit der Sie hier auftreten. Sie haben, meine sehr Geehrten, Frankreich, Ihren Vasallenherrn, getäuscht, um sich eine widerrechtliche Existenz zu schaffen. Sie täuschen heute die ganze Welt, um sich in Ihrer widerrechtlichen Existenz zu behaupten, und Sie täuschen sich selbst, um Ihr schlechtes Gewissen zu betäuben. Uns aber können Sie heute nicht mehr täuschen, weil wir Ihre geheimsten Fäden kennen. (Potlesk na levici.) Wir kennen die Arbeit in Paris, wir kennen die Wurzeln Ihrer Kraft in Frankreich und wir wissen, daß das alles ein Spinngewebe ist, wir wissen, daß die Wurzeln Ihres dortigen Anbaues sich in sehr großem Morast befinden, und daß Sie daran zugrunde gehen müssen. Eines sage ich Ihnen: heute mit den Worten Schillers - einige von Ihnen werden vielleicht ja doch wissen, wer Schiller ist (Výkøik: Ten by se za vás stydìl!), Schiller hat gesagt - ich werde Ihnen gleich sagen, warum er sich Ihretwegen schämen würde: - "Ein Staat muß untergehen, früher oder später, in dem Stimmenmehrheit siegt und Unverstand entscheidet." Stimmenmehrheit heißt auf èechisch vìtšina, und zur vìtšina gehören Sie, wo der Unverstand zu Hause ist. (Souhlas a potlesk na levici. Veselost.)


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