Sehr verehrte Frauen und Herren! Das Budget, das uns der Herr Minister für Schulwesen und Volksaufklärung vorlegt, ist das typische Budget eines bürgerlichen Klassenstaates. Wenn wir uns mit diesem Voranschlage etwas näher befassen, so müssen jeden einsichtigen Politiker Zweifel befallen über den demokratischen Grundcharakter dieses Staates. Denn selbst in einem bürgerlichen Staate, der auf dem Princip der Demokratie beruht, wie es die Èechoslovakei von sich behauptet und bei jeder Gelegenheit nach außen hin zu dokumentieren sucht, müßte das Budget ganz anders aussehen, wie das uns vorliegende. In einem demokratischen Staate, der von modernem Geiste erfüllt ist, müßte es eine Freude für jeden Volksvertreter sein, von dieser Stelle von der höchsten Tribüne aus, die das Volk besitzt, über die Beträge zu sprechen, die der Staat für Kulturzwecke verausgaben will, auf die Leistungen und Pläne hinzuweisen, auf die großen Aufgaben und idealen Ziele, die er auf dem Gebiete der Wissenschaft und Kunst zu verwirklichen strebt. Dieses Budget ist aber nicht darnach angetan bei irgend jemanden Freude zu erwecken; im Gegenteil, mich erfaßt tiefe Beschämung, wenn ich die Summe, diese karge Summe, die der Staat für Schulwesen und Volksbildung auswirft, mit den Riesensummen, die er für nationale Verteidigung zur Verfügung hat, vergleiche. Der Klassencharakter dieses Staates konnte durch nichts deutlicher hervorgehoben werden als durch dieses Budget, das uns so recht deutlich zum Verständnis bringt, daß im kapitalistischen Staate wirklich alle Wissenschaft nur ein Abfallprodukt der ökonomischen Entwicklung ist. "Welches größere und bessere Geschenk können wir einer Gemeinschaft bringen, als die Jugend heranzubilden", sagt Komenius. Aber nach seinen Worten richten Sie sich nicht. Denn würden Sie es, dann müßte das Budget die höchsten Ziffern für Volkskultur und Volksbildung aufweisen. Aber hierzulande weist die höchsten Ziffern das Heeresbudget auf, das 3 Milliarden im nächsten Jahre verschlingen wird. Es soll uns wohl ein Trost sein zu wissen, daß wenn auch unser Schulwesen und unsere Volksbildung so im Argen liegt, unsere Wehrmacht first class ist, daß sie bis ins kleinste Detail dem Militarismus Frankreichs nachgebildet ist, das über den vollkommensten Militarismus verfügt, der sogar den preußischen in den Schatten stellt, wie gestern der Herr Heeresminister hier so anerkennend hervorgehoben hat. Und da möchte ich mir eine kleine Abschweifung erlauben. Ich möchte die Frage stellen, zu welchem Zwecke eigentlich der Weltkrieg geführt wurde, der Millionen blühender Menschenleben vernichtete, der soviele Millionen mit Siechtum und Krankheiten schlug, wenn jetzt der preußische Militarismus, gegen den die Entente und ihre Vasallen den Krieg führten, aufs neue auferstanden ist, in Frankreich und auch hier in der Èechoslovakei. Das oberste Gesetz und der hehrste Zweck des Staates in der gegenwärtigen Zeit mußte sein, unsere durch den Krieg zerstörte Kultur, die im Toben der Gewalt versank, unsere niedergehende Moral und Sittlichkeit neu zu heben. Der Zweck des Staates müßte sein, gut zu machen, was an Vernachlässigung der Volkserziehung in fünf blutigen Jahren gesündigt wurde. Was hat das arme ausgehungerte Deutschösterreich, das so furchtbar um seine Existenz zu kämpfen hat, auf dem Gebiete des Schulwesens getan, welche Reformen hat es durchgeführt unter der Leitung eines genialen Schulministers! (Pøedseda Tomášek ujal se pøedsednictví.) Freilich war dort der Unterrichtsminister souverän, er war nicht der Strohmann eines Herrn Metelka, der der eigentliche Ressortminister ist. (Souhlas na levici.) Sie haben im Unterrichtsministerium an der verantwortungsvollsten Stelle einen Mann sitzen, der ein ganz konservativer Bürokrat ist; das sehen wir aus allen seinen Handlungen, die von der Triebkraft des nationalen Hasses geleitet werden, einen Mann, der sich aufspielt als unumschränkten Herrn im Reiche der Schule, der mit brutaler Hand hineingreift in das natürliche Eigenleben der Völker, in ihr Schul- und Erziehungswesen. In einem modernen Staate gehört an die Spitze eines solchen Amtes ein geschulter Pädagog, ein großzügiger, warmherziger Erziehungsfachmann und kein Schulbürokrat, kein Exponent eines wirklichkeitsfremden Machtwahns. Ich will ihm ja nicht unrecht tun und nicht annehmen, daß alle diese volksfeindlichen Maßnahmen der Ausfluß seines persönlichen Machtwillens sind. Er könnte nicht so vorgehen, wenn er nicht die geheime Billigung aller bürgerlichen nationalen Parteien hätte. Der Ton, auf den die Schulpolitik des Herren Metelka gestimmt ist, entspricht der Grundstimmung in diesem Staate. Darum kann er sein Wesen ungestört treiben, darum kann er im deutschen Schulwesen wirtschaften, wie der Elefant im Porzellanladen. Er kann sich erlauben, die Politik in die Schule zu tragen, darüber sieht man hinweg, man verzeiht es ihm, kein Schulreformprogramm zu haben, wenn er nur den deutschen Schulen tüchtig zu Leibe geht, wenn er die alten überlieferten Unterdrückungsmethoden, die Sie im alten Österreich am eigenen Leibe gespürt haben, weiterhin in Anwendung bringt; damit vertreibt er jede Kritik, die sich seiner Schulpolitik entgegenstellen könnte. Und nun, wo das Wort Schulpolitik gefallen ist, kommen wir auf des Pudels Kern, auf die Plattform, von der aus Sie das ganze Problem der Schule, das jeder Regierung neue große Aufgaben stellen sollte, beobachten. Ich spreche nicht gerne von Nationalismus, denn ich halte nicht das Nationale, ich halte das allgemein Menschliche für das Primäre im Leben der Völker.
Aber hier in Böhmen und besonders in Prag, wo wir immer wieder nationale Exzesse zu gewärtigen haben, wird das alte Wort "homo homini lupus est" zur grauenvollen Wahrheit. Hier kommen wir leider um dieses Kapitel nicht herum, und besonders dann nicht, wenn wir von Schulpolitik zu sprechen haben. In dem Worte Schulpolitik liegt Ihre ganze staatsmännische Weisheit verborgen, und zwar in der Tatsache, daß Sie aus einer Sache, die mit Politik nichts zu tun hat, ein Politikum machen. Die Schule, die deutsche Schule, ist nicht Selbstzweck, kein Kulturinstrument für Sie, sondern ein politisches Kampfmittel, ein Kampfobjekt, mit dem Sie Ihre nationale Herrschaft befestigen wollen. Sie hazardieren mit Kinderseelen. Ihre ganze Schulpolitik ist von keinem hohem Ziel getragen, sondern aus staatsmännischer Kurzsichtigkeit geboren worden. Komenius, den Sie mit Recht zu den Edelsten und Besten Ihres Volkes zählen, den Sie feiern, allerdings mit Worten und Zeitungsartikeln und nicht mit Taten, hat gesagt, daß die Schulen die Werkstätten der Menschlichkeit sind. Hier sind sie Pflanzstätten des nationalen Hasses, den Sie in zarte Kinderherzen säen. Sie haben nicht an diese Worte Komenius gedacht, denn hätten Sie das getan, dann hätten Sie die Nationen fester an sich gefesselt als durch Gewalt. Herrschte im alten Österreich, nach einem geistvollen Worte Viktor Adlers, der Absolutismus gepaart mit Schlamperei, so ist hier auf dem Gebiete des Schulwesens der Absolutismus durch keine menschliche Schwäche gemildert, nur verschärft durch zügellosen Chauvinismus. Aber: "Eine Regierung muß wissen, daß die menschliche Natur menschlich regiert werden will, das heißt eher durch ein sanftes Führen, als durch ein gewaltsames Schlagen, eher durch Rat als durch Zwang, eher durch Vernunft und Freiheit als durch Befehl und Strafe." Auch diese Lehre gab Ihnen Komenius, aber Sie haben nicht darnach gehandelt. An Stelle von Vernunft und Rat haben Sie Gewalt gesetzt. Wir Frauen, die wir Mütter sind, wollen aber nicht, daß die Herzen unserer Kinder von ihrer ersten Jugend an durch den Nationalismus vergiftet werden, und so wie ich denken tausende Arbeiterfrauen, alle die Proletariermütter, die uns in dieses Haus entsendet haben, sind eines Sinnes mit mir.
Wir Mütter wollen nicht, daß von dem Geist der heranwachsenden Jugend der Chauvinismus Besitz ergreift und mit ihr aufwächst. Denn alle diese jungen deutschen und èechischen Proletarier werden später im Leben Schulter an Schulter stehen, in der Werkstätte und in der Fabrik, sie werden dasselbe Schicksal erleiden, das Schicksal der Arbeiterklasse. Ob sie im Schachte stehen werden von Gefahren und Tod umgeben, wo sie auch das Leben hinstellt, sie werden immer Brüder sein, die gleiche Schicksalsgemeinschaft zusammenschweißt, inniger als Bande des Blutes, als Bande der Sprache es tun könnten. Sie aber wollen das Proletariat ablenken, das seine erhabenen Ziele nur erreichen kann, wenn es einig und stark ist, durch nationale Schranken trennen, auf daß der Weg in die Zukunft ihm verschleiert wird. Aber als Frau und Mutter, als Vertreterin von tausenden arbeitenden Frauen, die ihre Kinder nicht selbst erziehen können, weil die Fron der Lohnarbeit auf ihnen lastet und die in der Schule ihre natürliche Hilfe sehen, die ihnen in ihrer schweren Erziehungsarbeit beisteht, im Namen aller dieser Mütter spreche ich hier, wenn ich sage: Wir protestieren dagegen, daß aus der Schule ein Politikum gemacht wird, aus der Schule, die die Keimzelle unseres ganzen kulturellen Aufbaues ist, wir protestieren auch gegen das Schulgesetz, das Sie beschlossen haben, denn mit diesem Gesetze haben Sie eine Handhabe zur willkürlichen Beherrschung des Schulwesens geschaffen. Sie machen die Errichtung und die Erhaltung von Schulen von der Schülerzahl von 40 Kindern abhängig. Wenn Sie dies überall in der Praxis wirklich so machen wollen, so nehmen Sie einer Unmenge Gemeinden die Schule weg, und darum kann dieses Gesetz nur ein toter Buchstabe bleiben. Die Herren Gesetzesfabrikanten der alten Nationalversammlung haben eben nicht bedacht, was sie damit in den nächsten Jahren anrichten. Der Geburtenrückgang, die erhöhte Kindersterblichkeit in den Kriegs- und Hungerjahren werden zur Folge haben, daß der Kreis der Gemeinden, über welchen das Damoklesschwert der Schulvernichtung schwebt, ungeheuer erweitert wird. Bis jetzt haben Sie über 800 deutsche Schulen und Klassen gesperrt. Freilich wenden Sie das Gesetz nur dort an, wo es sich nicht um èechische Kinder handelt. Wo es sich um das èechische Schulwesen dreht, da errichten Sie auch für 5 Kinder Schulen. Ich habe nichts dagegen, daß man für 5 èechische Kinder eine Schule errichtet, aber es muß das gleiche Recht auch für das deutsche Kind Anwendung finden. Ich möchte nur einige ganz krasse Fälle anführen, um Ihnen zu beweisen, wie Sie das Schulgesetz bis jetzt gehandhabt haben und da kann ich nicht umhin, von Ihrem Vorgehen in Hulèín zu sprechen, denn dort kamen wohl die furchtbarsten Mißbräuche des Schulgesetzes vor. Dieses kleine Ländchen hat friedlich unter der Oberhoheit Preußens gelebt, hat den Druck der Regierung nicht mehr gefühlt als eben der Druck eines Klassen- und Militärstaates jedes Volk drückt. (Hluk. Rùzné výkøiky. - Pøedseda zvoní.) Und da kamen Sie in dieses Land, Sie kamen als Befreier zu Ihren slavischen Brüdern, und wie haben Sie diese Befreiung durchgeführt? Sie haben sie so durchgeführt, daß die Bevölkerung Hulèíns sich dagegen zur Wehr setzt mit allen Mitteln, Sie aber gingen dort nach dem Grundsatz vor: "Willst Du nicht mein Bruder sein, so schlag ich Dir den Schädel ein" und so haben Sie die Befreiung in Hulèin mit aller Gewalt durchgeführt. Die Versammlungs- und Koalitionsfreiheit haben Sie geknebelt, die Preßfreiheit aufgehoben (Nepokoj.) und dann haben Sie die Schulen erobert, nicht durch jahrelange Kulturarbeit, sondern durch den krassesten Rechtsbruch. Eine Notiz in der Wiener " Arbeiterzeitung" besagt: "Obwohl sich 90 % der Bevölkerung Hulèins für die deutsche Unterrichtssprache erklärten, wurden alle Schulen in èechische umgewandelt. Dies geschah sogar in solchen Orten, wo eine große Anzahl Kinder rein deutscher Abstammung war. Da sich die Eltern weigern, ihre Kinder in die èechischen Schulen zu schicken, wurden diese unter Gendarmeriebegleitung vorgeführt und den Eltern schwerste Strafen angedroht, ja es ist dort ein tägliches Ereignis, daß der Büttel mit aufgepflanztem Bajonett im Schulzimmer während des Unterrichtes sitzt. Jedenfalls soll er den Lehrer vor dem Aufruhr der Schulkinder sch ützen; das erinnert an die Zeiten, wo man mit aller Gewalt die Menschen katholisch machte. Derartige Akte von Grausamkeit haben sich nicht einmal die Preußen zu Schulden kommen lassen." So wie in Hulèin geht es in Schlesien zu. In Grätz-Podolí wurde eine Minoritätsschule für 63 Kinder errichtet, nach vier Tagen aber wieder aufgelöst. Als kein Gebäude für diese Schule aufzutreiben war, haben die Grätzener Deutschen ersucht, die èechische Schule möge, da sie ja für 5 Klassen gebaut ist, Räume wenigstens für den Halbtagsunterricht überlassen. Man hat erwidert, den èechischen Schulkindern dürfe der Unterricht nicht verkürzt werden. Das ist ein Standpunkt, den man begreifen kann (Hluk.), aber als man dann für die èechische Schule, die man für 5 Kinder errichtet hat, auch Räume für den Halbtagsunterricht haben wollte, hat man nicht erst gefragt, sondern einfach der deutschen Schule Zeit und Räume weggenommen. (Hlas: Friedek!) Warum hat man da nicht den Standpunkt vertreten, daß der Unterricht der deutschen Kinder auch nicht verkürzt werden dürfe? Ich kann mich nicht auf alle Details einlassen, weil meine Redezeit beschränkt ist.
Wir sind niemals dagegen, daß
Schulen errichtet werden, und sowie wir für Kasernen niemals auch
nur einen Heller bewilligen werden, werden wir immer für den Bau
von Schulhäusern stimmen, denn jede Schulerrichtung ist ein kultu
reller Fortschritt. Allein auch dieser kulturelle Fortschritt
sieht manchmal in der Praxis ganz anders aus. Ich will auch von
Friedek sprechen. Dort hat man eine vierklassige Schule errichtet
und eine dreiklassige Bürgerschule, aber vorher hat man eine dreiklassige
Bürgerschule und zwei fünfklassige Volksschulen gesperrt: also
ist diese Schulerrichtung nichts weiter als eine Schulverkürzung.
Ein Protest gegen diese Gewalttaten wird in der Regel nicht berücksichtigt.
Wir haben gegen alle diese Vergewaltigungen kein anderes Mittel
als die Verweigerung des Budgets. (Výkøiky.)
Pøedseda (zvoní):
Prosím o klid.
Posl. Deutschová (pokraèuje):
Bis jetzt sprach ich von den Volksschulen, den Schulen des
Volkes, an denen auch das deutsche Proletariat das größte Interesse
hat, damit seine Kinder in ihrer Bildungsmöglichkeit nicht verkürzt
werden. (Hluk. Rùzné výkøiky.)
Pøedseda (zvoní):
Prosím o klid.
Posl. Deutschová (pokraèuje): Im Klassenstaate sind nur die Volksschulen Gemeingut des Volkes, nicht aber die Hochschulen. Aber auch wenn wir die Budgetposten für die Hochschulen betrachten, die Posten für die Mittelschulen, so müssen wir sagen, daß das eines Kulturstaates nicht würdig ist. Ich brauche alle die Ziffern, die von hier aus schon genannt wurden, nicht zu wiederholen. In diesen Ziffern ist zu sehen, daß das deutsche Mittel- und Hochschulwesen ungeheuer benachteiligt ist. Für die Volksschulen stehen uns leider keine genauen Ziffern in Bezug auf die Verteilung des Geldes nach Nationen zur Verfügung, wir kennen diese Verteilung bei den Hochschulen und Mittelschulen. Und wir haben, um die Verhältnisse bei den Volksschulen kennen zu lernen, einen Antrag eingebracht, in dem wir fordern, der Nationalversammlung möge innerhalb einer Frist von 2 Monaten das gesamte Material über die Sperrung von Schulen zur Prüfung vorgelegt werden, ebenso fordern wir Klarheit darüber, in welchem Verhältnis die Ausgaben für Volksschulen zwischen den beiden Nationen des Staates aufgeteilt sind.
Ich will nun ein Wort über die Subventionen der Hochschulen verlieren: Da brauche ich nur auf einige ganz krasse Zahlen hinzuweisen, welche über das ganze Vorgehen der Regierung uns mehr die Augen öffnen, als dicke Bände. An Subventionen für Hochschulen bekommen die Deutschen eine Summe von 60.000 Kronen, aber für die Bildungsmittel von Soldaten werden 863.000 K ausgegeben. Die Prager deutsche Universität bekommt eine Dotierung von 5,283.000 K, aber für Flugzeuge sind 59 Millionen eingesetzt. Für Kasernen und Baracken werden 57 Millionen ausgeworfen. Für Schulhäuser finde ich keine ähnliche Summe. Ich kann auch nicht vorübergehen an einem Kapitel, das eine Kulturschande unserer Zeit ist, an dem Lehrerelend, für das man hier in diesem Staate nicht das richtige Verständnis hat, wie aus der ganzen Behandlung der Vorlage betreffend die Teuerungszulagen für die Staatsbeamten hervorgeht.
Wir werden uns in unserer Fraktion dafür einsetzen, daß das Lehrerelend soviel als möglich gelindert wird und werden entsprechende Anträge einbringen. Ich kann auch nicht umhin, von der Not der Kindergärtnerinnen zu sprechen, die in diesem Staate zu den allerelendsten Lehrkräften gehören. Das Volksschulgesetz kennt nur Kinder vom 6. Lebensjahre an, es kümmert sich infolgedessen auch nicht um die Lehrkräfte, die sich der Erziehung der Kinder im vorschulpflichtigen Alter widmen. Das Los der Kindergärtnerinnen ist ein furchtbares Kapitel, wir haben heute noch Kindergärtnerinnen, welche einen Monatsgehalt von 120 bis 160 Kronen beziehen. Wie soll ein Mensch, der so mit dem Hunger zu kämpfen hat, in dieser Teuerung den Mut und die Freude aufbringen, Kinder zu erziehen und zu bilden, wie soll er da mit Kindern spielen, sich in die Seele des Kindes einleben können, wenn seine eigene Not alle Gedanken in Anspruch nimmt! Das ist nicht möglich. Darum werden wir auch einen Antrag einbringen, welcher die Kindergärtnerinnen wenigstens den Handarbeitslehrerinnen gleichstellt und ihre Lage verbessert. Ich will hier nicht von unserem Schulprogramm sprechen, denn ich kann mich nicht der Tatsache verschließen, daß die restlose Lösung aller Schulfragen erst erfolgen kann, bis die großen Massen der arbeitenden Männer und Frauen aller Nationen ihr politisches Analphabetentum abgelegt haben werden, bis die ernste Schule des Lebens, die für sie eine Schule des Leides ist, sie lehrt, die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zusammenhänge in ihrer ganzen und vollen Bedeutung zu erfassen.
Ich möchte nur noch ein Wort darüber verlieren, daß der Unterrichtsminister unter Post 8 des Hauptvoranschlages 2,600.000 K für die Anknüpfung kultureller Verbindungen mit dem Auslande verlangt. Was ist das? Warum wird diese Summe nicht klipp und klar für das Studium und die Einführung bewährter pädagogischer Grundsätze im In- und Auslande praktisch verwendet? Das Heeresbudget hat Riesensummen für Schießversuche - aber für Schulversuche, für die Einführung des besten Unterrichtsplanes, dazu hat die Regierung kein Geld.
Aber was nützt denn alles Geld?
Um Verbindungen im Auslande anzuknüpfen, genügt nicht Geld allein.
Was muß sich wohl ein amerikanischer Forscher von unserer Kulturhöhe
denken, wenn er, um nur ein kleines Beispiel aus der Fülle des
Materiales herauszugreifen, in unserem Milliardenbudget eine Budgetpost
findet, wo für die deutsche Kinderklinik als Jahresdotierung 800
K bewilligt werden. Das sind 10 Dollar, das ist ein Trinkgeld,
das ein Kettenhändler in der Weinlaune einem Nachtkaffeekellner
gibt. Ermessen Sie mit uns, was das bedeutet. Aber in einem Staate,
der 2 Millionen für Fahnen ausgibt, aber nicht imstande ist, der
Stadt Teplitz das abgebrannte Theater neu zu erbauen, womit er
sich sicher mehr Sympathie erworben hätte, als mit den verunglückten
Feldzügen gegen Josefsdenkmäler, gibt es dafür kein Verständnis.
Ein Staat, der den Kunsthunger des èechischen Volkes nur befriedigen
kann, wenn er den Raub am deutschen Landestheater gut heißt, der
hat für derlei Dinge kein Verständnis. Er hat auch kein Verständnis
dafür, was es heißt, 80 Kinder in eine Schulklasse zu setzen.
Er weiß nicht, was es heißt, für die Zwecke der Volksbildung im
Allgemeinen den lächerlichen Betrag von 3 Millionen Kronen auszuwerfen.
Meine Redezeit ist abgelaufen. Namens unseres Klubs werde ich
noch eine Anzahl Anträge einbringen. Ich werde sie nicht verlesen,
um nicht Zeit wegzunehmen, ich möchte nur mit den Worten schließen,
die unser Kollege Taub im Budgetausschusse gebraucht hat: "Wenn
Sie die Anträge, die wir eingebracht haben, annehmen, so machen
Sie keineswegs das gut, was Sie an den Deutschen durch dieses
Budget verübt haben. Aber Sie werden wenigstens den guten Willen
zeigen, den Deutschen das Leben hier möglich zu machen."
Dazu gehört keine besondere staatsmännische Klugheit, dazu gehört
nur, daß Sie die Worte Komenius beherzigen, die ich hier zum Schlusse
sagen will: "Besonders die Kunst zu regieren soll wohl aufgefaßt
werden als Klugheit, Milde und Nachsicht und nicht als Heuchelei
und Gewalttätigkeit." Und wenn Sie mir einwenden, daß die
Worte des großen Toten für Sie keinen lebenden Inhalt mehr haben,
so werden Sie wohl die Worte eines großen Lebenden beherzigen,
die Worte des Präsidenten Masaryk, der gestern sagte: "Ich
wünsche absolut keine Gewalt, sondern daß alles nach dem Gesetze
geht. Wir dü rfen absolut keinen Druck ausüben und vor allem die
Deutschen nicht unterdrücken. Ebenso wenig, wie wir eine Unterdrückung
duldeten, dürfen wir die Deutschen unterdrücken " (Souhlas
a potlesk na levici.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Wir haben schon oft gesagt, - und da wende ich mich zunächst an die Herren und Damen von der èechischen Gegenseite, daß es nicht ein ehrendes Tun und nicht ein ehrendes Beginn ist, die eigene kulturelle Höhe auf Kosten eines anderen Volkes, einer anderen Nation zu vergrößern. Heute aber verzeihen wir Ihnen sehr viel. Denn wenn Dinge geschehen, wie die, die kurz vorausgegangen sind, daß ein Herr aus Ihren Reihen, in grauen Haaren, ein gewesener Minister, wie Dr. Rašín, während ernster Verhandlungen nichts anderes zu tun hat, als die Zunge auf uns herauszustrecken, die wir ernste Anklagen zu erheben haben gegen die Schulpolitik, die Sie seit Jahr und Tag üben, dann geben wir zu, daß Sie sehr viel zu tun haben, um sich ihre kulturelle Höhe zu vergrößern. (Souhlas nìmeckých poslancù. Výkøiky. - Pøedseda zvoní.) Bei uns gewöhnt man sich das Zungeherausstrecken gewöhnlich schon mit dem 10. Lebensjahre ab. (Souhlas na levici.)
Ich betrachte es zu Anfang meiner Ausführungen als ein ziemlich müssiges Beginnen, in der so kurz mir zur Verfügung stehenden Redezeit auf jenes so hochwichtige Material einzugehen, das heute zur Spezialdebatte steht. Es werden meine Darlegungen eben wegen der kurzen Redezeit nichts anderes sein, als eine Darlegung, die sich in jener Form bewegt, die so oft schon in diesem Hause verurteilt wurde und die die Rednertribüne hier beherrscht, die Form der politischen Dialektik. Meine Darstellung wird nichts anderes sein, als ein in groben Umrissen gezeichnetes Bild unserer Meinung über die Schule und die Art und Weise, wie wir unsere Schule, wie wir unsere Kulturstätten in diesem Staate behandelt sehen möchten.
Die Schule ist jedem Kulturvolke ein Kleinod und wenn Kulturvölker im allgemeinen in der Tätigkeit für ihre Schule und in dem Bestreben, ihre Schule auszugestalten und sie auf die höchste Stufe zu heben, die Hauptarbeit erblicken, so ist das im besonderen beim deutschen Volke der Fall, das eben fühlt, daß es seine Größe, die sich nicht zuletzt in seiner entwickelten Wirtschaft ausdrückt, eben seiner Schule zu verdanken hat. Die Schule, unsere Schule ist die Voraussetzung unserer Tüchtigkeit, die den Weltraum heute mit ihrem Ruhme erfüllt, unsere Schule, unsere deutsche Schule ist die Voraussetzung unserer Geisteskraft, von der heute die Erde zehrt in allen ihren Teilen. (Souhlas na levici.) Es ist aus diesen Gründen begreiflich, daß wir als Deutsche auch im Rahmen dieses Staates unsere Schule nicht nur nicht gekürzt und verkümmert sehen möchten, sondern daß wir den Wunsch haben, unsere Schule möge auch im Rahmen dieses Staates sich entwickeln dürfen, wenn wir schon einmal durch der Geschichte Fügung in den Rahmen dieses Staates gekommen sind. Der Staatsvoranschlag offenbart uns allerdings diese Gewähr nicht. Er zeigt uns eine unverhältnismäßig größere Dotierung des èechischen Schulwesens gegenüber dem deutschen und darüber helfen selbst alle offiziellen Ableugnungsversuche nicht hinweg. Wenn ich dieses Gravamen von der Bevorzugung des èechischen Schulwesens gegenüber dem deutschen im Staatsvoranschlage aufstelle, so ist es ziemlich gleichgültig, ob ich zum Beweise dieser meiner Behauptung bezüglich der Art und Weise der Berücksichtigung der Kategorien im Staatsvoranschlage, hineingreife in das niedere Schulwesen, hineingreife in das Mittelschulwesen oder hineingreife in das obere Schulwesen, das Hochschulwesen, Dem gegenüber sorgen Sie von der èechischen Gegenseite auf das ausgiebigste für Ihre èechische Schule. Ich erwähne bloß ganz kurz, weil ich mich in lange Details nicht einlassen kann, Titel 7 des Staatsvoranschlages des Ministeriums für Unterricht, der in seinem § 1 als Subvention für Minderheitsschulen 50 Millionen Kronen vorsieht, an Übersiedlungskosten für die Lehrer dieser Minderheitsschulen 600.000 K, an Diäten für die Lehrpersonen dieser Anstalten 15 1/2 Mill. Kronen. Es handelt sich bei dieser ausführlichen und außerordentlich reichhaltigen Dotierung um Schulen, die nicht immer aus Notwendigkeitsgründen heraus in Gemeinden und Orten des geschlossenen deutschen Siedlungsgebietes errichtet wurden, sondern um Schulen, die nur allenthalben in allen Orten und Gemeinden des geschlossenen deutschen Siedlungsgebietes aus dem Grunde errichtet wurden, um die Tatsache und das Faktum des geschlossenen deutschen Siedlungsgebietes sozusagen formell aus der Welt zu schaffen, zumindest in Statistiken und auf Karten. Sie handeln nach dem Grundsatze, daß in jedem deutschen Dörflein, und sei es noch so klein, eine èechische Schule drinnen sein muß. Die ungeheuere Dotierung der Minderheitsschulen gibt uns zu der Vermutung Anlaß, daß es sich um ganz besondere, um ganz eigenartige Bezahlungen der an solchen Schulen wirkenden Lehrer handeln muß. Es wäre weit vernünftiger, wenn Sie für die Regelung der Rechts- und Gehaltsverhältnisse der unseligsten Opfer der Zeit, der Kindergärtnerinnen Sorge tragen würden. Über die Wirklichkeit dieser Behauptungen, meine sehr verehrten Damen und Herren, die von dieser Stelle von Seiten deutscher Redner aufgestellt werden, helfen auch die offiziellen Ableugnungsversuche nicht hinweg, wie ein solcher in der Nummer vom 1. Dezember der "Gazette de Prague" enthalten ist.
In dieser Nummer der "Gazette de Prague" liest man in einem Artikel der überschrieben ist "Les écoles allemands en Tchechoslovakie", daß die Zahl der èechoslovakischen Schulen in diesem Staate in Prozenten ausgedrückt 62 beträgt, die Zahl der Deutschen innerhalb des Staates in Prozenten ausgedrückt 38 und Sie weisen in diesem Artikel darauf hin, daß das ein Verhältnis sei, das nicht entspricht dem Schlüssel bei dem zuletzt stattgefundenen Wahlen, bei denen wir Deutsche nur eine 30 %ige Minderheit dargestellt hätten. Es ist Tatsache, daß wir relativ vielleicht über mehr Schulen verfügen, aber Sie vergessen ganz, daß Sie in diesem perzentuellen Bild die Schulen eben nur als Schulen werten, ohne einen Unterschied zu machen zwischen niedrig organisierten einklassigen und mehrklassigen Schulen. Wir Deutsche haben relativ mehr Schulen, weil wir über relativ mehr niedriger organisierte Schulen verfügen. Des eigenartigen Charakters unserer Siedlungsgebiete, unserer Gebirgsgemeinden, unserer Grenz- und Randbezirke wegen weisen wir eine große Zahl einklassiger Schulen und Exposituren auf, die Sie in dieser offiziellen Statistik in dem Artikel der "Gazette de Prague" ebenso werten, wie die höher organisierten Schulen etwa in Prag u. s. w. Sie zählen nur die bestehenden Schulen ohne Rücksicht auf die Organisation derselben. Ich muß mich mit der Feststellung der Tatsachen begnügen und kann mich zu diesem Punkte nicht weiter einlassen; aber Sie dürfen sich nicht wundern, daß wir gerade auf dem Gebiete des Schul- und Bildungswesens Ihrer Politik gegenüber von grenzenlosem Mißtrauen erfüllt sind, insbesondere seit dem Gesetz v. 3. April 1919. Ich behaupte hier, daß dieses Gesetz füglich zu dem Zwecke geschaffen wurde, unser deutsches Schul- und Bildungswesen insbesondere das der niederen Art zu drücken, zu drosseln und in weiterer Folge ganz und gar zu vernichten. Der § 9 dieses Gesetzes v. 3. April 1919 gibt dem Vorsitzenden des Landesschulrates, es ist das der im Laufe der Schuldebatte oft erwähnte Dr. Heinrich Metelka, eine geradezu ungeheuere Macht, die Macht, über das ganze Schul- und Bildungswesen dieses Landes zu verfügen, ohne auch nur einem anderen Faktor verantwortlich zu sein. Und wir wissen es, wir haben es verspürt im Verlaufe der Zeit, daß diese Macht in der Hand dieses Mannes in ganz gewaltiger Art und Weise gegen unser Schul- und Bildungswesen ausgeübt wurde, es ist die Art und Weise, die ja selbst Dr. Heinrich Metelka in der Sitzung vom 30. September 1920 zugestanden hat. Die Zahl der bisher auf Grund dieses Gesetzes gedrosselten Schulen und Klassen beträgt über 30 deutsche Schulen und weit über 500 Klassen. Wir sind selbstverständlich nicht in der Lage, diesen offiziellen Bericht als Wahrheit entgegenzunehmen, denn wer die Gelegenheit hatte, im politischen Schulausschuß des deutschen Verbandes der Selbstverwaltungskörper zu sitzen und die Fülle von Akten wahrnahm, die dort einlaufen, und die Hilferufe der deutschen Gemeinden im Norden, Süden, Osten und Westen hörte, wird wissen, daß die bisher gegen unser deutsches Schul- und Bildungswesen geführte Tätigkeit weit größer ist als sie sich in den zugestandenen Zahlen Metelkas ausdrücken. Wir wissen, daß bisher auf Grund des Gesetzes vom 3. April 1919 schon weit über 1000 deutsche Schulen und Klassen vernichtet wurden und das ist, wenn wir mit einem Besitzstand von 10.000 deutschen Klassen rechnen, etwas über ein Zehntel unseres Besitzstandes an Kulturstätten überhaupt. Und da wagen Sie von dieser Stelle aus zu behaupten, daß uns kein Unrecht geschieht, daß alles das, was an Klagen in diesem. Hause erhoben wurde, sozusagen Mutwillen und Unsinn ist! Ich bemühe mich, heute in meinen Darlegungen ganz objektiv zu bleiben, ich will jede Leidenschaft bannen, obwohl das, ich gestehe es, mir bei der Registrierung der gerade auf diesem Gebiete vollbrachten Taten sehr schwer fällt. Sie begründen die gegen unsere deutsches Schul- und Bildungswesen gerichteten Maßnahmen mit Ersparung. Sie sagen, daß die Ersparung eine Restringierung unserer Klassen und Schulen ebenso wie auch Ihrer, wie Sie behaupten, notwendig macht. Ich will nicht das gewöhnlich gebrauchte Wort wiederholen, daß Ersparungen auf allen anderen Gebieten gemacht werden könnten, nur nicht auf dem Gebiete der Kultur und der Bildung. Aber ich werde einmal ganz sachlich und objektiv die Gründe, die rechtlichen und nichtrechtlichen Gründe Ihrer Tätigkeit erwägen. Ich gestehe ganz offen daß unsere Schulen heute teilweise entvölkert sind, ich bitte Sie aber, meine Herren von der Gegenseite, mir in die Entstehungsursachen dieses, gewiß nicht latenten Zustandes zu folgen. Als der Krieg einsetzte und die Folgen desselben überall zu spüren waren, waren diese wohl nirgends wuchtiger und härter zu empfinden als im deutschen Siedlungsgebiete, im deutschen Industriegebiete, in den deutschen Industriebezirken. Die Geburtenzahl ging zurück, es setzte eine ungeheure Kindersterblichkeit ein und das waren Erscheinungen, die den ganzen Krieg über anhielten in dem Jahre 1915, 1916, 1917, 1918 und teilweise auch im Jahre 1919 und ihre Nachwirkung in Form entvölkerter Schulen und Klassen im geschlossenen deutschen Siedlungsgebiete, in Form von geringeren Schülerzahlen zeigten. Zahlen, die sich auch in den Jahren 1920, 1921, 1922 und 1923 und vielleicht auch 1924 und 1925 ausdrücken werden. Dieses Faktum wird zum Anlaß genommen, unsere Klassen, bzw. unsere Schulen zu restringieren. Man hat, wie ich schon botont habe, dabei auch einen moralischen Grund, die Rücksichtnahme auf die Finanzen. Die Ursachen unseres Schülerschwundes beheben sich aber, wenn einmal in den Jahren 1920 u. s. w. logischer Weise eine Wiedervermehrung der Geburten und ein Rückgang der Kindersterblichkeit eintritt. Infolgedessen wird die Auffüllung unserer Schulen und Klassen im Jahre 1930 neuerlich beendet sein. Wir kalkulieren sogar mit einer rascheren Auffüllung unserer Schulen und Klassen, weil mit der zunehmenden wirtschaftlichen Konsolidierung - und die erhoffen wir ja - der Zuzug in unsere Industriegebiete beginnen wird und selbstverständlich auch zur Auffüllung unserer Schulen und Klassen beitragen wird. Was wir fordern, was ich schon eingangs der Tagung dieses Hauses in einem Gespräche mit dem damaligen Unterrichtsminister Habrman darstellte, das ist, daß während der Übergangsperiode, während welcher sich in unseren Schulen und Klassen die Folgen das Krieges bemerkbar machen, eine Karrenz in der Anwendung des Gesetzes vom 3. April 1919 eintreten soll, bis die Auffüllung der Schulen und Klassen erfolgt, was etwa, wie schon ausgeführt, im Jahre 1930 oder noch früher geschehen sein dürfte. Dann fürchten wir dieses Gesetz vom 3. April 1919 nicht mehr. Wenn eine effektive Karrenz in der Vergangenheit nicht möglich war, so wäre doch ei ne mäßige Handhabung desselben gegen unser Schulwesen möglich gewesen.