Pátek 25. záøí 1908

und dies ist um so mißlicher, als nicht nur jedes geschriebene, sondern auch jedes mündliche deutsche Wort - dies gilt insbesondere für das Wartepersonale an den tschechischen Universitätskliniken - streng verpönt ist und nach Möglichkeit Vermieden wird.

Der deutsche Kranke aus den tschechischen Universitätskliniken vermag sich in den Räumen dieser Kliniken nicht zu orientieren, für ihn sind die affigierten Verhaltungsmaßregeln ein Buch mit sieben Siegeln, und seine körperliche Sicherheit wird hiedurch in hohem Grade gefährdet.

Auch ist es eine Unbilligkeit, daß dem heilungsbedürftigen deutschen Publikum, das freiwillig eine tschechische Klinik - eine staatliche allen Staatsbürgern zugängliche Institution - aufsucht, weil es zu dem Leiter derselben ein besonderes Vertrauen hat, der Zutritt zu diesen Klingen d. h. die in einer dem Heilung Suchenden unverständlichen Sprache verfaßten Orientierungsbehelfe erschwert wird.

Es ist eine Bekannte Tatsache, daß Arzte, wie der Verstorbene Prof. Dr. Maydl, der verstorbene Prof. Dr. Weiß, der im Ruhestande lebende Prof. Dr. Eisselt sich mit Recht eines hohen Ansehens beim deutschen Publikum erfreuten und Von ihnen sehr häufig zu Rate gezogen wurden.

Auch dieser Teil des deutschen Publikums hat ein unbestreitbares Recht darauf, in den vom Staate daher zum weitaus größten Steile aus deutschen Steuergelbern erhaltenen tschechischen Kliniken sich rasch orientieren zu können und dies wird dadurch erhielt, daß auch in den Räumen der tschechischen Universitätskliniken alle Orientierungsbehelfe, Kundmachungen, Warnungstafeln, Verhaltungsmaßregeln u. s. w. auch in deutscher Sprache angebracht werden.

Die Gefertigten stellen sohin an Seine Exzellenz den Herrn k. k. Statthalter die Anfrage:

1.   Sind Seiner Erzellenz die obenangeführten Überstände an den im k. k. allgemeinen Krankenhause untergebrachten k. k. tschechischen Universitätskliniken bekannt?

2.    Wie rechtfertigt Seine Exzellenz diese völlig unzulässigen Zustände?

3.    Gedenkt Seine Exzellenz der Herr k. k. Statthalter diesen unzulässigen Zuständen ein Ende zu machen und den Auftrag zu erteilen, daß in allen Räumen der k. k. tschechischen Universitätskliniken ebenso wie dies von jeher an den deutschen Universitätskliniken der Fall war und noch der Fall ist, alle für die daselbst untergebrachten Kranken und die Besuche dieser Kliniken bestimmten Orientierungsbehelfe. Kundmachungen, War-nungen, Verhaltungsmaßregeln ausnahmslos in beiden Landessprachen angebracht werden?

Prag, am 25. September 1908.

Dr. Malý und Genossen.

Oberstlandmarschall: Anfrage der Abgeordneten Lößl und Genossen an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter von Böhmen, betreffend einen provozierenden Fall der Einführung der inneren tschechischen Amtssprache im deutschen Sprachgebiete von Böhmen.

Landesaktuar Dr. Kopeèný (liest): Anfrage der Abgeordneten Lößl und Genossen an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter von Böhmen, betreffend einen provozierenden Fall der Einführung der inneren tschechischen Amtssprache im deutschen Sprachgebiete von Böhmen.

Daß nicht nur bei den Bahn-, Postund Gerichtsbehörden, sondern auch bei den Finanzämtern mit aller Rücksichtslosigkeit tschechisiert wird, geigt nachstehender krasse Fall.

Dem Steueramte in Karlsbad war seit mehreren Monaten der Steuerassistent Pawlík aus Kolin aushilfsweise zugeteilt, obwohl er der deutschen Sprache kaum mächtig und im Parteienverkehre deshalb in ständiger Verlegenheit war. Aber gerade deshalb weit Herr Pawlík die deutsche Sprache nicht versteht, glaubte er berechtigt zu sein, dem Amte sämtliche Quittungen über Reise- und Substitutsgebühren in tschechischer Sprache verfaßt Vorlegen zu dürfen. Als das Karlsbader Steueramt sich weigerte, gegen Ouittungen in tschechischer Sprache Zahlungen zu leisten, wandte sich Herr Pawlik an die Finanzlandesdirektion mit einer Beschwerde. Die Finanzlandesdirektion beauftragte denn auch das Karlsbader Steueramt, die Zahlungen gegen die tschechischen Ouittungen zu leisten.

Dieses Vorgehen der Finanzlandesdirektion ermutigte den k. k. Finanzkommissär Dr. Samek in Karlsbad, auch seinerseits einen Beweis dafür zu erbringen, daß auch bei den Finanzbehörden die tschechische Amtssprache via facti bereits eingeführt ist. Als nämlich Herr Pawlik von Karlsbad nach Kolin zurückkehrte, stellte ihm der Finanzkommissär Dr. Samek das Enthebungsdekret in tschechischer Sprache aus!

Herr Pawlik aber rühmt sich dessen noch und kann nicht oft genug das bedeutsame tschechische Dokument aus dem deutschen Karlsbad mit lächelnder Miene herumzeigen.

Der Vorfall hat nach dem Bekanntwerden eine große und berechtigte Aufregung hervorgerufen, umsomehr als Karlsbad erst im Mai dieses Jahres die Stätte unerhörter tschechischer Provokationen war, und vor wenigen Wochen wiederum unweit von Karlsbad (in Sfell bei Schlackenwerth) ein deutscher Bauernbursche aus nationalen Motiven von einem Tschechen meuchlings ermordet und zwei andere Deutsche schwer verwundet wurden. Daher richten die Gefertigten an Euere Exgellenz die Anfrage:

Sind Euerer Exzellenz diese Vorfälle bekannt und was gedenken Euere Exzellenz zu tun, um den schuldigen Beamten zur Verantwortung zu ziehen und eine Wiederholung solcher Fälle zu verhindern?

Prag, am 25. September 1908.

Abg. Rudolf Lößt und Genossen.

Oberstlandmarschall: Anfrage der Abgeordneten Größl, Reiterer und Genossen an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter.

Landtagssekretär Dr. Haasz (liest): Interpellation der Abgeordneten Größl, Reitterer und Genossen an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter.

In den letzten Jahren, obwohl seitens vieler Bezirksvertretungen, sowie Gemeinden wiederholt um Abhilfe der Zigeunerplage an die k. k. Statthalterei Bittschriften überreicht wurden, ist es letzterer nicht gelungen, diesen so lästigen Zigeunerbanden ihr Handwerk zu legen.

Insbesondere sind die armen Böhmerwäldler von dieser Handplage, den Zigeunern, am meisten belästigt.

Im Monate Mai d. J. stahlen die Zigeuner in der Ortschaft Pumperte bei Kuschwarda in den Häusern Nr. 4, 5, 10, 11 und 13 Kleider und Betten, Wäsche, Hühner, Mehl im Werte von 400 Kronen. In der Ortschaft Hüblern in den Häusern Nr. 17, 41 und 39 Wäsche und Betten im Werte von 100 Kronen. In Schillerberg im Monate Juli im Hause Nr. 13 Wäsche um 30 Kronen. Webstbei wurden dieselben bei versuchten Diebstählen in der Ortschaft Pumperle in den Häusern Nr. 1 und 22 verscheucht.

In der benachbarten Gemeinde Eleonorenhain stahlen die Zigeuner bei Tag Polster als nur die Kinder zu Hause waren, während die Eltern in der Fabrik arbeiteten, unter Androhung des Erschtagens, wenn dieselben Lärm machen sollten.

Auch in den letzten Tagen des Monates Juli und anfangs August d. J. wurden Zigeuner in Pumperte bei Versuchten Einbruchsdiebstählen Verscheucht, da in den Nächten die Bewohner zur Selbsthilfe und zum Schutze des Eigentums und des Lebens Wachen auszustellen genötigt waren.

Da die dortigen Bewohner hart und schwer arbeiten müssen, in den Nächten in Folge dieser Handplage nicht einmal der Ruhe pflegen können, die dortige Gendarmerie durch Verfolgung derselben nicht ausreichend ist, diesem Übel zu steuern, da dortselbst große Waldbestände diesem Gesindel ganz passende Schlupfwinkel bieten, in den Nächten durch Blitzlichter und Waffen Versehen, die Ortschaften mit Einbruchsdiebstähten belästigen, wobei sich nicht nur Männer sondern auch Weiber und Kinder beteiligen und für die dortige Gegend gewiß eine wahre Landplage bedeuten.

Solche und ähnliche Vorkommnisse sind gewiß Euerer Exzellenz zur Genüge bekannt.

Sind Euere Exzellenz gewillt die armen Bewohner des Böhmerwaldes endlich durch ein Radikalmittel von der Zigeunerplage zu befreien.

Prag, am 28. September 1908. Abg. Größl, Reitterer und Genossen.

Oberstlandmarschall: Anfrage der Abgeordneten Dr. Eppinger, Dr. Bachmann und Genossen an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter, betreffend die Bezeichnungen der Straßen, Gassen und Plätze in Prag und dessen Vororten.

Landtagsaktuar Dr. Lašovka (liest): Anfrage der Abgeordneten Dr. Eppinger, Dr. Bachmann und Genossen an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter, betreffend die Bezeichnungen der Straften, Gassen und Plätze in Prag und dessen Vororten.

Prag ist die Landeshauptstadt Böhmens, welches von zwei und einer halben Million Deutschen bewohnt wird. Prag ist der Sitz von Behörden und Ämtern, deren Wirkungskreis ganz Böhmen umfaßt: Statthaltern, Oberlandesgericht, Finanzlandesdirektion, Postund Telegraphendirektion, Landesausschuß, Landesschulrat, Landeskulturrat, Aichinspektion u. s. w. befinden sich in Prag.

Prag ist der Sitz eines Erzbistums, dessen Sprengel sich nicht nur im Lande selbst, sondern auch über die Landes- beziehungsweise Reichsgrenze hinaus auf ein deutsches Land erstreckt, ist ferner der Sitz eines k. u. k. Korpskommando, dessen Wirkungskreis auch deutsches Landesgebiet umfaßt.

Prag ist der gesetzliche Versammlungsort des Landtages; ferner befinden sich daselbst eine deutsche Universität, eine deutsche technische Hochschule, zwei deutsche Theater, eine deutsche Lehrerbildungsanstalt, eine deutsche Lehrerinnenbildungsanstalt, die moderne Kunstgallerie für Böhmen, eine Kunstgewerbeschule, eine Kunstakademie und ein Konservatorium der Musik u. s. w.

Diese Verhältnisse legen gewiß der k. k. Regierung die Pflicht auf, nicht nur die beiden Volksstämmen des Landes gemeinsamen, sondern auch die für die Deutschen Böhmens insbesondere bestimmten Einrichtungen, Anstalten, Behörden und Ämter den deutschen Bewohnern in derselben Weise auffindbar und zugänglich zu machen, wie dies die gemeinsamen und die für die Tschechen besonders bestimmten Einrichtungen, Anstalten, Behörden und Ämter in Prag den tschechischen Bewohnern des Landes durch die Fürsorge der Stadtvertretung Prags bereits sind, und das kann eben nur dadurch geschehen, daß die k. k. Regierung Veranstaltung trifft, daß sämtliche Straften, Gassen und Plätze in Prag und dessen Vororten mit ihren von altersher gebrauchten deutschen Bezeichnungen versehen und öffentlich kenntlich gemacht Werden.

Die Gefertigten stellen an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter als Vertreter der k. k. Regierung die Anfrage:

1.   Erkennt die k. k. Regierung die vorgehend gekennzeichnete Pflicht gegenüber den deutschen Bewohnern Böhmens an ?

2.   Bejahenden Falls, was gedenkt die k. k. Regierung behufs baldigster Erfüllung dieser Pflicht zu Veranlassen?

Prag, am 25. September 1908.

Abg. Dr. Eppinger, Dr. Bachmann und Genossen.

Oberstlandmarschall: Interpellation des Landtagsabgeordneten A. Ingrisch und Genossen wegen Einführung der deutschen Verkehrs- und Dienstsprache beim Bahnamte in Marienbad und Ersetzung der tschechischen Beamten durch Deutsche.

Landtagssekretär Dr. Haasz (liest): Interpellation des Landtagsabgeordneten A. Ingrisch und Genossen wegen Einführung der deutschen Verkehrs- und Dienstsprache beim Bahnamte in Marienbad und Ersetzung der tschechischen Beamten durch Deutsche.

Wie systematisch in Deutschböhmen die Tschechisierung betrieben wird, zeigt ein Blick in das Getriebe des Marienbader Bahnhofes.

Man sollte meinen, daß bei diesem Amte, welches in rein deutscher Gegend liegt, die deutsche Dienstsprache ausschließlich Geltung hat. Das gerade Gegenteil ist der Fall. Fast alle Drucksorten, so die Quittungen, Nachzahlungsaufforderungen für zu wenig Bezahlte Frachten, Avisi zum Beheben der Frachten, Quittungsbücher für Spediteure zum Beheben der Frachten, Uebergangsverzeichnisse für das Postamt sc. sind doppelsprachig, obwohl es unzweifelhaft feststeht, daß alle jene Personen, welche mit diesen Drucksorten zu tun haben, zum mindesten gut deutsch verstehen müssen, weil sie sonst in dem rein deutschen Marienbad nicht existieren könnten.

Doch nicht nur doppelsprachige Drucksorten finden Verwendung, auch der Verkehr der tschechischen Beamten mit dem Zugsper-

sonale ist fast ausschließlich tschechisch und um allem die Krone aufzusetzen, kartiert der Gepäckskassier tschechisch direkt nach Karlsbad, also wieder in eine rein deutsche Stadt.

In dieser Richtung Wandel zu Schaffen und insbesondere zu veranlassen, daß tschechische Beamte durch Deutsche ersetzt werden, liegt ebenso im Interesse des öffentlichen Verkehres und der klaglosen Abwicklung eines gerade für die Kurstadt Marienbad wichtigen Dienstzweiges, wie in Berücksichtigung der Tatsache, daß der Wellkurort Marienbad in überwiegender Anzahl von deutschen Kurgästen besucht wird und in rein deutschem Gebiete liegt.

Die Gefertigten Stellen daher den Antrag und die Anfrage:

Ist Seine Exzellenz der Herr k. k. Statthalter geneigt, bei der hohen k. k. Regierung zu intervenieren, daß

1.   im Amtsverkehre bei dem Marienbader Bahnbetriebsamte nur deutsche Drucksorten verwendet werden;

2.   was gedenkt derselbe zu tun, damit bei diesem Amte ausschließlich die deutsche Dienstsprache angewendet wird und die vielen in Marienbad angestellten tschechischen Bahnbeamten durch Deutsche abgelöst beziehungsweise ersetzt werden?

Prag, am 24. September 1908.

Abg. Ant. Ingrisch und Genossen.

Oberstlandmarschall: Anfrage der Landtagsabgeordneten Anton Ingrisch und Genossen auf Ergänzung der Beiordnung der hohen k. k. Statthalteret vom 12. März 1907, Z. 1982, betreffend die Verhütung von Unfällen im landwirtschaftlichen Maschinenbetriebe.

Landtagssekretär Dr. Haasz (liest): Anfrage der Landtagsabgeordneten Anton Ingrisch und Genossen auf Ergänzung der Verordnung der hohen k. k. Statthalterei vom 12. März 1907, Z. 1982, betreffend die Verhütung von Unfällen im landwirtschaftlichen Maschinenbetriebe.

Mit der angezogenen Verordnung wurde im § 3, Absatz 3 verfügt, daß die Häkselmaschinen mit einer Ausrückvorrichtung versehen und derart eingerichtet sein müssen, daß der sofortige Stillstand oder Rücklauf der Einziehwalzen herbeigeführt werden kann.

Nun werden aber zum Nachteile der Landwirtschaft noch immer solche Maschinen in den Handel gebracht, welche mit der vorgeschriebenen Abstellvorrichtung nicht versehen sind und nach Ankauf durch den geschädigten Landwirt, durch kostspielige Reparaturen und Ergänzungen in einen, den Vorschriften obiger Verordnung entsprechenden Zustand versetzt werden müssen.

Die Gefertigten richten daher an Seine Exzellenz den Herrn k. k. Statthalter die Anfrage, ob derselbe geneigt ist, durch Erlassung einer besonderen Verordnung darauf zu dringen, daß von nun an nur solche landwirtschaftliche Maschinen erzeugt und in den Handel gebracht werden, die bezüglich der anzubringenden Schutzvorrichtungen den Vorschriften der k. k. Statthaltereiverordnung dtto. 12. März 1907 Z. 1982 entsprechen?

Plan, am 24. September 1908.

Abg. Ingrisch u. Gen.

Oberstlandmarschall: Interpellation der Abgeordnetten Ed. v. Stransky, und Genossen an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter Grafen Coudenhove, betreffend die Entstellung der Wahrheit über die nationalen Verhältnisse in Prag in einer Rede des Herrn Dr. Grosch, Bürgermeister in Prag.

Landtagsaktuar Dr. Kopeèný (liest): Interpellation der Abgeordneten Ed. von Stransky und Genossen an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter Grafen Coudenhove, betreffend die Entstellung der Wahrheit über die nationalen Verhältnisse in Prag in einer Rede des Herrn Dr. Grosch, Bürgermeisters in Prag.

Donnerstag den 24. September 1908 wurden Slovaken im Präger Rathause von dem Herrn Bürgermeister Dr. Grofch empfangen.

Bei diesem Anlasse hat Dr. Grosch, wie alle Zeitungen berichten, unter anderem Folgendes gesagt:

".... Sie sehen eine große Stadt, die rein "böhmisch" (lies tschechisch) und rein stavisch ist... "

Netürlich ist diese Behauptung des Herrn Dr. Grosch eine grobe Entstellung der Wahrheit, welche er nur den mit den Verhältnissen nicht Vertrauten Slovaken bieten konnte. Tatsächlich ist Prag eine gemischtsprachige Stadt, deren gesamte Intelligenz zu zwei Drittel deutsch ist. Bei den letzten Reichsratswahlen wurden tausende deutsche Stimmen abgegeben und ein deutscher Kandidat, Richter, kam sogar in die Stichwahl.

Angesichts dieser Tatsachen richten die Gefertigten an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter die Anfrage:

Ist Seine Exzellenz bereit, in einer amtlichen Note die Prager Stadtgemeinde aufzufordern, es möge sich ihr Oberhaupt nicht grober Entstellungen der Wahrheit zu Schulden kommen lassen, wenn es in amtlicher Eigenschaft Reden hält.

Prag, den 25. September 1908.

Abg. Ed. v. Stransky und Gen.

Oberstlandmarschall: Interpellation der Abgeordneten Edler Von Stransky und Genossen an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter Grafen Coudenhove, betreffend die Gutheißung von Gewalttätigkeiten seitens der Präger Stadtgemeindevertretung.

Landtagssecretär Dr. Haasz (liest): Interpellation der Abgeordneten Ed. v. Stransky und Genossen an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter Grafen Coudenhove, betreffend die Gutheißung von Gewalttätigkeiten seitens der Prager Stadtgemeindevertretung.

In einer der letzten Sitzungen der Prager Stadtvertretung erkühnten sich die Prager Stadtverordneten, ihrer Sympathie für die Vorgänge in Laibach, beziehungsweise für das Verhalten der slowenischen Plünderer und Gewalttäter Ausdruck zu geben. Nach den bestehenden gesetzlichen Vorschriften wird jedermann, der Verbrechern zustimmt, der gesetzlichen Bestrafung zugeführt.

Was aber für jeden Privatmann gilt, muß auch für jene Leute gelten, die zufällig Mitglieder des Prager Stadtverordnetenkollegiums sind, insbesondere für den Vorsitzenden dieser Körperschaft, den Bürgermeister Dr. Grosch.

Die Gefertigten richten daher an Seine Exzellenz, den Herrn Statthalter die Anfrage:

1.   Hat derselbe bereits in den Protokoll jener Sitzung, wo Prager Stadtverordnete Verbrechern ihre Zustimmung erteilten, Einblick genommen?

2.   Was gedenkt Seine Exzellenz zu tun, um dem Dr. Groš und den übrigen Prager Stadtverordneten zum Bewußtsein zu bringen, daß das österreichische Strafgesetz auch für sie Geltung hat?

Prag, den 25. September 1908.

Abg. Ed. v. Stransky und Gen.

Oberstlandmarschall: Interpellation der Abgeordneten Edler von Stransky und Genossen, betreffend die Schädigung des Prager Fremdenverkehres durch das freche Verhalten einiger Prager Straßenbahnbediensteten.

Landtagssekretär Dr. Haasz (liest): Interpellation der Abgeordneten Edler Von Stransky und Genossen, betreffend die Schädigung des Präger Fremdenverkehres durch das freche Verhalten einzelner Prager Straßenbahnbediensteten.

In durchaus gesetzwidriger Weise, die eben nur in Österreich möglich ist, besitzt bisher die Prager Straßenbahn noch immer nur tschechische, also der gesamten nicht slavischen Welt unverständliche Ausschriftstafeln. Nicht genug an dem, erlauben sich auch einzelne Bedienstete dieser Kleinbahn soweit zu gehen, daß sie Fremden, Reichsdeutschen und auch Deutschen aus Österreich, die Ausfolgung von in deutscher Sprache begehrten Karten rundweg verweigern. So hat erst am 24. d. M. gegen 6 Uhr Abends der tschechoslavische Kondukteur Nr. 510 (Taschennummer) einen Fremden, der sich Prag besichtigen wollte, die Ausfolgung einer Karte vom Graben in die Brenntegasse in roher Form Verweigert, indem er mit einem barschen »Nerozumím!« das Begehren um die Karte

Mit Rücksicht auf diese geradezu unhaltbar gewordenen Zustände richten die Gefertigten an Seine Exzellenz die Anfrage:

Gedenkt Seine Exzellenz, der Herr Statthalter gelegentlich des zu gewärtigenden

Prager Besuches Sr. Excellenz des Herrn Eisenbahnministers, den Chef des Eisenbahnministeriums, auf die skandalösen Verhaltnisse der Prager Straßenbahn aufmerksam zu machen?

Gedenkt Seine Exzellenz dem Minister vorzuschlagen, gegen die Prager Stadtgemeinde als Eigentümerin der Straßenbahn mit den schärfsten gesetzlich zulässigen Mitteln vorzugehen, damit endlich die unerhörten Zustände auf dieser Kleinbahn beseitigt werden.

Prag, den 25. September 1908.

Abg. Edler v. Stranský u. Gen.

Oberstlandmarschall: Anfrage der Abgeordneten Dr. Bachmann und Genossen an Seine Exzellenz, den Herrn Statthalter in Böhmen, als Präsidenten der k. k. Finanzlandesdirektion.

Landtagssecretär Dr. Ilaasz (liest): Anfrage an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter in Böhmen als präsidenten der k. k. Finanzlandesdirektion in Prag !

Euere Exzellenz! Während des leidigen Sprachenstreites in Böhmen, der seit der eigenmächtigen Versuche der tschechischen Beamtenschaft, die gesetzlichgeltende deutsche Amtssprache durch die tschechische Sprache zu ersetzen, im letzten Halbjahre eine solche Bitterkeit erreicht hat, sind vielfach insbesondere die tschechischen Finanzbeamten durch besonders krassen nationalen Chauvinismus bemerklich geworden.

So wird aus der letzten Zeit der nachfolgende amtlich unwidersprochene Fall gemeldet.

Dem Steueramte in Karlsbad war seit mehreren Monaten der Steuerassistent Pawlik aus Kolin aushilfsweise zugeteilt, obwohl er der deutschen Sprache kaum mächtig und im Parteienverkehre deshalb in ständiger Verlegenheit war.

Vielleicht gerade deshalb, weil Herr Pawlik die deutsche Sprache nicht beherrscht fühlte er, statt diesen Mangel zu bessern und ich der Erlernung der gesetzlichen Amtsprache gehörig zu befleißigen, sich bewogen, furzweil sein Idiom an die Stelle der vorgeschriebenen internen Amts- und Dienstsprache zu setzen: als er von Karlsbad abberufen wurde, nahm er sich heraus, dem deutschen Steueramte in Karlsbad seine Quittungen über die Zureise- und Substitutionsgebühren in tschechischer Sprache vorzulegen.

Das Karlsbader Steueramt weigerte sich pflichtgemäß, gegen Quittungen in tschechischer Sprache Zahlungen zu leisten. Da wagte es Pawlik, sich an die Finanzlandesdirettion mit einer Beschwerde zu wenden und erstaunlicher Weise - diese beauftragte denn auch das Karlsbader Steueramt, die Zahlungen gegen die tschechischen Quittungen zu leisten. Es scheint, daß ein solcher Erfolg den in Karlsbad stationierten Finanzkommissär Dr. Samek ermutigte, auch seinerseits einen Beweis dafür zu erbringen, daß bei den k. k. Finanzbehörden die tschechische Amtssprache bereits faktisch eingeführt sei. Als nämlich Herr Pawlik nach Lobes zurückkehrte, stellte ihm der Finanzkommissär Dr. Samek das Enthebungsdekret in tschechischer Sprache aus!

Anläßlich, dieses Vergehens in einer deutschen Stadt mit einer verhältnismäßig mini-malen tschechischen Bevölkerung und angesichts der unzweifelhaft geltenden gesetzlichen Bestimmungen stellen die Unterzeichneten die ergebene Anfrage.

1.   Sind Euerer Exzellenz diese, in den öffentlichen Blättern vielfach besprochenen Vorgänge bekannt?

2.   Was gedenken Euere Exzellenz als Präsident der k. k. Finanzlandesdirektion in Prag zu tun, ober was wurde, was zu hoffen ist, vorgekehrt, damit dem Gesetze und dem Anrechte der deutschen Bevölkerung Genüge getan und die Gesetzesverächter der angemessenen Bestrafung zugeführt werden?

Prag, am 25. September 1908. Abg. Dr. Bachmann und Genossen.

Oberstlandmarschall: Interpellation der Abg. Reitterer und Genossen an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter.

Landtagssekretär Dr. Haazs (liest): Interpellation der Abgeordneten Reiterer und Genossen an Se. Exzellenz den Herrn Statthalter.

Es ist eine alte, aber keineswegs zu billigende Gepflogenheit, daß Lehrpersonen an Volks- und Bürgerschulen abkommandiert und jahrelang aus anderen Stellen beschäftigt werden. Dadurch wird eine Verwirrung hervorgerufen, unter welcher die Behörden selbst und nicht zu allerletzt auch die Steuerbehörden schwer zu leiben haben.

Eine keineswegs naturnotwendige Folge dieser chaotischen Zustände ist der Umstand, daß neue Lehrpersonen oft ein halbes Jahr und noch länger keinen Gehalt beziehen.

Ja der durch ein volles Schuljahr an der dreiklassigen Volksschule in Gutwasser bei Budweis angestellt gewesene Lehrer Prökschl hat seinen Gehalt für das verflossene Jahr bis heute noch nicht erhalten. Dies sind Zustände, wie man sie nur in Serbien oder in der Türkei suchen würde, nicht aber in einem Rechtsstaate, in welchem die Steuern regelmäßig einlaufen.

Angesichts dieser Tatsachen stellen die Gefertigten an Se. Excellenz die Frage:

1.   Ist Se. Exzellenz geneigt, diese Verhältnisse untersuchen zu lassen?

2.   Ist Se. Exzellenz geneigt, vorzukehren daß die im Dienste des Staates, bez. des Landes stehenden Beamten bez. Lehrer rechtzeitig den ihnen gebührenden Gehalt erhalten?

Prag, 25. September 1908.

Reitterer und Genossen.

Oberstlandmarschall: Interpellation der Abg. Reitterer und Genossen an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter.

Landtagssekretär Dr. Haasz (liest): Interpellation der Abgeordneten Reitterer und Genossen an Seine Excellenz den Herrn Statthalter.

Am 5. und 6. September l. J. hielt der deutsche Böhmerwaldbund in Bergreichenstein seine 24. Jahreshauptversammlung ab. Die Tschechen von Schüttenhosen, welche zum großen Teile vom deutschen Hinterlande leben, protestierten dagegen, daß Deutsche auf deutschem Boden ein deutsches Fest abhalten und stießen Drohungen aus, so daß sich die Leitung des deutschen Böhmerwaldbundes genötigt sah, behördlich Schutz für die die Stadt Schüttenhofen passierenden Versammlungsteilnehmer zu erbitten.

Bemerkt sei, daß dank der mangelhaften Kommunikationen in dem deutschen Teile des von der Regierung so stiefmütterlich behandelten Böhmerwaldes die Stadt Bergreichenstein nur durch Passierung tschechischer Ort schaften erreicht werden kann, der Durchzug der Festteilnehmer durch Schüttenhofen, also eine Naturnotwendigkeit war und daher nicht als Provokation aufgefaßt werden kann.

Obwohl sich die 24. Jahreshauptversammlung des deutschen Böhmerwaldbundes mit wichtigeren Sachen zu befassen hatte, als mit den wenigen in Bergreichenstein lebenden Tschechen, trugen diese ein Benehmen zur Schau, als seien die Festteilnehmer lediglich zu dem Zwecke aus Nah und Fern in Bergreichenstein zusammengeströmt, um mit ihnen anzubandeln. Tschechische Frauen und Mädchen beschimpften aus offenem Platze während der Hauptversammlung die Deutschen in einer der weiblichen Würde abträglichen Weise, jedenfalls in dem guten Glauben, von den Umstehenden nicht verstanden zu werden. Auch die k. k. Beamten, denen man doch Bildung und Takt zumuten sollte, konnten es mit Ausnahme von einem oder zweien nicht unterlassen, das harmlose Fest der Deutschen und dessen Veranstalter verächtlicher- und spöttischerweise zu glossieren. Trotz alledem wurden sie Von den Festteilnehmern ignoriert.

In der Meinung, daß die befürchteten brutalen Ausfälle der Tschechen diesmal doch unterbleiben dürften, kehrten die Budweiser Festteilnehmer abends über Schüttenhofen zur Bahn zurück, müßten jedoch dort die traurige Erfahrung machen, daß die bloße Existenz der Deutschen dem tschechischen Mob Anlaß genug gibt, um nach dem Schotterhausen zu greifen.

In der Nacht vom Sonntag zum Montag wurden aus der »Beseda« Steine geschleudert und ein Schuß abgefeuert, was zwar nachträglich abgeleugnet, aber Vom Polizeikommissär durch zwei in den Fensterscheiben konstatierte kleine Löcher sichergestellt wurde. Stets darauf pochend, daß die Tschechen die unumschränkten Herren im Lande Böhmen sind, hörten die in der »Beseda« versammelten Tschechen nicht auf zu höhnen, obwohl sie sahen, daß es die älteren Herren bereits Mühe kostete, die Jugend vor unüberlegenen Schritten zurückzuhalten. Man wollte sie tschechischerseits offenbar zu Tätlichkeiten reizen, um sie sodann ins Unrecht zu setzen, sich selbst jedoch als nationale Märtyrer hinstellen zu können.

Obwohl außer einigen Fensterscheiben nichts Schaden gelitten und kein Mensch auch nur angerührt wurde, ging noch in der Nacht die von den Tschechen erfundene Sensationsnachricht in die Welt hinaus, daß in Bergreichenstein die »Beseda« demoliert worden sei, eine Nachricht, die nur den Zweck haben konnte, das so leicht reizbare Volk der Tschechen zu Tätlichkeiten gegen Deutsche aufzustacheln, welcher Zweck in Wirklichkeit denn auch erreicht wurde. Als am 7. September ein Teil der Studentenschaft abreiste, kam es in Schüttenhofen zu Szenen, wie sie sonst Reisende nur in den Abruzzen oder in der Türkei niemals aber in einem Kulturstaat, in einem Rechtsstaat erlebt haben. Es ist begreiflich, daß sich der Bergreichensteiner deutschen Bevölkerung und der zurückgebliebenen Festteilnehmer eine Erregung bemächtigte, als der verwundete alte Kutscher mit den verwundeten Pferden aus Schüttenhofen nach Bergreichenstein zurückkam. Ja, es wäre nicht zu verwundern gewesen, wenn sich die Deutschen hätten hinreißen lassen, an den Bergreichensteiner Tschechen Revanche zu üben.

Das Bürgermeisteramt suchte um Schutz an zur diejenigen, welche noch nicht abgereist waren, also den gefährlichen Hinterhalt in Schüttenhofen noch nicht passiert haben. Allein was geschah? Es kam Gendarmerie, es kam Militär und beide kehrten die Spitze gegen diejenigen, die um Schutz gebeten hatten, und sympatisierten mit jenen, welche die Angreifenden waren. Verletzt und Verwundet waren Deutsche worden und nicht Tschechen! Allein Gendarmerie und Militär waren tschechisch und gebärdeten sich so, als hätten die Deutschen Tschechen verwundet.

Ohne Befehl - nach Aussage des Beamten - machten die Gendarmen einen heimtückischen Ausfall und verwundeten zwei Deutsche lebensgefährlich, von denen der Eine, der Gastwirt Haas, am 18. d. M. Seiner Verwundung erlegen ist Wiederum benutzten die Tschechen von Bergreichenstein diesen Fall, um das tschechische Volk aufzureizen, indem sie die Nachricht verbreiten ließen, die auch in deutsche Blätter Eingang fand, Haas sei ein Tscheche gewesen.

Wie objektiv und sachlich die Hüter des Gesetzes ihres Amtes walteten, zeigt der Umstand, daß ein tschechischer Gendarm aus der Einteilung sprang und einen 11 jährigen Knaben niedertrat!

Stadtsekretär Fiedler entriß den Knaben dem ihn mißhandelnden Gendarmen!

Nicht minder unkorrekt benahm sich der Rittmeister Kukula, so daß er bei der Bevölkerung in den Verdacht kam, daß er besoffen gewesen sei. Den Bürgermeister der Stadt Bergreichenstein, der sich bei ihm vorstellen wollte, harrschte er wie einen Schulbuben an. Damit aber die Bevölkerung nicht im Zweifel darüber bleibe, woran sie sei, begab sich der Herr Rittmeister ins tschechische Hotel, wo er seine strenge Amtsmiene sofort ablegte.

Der Gendarmerie-Wachtmeister, welcher mit dem Kommissär Pavlovsky ankam, sprang vom Kutschbock, in dem er der erregten Menge ein kräftiges »Má úcta« zurief!

Noch weit mehr als durch die Bergreichensteiner Tschechen wurden die Deutschen durch das ungeschickte Benehmen der politischen Beamten, die Brutalitäten und Taktlosigkeiten der Gendarmerie und des Militärs herausgefordert und gereizt.

Als am 10. d. M. morgens das Militär die Stadt Verließ, hatte ganz Bergreichenstein das Gefühl, als sei der brandschatzende Feind abgezogen. Das Vertrauen zu einer schutzbietenden Obrigkeit war und ist dahin, und der Stoßseufzer: "Wir Deutschen sind in Österreich vogelfrei!" war auf Aller Lippen.

Angesichts all dieser Tatsachen stellen die Gefertigten an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter die Frage.

1.   Ist Seine Exzellenz bereit, zur objektiven Feststellung der in Schüttenhofen und Bergreichenstein vorkommenden Ereignisse unbefangene und unparteiische Beamte zu entsenden ?

2.   Ist Seine Exzellenz bereit, diejenigen Beamten, welche durch ihr taktloses Benehmen nicht beruhigend, sondern verhetzend gewirkt haben, von ihren Posten abzuberufen ?

3.   Ist Seine Exzellenz geneigt, dafür Sorge zu tragen, daß in Hinkunft in deutsches Gebiet nur deutsche Beamte, deutsche


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