Stenografická zpráva
o
XXXIII. sezení 11. výroèního zasedání snìmu
království èeského z roku 1901. dne
31. prosince 1906.
Stenographischer Bericht
über die
XXXIII. Sitzung der II. Jahressess. des Landtages
des Königreiches Böhmen vom Jahre 1901
am 31. Dezember 1906
O b s a h:
Zprávy praesidiálni.
Oznámení spisù tiskem rozdaných (str. 1573).
Oznámení došlých petic (str. 1573).
Inhalt:
Präsidialmitteilungen:
Bekanntgabe der verteilten Druckschriften (Seite 1573).
Bekanntgabe des Einlaufes an Petitionen (Seite 1573).
Dotazy.
1. posl. Peschky a soudr. k c. k. místodržiteli v záležitosti dopravních ujednání uherských mlýnù s uherskou loïaøskou dopravní spoleènosti (str. 1573);
2. posl. Kaspra a soudr. k nejvyššímu maršálku zemskému ohlednì upotøebení nouzového úvìru v sumì 500 000 korun, povoleného pro živnostnictvo (str. 1574).
Oznámení nepøítomných (str. 1574).
Oznámení o vyložení jednacích protokolù (str. 1574).
Anfragen:
des Abg. Peschka und Genossen an den k. k. Statthalter, betreffend die Frachtvereinbarungen der ungarischen Mühlen mit der ungarischen Fluß- und der SchiffaktienGesellschaft (Seite 1573):
2. des Abg. Kasper und Genossen an den Oberstlandmarschall, betreffend die VerWendung des für die Gewerbetreibenden bestimmten Notstandskredites von 500. 000 Kronen
(Seite 1574).
Abwesenheitsanzeigen (Seite 1574).
Mitteilung über die Auflegung der Gechäftsprotokolle (Seite 1574).
Denní poøádek.
Pokraèování ve druhém ètení zprávy zemského výboru v pøíèinì prozatímního stanovení zemské pøirážky na rok 1907 a dotyèných dalších opatøení finanèní.
Tagesordnung.
Fortsetzung der zweiten Lesung des Berichtes des Landesausschusses, betreffend die provisorische Festsetzung der Landesumlage für das Jahr 1907 und der diesfalls weiter notwendigen finanziellen Vorkehrungen.
Øeè posl. Peschky (str. 1575). Øeè posl. Kaliny (str. 1582). Øeè posl. dra Schreinera (str. 1592). Øeè posl. dra Baxy (str. 1598). Øeè posl. Práska (str. 1605). Øeè posl. dra Trosta (str. 1612).
Øeè pøís. zemsk. výboru hrab. Schönborna (str. 1614).
Øeè posl. Peterse (str. 1619).
Vìcná oprava dra Rachmanna (str. 1620).
Rede des Abgeordneten Peschka (Seite 1575).
Rede des Abgeordneten Katina (Seite 1582. )
Rede des Abgeordneten Dr. Schreiner (Seite 1592).
Rede des Abgeordneten Dr. Baxa (Seite 1598).
Rede des Abgeordneten Prášek (Seite 1605).
Rede des Abgeordneten Dr. Trost (Seite 1612).
Rede des Landesausschußbeisitzers Gra-sen Schönborn (Seite 1614).
Rede des Abgeordneten Peters (Seite 1619).
Tatsächliche Berichtigung des Abgeordneten Dr. Bachmann (Seite 1620).
Návrh
posl. dra Kotrbelce a soudruhù týkající se stavby dráhy s elektrickým pohonem z Tábora do Mladé Vožice (str. 1622).
Antrag
des Abg. Dr. Kotrbelec und Genossen, betreffend den Ban einer Bahn von Tabor nach Iungwožitz mit elektrischem Betriebe (Seite 1622).
Dotazy:
1. posl. dra Šubrta a soudruhù k c. k. místodržiteli v pøíèinì nepoøádkù ve všeobecné nemocnici v Praze (str. 1622);
2. posl. Leglera a soudruhù k c. k. místodržiteli ohlednì ochrany osob a spolkù náležejících k »Volné škole« (str 1624);
3. posl. dra Straneckého a soudruhù k nejvyššímu maršálku zemskému ohlednì zamýšleného prodeje »Starého ravelinu« (str. 1625);
4. posl. Posselta a soudruhù k pøedsedovi rozpoètové komise ohlednì pøedložení návrhu školské komisi, týkajícího se regulace platù uèitelù a uèitelek vedlejších pøedmìtù snìmu k rozhodnutí (str. 1626).
Interpellationen:
1. des Abgeordneten Dr. Šubrt und Genossen an den k. k. Statthalter, betreffend die Überstände im allgemeinen Krankenhause in Prag (Seite 1622);
2. des Abgeordneten Legier und Genossen an den k. k. Statthalter in Angelegenheit des Schutzes der zur "Freien Schule" gehörigen Personen und Vereine (Seite 1624);
3. des Abgeordneten Dr. Stranecký und Genossen an den Oberstlandmarschall, betreffend den beabsichtigten Verkaus des "Alten Ravelin's" (Seite 1625);
4. des Abgeordneten Posselt und Genossen an den Vorsitzenden der Budgetkommission, betreffend die Vorlage des Antragesder Schulkommission bezüglich der Regulierung der Nebenlehrer- und Nebenlehrerinnengehalte zur Entscheidung an den Landtag (Seite 1626).
Prohlášení c. k. místodržitele ohlednì odroèení snìmu (str. 1627).
Prohlášení nejvyššího maršálka zemského, že snìm jest odroèen (str. 1627).
Erklärung des k. k. Statthalters über die Vertagung des Landtages (Seite 1627).
Erklärung des Oberstlandmarschalls über die Vertagung des Landtages (Seite 1627).
Schùze zaèala v 11 hod. dop.
Pøedseda: Jeho Jasnost nejvyšší maršálek zemský Jiøí kníže z Lobkowica.
Pøítomni: Námìstek nejvyššího maršálka zemského JUDr. Albert Werunsky a vìtší poèet poslancù.
Jako zástupcové vlády: J. Excel. c. k. místodržitel Karel hrabì Coudenhove a c. k. dvorní rada Jindøich Vojáèek.
Beginn der Sitzung um 11 Uhr Vorm.
Vorsitzender: Seine Durchlaucht der Oberstlandmarschall Georg Fürst von Lobkowicz.
Anwesend: Der OberstlandmarschallStellvertreter JUDr. Albert Werunsky und eine größere Anzahl von Abgeordneten.
Am Regierungstische: Seine Excellenz der k. k. Statthalter Karl Graf Coudenhove und der k. k. Hofrat Heinrich Vojáèek.
Nejvyšší maršálek zemský (zvoní): Zahajuji schùzi.
Ich eröffne die Sitzung.
Žádám, by slav. snìmu bylo sdìleno, které spisy byly tiskem rozdány.
Ich ersuche dem hohen Hause mitzuteilen, welche Druckschriften verteilt worden sind.
Snìmovní tajemník dr. Haasz (ète): Mezi XXXII. sezením byla tiskem rozdána stenografická zpráva o XXXI. sezení snìmu.
Während der XXXII. Sitzung wurde der stenographische Bericht über die XXXI. Landtagssitzung im Drucke verteilt.
Oberstlandmarschall: Ich ersuche dem hohen Hause den Einlauf an Petitionen mitzuteilen.
Žádám, by slav. snìmu bylo sdìleno, které petice došly.
Snìmovní aktuár dr. Mastný ète petice od èís. 0012 až 6247.
Landtagsaktuar Dr. Mastný verlieft den Einlauf an Petitionen von Zahl 6012 bis Zahl 6247.
Oberstlandmarschall: Die Herren Abgeordneten Peschka und Genossen haben mir eine Interpellation an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter überreicht.
Pan posl. Peschka a soudruzi mnì podali dotaz k Jeho Excell. p. místodržiteli.
Ich ersuche die Interpellation zu verlesen.
Landtagssekretär Dr. Haasz (liest): Interpellation des Abgeordneten Franz Peschka und Genossen an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter für Böhmen, betreffend Frachtvereinbarungen der ungarischen Mühlen mit der Ungarischen Fluß- und Seeschiffahrtsgesellschaft.
Nach Budapester Meldungen haben, wie die "Neue Freie Presse" meldet, die ungarischen Mühlen ihre Befrachtungen für das Jahr 1907 mit der Ungarischen Fluß- und Seeschiffahrtsgesellschaft zu einem Satze von 70 Hellern für die Strecke Budapest-Wien loko (Donaukaibahnhof) inklusive dreimonatlicher Lagerfreiheit verschlossen.
Die österreichische Mütterschaft hat schon den Satz von ungefähr 88 h, zu welchem die mehlverfrachtenden Gesellschaften bisher den Transport des ungarischen Produktes von Budapest nach Wien loko besorgt hatten, bekämpft.
Schon vor zwei Jahren hatten die Budapester Mühlen den Versuch unternommen, mit Hilfe eines Agramer Schiffahrtsunternehmens ihre Mehlverfrachtungen bis zu der bislang noch nie notierten Rate von 44 h exklusive der Nebenspesen nach Wien zu bringen, ein Versuch, der an der Unzulänglichkeit der Transportmittel dieser Rhederei und an dem energischen Widerstande scheiterte, den die städtische Lagerhausdirektion dem kroatischen Unternehmen leistete. Nach kurzer Zeit sahen sich die Badapester Mühlen gezwungen, ihren Vertrag wieder zu losen, da die Schiffahrtsunternehmung angesichts der Erhöhung der Lagerhausgebühr aus 30 h (von ursprünglichen 6 h), ferner infolge der strikten Durchführung der Verordnung, daß die mit ungarischem Mehl beladenen Kähne nur in der Reihenfolge ihres Eintreffens entladen werden, ihren Verpflichtungen nicht nachkommen konnte.
Seit jener Zeit besorgten wieder die verschiedenen Donauschiffahrtsgesellschaften den Transport der ungarischen Mehle für Wien loko und Wien transit zu dem oberwähnten Durchschnittssatze von 88 h, der je nach der Konjunktur gewissen Schwankungen unterworfen war. Durch das neue Abkommen mit der ungarischen Gesellschaft ist nun ein starker Wandel in den seit zwei Jahren ziemlich stabilen Verhältnissen eingetreten.
Die Interpellanten fragen Seine Exzellenz den Herrn Statthalter an, ob der Regierung dieser Vorgang bekannt ist, und was die Regierung zu tun gedenkt, um die Interessen der heimischen Landwirtschaft und Mühlenindustrie zu schützen.
Prag am 31. Dezember 1004.
Franz Peschka und Genossen.
Oberstlandmarschall: Ich werde diese Interpellation an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter leiten.
Odevzdám tento dotaz Jeho Excell. panu místodržiteli.
Die Herren Abg. Kasper und Genossen haben mir eine Anfrage an den Oberstlandmarschall überreicht, welche ich zur Verlesung bringe.
Pan posl. Kasper a soudruzi odevzdali nu dotaz k nejvyššímu maršálkovi.
Landtagsaktuar Šafaøoviè (liest): Anfrage der Abgeordneten Kasper, Pacher und Gen. an Seine Durchlaucht den Herrn Oberstlandmarschall, betreffend die Verwendung des für die Gewerbetreibenden bestimmten Notstandskredites von 500. 000 Kronen.
Der für die Gewerbetreibenden bestimmte Teilbetrag des Notstandskredites für Böhmen, der sich auf 500. 000 Kronen beläuft, ist bisher nicht zur Verteilung, beziehungsweise Auszahlung gelangt.
Wie verlautet, wird beabsichtigt, diesen Betrag den Gewerbetreibenden überhaupt nicht auszufolgen, sondern dem Kaiser Franz Josephsjubiläums-Altersversorgungsfonde zu überweisen. Doch ist auch hierüber kein bestimmter Beschluß gefaßt worden.
Der Gewerbestand, der durch die Notlage der Landwirtschaft in den letzten Jahren hart mitgetroffen wurde, hat bisher keinerlei Unterstützung erhalten und weiß überhaupt nicht, wie er daran ist.
Die Unterzeichneten stellen daher an Euere Durchlaucht als Vorsitzenden des Landesausschusses die Anfrage:
1. Was gedenkt der hohe Landesausschuß zu tun, um diesem unwürdigen und peinlichen Zzustande der Ungewißheit ein Ende zu machen?
2. Gedenkt er über die Verteilung des für die Gewerbetreibenden bestimmten Notstandskredites von 500. 000 Kronen baldigst Schlüssig zu werden und welche Unterstützungen beabsichtigt er in dieser Hinsicht zu machen; wie soll insbesondere dem deutschen Gewerbestande der ihm gebührende Anteil an dieser Unterstützung gesichert werden?
Prag den 31. Dezember 1906.
Kasper, Pacher und Gen.
Oberstlandmarschall: Der Herr Abg. Wilhelm Müller hat sich von der heutigen Sitzung entschuldigt.
Pan posl. Vilém Müller omluvil se pro dnešní sezení.
Jednací protokoly o XXIII. až XXX. schùzi ze dne 10. až do 24. listopadu minulého roku byly vyloženy po dobu stanovenou jednacím øádem.
Die Geschäftsprotokolle der XXIII. bis XXX. Sitzung vom 10. bis 24. November 1905 sind in der vorgeschriebenen Zeit zur Einsicht aufgelegt gewesen.
Èiním dotaz, zdali proti znìní tìchto protokolù se èiní námitka.
Ich stelle die Anfrage, ob gegen den Wortlaut dieser Protokolle eine Einwendung erhoben wird.
Nachdem keine Einwendung erhoben worden ist, erkläre ich diese Protokolle für agnosziert.
Nebyla èinìna námitka proti znìní tìchto protokolù a prohlašuji, že jsou schváleny.
Prohlašuji, že slavný snìm jest zpùsobilý usnášeti se.
Ich erkläre das hohe Haus für beschlußfähig.
Pøejdeme k dennímu poøádku.
Wir gehen zur Tagesordnung über.
(Zvoní. ) Na denním poøádku nachází se pokraèování v druhém ètení ve pøièínì prozatímního stanovení zemské pøirážky.
Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der zweiten Lesung, betreffend die provisorische Festsetzung der Landesumlagen.
Es hat zum Schlüsse der vorgestrigen Sitzung ein Redner für die Anträge gesprochen; es gelangt daher gegenwärtig der nächste Redner, welcher gegen die Anträge eingetragen ist, das ist der Herr Abg. Peschka, zum Worte.
Ich erteile das Wort dem Herrn Abg. Peschka.
Abg. Peschka: Hoher Landtag! Wir stehen heute mitten in der Debatte über das Budgetprovisorium, und wie in allen parlamentarischen Körperschaften wird auch hier davon Gebrauch gemacht, daß man nicht nur über die Ziffern des Budgets, sondern auch über alle anderen politischen Angelegenheiten, die die einzelnen Nationalitäten betreffen, spricht.
Aber durch die diesmalige Debatte zieht sich wie ein roter Faden immer ein und dieselbe Post, nämlich das Defizit, das wir im Landeshaushalte haben.
Und fürwahr, es ist gar keine Kleinigkeit für einen geregelten Landeshaushalt, daß man alle Jahre mit derselben Ziffer rechnen muß, einer Ziffer, die sich in aussteigender Richtung bewegt.
Unser Defizit im Landeshaushalte wird von Jahr zu Jahr großer, und zwar, wie dies ganz richtig hervorgehoben wurde, durch das stete Anwachsen der Ausgaben und durch das Stillestehen und Nichtanwachsen der Einnahmen.
Das Defizit beträgt beinahe schon 90 Millionen Kronen und - tote einer der geehrten Herren Vorredner berechnet hat, - wird es bis zu der Zeit, wo es zur Regelung der Finanzen kommt, eine Höhe von 160-170 Kronen erreicht haben.
Es wurde auch von allen, die das Defizit besprochen haben, hervorgehoben, daß man endlich daran gehen müsse, die Sanierung der Landesfinanzen durchzuführen, und es wurde insbesondere von allen Rednern Bezug genommen aus die Vorschläge, die von einzelnen Mitgliedern dieses hohen Landtages dem Landesausschusse vorgelegt worden sind.
Ich werde mich aus die einzelnen Sanierungsvorschläge nicht einlassen.
Das Eine will ich aber hervorheben, daß wir, ich und meine engeren Gesinnungsgenossen, für eine Erhöhung der Landesumlage unter gar feiner Bedingung zu haben sind, denn eine Erhöhung der Landesumlage wäre gleichbedeutend mit dem Ruine der heimischen Landwirtschaft.
Sie wissen ja, meine Herren, daß die heutige Grundsteuer nicht modern ist, sie stammt ja aus einer Zeit, wo man mit ganz anderen Verhältnissen zu rechnen hatte, aus einer Zeit, Wo die Arbeitskräfte und alles Andere billiger Waren, aus einer Zeit, wo die Getreidepreise ungeheuer hoch waren.
Heute Sind die Verhältnisse ganz anders, heute hat man mit anderen Preisen zu rechnen, und wenn in der letzten Zeit nicht ein kleiner Anstieg in den Viehpreisen stattgefunden hätte, wäre unsere Landwirtschaft schon längst dem Ruine preisgegeben.
Infolge des Defizites denken Wir nicht daran, die Landesumlage zu erhöhen, sondern streben vielmehr an, sie womöglich für die Landwirtschaft herabzusetzen. Deshalb werden wir jedem Sanierungsplane unsere Zustimmung geben, welcher die Landbevölkerung entlastet, und in welcher Von einer Erhöhung der Umlage Abstand genommen wird.
Es wurde wiederholt gesagt, wir haben kein besonderes Interesse an der Sanierung der Finanzen dieses Landes, denn wir sind in der Minorität, wir haben hier im Landtage eigentlich wenig mitzusprechen. (Ruf: Aber tuet zu zahlen! Gegenruf: To neni správne!) Jawohl, wir haben sehr wenig hier mitzusprechen, wir haben nur das unbestrittene Recht, mit unseren Steuergeldern für die Bedürfnisse dieses Landes aufzukommen.
Und wenn Sie Gelegenheit nehmen, hochverehrter Herr Bürgermeister von Leitomischl und das Budget durchgehen, so werden Sie finden, daß die czechischen Bedürfnisse überall gut wahrgenommen sind im Budget, mährend die unseren nicht in dem Maße Berücksichtigung finden, wie sie es Verdienen.
Nehmen Sie den Bleistift zur Hand, so Werden Sie finden, daß wir wenigstens die Hälfte der Auslagen, wenn nicht mehr, beitragen zu den Landeseinnahmen, während die Auslagen viel größer auf Ihrer Seite sind, Doch ich will mich auf diese Frage nicht einlassen; denn dies würde zu weit führen. Am heutigen Tage, knapp vor Neujahr, sind wir nicht in der Lage, uns mit Detailziffern zu befassen. Es könnte nämlich dann der Zeitpunkt eintreten, wo wir aufs neue Jahr hinüberkämen, und wenn dann unser Land keinen gesetzmäßig zustande gekommenen Beschluß über das Budgetprovisorium hätte, so konnte der Landesausschuß nicht weiter wirtschaften.
Uns, meine Herren, liegt durchaus nichts daran, daß der Landtag tagt Wir haben unter den Verhältnissen, wie sie jetzt bestehen, gar Sein Interesse an der Tagung des Landtages; denn wir haben im letzten Jahre hier im Landtage gar nichts gemacht als das Budget bewilligt und Schulden gemacht, aus dem einfachen Grunde nämlich, weit die Herren Ihrer Couleur durchaus nichts anderes wollen, als diesen Landtag zu dem stempeln, was Ihr Ideal ist, zu einem Generallandtag des Königreiches Böhmen und die Deutschen immer auf die Seite brücken wollen. Und da wir uns das, meine Herren, nicht gefallen lassen, kann es zu einer Arbeitsfähigkeit im Landtage absolut nicht kommen.
Sie wissen, hochverehrte Herren Kollegen, daß wir arbeiten können und daß wir sehr gerne unsere Kräfte in den Dienst des Landtages stellen werden, daß wir sehr gerne bereit sind, mitzuarbeiten auf dem Gebiete der Gesetzgebung, aber nur dann, meine Herren, wenn Sie uns auch diejenigen Rechte geben, die wir als Deutsche in diesem Lande haben müssen und die uns naturgemäß vermöge unserer Stellung, sowohl der Bevölkerungszahl als auch der Steuerleistung nach zukommen.
Meine Herren! Sie sind ja die Herren der Situation, nicht nur daß Sie die Majorität hier im Landtage haben, Sie sind auch die Herren im Landesausschusse und alle
maßgebenden Referate haben Sie eigentlich im Landesausschusse.
Es wird immer gesagt, daß das Finanzreserat in den Händen der Deutschen ist. Ja, meine Herren, das ist ja hier im böhmischen Landtag das undankbarste Geschäft und deshalb geben Sie uns dieses Geschäft. Und wenn wir nun hier erklärten, daß wir gegen das Budgetprovisorium stimmen, so wurde uns von Seite des Herrn Landesausschußbeisitzers Dr. Herold vorgeworfen, daß wir eigentlich gegen unseren Vertrauensmann stimmen. Nein, meine hochverehrten Herren, wir stimmen nicht gegen unsere Vertranensmänner. Seide Herren haben ja auch im Landesausschusse nichts zu reden, sondern werden nur dort geduldet. Mitzustimmen haben sie wohl das Recht, aber ihre Stimmen haben keine Geltung. Herren sind die Herren Tschechen mit dem feudalen Großgrundbesitz. Wenn wir gegen das Budgetprovisorium stimmen, so wollen wir damit unser Mißfallen, unsere Mißbilligung gegen die Wirtschaft im Lande, im Landesausschusse sowohl als auch im Landtag befunden. Wir wissen, daß das faktisch keinen Einfluß hat, denn wir sind ja ohnehin in der Minorität und werden überstimmt werden. Die Landesfinanzen werden sich in denselben Bahnen weiter bewegen. Wie bisher, wir werden größere Ausgaben aber gleichbleibende Einnahmen haben und werden neue Schulden machen. Aber wir wollen ja mitarbeiten und wir möchten ja die Landesfinanzen Sanieren, jedoch unter der einen Voraussetzung, daß wir, wie ich schon erwähnt habe, die Rechtstellung, die uns naturgemäß hier im Sande zukommt, auch einnehmen.
Wir Wollen es auch deshalb tun, damit die deutsche Bevölkerung nicht immer mehr und mehr belastet wird. Wir müssen darnach trachten, daß eine Entlastung eintritt und daß das Geld, das vom Sande aufgebracht wird, auch fruchtbringend angewendet werde.
Es wurde hier im Landtage wiederholt erwähnt, und auch die Herren haben uns zugerufen, daß wir eine so bedeutungsvolle Stellung im Landesausschusse einnehmen wie z. 93. das wichtige Finanzreferat in den Händen der Deutschen liegt Es wurde schon darauf hingewiesen, daß dies das unpopulärste und undankbarste und eigentlich am allerwenigsten einflußreiche Referat ist. Es wurde auch vom Herrn Dr. Herold gesagt: "Dann habt Ihr noch
zwei Referate, das Wasserreferat und das Flußregulierungsreferat, diese sind auch in den Händen der Deutschen".
Aber bitte, meine Herren, schauen Sie doch hinein ins Budget und sehen Sie, wie viel Gelder aufgewendet wurden für die deutschen Landesteite und wie viel für die tschechischen, und da werden Sie finden, daß das Referat nicht nur sehr objektiv geführt wird und daß auch Sie den größten Anteil an diesem Teile der Landesfinanzen haben.
Und haben denn, meine Herren, die Tschechen gar kein wichtiges Referat in Händen? Was hat z. B der Herr Abg. Dr. Herold in Händen? Das Gerneinde- und Bezirksreferat. (Ruf: To má Dr. Škarda!) Also parbon! Er hat nur das Referat über die Gemeindeangelegenheiten.
Aber bei unseren Verhältnissen in Böhmen wird sehr viet in Gemeindeangelegenheiten gearbeitet und besonders an der Sprachgrenze und dies ist viel politischer als das Finanzreferat.
Haben wir, meine Herren, irgend einen Einfluß auf die größten Landesausgaben, auf die Schulen? Ich bitte, ich will den Herren persönlich nicht nahertreten - ich werde sofort auf den Landesschulrat auch zu sprechen kommen - aber was das Referat Wegen der Ausgaben anbelangt - und bei Errichtung von Schulen hat doch auch der Landesausschuß ein Wort hineinzureden - ist es nicht gleichgiltig, welcher nationalen Gesinnung der Herr ist, der das Referat hat, und es ist das Referat über die Schulangelegenheiten gewiß nicht in deutschen Händen.
Bitte, meine Herren, ich habe gesagt, ich Will niemandem nahetreten, sondern habe nur gesagt, das Referat ist nicht in unseren Händen; wie wir behandelt werden hier im Landesausschusse, ist ja bekannt.
Es ist doch bezeichnend; der Herr Oberstlandmarschall gehört der feudaltschechischen Partei an, im Landesausschusse haben wir zwei Beisitzer und unter diesen Beisitzern ist der Vom Kaiser ernannte. Oberstlandmarschallstellvertreter, aber er wurde nicht vom Oberstlandmarschall als sein Stellvertreter im Landesausschusse ernannt, sondern wieder einer aus der feudalen Majorität.
Politisch wäre es, daß man wenigstens den Stellvertreter im Landesausschusse auch von einer anderen politischen Partei nimmt.
Sitte, es steht vollkommen so in der Landesordnung, aber bei uns wird ganz einsach aufgeteilt, so wird auch ein Mitglied des feudalen Großgrundbesitzes mit der Stellvertretung im Landesausschusse betraut.
Es wurde viel darüber gesprochen und die Herren haben erwähnt, daß wir hier einen k. k. Landesschulrat haben und halten sich ungeheuer darüber auf.
Der Herr Kollege hätte es vielleicht lieber, wenn wir einen kgl. tschechischen Landesschulrat ungeteilt hätten (Lebhafter Beifall!), wo dieser Landesschulrat über das Wohl und Wehe, aber wahrscheinlich nur über das Wehe der deutschen Schule zu entscheiden hätte. Wenn sie dort sitzen würden und es wäre ein ungeteilter Landesschulrat, dann wäre über uns nur Wehe zu schreien ! (Heiterkeit. )
Es ist ja ganz richtig und von verschiedener Seite hervorgehoben worden, daß der Landesschulrat die Behörde ist, die beschließt, die zahlende ist eine ganz andere Körperschaft, Während nämlich das Land für die Verpflichtungen aufzukommen hat, ist der Landesschulrat beschließend. Aber da ist mit den eigenartigen Verhältnissen Öfterreichs zu rechnen und ich bin, Gott sei Lob, sehr froh, daß es wenigstens so ist. Denn, wenn auch der Landesschulrat in die Hand der autonomen Verwaltung übergehen würde, wäre unser Schicksat besiegelt. Wir sind mit dem deutschen und tschechischen Landesschulrat auch nicht immer zufrieden und in letzter Zeit - das gibt mir Gelegenheit heute darüber zu sprechen - waren wir mit ihm sehr unzufrieden und zwar aus dem Grunde, weil der Landesschulrat einen Erlaß herausgegeben hat, der direkt gegen die ländliche Bevölkerung und Lehrerschaft gerichtet war. Sie werden sich erinnern, meine Herren, daß in den früheren Jahren 1900 und 1905 von Seite des Landesschulrates ein Erlaß herausgegeben wurde, der darauf abzielt, daß die Lehrerschaft mitarbeite an der genossenschaftlichen Tätigkeit auf dem flachen Lande. Und ich muß sagen, dieser Erlaß hat einen warmen Wiederhall gefunden, und unsere Lehrerschaft hat sich warm der genossenschaftlichen Bewegung angenommen und steht mitten in der genossenschaftlichen Bewegung der Landgemeinden.
Die Raiffeisenkassen sind die Grundlage der.
genossenschaftlichen Tätigfeit und haben zugenommen. Nicht nur in deutschen, sondern auch in tschechischen Gemeinden sind sie ein großer Faktor, mit dem man rechnen muß. Sie haben sich entwickelt, haben etwas vollzogen, waren imstande, etwas durchzusetzen, was seinerzeit nur als Ideal vorgeschwebt hat: Sie haben nämlich den Geld-und Warenwucher am Lande erschlagen, aber gleichseitig - ich möchte sagen - waren sie der Ursprung gewesen, aus denen heraus sich das Genossenschaftswesen entwickelt hat; wir sehen in Böhmen eine Reihe von Produktivgenossenschaften auf dem Lande entstehen, die Bereit sind, mitzuarbeiten und fördernd in die Landwirtschaft einzugreifen.
Daß diese landwirtschaftlichen Bezirksvorschußkassen Spareinlagen aufnehmen, ist Ihnen ja bekannt. Daß diese Spareinlagen von Jahr zu Jahr größere Dimensionen einnehmen, ist deshalb selbstverständlich, weil die Zahl der Raiffeisenkassen wächst einerseits, anderseits das Vertrauen zu ihr wächst, drittens,. weil ein größerer Sparsinn in der Bevölkerung wachgerufen wurde und viertens. Weil ein Teil der Bevölkerung sich finanziell besser steht, und das hat den Neid einzelner städtischen Sparkassen erregt. Wir sind keine Feinde der städtischen Sparkassen, wir wissen, was wir ihnen Zu verdanken haben, daß sie mäßigen Hypothekarkredit für das Land Besorgt haben. Aber Wenn wir den Sparkassen alles Gute gönnen und wünschen, so haben sie nicht das Recht, anderen, frei sich entwickelnden Instituten neidisch zu sein. Der Beschluß einer solchen Sparlasse und eines Ortschulrates haben es veranlaßt, daß der Landesschulrat einen Erlaß herausgegeben hat, in welchem der Lehrerschaft bedeutet wurde, sich nicht mehr an der Arbeit der Raiffeisenkassen beteiligen zu dürfen. Dieser Erlaß schließt mit folgenden Worten: "Bis zur endgiltigen Regelung ist in jedem Falle, wo es sich um die Übernahme einer Funktion in der Verwaltung einer Raiffeisenkasse, insbesondere einer mit Geldgebarung Verbundenen Funktion durch eine Lehrerperson handelt, die Entscheidung des k. k. Landesschulrates einzuholen. Alle, Lehrerpersonen, welchen die Bewilligung zur Übernahme von solchen Funktionen bereits erteilt wurde oder noch erteilt werden wird, sind verpflichtet, nach Möglichkeit für die den Vorangeführten Grundsätzen entsprechende Führung der Kassengeschäfte einzutreten, und falls sich ihre diesfälligen Bemühungen als erfolglos erweisen
sollten, auf die weitere Tätigkeit bei der Anstalt zu verzichten. Hievon ist die unterstehende Lehrerschaft auf Grund des Erlasses des k. k. Landesschutrates vom 29. März 1906,, 8. 14166 zu verständigen. "
Mit welchem Rechte kommandiert nun ein Ortsschulrat und eine Sparkasse den Landesschulrat und mit welchem Rechte tritt der Landesschulrat gegen die ländliche Bevölkerung auf? Die Lehrerschaft vom Lande gehört doch zur ländlichen Bevölkerung.
Sie ist moralisch Verpflichtet mitzuarbeiten und wir sind froh, daß wir im Sande einen Zusammenhang zwischen der Lehrerschaft und der landwirtschaftlichen Bevölkerung haben. Und zu Gunsten einer Institution soll dieses günstige Verhältnis auf einmal getrübt werden!
Es sind Fälle vorgekommen, wo man den Lehrern versagt hat, diese Funktionen anzunehmen. Es haben daher alle Korporationen und auch landwirtschaftliche Verbände, sowohl deutsche als tschechische. Beim Landesschulrate angesucht, daß dieser ungesetzliche Erlaß zurückgezogen werde. Dies ist aber bis jetzt nicht geschehen.
Ich muß aber doch anerkennen, baß man ihn wenigstens nicht handhabt. (Rufe: Echt österreichisch!)
Aber wohin kommt es dann mit der Autorität der Behörden, wenn ein Erlaß gar nicht handhabt wird, der zu Recht Besteht?
Da zeigt sich wieder die echt österreichische Verwaltung; man gibt einen Erlaß heraus, und dieser wird dann nicht handhabt.
Wenn man aber den Erlaß handhabt, so ist das nicht nur für die Lehrerschaft unangenehm, sondern auch für die Landwirte unliebsam. (Abg. Kasper ruft: Es wäre dies geradezu eine Katastrophe!)
Es wäre dies vielleicht nicht geradezu eine Katastrophe, aber doch von unangenehmen Folgen begleitet.
Darum soll man unseren gerechtfertigten Wünschen Rechnung tragen und den Erlaß zurückziehen.
Lassen Sie mich, meine Herren, zu einem anderen Kapitel übergehen.
Es wurde schon von Verschiedenen Seiten in der Debatte hervorgehoben, daß wir berechtigte Beschwerden gegen die Landesver-