Sobota 4. ledna 1902

stützen sie auch noch ungeschickterweise und über Nacht ist diese gewisse tschechische Minorität da, die der Abgeordnete Kalina in so außerordentlicher Weise geschützt wissen will (Ruf: Wir kriegen oft Beamte, die nicht einmal deutsch können!)

Nun, meine Herren, um von einem anderen sehr ernsten Gebiete zu sprechen, die Tschechisierung ist in vielen Richtungen durch die Geistlichkeit ersolgt, wie der ersehen kann, der die Verhältnisse des südlichen Böhmens im Lause der letzten Jahrzehnte mit einigem Interesse verfolgte. (Ruf: Øiha).

Ich will nicht auf den Bischof Riha zu sprechen kommen, ich will aus einen von Ihnen beinahe heilig gesprochenen, auf den Bischof Jirsik, zurückkommen. Was geschah im Böhmerwald und im südlichen Böhmen unter dem Eiufluss des Herrn Bischofs Jirsik. Es ist soweit gekommen, dass weitens die meisten Pfarreien, auch deutsche, mit Tschechen besetzt wurden.

Meine Herren! Ich weiß von Bekannten welche im Seminar in Budweis waren, dass sie dadurch, dass sie in der Minorität und expoponiert waren, sich genöthigt sahen von dort auszuwandern und, wenn sie heute in Niederösterreich Umschau halten, so sind alle diejenigen Bauernsöhne, welche den Beruf des geistlichen Standes in sich fühlen, genöthigt, ihre eigene Heimat zu verlassen. Sie sind geächtet und rechtlos, weil auch, Gott sei s geklagt, vom Patron die Unterstützung der Tschechen bei Besetzung der Pfarreien zum Grundsatz gemacht wurde. Und, meine Herren, dieser Faktor hat es bewirkt, dass die künstlich aufgepäppelte tschechische Minoritäten zu einer mindestens scheinbarer Bedeutung gelangt sind. Nun, meine Herren, im Laufe der letzten Zeit ist es etwas besser geworden. Man hat, und ich glaube mit Recht, und wir sind den maßgebenden Persönlichkeiten zu aufrichtigem Danke verpflichtet, hier von dieser Stelle aus sei es gesagt, man hat eingesehen, das die deutsche Bevölkerung auch einen Anspruch ausdeutsche Geistlichkeit hat. (Beifall. )

Und, meine Herren, Solange die tschechischen Bischöfe ihre agitatorische Tätigkeit im füdlichen, östlichen, überhaupt in ganz Böhmen ausgebreitet haben, hat niemand ein Wort der Entrüstung über dieses Vorgehen gefunden.

Heute, wo hochvermögende maßgebende Herren des Priesterstandes, die Sich nicht nur als solche, sondern auch wegen ihrer deutschen Gesinnung allenthalben der höchsten Achtung erfreuen, daran gegangen sind, der Pflicht gegenüber der deutschen Bevölkerung gerecht zu werden und zu sehen, dass nach und nach ein deutscher Priesterstand in den Seminarien herangezogen wird, heute wird ihnen von Herrn Dr. Herold mit großer Emphase zum Vorwurf gemacht, als wenn Gott weiß was verbrochen wird. Meine Herren, das ist nichts als ein gutes heiliges Recht der Deutschen, deutsche Priester zu haben.

Und, meine Herren, um von einem andern Gegenstande zu sprechen: warum die Los von Rom - Bewegung bei uns wächst, so ist es Ihre Schuld. (Ruf: In unserem Königreiche Böhmen Abg. Grössl ruft zum Abg. Maštálka: Sie werden noch König von Böhmen! Wir setzen Ihnen die Krsne auf!)

Meine Herren! Wenn die maßgebeuden Peinlichkeiten der Geistlichkeit, auf welche der Herr Dr. Herold angespielt hat und die er in feine Debatte zu ziehen in einer wenig feiner Form sich veranlasst gefunden hat, auch thatsächlich die Nothwendigkeit sehen, dem deutschen Volke auch deutsche Priester zu geben, so handeln sie ui. t t nur im Sinne ihres Volkes, sondern auch als treue Söhne ihrer Religion. Sie haben erkannt und mussten erkennen, dass es kein besseres Mittel gibt als unsere Bevölkerung in die Los von Rom-Propaganda hineinzutreiben als die èechischen Priester. (Lebhafte Zustimmung. )

Wenn thatsächlich die "Los von Rom"Bewegung Ausbreitung gefunden hat, So ist dies zum großen Theil aus das Kerbholz dieser Geistlichen zu setzen. Der Herr Abg. Kalina hat ferner hervorgehoben, dass die Èechen bei den Beamten kein rechtes Gehör finden, dass sie aus kein Wohlwollen rechnen können, dass sich auch deutsche Beamte manchmal als Deutsche zu fühlen so frei sind, obwohl sie aus den Steuergeldern bezahlt werden, so möchte ich erwähnen, dass Herr Abg. Dr. Stranský diese Tage im mährischen Landtage daraus hingewiesen hat, dass sich 3-4 Beamte des Landesausschusses erkühnt haben, irgend einen Aufruf, der zum Besten des deutschen Schulvereines verfasst war, zu unterschreiben.

Wir sind hier in Böhmen nicht viel besser daran; sie wissen sehr gut und es verdient heute festgestellt zu werden, dass die deutschen Beamten beim Landesausschusse auf dem Aussterbeetat sind, (Rufe: Welche? Es gibt keine mehr!), dass auch in jenen öffentlichen wohltätigen Corretionsanhalten, welche im deutschen Sprachgebiete errichtet werden, die weitaus meisten Beamten fast ausschließlich Èechen sind (Rufe: Ausschließlich!). Wenn sich deutsche Gemeinden um die Errichtung derartiger Institute aus wirtschaftlichen Gründen beworben haben, so wurden ihnen ungeheuere Schwierigkeiten bereitet, und haben sie dieselben erreicht, so haben sie mit diesen Anstalten eine nationale Noth in ihrem Gebiete heraufbeschworen.

Ich habe vor einigen Tagen die Nachricht bekommen über den Stand der Beamtenschaft der Correctionsanstalt in Grulich. Sie werden zugeben, meine Herren, dass das eine deutsche Stadt ist (Rufe: Beinahe! Gelächter), Grulich ist wirklich ganz deutsch bis auf die èechischen Landesbeamten und die èechischen Corrigenden, die hinkommen (Heiterkeit!).

Nun, meine Herren, dort sind im Ganzen 10 Beamte und von den ganzen 10 Beamten sind der Director, der Verwalter, die Oberlehrer und so weiter lauter Èechen, und nur ein einziger Lehrer ist deutsch.

Von 18 Dienern sind 16 Èechen, 2 Deutsche.

Nun, meine Herren, Sie werden einwenden, dass sich kein Deutscher gemeldet hat. Sie werden aber zugeben müssen, dass es ein zweifelhaftes Vergnügen ist, sich irgendwo zu melden, wenn man im Vorhinein weiß, dass man abgewiesen wird. In dem Augenblicke, wo der Landesausschuss eine andere Praxis promulgirt, wo deutsche Bewerber, wenn sie sich melden, auch berücksichtigt werden, dann wird auch in dieser Richtung Wandel in Bezug aus die Bewerbung eintreten.

Ganz ähnlich sind die Verhältnisse in Dobrzan. Es wurde auch im Reichsrathe auseinandergesetzt, dass sich bei der Volkszählung mehr oder weniger Niemand Anderer als Èeche bekannt hat, als die èechischen Beamten der Landes-Irrenanstalt in Dobrzan.

Nun, ich mochte noch aus ein Moment aufmerksam machen, welches hier nothwendig berührt werden muss, und zwar ist es die Angelegenheit der Volkszählung.

Der geehrte Herr Abgeordnete Kalina hat uns als Ideal einer Volkszählung eine solche hingestellt, welche unter Mitwirkung der autonomen èechischen Organe stattfindet (Ruf: Das glaubt er selbst nicht!). Nun meine sehr geehrten Herren, für eine solche Volkszählung, die nichts anderes wäre, als ein Hohn auf die Wahrheit der Volkszählung, möchten wir uns bestens bedanken (Abg. Hoøica ruft: Die deutschen Gemeinden treffen ganz anderes, siehe Reichenberg! Abg. Peschka: Was ist mit Prag?)

Nun, wenn Sie immer daraus hinweisen, wie schlecht es eigentlich der eingeborenen èechischen Bevölkerung hier geht, so möchte ich nur daraus zurückkommen, dass die Gesammtausgaben des Landes von etwa fünfzig Millionen Kronen zum weitaus größten Theile dem èechischen Volke zugute kommen, ich bitte, ein weitaus größerer Theil und weitaus über die Gebühr und Steuerkraft ihres Volkes hinausgehend.

Was die Volkszählung anbelangt, sind Sie, meine Herren, ja sehr wenig wählerisch. Ich wiederhole, was ich bezüglich Pilsen gesagt habe, dass die Deutschen in Pilsen 50 Pct. aller Umlagen zahlen, und dort ein èechisches Theater um 1/2 Millionen Kronen und eine Beseda um 600. 000 Kronen rein aus den Geldern, zu denen wir auch zu 50 Pct. beisteuern, erbaut wurde. (Ruf: Das sind auch öffentliche Gelder!)

Und wir haben, meine sehr geehrten Herren, redlich beigetragen zu den Arbeiten der Landesverwaltung, wir haben redlich beigetragen zur Ausbringung der Landesumlagen.

Es muss hier doch festgestellt werden, dass ein größeres Theil, wie bemerkt, aus den Umlagen lediglich den Èechen zugute kommt, dadurch dass sich die Verwaltung in ganz èechischen Handen befindet, alle wirtschaftlichen Anstalten des Landes draußen nur von Èechen verwaltet werden, die naturgemäß nur èechische Bediente, Arbeiter und Gewerbsleute heranziehen, dass kurz und gut, das Geld, welches in den Landesfäckel fließt, nur zu geringsten Theil unseren Zwecken zukommt.

Meine Herren, da gibt es nur ein Mittel, das ist die reinliche Scheidung (Lebhafter Beifall), die so unendlich leicht durchgeführt werden kann, ohne lange das Gutachten des Landtages abzuwarten.

Sie wissen sehr gut, meine Herren, dass die Angelegenheit bezüglich der nationalen Abgrenzung schon ziemlich weit vorgeschritten ist. Das ist kein Geheimnis, dass bei den Verständigungsconferenzen im Jahre 1900 das ganze Material von Sr. Excellenz dem Herrn Ministerpräsidenten vorgelegt wurde.

Meine Herren! Es ist kein Geheimnis davon zu sprechen, dass die nationale Abgrenzung bis aus das i-Tüpfelchen förmlich vorbereitet ist, und die Regierung nur eines Federstriches bedarf, sie durchzuführen. Wenn die Regierung - Se. Excellenz der Herr Statthalter hat vom "Muthe zum Frieden" gesprochen, und ich acceptiere gern das Wort, - den Muth und die Entschlossenheit dafür hat, den Boden zu schaffen für eine Verständigung, so wäre die nationale Abgrenzung mit einem Federstriche fertig. (Gelächter. )

Und, meine Herren, vor gewissen Gutachten des Landtages à la Weckelsdorf ist mir absolut nicht bange. Sie wissen sehr gut, - wenn Sie es nicht wissen, möchte ich es eben feststellen, - dass die Regierung an ein Gutachten des Landtages nicht gebunden ist, dass sie es gar nicht abwarten muss, dass nach den gesetzlichen Bestimmungen vom Jahre 1888 und 1873 bei Errichtung von Bezirks- und Kreis-Gerichten dem Landtage bloß Gelegenheit gegeben werden muss, sein Gutachten abzugeben. (Abg. Hoøica: Nicht abwarten ?)

Das ist die richtige Anschauung, die ich aus dem Buche vom Herrn Prof. Pražák, der doch Ihr Anhänger ist, habe. (Ruf: Der kann sich auch irren!)

Nun, meine Herren, wenn diese Grundlage geschaffen wird, wird irgend einer oder der andere einen kleineren oder größeren Rummel erheben, aber innerhalb zweier oder dreier Jahre wird sich Alles vollständig beruhigt haben.

Die Grundlage für die Verständigung, wenn es nicht freiwillig geht, muss eben zwangsweise geschaffen werden, und zwar ein Zwang, meine Herren, den Sie sich aus dem

Grunde sehr gerne gefallen lassen werden, weil die nationale Abgrenzung nicht bloß wenn dies auch allerdings zum größeren Theile der Fall ist - uns Deutschen zugute kommt, sondern sich auch auf viele Bezirkstheile erstreckt, welche zu deutschen Bezirken als Minoritäten zugetheilt sind.

Ich resummire dahin, dass es unbedingt nothwendig ist, die Grundlagen für die Verständigung in Bälde zu schaffen, die nationale Abgrenzung zu bilden, und dass es unbedingt nothwendig ist, jeden Faden der Verständigung, soferne er von der Regierung aufgestellt wird, zu ergreifen, und ich stimme daher allen Anschauungen, welche Herr College Dr. Eppinger zum Ausdrucke gebracht hat, vollkommen bei.

Bezüglich Prachatitz werde ich noch aufmerksam gemacht, dass auch der Herr Abgeordnete Kalina in seiner hohen Eigenschaft als Obmann der Geschworenenbank seine Anschauungen zum Ausdruck gebracht hat, und höre eben, dass College Dr. Kiemann diese Angelegenheit auf das richtige Maß im Wege einer thatsächlichen Berichtigung Zurückführen wird. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen. )

Nejvyšší maršálek zemský: Dovoluji sobì ohlásiti, že se dal zapsati jako øeèník pro návrhy komise pan posl. princ Schwarzenberg.

Ich erlaube mir mitzutheilen, dass Sich der Herr Abgeordnete Prinz Schwarzenberg noch als Redner für die Anträge des Landesausschusses hat eintragen lassen.

Než budeme pokraèovati v jednání, vidím se nucena aspoò nìkolika slovy se zmíniti ještì o èásti øeèi p. poslance dra Baxy. Aèkoliv jsem vèerejšího dne jiného p. øeèníka již byl na to upozornil, že o osobnosti Jeho Velièenstva nemá býti v jednání snìmovním, èinìna zmínka, co se týèe Jeho èinù vládních, tedy ve slovech p. dra Baxy byl tento zpùsob opakován a sice ještì k tomu zpùsobem dosti neuctivým. To jest zpùsob mluvení, který nemohu pøipouštìti, a žádám, aby budoucnì takovým zpùsobem o Jeho Velièenstvu nebylo mluveno.

Ich ertheile das Wort dem Herrn Abgeordneten Grafen Franz Thun.

Abgeordneter Franz Graf Thun: Hohes Haus! Wir Stehen heute bereits im Zweiten Tage der Debatte über das sogenannte Budgetprovisorium und wir beschäftigen aus mit jenen Anträgen, die der Landesausschuss dem Landtage vorgelegt hat, betreffend die provisoriche Forierhebung der Landesumlagen für die ersten 3 Monate des nunmehr begonnenen Jahres und über jene Maßnahmen, die sich auf die entsprechende Stärkung der Kassabestände beziehen.

Wir werden wohl nicht anders können, als den Anträgen des Landesausschusses beizustimmen.

ES ist naturgemäß, dass bei der Berathung des Budgetprovisoriums den budgetären Theilen des in Verhandlung stehenden Gegenstandes eine geringere Beachtung beigemessen wird, weil man sich mit vollem Rechte sagt, dass eine gründliche und erschöpfende Behandlung und Berathung des Budgets selbst jenem Zeitpunkte vorbehalten werden kann und zum Theile vorbehalten werden muss, wo eigentlich das Budget in Verhandlung steht.

Nichts destoweniger halte ich es doch für nothwendig, wenigstens mit wenig Worten meinen Eindruck über jenes Bild zum Ausdrucke zu bringen, welches in außerordentlich lichtvoller Weise der verehrte Budgetreferent des Lande ausschusses uns zu Beginn der Debatte gestern entrollt hat.

Wir alle wissen ja, dass der Stand unserer Landesfinanzen außerordentlich traurig ist, und uns allen ist daher die Darstellung des Herrn Landesausschussbeisitzers wohl keine Überraschung gewesen, keine Überraschung wenigstens insoweit, als uns die großen Ziffern, die er uns vorgeführt hat, hinlänglich und sattsam bekannt sind.

Nichts destoweniger glaube ich, dass wildem Herrn Landesausschussbeisitzer für die Art und Weise Seiner Darstellung Dank schulden. Denn allerdings halte ich es bei den misslichen finanziellen Verhältnissen immer für ein nothwendiges Ding, dass in klarer und unverblümter Weise die traurige Situation der Finanzen beleuchtet und dass das hohe Haus darauf aukmerksam gemacht wurde, dass sich ein finanzieller Zustand bei uns eingebürgert hat, der ans die Länge der Zeit hin unhaltbar werden kann, dass wir uns Sowohl mit der Frage der Bedeckung der Ausgaben des Landes eingehend und vorsichtig beschäftigen müffen, dass wir uns aber auch bei der Votirung von Ausgaben stets vor Augen halten müssen, dass keine Ausgaben votirt werden dürfen, für welche keine Bedeckung vorhanden ist. Denn der Zustaud, der seit einer Reihe von Jahren besteht, das Deficit im Wege der Schuldaufnahme zu decken, kann nicht als dauernde Institution angesehen werden. Es wäre wohl nur sehr erfreulich, wenn wir so bald als möglich von diesem sehr bedenklichen Wege wieder abgehen würden.

Der Stand der Finanzen ist wahrhaft ein außerordentlich trauriger. Heute jedoch bleibt kaum etwas Anderes übrig, als diese traurige Thatfache zur Kenntnis zu nehmen, wie sie im Berichte des Herrn Landesausschussbeisitzers, sowie in der abgedruckten Vorlage zum Ausdruck gelangt ist, dass wir es außer der 55 percetigen Landesumlage mit einem unbedeckten Erfordernis von 4½ Millionen Kronen beiläufig zu thun haben werden, für welche nichts anderes zu thun Sein wird, als im Wege der Contrahirung einer Schwebenden Schuld Vorsorge zu treffen.

Ich möchte die Veranlassung, welche mich bewogen hat zum Budgetprovisorium zu sprechen, auch nicht vorübergehen lassen, ohne mich mit der formalen Seite einen Augenblick zu beschäftigen, wenn ich mir auch dessen vollständig bewusst bin, dass ich nur wiederhole, was Schon öfters gefagt worden ist, und eine Klage neuerlich ausspreche, die zu wiederholtenmalen von anderen und viel berufeneren Seiten ausgebrochen worden ist, indem ich nämlich die Thatsache betone, dass das Land in die Berathung Seines Budgetprovisoriums nicht rechtzeitig eintreten kann. Es ist eine Erscheinung, welche sich sehr oft wiederholt hat und die jedenfalls vom Standpunkte einer geregelten Finanzwirtschaft nur lebhaft bedauert werden kann. Es ist naturgemäß, dass die Berathung eines Budgets wesentlich an Wert verliert, wenn Sie zu einem Zeitpunkte Stattfindet, wo schon ein Theil und ein ziemlich großer Theil des Jahres und der in diesem Jahre aufzuwendenden Mittel verflossen ist.

Diesen Übelstand hat man Schon zu wiederholtenmalen zu beklagen gehabt, und ich glaube, dass ihm nicht früher wird erfolgreich begegnet werden können, bevor man sich nicht entschlossen hat, Sei es für Staat und Land getrennte Budgetjahre ins Auge zu fassen, sei es eventuell einen Weg zu versuchen, durch Berathung und Beschlussfassung über ein für mehrere Jahre zusammengestelltes Budget die Dauer der Verhandlung etwas abkürzen. Dann erst wird es den Vertretern, den Abgeordneten, möglich sein, vorher oder zumindest ganz zu Beginn eines Budgetjahres Sich mit den einzelnen Budgetposten zu beschäftigen, dann erst wird es möglich sein, zu einem Zeitpunkte in die Berathung der Budgetposten einzugehen, wo der Erfolg der Abstimmung, der Erfolg der Berathung Sich eventuell noch ziffermäßig im Budget wird ausdrücken lassen. Heute bleibt nichts anderes übrig, als den Wunsch auszusprechen, und er ist ja in dieser Debatte wiederholt Schon zum Ausdruck gebracht worden, dass es dem Landtage des Königreiches so bald als möglich vergönnt Sein möge, neuerlich zusammenzutreten, um nicht nur jene große Zahl von Arbeiten zu bewältigen die ihm verfassungsmäßig obliegen, Sondern in erster Reihe um Sich mit dem eigenen Haushalte, mit dem eigenen -Budget beschäftigen zu können.

Relativ gering sind die Gesichtspunkte, welche bei einer Budgetprovisoriumberathung vom budgetären Standpunkte erörtert werden Es ist ein alter Brauch, dass Sowohl beim Budgetprovisorium, als beim Budget selbst gleichmäßig das Bedürsfnis besteht, eine längere, eingehendere Debatte zu führen, welche sehr bald von dem Boden trockener Ziffern abspringt und auf das viel fruchtbarere und angenehmere Diskussionsterrain der Politik hinüberführt.

Das ist selbstverständlich auch diesmal geschehen und es hat, wie ich glaube, dies jeder erwartet, denn es ist natürlich, dass das reugewählte Haus, aus einer Reihe von politischen Parteien zusammengesetzt, geradezu

Sich die Pflicht auferlegt, politische Gesichtspunkte zu erörtern und die Anschauungen der Parteien zum Ausdruck zu bringen. Auch diesmal ist davon in ziemlich ausgiebiger Weise ein wenn auch zum großen Theil in mäßigen Schranken gehaltener Gebrauch gemacht worden.

Es ist dies natürlich, dass in einem Lande, wo neben den wirtschaftlichen Differenzen neben den politisch verschiedenen Anschaungen das nationale Moment eine so hervorragende Rolle spielt, das doppelte Bedürfnis empfunden wird, feinen Standpunkt zu präcisieren und, je größer die Gegenstände sind, desto mehr entsteht bei dem Einzelnen und bei den Parteien das Bedürfnis, seine politische und nationale Anschaunung zum Ausdrucke zu bringen.

Es werden Reden gehalten, und es ist wohl unvermeidlich, die mehr den Zweck der professio fidei zu erreichen trachten, als den Zweck, die Gegensätze zu mildern und die meiner Ansicht nach so außerordentlich nothwendige Annäherung vorzubereiten.

Und so ist es denn diesmal auch geschehen. Es ist begreiflich gewesen, dass hüben und drüben, dass da und dort das Bestreben obgewaltet hat, Parteiarischaunngen, ich möchte sagen, programmatische Parteianschauungen, zum Ausdruck zu bringen. Wie ich Schon gestreift habe, ist es das nationale Moment, welches hier mit im Vordergrund einer jeden politischen Discussion Steht, das nationale Moment, welches die beiden Volksstämme, die dieses Land bewohnen. Seit ihrem Zusammen- und Nebeneinanderwohnen beschäftigt, und das nationale Moment ist es in erster Reihe, welches wie eine Scheidewand Steht zwischen den Abgeordneten, die in diesem Hause die Anschauung ihrer Wählerschaft zu vertreten haben, die sonst vielleicht auf manchen anderen Gebieten politischer Auffassung sich außerordentlich nahe stehen.

Wie in zwei Festungen verschanzt, stehen sich die - leider - feindlichen nationalen Gegner gegenüber, und doch ist meiner Ansicht nach die Einnahme weder der einen noch der anderen Festung durch Gewalt, durch den Krieg möglich.

Nun kann aber der Krieg keine dauernde Institution sein, und es muss meiner Ansicht nach fort und unausgesetzt das Bestreben obwalten bei jedem, der es rechtschaffen für das Wohl des Landes meint zu einer friedlichen Löfung zu gelangen, eine friedliche Löfung zum mindesten vorzubereiten.

Ich glaube, wir haben alle dazu Vollauf Grund, denn es ist gestern schon in den Discussionen mit vollem Recht gesagt worden, dass dieser nationale Streit uns allen ja schadet, dass wir alle unter diesem nationalen Streite leiden.

Beide Theile sind diejenigen, die den Schaden davon tragen. Es ist das Land, welches seinen culturellen und wirtschaftlichen Höhepunkt denn doch nur der Thätigkeit der beiden hochentwickelten, dieses Land bewohnenden Volksstämme zu danken hat.

Es leidet der Staat unter dem nationalen Streit, denn er ist in seiner weiteren ruhigen Entwicklung gehindert, er kann sich nicht jenen großen Aufgaben zuwenden, welche in erster Reihe von ihm zu lösen wären.

Wir brauchen den nationalen Frieden nach meiner festen Ueberzeugung, wenn wir unseren Wohlstand herbeiführen wollen, wir brauchen den nationalen Frieden, wenn wir jene Kräfte, die durch den nationalen Krieg heute gebunden sind, zu productiver Arbeit vereint sehen wollen, im Interesse des Staates, im Interesse des Landes, im Interesse von uns allen.

Die Zeit ist wirklich ernst genug, dass man immer und immer wieder den Wunsch aussprechen muss, dass man zu einer solchen Annäherung, zu einer solchen friedlichen Verständigung kommen möge, denn wir stehen in einer schweren und ernsten Zeit, unsere Zukunft ist ziemlich verschleiert durch unsere politischen Verhältnisse.

Wir stehen vor einer nahezu unbekannten politischen Zukunft, wir stehen aber vielleicht auch vor einer Krise, welche unsere producierenden Kreise, mögen sie nun die eine oder die andere Sprache sprechen, schwer treffen, ja geradezu vernichten kann.

In Staaten, die ausschließlich national sind, kann unlengbar das nationale Moment staat bildend und geradezu staatserhaltend sein. Bei uns jedoch, sowohl in unserem engerem Vaterlande als schon gar und vollends in unserem schonen und geliebten Gesammtreiche, kann das ausschließlich nationale Moment eine positive Gefahr werden, wenn es soweit geht, dass es seine Befriedigung nur darin erblickt, wenn der andere nationale Theil beherrscht und unterdrückt werden soll. (Bravo! Výbornì!)

Es muss daher, meiner Ansicht nach, ein billiger Ausgleich gefunden, ein billiger Ausgleich zum Mindesten gesucht werden.

Und im Bordergrunde der nationalen Streitigkeiten, die unser gesammtes Vaterland beherrschen, steht der deutsch-böhmische Streit. Es ist der schwerste, es ist der intensivste; an dessen Schlichtung muss daher, meiner Ansicht nach, zuerst gegangen werden.

Wir alle müssen es wünschen, dass zuerst an die Schlichtung dieses Streites gegangen wird; denn dieser Streit zehrt an unserem eigenen Mark. (Bravo!)

Und stellt man sich die Frage, ob denn die Ausgleichung dieser Gegensätze wirklich gar so schwer ist, so möge der hohe Landtag es mir verzeihen, wenn ich der Anschauung bin, dass es nicht gar so furchtbar schwersein könnte.

Ich muss mich dem Vorwurfe aussetzen, dass ich ein Idealist oder ein Schwärmer bin. Ich glaube eine Annäherung, ich glaube, eine langsame Vorbereitung einer Versöhnung und Ausgleichung wäre nicht ein Ding der Unmöglichkeit, weil uns alle jene Kenntnis schon zu statten kommt über den Umfang des Streites, über das Gebiet, welches dieser Streit innerhalb seiner Sphäre gezogen hat.

Wir alle kennen die programmatischen Forderungen beider Seiten, und wir alle können daher auch selbst vor unserem eigenen gewissenhaften Forum uns ein Urtheil bilden, ob wir, wenn wir rechtschaffen prüfen, der Anschauung beipflichten können, dass eine friedliche Lösung möglich ist.

Ich gehöre zu diesen Männern, ich gehöre zu jenen Personen, die es als eine Aufgabe erachten, immer am Frieden zu arbeiten, ich gehöre daher auch folgerichtig zu jenen, welche die Erreichung des Friedens für eine mögliche Sache halten.

Natürlich ist die Voraussetzung des Zustandekommens eines Ausgleiches, die Voraussetzung des Zustandekommens und der Vorbereitung eines Friedens, vorerst und vor Allem die Überzeugung, dass beide Streitenden Theile einzelne Punkte ihrer programmatischen Standpunkte aufgeben, respektive gegenseitig sich billige Zugeständnisse machen müssen.

Und weiter ist es eine zweite Voraussetzung, dass bei allen diesen Berhandlungen, an welche man herantritt, das Gefühlsmoment gegenseitig geschont werbe, das Rücksicht genommen werde auf jene empfindsamen Seelen des Bolkes, möchte ich sagen, die in den Abgeordneten vertreten Sind, welche, mit rauher Hand angerührt, das unangenehme Gefühl des Schmerzes, das unangenehme Gefühl des Grolles und des Ärgers wachrufen, und welche daher nicht geeignet sind, eine friedliche Stimmung zu fördern, eine friedliche Stimmung Vorzubereiten. (Bravo!) Ich will nicht auf die einzelnen sattsam bekannten Punkte dieses ganzen großen Comlexes, welcher Sich der deutsch-böhmische Nationalstreit nennt, eingehen, weil ich fürchten würde, dass bei Berührung einzelnen dieser Theile die Ausrollung einzelner Fragen heute in Discussion gestellt würde und dann vielleicht auf weniger fruchtbaren Boden fallen könnte, als dies zu erwarten Steht, wenn ruhige, überlegte, ihrer Verantwortung Sich bewusste Männer sich zusammenthun, um diese Gegenstände vorerst einer mehr privaten eingehenden Erörterung zu unterziehen. Ich habe mir vorgenommen, absolut am heutigen Tage nicht polemisch zu Sein, absolut nicht zu reagiren in einer scharfen polemischen Weise auf Ausführungen, die im Laufe der Debatte von einzelnen Rednern dieses hohen Haufes vorgebracht wurden.

Und wenn ich nur in ganz kurzen Momenten einzelne Bemerkungen einzelner Redner zu berühren mir erlaube, so bitte ich das Haus, überzeugt zu Sein, dass es mir vollkommen fern liegt, den Herren aus den Ausführungen, die sie gemacht haben, auch nur den allergeringsten Borwurf zu erheben, und dass, wenn ich trotzdem diese Bemerkungen mache, es mir gestattet sein möge, von meinem rein individuellen Standpunkte aus die Berechtigung gewisser Anschauungen etwas in Frage zu ziehen. Es hat der Bertreter der deutschen Fortschrittspartei in feiner formvollendeten, ausgezeichneten Rede, die er am gestrigen Tage gehalten hat, die Ansicht ausgesprochen, es wäre nur möglich den ganzen Complex dieser Frage als ein zusammengehöriges Ganze zu behandeln, und müsse Sich davor hüten, einen Theil vorerst und den anderen Theil erst Später zur Berathung und Durchführung zu bringen. Der geehrte Redner dieser Partei möge nun verzeihen, wenn ich in dieser Richtung gegentheiliger Anschauung bin.

Ich glaube, bei einem Kampfe, der so intensiv und so tief empfunden ist auf Beiden Seiten, dürfte wohl der Standpunkt des Herrn Abgeordneten Dr. Eppinger vielleicht der ideal richtigere fein, praktischer aber Scheint es mir, wenn man Schrittweise die Hindernisse beseitigt, welche die beiden Nationalitäten trennen, und schrittweise an die Besserung der Verhältnisse herantritt, daher eventuell eine Frage nach der anderen der gesetzlichen Regelung zufuhrt.

Ich erlaube mir daraus hinzuweisen, dass dies eigentlich schon geschehen ist, denn Zu dem ganzen Complex der strittigen Fragen haben zwei Gegenstände gehört, die bereits erledigt sind und seit einer Reihe von Jahren klaglos functionieren, wobei speciell die Seit, die Herr Dr. Eppinger vertritt, über die Führung der Geschäfte durch diese Institution, glaube ich, kaum das Recht hat, Klage Zu führen.

Und hiebei halte ich mich für verpflichtet, eine weitere Bemerkung, die heute gefallen ist, auch nur zu streifen.

Es liegt mir vollkommen fern, der Thätigkeit des gegenwärtigen Landesculturrathes auch nur den allergeringsten Vorwurf zu machen.

Ich zweifle nicht, dass der Landesculturrath ausgezeichnet und vollständig gut functioniert, dass er die Interessen der von ihm vertretenen Kreise aufs Wärmste fördert und unterstützt, ich kann aber der Anschauung des Herrn Abg. Dr. Schreiner nicht folgen, wenn er dieses Hervorheben der Verdienste des gegenwärtigen Landesculturrathes mit den Schärfsten Angriffen gegen den früheren Landesculturrath begleitet und dem Verdienste des gegenwärtigen den Vorwurf des früheren Landesculturrathes als Folie beisetzt. (Výbornì, Bravo!)

Ich war im alten Landesculturrathe und eine Reihe von Herren der Gegense te waren auch Mitglieder desselben, und ich zweifle nicht - und eine ganze Reihe von Herren wird uns das Zeugnis ertheilen, dass wir damals wenigstens redlich bemüht waren, gerecht zu fein und den berechtigten Wünschen der Bevölkerung im vollen Sinne gerecht zu werden.

Ich will mir versagen, auf die einzelnen Punkte, welche den Gegenstand des deutschböhmischen Streites bilden, einzugehen, weil das Gerücht geht, dass in verhältnismäßig


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