Oberstlandmarschall: Der Abgeordnete Wolf hat nicht das Wort.
Landtagssecretär Höhm liest: Anfrage der Abgeordneten Albl, Steiner und Genossen an Se. Excellenz den Herrn Statthalter. (Abgeordneter Iro: lex Falkenhayn No. 2! Große Unruhe. )
Schon im Frühjahr 1894 hat der Gemeindeausschuss von Weitentrebetitsch, Bezirk Podersam an den Bischof in Leitmeritz aus vielerlei Gründen eine Bittschrift, mit 84 Unterschriften von Mitgliedern der katholischen Kirchengemeinde in Weitentrebetitsch versehen, um Übersetzung des missliebigen Ortsseelsorges P. Johann Žďárský unterbreitet und hatte diese Bittschrift nur den einen Erfolg, dass (Abg. Wolf ruft dem Oberstlandmarschall zu. "Sie abrahamowiczeln wohl heute ein bischen?") die Gemeindevertretung von Weitentrebetitsch am 31. October 1894 bei dem hiezu delegirten k. k. Bezirksgerichte in Saaz eine Verhandlung zu bestehen hatte, in welcher ein gerichtlicher Vergleich dahin zustande kann, das P. Žďárský das Versprechen abgab, sich um eine andere Pfründe zu kümmern und infolge dessen Weitentrebetitsch zu verlassen. (Abg. Wolf ruft dem Oberstlandmarschall zu: Sie lechzen vielleicht nach denselben Ehrungen, welche Abrahamowicz geehrt haben. )
Da seither die Verhältnisse in dieser Kirchengemeinde immer trifter wurden, so hat die Gemeindevertretung im März 1895 in Leitmeritz ein Bittgesuch um Abberufung des P. Žďárský von Weitentrebetitsch gerichtet, welches Gesuch aber bis heute unerledigt geblieben ist. (Abg. Wolk ruft: Das muss man hier der Krone zu wissen thun, damit Sie es weiß, denn sonst lauern die Staatsanwälte dahinter! Große Unruhe. )
Dieser Geistliche, welcher in Gesellschasten von Knechten und Taglöhnern sich bewegt, mit denselben zecht und spielt, wurde am 6. Jänner l. J. von einer solchen Gesellschaft aus einem Wirtshause hinausgeworfen, was ihn aber nicht hinderte, dasselbe Wirtshaus in einigen Tagen wieder zu besuchen. (Abg. Wolf ruft: Soll man bei den deutschen Bauern Anfrage halten, was sie dazu sagen werden! Die Unruhe dauert an. ) Dass gegen einen solchen Seelenhirten keine Achtung und kein Vertrauen herrschen kann, dass aber ein solches Beispiel im höchsten Grade demoralifirend auf die Jugend wirken muss, ist klar. (Abg. Wolf ruft: Ich habe das Recht, das Wort -u verlangen! Das ist ein Schwindel!)
Aber seit einiger Zeit tritt der genannte Geistliche auch noch als čechischer Agitator auf, ja er trägt sogar den Nationalitätenstreit in die Kirche. (Abg. Wolf ruft: Dass sie sich zu so etwas hergeben, das hätte ich nie von Ihnen gedacht, Herr Oberstlandmarschall !)
Die Gemeinde Weitentrebetitsch, sowie die ganze Umgebung ist ganz deutsch, die wenigen hier wohnenden Čechen leben hier friedlich und unbehelligt unter den Deutschen, von denen sie ihr Brot haben und sind durchgehends der deutschen Sprache mächtig. (Abg. Wolf ruft: Wählen Sie mich in die Deputation, bannt die Krone endlich einmal die Wahrheit zu hören bekommt; von den Schlachzizen und Feudalaristokraten erfährt sie sie nicht!)
Nichtsdestoweniger verlas H.. Ždiarsky vergangenen Sonntag, den 20. Feber während des Gottesdienstes das Evangelium, sowie ein Circular des Prager Erzbischofes (obwohl Weitentrebetitsch zur Leitmeritzer Diöcese gehört), in deutscher und čechisch-böhmischer Sprache und besprach auch in der Kirche die in Saaz vorgekommenen Excesse mit dem Hinweise. dass Prag sich für Saaz gerächt habe. (Abg. Wolf ruft: Ja, das Volk bringt Huldigungen dar! Zum Oberftlandmarschall: Geben Sie mir das Wort, dann werde ich alles ruhig und sachlich ausführen, was ich jetzt schreien muss. Heiterkeits rechts. )
Dass durch diesen Missbrauch des Gotteshauses der Hass zwischen Deutschen und Čechen geschürt wird, ist wohl selbstverständlich. Der Vorgang hatte zur Folge, dass fast sämmtliche deutsche Kirchenbesucher, sowie die wenigen in der Kirche anwesenden Čechen die Kirche verließen, so dass der Pfarrer mit einigen halbtauben Leuten allein in der Kirche verblieb.
Seit dem Jahre 1893 sammelt P. Zdiarsky zumeist in deutschen Gegenden Beiträge zur Erbauung einer Capelle in seiner čechischen Heimatsgemeinde Rohosz-Bukowina und verreist häufig in dieser Angelegenheit, so dass es öfters vorkommt, dass er Montags abreist und erst Samstags oder Sonntag Früh zurückkehrt, um den anderen Tag wieder abzureisen. An solchen Tagen, wo er verreist ist, findet weder eine hl. Messe in der Kirche, noch auch Religionsunterricht in der Schule statt und werden auch alle religiösen Uibungen vernachlässigt. Wie dieses Absentiren mit dein Stiftsbriefe der vormaligen Herrschaftsbesitzerin Frau Justine Grafin Schonkirch, welche letztwillig für ihr und ihres verstorbenen Gemahls Seelenheil jährlich 160 heilige Messen stiftete, vertragt, werden die h. Stittsbehörden zu erwagen haben. Es ware aber noch zu constatiren, ob dieser Geistliche überhaupt die Bewilligung zu dieser Sammlung hat, ob er alljährlich die Sammelbogen vorlegt und die erhaltenen Gaben verrechnet und ob dies alles von der Behörde controllirt wird.
In Erwägung alles dessen, wie auch des Umstanden, dass durch das agitatorische Austreten des P. Zdiarsky in der katholischen Kirchengemeinde Weitentrebetitsch die religiose Erziehung der Kinder, sowie das religiose Leben überhaupt Schaden erleidet und nicht nur der nationale Frieden gestört, sondern der Hass zwischen Deutschen und Čechen geradezu ausgestachelt wird und in Erwagung, dass wenn nicht bald dem Verlangen der Kirchengemeinde nach Abberufung dieses missliebigen Geistlichen Rechnung getragen wird, vielleicht schon im nächsten Sommer ein Massenaustritt der Mitglieder der Kirchengemeinde aus der katholischen Kirche stattfinden wird, erlauben sich die Gefertigten die Anfrage zu stellen:
1. Gedenkt Se. Excellenz der Herr Statthalter sich die Überzeugung zu verfassen, ob P. Ždiarsky eine Verrechnung der zum Zwecke der Erbauung einer Kapelle in Rohos-Bukowina gesammelten Beträge, sowie die Sammelbögen alljährlich vorlegt und ob derselbe von der Behörde kontrollirt wird?
2. Gedenkt Se. Excellenz der Herr Statthalter zu veranlassen, dass P. Ždiarsky von seiner Stelle als Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde Weitentrebetitsch baldigst abberufen und durch eine, seiner priesterlichen Pflichten besser erfüllenden Geistlichen ersetzt werde?
Prag, am 25. Feber 1898.
F. Albl, A Steiner und Genossen.
Oberstlandmarschall Die Herren Abg. Schücker und Genossen haben mir eine Interpellation an Se. Excellenz den Herrn Statthalter überreicht.
Pani poslanci Karel Schucker a soudruzi mně odevzdali dotaz k Jeho Excellenci panu místodržiteli.
Ich ersuche, diese Interpellation zu verlesen.
Landtagssecetär Höhm (liest): Anfrage der Herren Abg. Dr. Carl Schücker, Legler und Genossen an Se. Excellenz den Herrn Statthalter. Seitdem bei der k. k. Staatsanwaltfchast des k. k. Kreisgerichtes in Reichenberg ein Personenwechsel eingehreten ist. mehren sich die Beschlagnahmen der daselbst erscheinenden deutschen Volkszeitung in auffälliger Weise.
Insbesondere erfolgen diese Beschlagnahmen selbst dann, wenn lediglich einzelne Stellen von Aufsätzen, die in Zeitungen, welche in anderen Orten Osterreichs anstandslos veroffentlicht worden sind, reproducirt werden
So wurde unter Anderem die am 24. Februar d. J. herausgegebenen Nummer 52 des 14. Jahrganges dieser Zeitung wegen einigen in dem Leitaussatze "Maßregelungen" wort etreu veröffentlichten Stellen, die im "Tiroler Tagblatte" dem "GratzerTagblatte" und dem "Salzburger Tagblatte" unbean ständet gedruckt und verbreitet worden sind, beschlagnahmt
Bei dieser Verschiedenheit der Behandlung einzelner Zeitungen erachten wir es für unsere Pflicht, an die hohe Regierung beziehungsweise Se. Excellenz den Statt halter als Vertreter derselben die Anfrage zu richen:
Ist demselben dieses Vorgehen der k. k. Staatsanwaltschaft des Kreisgerichtes in Reichenberg bekannt und ist derselbe bereit im ge eigneten Wege zu veranlassen, dass diese ungleichmäßige Handhabung der Presspolizei der Beschlagnahme von Zeitschriften unterbleibt?
Prag 25. Februar 1898
Abg. Dr. Schucker, Legler und Genossen.
Oberstlandmarschall: Ich werde die verlesenen Interpellationen an Se. Excellenz den Herrn Statthalter leiten
Odevzdám přečtené dotazy Jeho Excellenci panu místodržiteli.
Die Schulcommission hält Sitzung morgen, den 26. Feber um 1O Uhr vormittags.
Komise školská koná schůzi dne 26 února o 10 hod. dopolední
Komise pro jednací řád koná schůzi zítra dne 26. února o půl 9 hod. dop.
Die Kommission für die Geschaftsordnung des Landtages hält Sitzung morgen den 20. Feber um 10 Uhr vormittags.
(Abg. Wolf: Die wagen noch von der Geschäftsordnung zu reden, das ist lächerlich!)
Die Landescultur commission hält Sitzung morgen den 26. Feber um 10 Uhr vormittags.
Komise pro záležitosti zemědělství koná schůzi zítra dne 26. února o 10. hod. dopol.
Příští sezení bude se odbývati zítra dne 26. února o 11. hod. dop.
Die nächste Sitzung findet statt morgen den 26. Feber um 11 Uhr vormittags.
Na denní pořádek kladu následující předměty:
druhé čtení zprávy komise zvolené ku podání adresy Jeho Veličenstvu (návrh posl. Dra Herolda, podaný dne 28 prosince 1895); tisk CCLXXV,pak druhé čtení zprávy komise rozpočtové o vládní předloze s osnovou zákona, týkajícího se osvobození osobní daně z příjmu, zavedené zákonem říšským, daným dne 25. října 1896 č. 22, ) říšák. zák. ode všech přirážek, jež spadají do příslušnosti zákonodárství zemského a změny § 84. zří zení obecního pro království české (tisk č. CXCLV) a o zprávě zemského výboru (tisk č. CCIX) v téže věci; tisk CCCI.
Auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung setze ich solgende Gegenstäinde:
Zweite Lesung des Berichtes der behuss Ueberreichung einer Adresse an Seine Majestät eingesetzten Commission (Antrag des Abg. Dr. Herold, über reicht am 28. Dezember 1895); Ldtg. Z. 828, Druck CCLXXV. (Rufe links: Oho! Gloße lange Unruhe. Abgeordneter Wolf ruft: Slavný sneme! Setzt geh'rne!)
Zweite Lesung des Berichtes der BudgeCommission über die Regierungsvorlage mit dem Gesetzentwurse betreffend die Besreiung der mit dem Reichsgesetze vom 25. Oktober 1896 R. -G. -Bl. Nr. 220 eingeführten Personaleinkommensteuer von allen der Kompetenz der Landesgesetzgebung unterliegenden Zuschlägen und die Abänderung des § 84 der Gemeindeordnung für das Königreich Böhmen (Druck CXCIV. ) sowie über den Bericht des Landesanschußes (Druck CCIX) in derselben Angelegenheit; Ldtg. Z. 875, Druck CCCI.
(Rufe: Das Budget geht vor, Abg. Steiner ruft: Die deutschen Steuerträger ausbeuten, Abg. Ludwig: Hoch das deutsche Volk, Rufe: Das ist unerhört, Heil das deutsche Volk; Abg. Wolf: Studiten Sie ein bischen die Geschäftsordnung, Rufe: Nieder mit dem Föderalismus, Abg. Schreiner: Das ist eine Vergewaltigung, schämt Euch, das ist ein staatsrechtlicher Schlüindel. )
Prohlašuji schůzi za skončenu.
Ich erkläre die Sitzung für geschlossen.
Schůze skončena o 3. hod. 50 minutách odpol.
Schluß der Sitzung um 3 Uhr 50 Min. Nachm.
Dr. Urban, Verifikator.
K. Štolc, verifikátor.
Gustav Pilz, Verififator.
Praha -. Rohlíček & Sievers. - Prag.