Pondìlí 17. ledna 1898

Meine Herren, ich möchte wissen, wer daraus eine Beleidigung Ihres Volkes herauslesen wollte. Ich schätze das energische Vorgehen, mit dem man ihrerseits dem eisten Culturvolke der Welt, dem deutschen Volke, nachzustreben beginnt. Aber dadurch, dass Sie Steine des Pöbelwahnsinns in unsere Kunst- und Bildungsanstalten hineinschleudern, dadurch machen Sie zwischen sich und Ihrem deutschen Vorbilde eine solche Kluft aus, die späterhin sich nicht wieder überbrücken lassen wird. Es sollte doch im Gegentheil Ihr Bestreben sein, nahe an unseren Fersen zu bleiben, mit uns gute Freundschaft zu halten. Sie müssen froh sein, wenn wir bei dem Ausstieg zu dem steilen Berge - u. die Culturentwickelung ist ein steiler Weg - Sie mitnehmen, Ihnen helfend die Hand hinstrecken!

In diesem Sinne wird eine Brüderlichkeit, wird sich eine Versöhnung denken lassen. Aber mit dieser Ueberschätzung, die sich immer steigert, dieser Ueberschätzung, welche die recht begrüßenswerten Ansänge Ihrer Kultur, die zum allergrößten Theile ja doch aus Nachahmung beruht, schon als den erreichten hohen Gipfel, als Ideal betrachtet, mit dieser Anmaßung schaden Sie nur Ihrer eigenen Nation und berauben sich des klaren Blickes, der allein imstande ist, den richtigen Weg zu finden. Das ist meine Ansicht und es sollte mir vom Herzen leid thun, wenn Sie sich dadurch beleidigt fühlen sollten. Aber ich kann deswegen nicht anderer Anschauung werden.

Es ist hier im Landtage von einer versöhnlichen Stimmung die Rede gewesen und ich versichere Sie, es wäre mir auch ganz recht, wenn diese Worte, die wir hörten, auch mit der That übereinstimmten.

Wir würden uns freuen, wenn das gesammte èechische Volk endlich zu dem Bewußtsein käme, dass die Gunst einer Regierung, die aus lauter Angst vor der Attractionskraft des deutschen Reiches alle Deutschen Oesterreichs zu zertrampeln und zertreten gesucht hat, und durch welche Sie sich zu blindwütigem Chauvinismus hinreißen ließen, ihm die weitere Culturentwickelung nur erschwert, und dass der jetzige Weg, den die èechische Nation eingeschlagen hat, von der weiteren Culturentwicklung abzweigt und in die Irre führt, ins Gestrüppe, aus welchem sie selber sich nicht zurückfinden wird.

Wenn Sie sagen würden, wir geben allen Anspruch darauf auf, den durch den deutschen Geist und deutsche Cultur zum deutschen Besitzthum gemachten Theil von Böhmen für unsere Nation wiedererobern zu wollen, wir geben allen Anspruch auf, die aus dem Moder und dem Schutte ausgegrabenen Ideale des böhmischen Staatsrechtes wieder zu beleben, wir wollen die Frenzen abzirkeln und sagen, bis hieher gehört das Land euch Deutschen und bis hieher gehört es uns, wir wollen bestrebt sein, in den von der Natur und der Gerechtigkeit vorgezeichneten Grenzen unsere Nation sich geistig und wirtschaftlich bethätigen, sich nach ihrer Eigenart ausleben zu lassen, unsere Nation, so klein sie auch der deutschen gegenüber ist, in culturellen Wettbewerb zu derselben zu setzen, wir Würden das im Interesse der gesammten Menschheit und im Interesse des Staates, in dem wir beide zusammengepfercht sind, freudig begrüßen. Das böte Möglichkeit und Grundlage des Friedens. Wir wollen doch nicht, dass ein Theil des Landes genöthigt sei, in der Cultur zurückzubleiben, wir wollen nicht, dass Ihnen Ihre Bildung beschrankt werde, wir wollen Ihnen Ihre Freiheit nicht beschranken; ich glaube im Gegentheil, dass Ehre aufstrebende Nation und unsere Nation, die auf dem Gipfelpunkte der Entwicklung steht und als erste Culturnation der Welt anerkannt ist, sich im Gegentheil vereinigen konnte, um uns endlich loszuringen von diesen Kindergarten-Anschauungen, an denen in Oesterreich das politische Leben dahinsiecht. Wie sieht unser Constitutionalismus, wie sieht unser Parlamentarismus aus ? Eine Hand voll Pollaken, mit Propination und Grundentlastung seist gefütterter Schlachzizen, und die paar feudalaristokratischen Großgrundbesitzer aus Böhmen Würfeln um unser Volksschicksal, diese bestimmen den Gang der Geschichte Oesterreichs, die haben allein Einfluss auf die Entwicklung der Völker. Solange Wir gegen diese uns nicht stark gewappnet haben, solange wir nicht freiheitliche Rechte uns zu erzwingen wissen - auf. dem Präsentirteller wird sie die Regierung uns nicht entgegenbringen ! - solange werden wir, wenn wir noch so sehr unter einander raufen, doch dessen ermangeln, was uns zu eigentlichen wirklichen, freien Menschen macht, sowohl die Deutschen als die Czechen.

Verehrte Herren! Von einer versöhnlichen Stimmung haben wir im Landtage bisher nichts zu hören bekommen, wenigstens von Ihrer Seite nicht, und und ich glaube, dass, was aus meinem Munde kam, der ich doch, als einer der Radikalsten gelte, aufrichtiger für den Frieden gemeint ist und versöhnlicher klingt, als Ihr Antrag.

Ich versichere Sie, meine Herren, das ist nicht Phrase, was gesagt worden ist, ich versichere, dass es aus dem Herzen kommt, dass ich zwar nicht den Vorschlag mache, wir sollen jetzt aus einmal alles Vorgefallene vergessen und uns gegenseitig in die Arme fallen, das geht wohl nicht gut; aber wenn Sie Ihre staatsrechtlichen Träumereien ausgeben, wenn Sie endlich ein geschlossenes deutsches Sprachgebiet in Böhmen anerkennen und von Ihren autonomistischen Ideen ablassen, dann wird es eine Möglichkeit geben, dass wir unsere Rechte, unsere Freiheiten zur Ausgestaltung bringen, die das Volk besitzen muss, und dann, meine Herrn, wird es uns auch in wirthschaftlicher Beziehung besser ergehen.

Ich möchte nur einmal als Mäuslein und zwar als ein ezechich verstehendes Mäuslein in einer Versammlung czechischer Bauern sein, was mögen wohl die czechischen Bauern über die Sprachenverordnung reden? Denn die czechischen Bauern werden sich immer mehr dessen bewußt, dass die jungezechischen Abgeordneten sich von der hohen Regierung einmal haben über den Löffel barbiren lassen und glauben Sie denn, meine Herren, dass die hohe Regierung nur aus Liebe für die czechische Sprache die Sprachenverordnungen ersonnen und herausgegeben hat?

Aber gar keine Spur. Die Regierung wollte einfach den Ausgleich mit Ungarn durchbringen, den Ausgleich, der uns wieder wirtschaftlich tributpflichtig macht auf weitere 10 Jahre den Magyaren gegenüber.

Das hat die Regierung gewollt und sie wusste, wenn sie zu den Èechen hinkommt und sagt: GrafBadeni hat so schöne Augen, bewilligt den schönen Augen d s Grafen Badeni zu Liebe den Ausgleich auf weitere 10 Jahre und nehmt die Last der 70 Peret. gegen 30 Perct. auf weitere 10 Jahre auf Euere Schultern, so hätten die Èechen sagen können: das werden wir nicht thun, denn dann schlagen uns unsere Bauern mit Dreschflegeln todt.

Die èechischen Bauern leiden ja ebenso unter dem ewigen Steuerdruck, die èechischen Arbeiter leiden ebenso wie die deutschen unter dem unmoralischesten aller Steuerprincipe, nähmlich unter dem Principe immer durch indirecte steuern aus dem armen arbeitenden Volke das herauszupressen, was wir den Magyaren und Polen in den Rachen werfen müssen. (Beifall. ) Wenn Sie wirklich der Stimmung Ihrer Gewerbetreibenden und Bauern Rechnung tragen wollen, müssen Sie unter allen Umständen diesem Ausgleich mit Ungarn unter den bisherigen seit 1867 fortwährenden Bedingungen entgegentreten.

Nun hat Ihnen der Graf Badeni die Sprachenverordnung geboten und mit dieser Sprachenverorduung treten Sie vor Ihre Wähler. Die haben das Empfinden, dass wieder ein großer Schritt zu Etablirung des èechischen Staatsrechtes gemacht worden sei und ihr Nationalgefühl - und ich bemerke zu meinem Bedauern, dass das Nationalgefühl bei den Èechen weit entwickelter ist, als leider Gottes es bisher bei den Deutschen gewesen ist - das nationale Gefühl der Èechen fühlt sich geschmeichelt, sie setzen den wirtschastlichen Vortheil einen Augenblick zurück und eine Zeit lang scheint die Geschichte zu gehen.

Wenn aber die èechischen Bauern und Gewerbetreibenden zum Bewusstsein gekommen sein werden, was für einen Preis sie dafür gezahlt haben, und wenn es der niemals zurückweichenden Opposition der Deutschen endlich und das muss erreicht werden gelungen sein wird, die Sprachenverordnungen zu beseitigen, wie werden die cechischen Abgeordneten dann dastehen? Die Bauern werden sagen, der Ausgleich hat uns 70 Peret., also schwere Lasten ausgebürdet, Ihr habt uns dafür die Sprachenverordnung gegeben und das war ein Staubpilz, wie wir ihn aufschnitten, kam Staub heraus, und keine Vortheile sind für uns zurückgeblieben.

Wissen Sie, meine Herren, was Sie durch Ihr Verhalten Graf Badeni gegenüber, dem sich der, bisher so grimmige èechische Löwe schweifwedeln d zu Füßen gelegt hat was für eine Bewegung Sie unter den, Bauern und Gewerbetreibenden erregthaben? Bei den nächsten Reichsrathswahlen werden Sie die Folgen zu spüren kriegen.

Wenn nicht schon bei den Èechen solche Zweisel sich stark geregt hätten und wenn nicht außerdem die Polen beiden letzten Wahlen sich bis aus den letzten Kreuzer ausgesackelt hätten und wenn wir nicht außerdem der katholischen Volkspartei in den Alpenländern gehörig bange gemacht hätten, glauben Sie, Grof Badeni hätte sich lange besonnen, den Reichsrath aufzulösen. Er hat sich ganz einfach nicht getraut, denn in der tschehischen Bevölkerung wäre eine Bewegung lebendig geworden, welche sie heute noch verdecken wollen, sowie der Kohlenbrenner auf seinen Meiler ein feuchtes Rasenstück legt, wenn es irgendwo herauszurauchen beginnt; von außen sieht man dann eine Weile nichts, aber innen brennt es Weiter, und Sie werden sich Wundern, Wie die Flamme ausschauen wird, welche da einmal zum Himmel schlagen wird.

Verehrte Herren! Der Versuch des Baron Gautsch, die ganze Angelegenheit der Sprachenverordnung aus dem Reichsrath in die Landtage zu übertragen, hatte den Zweck, Sie Wieder zu kaptivieren, damit Sie sich in der nächsten Reichsrathssession Wieder für eine Majorität brauchen lassen und gefügig zergen. Das soll nichts anderes als ein Zugeständniss für Ihre autonomistischen Träumereien sein.

Die "Politik" die sonst nichts weniger als aufrichtig ist, ist einmal aufrichtig gewesen und hat etwas ausgeplaudert. In der Nummer vom 8. Jänner schrieb sie in ihrem Leitartikel: "Das parlamentarische Leben pulsiert nur noch durch die Arterien der Landesvertretungen. Mit plastischer Scharfe tritt aus dieser Erscheinung die Wichtigkeit der unverwischbaren Länderautonomie und die darauf basirende parlamentarische Gliederung des Staates hervor. lieber alle landesgesetzgeberischen Körperschaften ragt aber der Landtag des Königreiches von Böhmen hervor, dessen historische Bedeutung nicht einmal durch die Schmerling-Herbst'sche Experimentalpolitik für die Dauer eigeengt zu werden vermochte. "

Sehen Sie, meine Herren, das ist das föderative Programm, die föderative Idee, und das ist eine Idee, gegen welche wir Deutschböhmen uns wehren werden, bis zum letzten Blutstropfen, denn wir wissen ganz genau, Was mit uns geschehen wird, wenn wir einer von Ihnen und von den Großgrundbesitzern, den größten Feinden jedes Volkes, gebildeten Majorität gegenüberstehen.

Man würde einfach das Deutschthum zu knebeln und zu unterdrücken versuchen, - ob dies gelänge, weiß ich nicht, - und die weitere Folge wäre, dass dieses alte habsburgische Reich einfach in Trümmer gienge. Denn was heißt denn föderativ, was heißt es denn, die Autonomie der Länder auf Grund des Einheitsgedankens starken?

Dass heißt alle bisherigen centripetalen Kräfte lahmlegen und dafür die centrifugalen Kräfte wirksam werden lassen. Das sind Komponenten, aus denen kein Staatsmann der Welt eine ersprießliche Resultierende wird finden können. Dieses alte Oesterreich hat viele Stürme erlebt und überstanden, aber seit Dezennien keinen so fürchterlichen, wie ihn Graf Badeni heraufbeschworen hat, dass es in allen Fugen zitterte.

In Badeni's Weise weiterwirtschaften und die Sache bis zum völligen Föderalismus treiben, heißt dieses Reich in Drummer schlagen, die Großmachtstellung Oesterreichs zu einem Märchen machen und als abgethan der Geschichte überweisen.

Ein Oesterreich, das seine Großmachtstellung eingebüßt hat, wäre aber ein machtloser Bundesgenosse und verlöre seine Bedeutung und Stellung im Dreibunde, den wir jetzt als Sicherung des Friedens feiern. Deutschland müßte sich dann naturgemäß anderweitig umsehen und, meine verehrten Herren, mit dem deutschen Reich wird man in Europa und in der ganzen Welt doch sehr rechnen müssen, mit dem deutschen Reiche, welches eben jetzt seine Wickinger Schiffe ausgesendet hat, um neue ungeheuere wirtschaftliche Gebiete für das deutsche Volk zu erobern. Das deutsche Reich hätte im Augenblick, als der föderative Gedanke in Oesterreich lebendig würde, wodurch Oesterreich unfähig würde, weiter im Dreibund eine Rolle zu spielen, die naturgemäße Pflicht, sich nach einem anderen Bungesgenossen umzusehen. Und dann, meine Herren, können Sie den Primator und alle Ihre Koryphäen nach Moskau schicken, so wird es sich doch Russland sehr überlegen, sich mit einem morschen, föderalistisch zerklüsteten Oesterreich zu verbünden, sondern es wird sich dort anlehnen, wo es sich schon seit Jahrhunberten anlehnte; Russland wird, statt sich mit Oesterreich zu verbinden, lieber darauf warten, was es beim Zusammenbruch für sich ergattern könnte.

Aber das tschechische Sprachgebiet wird es nicht sein, da können Sie lange warten aus die Erfüllung Ihrer Träume, die Sie freilich nur Nachts in Ihre Kissen flüstern; von der Erfüllung dieser Träume wäre gar keine Rede, denn die naturgemäße Folge der Anderung der derzeitigen Besitzverhältnisse wäre etwas, was Sie gar hart am eigenen Leibe spüren würden.

Nun, meine hochverehrten Herren, ich komme jetzt zum Antrag des Grafen Buquoy selbst. Herr Graf Buquoy hat leider nicht Gelegenheit gehabt, diesen seinen Antrag selbst zu vertreten, sondern es hat sein Standesund Gesinnungsgenosse Herr Prinz Lobkowitz die Güte gehabt, diesen Antrag zu vertreten und er hat auch die Güte gehabt, dann, als wir alle auf das energischeste dagegen protestieten, dass wir uns den Vorschlag zum Frieden vielleicht in einer Sprache anhören sollen, die wir nicht verstehen, zur deutschen Sprache überzugehen. Die Friedensstimmung ist dadurch aufs treffendste charakterisiert worden, dass aus den Èechenbänken ein kaum zu fesselnder Widerspruch entstanden ist, der dann wohl durch die Parteidisciplin der anderen Herren niedergehalten wurde, den aber der Abgeordnete Herr Bøeznovský in einer Art zum Ausdrucke brachte, welche seinem Bildungsgrade und Temperament entsprach.

Nun, meine Herren, wir müssen eigentlich dem Herrn Bøeznovský dankbar sein, er kann sich halt nicht so verstellen und der Parteidisciplin unterordnen, wie Sie, geehrte Herren, es ist bei ihm das zum Ausdruck gebracht worden, was Sie doch alle fühlen, Sie würden doch alle am liebsten auf uns losfahren, uns überschütten mit den Schmeicheleien, die wir aus Ihrem Munde seinerzeit im Reichsrathe gehört haben.

Aber, meine Herren, vergleichen Sie doch einmal die Verschiedenheit der gegenseitigen Stellungen. Damals waren Sie in einer deutschen Stadt, in Wien, damals haben Sie dort in dieser deutschen Stadt, im Parlament mit der rücksichtslosen Schärfe die nationale Sache vertheidigt, die ich an Ihnen billigen muss. Sie haben dort Angriffe gegen die Deutschen gerichtet, die nicht immer zahm waren, denn solange der jungèechische Löwe spitzige Zähne hatte und sie ihm nicht von Gautsch und Badeni ausgerissen wurden, biss er manchmal ordentlich zu.

Meine verehrten Herren, ist Ihnen in Wien je etwas gesckehen, sind Sie jemals von Pöbelmassen insultiert und beleidigt worden? Gewiss nicht. Sie hätten höchstens provozieren müssen, das haben Sie dort wahrlich ebenso unterlassen wie wir hier. Meine Herren, Sie waren damals in einer

rein deutschen Stadt, so wie wir hier in einer èechischen oder wenigstens in einer ihrer Mehrheit nach èechischen Stadt, in welcher nur noch das sogenannte eiserne deutsche Prag sich hält. Nun, meine verehrten Herren, welchen Angriffen sind wir hier ausgesetzt! Wir sind thatsächlich unseres Lebens nicht sicher, wir sind thatsächlich der Möglichkeit beraubt, unbeeinflusst unsere Anschauung zum Ausdruck zu bringen.

Meine Herren, Sieschütteln die Köpse.

Ich bitte, mit einem Zylinder ausgerichtet, nach Ablegung jedes äußeren Kennzeichens Ihrer Nationalität mit mir einmal auf dem Graben spazieren zu gehen. Sie würden was erleben. Es ist nicht anders möglich auszugehen, als mit einem Revolver bewaffnet, es ist nicht anders möglich unbehelligt zu bleiben, als indem man so schnell als möglich verschwindet. Man braucht nur einen Fuß auf den Graben zu setzen und erkannt zu werden, so ist man sofort von einer " Horde belästigt. (Zwischenrufe von den Èechenbänken). Nun, das sind so kleine Scherze, damit wird sachlich nichts widerlegt. Das sind nur Schimpfworte.

Nun, meine Herren, ich habe doch die Überzeugung, dass ein Gegensatz zwischen zwei Nationen, zwei Weltanschauungen nicht ausgesuchten wird durch die Kraft geballter Fäuste, auch nicht durch Schimpfereien; manchmal kann das Schwert nothwendig werden, um etwas auszufechten, aber pöbelhafte Raufereien und Schimpfereien richtens nicht, niemals.

Herr Prinz Lobkowitz hat also die Freundlichkeit gehabt, auf unsere Vorstellungen hin, die wir selbstverständlich etwas kräftig äußern mussten - denn sonst hätte es nichts genützt - deutsch zu sprechen. Auf diese Art bin ich in der Lage, den Antrag Buquoy beurtheilen zu können.

Nun, meine Herren, der Antrag Buquoy ist so beschaffen, dass man ihn nur anzuschauen, ich möchte sagen, nur zu beriechen braucht, um sofort zu wissen, welche Henne dieses Ei gelegt hat. Man braucht ihn nur anzuschauen, um sofort zu wissen, dass die Regierung es versucht hat, durch den Großgrundbesitz diesen schönen Antrag präsentieren zu lassen, und er ist nichts anderes als ein Versuch, die Deutschen und Èechen zugleich über den Löffel zu barbieren. Es soll den Deutschen weil gemacht werden, dass die Regierung das Beste wünscht und nichts ernstlicher vor Augen hat, als thatsächlich die Sprachenverordnungen aufzuheben, und dagegen hat man den Èechen ein Zugeständnis gemacht, dahingehend, dass man durch neue Verordnungen diese alten wieder ersetzen werde.

Kurz und gut, es ist das alte TechtelMechtel, das alte Feilschen und Handeln, derselbe Mangel an Aufrichtigkeit, den die Deutschen an jeder Regierung zu rügen hatten. Wenn wir in Grafen Badeni einen vor brutalen Mitteln nicht zurückschreckenden Gewaltmenschen vor uns hatten, so war mit ihm noch viel leichter auszukommen. Denn man sah ihm gleichsam am Gesichte an, was er für den nächsten Tag vor hatte. Denn die brutale Gewalt kündigt sich immer mit zornigen Mienen und Geberden an. Der Mann, der jetzt am Ruder ist, der Diplomat mit echten Kalksburger Künsten, der Höfling Baron Gautsch ist noch viel gefährlicher für uns Deutsche, dem Gautsch misstrauen wir noch viel mehr, als dem Grafen Badeni, und was von ihm ausgeht, muss uns vom Vornherein bedenklich sein.

Der Antrag Buquoy, den Prinz Lobkowitz hier zu begründen Gelegenheit hatte, bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass wir Deutsche von unserer Gegnerschaft gegen die Sprachenverordnungen abstehen und dass wir der hochwohlweisen u. allezeit gegen uns so ungeheuer wohlwollenden Regierung, dass wir den gegen uns so außerordentlich gut gesinnten Èechen, und den alten Freunden des deutschen arbeitenden Volkes, den Großgrundbesitzern trauen und es ihnen überlassen sotten, unsere Verhältnisse zu regeln.

Run, meine Herren, so weit sind wir nicht mehr, die Tage sind vorbei, die Zeit, wo man mit den Deutschen in leichter Weise spielen, wo man mit ihrer politischen Energielosigkeit rechnen durfte. Wir haben alles aus uns herausgefegt, was die Grundlage von. Halbheit u. Unentfchlossenheit war.

Wir haben alle miteinander, die wir hier sitzen, beigetragen, dass wir Deutsche als parlamentarische Vertreter endlich aus Parteien, die um jeden Preis im Staate gelten wollten, zur Volkspartei, zur deutschen Nationalpartei geworden sind! (Sehr richtig links).

Und nun, meine Herren, mit einer solchen Natiolal-Partei können Sie nicht mehr spielen und umspringen wie bisher, eine solche National-Partei wird auch keine Risse geigen, in die Sie sich etwa hineinschieben, in die Sie den Samen der Uneinigkeit hineinfäen können. (Sehr richtig).

Diese Nationalpartei wird, wenn auch in politischer u. wirtschaftlicher Hinsicht sonst gar viele verschiedenartige Ansichten obwalten, zeigen, dass sie fest gefügt ist, und es wird keiner Regierung, wie immer sie heißen mag, röohlbekommeu, wenn sie gegen diese Nationalpartei regieren will. Sie wird's nicht lauge treiben und bald hinweg gefegt werden.

(Beifall. )

Meine Herren, wir haben durchaus nicht die Absicht, die eine od. die andere Partei in ihren individuellen Anschauungen zu unterdrücken.

Dieser Individualismus, die Pflege der Eigenart und Schätzung der Persönlichkeit ist ja bei uns Deutschen immer ein Cultur und Bildung fördernder Factor gewesen. Und weil ich gerade davon spreche, woran haben wir denn den Baron Gautsch als Unterrichtsminister in seinem oben von mir als Kalksburgisch bezeichneten Wesen durchschaut?

Wie faßte er seine Aufgabe aus?

Es sollte eine Schablone der Bildung geschaffen werden und, verehrte Herren, er musste ganz genau eben diese Individualität zu unterdrücken, die Eigenait, von der Goethe sagt: "Höchstes Glück der Erdenkinder ist doch die Persönlichkeit, " und, verehrte Herren, darum sollte unser Volk gebracht werden. Wir sollten wie Teig in Formen geknetet werden, auf welche das k. k. Aichamt seinen Stempel drückeu sollte, dass sie als Patent-Oesterreicher anerkannt würden. Wir sollten aufhören deutsch zu sein, um in einen Volkebrei geknetet zu meiden, für welchen das Volapück eist eifunden werden muss.

Es ist dieser Drang nach Schablonifirung auch äußerlich zur Erscheinung gekommen. Wozu mag Baron Gautsch die Gymnasialprofessoren wohl in die Uniform gesteckt haben?

Das erinnert an die Karlsschule, das Institut eines Despoten, in welchem er jede Individualität durch strammen Drill erdrücken, die Persönlichkeit der Staatsidee opfern wollte; als ein geeignetes Mittel schien es ihm, wenn er Schüler und Unterrichtende in die Uniform zwängte und dasselbe unternahm ein Mann, der vielleicht äußerlich nicht der Gesellschaft Loyola's angehört, der aber entschieden von Loyolischern Geiste beherrscht wird. Wir wussten also, wess Geistes Kind Baron Gautsch ist. Wir haben aber doch, als der Minister das Portefeuille übernahm, seine Erklärung abwarten zu sollen geglaubt; wir wollten hören, was er uns bietet und was er von uns fordert.

Unsere Forderungen brauchten Wir nicht erst zu formulieren, Sie waren auf den Volkstagen in Eger, in Reichenberg, in Teplitz, zu Linz Tetschen, Wien - (Ruf: Bozen) ich würde mit der Aufzahlung gar nicht fertig Werden, - auch für eine begriffsstutzige Regierung so klar fasslich, formuliert, dass wir nur auf die Beschlüsse hinzuweisen brauchten.

Wir forderten: "Beseitigung der Sprachenverordnungen!" und nicht etwa Ersatz der Sprachenverordnungen wieder durch andere Verordnungen, da hatten wir, wenn auch in nationaler Beziehung etwas uns zu Gunsten gekommen wäre, dadurch unseren Rechtsstandpunkt verlassen und das thun wir nicht. Jeder wirklich Deutsche hat etwas vom Michael Kohlhaas in sich. Wir gehen nicht gerne von unserem Rechtsstandpunkte ab Die Regierung war durchaus nicht berechtigt, über die Kopfe des Parlaments hinweg die Sprachenverordnungen zu erlassen die wie Gesetze wirken sollen und die so tief in das Leben, in die innersten Interessen unseres Volkes einschneiden. Wozu haben wir denn dann ein Parlament? Da macht die Regierung einfach bei jeder Gelegenheit das Hintertürchen des § 14 auf, es stolziert der Absolutismus herein und präsentiert sich im Lichte des 19. Jahrhundertes als eine angeblich constitutionelle Form.

Meine Herren! So dumm ist unser Volk nicht mehr, dass es sich dies gefallen ließe, und seien Sie überzeugt, auch die Èechen lassen sich dies jetzt nur mit einigem Widerstreben gefallen, weil dies vorläufig in ihrem Interesse geschieht Aber wie würde der èechische Lowe brüllen, wenn einmal ihm mit dem § 14 zu Leibe gegangen würde ? Wir aber sagen: Was dem Einen recht, ist dem anderen billig. Dadurch nimmt ja unsere Nation gegenüber anderen Nationen eine verschiedenartige Stellung ein. Wir sind nun einmal ein Volk, das die Gerechtigkeit liebt. Es hat Treitschke, ein Geschichtsschreiber, bei dem man vor allem Treue und volkerpsychologischen Scharfblick bewundern muß, die Polen einmal als ein Volk bezeichnet, dem jede Spur von Achtung vor fremdem Volksthum und fremdem Volksrechte fehlt; bei uns ist dies nicht so, wir sind ein Volk der Gerechtigkeit, wir gönnen anderen Völkern auch ihre freie Entwickelung, nur darf sie selbstverständlich nicht auf Kosten unserer Entwicklung gehn, denn dann tritt die Nothwehr ein. (Rufe: So ist es!)

Ich werde jeden leben und sich seines Lebens freuen lassen, aber ich werde auch mich nicht von dem Platze fortdrängen lassen, auf den mich das Schicksal, die Geburt, die Pflicht hingestellt hat.

In dem Augenblick, wo das Leben Anderer auf unsere Kosten gehen soll, wird das Naturrecht lebendig, da wäre es Stumpfsinn, da ware es Wahnsinn zu schweigen, da wäre es Gefühlsduselei, sich nicht zu wheren.

Wer ein Mann ist, wird sich, wenn er angegriffen wird wehren müssen, wenn er nicht misachtet und für ein altes Weib gehalten werden will. (Beifall. )

Nun, werehrte Herren, bin ich in der angenehmen Lage, einem der ersten Satze aus den Ausführungen des Abgeordneten Prinzen Lobkowitz zustimmen zu können.

Er sagt, es haben sich in Oesterreich Zustände herausgebildet, die unhaltbar sind. Das gebe ich vollständig zu. Wenn das noch eine Weile so weiter geht und wenn Baron Gautsch das, was Badeni noch nicht fertig kriegte, zu Ende fuhrt und ausgestaltet, dann wird jede Versöhnung, jede Möglichkeit, dass in diesem Staatspferch verschiedene Völker beisammen wohnen, ganzlich ausgeschlossen und dann wird das Schicksal seinen Gang nehmen müssen. (Heiterkeit. ) Sie brauchen nicht zu lachen, und Sie brauchen es nicht als ein geheimes Zugeständnis unserer angeblichen Bestrebungen zu betrachten, die etwa über die Grenze hinausgehen.

Wir sagen, es ist viel patriotischer und verdient den Namen Patriotismus viel mehr, wenn man den föderalistischen Bewegungen und Bestrebungen entgegentritt; es verdient viel mehr als patriotisch bezeichnet zu werden, was wir sagen: Wenn diese föderalistischen Bestrebungen noch weitergehen, wenn das alte Oesterreich immer mehr und mehr in seine Theile auseinander regiert wird, so ist der Bestand des Staates ganz unmöglich, dann muss die Katastrophe heute oder morgen erfolgen. Meine Herren! Wir fordern das nicht.

Im Gegentheil, Sie sehen uns dem ent-


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