Verhandlungs-Protokoll
aus der Sitzung des böhmmischen Landtages vom 6. April 1861,
welche um
12 Uhr Mittags eröffnet, und um 21/2 Uhr geschlossen wurde.
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Nach einem in der
Skt. Nikolaus Kirche unter Celebrierung Sr. Eminenz des Kardinals Fürst-Erzbischofs
abgehaltenen feierlichen Gottesdienste versammelten sich mit Sr. Excellenz dem Herrn
Oberstlandmarschals Albert Grafen Nostiz, und dessen Stellvertreter Herr J. U. Dr.
Gegen 12 Uhr erschien der landesfürstliche Kommissär, Se. Excellenz der f. f.
Statthalter von Böhmen, Herr Anton Graf Forgách, und hielt, nachdem er den Sitz des
landesführstlichen Kommissärs eingenommen hatte, an die Versammlung folgende
Einführungs- und Vorstellungsrede:
Páni poslancové! Jeho veličenstvo
nejmilostivější náš císař pán a král, ráčil Nejvyšším rozhodnutím ode dne
31. března t. r. jmenovati za nejvyššího maršálka v zemi české tajného radu
J. Exc. Pana hrab. A l b e r t a z
N o s t i c-R i e n e k a, a jeho
náměstkem v řízení sněmu p. V á c l a v a
V a ň k u, Dra. práv a purkmistra pražského. Žádám dotčené
pány, aby místa jim v té hodnosti náležitá ujali, a dovoluji si, je
představiti velectěnému shromáždění. Páni poslancové! Srdečně Vás vítám, Bůh žehnej pracím Vašim, Sláva
Vám! Nachdem der eingeführte und der Versammlung vorgestellte Herr Oberstlandmarschall und
dessen Stellvertreter ihre Sitz eingenommen hatten, hielt der Herr Oberslandmarschall an
die Versammlung folgende Ansprache: Meine Herren! Wie Sie eben vernommen haben, bin ich durch den Willen Sr. F. f.
Apostolischen Majestät zum Oberstlandmarschall ernannt worden; ich fühle tief den Ernst
der Aufgabe, die mir geworden ist. Ich verläugne mir keineswegs die Schwierigkeiten, die
mit der Lösung dieser Aufgabe verbunden sind, Schwierigkeiten , die für mich auch in der
Rücksicht noch bedeutender find, daß ich, wie ich es hier offen auszusprechen für meine
Pflicht halte, der einen unserer beiden Landessprachen nicht mächtig bin. Allein ich
hielt es für meine Pflicht - im gegenwärtigen Augenblicke für eine heilige Pflicht, dem
Rufe meines Allergnädigsten Monarchen unbedingt Folge zu leisten, und meine Kräfte, so
ungenügend sie auch sein mögen, meinem Heimatlande und der Monarchie zu widmen. Ich
vertraue bei der Lösung meiner Aufgabe auf meinen ernsten guten Willen, ich vertraue auch
die loyale freundliche Mitwirkung aller derer, welche hier im Saale versammelt sind. Wir
haben ja alle nur einen und denselben Zweck vor Augen: Das Aufblühen, das Heil unseres
Vaterlandes Böhmen, die Wohlfahre, die Größe Oesterreichs. (Bravo!) Und so lassen Sie
uns denn unsere Thätigkeit beginnen (Bravo!), lassen Sie uns beginnen im vollen
Bewußtsein des Ernstes unserer Aufgabe, und lassen Sie uns dieselbe lösen mit jener Ruhe
und jener loyalen Mäßigung, die wir unserer Würde als Vertrauenssänner des Landes
schuldig find. Ich erkläre hiermit den Landtag für eröffnet. Möge, was hier im Saale
berathen und beschlossen wird, zum Segen gereichen unserem geliebten engeren Vaterlande
Böhmen, möge eszum Segen gereichen unserem weiteren Vaterlande Oesterreichs. Lassen Sie
uns aber noch eine heilige Pflicht erfüllen, lassen Sie uns den Gefühlen des heißesten
Dankes, von welchem hier gewiß jede Brußt erfüllt ist, Worte leihen, indem Sie mit mir
rufen: "Unser Allergnädigster Kaiser und König F r a n z
J o s e f I., welcher in seiner Huld und Weisheit feine Bölker in
seiner Rath berufen und ihnen die Mitwirkung an den Regierungsangelegenheiten gestattet
hat: Er lebe hoch (hoch!), abermals hoch (hoch!) , noch einmal hoch (hoch!)!."