Noviny ve státním archivu ve Štatgartu: Unionsakten IX, fol. 456-458. A tergo nadepsáno: Zeitungen aus Prag den 6. Martii a. 1611 stylo novo, Nro. 3.

Aus Prag von 6. Martii a. 1611.

Vergangene wochen ist weder der Prager noch Preslauer pot von hier fortgeraiset, derowegen diese schreiben verligen plieben. Wie es mit Ihrer Mt, den stenden und pasau-ischen kriegvolk stehet, ist aus den beilagen zu vernehmen, [V témž kodexu: fol. 540-542 je ještě jeden opis těchto novin; text celkem souhlasí, jen na některých místech je opis neúplný.] beruhet dato darauf:

Die Pasauer haben das ganze schloss, landtafel und kanzlei (darein nit wenig gelt und guet geflehenet) innen, und ist der stend volk, so oben gewest, mehrern teils wider herüber in der Alten statt, auser ein compagnia reuter unter dem grafen Millesimo ist noch oben; die herrn officieř sind gleichfals oben und haben sich auch seithero alle grosse herrn und frauen, so noch uf der Klein Seiten gewest, hinauf begeben.

In der Alten statt seind wir noch gespert und wird ausser den commissarien niemand ausnoch eingelassen. Die stend seind gottlob einhellig, haben den pass aller orten verlegen lassen, dass den Pasauern nichts zuekommen, sie auch weder aus noch ein können. Des königs veldmarsalk, her von Herberstein, ist vorgestern mit 8000 mann zu Böhmischen Broda gelegen, die stend haben ihren generalquardiermaister und andere ihnen entgegengeschickt, sie empfahen lassen, heint werden sie uber das wasser hinder dem schloss quartirt, haben 6 stuck geschütz bei sich, begern nur 1 tag auszurasten, alsdan wird man die belegerung vornehmen und die stend ihre geworbene reuterei und das landvolk aus der statt auch ins veld fueren.

Dieweil auch den stenden der pasaurischen obristen prackticen und unfueg zu Vertilgung der evangelischen aus ihren aignen handschreiben und sonsten genugsamb und überflüssig offenbar worden, und dass man ihrerseits noch allerlei blutdurstige, heimbliche böse consilia heltet, selbige auch zue effectuirn sich euserst bemühet, also seind die stende einhellig entschlossen, sich dieser bösen untreuen leut einsten zue entschütten und daran ihr eusserstes zue setzen; haben dar zu den konig Mathiasen vorgestern durch D. Rebmann, ihrer kgl. Mt. agenten, ufs neu durch schreiben gehorsamist ersuechen lassen, dass ihr königl. Mt. bei tag und nacht ihren zug in eigener person herein befördern und sich des lands annehmen wolten; das wird nun ein zimbliche mutation und correction des hofs causirn.

Nachdem auch der englische abgesandte vor etlichen tagen von der Kleinen Seiten seinen abzug genommen, haben sich etliche Leopoldund romerische diener mit etlichen wagen denselben adiungirt, vermeinent, desto sicherer mit fortzuekommen, die stende aber haben den von z Bubna, [Všechny jiné zprávy uvádějí v čele výpravy Viléma Vchynského.] obristen wachtmaister mit 3 corneten reutern ausgeschickt, die haben diese leut bei dem gesanden zue Weibern angetroffen, gefangen genommen und herein in die Alte statt Prag gebracht, der englische gesandt ist ehrlich gehalten und heut mit einer reuterei wider uf etlich meil beglaidet worden, die Leopold[ischen] aber, als herr Dennagell, ihr Dt. geheimer rat und canzler und N. Meckpach, hofeammerrat, mit 4 gutschen und 14 personen (darunder des Rame secretarius auch ist) seind hier hin und wider in arrest gelegt worden, werden verwacht.

Die principallen Dennagell und Meckpach seind im des Kinsky haus arrestiert und gestern von der stend ausschus examinirt und ihre Sachen inventiert worden, sollen seltzame Sachen sein. [In margine poznamenáno: N. B. Es soll auch ein zimblich schätz darbei sein.] Heut umb 20 der ganzen uhr [T. j. asi v půl druhé odpoledne.] solle der gemein davon relation getan werden. Die stende haben gestern frue die schreiben, so sie an die churfürsten und fürsten des reichs abgehen lassen, darinn sie ihnen die ursach, was sie zue diesem ihrem vorhaben bewegt, anzeigen, ofentlich der gemein verlesen lassen.

Dieweil auch der von Tschernhaus [Druhým manželem majitelky Libně Elišky Hofmanově z Donína byl Jan z Tschernhausu.] von seinem gut Lüben hart bei Prag den Pasauern allerlei victualien zuführen und sich [durch] der stend ermahnung darvon nicht abhalten lassen, also haben die stend gestern dis guet (doch den undertanen nichts genommen) plündern und was an geschütz, [ge]traid und viehe gefunden worden, in die statt hineinbringen lassen. Das landvolk hat gestern gleichsfalls erstlich uf der Neustatt des obristen purggraven prauhaus geplündert, aber nichts als nur etlich vass bier ausgelehrt. Nach diesem seind sie in die Altstatt vor des secretari Plateissen haus kommen, daraus ein schus unter sie geschehen, haben sie alsbalden das haus angefangen zue stürmen, alles, was darinnen gewest, geplündert und grossen schaden getan und obwol die reuterei sich hart bemühet, sie darvon abzutreiben, auch etliche erschossen, haben sie doch nichts ausrichten mögen, sondern haben, mehrer unhail zue verhueten, dem wesen nur zuesehen muessen. Sechs per-sonen seind vor dem haus erschossen worden, soll auch dem Plateissen ein söhn geplieben sein, sonst aber ist niemand umbkommen.