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V Praze, 5. března 1611.



[Virtmberský agent v Praze vévodovi Virtmberskému]: obchodnici poskytli půjčku na výplatu Pasovských; Malostranští uspořádali prosebné průvody na hrad; císař dal odstraniti pasovské stráže, Pasovští mají stráž před zámeckou branou, stavovští u kostela a koruny; Pražané podnikli útoky přes řeku u Zbraslavě a u ostrova Vel. Benátek; Staroměstští odehnali od brány ženy [z Malé Strany], které chodily nakupovat potraviny; chtějí přepadnouti Malou Stranu, kde se nejvíce boji, čtveráků; Pasovští na Malé Straně si počínají násilnicky; včera byl ve Velvarech zajat Tengnagl a s celým průvodem dopraven do Prahy; o vojsku elsaském.

Kopie ve státním archivu ve Štutgartu: Unionsakten, tom. XI., fol. 526-529.

Durchleuchtigster etc. Man hat den 2. dis alle hofhandelsleüt erfordert und von ihnen ein anlehen auf 100.000 ss. begehrt, welches sie an silber und wahren, jeder nach seinem vermögen, auf der landofficir (denen doch die herrschaft Cromaue darfür eingeseczt würd) Versicherung hergeben und schon heüt geliefert, derohalben man gueter hofnung, dis volk solle von einen dritteil an geld, dritteil tuch und dritteil silber bezahlt und von uns abgeführt werden. Weiln aber die not je lenger je grosser würd und viel burger bereit haus und hof verlassen und gewichen, haben sich den 2. und 3. dis die übrigen mit weib und kind im schloss versamblet, ir Mt. ein fuesfall zu tun und zue bitten, dass doch die not und gefahr möchte abgewendet werden. Weil sich ir Mt. aber nicht sehen lassen, ist es damals verblieben und heünt wider vorsamlet, mit heller stim anfahen zu schreien, darauf sie zur gedult vermahnet und vertröstet worden, in zweien tagen das volk zu bezahlen, und haben ire Mt. auch ernstlich befohlen, die passauische wacht vom schloss abzuschaffen. Hat es doch Sulcz, villeicht der vorstehenden gefahr halb, nicht tuen wollen, sondern sich selbst erst ins schloss losiert und wachen 400 Passauer vor und under dem schlosstor, doch nicht weiter hinein, als das tor gehet, die von den stenden aber geworbene blaue röcklein haben ir wacht bei der kirchen und cron, dann sie trauen nicht.

Die Altund Neüstetter haben besaczung bekommen, darauf den andern dis ein mei oberhalb der statt bei Königssaal [sich] uber das wasser begeben, weil sie aber zue früe verkundschaft worden und auf 15 oder 1800 Passauer reüter hinausgeseczt, dieselben wider zurückgewichen und in 16 blieben. Den 3. dis haben sie abermalen underhalb der statt 16 schif mit Soldaten auf eine insul, Qross-Venedig genant, geführt und dieselbe stercker beseczt; ob sich nun wol die Passauer wider understanden, sie abzutreiben, ist es doch verblieben, derohalben wir nicht wissen, woran wir seien. Weil die hungersnot so gross, haben die Altenstetter vergönnet, dass die weiber etlich tag hinubergangen und einkauft, heünt aber ist der termin aus, wollen es nicht mehr gestatten, haben bis 100 weiber, so einkaufenshalb hinubergangen, bis 12 uhr vor dem tor warten lassen* doch entlich abgewiesen, und da dieselben nicht gehen wollen, mit wasser under sie gössen und entlich gar mit steinen geworfen, also dass sie weichen und lehr abziehen, die aber, so am meisten geld gehabt, vom thaler 3 weissgroschen den Soldaten geben muessen. Wollen die statt gar versperren und an underschiedlichen orten herüberfallen und, wie sie sagen, den vogl mit dem nest haben; da es, und wie man sagt, heünt diese nacht geschieht, wird mancher unschuldig leiden muessen, dann, wie man sagt, neben den Soldaten uber die 4000 stweracken vom gemeinen pöfel mit eisenflegeln und böhemischen ohrlöffeln in den beeden stetten, die gehen wie das unvernünftige vieh hinein, vor denen sich am meisten zu befahren.

Vor 3 tagen haben etlich von den Passauern, so beim Kleinsdrettl einlosiert, nach dem essn confect begert, weil es aber nicht zu bekommen gewest, sich uneinig gemocht, die währen ausgezogen und einen alten kais. hofeammerrat und secretarium Johan Polez (dann sich bei diesem wesen oft 2, 3 oder mehr hausleüt zuesammen in ein haus begeben, so an diesem ort auch ist, da Kleinsdrettels, Altensteig [Jakub Altensteig, sekretář dvorské komory.] und Polz mit weib und kind beisamen gewest) jämmerlich uber den köpf verwundet, dass er auf dem tod ligt. Obwol die täter eingezogen und ihnen nichts geschenkt würd, geschieht doch täglich dergleichen. In summa wir siezen uf der Kleinseiten zimblich warm, Gottes hilf muess uns erretten, das ander ist alles verlohren.

Gestern hat der Tengnagel sein anbefohlene commission vorgenommen, wie man sagt, auf 300.000 ss. (ausser anderm schaez), so dem Mons. Ramee gehört, mitgeführt, neben dem engelendischen gesandten, den burgermeister von Staaden und einem kais. hofeammerrat Megckhbach etc., die von hier nach haus geraist, under einer confoy von 100 pferden mit sich gehabt. Als solches die Altstetter erfahren, ihnen nachgeseezt, ihre confoi die flucht geben, sie die gesandten und herrn aber samentlich zue Welwarn, 3 meil von hier, erdapt, gefangen, in die Altstatt gebracht, dem Tengnagel das geld und was er sonsten auch von briefen (deren er zwar die meisten zerrissen), genomben worden. Obwol den gesandten schwerlich etwas geschieht, so würd doch dieser handel von dem Tengnagel erfahren werden und wohin es angesehen, er sagen müessen; Schüssen diesen nachmittag sterker als noch nie herüber.

Reü[s]chenberger [Jan Reuschenberg (též Rauschenberg), císařský plukovník; o jeho najímání vojska v Elsasku srovn. Chroust, Briefe und Akten IX., pozn. 1.] soll das im Rlsäss obgedankte volk in Lüzelburg angenommen und vom herzog zue Lottringen, im land Limpurg sein musterblacz zue halten, solle erlangt haben; wohin es angesehen, kan ich nicht erfahren.

Datum Prag den 23. Februarii/5 Martii- anno etc. 1611.




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