Und nun, Herr Kollege Dr. Neuwirth, gestatten Sie mir,
daß ich trotz Ihrer aufgelegten Zwischenrufe ein weiteres
Dokument zum Vortrag bringe, ein Dokument, welches die Seriosität
Ihrer Agitation in den Grenzbezirken illustriert. In meinem Wahlkreis,
in der Gerichtsbezirksstadt Ronsperg, ist folgendes Plakat angeschlagen
worden, dessen Wortlaut ich hier zur Verlesung bringe. Es ist
in Reimen gehalten und verzeihen Sie, meine Damen und Herren,
wenn die Orthographie nicht immer stimmt, aber das ist zumeist
bei Dokumenten deutschvölkischer Gesinnung der Fall. (Posl.
dr Neuwirth: Das ist eine unerhörte Frechheit!)
Das Plakat lautet (ète): [ ] (Posl. dr Neuwirth:
Nun sagen Sie, was hat damit die Politik, was hat damit der Ausgleich
und was hat die SdP damit zu tun?)
Was Ihr Treiben noch mit Politik zu tun hat, Herr Dr. Neuwirth,
das müssen Sie selbst erklären. Das kann nicht ich erklären.
So wird die Bevölkerung mit allen Mitteln eingeschüchtert
und mit allen Mitteln verrückt gemacht. Eine weitere Duldung
dieser Zustände bedeutet eine freiwillige Abdankung der Staatsautorität.
Dabei bin ich überzeugt, daß ein klares Wort und eine
feste Haltung die Nebel zerstreuen könnte, die über
dem Grenzlande liegen. (Výkøiky. - Místopøedseda
dr Markoviè zvoní.) Dies wünschen wir im
Interesse des Staates genau so wie im Interesse der deutschen
Bevölkerung. (Posl. dr Neuwirth: Für die Sie nicht
mehr das Recht zu sprechen haben!)
Ich habe die innere Verpflichtung, gerade den Kollegen von den
èechischen Bänken zu sagen, daß sie nicht mehr
viel Zeit zu verlieren haben. (Výkøiky posl.
dr Neuwirtha.) Herr Kollege Dr. Neuwirth, im Dritten
Reiche werden Sie mir das Reden verbieten können, in diesem
Parlamente noch nicht! Ich bin genau so durch das Vertrauen der
Wähler hieher geschickt wie Sie. Wir sind noch nicht im Dritten
Reich, Herr Kollege Neuwirth. (Posl. dr Neuwirth: Es
ist eine Gemeinheit, so zu reden in dieser Situation! Schämen
Sie sich!) Wenn wir die Dinge, und das sage ich wieder an
die Bänke der èechischen Kollegen, nicht innerpolitisch
zu lösen vermögen, so wachsen in unserem Grenzgebiete
die Voraussetzungen für einen europäischen Konflikt.
Èechen und Sudetendeutsche tragen in dieser Stunde eine
unerhörte Verantwortung vor der Geschichte und vor Europa.
Sollte es dahin kommen, daß die letzten Brücken zwischen
den Völkern unseres Landes zerbrechen, dann könnte ein
gewaltiger Konflikt zwischen der deutschen und der slavischen
Welt heraufziehen. Weil ich überzeugt bin, daß eine
bessere Zukunft des Kontinents nur auf der dauernden Freundschaft
zwischen Deutschen und Slaven begründet werden kann, darum
kämpfen wir bis zur letzten Konsequenz für einen friedlichen
Ausweg. Die deutsche Sozialdemokratie steht und fällt mit
den humanistischen Prinzipien Masaryks, mit der Idee des Friedens
und der nationalen Verständigung. (Výkøiky.
- Hluk. - Místopøedseda Markoviè
zvoní.) Darum aber erwarten wir auch, daß die
Tapferkeit und der Mut unserer deutschen sozialdemokratischen
Arbeiter ihr Echo finden wird in der Politik des Landes, daß
die Èechen uns Sudetendeutschen ihren Beitrag leisten für
den friedlichen Aufbau der Republik zu einer freien Völkerheimat,
ihren Beitrag zur Rettung des Friedens und der Freiheit in Europa.
Zur Vorlage selbst habe ich zu erklären, daß sich der
deutsche sozialdemokratische Klub unbeschadet seiner positiven
Einstellung zum Staat und zu seinen demokratischen Grundlagen
an der Abstimmung über diesen Regierungsantrag nicht beteiligen
wird. (Potlesk poslancù nìm. soc. dem. strany
dìlnické.)
Meine Damen und Herren! Zunächst eine Bemerkung. (Hluk
a rùzné výkøiky.) Der Herr Koll.
Jaksch hat soeben . . . (Hluk a rùzné
výkøiky.) So etwas bringt mich nie aus der Ruhe,
ich fürchte mich vor nichts. (Místopøedseda
dr Markoviè zvoní.)
Der Herr Koll. Jaksch hat eben bewiesen, daß er,
der anfangs behauptete, die Ruhe herstellen zu wollen, hier den
Zankapfel des Hasses hineingeworfen hat.
Ich habe nun zunächst, bevor ich zu der Vorlage spreche,
eine Erklärung meines Klubs vorzulesen:
"Die trotz unserer Warnungen dem Hause zur Beschlußfassung
vorgelegte Unteroffiziersvorlage sowie die nachfolgende Gendarmerievorlage
verpflichten die Sudetendeutsche Partei in Anbetracht des Ernstes
der innerpolitischen Lage vor aller Öffentlichkeit Folgendes
festzustellen:
Ebenso wie die gestern im verfassungsrechtlichen Ausschuß
vertagte Staatsbürgerschaftsvorlage der Regierung, so ist
auch diese Unteroffiziersvorlage der Regierung ein neuerlicher
Beweis dafür, daß immer noch die praktisch wi rksame
Einsicht zur Abkehr vom bisherigen innerstaatlichen System fehlt.
Während einerseits in offiziellen und inoffiziellen Gesprächen
dem Auslande und dem Sudetendeutschtum eine weitgehende Lösung
der Nationalitätenfrage und die rascheste Herstellung der
entsprechenden Rechtsverhältnisse andauernd versprochen wird,
besteht die Regierung immer noch auf der Annahme von Gesetzen,
deren Fassung neuerliche Möglichkeiten einer Rechtsminderung,
neuerliche wirtschaftliche und soziale Benachteiligungen und neuerliche
Ursachen zur Erhöhung der innerstaatlichen Spannungen auslösen
kann.
Aber nicht nur diese Regierungsvorlagen machen den Glauben daran
unmöglich, daß über Versprechungen hinaus der
gute Wille zu einer grundlegenden Veränderung des für
ganz Europa unheilvollen innerstaatlichen Systems vorhanden ist.
Zwar hat man diesmal eine weitergehende Amnestie als jemals vorher
erlassen. Aber das System, das zur Überfüllung der Gefängnisse
führte, wurde noch durch keine öffentlich sichtbare
Maßn ahme geändert. Vielmehr machen sich schon wieder
Symptome bemerkbar, dieses System neuerlich fortwirken zu lassen.
Auch hat man trotz unserer Vorstellungen noch keine Anwälte
sudetendeutschen Vertrauens für die § 6-Schutzgesetzprozesse
bestellt. Auch ist die Wiedergutmachung der sozialen Entrechtung
und staatsbürgerlichen Diffamierung deutscher Staatsangestellter
und Lehrpersonen, die wegen der bloßen Mitgliedschaft zur
ehemaligen deutschen Nationalpartei und deutschen nationalsozialistischen
Arbeiterpartei massenweise diszipliniert wurden, ausgeblieben.
Hingegen können wir beweisen, daß nicht nur durch die
Presse der èechischen Regierungsparteien, son dern auch
schon von Seiten staatlicher Organe, ja sogar durch den Erlaß
eines Ministers Versuche zu neuerlicher Diffamamierung und Disziplinierung
gegen deutsche Staatsbedienstete und Lehrer im Gange sind. Es
genügt hier hervorzuheben, daß sogar der èechische
Kreisgerichtspräsident von Troppau Dr. Reinelt sich in dieser
Richtung betätigt, indem er einen deutschen Gerichtsbeamten
nur deswegen in ein Untersuchungsverfahren zog, weil er am 1.
Mai sein Wohnhaus mit Staatsfähnchen und SdP-Fähnchen
in gesetzlich erlaubter Form schmückte. Selbstverständlich
müssen wir die Bestrafung selbst eines Kreisgerichtspräsidenten
verlangen, wenn er sich verfassungswidrig benimmt. Die Gesetze
sind nich nur zum Schutze der Èechen, sondern auch zum
Schutze der Deutschen zu handhaben. (Potlesk poslancù
sudetskonìmecké strany.)
Wir stellen fest, daß die Regierung zwar Versprechungen
macht, aber keine entsprechenden Beschlüsse faßt, Erlässe
herausgibt und zuwiderhandelnde Organe nicht bestraft. Es wurden
auch Gemeindewahlen versprochen. Tatsache ist, daß bis heute
nur in 738 Gemeinden von mehr als 3.000 deutschen Gemeinden Wahlen
ausgeschrieben wurden. Es fehlen darunter vor allem die meisten
größeren deutschen Städte. Die Regierung will
also noch immer nicht im Geiste echter Demokratie (Hluk.) den
seit den Parlamentswahlen von 1935 klaren Willen der deutschen
Bevölkerung in den deutschen Gemeinden zur Geltung kommen
lassen. Wie soll denn das Sudetendeutschtum und das Ausland glauben,
daß die Regierung uns eine noch weitergehende Selbstverwaltung
gewähren will, wenn sie nicht einmal die gesetzlich verpflichteten
und schon vorhandenen Möglichkeiten innerhalb der Gemeindeverwaltung
in vollem Maße verwirklichen will?
Wir müssen aber sogar feststellen, daß die Regierung
nicht einmal in der Lage ist, gegenüber deutschfeindlichen
Ausschreitungen seitens èechischer Bevölke rungskreise,
wie die Vorfälle von Troppau und kleinere Vorfälle andererorts
beweisen, zulänglich durchzugreifen. Vielmehr treten sogar
staatliche Organe selbst als Ruhestörer auf und Staatspolizisten
hindern nicht die èechischen Ruhestörer, sondern prügeln
bis zu schweren Verletzungen die zu schützende deutsche Bevölkerung.
Wenn aber sogar Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten mitunter
Tage lang, wie die Vorfälle in Troppau, Falkenau a. d. Eger
und anderswo beweisen, ungehindert durch ihre Vorgesetzten und
ungehindert durch die staatlichen Sicherheitsorgane [ ] auftreten
können, ohne daß die Kommandanten und Inspektionsoffiziere
einschreiten und ohne daß Bestrafungen erfolgen, dann ist
der innerstaatliche Zustand schon besonders bedenklich. (Potlesk
poslancù sudetskonìmecké strany.) Es
ist auf alle Fälle ein Zeichen [ ], wenn sich staatliche
Organe und Angehörige der Armee in einem entgegengesetzten
Geist betätigen, als er von den höchsten Stellen des
Staates selbst Diplomaten des Auslands gegenüber zum Ausdruck
gebracht wird. (Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.)
Wir verlangen daher als Beweis Ihres guten Willens die öffentliche
Veru rteilung der Geschehnisse von Troppau und Falkenau, Bestrafung
aller schuldigen Staats- und Armeeorgane und Bericht in diesem
Hause über den Vollzug der Strafen. (Rùzné
výkøiky. - Hluk. - Místopøedseda
dr Markoviè zvoní.)
Wir fragen Sie aber: Was haben angesichts dieser Ereignisse und
Tatsachen die èechischen politischen Parteien als Träger
der Regierung getan? Während Konrad Henlein und die Amtswalter
der Sudetendeutschen Partei seit Wochen andauernd durch öffentliche
Aufrufe, interne Weisungen und persönliche Einflußnahmen
die mit Recht erbitterte deutsche Bevölkerung zur Ruhe und
Ordnung verhalten haben, geschah nichts Gleichartiges von Seiten
der Führung der èechischen Regierungsparteien oder
von Seiten der Národní jednotas. Im Gegenteil, die
Presse der verantwortlichen èechischen Parteien, vor allem
die Presse jener Partei, der bis zur Wahl der Herr Staatspräsident
selbst angehörte, hetzt, hetzt und hetzt die èechische
Bevölkerung und damit auch die èechischen Beamten,
Sicherheitsorgane und Armeeangehörige dauernd gegen das Sudetendeutschtum
auf. In jüngster Zeit wird sogar unter Nennung von Personennamen
und Fi rmen eine öffentliche Boykotthetze in Zeitungen und
Flugblättern betrieben, ohne daß im Sinne der Gesetze
die Staats anwaltschaft einschreitet. (Rùzné
výkøiky.) Uns hat man den Prozeß gemacht
und hat uns konfisziert. Auf diese Art wird die Disziplin der
Gendarmerie, Polizei, Gerichtsorgane und Armee von Ihnen selbst
systematisch untergraben. Nur so ist es möglich, daß
Polizisten und Soldaten teilhaben an der Gefährdung von Ruhe
und Ordnung und nicht die objektiven Hüter staatsbürgerlicher
Sicherheit sind. Wenn nicht die Parlamentarier, Ordner und Amtswalter
der SdP in Troppau, Falkenau usw. immer wieder eingegriffen hätten
und eingreifen würden, dann wäre es schon zu weit Schlimmerem
geko mmen als bisher. Uns verdanken Sie heute die Ruhe und Ordnung
in den Grenzgebieten. Sie aber sind Mitschuldige der steten Gefährdung
der innerstaatlichen Ruhe und damit des Friedens, weil Sie nicht
den Mut haben, öffentlich gegen die Hetzer in Ihrem Volke
aufzutreten, weil Sie Ihre Journalisten hetzen lassen und weil
manche von Ihnen, getrieben von falschen Illusionen, mithetzen.
Zum Beispiel ist der größte Hetzer in Troppau dort
zu Hause und darum ist die Bevölkerung dort so verhetzt.
(Hluk a výkøiky.)
Es scheint beinahe so, als ob der größte Teil der èechischen
Presse und gewisse politische Gruppen besonderen Wert darauf legen
würden, das Vermittlungswerk gewisser Großmächte
zu stören und lieber die Verantwortungsträger der Regierung
vor dem ganzen Auslande bloßz ustellen als nationalpolitische
Konzessionen zu machen, die wir als Ihren Beitrag zum Frieden
annehmen könnten. (Hluk a výkøiky.)
Täuschen Sie sich nicht, meine Herren, ein solches gefährliches
Spiel wird sehr leicht durchs chaut! Täuschen Sie sich nicht
auch über uns! Wir lassen mit uns nicht spielen! Wir werden
der Welt beweisen, wenn das so weiter geht, wer der eigentliche
Ruhe- und Friedensstörer in diesem Lande der Mitte Europas
ist. Wir werden die Ruhe bewahren, solange es menschenmöglich
ist. Aber wenn sie auch uns einmal verloren geht, dann wird die
Welt wissen, daß Sie schuldig sind. (Souhlas a potlesk
poslancù strany sudetskonìmecké.)
Es ist äußerste Zeit, daß Sie wirklich den guten
Willen beweisen. Die ganze Welt wartet auf den Friedensbeitrag.
Das Ansehen Ihrer Nation und das Vertrauen zu Ihrer staatsbildenden
Kraft steht auf dem Spiele! Hier können nur Taten helfen,
aber nicht mehr Versprech ungen.
Da will ich nun gleich das, was in der vorgelesenen Kluberklä
rung allgemein gesagt ist, an Hand von Originalakten usw. belegen.
Ich könnte auch noch mehr bringen, aber die Redezeit ist
so beschränkt, daß wir ja nicht mehr sprechen können.
Da habe ich eben die jüngste Angelegenheit telephonisch bekomm
en, wie zur Sicherung der Ruhe und Ordnung des Staates und zur
Minderung der zwischennationalen Spannungen gearbeitet wird. Da
ist für Sonntag in dieser kritischen Zeit in der deutschen
Stadt Mies ein Sokolfest angesetzt worden. (Hluk a výkøiky.)
Hören Sie doch zu! Der Bezirksleiter unserer Partei hat
sich, um zu vermeiden, daß es zu Zwischenfällen kommt,
an die Polizeileitung gewandt und erklärt (Hluk.), er
mache ei ne festliche Veranstaltung der deutschen Bevölkerung
von Mies in einem Orte außerhalb der Stadt, damit die Deutschen
draußen und die Èechen drinnen sind, wenn sie schon
spazierengehen wollen in einer urdeutschen Stadt, damit kein Zusammenstoß
vorkommt. Das hat unsere Partei veranlaßt, nicht etwa der
Herr vom Sokol. Und was macht die Polizei? Die Polizei stellt
Bedingungen. Sie macht Umstände; statt daß sie dankbar
wäre, daß er unsere Bevölkerung aus der Stadt
herausnimmt, damit nichts passieren kann, macht sie ihn persönlich
haftbar, daß nirgends was passiert und niemand mit dem Gruß
grüßt, der für uns eine Selbstverständlichkeit
ist (Souhlas a potlesk poslancù strany sudetskonìmecké.)
und der viel freundlicher ist als der, den Sie erlauben, und
außerdem verlangt er noch, daß nicht nur die Staatspolizei
hinkommt, sondern daß noch die SdP dafür, daß
sie die Ruhe und Ordnung sicherstellt, pro Staatspolizist Kè
20 bezahlt. (Smích poslancù strany sudetskonìmecké.)
Die hätte der Sokol zu bezahlen, wenn er in so kritischen
Zeiten im deutschen Gebiete Spaziermärsche veranstalten will.
(Hluk a výkøiky.) Das verstehen Sie nicht,
was ich sage. Ich bin überzeugt, in England wird man das
verstehen. (Hluk.)
Nun habe ich hier Protokolle mit vereidigten Zeugen und mit Unterschriften
über das Verhalten von Soldaten. Wir sammeln diese Protokolle
und haben mehrere. Falkenau: Ich kann nicht alles verlesen, weil
die Zeit nicht reicht, die Redezeit ist bloß auf eine kurze
Zeit festgesetzt. Ich stelle fest, in Falkenau kam es deswegen
zu Unmöglichkeiten, weil es die Soldaten für notwendig
befunden haben, in der Stadt am Bürgersteig in Reihen zu
gehen und die Bürger vom Gehsteig herunterzustoßen.
Das konnten sie paar Tage lang tun, und die Offiziere haben zugeschaut.
So haben Sie die Armee in der Hand! Zu diesen Ansammlungen von
Menschen kam es schon oft, weil die Soldaten in Viererreihen und
Dreierreihen am Gehsteig, zu einem formierten Zuge zusammengestellt,
auf und abgingen, und wenn ihnen jemand von der Zivilbevölkerung
entgegenkam, haben sie ihn vom Gehsteig heruntergestoßen.
Desgleichen geschah es am 5. Mai gegen 19 Uhr, daß 6 Soldaten,
darunter drei Unteroffiziere . . . (Smích.) - Lachen
Sie nicht! Sie lachen über die Disziplinlosigkeit in Ihrer
eigenen Armee! (Souhlas a potlesk poslancù strany sudetskonìmecké.
- Posl. Hollube: Das ist keine Armee mehr! - Hluk
a výkøiky.) 6 Soldaten, darunter drei Unteroffiziere,
gingen an der verkehrstechnisch gefährlichsten Ecke Sommergasse-Kreuzgasse
in provokativer Weise in Viererreihen auf der Fahrbahn und trotz
mehrmaliger Signale wollten sie die Fahrbahn nicht frei geben
. . . (Hluk a výkøiky. - Místopøedseda
dr Markoviè zvoní.) Auf diese Art kam es zu
all den Vorfällen, die wir hier haben. (Hluk. - Místopøedseda
dr Markoviè zvoní.)
Ich gebe Ihnen einen anderen Beweis. (Hluk.) In Mähr.
Schönberg . . . (Hluk. - Místopøedseda
dr Markoviè zvoní.) Da ist ein Protokoll, niedergelegt
und festgestellt von Anwälten. Raimund Kolb, Gastwirt in
Benisch, gibt an (ète): "In der Nacht vom 5.
auf den 6. Mai befand ich mich 10 Minuten nach Mitternacht in
meinem Gastlokal mit den Herren Bruno Bayer, Kaufmann, Alois Appel,
Schuhmacher, Arnold Lang, Fabrikant. Die Herren waren im Begriffe
auszutrinken, da ich um 12 Uhr nachts mein Lokal zu sperren habe.
(Hluk.) Plötzlich kamen in etwas lauter Weise 4 Militaristen
ins Lokal, und zwar ein Zugsführer, ein Korporal und 2
Soldaten. Noch ehe sie sich gesetzt hatten, trat der Korporal
auf mich zu und schrie mich an, ob ich nicht wüßte,
was sich gehört, wenn Gäste ins Lokal kommen, ob ich
nicht wüßte, daß ich zu bedienen habe."
Darauf kam es zu Unterhaltungen, wobei sogar das Bajonett gezogen
worden ist. (Hluk.) Da haben wir Hunderte von Fällen,
wie sich die Soldaten in den einzelnen Garnisonen benehmen. [
] (Hluk. - Místopøedseda dr Markoviè
zvoní.) Wir haben aber noch viele andere Dinge.
Ich will neues Material vorbringen. (Ukazuje fotografii.) Das
tut die Staatspolizei, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen.
Sie stellte am 1. Mai am Festplatze in Grottau eine Kompanie Gendarmerie
mit leerem Schußraum zum Schießen auf, und damit sollen
wir die Bevölkerung beruhigen. (Hluk a výkøiky.
- Místopøedseda dr Markoviè zvoní.)
Das habe ich einem englischen Parlamentskollegen gezeigt,
er hat sich an den Kopf gegriffen, was hier möglich ist.
Wenn z. B. ein paar Leute zum Geburtstag Henleins ein paar Rufe
ausstoßen und der Polizeimann sogar Alarm blasen und Polizisten
auf die Geburtstagswünscher losläßt, wie das in
Asch war, wird man es begreifen, daß die Bevölkerung
in höchster Erregung ist und daß die Dinge nicht so
sind, wie sie sein müßten.
Ich habe auch noch andere Sachen hier, wo ich beweisen kann, daß
derselbe Polizeileiter, der sich außerdem besäuft und
mit Hausknechten früh auf der Straße herumliegt, immer
noch Polizeileiter ist, außer dem ein Jednota-Mann und fungiert
zugleich als Polizeiverwalter - der Akt ist im Ministerium des
Innern. Die Prager Polizei hat Leute geprügelt, wie das in
einem Automaten geschah, und auch an anderen Stellen. (Hluk.)
Ich habe das ärztliche Zeugnis hier. Die Leute suchen
auf der Polizei Schutz. Obwohl sie bluten, nimmt die Polizei das
Protokoll nicht auf. Auch zwei ausländischen Staatsbürgern
ist das in Prag passiert. Das diplomatische Nachspiel werden Sie
auch bekommen. Ich habe aber noch nicht gehört, daß
gerade Ihre Partei, (obrácen k posl. Bergmannovi) zur
Disziplin aufgerufen hätte, wie wir das bei unserer Anhängerschaft
getan haben. Sie haben noch keine Aufrufe an Ihre Mitgliedschaft
zur Erhaltung der öffentlichen Ruhe erlassen oder sie aus
Ihrer Partei ausgeschlossen. Beweisen Sie erst einmal, daß
Sie Disziplin aufbringen in Ihrer Parteimitgliedschaft, in Ihrer
Polizei, in Ihrer Armee, wie wir sie in unseren Organisationen
besitzen. (Potlesk poslancù strany sudetskonìmecké.
- Ukazuje vysvìdèení.) Hier haben
Sie das ärztliche Zeugnis der Spitalsleitung von Troppau
über eine 85jährige Frau, die zusammengeprügelt
worden ist, über den Dr. Hampl, der zusammengeschlagen worden
ist, daß ihm Knochensplitter ins Gehirn drangen. Was ist
dagegen geschehen? Nichts.
Oder hier haben Sie die übrigen Beweise. (Ukazuje fotografii.
- Posl. Bergmann: Nic nedìláte! Neprovokujete!
Jenom ty hákové køíže malujete
a pomníky poškozujete!) Nennen Sie das Parteimitglied,
das das getan hat! Wir schmeißen solche Leute sofort hinaus,
aber Ihre Partei schmeißt die Leute nicht hinaus, wenn sie
mit Revolvern auf die Bevölkerung losgehen, oder wenn ein
Offizier mit 10 Mann mit gezogenem Revolver durch die Stadt zieht.
Wahrscheinlich hat er Angst gehabt. (Výkøiky:
Co v Šumperku?)
Was Mähr. Schönberg betrifft, so hat Ihre Partei keine
1000 Kè auf den Täter ausgesetzt, wie wir, wahrscheinlich
haben Sie Angst. Wir aber haben es getan. (Potlesk poslancù
strany sudetskonìmecké.) Wir wissen auch, daß
die Polizei den Spuren nachgegangen ist, daß die Spur in
einem èechischen Ort, wo kein Deutscher war, geendet hat,
und daß die Polizei den Polizeibericht spurlos verschwinden
ließ. Dafür haben Sie in der "Tonschau" Bilder
mit verhetzenden Überschriften aufgenommen, die durch alle
Kinos laufen und so wird mit amtlicher Zensur-Zustimmung die èechische
Bevölkerung neuerlich verhetzt, obwohl der Täter nicht
einmal erwiesen ist. Ich kann Ihnen nur das eine sagen: Am Masarykdenkmal
hat sich noch kein Deutscher vergriffen und wird sich auch kein
Deutscher vergreifen. (Potlesk poslancù strany sudetskonìmecké.)
Wir hätten aber auch nach Schönberg ein schöneres
Masarykdenkmal hingesetzt. (Výkøiky. - Hluk.
- Posl. Bergmann: Tèm dokumentùm nevìøíme.)
Sie glauben ja überhaupt nichts mehr, weil Sie ja nur
an jede Unvernunft glauben.
Ein anderes Kapitel ist die Bojkotthetze in Ihrer Presse. So hetzt
man (ukazuje fotografii), so gehen die èechischen
Zeitungsträger in Prag herum. Das ist eine Originalphotographie
und die Polizei greift nicht ein. (Posl. Bergmann: To je falšované.)
Das ist nicht falsch, ich lasse mich von Ihnen nicht als Fälscher
hinstellen. Sie glauben deshalb, weil Sie die Welt belügen,
haben wir Grund, Sie zu belügen. (Potlesk poslancù
sudetskonìmecké strany. - Výkøiky.)
Nein wir belügen die Welt nicht. Wenn der Herr Staatspräsident
oder der Herr Ministerpräsident mit solchen Geistigkeiten,
auf solchem geistigen Niveau Staatsfragen lösen will, dann,
meine Herren, ist der Staat verlassen. Das wissen Sie auch ganz
genau, daß Ihre Partei (obrácen k poslancùm
èsl. strany nár. socialistické) die Hauptu
rsache ist, daß es in den letzten Wochen nicht einmal zu
dem kam, was Ihre Diplomaten in London, Paris und Berlin versprochen
haben. Wir sind ganz genau im Bilde. Hier sind die Flugblätter,
die du rch die Zensur verbreitet werd en können. In Troppau,
wo man Menschen, die die Staatsflagge und die SdP-Fahne ausgehängt
haben . . . (Hluk.) In diesem Falle war allerdings der
Angreifer das Parteiblatt des Herrn Ministerpräsidenten Hodža
selbst. Ein sehr bedauerlicher Fall für diese Partei, wenn
der Ministerpräsident den Diplomaten Dinge erzählt und
seine eigene Partei das Gegenteil davon tut. Hier haben Sie Beweise.
Aber den Höhepunkt der Verhetzung leistete sich der Neffe
eines hohen Herrn im Melantrichverlag, der Protegé Herr
Dr. Ripka, der sich sogar anmaßte, dem Foreign office Belehrungen
zu erteilen, und den Höhepunkt leisteten sich die Organe
Ihrer Partei und der lidová strana. Wir kennen die Leute
ganz genau, die hier das èechische Volk verhetzen. Über
Einzelheiten sachlich zu sprechen, Ihnen sachliches Material vorzulegen,
dazu sind Sie nicht fähig, aber ich sage Ihnen eines: Das
èechische Volk wird einmal Ihnen keine Denkmäler setzen.
Davon bin ich überzeugt. (Potlesk poslancù strany
sudetskonìmecké.)