Innerpolitisch ist derzeit das Regierungsabkommen vom 18. Feber
das Instrument zur Lösung der innerpolitischen nationalen
Differenzen. Mein Herr Vorredner hat behauptet, wir suchten und
erhielten darin Privilegien. Meine Damen und Herren, Privilegien
brauchen wir nicht, wir wollen nur das gleiche Recht haben und
weisen jene Privilegien zurück, die auf dem Rücken des
deutschen Volkes ausgekämpft werden sollen. Privilegien lehnen
wir ab, wir brauchen keine und wir wissen was unsere Pflicht ist.
Wir wollen nur Gleiche unter Gleichen sein, nichts mehr. (Potlesk.)
Die Aufgaben, die uns durch den 18. Feber gestellt sind, sind
schwer. Schwer in Ansehung der Hindernisse in der Administrative,
besser gesagt in der inoffiziellen Administrative, welche leider
heute noch sehr wirksam entgegenarbeiten kann. Die Hindernisse
sind aber auch leider nicht geringer auf Seite der Deutschen selbst,
die das Feberabkommen grundsätzlich bekämpfen (Souhlas.)
Meine Damen und Herren, es ist doch etwas, festgestellt zu
haben, daß so und soviele Bedürfnisse unseres Volkes,
welche wir als Forderungen immer wieder angemeldet haben, tatsächlich
anerkannt werden zur Lösung in unserem Sinne und es ist sicher
der erste Anfang damit gemacht, daß wir zu einer Verständigung
im Staate gelangen, die sicher im höchsten Interesse des
deutschen Volkes im Staate und des Staates selbst ist. Dies haben
auch gestern erfreulicher Weise die Führer der zwei größten
èechischen Parteien in ihren Budgetreden anerkannt. Wir
wollen die nationale Verständigung und Zusammenarbeit. Das
ist das Programm des deutsch en Aktivismus in aufrichtiger Volkstreue
und in treuer Loyalität. Ebenso aber wissen wir, daß
das Programm des deutschen Aktivismus mit dem Feberabkommen, dessen
Erfüllung oder Fehlschlagen, steht oder fällt. Darin
liegt die Bedeutung des 18. Feber, darin liegt auch unser Streben,
dieses Instrument unseres Zusammenarbeitens mit den èechischen
Koalitionspartnern auszubauen, zu vertiefen und immer wirksamer
zu dem zu gestalten, was es sein soll und sein muß: Zusammenarbeit
ohne Hintergedanken, die Zusammenhänge in einem gemeinsamen
Interesse aller positiven Kräfte des Staates zu sammeln,
um Völker und Staat zu befriedigen. Die Voraussetzungen der
Erfüllung der Vereinbarung nach dem Übereinkommen vom
18. Feber haben sich verbessert durch Annahme der Resolution im
Budgetausschuß, wonach im Sinne der Feberrichtlinien die
Staatsausgaben nach dem Grundsatze der gerechten Proportionalität
im kommenden Jahre genauest eingehalten werden sollen. Damit hat
nicht nur die Regierung, sondern jetzt auch die ganze Koalition
den Willen zum Ausdruck gebracht, daß das sudetendeutsche
Volk den Anteil an der Staatswirtschaft erhält, der ihm gebührt.
Ich glaube, alle Deutschen, ohne Unterschied der Partei, können
froh sein, daß wir endlich zu diesem positiven Ergebnis
der Koalitionszusammenarbeit gekommen sind. (Potlesk.) Es
ist und bleibt trotz aller Kritik das Feberabkommen und diese
Entschließung für die Zukunft des Staates in Hinsicht
seiner innerpolitischen Konsolidierung sicherlich ein nicht zu
unterschätzendes Faktum.
Ich kann, wie alle meine deutschen Vorredner, es nicht verschweigen,
daß ja das Feberabkommen in der Praxis Schwierigkeiten begegnet.
Wir sind entschlossen, sie meistern zu wollen. Wir erwarten, daß
die Regierung auch auf dem beschrittenen Wege mit aller Energie
fortfährt und diese Hindernisse hinwegräumt, die sich
dieser Konsolidierung durch Verständigung in der Minderheitenpolitik
entgegenstellen, im Geistesleben, in der materiellen Auswertung
der einzelnen Belange, um die es sich da handelt.
Es müssen da alle eines Sinnes sein, daß der Staat
für alle seine Bürger da ist und alle jenen gesicherten
Schutz für ihre kulturellen, sozialen und nationalen Exist
enzbedürfnisse genißen müssen. Die Politik des
18. Feber muß deshalb auch im dauerndem Fluß bleiben.
Stills tand wäre das Ende des Glaubens an die Erfolgsmöglichkeit
des Aktivismus. Das wird wohl keiner, dem es ernst ist mit der
inn erpolitischen Konsolidierung, wünschen können. Jetzt
bietet bei der Beratung des neuen Voranschlages die Resystemisierung
die Handhabe zur vermehrten Aufnahme und entsprechenden Beförderung
im Staatsdienste von Staatsbürgern deutscher Nationalität
sowie aller anderen Minderheiten. Es gibt die erhöhte Bautätigkeit,
die bevorsteht, auch eine Handhabe zur Inanspruchnahme - mehr
als bisher - deutscher Unternehmer und deutscher Arbeiter. In
diesem Sinne kämpfen wir deutschen Aktivisten für Scholle
und Arbeitsplatz, für unsere Schule und unser kulturelles
völkisches Eigenleben. (Pøedsednictví pøevzal
místopøedseda Sivák.) Die kulturelle
Autonomie ist uns ein Ziel, zu welch em wir vorwärtskommen
müssen, welches keinem anderen Volk schaden, sondern nur
dem Staate nützen kann. Ich kann deshalb nicht recht versteh
en, warum jetzt auf einmal im Zuge der inte rnationalen Si tuation
es scheinbar abgelehnt werden sollte, von Autonomievorschlägen
zu sprechen, ja ich kann es nicht verstehen, daß gerade
die "Prager Presse" heute in einem Bericht des "Daily
Telegraph" neuerlich darauf zurückkommt, in dem sie
sich berichten läßt, daß nicht der geringste
Grund zur Annanahme vorhanden ist, daß die Prager Regierung
die Annahme eines Autonomievorschlages in Erwägung zieht.
Das mag für die Formen der Autonomie sein, die Sie nicht
zugeben wollen, das kann aber niemals auch eine Ablehnung für
die kulturelle Autonomimie sein, die auch von den führenden
Persönlichkeiten im Staate uns immer als möglich und
zulässig zugesagt worden ist. Die kulturelle Autonomie im
Staate ist kein unlösbares Problem, sondern im Gegenteil
eine geeignete Grundlage, den kulturellen Frieden unter den Völkern
im Staate endlich sicherzustellen. Es ist für uns ein Bedürfnis
bei diesem Anlasse eben hervorzuheben, daß eine solche Herabsetzung
des Gedankens der Autonomie, eine schroffe Ablehnung, als Schlag
gegen den Aktivismus empfunden wird und ich glaube nicht, daß
es Aufgabe des Organs unseres Außenministeriums sein kann,
sich dem deutschen Aktivismus und seinen Forderungen da entgegenzustellen.
Anders kann es nämlich nicht aufgefaßt werden. Denn
die Schule und der Grundsatz für unsere Schule "dem
deutschen Kind die deutsche Schule" ist ein so unbedingtes
und natürliches Recht, daß keiner, der guten Willens
ist, dem eigentlich etwas entgegensetzen könnte und sollte.
Die verfassungsmäßige Gleichberechtigung, die für
uns in der demokratischen Republik eine Selbstverständlichkeit
ist, bringt uns dieses Recht und das für uns restlose Ausschöpfen
ist unsere verfluchte Pflicht und Schuldigkeit zur Erhaltung unseres
Volkstums im Staate. Wir wollen keine fremden Kinder, aber dem
deutschen Kinde muß die deutsche Schule möglich sein
und da sollte und dürfte in Zukunft im Rahmen insbesondere
der möglichen kulturellen Autonomie auch ni emals ein Hindernis
mehr entstehen. Ich begrüße, daß in diesem Gedankengang
einer gesunden kulturellen Nebeneinainanderentwicklung der Plan
wieder auftaucht, und zwar die nahe Erledigung durch die Nationalvers
ammlung neuerlich angekündigt wurde, daß die politische
Verwaltung von der Schulverwaltung getrennt werden soll. Ich glaube,
das ist eine richtige Auffassung, die wir immer vertreten haben.
Denn das kulturelle Leben einer Nation soll rein aus diesen Rücksichten
und nicht durch Polizei und polizeiliche Ansichten beschränkt
werden. Wir fordern mit unserem Programm des deutschen Aktivismus
gewiß nur das mögliche, wir fordern das, was die Erfüllung
der Verfassung ist, wir fordern das, was die kulturellen Rechte
unseres Volkes als unveräußerlich erheischen. Der Kampf
um diese Rechte, der Kampf um die Erhaltung unseres kulturellen
Eigenlebens, der Kampf um unseren sozialen und wirtschaftlich
en Aufstieg kennt keine Hintergedanken, und entspricht auch nur
dem natürlichen Rechte und jenen Grundgedanken der Verfassung,
welche besagen: "Demokratie und Gleichberechtigung aller
Staatsbürger". Es ist selbstverständlich, daß
wir aus diesem Bestreben, unserem Volke einen festen Halt im Staate
zu schaffen und auch das Vertrauen unseres Volkes auf den Staat
zu festigen, alles ablehnen müssen, was danach aussieht,
eine Handhabe zur zwangsweisen Assimilierung, zur Entnationalisierung
unseres Volkes zu bieten. Auch das ist anerkannt, schon in der
Verfassung vorgesehen, und wir bestehen darauf, daß die
Zusage der Regierung in absehbarer Zeit verwirv klicht wird, daß
zur Ausführung des Artikels 134 der Verfassungsurkunde eine
entsprechende Regierungsvorlage der Nationalvers ammlung zugeht.
Alle diese Einzelheiten der Aufbauarbeit, die sich der Aktivismus
als Ziel gesetzt hat, erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.
Sie sollen nur ein Ausschnitt und ein Beleg für unser systematisches
Streben sein, die Versäumnisse der Vergangenheit möglichst
einzuholen, um im deutschen Volke des Staates, im Interesse des
Volkes und des Staates zu wirken, das Vertrauen zu festigen, die
Krise des Mißtrauens endgiltig zu überwinden und dem
Volke und dem Staate jene Sendung zu erfüllen, deren wir
uns bewußt sind, und die da heißt, unserem Volke die
Gleichberechtigung und das Heimgefühl auch in der Èechoslovakischen
Republik zu geben. Wer sich uns entgegenstellt, kämpft nicht
nur gegen den deutschen Aktivismus, sondern auch gegen die Konsolidierung
der Heimat. Das Opfer eines Rückschlages, wenn unsere Bemühungen
keinen Dauererfolg behalten sollten, wäre ja wieder nur in
erster Linie unser eigenes Volk, ganz abgesehen on dem Chaos,
das entstehen würde, das nicht auszudenken ist, für
das alle verantwortungsvollen Politiker die Verantwortung von
sich weisen würden. So haben wir wohl durchdacht den Weg
des Aktivismus beschritten, ihn unbeirrt durch Kritik bisher fortgesetzt,
und wollen auch weiter entschlossen Bahnbrecher des Völkerfriedens
und der Verständigung der Völker im Staate bleiben.
Für uns ist dazu Grundlage als Partei unser Programm und
unsere Taktik, welche in drei Worte sich fassen läßt,
die uns immer richtunggebend gewesen sind und auch bleiben werden:
Wir kämpfen für unser Volk, wir kämpfen für
unsere Heimat und die Mittel und Methoden unseres Kampfes sind:
Wahrheitsliebe, Gerechtigkeitssinn und Anstand. (Potlesk.)
Hohes Haus! Ich muß so wie vor zwei Jahren mit der Feststellung
beginnen, daß es Regierung und Koalition wieder einmal ausgezeichnet
verstanden haben, der Budgetdebatte ein Tempo vorzuschreiben,
durch welches es der Opposition unmöglich gemacht wird, zu
den politischen Problemen, die zur Diskussion stehen, so Stellung
zu nehmen, wie es notwendig wäre. In 5 Stunden und 1 Minute
soll die stärkste Partei dieses Staates, deren Politik heute
sowohl im Kernpunkt der inneren wie auch der außenpolitischen
Entwicklung steht, zu einem so gewaltigen Fragenkomplex, wie es
das Budget eines Jahres darstellt, Stellung nehmen und dazu noch
zu allen jenen Fragen sprechen, die gerade heute innerhalb dieses
Staates dringendst einer Klärung bedürfen. Gewiß,
meine Herren, Sie können mir sagen, daß andere Parteien
mit einer noch geringeren Redezeit auskommen müssen. Ich
erkläre Ihnen aber, daß es für uns nicht maßgeblich
sein kann, was andere Parteien zu sagen oder nicht zu sagen haben,
sond ern, daß für uns ausschließlich maßgebend
sein kann, daß wir das sagen können, wozu uns die Verantwortung
verpflichtet, die wir gegenüber unserer eigenen Volksgruppe
tragen. Sie, meine Herren in der Koalition, können es sich
freilich leicht machen, Sie können es sich leisten, sich
auch in der Budgetdebatte auf alle jene allgemein politischen
Manifestationen zu beschränken, mit denen sie in denkbar
apod iktischer Form das zu rechtfertigen gewohnt sind, was Sie
Ihre Politik nennen. Wir jedoch können nicht ohne Protest
darauf verzichten, in erschöpfender Weise zu den Angelegenheiten
der Politik Stellung zu nehmen.
Dies gilt umsomehr, als es nun einmal in jedem demokratischen
Staat nicht nur das Recht, sondern die Pflicht der Opposition
sein muß, das auszusprechen, was eine Koalition eben gemeinhin
verschweigt. Nicht für uns, aber für Sie und Ihr System
ist es beschämend, wenn derartige Proteste der Opposition
Jahr für Jahr als das ceterum censeo einer jeden Budgetdebatte
vorgebracht werden müssen.
Die innen- und außenpolitische Entwicklung des letzten Jahres
hat in jeder Beziehung den Verlauf genommen, den wir angesichts
Ihrer bisherigen Stellung uns und dem sudetendeutschen Problem
gegenüber vorausgesagt haben. Sie sind in der innerpolitischen
Lösung der nationalen Frage trotz des 18. Febers um keinen
Schritt weiter gekommen. Sie haben mit Ihrer Finanzpolitik weder
eine Besserung der finanzpolitischen Lage des Staates, noch eine
wahre Gesundung der èechoslovakischen Wirtschaft herbeizuführen
vermocht und Sie haben schließlich eine außenpolitische
Entwicklung zur Kenntnis nehmen müssen, in der - darüber
werden wohl auch Sie kaum streiten - die Passiva die Aktivposten
überwiegen. Als wir als Sudetendeutsche Partei dieses Haus
betraten und in unseren ersten großen Reden jene Probleme
aufrollten, um deren Lösung es uns ging, haben Sie in der
Einbildung, die Handhabung der in Ihrem Besitz befindlichen Machtmittel
werde genügen, die Entwicklung nach Ihren Wünschen zu
regeln, über uns gelächelt und es sich zum Programm
gemacht, die Sudetendeutsche Partei ganz einfach so zu behandeln,
als wäre sie nicht da oder stünde zumindest außerhalb
Ihrer politischen Kalkulation. Sie haben sich damit begnügt
- und das Bequeme scheint für Sie immer bestehend zu sein
- uns auf parlamentarischem Boden zu isolieren und uns draußen
in unserer Parteiarbeit Schwierigkeiten auf Schwierigkeiten in
den Weg zu stellen. Wahrscheinlich glaubten Sie. daß Versammlungsverbote.
Hausdurchsuchungen und Verhaftungen oder etwa die Anwendung bestimmter
Paragraphen des Staatsverteidigungsgesetzes genügen würden,
um uns und unser Volk so mürbe zu machen, daß wir eines
Tages vielleicht doch noch zu einem willfährigen Instrument
- man könnte es vornehmer auch Partner nennen - Ihrer Politik
werden könnten.
Meine Damen und Herren! Diese Ihre bisherige Haltung uns und dem
sudetendeutschen Problem gegenüber war zu primitiv, um erfolgreich
sein zu können. Denn Sie begingen den Fehler, die Dinge nur
so zu sehen, wie Sie sie sehen wollten. und in Ihrer politischen
Kalkulation unterliefen Ihnen Irrtümer, die nur entstehen
konnten, weil Sie sich entweder nie die Mühe nahmen, das
was wir Ihnen sagten, ernst zu nehmen, oder aber leichtsinnig
genug waren, auf das. worauf wir immer hinweisen, erst überhaupt
nicht hinzuhören.
Wir das Sudetendeutschtum und die Sudetendeutsche Partei, haben
während der letzten beiden Jahre und vor allem in den so
ereignisreichen Wochen und Monaten seit der vorjährigen Budgetdebatte
in nichts unseren bis dahin eingenommenen Standpunkt korrigieren
müssen. Ganz im Gegenteil. Die Entwicklung selbst war bisher
nur eine einzige Rechtfertigung unseres bisher eingenommenen Standpunktes.
Sie aber, meine Herren, haben korrigieren müssen. Sie haben
korrigieren müssen jene ursprüngli che Einstellung zur
sudetendeutschen Frage, die für unsere ersten Diskussionen
kennzeichnend war, bei denen Sie zunächst schlechtweg erklärten,
es gebe kein sudetendeutsches Problem, weil wir ja ohnedies mehr
bekämen als uns von rechtswegen zustünde.
Oder war es nicht so, daß Sie dann plötzlich vor einem
Jahr selbst zugeben mußten, daß eine sudetendeutsche
Frage existiert, daß die Bestimmungen der Minderheitenschutzverträge
nicht restlos eingehalten wurden und daß es Aufgabe der
Regierung sein müßte, Lösungsmöglichkeiten
für ein Problem zu finden, dessen Bestand Sie bis dahin standhaft
geleugnet hatten? Kam es nicht zu jenen bekannten Abmachungen
vom 18. Feber, zu deren Ratifizierung Sie sicherlich nie bereit
gewesen wären, wenn eine sudetendeutsche Frage tatsächlich
nicht bestünde, oder verhandeln Sie nicht auch gegenwärtig
über die Anwendung des Prinzipes der Proportionalität
innerhalb der Staatsbeamtenschaft, nur weil eben wirklich unzweifelhafte
Tatbestände diese Verhandlungen notwendig machen?
Meine Damen und Herren! Sie geben heute zu, daß die sudetendeutsche
Frage existiert. Und Sie mußten und müssen ihren Bestand
zugeben, wei Sie die Position nicht mehr besitzen, ihn zu leugnen.
Sie haben aber auch jene Ansichten korrigieren müssen, mit
denen Sie uns zu beweisen versuchten, daß die sudetendeutsche
Frage nur eine innerpolitische, nicht aber auch eine außenpolitische
Frage sei. Oder meinen Sie, meine Damen und Herren. daß
heute auch nur ein vernünftiger Mensch leugnen könnte,
daß die nationalpolitischen Verhältnisse innerhalb
unseres Staates den Gegenstand sehr ernsthafter Unterhaltungen
in den Konferenzen der Großmächte bilden?
Geben Sie sich gerade in diesem entscheidenden Punkte keinen bequemen
Täuschungen hin. Denn so verständlich es uns scheint,
daß z. B. erst gestern die beiden Koll. Beran und
Hampl mit gewiß starken Worten davon sprachen, daß
dieser Staat immer Herr seiner äußeren und inneren
Entwicklung bleiben werde, denken wir und sicherlich auch Sie
doch nüchtern genug um zu wissen, daß ein Staat von
der Größe und geopolitischen Lage des unseren, und
wären seine inneren Verhältnisse auch noch so konsolidiert,
immer mit das Objekt einer größeren Entwicklung bleiben
wird.
Daß Sie es für notwendig finden, gerade angesichts
dieser Frage das Gesicht zu wahren, ist uns verständlich.
Uns aber müssen Sie gestatten, daß Tatsächliche
zu registrieren und vor einer Beurteilung der Lage zu warnen,
die falsch sein muß, weil sie sich nur auf Illusionen, um
nicht zu sagen auf einem Selbstbetrug stützt. (Potlesk
poslancù strany sudetskonìmecké.)
So aber wie Sie Ihre Beurteilung der innen- und außenpolitischen
Bedeutung des sudetendeutschen Problem korrigieren mußten,
müssen Sie zum Dritten - und das scheint uns entscheidend
- Ihre bisherigen Meinungen auch dort korrigieren, wo Sie bisher
glaubten, mit Methoden, wie sie sich aus dem Zusammenspiel des
Abkommens vom 18. Feber und etwa der Anwendung des Staatsverteidigungsgesetzes
ergeben, ein Problem wie das unsere lösen zu können.
Sie mögen die Entwicklung des letzten Jahres wie immer betrachten,
eines muß auch für Sie als Resultat einer solchen Betrach
tung Gültigkeit haben: die Erkenntnis. daß weder die
brutale Anwendung der Meth ode: "Zuckerbrot und Peitsche"
noch der Grundsatz: "divide et impera" ausreichen, eine
Lösung der sudetendeutschen Frage ausschließlich in
Ihrem Sinn - und d. h. im Sinne des Nationalstaates - zu erzwingen.
Denn meine Damen und Herren, Sie haben das Übereinkommen
vom 18. Feber beschlossen; Sie haben mit einem unerhörten
Aufwand von Propagandamitteln und einer wie der Abg. Böhm
vom BdL es erst vor kurzem bezeugte - bis an die Grenze der Selbstaufopferung
gehenden Bundesgenossenschaft der deutschen Regierungsparteien
dieses Abkommen als ernsthaften Schritt zur Lösung der nationalen
Frage gefeiert. haben ein ganzes Jahr dazu Zeit gehabt, das Abkommen
zu verwirklichen, und stehen heute einer Situation gegenüber,
in der selbst die gehorsamsten Ihrer Bundesgenossen als Kronzeugen
einer Nichtverwirklichung Ihrer Versprechungen auftreten mü
ssen.
Sie haben uns, die Sie für die eigentlichen Urheber der sudetendeutschen
Rechtsansprüche halten, traktiert und schikaniert, haben
unseren Anhängern unter Anwendung des Staatsverteidigungsgesetzes
Konzessionen verweigert, Anstellungen vorenthalten, Enteignungen
ausgeliefert, Sie haben die Gemeindewahlen verschoben, Versammlungsverbote
verhängt und uns einer Zensurpraxis unterworfen, die in jedem
anderen Staate unmöglich wäre, und finden uns in unseren
Forderungen trotzdem unerbittlicher und konsequenter denn je.
Sie haben versucht, uns auf diese und jene Art zu diffamieren,
uns ins Unrecht zu setzen und Spaltungsmöglichkeiten in unsere
Partei zu tragen, und Sie werden doch zur Kenntnis nehmen müssen,
daß das Sudetendeutschtum in der Durchkämpfung seiner
Forderungen heute noch solidarischer handelt als bisher.
Meine Damen und Herren! Das Schlimmste für Sie mag dabei
noch die Erkenntnis sein, daß Sie nicht nur Ihre Absichten
nicht durchzusetzen in der Lage waren, sondern - und ich verweise
hier wiederum auf die außenpolitische Entwicklung - politisch
gesehen aus dem Angriff in die Defensive gedrängt wurden.