Čtvrtek 14. května 1936
Hohes Haus! Wir sind in der angenehmen Lage, wieder einmal einer
Regierungsvorlage grundsätzlich zustimmen zu können.
Mit dieser Zustimmung verbinde ich freilich zugleich die Urgenz
wegen der Kommission für Vermögensabgabe, deren Zusammentritt
wir öfters sehen möchten.
Ich muß gestehen, daß diese Vorlage nicht die Ursache
war, um meinen Urlaub abzubrechen und hier zu erscheinen, sondern
daß es vielmehr die Behauptungen waren, die Herr Sen. Wenderlich
von der kommunistischen Partei vor zwei Tagen im Senat aufgestellt
hat. Er hat es für angebracht erachtet, mich mit der Phönixaffäre
in Zus ammenhang zu bringen. Ich habe dazu zu bemerken, daß
ich den von ihm genannten mysteriösen Direktor Myšík
nicht kenne, und ebenso mit keinem wie immer gearteten Funktionär
des Phönix wie auch mit der Gesellsch aft selbst weder berufliche
noch gesellschaftliche noch sonstige Beziehungen unterhalten habe.
Der Fall Wenderlich ist meines Erachtens typisch, typisch
für die KPČ und auch für unseren Parlamentarismus.
Der normale Bürger hat sich streng zu hüten vor einem
Überschreiten der Grenzen, die ihm das Ehrenschutzgesetz
für die Kritik seiner Mitmenschen läßt und jeweils
hat er sofort die Sanktionen dieses Gesetzes bei jedem Überschreiten
der gezogenen Grenzen auszustehen. Nur den Parlamentariern ist
es bei uns vorbehalten, den Ruf ihrer Mitbürger nach Belieben
in Mitleidenschaft zu ziehen. Das Verhalten des kommunistischen
Senators Wenderlich ist eine ausgesprochene Büberei,
gegen die mir hier leider ein besonderer Schutz nicht zusteht.
Wenn Sen. Wenderlich die nötige Zivilkurage aufbringt,
wird er hoffentlich diese Behauptungen, die er im Senat aufgestellt
hat, auch anderswo erheben und mir so Gelegenheit geben, ihn vor
Gericht zu zwingen, den Beweis für die Wahrheit seiner Behauptungen
anzutreten. (Potlesk.)